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Allgemeiner Anzeiger : 10.10.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190810106
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19081010
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19081010
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1908
-
Monat
1908-10
- Tag 1908-10-10
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Monat
1908-10
-
Jahr
1908
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.10.1908
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Bei Sprengarbeiten getötet. Auf der bohle des Flözes Sonnenschein, der Zeche Viktor I und II bei Bochum, wurden drei Gesteinshauer bei der Sprengarbeit von einem zur Unzeit losgehenden Schuß überrascht. Der Schießmeister war sofort tot, ein Hauer wurde schwer und ein andrer leicht verletzt. Die Ur sache des Unglücks konnte nicht festgestellt werden. An einer Heugabel anfgespietzt. In Oberreitnau bei Lindau hat sich ein Bauern knecht, der voni Futterboden auf den darunter stehenden Heuwagen springen wollte, an einer unversehens aufgesteckten Heugabel förmlich auf- gespießt. Der Gabelstiel durchdrang ihm den ganzen Leib, so daß der Unglückliche seinen gräßlichen Verletzungen alsbald erlegen ist. An Vergiftungserscheinungen erkrankte in Ormesheim nach dem Genuß von Noten rübensalat eine ganze Familie. Während sich Re übrigen sehr rasch erholten, liegt der eine Sohn noch schwer krank danieder. Man führt die Erkrankung auf den Essig zurück. Die schlechte Zensur. Ein 14 jähriger Schüler, der Sohn einer Witwe in Magdeburg, brachte sich wegen schlechter Zensur mit einem Revolver lebensgefährliche Verletzungen bei. Von der Gattin lebendig verbrannt. Die Arbeiterfrau Muschol in Lipine bei Beuthen hat ihren Ehemann, nachdem sie ihn mit einem Stock bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen, mit Petroleum begossen und angezündet, nm den Anschein zu erwecken, als wären seine Kleider wfolge eigener Unvorsichtigkeit in Brand geraten. Mit furchtbaren Brandwunden wurde Muschol ws Krankenhaus gebracht, wo er bald darauf starb. Die Mörderin wurde verhaftet. Ein gelungener Gaunerstreich. In Würzburg kamen nachts zwei Unbekannte zu fünf Fuhrwerksbesitzern und bestellten Fuhrwerk w die Birkenfelder Gegend. Drei Viertel stunden von diesem Orte entfernt machte man dann Halt. Mit Stöcken und Stangen wurde das Obst an der Landstraße von den Bäumen geschlagen und verladen. Drei Fuhrwerke wußten wieder leer heimgeschickt werden und kehrten auch ohne Bezahlung um. Die beiden andern, die mit 80 Zentner Obst beladen waren, wurden dann auf den nächsten Markt gefahren. Dort wurde das Obst zum Schleuder preise von 3,50 Mk. pro Zentner verkauft und we Fuhrleute wurden ebenfalls wieder ohne Un nach Würzburg heimgeschickt. Die beiden Männer sind dann mit der Einnahme ver schwunden. . Von Wilderer« erschösse« wurde der Gemeindevorsteher von See in Patznaun, Johann Mallaun, auf der Gemsjagd. Von .Rn Tätern fehlt jede Spur. Die Leiche wnnte erst nach drei Tagen aufqefunden werden. Ein schwerer Eisenbahnunfall hat sich U einer Strecke in Ungarn ereignet. Der von ?Kgedin nach Arad abgegangene Personenzug A Arad—Esanader Eisenbahn fuhr infolge Rcher Weichenstellung mit voller Wucht in Wen bei der Ortschaft Pecska haltenden ^angierzug. Sämtliche Wagen des Rangier- «ages sonne die Lokomotive und fünf Wägen Personenzuges wurden zertrümmert. Der Mftihrer sowie zwei Pferdehändler wurden Mötet und 18 Reisende teils schwer, teils Achter verwundet. In finsterer Nacht be- Mnen die Bergungs- und Retlungsarbeiten, w bis zum Morgen dauerten. Die Ver- ^ndeten wurden durch einen Hilfszug nach ^ad ins Spital befördert. Ei« schwerer Uuglücksfall hat sich wüh- des Gottesdienstes m der Synagoge von Wramaros-Sziget in Ungarn ereignet. In dem wehr als 3000 Menschen besetzten Tempel »Meitete sich plötzlich ein falscher Feueralarm, r A Anwesenden wollten durch die nur andert- M Meter breite Türe ins Freie flüchten, wobei ^ Knaben totgedrückt und 16 Personen verletzt 'Wilbur Wright über die Zukunft Zugmaschine. Wilbur Wright, der in . Mans seine Experimente fortsetzt, hat sich «gm die Korrespondenten eines englischen! Blattes über die Zukunft der Flugmaschine ge äußert. „Meine Überzeugung ist, daß in der- Entwickelung des Aevoplans die Dinge genau so verlaufen werden wie bei dem Siegeszug der Dampfmaschine und des Automobils. Die Gesetze des Fluges sind jetzt praktisch ergründet und die Zukunft wird die gewonnenen Grund sätze nur wenig verändern. Anderseits aber wird zweifellos die Flugmaschine wesentliche Umwandlungen und Verbesseningen erfahren, genau wie es bei den Lokomotiven geschah. Nach meiner Ansicht ist die wissenschaftliche Grenze der Ausnutzung der Biotorkraft so gut wie erreicht. Ich glaube nicht, daß es jemals möglich sein wird, mit einer gegebenen Pferde kraft ein größeres Gewicht zu heben, als es jetzt möglich ist. Vor zwei Jahren trieb ein vierzehnpferdiger Motor mein 600 Kilogramm schweres Aeroplan; etwas Besseres können auch die modernsten Motors kaum leisten. Schon die nächsten Jahre werden die Atmosphäre in der Umgebung der großen Städte von zahl reichen, sehr leichten und sehr schnellen Flug maschinen bevölkert finden. Nach meiner An sicht sind die Zukunftsaussichten so wunderbar, daß ich darüber gar nicht sprechen möchte, da der Fernstehende mir kaum Glauben schenken würde. Die Flugmaschine wird die Luft er obern, wie die Eisenbahn die Erdoberfläche." Wilbur Wright beabsichtigt, wenn er seine Ver pflichtungen gegen Lazare-Weiller erfüllt hat, ge meinsam mit seinem Bruder Orville um den von der Londoner .Daily Mail' ausgesetzten 200 000 Mark-Preis sich zu bewerben; es handelt sich dabei um einen Flug von London bis Manchester, bei dem nur zwei kurze Landungen zum Zweck der Ausnahme neuen Heizungs materials für den Motor zulässig sind. X Ein abgelehntes Prinzessinnen- Denk»nal. Die Bürgerschaft der Stadt Odenburg hatte beschlossen, der verstorbenen Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, einer Tochter des Königs von Dänemark, ein Denkmal zu errichten. König Friedrich, dem von diesem Beschlusse Mitteilung gemacht worden war, richtete jetzt an den Bürgermeister Töpler in Odenburg ein Schreiben, worin er für das pietätvolle Gedenken seinen Dank ausspricht, gleichzeitig aber den Wunsch äußert, daß man von Errichtung eines Denkmals für seine ver storbene Tochter Abstand nehmen und von den gesammelten Geldern ein Legat stiften möge, dessen Zinsen alljährlich an verschämte Arme zu verteilen seien. Zu diesem Zwecke erbot sich der König, eine größere Summe beizutragen. Das Denkmalskomitee hat nunmehr den Be schluß gefaßt, im Sinne des Wunsches des Königs zu handeln. Explosion in der Petersburger Zünd- röhrenfabrit. In der Petersburger Zünd röhrenfabrik des Kriegsministeriums explodierte während der Entladung von Petarden der Pulvervorrat. Hierbei wurden fünf Arbeiter tödlich und sieben Arbeiter leicht verletzt. Das Gebäude ist zum Teil zerstört. Für eine Flugmaschinen-Kv«turrenz hat das amerikanische Marinedepartement jetzt die Bedingungen bekanntgegeben: Die Apparate müssen zwei Personen ausnehmen können, einen genügenden Brennstoff für einen 200-Meilen- flug haben, während vier Stunden in der Luft bleiben können und eine mittlere Geschwindig keit von 40 Meilen in der Stunde entwickeln. Ferner müssen sie fähig sein, ohne Schaden auf Land und Wasser niedexzugehen, auf dem Wasser zu schwimmen und vom Wasser aufzu steigen. Startvorrichtungen sind ausgeschlossen. — Der in Berlin wohnhafte Kunstmaler Wil helm Focke hat einen neuen Flugapparat er funden. Der Apparat besteht aus zwei mit einander verbundenen Segelflächen, deren eigen tümliche Stellung ein Umkippen der Maschine unmöglich macht. Der Erfinder unternahm mit seinem Apparat bereits einige Versuche, die die praktische Brauchbarkeit der Maschine glänzend erwiesen haben. Die neue Erfindung stellt eine Neuheit auf flugtechnischem Gebiete dar. Der Apparat hat bei einem Flächeninhalt von 30 Quadratmeter eine Länge von zehn Meter und ist in Pfeilgestalt gebaut. Focke hat bereits im Vorjahre einen zu einem Segelboote um wandelbaren Segelwagen erfunden und paten tieren lassen. Im Ballon über den Atlantischen Ozean. Nach Meldungen aus St. Louis vlanen zwei Luftschiffer eine Ballonfahrt über den Atlantischen Ozean. Sie wollen im Sommer nächsten Jahres in New Dort starten. Es wird zu diesem Zweck ein 300 000 Kubik- fuß großer Ballon gebaut. An Stelle des ge wöhnlichen Gondelkorbes werden die Luftschiffer ein zwölf Fuß langes Motorboot auf der Reise durch die Luft benutzen. Beide Ballonfahrer glauben bestimmt, daß sie bei beständigem Ost wind die Ozeanfahrt in vier Tagen vollenden können. Gericbtsballe. Darmstadt. Das Schwurgericht verhandelte gegen den 25 jährigen Hilfsweichensteller Joseph Kaiser von Wimpfen wegen Verbrechens im Amte. Der nicht als Beamter vereidigte Angeklagte stahl auf der Station Dornberg, wo er aushilfsweise Sonntagsschallerdienst tat, 11 Mk. 95 Pfg. Zur Deckung der Unterschlagung fälschte er die Bücher, vernichtete sie dann und stahl noch 5 Mark. Der Schaden wurde von Verwandten des Angeklagten gedeckt. Er wurde wegen Diebstahl und Unter schlagung zu zwei Monat und einer Woche Gefängnis verurteilt. X Glogau. Wegen Herausforderung zum Zweikampfe wurde der Hauptmann der Landwehr, Rechtsanwalt v. H. aus Görlitz, vom Kriegsgericht zu drei Tagen Festungshaft verurteilt. Jurist unä Mssensekakl. 14 Die Akustik des Theatersaals. Das trotz mannigfacher Forschungen immer noch nicht völlig geklärte Geheimnis von den Zusammen wirkungen äußerer Bedingungen, unter denen in großen Räumen die höchsten und zugleich reinsten Schallwirkungen Zustandekommen, gewinnt lebendiges Interesse in diesen Tagen, da die Theater wieder ihre Pforten öffen und der Verhältnisse der Bühnenräume mit eigenen Ohren nachprüfen muß. Die Architekten des Altertums hatten auf diesem Gebiete vor den unsern einen wesentlichen Vorzug voraus; sie Theaterfreund die verschiedenartigen akustischen waren zugleich Physiker, die den Zusammen hang zwischen Raum und Schallwirkung wissen schaftlich abwägen konnten, wo der moderne Bau künstler dazu neigt, erfahrungsgemäß vorzugehen. Die Grundform des Saales, der Abstand der Wände voneinander, Höhe, Breite, Nischen und Plafond, sie alle sind von dem größten Einfluß für die freie Entfaltung der Schallwellen, und mit den kleinsten Umänderungen lassen sich gar oft die größten Wirkungen erzielen. Auch die Zahl der im Saale anwesenden Menschen und ihre Verteilung im Raume ist von größtem Einfluß, und der umsichtige Baukünstler wird auf alle diese Möglichkeiten eingehen müssen. Die physikalische Forschung hat mit Hilfe einer Resonanzstimmgabel, mit der die Schallwellen gemessen werden können, festgestellt, daß die vollbesetzten Stuhlreihen z. B. 0,96 Prozent des Schalles auffangen, ein Teppich 0,20 bis 0,30 Prozent, Wandtäfelungen 0,06 Prozent und Glasflächen 0,002 Prozent. Die Holz täfelungen oder die Glasdeckung des Plafonds, Ivie sie bei Oberlichtsälen vorhanden ist, werfen also fast den ganzen Ton zurück, geben mithin Überakustik und können in Konzert- oder TheaterMen die Klang wirkung sehr schädigen. Der französische In genieur M. A. Lacour hat vor kurzem darauf hingewiesen, daß der neue Saal der Pariser medizinischen Fakultät mit seinem prachtvollen Glasdach aus diesem Grunde für die Abhaltung von Kongressen und überhaupt für Reden so gut wie unbrauchbar ist. Eine interessante Er scheinung ist es, daß die akustischen Verhältnisse mit dem zunehmenden Alter des Saales sich verbessern. Auch die Beleuchtung, die Licht wellen scheinen auf die Schallwellen von Ein fluß zu sein; wie im ,Gaulois berichtet wird, hat der frühere Direktor der Pariser Musik akademie, Gailhard, festgestellt, daß die Schwingung einer Stimmgabel, die im verdunkelten Saale deutlich gehört werden konnte, nach Aufdrehen des LichteS nicht mehr wahrgenommen wurde. Daß die Architekten des Altertums mit den Bedingungen der Akustik eng vertraut gewesen sein müssen, zeigen ihre gewaltigen Theater bauten, z. B. das Theater von Tauromenium, das 30 000 Menschen faßte, die alle den Klang der Schauspielerstimme vemehmen sollten. Um den Schall zu steigern, pflegten die Alten auch Bronzevasen in den Theaterräumen aufzustellen; ob in den kleineren Bühnenräumen unsrer Zeü hiermit günstige Wirkungen erreicht werden können, müßte die Erfahrung lehren. Rockefellers Zelbstbiographie. 4k „An einem trüben regnerischen Morgen, an dem ein Spiel im Freien unmöglich ist, komme ich in die Versuchung, ein schwatzhafter Alter zu werden und euch einige Geschichten zu erzählen von den Menschen und den Dingen, wie ich sie in meinem Arbeitsleben kennen ge lernt habe." Mit diesen einfachen und be scheidenen Worten beginnt der reichste Mann der Welt seine Selbstgiographie, die jetzt zugleich in sieben Sprachen in Amerika und in Europa erscheint. Der greise Milliardär hat mit der naiven Freude eines Kindes, das an einem neuen Spiel sich begeistert, die Abfassung seiner Lebensschilderung begonnen; mehr und mehr hat die Arbeit ihn gefesselt und mit einem Fleiße, der bei seinen Jahren säst zu groß ist, setzt er die Arbeit fort. Einen großen Teil des Manuskripts hat er selbst mit seiner weiten, ein wenig zittrigen Handschrift geschrieben; wenn die Finger müde sind, so diktiert er dem Se kretär und mit eifersüchtiger Sorgfalt liest er dann die Schreibmaschinenabzüge, korrigiert und bringt allerlei Änderungen an. Gleich auf den ersten Seiten des Werkes gibt Rockefeller so etwas wie einen Schlüssel zu dem Geheimnis, das ihn, den Siebzigjährigen, bewogen hat, einen Teil seiner Golfpattien zugunsten einer mühsamen schriftlichen Selbstschilderung zu opfern. Es sind die vielen heftigen Angriffe, die in den letzten Monaten gegen den Petroleum könig und gegen sein gewaltiges, welt umspannendes Unternehmen gerichtet wurden. „Wenn nur ein Zehntel der Dinge, die da be hauptet wurden, wahr ist, so sind die vielen tüchtigen und treuen Männer, mit denen ich zusammen gearbeitet habe und die zum großen Teil heute bereits im Grabe nihen, schwerer Verfehlungen schuldig ... All diese Dinge gefährden das Andenken von Verstorbenen und das Leben von noch heute Wirkenden und es ist nicht mehr als vernünftig, daß das Publikum unmittelbar aus erster Quelle Tatsachen kennen lerne, um sich dann selbst ein Urteil zu bilden." Und von diesem Gedenken geleitet, schildert nun Rockefeller die Grundsätze und das Werden der Standard-Oil-Gesellschaft und gibtscharfumrissene, in ihrer einfachen Natürlichkeit klare und über zeugende Charakteristiken der Männer, mit denen zusauimen er das große Werk begann nnd vollendete. Das kühle Urteil des Geschäfts mannes und die gemessene Sachlichkeit eines intelligenten Menschen sprechen aus jeder Zeile und lassen einen Menschen erkennen, der von frühauf die Ehrlichkeit gegen sich selbst zu einem Grundsatz seines Handelns macht, während „viele glauben, der Wahrheit zu entgehen, wenn sie dem Gedanken an sie ausweichen." Überall in dem interessanten Schriftstück spricht das uner schütterliche Vertrauen, durch den allein der kleine John von ehedem die Kraft fand, zum stärksten Finanzmann der Welt sich emporzuarbeiten. Kuntes Allerlei. Penny-Post, das Schlagwort, mit dem in Amerika und England solange für ein Acht- Pfennig-Porto zwischen diesen beiden Ländern geworben wurde, ist nunmehr zur Tatsache ge worden. Vom 1. Oktober ab brauchen Briefe zwischen den beiden Staaten nur noch mit acht Pfennig flankiert zu werden, und die Post behörden beider Länder machen sich auf eine ungeheure Steigerung des Briefverkehrs zwischen England und Amerika gefaßt. In London denkt man sogar daran, das Postpersonal zu ver größern. Olga war offen und freundlich mit ihm wie 1 einem Bruder, aber er vermochte keines Aer Symptome zu entdecken, welche auf eine -Z.^ere Neigung hindeuteten. Das Mädchen -Men jn seinem ruhigen Stolze ebensowenig MNndnis für die Glut seiner Blicke und das M Beben seiner Stimme, wie für gelegentliche -.Dielungen in den poetischen Huldigungen zu r^eu, vjx der junge Mann kleinen Aufmerk- N'Rten, wie einer Blume, einem Buche, Menhefte oder einem Album als Empfehlung . Mb. So wartete er denn in Geduld auf "kn passenden Zeitpunkt, und er glaubte dies N- 1° ruhiger tun zu können, als er keinen i ^men besaß; denn Olga verkehrte mit nie- ^d und vergalt die bewundernden Blicke Männerwelt mit souveräner Verachtung. ^vett gab sich so ausschließlich dem Zauber aob r er auch die ganze übrige Welt ver- donft -E Freunde wie seine Berufsgenossen -^Mündig vernachlässigte und einzig und allein Liebe, sein Denken und Fühlen, seine Zeit ^Dlne Sorge Olga widmete. M und Olga waren fast immer allein, da ^,.Ee Frau ihr kleines Schlafgemach kaum verließ. Dott in einem Lehnstuhle am i^ter brachte sie ihre ganze Zeit zu und spann, T^vl das Stricken strengte sie zu sehr an. Aber das Spinnrad stand manchmal füll, und lMdet lagen die kraftlosen Arme im Schoße, L wieder eine gewaltsame Willensanstrengung W neuer Tätigkeit zwang. E^Fran Reinwald klagte zwar über leinen Schwerz und fühlte auch kein Unwohlsein, aber wurde täglich schwächer und hinfälliger; der Schmerz über den Verlust ihres Sohnes hatte ihren angegriffenen Organismus vollständig erschüttert. Als eines Tages Robert zur gewöhnlichen Stunde erschien, da erschrak er nicht wenig, als ihn die alte Frau an der Tür empfing und Olga nicht anwesend war, dazu hatte das bleiche, durchsichtige Gesicht die Witwe einen so eigen tümlichen Ausdruck, als blicke es in ferne Welten und Robert glaubte ein verklärtes Totenantlitz vor sich zu sehen. Voll Besorgnis ergriff er die kalte, abgezehrte Haird der alten Frau, die ihm mit mildem, gütigen Lächeln für feine Sorgfalt dankte, mid sagte dann: „Lieber junger Freund, ich habe mit Ihnen zu sprechen, und schickte deshalb meine Tochter sott; widmen Sie nur einige Zeit und haben Sie Nachsicht mit der Besorgnis einer asten Frau." „Also, es hat sich kein Unfall ereignet und Olga ist wohlauf?" fragte hastig der junge MMN, indem er neben dem Lehnstuhle der Witwe, zu dem er sie sorgsam hingeführt hatte, Platz nahm. „Gar nichts Besonderes hat sich ereignet!" brütete die Antwort. „Wie erwähnt, wollte ich nur einmal mit Ihnen allein sprechen." „Womit kann ich dienen, gnädige Frau!" „Vor allen Dingen möchte ich mir eine Ihnen vielleicht seltsam klingende Frage erlauben: Lieben Sie meiue Tochter ?" Robert errötete bei dieser unerwarteten Frage wie ein Mädchen, dessen Liebesgeheiomis plötzlich entschleiert wird, sagte aber mit festem Tone: „Nachdem Sie mich direkt fragen, halte ich auch mit der Antwort nicht zurück und sage offen und ehrlich: ja, ich liebe Olga mehr als mein Leben!" „Das freut mich," erwiderte die aste Frau, „und beruhigt mich ungemen. Sehen Sie, lieber Freund, ich stehe mit einem Fuße im Grabe, — schütteln Sie nicht mit dem Kopfe, und versuchen Sie es nicht, mich zu trösten. Ich habe lange genug gelebt, und bin gerne bereit, von dieser Erde zu scheiden, wenn ich nur weiß, daß ich das einzige Kind, das mir verblieben ist, nicht allein und hilflos in der West zurücklassen muß. Mcht wahr, Sie versprechen mir, über Olga zu wachen und ihr ein aufrichtiger Freund und Bruder zu sein?" Mit tiefer Erregung antwortete Robert: „Ich gebe Ihnen darauf mein heiliges Ehrenwort, Md wollte Gott, es wäre mir ge gönnt, Ihrer Tochter mehr zu sein als Freund und Bruder. Mein sehnlichster Wunsch ist es, sie meine Gattin nennen zu dürfen, aber ich fürchte, daß es mir bisher nicht gelungen ist, Olgas Gegenliebe zu erringen. Vielleicht haben Sie die Güte und legen für mich ein gutes Wort ein. Ihrem Rat wird Olga sicher folgen, und ich werde es mir zur einzigen Lebens aufgabe machen, Ihrer Tochter ein glückliches Los zu bereiten." „Ja, das ist eine schwierige Sache," sagte mit gedrücktem Tone Frau Reinwald. „Meine Tochter ist, wie Sie selbst schon erkannt haben werden, ein so eigentümliches Wesen, voll Selbftbewußtsein und Tatkraft, und ich fürchte, daß eine Fürsprache von mir Ihnen nichts nützen, sondern vielleicht gar schaden würde. Ich höre fast im Geiste die Antwort Olgas. Wenn ich ihr über Ihre Werbung berichte, wird sie wahrscheinlich sagen, daß Sie vorerst bei ihr hätten anflagen sollen, bevor Sie die Ein willigung der Mutter nachsuchen. Aber ich glaube, Ihnen selbst wird es gelingen, freiwillig und ohne fremde Intervention das Jawort Olgas zu erhalten, wenn sie sich allein auf der West befindet und wenn sie anderseits die Über zeugung Ihrer aufrichtigen Liebe gewonnen haben wird. Doch für alle Fälle muß ich Ihnen noch eine Mitteilung machen und bitte Sie, dieselbe zugunsten meiner Tochter zu verwetten, ob Olga mm Ihre Frau wird oder nicht. Mcht wahr, Sie versprechen mir das?" „Gewiß, gnädige Frau, Sie können darauf rechnen, daß ich alles tun werde, was Sie im Interesse Ihrer Tochter für wünschenswert hatten, und daß ich selbst dann nicht aufhöreu werde, für Olgas Wohl treu und redlich zu sorgen, wenn sie mir den herbsten Schmerz meines Lebens bereiten sollte, wenn sie nämlich mich und meine Liebe zurückwiese." „Sie sind ein edler junger Mann," sagte gerührt Frau Reinwald und reichte Robert die Hand. „Doch Mn hören Sie, um was ich Sie zu bitten habe. Ich muß dabei auf die Vergangenheit zurückgreifen und Sie mit unsern Farnilienverhältnissen bekannt machen, die Ihnen bisher vollständig fremd geblieben find." 3»« » (Fortsetzung folgt.)
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