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4096 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 77, 6. April 1910. techno-bibliographische Auskunftstelle, eine Zentralstelle stir technische Auskünfte, ein techno-photographisches Archiv, ein Bureau für technisch-industrielle Zeitungsausschnitte und eine technische Buchhandlung verbunden. Das Institut bereitet die Herausgabe eines Technischen Literaturkalenders vor, der 3 Bände umfassen soll: I. Technischer Zeitschriften führer. II. Die technischen Schriftsteller. III. Die wissen schaftlich-technischen Vereine und Institute. Ein solches Nach schlagewerk dürfte gewiß nicht überflüssig erscheinen. Falls der 2. Band etwa alle paar Jahre in neuer Ausgabe erscheint, könnten in Kürschners Literaturkalender die tech nischen Schriftsteller in Zukunft wohl fortgelassen werden; cs würde dadurch Raum zur Vervollständigung des Ver zeichnisses der schöngeistigen und der wissenschaftlichen Schiift- steller und ihrer Werke gewonnen werden, und damit würde der Kürschner wieder mehr den Charakter annehmen, den er ursprünglich gehabt hat. 24. Bericht der Papierprüfungsanstalt Winkler, Leipzig. (Auszugsweise hier mitgeteilt.) Das letztvergangene Jahr 1909 war etwas lebhafter in Ein gängen von Prüfungsanträgen als das vorhergegangene. Im ganzen gingen 7l9 Prüfungsanträge ein. Trockengehaltsprüfungen wurden 562 erledigt. Wie in früheren Jahren stellten wieder die Papierfabriken die größte Zahl der Auftraggeber, wogegen Behörden und andere Papierverbraucher mit Hinzurechnung der Papierhändler nur 285 Aufträge sandten. Die mikroskopische Faferstoffbestimmung war auch in diesem Jahre die am meisten verlangte Prüfungsart (462 Prüfungen). Die Falzzahl wurde 201 mal, die Festigkeit 154mal nachgewiesen Saughöhenprüfung 65, Leimungsgrad 126, Transparenz 41, Aschengehalt 130, Probemäßigkeit 146, Tauglichkeit 133 mal. Für Druckpapiere wurde neben Deckung der Transparenz auch Prüfung der Vergilbungsneigung und der Dehnung im be feuchteten Zustande oft beantragt. Auch mit mancherlei chemischen Untersuchungen wurde die Anstalt betraut. Es wurden verlangt: Nachweis der Menge von Dextrin und in Papieren, Schwefelgehalt im Schwefelkies, Eisen in Rohpapier für Lichtdruck, Lichtpauspapier und Photographie- papieren; Ursache von Flecken, Wellen- und Faltenbildung. Ferner wurde Auskunft über Packpapier verlangt, das angeblich un genügenden Rostschutz gewährt hatte. Sehr lebhaft war auch im Berichtsjahre das Verlangen nach Bestimmung des Trockengehaltes an Faserstoffen, meist an Holz zellstoff und Holzschliff, weniger an Lumpen-, Stroh- und Manila hanfstoff. Es wurden im ganzen 662 Einzelverwiegungen ge trocknet. Auf Verlangen auswärtiger Firmen stellt die Anstalt einen Beamten, der am Lagerplatze der bemängelten Sendung in fachgemäßer Weise die Proben entnimmt und sofort genau ver wiegt. Hierbei gilt die Regel, nicht unter 2 Prozent der Sendung zu prüfen, jedoch nicht weniger als fünf Ballen. Es wird aus jedem Ballen und zwar aus den verschiedenen Ballenteilen je ein Stück entnommen, bis das Gewicht von 600 x erreicht ist. Einsender von Trockenproben haben oft übersehen, das Feuchtgewicht vor Absendung festzustellen, wonach ein genaues Ergebnis der Prüfung nicht zu erlangen ist, da der Stoff bei der Versendung von seinem Feuchtgehalt naturgemäß verliert, wenn er lufttrocken oder naß versandt wurde. Wir empfehlen erneut, Proben von je V2 genau (möglichst unter Kontrolle) abzuwiegen und jede Abwiegung sorgfältig in Papier zu packen, so daß keine Teilchen verloren gehen können. Bei Einsendung von mindestens vier solcher Abwiegungen von O2 kA auf einmal wird ein ermäßigter Preis für jede Trocknung berechnet. Von Papierfabriken wurde wiederholt der Rat der Anstalt bei rätselhaften Vorkommnissen erbeten. Die Fragesteller er klärten sich unter Dankbezeigung von den Auskünften befriedigt und berichteten vom gehabten Erfolge. Es handelte sich zum Teil um Verhinderung von Wellen und Falten im fertigen Papier, um Nachweis der Ursache von Flecken und um Mittel zur Ver hinderung derselben; es wurde ferner die Ursache mangelhafter Auflösung von Zellstoff durch Harzverkittung ermittelt und die Art von im Papier aufgetretenen Knoten angegeben. Fabrikationswässer wurden auf Gebrauchsfälligkeit untersucht und die Ursache schnell verdorbener Kalanderwalzen darin ge- gaben, die Veranlassung zum Verderben war; im dritten Falle war durch hohen Druck und Überhitzung eine Art Verhornung eingetreten. In einem Prozesse, der im sächsischen Vogtlande anhängig war, wurde die Fixierfähigkeit eines schwarzen Stechpapiers beanstandet, welche Ausstellung sich aber als irrig erwies. In weiteren Streitfällen zeigte sich meist das Unberechtigte der Aus stellung. In manchen Fällen war auch unüberlegte Bestellung oder Rückgang des Preises von Papierfaserstoffen der Grund der Aus stellung, wogegen auch manche Beanstandung anzuerkennen war. Verlagsbuchhändler und Druckindustrielle verlangten mehrfach Gutachten über angebotene Papiere, die sich oft als sehr wenig geeignet für den Verwendungszweck erwiesen. Der gleichen Gutachten wurden nicht nur von deutschen Firmen, sondern öfter aus weiter Ferne verlangt. Für Druckzwecke kommt nicht nur gute Druckfähigkeit, sondern oft weit mehr große Festigkeit, gute Deckung der Durchsicht und Freisein von Vergilbungsneigung in Frage. Beide letztere Eigen schaften ermittelt die Anstalt nach eigenen gut bewährten Prüfungsweisen. Die seit Jahren übliche Vortragsreihe über Papiererzeugung und -Prüfung im hiesigen Technikum für Buchdrucker wurde im Hochsommer v. I. wieder vom Anstaltsleiter mit sichtbarem Er folge und unter reger Beteiligung zu Ende geführt. Am 1. Mai 1910 sind 25 Jahre verflossen, seitdem die An stalt gegründet wurde. Sie kann mit hoher Befriedigung auf ihr Wirken zurückblicken und ihr Vorhandensein ist zum Bedürfnis geworden. Es dürfte wenige Fachleute geben, die diese Tatsache nicht anerkennen wollten. Kleine Mitteilungen. * Adreßbuch aristokratischer Bücherkänfcr in Li. Petersburg. — In St. Petersburg erschien unter dem Titel »H-lwanaob äs 8t. ?stsr3bour^« ein Adreßbuch der Petersburger höberen Welt, welches Verzeichnis alle »hoffähigen« Personen in St. Petersburg, alle Generale, höheren Beamten usw., mit An gabe ihrer Familienverhältnisse, ihres Aufenthalts während der Sommerzeit, usw. enthält. Das Buch ist von einem Diplo maten a. D., Herrn van-der-Hoven, zusammengestellt und erschien im Verlage der Hofbuchhandlung M. O. Wolfs in St. Petersburg. * Widerruf einer Berdächtigung. (Vgl Nr. 30 d. Bl ) — Die »Germania«, über deren Anklagen gegen den ange sehenen Verleger Herrn Eugen Diederichs in Jena seiner zeit hier berichtet worden ist, widerruft in ihrer Nummer vom 13. März 1910 ihre Verdächtigungen durch folgende »Erklärung der Redaktion: »In einer am 6. Januar unter dem Titel »Gefährliche Kompromisse« veröffentlichten Zuschrift wird der Verlag Eugen Diederichs in Jena als ein Freimaurer- und Monistenverlag bezeichnet, der im Hochland durch eine Beilage eine Reihe sitten loser, zum Teil pornographischer Schriften in marktschreierischer Weise angepriesen habe. Da der Verlag, wie er uns mitteilt, den religiösen und kulturellen Idealismus vertritt, legt er be sonderen Wert darauf, in katholischen Kreisen nicht anrüchig da zustehen und auch nicht an die Rockschöße bestimmter Gruppen,