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^ " '7« zr/m eigenen Gebrauch kosten >e ä Mark.. Mitglieder slir die ^eile 10 1?s.. siir '/, 6. 32 21?. statt M.. Sstvstelle oder ASMork bel))ostirberweisung Lj für'/, 6.17 M. statt 1SM. Stellengesuche werden mit IS-ps. pro ^ ^ Deu^chen^ lKesche»^ Richtmitg^ed^^im Z Aeil^berechnet. — In dem illustrierten Teil: für Mitglieder ^Ma^l" s?hrllch.^ach ^dem^Dusland ^erfolgt ^ieferu^ «aUml^As^.'s! 26 M°. ^6.^50 M.° für Nichts ^Züber Leivzig oder dur.' " ^ ^ MD ^^ -- . -- " ^ Nr. 270. UlAeMmd'ÄMrstmerUÄ'öerFeNWnBW Leipzig, Sonnabend desi 21, November 1814. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Bon einer hiesigen Verlagshandlung wird uns ein Bestell zettel der Firma Paul John in Leipzig, Brüdcrstr, 19 borgelegt, mit dem ein Bote der letzteren Firma ein Verlags werk gleich zum Mitnehmen verlangt hat. Die Firma Paul John ist bekanntlich von der Benutzung der Einrichtungen und Anstalten des Börsenvereins aus geschlossen; wir bringen deshalb den Fall zur Kenntnis, weil möglicherweise die Prüfung solcher Bestellungen durch die Herren Auslieferer nicht immer ihre Natur erkennen läßt, Leipzig, den 21, November 18l4, Geschäftsstelle des Bürsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, vr. Orth, Syndikus, Etwas vom feldgrauen Buchhändler. ii. l l siehe Nr, 2S4,> Johanna von Orleans, der Kiepenkcrl und die Klavierspielerinnen, Hell leuchtete die Septembersonne in die Augen, uns beiden, die wir uns wohlig auf zwei Weichen Matratzen dehnten und nach und nach anfingen zu begreifen, daß wir eine prächtig ruhige Nacht verschlafen hatten, eine prächtig ruhige Nacht nach Tagen und Stunden voller Mühsale und allerliebster Feuergesechte, Tiefes Dunkel war's gestern abend gewesen, als mein Freund und guter Kamerad, der Reserve- spietz, die Tür des niedrigen französischen Bauernhauses aufstieß und so Besitz von dem schützenden Obdach ergriffen hatte, Totmatt waren wir auf zwei Schemel gesunken, ein Lichtstllmpfchen flackerte auf, und »sehet, welch Wunder begibt sich«: zwei Matratzen lagen in der Ecke der einzigen Stube; die Tornister flogen ab, rasselnd folgte meines Kameraden Säbel hinterher, während ich meinen Bärentöter an die Wand lehnte und das Lichtlein verlöschte. Dann schnarchten wir ruhig und regelmäßig und sägten verschiedene Klafter Holz dabei. Bald war der Morgen da, ein Herbstmorgen voller Sonne und Fröhlichkeit, Durch das Fenster nickten uns die bunten Apfelbäume einen guten Morgen zu, und als Antwort rieben wir uns den Schlaf aus den Augen, erhoben uns ächzend und standen alsbald in unserer ganzen Länge ans dem Asphaltboden, Ganz so übel war die Einrichtung unseres Schlaf-, Wohn- und Küchenraums gar nicht; an der einen Wand ein großer Kamin, dessen schwarzer Rost bös willig und ausgebrannt zu uns emporschaute, neben diesem ein Geschirrschrank, ein Tisch nebst ein paar Stühlen und ein Kinderbett mit einem Hausen Kleidungsstücke darauf. Alles deutete auf eine schleunige Flucht des Bewohners, Wir aber freuten uns wie die Kinder über unseren Haushalt, Bald war denn auch Ordnung gemacht, und unser Stübchen glich in seiner Gemütlichkeit dem Gehäuse des heiligen Hieronymus, nur daß die Sanduhr aus dem Eckbrett und der große runde Bauernhut an der Wand fehlten. Wenn deutsche Soldaten nach einem Vorgenuß des Nirwana trachten, so zünden sie sich gemächlich Zigarren und Tabakspfeifen an, qualmen gewaltig und schweigen, bis sich einer schließlich doch auf die Schenkel schlägt und die inhaltsschweren Worte spricht: »Mensch, sowas Gemütliches«, Der andere murmelt dann in der Regel etwas von unverdientem Glück, So ähnlich war's auch bei uns, wir schwiegen lange vor lauter Glückseligkeit, dampften dabei wie die Schlote, und unsere olympischen Stirnen umzog süß duftendes Tabaksgewölke, Das war aber auch ein Kraut, ein edles Gewächse, was uns da die Feld post gebracht hatte! »Kiepenkerl« stand in großen braun roten Lettern auf dem Päckchen, dem wir einen Ehrenplatz auf dem staubigen, aber leeren Kaminsims angewiesen hatten. Da schmauchte uns nun der Alte aus dem buntgedruüten Papier wacker an und war so der schweigende rauchende Dritte im Bunde, Um aber unseren Besitz richtig kennen zu lernen, fingen wir an in dem Geschirrschrank nach allerlei Eßbarem zu forschen: Tassen, Teller, Schüsseln, Geschirr und immer wieder dasselbe, kein Schmalz, keine Butter, auch nicht ein Krllmlein Brot, Da nun mählich die Zeit des Kaffee trinkens gekommen war, nahm ich zwei Tassen heraus und entdeckte unter der einen umgestülpten die — Jungfrau von Orleans, wirklich und wahrhaftig. Schon nahm ich das Persönchen in meine schwielige Soldatenhand, stellte es neben den »Kiepenkerl«, der große Augen machte, aber nicht so große wie mein Freund und Mitbewohner, Fünf Zentimeter war die Wunnigliche groß, zinnern strahlte ihr schlanker Leib, silbern glänzte ihre Brünne, und die Fahne hielt sie hoch über die Sturmhaube empor, während in ihrer linken winzigen Faust ein Liliputaner-Flamberg zuckte, Johanna schien keinen großen Eindruck auf meinen lieben Kameraden zu machen; zwar betastete auch er das zierliche Figürchen, sah sich das Gesicht der tapferen hochherzigen Magd an und brummelte dann: »Gegen die 42 er, herrliches Kind, könntest Du auch nichts machen.« Nichtsdestoweniger ernannten wir die Kleine zu unserer Schutzgöttin, wenigstens solange wir am französischen Kamin hausten. Am französischen Kamin, das klingt so traulich und behaglich, da denken wir unversehens an die sinnigen Märchen Volkmann-Leanders, an das unsicht bare Königreich und den Traumjörge, an Dämmerstunden und an »versunkene Gärten«, wie Wilhelm Raabe sagen würde. Aber ganz so poetisch war unser Kamin gar nicht. Es kostete unglaubliche Mühe, auf seinem gastlichen Eisenrost ein Feuer zu entzünden, und schließlich, als es hell aufloderte, mußte der Brand gut unterhalten werden, nicht mit Träumereien, sondern mit Reisig und stattlichen Holzklötzen, die in Menge vor der Tür herumlagen. Aller Anfang ist schwer; wir lernten den Blasebalg gebrauchen, der uns bloß noch von der Gerümpelkammer zu Hause bekannt war, und schürten das Feuer, wie das arme Mädchen im »Früh, wenn die Hähne krähn«. Wir kochten, schmorten, erfanden unglaublich schmack hafte Gerichte und waren überhaupt zu Köchen über Nacht geworden, zu Köchen, die hochbezahlte Stellungen im Adlon- Hotel in Berlin hätten einnehmen können. Und an all dem Frieden im Krieg war Johanna schuld, die uns dies Glück gebracht hatte, als da sind einige Ruhetage und gute Ver- 1677