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XXII. Jahrgan Freitag, den 23. April 1920. Nr. 17 u. 18 Deutsche Gartenbau-Zeitung Bezugspreis (früher „Der Handelsgärtner") Fachblatt für die deutsche Erwerbsgärtnerei Verlag: Thalacker & Schwarz, Leipzig-R., Comeniusstr. 17. Anzeigen 60 Pfennig für die fünf gespaltene Nonpareille-Zeile, bei Platzvorschrift 80 Pfennig, im Reklameteil M. 2.— für die dreigespaltene 80 mm breite Petit-Zeile. Teuerengszuschiae 1000/olör 1920 bei direktem Bezug vom Verlag: für Deutschland M. 3.—, für Deutsd-Oesterreich M: 12—, für das Ausland M. 16.—, durch die Post oder den Budihandel M.24.— pro Kalenderjahr. Ausgabe z. Zt. 14tägig (Freitags). T yrn gszuschlag 1000/lür 1920. Inhalt: In eigener Sache! — Sorgen. — Auszug aus den Arbeits- ; Vereinbarungen: Cöin a. Rh. — Braucen wir eine Hocischule für | Gartenbau?— Praxis und Wissenschaft: Vom Kältetod der Pflanzen — j Beobachtungen über den Obst- und Gemüsebau im Sommer 1919. — Hochstämmig gezogene Heliotropbäumcheu. — Die Bekämpfung des Vermehrungspilzes in Saatgefäßen. — Fachunterrichtswesen. —Vereine und Versammlungen. — Handelsnacricten. — Haudeisregister. — Gescäftsnachrichten. — Personalien. Weiße Narzissen, Roman. (3. Fortsetzung.) In eigener Sache! Bereits in der Ausgabe vom 12. März d. J. haben wir unseren Lesern die Not der Fach presse dargetan und insbesondere die Miß stände gekennzeichnet, die sich im Papier handel in wahrhaft bedrohlicher Weise breit machen. Inzwischen hat sich nun die Lage in soweit verschärft, als zu den als ungeheuerlich zu bezeichnenden Papierpreisen mit noch stei gender Tendenz eine weitere erhebliche Er höhung der Druckkosten hinzugetreten ist. Kurz und treffend beleuchtet die Lage fol gende Kundgebung des Verbandes der Fach presse Deutschlands, die in der letzten Mit gliederversammlung dieser mehr als 1500 Fachzeitschriften umfassenden Organisation einstimmig beschlossen wurde: Die Druckpreise haben gegenwärtig etwa das Siebenfache der Friedenspreise erreicht. Das Zeitschriftenpapier kostet 8 bis 10 M. für das Kilogramm gegen 20 bis 25 Pf im Frieden, Die Postgebühren betragen das Dreifache gegen früher. Die Gehälter der Angestellten sind der Teuerung entsprechend um ein Mehr faches erhöht worden. Die Sonderbesteuerung der Presse durch die Anzeigensteuer belastet die Verlage aufs schwerste. Unerträglich sind ferner die fortgesetzten Preissteigerungen für alle Betriebsmaterialien. Jede Aussicht auf eine Besserung fehlt, so daß der Zusammen bruch der Fachpresse unabwendbar erscheint, denn die Einnahmemöglichkeiten der deutschen Fachpresse sind durch die gegenwärtige Lage des Wirtschaftslebens begrenzt. Angesichts dieser Notlage richtete der Verband der Fach presse die dringende Forderung an die Regie rung: 1. von einer Verteuerung des posta lischen Verkehrs der Presse abzusehen; 2, mit allen Mitteln bemüht zu sein, den deutschen Fachzeitschriften das für ihr ungestörtes Weitererscheinen erforderliche Papier zu einem erträglichen Preise sicherzustellen; 3. jede weitere Einschnürung der Presse, wie etwa durch die geplante Beschränkung des Stellenmarktes, zu unterlassen; 4. die Sonder besteuerung der Presse durch die Anzeigen steuer aufzuheben; 5. bei allen wirtschaftspoli tischen und steuerlichen Maßnahmen, von denen das Fachzeitschriftengewerbe betroffen < wird, unbedingt und rechtzeitig Sachverstän- dige zuzuziehen. Ob dieser Kundgebung ein Erfolg beschie- den sein wird, bleibt abzuwarten. Wie die Dinge heute liegen, ist jedenfalls die Hoffnung auf Hilfe durch geeignete Maßnahmen seitens der Regierung in deren gegenwärtiger Zusam mensetzung recht gering. Wir wenden uns deshalb heute an unsere alten treuen Bezieher in der felsenfesten Ueberzeugung, daß diese sich der Einsicht nicht verschließen werden, daß der Verlag al lein alle diese ungeheuren Mehrbelastungen unmöglich tragen kann, und rechnen auf all- seitige Zustimmung, wenn wir für das Jahr 1920 einen Zuschlag von 100 vH auf den ur-' sprünglich vorgesehenen Jahresbezugspreis von 7 M. hiermit festsetzen. Wir glauben dieser Art des Ausgleichs für die erwachsenden Mehrkosten den Vorzug geben zu sollen gegen über einer anderweiten Festsetzung des Be zugspreises an sich, da wir der Ansicht sind, daß die gegenwärtige Teuerung, insbesondere die durch sinnlose Streiks und wüste Schieber spekulationen hervorgerufene Papiernot doch unmöglich bleibenden Bestand haben können. Zahlkarten für unser Postscheckkonto (Thal acker & Schwarz, Leipzig, Nr. 9208) werden der nächsten Ausgabe unseres Blattes beige fügt werden. Bis zum 30. Juni d. J. nicht ein gegangene Beträge werden im Juli durch Nach nahme erhoben werden. Verlag und Schriftleitung der „Deutschen Gartenbau-Zeitung“, Sorgen. Die Verteuerung der Gärtnereibedarfs gegenstände hat gegenwärtig einen Grad er reicht, der als unerträglich zu bezeichnen ist, und noch immer sind düe Preise im Steigen be griffen. Unsere Erzeugung wird hierdurch auf das schwerste in Mitleidenschaft gezogen, denn naturgemäß wachsen die Gestehungs kosten Zug um Zug mit der Verteuerung aller der Dinge, deren der Gärtner in seinem Be triebe bedarf. Was bleibt dem Erzeuger wei- ter übrig, als auch die Verkaufspreise seiner Waren zu erhöhen, um soviel Gewinn heraus- Zuwirtschaften, daß es möglich ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten und die Existenz des Be- triebsinhabers und seiner Familie zu fristen. Der Kundschaft ist es natürlich nichts weni ger als angenehm, daß auch Pflanzen, Blumen und Gehölze, Obst und Gemüse, die doch „von selber wachsen“, teurer sind als ehemals. Dabei ist aber die Steigerung der Verkaufs preise der Gartenbauerzeugnisse bei weitem nicht in dem Verhältnis erfolgt, wie es die Er höhung der Selbstkostenpreise eigentlich be dingt. Ja, es ist sogar zu befürchten, daß in der nächsten Zeit ein erheblicher Preissturz der Gartenbauerzeugnisse stattfinden wird. Was das bedeuten würde, ist für den den kenden Geschäftsmann ohne weiteres klar. Es bedeutet nichts anderes als eine schwere Sorge für zahlreiche deutsche Gartenbau betriebe. Denn wenn dieselben genötigt sein sollten, die Waren, die sie unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen, während einer un geheuerlichen Teuerungszeit aller Gebrauchs gegenstände, und unter erheblich gesteigertem Lohnaufwand erzeugt haben, zu Preisen zu verkaufen, die diese Erzeugungskosten nicht decken, so bedeutet das eben einen Geld verlust, der sich im Geschäftsbetrieb recht empfindlich bemerkbar machen wird. In der Tat sind die Aussichten nicht günstig. So wird jetzt in Mitteldeutschland, z. B. in Thüringen, der Rhabarber zum Preise von 30 Pf. für ein halbes Kilogramm im Kleinhandel angeboten. In Leipzg kostet er noch 40 Pf., und ähnlich sind die Verhältnisse in ganz Deutschland. Vor dem Kriege war der Rha barberpreis allerdings um diese Zeit nur halb so hoch. Aber selbstverständlich bedeutet es ein krasses Mißverhältnis zum Nachteil des Erzeugers, wenn die Erzeugungskosten der Waren, die beim Rhabarber in der Hauptsache durch die Märchenpreise für alle Düngstoffe bedingt sind, um das Zehnfache gestiegen sind, während die Ware nur doppelt so teuer ist wie ehemals. Der Notleidende bei diesem Handel ist der Erzeuger. Eine andere Sorge bringt die steigende Va luta. Man mißverstehe uns nicht! Im Inter esse der gesamten deutschen Volkswirtschaft ist dieses langsame» aber stetige Steigen unsrer Mark mit Freude zu begrüßen. Mit dem Stei gen der Mark Hand in Hand geht ein gleich zeitiger Rückgang des Frankwertes. Gegen wärtig, wo diese Zeilen geschrieben werden, steht die Mark in Paris auf 25 Centimes, wäh rend sie vor wenigen Tagen noch auf 14 bis 15 stand. Auch für den Gärtner als Verbraucher von Gegenständen des täglichen Bedarfs, be sonders von Nahrungsmitteln, ist das nicht un erfreulich. Es bedeutet nämlich nichts anderes, als daß die aus Frankreich eingeführten Le ¬ bensrnittel plötzlich um fast die Hälfte des Preises eingekauft werden können. Um den gleichen Betrag müssen sie sich auch im Ver kauf billiger stellen. Das ist die erfreuliche Seite der Sache! Weniger erfreulich ist allerdings die Einwir kung, die wahrscheinlich auf dem Markte der einheimischen, vom Gärtner erzeugten Nah rungsmittel ausgelöst werden wird. Sie kann nichts anderes als ein Sinken der Preise sein, zu einem Zeitpunkt, da, wie am Anfang dieses Aufsatzes betont, die Erzeugungskosten un serer Ware einen ungeheuerlichen Höhepunkt erreicht haben! Auch für die deutsche Schnittblumengärt nerei liegt darin eine große Gefahr. Bisher bildete der ungünstige Stand unserer Valuta einen Schutzwall gegen die Ueberschwemmung unseres Marktes mit französischen Schnitt blumen. Dieser Wall bröckelt mehr und mehr, wenn der Markwert steigt, während der Wert des französischen Franken sinkt, weil in dem selben Maße die Einkaufspreise der französi schen Blumen in Frankreich billiger werden. Der deutsche Schnittblumengärtner kann diese I Erscheinung nur mit Sorge wahrnehmen, da sie ihm einen wenig erfreulichen Ausblick auf den nächsten Winter eröffnet. Denn leider werden bis zu dieser Zeit seine eigenen Er zeugungskosten keineswegs gefallen sein, so daß er dann möglicherweise von dem franzö sischen Wettbewerb schwer bedroht werden wird, denn das Loch im Westen besteht nach wie vor, und die französischen Blumenerzeu ger werden, unterstützt von ihrer Regierung und von den deutschen Interessenten an der französischen Blumeneinfuhr, alle Hebel in Bewegung setzen, diese Tatsache auszunützen. So umziehen schwere Sorgenwolken den geschäftlichen Gesichtskreis des deutschen i Gärtners! Um so notwendiger ist es, daß sie einträchtig zusammenstehen, daß sie insbeson dere eine einheitliche Preispolitik im ganzen Gebiete des deutschen Freistaates betreiben und alle Einrichtungen und Maßnahmen unter stützen, die diese zum Ziele haben und eine möglichst günstige Verwertung ihrer Erzeug nisse bezwecken. Das ist nach Lage der Sache leider das ein zige Mittel, das sie haben, das drohende Un heil nach Möglichkeit zu mildern. Von der jetzi gen Regierung ist auf irgendeine Hilfe nicht zu rechnen, da sie an Verständnislosigkeit für un seren Beruf und seine Lebensbedingungen ihre Kollegin aus der alten Zeit noch übertrifft. Und das will schon etwas heißen! Auszug aus den Arbeitsvereinbarungen zwischen den gärtnerischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu Cöln a, Rh. 1. Arbeitszeit. Die Arbeitszeit ist eine achtstündige, jedoch im Sommerhalbjahr für die Handelsgärtnerei eine neunstündige. Ueberstunden und natur notwendige Sonn- und Feiertagsarbeit wird mit 25 vH, nicht naturnotwendige Arbeit mit 50 vH Aufschlag bezahlt. Durch schlechtes Wetter bedingte Ausfallstunden können in derselben Lohnwoche nachgeholt werden. 2. Arbeitslohn. Der Mindeststundenlohn beträgt: a) in der Landschaftsgärtnerei: 1- Für junge Gehilfen 3.10 M., 2. für ältere Gehilfen, die länger als 3 Jahre im Fach tätig sind, 3.50 M., 3. für ver heiratete Gehilfen 3.60M, 4. für eingearbeitete männliche Hilfskäfte 3.20 M., 5. für nichteinge arbeitete männliche Hilfskräfte 3 M., 6. für jugendliche männliche (unter 18 Jahren) und