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die Nachricht herein gebracht, daß man den jungen Herrn habe nach Schönau fahren sehen. Allgemeines Erstaunen. „Verstehst Du das?" fragte der alte Herr. Tantcheu verneinte angsterregt. Der Kutscher wurde gerufen. Natürlich wußte er von nichts und hatte den jungen Herrn überhaupt uicht gesehen. Immer rätselhafter wurde die Sache. „Also wenn er wirklich zu Bruno hinaus ist, weshalb denn mit fremdem Fuhrwerk?" Keiner wußte ein noch aus. Aber hier gab es nur eius: Klarheit! Er öffnete das Fenster nach dem Hof und gab Befehl, so fort anzuspanneu. „Du willst hinaus nach Schönau?" rief sie bangend, „Du sollst Dich doch schonen." „Meinst Tu, daß mir diese Ungewißheit Ruhe läßt? Ich muß dahinter kommen. Irgend etwas geschieht hier hinter meinem Rücken. Umsonst fährt der Junge nicht zu Bruno. Seit Jahren war er nicht draußen. Und der Gedanke, daß die beiden aneinander geraten könnten, läßt mir keine Ruhe." „Also gut, ich werde Dich begleiten." Er mußte es zugeben. Nach einer Viertelstunde saßen sie auf dem Wagen. Ter Klitscher fuhr, wie er noch nie gefahren war. Aber der alte Herr trieb ihn fortwährend zu größerer Eile an. Endlich, nach einer qualvollen-Fahrt, endlich kamen sie nach Schönau. Bruno war starr vor Erstaunen. Soviel Besuch vou der Familie, wie er in diesen paar Tagen bekommen hatte, war seit undenklicher Zeit nicht dagewesen. Und nun gar die liebe Taute auch noch Doch mit seinem Erstaunen kam er nicht weit. Erregt trat der Vater ein, und nach kurzer Begrüßung fragte er sofort: „Ist Kurt bei Dir?" Unwillkürlich mußte Bruno lächeln. Deshalb also der Aufzug! Dann antwortete er ruhig: „Er war hier, vielleicht ' vor drei Stunden." „Ah! Also doch! Nun, und was hat es gegeben?" Etwas erstaunt sah Bruno auf. „Hat er selber Dir nichts davon gesagt?" „Nein, nichts, kein Wort! Von gar nichts weiß ich, - weder von der Fahrt zu Dir, noch wo er jetzt ist. Also schnell, bitte, sprich schnell! Aber sag' alles, hörst Du, alles! Ich will volle Wahrheit haben!" Ruhig und sachlich berichtete Bruno, was der Bruder ihm gebeichtet und was er von ihm gefordert hatte. Alles, genau wie cs sich zugetragen, berichtete er Wort für Wort. Das Gesicht des alten Mannes wurde düster und düsterer. Stnmui, mit zusammengepreßten Lippen, mit bebenden Fin gern, saß er da und hörte zu. Tante Marie schluchzte leise iu ihr Taschentuch. O Gort, o Gott, sie hatte so etwas ja geahnt! Als Bruno geendet hatte, fragte der Vater unruhig und gespannt: „Nnn, und was weiter? Hast Tu ihm das Geld gleich gegeben?" „Ich? Ob ich ihm zwölftauscnd Mark so ohne weiteres gegeben habe!? Mit der Frage ist es Tir selber doch wohl nicht ernst, Vater!" Ruhig, mit finsterem Gesicht, in würde voller Haltung, stand Bruno da und sah den Alten fest an. Das Tantchen aber rief schluchzend: „Ist das nnr mög lich!? Du hast ihn so fortgehen lassen, so, in der verzweifelten Stimmung? Das hast Du fertig bringen können?" Ruhig nickte er. „Ja, das tat ich. Oder hast auch Du ge glaubt, Tante, daß ich mein Geld so leicht verdiene, um es für solchen Streich zum Fenster hinauszuwerfen? Dann hast Du Dich allerdings geirrt:" Schweigend, mit entsetzten Blicken, starrte sie ihn an. Was auch sollte sie darauf antworten. Hier Ivar ja doch jedes Wort vergebens. (Fortsetzung folgt.) In der Spiritisten-Versammlung. „Soll ich den Geist Ihrer verstorbenen Frau zitieren, Herr Müller?" „Jetzt — um 12 Uhr Nachts? ... die würde schön darüber schimpfen, daß ich um diese Zeit noch nicht zu Hause bin!" Mangelhafte Nahrung. „So, so, das war der Stadtrat Möller. Na, sieht der aber mager und schlecht aus. Der Mann genießt wohl keine subsistente Nahrung?" „O doch! Er genießt das. . . . Vertrauen seiner Mitbürger!" Ein guter Handel. Eine Bäuerin verkauft an den Viehhändler Veitl zwei fette Kühe. Da Veitl kein Geld bei sich hat, droht das Geschäft nicht zu stände zu kommen — es sei denn, daß Veitl Bürgschaft stellen könne. „Gut," sagt Veitl, „werde ich die eine Kuh als Sicherheit hier lassen!" Die Bäuerin ist zu friedengestellt und läßt Veitl beruhigt mit der anderen Kuh abziehen. Galgenhumo r. „Haben Sic vor Ihrer Hinrichtung noch einen Wunsch?" Delinquent: „Ich sähe gern erst noch Suder- mann's ,Es lebe das Leben'!" Avanceme n t. „Was grinste denn in einem fort, Bengel?" „Ich bin heute ein Jahr hier und da darf ich den jüngsten Lehrling ver hauen !" Perspektive. „Papa sagt, nur dürften nicht heiraten, bevor Sie mich nicht erhalten könn ten !" „Ist nicht möglich! Will er denn seine einzige Tochter als alte Jungfer enden lassen?" Ein Schlaukopf. Professor: „Herr Kandidat, wie hieß also der germanische Kriegsgott?" Kandidat': „Donner!" Professor: „Gut. Und sein Weib?" Kandidat: „Doria, Herr Professor!" Dieglückliche Sch we st er. Dame: „Herr Leutnant, Ivas macht denn Ihr Fräulein Schwester?" Leutnant: „Freut sich ihres Bruders!" und Verlag- Neue Berliner BerlagS-AnsNM, Slug. Nrebs, Charlottenburg bei Beilin, Bcrttucrllr. 4U. Bcraunoonlich lür die Rcdattlou der Neue» Berliner VerlagS-AuslaN, Ang. KwbS: Mar E-kerlein, Charlottenburg, Weimarerslr. 4V.