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9670 Vörs-Nblatt f. d. Dtschn. vuchhai,!,-!. Nichtamtlicher Teil. 225, 26. September 1907. von E. Schultze, die seitdem erschienenen von O Plate. Für 1905 konnte von der Veröffentlichung eines besonder» Jahresberichts abgesehen werden, da der Vorsitzende der Patriotischen Gesellschaft, Herr Rechtsanwalt vr. Eduard Hallier, Mitglied der Bücherhallen-Kommission, in dem ge nannten Jahr einen mit 12 Anlagen (Tabellen und der gleichen) versehenen ausführlichen Bericht über die bisherige Entwicklung der Öffentlichen Bücherhalle von 1899—1905 herausgab. Ein Zeitlang schien es, als ob dem gewaltigen Andrang des Hamburger Publikums gegenüber die verfüg baren Geldmittel aus die Dauer nicht ausreichen würden, um das begonnene Unternehmen in gedeihlicher Weise weiter führen zu können. Da stellten im Jahre 1906, als die fünf jährige Staatsunterstützung ablief, Senat und Bürgerschaft statt der bisherigen 20 000 jährlich 70 000 ^ für die Biblio thek in den Staatshaushalt ein, nachdem sie bereits vorher der Patriotischen Gesellschaft 150 000 aus den Mitteln der aufgelösten Sparkasse von 1819 überwiesen hatten. In folge dieses bedeutenden Zuschusses war es ermöglicht worden, am 13. Januar 1903 eine Filiale am Pferdemarkt zu er öffnen. Für die Einrichtungskosten hatten ein in New Jork lebender geborener Hamburger und Herr Ed. Lippert aus Hamburg je 10 000 für die Unterhaltungskosten die Gaiser-Stiftung 3000 die Firma Blohm L Voß 1000 ^ jährlich auf drei Jahre gespendet. An sonstigen Unter stützungen seitens Privater gingen ferner ein in Form regel mäßiger Jahresbeiträge, die leider eine sinkende Tendenz zeigen, 1903 4012. 1904 3277, 1905 2231, 1906 1828 „H, in Form einmaliger Zuwendungen, die sich erfreulicher weise in den beiden letzten Jahren außergewöhnlich steigerten, 1903 2255, 1904 1676, 1905 5610, 1906 44 231 -O. Im einzelnen verdienen besoudre Erwähnung aus dem Jahre 1903 ein Legat von Fräulein Aline Lippert im Betrag von 1000 verschiedene durch das Amtsgericht und andre überwiesene Bußen und Sühnen im Gesamtbetrag von 763 ^ und ein für Ablösung der Verlobungskarten zum Besten der Bibliothek eingesandter Beitrag von 50 das Jahr 1904 brachte u. a. eine Buße von 1000 und einen Testamentsbeitrag von Herrn N. I. Levq von 500 1905 bewilligte die Johann Peter Averhoff-Stiftung für die technische Abteilung der Filiale am Pferdemarkt 3000 die Julie Kusel-Stiftung für die naturwissenschaftliche Ab teilung 2000 für Ablösung von Verlobungskarten gingen 150 .A ein; 1906 vermachten testamentarisch Alfred Beit 40 000 Oskar Franz Rud. Strieden 1000 die Julie Kusel-Stiftung gab wiederum 2000 die Bürgermeister Kellinghusen - Stiftung 1000 Endlich soll infolge Testaments von Frau Julie Kusel ein Gebäude für die Bibliothek errichtet werden, dessen Kosten vorläufig auf 120 000 ^ eingeschätzt werden. Diesen zum Teil bedeutenden Zuwendungen stehen freilich auch große Ausgaben gegenüber, zumal 1905 noch eine zweite Filiale, in Rothenburgsort, eröffnet wurde. 1906 wurden für die Bibliothek an den Kohlhöfen (Ausgabestelle ^.) 32 350 verausgabt, davon rund für Unkosten 4204 ^8, für Feuerung 138 ^ für Beleuchtung 1780 für Reinigung 732 für Gehälter 14 216 für Bücher anschaffung 8060 für Buchbinderarbeiten 3050 Die Filiale am Pferdemarkt (Ausgabestelle 6), die ihrer günstigen Lage wegen die beiden andern in der Benutzung weit übertraf, beanspruchte 41 437 davon für Unkosten 4583 für Feuerung 624 für Beleuchtung 715 für Reinigung 500 für Gehälter 10800 für Bücheranschaffung 14013 für Buchbinderarbeiten 9784 Rothenburgsort (Ausgabestelle L) endlich ver brauchte für Unkosten 797 für Miete 500 für Ge hälter 4158 für Bücheranschaffung 2984 für Buch-! binderarbeiten 1770 Die Einrichtung der beiden Filialen hatte an sich schon beträchtliche Mittel erfordert. Der in folge der starken Benutzung notwendig gewordene Umbau der oberen Räume der früher» Markthalle auf dem Pferde markt, die durch den Wegzug der Jmpfanstalt für die erste Filiale seinerzeit frei geworden waren, beanspruchte 1904 allein 40000 Der Vorstand der Bücherhalle rechnet da her bei eventueller Anlegung neuer Filialen auf private Unterstützung. Zurzeit wird für Barmbeck und Uhlenhorst eine Filiale vorbereitet, die 1908 eröffnet werden soll. Die geeigneten Räumlichkeiten in Barmbeck richtet der Staat ein. Die Hamburger öffentliche Bücherhalle hatte von An fang an die Ausleihebibliothek und Lesezimmer. Obschon beide Einrichtungen Hand in Hand arbeiteten, so wuchs doch die Benutzung der Ausleihbibliothek in weit stärkerm Maße als die der Lesezimmer. Der Grund ist zum Teil wohl in den beschränkten räumlichen Verhältnissen der Lesezimmer zu suchen. Von Oktober 1899 bis Dezember 1900 wurden 93 085 Bände nach Hause verliehen, 1901 119 545, 1902 173 070, 1903, infolge der Begründung der Filiale am Pferdemarkt. 326 104, 1904 403 448, 1905 868 443, 1906 1 027 331 Bände. Es entfielen hiervon 1905 auf die schöne Literatur 716 561, auf die belehrende Literatur 151 784, 1906 841 830 bez. 185 510 Bände. Auf die drei Bücher hallen verteilen sich die Zahlen der beiden letzten Jahre folgendermaßen: Kohlhöfen 1905 262 555, 1906 267 882, Rothenburgsort 1905 128 456, 1906 131 888, Pferdemarkt 1905 477 432, 1906 627 561 Bände. Die Lesezimmer wurden vom Oktober 1899 bis Dezember 1900 von 85 302, 1901 von 65 842, 1902 von 63 783, 1903 von 54 623, 1904 von 62 270, 1905 von 61 924, 1906 von 58 118 Per sonen besucht. Es zeigt sich also im großen und ganzen hier ein Rückgang. Der Bericht für 1906 konstatiert, daß bei den jetzigen baulichen Verhältnissen der Lesezimmer ein Aufschwung der Benutzung tatsächlich ausgeschlossen ist. Ab hilfe erhofft er erst, und wohl mit Recht, von dem geplanten Neubau. Zu der außerordentlichen Frequenz der Filiale am Pferdemarkt trug eine Einrichtung besonders bei, die es dem Leser ermöglicht, jederzeit ohne Zuhilfenahme der Kataloge sich über den Bücherbestand zu unterrichten und auf einen Blick zu ersehen, ob ein gewünschtes Buch zuhause oder ver liehen ist, wir meinen den von einem Mitglied des Arbeits ausschusses, Herrn R. Schülke, erfundenen Indikator oder Buch anzeiger. Man kennt auch anderswo Indikatoren, namentlich in England, aber der (bei Hallier und im 5. Jahresbericht ab gebildete) Schülkesche Indikator, der auf der Mailänder Aus stellung 1906 prämiiert wurde, unterscheidet sich nach Plates Schilderung von den ältern Indikatoren dadurch, daß er dem Benutzer nicht wie dort die Nummer, die ein Buch im Katalog führt, sondern den Buchtitel selbst zeigt. Hinter einem 21 w langen Glasrahmen sind nämlich in einer Anzahl von Schränken kleine, in Messinghüllen eingeschlossene Holzklötze aufgestellt, auf denen der Name des Verfassers und der Titel des Buchs anfgedruckt ist. Der Leser tritt an die mit großen Spiegelglasscheiben abgeschlossenen Schränke heran und kann an der ausgedehnten Front sich leicht und bequem und ohne ins Gedränge zu kommen über den Bestand wie in einem ausgelegten Katalog orientieren. Der meistbenutzte Teil der Bibliothek, die schöne Literatur, ist in dem kleinen Flügel des Bibliotheksaales untergebracht, der größere Flügel ent hält in zwölf Jndikatorrahmen die nach Fächern geord nete belehrende Literatur, Zeitschriften und Jugendschriften. An jedem Jndikatorrahmen sind die Reihen der Titel durch Buchstaben und Zahlen bezeichnet, nach denen die Bücher gefordert werden. Der Leser gibt der Kürze halber nicht den Titel des gewünschten Buches, den er aus dem Holzklotz