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Zu dem geplanten Aufstieg des Grafen Zeppelin wird aus Friedrichshafen gemeldet, daß „Zeppelin I", wenn auch noch nicht zum Aufstieg bereit, so doch in allen Teilen fertig ist. Graf Zeppelin macht jetzt interessante Versuche, um den Auftrieb bei seinen demnächst zu bauenden Luftschiffen zu erhöhen, bezw. das Gewicht der Betriebsmittel nach Möglichkeit herabzudrücken. Graf Zeppelin geht nämlich mit der Absicht um, für die Zukunft das Benzin als Brennmaterial auszuschalten und durch Generatorgas zu ersetzen, wie es im Betriebe stationärer Motorenanlagen bereits seit längerer Zeit ans Gründen der Materialersparnis ge schieht. Zu diesem Zweck hat der Graf auf seiner Jacht „Württemberg" vorläufig eine Generatorgasanlage neuen Systems eingebaut und läßt mit dieser auf dem Bodensee umfang reiche Versuche anstellen. Um ferner die statischen Elektrizitätserscheinungen und Funken bildungen an Drahtgestell und Gondel, die als unmittelbare Veranlassung für die Katastrophe von Echterdingen anzusehen sind, herabzumindern, denkt Gras Zeppelin, wo es angängig ist, in der Folge das Aluminium durch das leichte Holz einer amerikanischen Fichte, das für diesen Zweck in eigenartiger Weise bearbeitet wird, zu ersetzen. Auch damit werden Versuche gemacht. Ein eigenartiges Dampfschiff, das Schatzsucherschiff „Alfred Nobel", liegt jetzt im Kieler Hafen. Die Südafrikanische Bergungs kompanie ließ es an der Themse erbauen und Afrika umfahren, um vom Meeresgründe Schätze untorgegangener Schiffe, namentlich die mit dem Segler „Dorothea" versunkenen Millionen Ohm Krügers, zu heben. Das Unternehmen brachte bitter wenig, und „Alfred Nobel" kehrte nach London zurück, wo die .Kieler Werft von Stocks u. Kolbe das Schiff Ende August erwarb. Sie hat es für ungefähr 160 000 Mk. einer Grund ausbesserung — es hatte bei der Umschiffung Afrikas stark gelitten unterzogen und zu einem erstklassigen Bergungsdampfer gemacht. Der „Alfred Nobel" erhielt denNamen„Adagena". Er geht Ende Oktober nach Konstantinopel, um im Ägäischen Meer, im Bosporus, in den Dar danellen und im Schwarzen Meer praktische Bergungsdienste zu leisten. x Ein rätselhafter Patronenfund wurde bei Siebethshaus, dicht an der Chaussee Vor Jever gemacht. Dort liegt das ehemalige Chausseehaus, in dem sich eine Gastwirtschaft befindet. Gegenüber dem Wirtshause ist im Chausseegraben eine Pferdetränke hergerichtet. Als nun dieser Tage der Gastwirt die Tränke reinigte, stieß er bei der Entfernung des etwa 20 Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegen den Schlicks auf einige Patronen, der sich all mählich auf 300 vermehrte. Der Fund wurde einem Gendarmen übergeben, der sich alsbald davon überzeugte, daß eS sich um scharfe Patronen handelte. Es sind Patronen älteren Datums, ohne Nickelmantel, gefüllt mit grob körnigem Pulver. Auf dem unteren Rande sind die Fabrikationszeichen eingeprägt. Als Zeichen sind verwandt: Ll 01 8 4, ferner kN 94 8 3 und tt.V8. Anscheinend haben die Patronen - die Bleigeschosse sind mit der Messinghülse durch Gewinde verbunden — noch nicht lange tm Wasser und im Schlick gelegen. Jyre Her kunft konnte noch nicht ermittelt werden. Brand einer Zuckerfabrik. In der Aktienzuckerfabrik Schakensleben, einer der größten deutschen Zuckerfabriken, kam in der Nacht im Kesselhause Feuer aus. Der hierdurch entstandene Schaden läßt sich noch nicht über sehen, dürfte aber erheblich sein, da alle Maschinen vernichtet wurden. Menschen sind glücklicher weise nicht zu Schaden gekommen. Einer Lampe zu nahe gekommen und verbrannt ist in Köln ein 5 Jahre alles Mädchen, das sich mit andern Geschwistern allein im Zimmer befand. Die Kleider des Mädchens fingen Feuer und es ist nach einer Nacht qualvoller Schmerzen den Brandwunden erlegen. Bon Räubern in den Main geworfen Ein noch nicht ganz aufgeklärter Vorfall er-. ' eignete sich in Okriftel am Main. Dort meldete sich abends um 7 Uhr ein splitternackter junger Mann, der angab, er sei am jenseitigen Mam- ufer von zwei unbekannten Radfahrern über fallen, beraubt und in den Main geworfen worden; er habe sich alsbald seiner nassen Kleider entledigt und sei über den Main nach Okriftel geschwommen. Man versah den vor Frost Zitternden mit warmer Kleidung und telephonierte an seinen angeblichen Onkel, einen Frankfurter Arzt, worauf mit dem nächsten Zuge einige Herren erschienen, in deren Beglei tung der Fremdling, angeblich ein Student, nach Frankfurt abreiste. Ein mißlungenes Attentat. Zwei Loko mobilen, die in Inden (Rheinland) neben den Dreschmaschinen zum Zweck des Drusches auf- dem Eisengerüst hängen; durch das Aufschlagen war aber der Tod sofort eingetreten. Ins hrsiste Wasser gestürzt. Das 5 jährige Töchterchen eines Kassierers in Dort mund stürzte in eine mit heißem Wasser gefüllte Badewanne und verbrannte sich derart, daß es Tags darauf starb. Eisenbahnunfall. Auf dem Bahnhof Hattingen stießen zwei Lokomotiven zusammen. Hierbei wurden vier Personen schwer verletzt. Strafrechtlich verfolgte Armeeliefe ranten. Infolge des Ergebnisses chemischer Untersuchung von Konfitüren, die für das Heer geliefert worden waren, hat der Unterstaats sekretär des Krieges, Cheron, 43 Lieferanten von den Armeelieferungen ausgeschlossen. Gegen Tum Ausgang äer internationalen KaUon-Tlettfabrten. .Castilla", Führer Montojo (rechts), 1) Regierungsbaumeister Hacksteller (rechts) und Begleiter Leutnant Hummel. 4) Ballo>. „Busley", Fabrikbesitzer Scheiterer vor der Abfahrt. 2) Ballon Führer Dr. Niemeyer, Begleiter Fabrikbesitzer Hiede- „Castilla", Führer Montojo (rechts), Begleiter mann, in der Nordsee bei Helgoland gerettet. Romero y Jbarreta, landeten bei Helgoland. 5), Ballon „Helvetia", Führer Oberst Schaeck, Be- 3) Ballon „Hergesell", Führer Leutnant Foertsch, gleiter E. Metzner, in Norwegen gelandet. gestellt waren, sind von ruchloser Hand be schädigt worden. Der Wassermesser wurde zer trümmert und sämtliche Hähne und eine Anzahl Schrauben abgedreht und mitgenommen. Weiter hatte man eine Zündschnur vom Wege aus in ein Kästchen, das mit Sprengpulver gefüllt und in die Maschine hmeigelegt war, geleitet. Die s Sache verfehlte glücklicherweise ihre Wirkung;! sonst wäre wohl ein großes Unglück herbeigeführi i worden. Von der Mungstener Brücke in Solingen, der höchsten in Deutschland, hat sich ein Messer strecker abgestürzi In halber Höhe blieb er in einige von ihnen wird strafrechtlich vorgegangen werden. Wassersnot in China. Die Distrikte Hsinhfing und Kaiping in China sind über schwemmt. Verschiedene Städte stehen unter Wasser, Hunderte von Menschen sind obdachlos. Gerickrskalle. Dessau. Die gefährlich Hinbrecherbande, die in zahlreichen Großstädten Deutschlands ihr Wesen trieb und zuletzt durch lhren Einbruch in hie an- haltische Landeshauptkaffe zu Dessau berechtigtes Aufsehen erregte, ist vom hiesigen Landgericht für längere Zeit unschädlich gemacht worden. Dem so genannten Einbrecherkönig Kirsch war es leider vor einiger Zett gelungen, auszubrechen und sich in Sicherheit zu bringen, so daß das Strafverfahren gegen ihn abgettennt werden mußte. Nach längerer Beratung erkannte der Gerichtshof gegen Wilke wegen versuchten und vollendeten Einbruchdiebstahls aus fünf Jahr Zuchthaus, zehn Jahr Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Gegen die Nischann wurde wegen Hehlerei auf anderthalb Jahr Ge fängnis, gegen die Kutz und Frau Wilke wegen Hehlerei auf neun Monat Gefängnis erkannt. Gegen sämtliche weibliche Angeklagte wurde ferner die Zu lässigkeit der Polizeiaufsicht ausgesprochen. Düsseldorf. Das Schwurgericht verurteilte einen achtzehnjährigen Uhrmacher von hier wegen Straßenraubes zu vier Jahr Gefängnis. M Berliner Junior vor Gericht. Beim Erntefest. Vorsitzender des Schöffen gerichts: Frau Petzold, Sie haben Frau Jahnke wegen Beleidigung verklagt und Ihre Gegnerin hat Widerklage erhoben. Ihrer Auseinandersetzung bat ja wohl eine Toilettenfiage zu Grunde gelegen. Jst'S nicht so? — Frau Petzold: So ähnlich is et. — Vors.: Sie haben an dem kritischen Tage eines jener Erntefeste mitgefeiert, wie sie in den Lauben kolonien üblich sind, und dabei sind Sie mit Frau Jahnke aneinandergeraten. Kennen Sie Frau Jahnke schon längere Zeit? — Frau Petzold: Nee, noch nich lange Mein Mann hat erst diesen Sommer unsre Laube uffjebaut, fest diese Zeit kenne ick die Jahnkes, sie haben ihre Laube anst and're Ende von die Kolonie. — Bors.: Was hatte es nun für eine Bewandtnis mit dem strittigen Kleide ? — Frau Petzold: Een Rock war't bloß. Ick hatte mir zu det Erntefest een neuet Kleed bestellt, een janzet apartet Muster, wat mir sehr jefiel. Bei die Anprobe ver sprach mir die Schneiderin hoch und heilij, det el rechlzeitij fertij sind würde, aber wie ick an den Abend vor del Erntefest hinkam, war an die 1 Talje und namentlich am Rocke noch jo ville zu ' ändern, det keen Jedanke an st Fertijwerden war. f Ick habe keenen schlechten Radau jemacht, aber et ! nutzte doch mschl, ick mußte eben den ollen jrauen s Fummel vonst vorijle Jahr anziehn. Bei del Ernte fest seh' ick zu mein Erstaunen, del die Jahnken janz denselben Rock anhatte, wie mein neuer war. Det interessierte mir natürlich ; sie war aber merkwürdij zu- jeknöppt. Weder wo sie den Stoff jekoost hatte, noch wat er kostete, war aus ihr causzubringen. Wissen Se wall," meente se, „Ihn' kann ick's ja schließlich sagen: Et is jar nich mein Rock, sondern een jepumpter. Meine Schneiderin Hal mir nämlich im Stich jelassen. Ick hab' ja eenen Mordskrach jemacht, aber se behauptete, je hätte een Hochzeits kleid fertijzumachen jehatl und könnte nischr dafor. Damiticknich mcinenollen blauenRock anziehnbrauchte, Hal je mir eenen von sich jepumpl." - „Den hier, den Sie anhabeu?" trachte ick, von eene schreckliche Ahnung erjrisfen. — Sic nickte. — „Und wie heeßt Ihre Schneiderin?" — Die Antwort, die ick erhielt, Veranlaßte mir eene Ohnmachtsanwandlung, el war meine Schneiderin, und wat se da spazieren lruch, war mein Rock! - „Uff der Stelle zieh'n Sie den Rock aus!" ries ick, als ick wieder japsen konnte, „del is ja meiner I Ick verklage Ihnen wejen Sachbeschädigung, wenn Sie nich oogen- blicklich den Rock herjeben I" — Sie war aber nich dazu zu bewejen und ick jloobc, wir Höllen uns noch jeprügelt, wenn uns nich die Leute zurückjehalten hätten. — Frau Jahnke ergänzt diese Schilderung folgendermaßen: Ick denke, die Frau is über- jeschnappt, wie se plötzlich über mir herfällt und mir den Rock ausziehen will. Jhretwejen hätte ick können im Unterrocke rumloofen, uff Ver- nunstsjründe hörte sie nich. Ick bin acht Dage lang krank jewesen, so habe ick mir über die Blamasche jeärjert. — Da beide Parteien einem Vergleiche abgeneigt sind, beide aber auch nach der Beweisaufnahme sich der Beleidigung schuldig gemacht haben, bleibt dem Gerichtshof nichts andres übrig, als beide zu je 10 Mk. Geldstrafe zu verurteilen. — „Sagen Sie mal, Frau Petzold," fragt am Schluß der Vorsitzende, „wie haben Sie sich denn mit Ihrer Schneiderin abgefunden?" — Frau Petzold: Jründlich! Sie hat mir deSwejen ooch bereits verklagt. — buntes Allerlei. Hoffensfreudig. Schwiegermutter: „Wo liegt denn eigentlich Honolulu?" — Schwieger sohn: „Möchten Sie einmal hin?" Ehrlich. Richter. „Dieses seidene Taschen- . tuch, das man bei Ihnen gefunden — haben Sie das gestohlen?" — Angeklagter: „Ehrlich ! gesagt, ja!" mir vorgelegte Frage zu erwägen und vor allem zu prüfen, ob es für uns beide von Vorteil ist, eine Verbindung einzngehen." „Ja, daran habe ich wahrlich nicht gedacht," lautete Roberts bittere Entgegnung, „ob unsre Verbindung uns Vorteile bringt und ob sie vom nüchternen Standpunkte der Verminst zu recht- fertigen ist. Ich liebe Sie eben mit aller Kraft meines Herzens und diese Liebe erfüllt mein ganzes Denken und Sinnen so sehr, daß ich darüber an die realen Forderungen des Lebens vergaß, über die uns der Zauber gegenseitiger Liebe hinweg geholfen hätte. Sie aber, das sehe ich mm wohl ein, lieben mich nicht, denn sonst würden Sie mir auf meine Frage gewiß eine andre Antwort gegeben haben." „Ich wollte Sie damit nicht verletzen," sagte Olga, „und ich glaube, Sie haben mich hin länglich kennen gelernt, um zu wissen, daß mir die idealen Anschauungen über Welt und Leben so ziemlich abhanden gekommen sind, woran nicht ich, sondern jene Menschen die Schuld wagen, die mich, so lange ich denken kann, kalt und liebkos behandelten und uns unsre Armut täglich und stündlich fühlen ließen. Die Armut macht hart, das hab« ich an mir am besten kennen gelernt, und es ist ganz vergeblich, die aujgezwungeue Kühle und mich kerne Beurteilung aller Verhältnisse, den Gedanken an Vorteil oder Schaden, von uus zu weisen. Sie kehren immer wieder zurück nnd stets drängt -ich m erster Linie der Gedanke an die praktischen Anforderungen, des Lebens heran. Ich glaube aber, daß es weit mehr unsern gegenseitigen Interessen entspricht, wenn wir diesen Stand punkt aufrecht erhalten, als wenn ich, Ihrem Beispiele folgend, und wie Sie, hingerissen von augenblicklicher Leidenschaft, zu einem Beschlusse meine Zustimmung gebe, dessen Ernst und Tragweite wir im Augenblick nicht überlegen, früher oder später aber drückend fühlen würden. Habe ich nicht recht?" Ich will nicht bestreiten," erwiderte Robert, „daß Sie vielleicht vor dem Forum des Ver standes recht haben, aber neu und überraschend ist es für mich, aus dem Munde eines jungen Mädchens Theorien über Liebe und Ehe ent wickeln zu hören, welche nur den nüchternsten Geschäftsmann bei Abschließung irgend einer Spekulation leiten können. Doch ich will mich Ihrem Wunsche fügen, will selbst all' die leiden schaftliche Glut meines nach Liebe sich sehnen den Herzens unterdrücken und nach Ihrer Art den Fall verständig behandeln. Allerdings fürchte ich, daß ich meiner Werbung um Sie damit wenig nützen dürfte, denn ich habe wahr lich an alles andre eher gedacht als an die praktischen Konsequenzen einer von Tag zu Tag sich vergrößernden Leidenschaft für Sie. Doch, nachdem ich einmal begonnen, so will ich die Sache auch beenden; vor allem muß ich Ihnen gestehen, daß ich genötigt bin, die Armee zu verlassen und ferner, daß mein Vermögen verloren ist, so daß meine Existenz einzig und allein nur von mir und meiner Tatkraft und Arbeitsfähigkeit adhängt. Bevor Sie mit Ihren praktischen Er wägungen mich abkühlten, war ich ganz stolz darauf, ganz allein, frei von allem Zwang, für S>ie leben und sorgen zu tonnen. Jetzt aller dings sehe ich ein, daß mir mein Idealismus damit einen üblen Streich gespielt hat, und daß ich kaum auf eine günstige Entscheidung zu hoffen habe." „In der Tat, Ihre Vermutung täuscht Sie nicht," sagte nun Olga, deren Wangen sich während der letzten. Worte Roberts röteten, mit entschiedenem Tone und fast zornigen Blicken. „Was Sie Idealismus nennen, das nenne ich Egoismus. Sie selbst haben, wie Sie mir erklärten, Stellung und Vermögen verloren, und trotzdem denken Sie daran, um eine Frau zu werben und sich ein Haus zu gründen, ohne zu überlegen, welche Existenz Sie dieser Frau zu bieten imstande sind: Sie denken nur an sich, an Ihre momentane Laune, die Sie Liebe nennen, und folgen Ihrer Eitelkeit, die Sie nach dem Besitze eines Mädchens, das Sie schön finden, streben läßt. §tun, ich danke Ihnen für Ihren Anttag, habe aber nicht die geringste Neigung, meine eigene Armut mit der eines ander» zu verbinden mid sie noch drückender zu machen. Suchen wir jeder für sich den Kamps mit dem Leben durchzumachen. Vereinzelt können wir dabei nur gewinnen, gemeinsam müßten wir m diesem Kampf unter- gehen." Mit bebenden Lippen, bleich vor Schmerz und Entrüstung, hörte Robert die verletzenden Worte des Mädchens und sie trafen wie ver giftete Pfeile sein Herz, denn der Borwurf egoistischer Gesinnung »ar wahrlich unverdient. Er wäre bereit gewesen, für Olga Blut und Leben zu opfern, Tag und Nacht im Schweiße seines Angesichts zu arbeiten, selbst zu betteln und zu darben, und nun erhält er den Lohn für seine Opferwilligkeit in so vernichtender Form. Wie gebrochen erhob er sich endlich von seinem Sitze, machte dem Mädchen eine Ver beugung und entfernte sich, ohne ein Wort des Abschiedes zu sprechen. Da schien Olga denn doch von einem besseren Gefühl geleitet, die Notwendigkeit zu empfinden, ihre Härte durch ein freundliches Wort wenigstens zu mildern. Sie eitte dem jungen Manne nach, erreichte ihn, als er gerade die Tür schließen wollte, legte die Hand auf seinen Arm und sprach in etwas weicherem Tone: „Es tut mir leid, Sie verletzt zu haben, aber ich glaube, daß Sie mir bei ruhigem Nach denken selbst recht geben und froh sein werden, daß ich in einer ernsten Stunde jene Über legung behielt, die das Leben von uns er heischt. Bleiben wir Freunde, aber unterdrücken Sie ein Gefühl, das nur Schmerz und Ent täuschung bereiten muß." Wie geistesabwesend starrte Robert in das Gesicht des Mädchens, das er so unendlich liebte, seine Lippen murmelten einige unver ständliche Worte und in feinen Augen flimmerte es seltsam auf, als wollte der große Schmerz seiner tödlich verwundeten Seele aus derselben hervorströmen. Er war nicht imstande, ein Wort der Erwiderung zu finden, und verließ lautlos das Haus. Auf der Straße ange kommen, entrang sich ein tiefer Seufzer seiner gequälten Brust. IH« 8 (Fortsetzung folgt.)