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9744 Börsenblatt f. d. Dtfthn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 198, 27. August 1909. für den Vertrieb seiner Publikationen die geeigneten Leute zu finden; für seine Propaganda stehen ihm außerdem fünf deutsche in England erscheinende Zeitungen zur Verfügung, deren Leser fast ausschließlich zu den seßhaften, wohlhabenden Bürgern gehören. In den nordischen Staaten Sch weden, Norwegen und Däne mark ist die Zahl der Deutschen auffallend gering; nur in Kopen hagen finden wir etwa 9000 deutschsprechende Bewohner, darunter sehr viele kleine Handwerker und, wie wohl jedem Besucher der dänischen Hauptstadt ausgefallen sein wird, zahlreiche Musiker. Die Musikkapellen sind fast nur von Deutschen gebildet. Viel zahlreicher sind unsere Nachbarstaaten Belgien und die Niederlande von deutscher Bevölkerung durchsetzt; ihre Zahl be läuft sich in beiden Ländern auf annähernd 200 000. Hauptsitze des Deutschtums sind Amsterdam, Rotterdam, der Haag, Brüssel und Antwerpen; in letzterer Stadt nimmt das Deutschtum eine hervorragende Stellung ein; liegt doch der gesamte Großhandel fast ausschließlich in der Hand unserer Landsleute. In Brüssel und Lüttich ist dagegen das Deutschtum weniger stark ver treten. Seine Interessen vertritt besonders die »Deutsche Wochen zeitung für die Niederlande und Belgien«; außerdem erscheinen im Haag, in Rotterdam und Brüssel je eine deutsche Zeitung. Das Vereinswesen blüht auch hier sehr üppig, und besonders in Antwerpen haben sich die Deutschen in zahlreichen Vereinen zu sammengefunden. Wenden wir unseren Blick nach dem Süden Europas, so finden wir weder in Spanien noch in Italien (die zahllosen Jtalien- reisenden kommen für unsere Betrachtung nicht in Frage) er wähnenswerte Niederlassungen Deutscher; nur in Mailand und Neapel sind zahlreiche Kaufleute, darunter viele Österreicher und Schweizer, zu finden. Unter den Königreichen der Balkanstaaten ist außer Rumänien, das ich bereits oben angeführt habe, Serbien bemerkenswert. Als Handelssprache hat hier das Deutsche neben der Landessprache die weiteste Verbreitung. Die Gesamtzahl der Deutschen, die sich zum größten Teil aus Österreichern (als Kaufleute und Industrielle) und Banaler Schwaben (als Handwerker und Gewerbetreibende) zusammensetzt, mag ungefähr 7500 betragen, die hauptsächlich in Belgrad ihren Wohnsitz haben. Der Bedarf an deutscher Literatur übertrifft hier den an englischer und französischer bedeutend, wovon sich schon der Durch reisende durch Besichtigung der vielfach in deutschen Händen be findlichen Buchhandlungen überzeugen kann. Während die Deutschen in Serbien keine im Lande er scheinende deutsche Zeitung aufzuweisen haben, was sich daraus erklären mag, daß man in Belgrad die österreichischen und zum Teil auch reichsdeutschen Blätter noch am Tage der Ausgabe erhält, finden wir im benachbarten Bulgarien die in zwei Sprachen erscheinende »Handelszeitung«, die sich unter den Deutschen des Landes (deren Zahl 4000 etwas übersteigt und von denen 1700 in Sofia sitzen) einer guten Verbreitung erfreut, zumal da unsere dortigen Landsleute durchweg Kaufleute und Handwerker sind; die wenigen Arzte und in amtlichen Stellungen befindlichen Per sonen fallen nicht ins Gewicht. In Griechenland ist die Zahl der Deutschen sehr gering, da gegen hat sich insbesondere durch den Aufschwung unserer Handels interessen die Zahl der deutschen Einwohner in der Türkei stark vermehrt, und ihre Bedeutung im wirtschaftlichen Leben des jüngsten Verfassungsstaates wächst von Tag zu Tag. Ein wich tiger Faktor ist der Einfluß der deutschen Schule in Konstantinopel, die von zahlreichen Eingeborenen, und zwar den besten Elementen, mit Vorliebe für die Erziehung ihrer Sprößlinge benutzt wird, und auch der Umstand, daß die Juden und Armenier, in deren Händen der Kleinhandel liegt, sich vielfach der deutschen Sprache zu bedienen wissen. In Konstantinopel mögen ungefähr 12000 Deutsche, ein schließlich der Österreicher und Schweizer, vorhanden sein; ihre Zahl läßt sich schwerlich genau feststellen, da viele Landsleute es unterlassen, sich in die Konsulatsmatrikel einzutragen; außerdem findet man, leider, in der türkischen Hauptstadt unter den Deutschen zahlreiche verkommene Existenzen. Erwähnt sei an dieser Stelle noch die in Palästina (also in der asiatischen Türkei) befindliche deutsche Templerkolonie, die im Jahre 1868 von schwäbischen Bauern begründet, sich dank ihrer guten Beziehungen zur türkischen Regierung, zu kräftigem Wohlstand entwickelt hat und die gegenwärtig in ihren verschiedenen Ansiede lungen 2200 Kolonisten zählt. In der Hauptsache widmet sich die Bevölkerung der Viehzucht, dem Acker- und Weinbau, und ihr Handelsverkehr mit den Nachbarn läßt sie neben ihrer Mutter sprache, an der sie zäh festhalten, auch das arabische Idiom be herrschen. Während bis zur Revolution nur eine deutsche Zeitung in Konstantinopel erschien, finden wir jetzt deren zwei, die wohl beide infolge des ständigen Zuflusses deutscher Elemente ihre Berechtigung und Verbreitung finden werden. Sehen wir also bereits in Europa eine starke Verbreitung des Deutschtums außerhalb der Stammländer, so übertrifft die Zahl der in den außereuropäischen Staaten angesiedelten Deutschen diese um das Sechsfache. In einem folgenden Artikel sei auf ihre Bedeutung im einzelnen hingewiesen. Charlottenburg Costa Franco. Kleine Mitteilungen. * Internationaler Lchutz der Muster und Modelle. — Die vom 24. August 1909 ab zur Ausgabe gelangende Nummer 50 des Reichsgesetzblatts enthält unter Nr. 3669 das Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Dänemark, betreffend den gegenseitigen Schutz der Muster und Modelle, vom 12. Juni 1909. * Verband der Kreis- und LrtSvereine im Deutschen Buchhandel. — Von den »Mitteilungen des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel (als Handschrift gedruckt)« ist Nummer 6 (vom 15. August 1909) ausgegeben worden. Sie ist die erste Nummer, die der neue Verbandsvorstand (vgl. Nr. 124 d. Bl): Vorsitzender: Herr R. L. Prager, Berlin 7, Schriftführer: Herr Paul Nitschmann (in Firma: August Schultze's Buchhandlung), Berlin 24, Schatzmeister: Herr Oscar Schuchardt (in Firma: I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H.), Berlin 36, herausgegeben hat. Aus dem Inhalt sei hier folgendes angeführt: Ansprache des Vorstandes. — Die Ostermesse. - Die Ver sammlung der deutschen Sortimenter in Leipzig am 8. Mai 1909. — Hansabund und Buchhandel. Deutscher Baubuch - Verlag G m. b. H. in Frank furt a. M. — Veröffentlichung aus dem Handelsregister. Deutscher Baubuch-Verlag Gesellschaft mit be schränkter Haftung. Unter dieser Firma ist heute eine mit dem Sitz in Frank furt a. M. errichtete Gesellschaft mit beschränkter Haftung in das Handelsregister eingetragen worden. Der Gesellschaftsvertrag ist am 2. August 1909 festgestellt. Die Dauer der Gesellschaft ist auf sechs Jahre, vom I. August 1909 ab, beschränkt. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung des von dem Gesellschafter L. E. Nothofer in Frankfurt a. M. als Gebrauchsmuster an gemeldeten, dem Gesetz betreffend Sicherung der Bauforderungen vom 1. 6. 1909 entsprechenden Baubuchs. Das Stammkapital beträgt 20 000 Der Gesellschafter L. E. Nothofer bringt als Sacheinlage das von ihm als Gebrauchsmuster angemeldete, von dem Kaiserlichen Patentamt unter Nr. 8735 11a G.-M. in den Geschäftsgang gegebene Baubuch ein, das ihm mit 10 000 be wertet wird. Alleiniger Geschäftsführer ist der Kaufmann L. E. Nothofer zu Frankfurt a. M. Frankfurt a. M., den 18. August 1909. (gez.) Königliches Amtsgericht. Abteilung 16. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 200 vom 26. August 1909.) Aktien-Gefellfchast Ariftophot in Taucha. — (Vgl 1908 Nr. 283; 1909 Nr. 13, 34, 37, 51, 53, 72, 74, 78, 114, 130 d. Bl.) — Bekanntmachung. Unter Bezug auf die im Deutschen Reichsanzeiger vom 17. Mai 1909 (Nr. 115), 1. Juni 1909 (Nr. 126) und 15. Juli 1909 (Nr. 166) erfolgten Veröffentlichungen machen wir hierdurch bekannt, daß infolge von Nichteinreichung