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Allgemeiner Anzeiger : 12.09.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190809129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19080912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19080912
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-12
-
Monat
1908-09
-
Jahr
1908
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.09.1908
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polMcke Kunäfckau. Deutschland. ^Kaiser Wilhelm hat von Straßburg i. E. aus dem Schloß Urville einen Besuch abgestattet. * Zum türkischen Botschafter in Berlin ist der frühere.Kriegsminister Osman Nizami-Pascha ernannt worden. *Wie nachträglich bekannt wird, erklärte Staatssekretär Dernburg in einer Rede zu Windhuk, daß vorläufig weitere. Bahn bauten im südwe st afrikanischen Schutzgebiet unterbleiben. Wenn das Schutzgebiet bereit und in der Lage sei, die Zinsgarantie für die im Bahnbau angelegten Kapitalien zu übernehmen, dann würden sofort neue Bahnen in Angriff genommen werden. Aber solange dies noch nicht möglich sei, müßten die Pläne zurückgestellt werden. * Die deutsche Hochseeflotte unter dem Befehl des Prinzen Heinrich ist von der Ostsee in den Kieler Hafen eingelaufen und durch den Kaiser Wilhelm-Kanal in die Nordsee ge fahren. * Die schon vor längerer Zeit angekündigte außerordentliche Sitzung des Bun de srats soll dem Vernehmen nach am 18. September stattfinden. Die Finanzminister und die stimmführenden Mitglieder des Bundes rates werden voraussichtlich vollzählig anwesend sein, da vor allem die Reichsfinanz reform beraten werden soll. * Durch kaiserliche Verordnung vom 4. Mai ist der Reichstag mit seiner Zustimmung am 7. Mai bis zum 20. Oktober vertagt wor den. An welchem Tage der Reichstag seine Sitzungen wieder aufnehmen wird, ist noch nicht endgültig festgesetzt worden. Keinesfalls wird dies am 2. November der Fall sein, wie ver schiedene Blätter berichtet haben, da dieser Tag auf einen Montag fällt, und der Reichstag niemals an einem Tage nach einem Sonn- oder Feiertage zusammenzutreten pflegt. Tag und Tagesordnung für den Wiederzusammentritt des Reichstages werden erst im Laufe des nächsten Monats vom Präsidenten des Reichstags, der hierzu vom Reichstage die Ermächtigung erbeten und erhalten hat, bestimmt festgesetzt werden. *Die interparlamentarische Konferenz, die vom 16.-20. d. in Berlin stattfindet, und zu der nahe an 1000 Parlamentarier aller Länder in der deutschen Reichshauptstadt anwesend sein werden, wird zumeist mit der internationalen Friedensbewegung verwechselt, die Ab rüstung, Weltfrieden usw. anstrebt. Die Inter parlamentarische Union will auch ihrerseits dem Frieden dienen, aber auf anderm Wege. Sie will die gesetzgebenden Körperschaften der Nationen einander näher bringen und den Ge dankenaustausch über Fragen des internationalen Völkerrechts herbeiführen. Das Hauptziel der Union ist die Anbahnung von Schieds gerichten bei bestimmten internationalen Streitigkeiten. Das entspricht auch den Zielen der deutschen Politik, und deshalb sind der deutschen Gruppe dieser Union auch zahlreiche Abgeordnete beigetreten, die sich an den allge meinen Abrüstungs- und Friedensbestrebungen nicht beteiligen würden. Die Konferenz unter scheidet sich dadurch von sonstigen Kongressen, daß sich nur Mitglieder der parlamentarischen Gruppen an ihr beteiligen können. * Die Ersatzwahl zum Preuß. Landtag im Kreise Tondern, die durch den Tod des Abg. Feddersen notwendig geworden ist, findet am 21. d. statt. Kandidaten sind Dr. Schifferer- Kiel(nat.-lib.) und der Bürgermeister Dr. Schücking (frs. VP-). * Wie verlautet, find die bisher aus Süd - west-Afrika in Deutschland eingetroffenen Diamanten mit im ganzen 22 OM Mk. Wert eingeschätzt worden. Es sind nicht große, aber sehr gute, wasserhelle Steine, für die durch schnittlich 26 Mk. pro Karat bezahlt wurden, also ein recht ansehnlicher Preis. Österreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph, der seine letzte Erkrankung völlig überwunden hat, ist in Buda pest eingetroffen. England. *Der englische Gewerkvereins kongreß, auf dem 1750 OM lrbeiter ver treten sind, wurde in Nottingham mit einer An sprache seines Präsidenten, des Parlamentsmit gliedes Shackleton, eröffnet. Der Präsident be händeste in seiner Rede die Frage der Ar beitslosigkeit und empfahl als Heilmittel die Verminderung der Arbeitsstunden. Auch forderte er dazu auf, daß alle auf Herabsetzung der Altersgrenze für den Bezug der Alters pension hinwirken sollten. Ferner machte erden Vorschlag, daß die englische Regierung die Ab haltung einer internationalen Gewerkvereins- Konferenz in London anregen sollte, auf der Osman Ntzami Pascha, der neu ernannte türkische Botschafter in Berlin. alle europäischen Regierungen und die Ver. Staaten von Amerika vertreten sein sollen. Rustland. *Finanzminister Kokowzew be findet sich gegenwärtig in großen Schwierig keiten. Am 19. September muß der Duma das neue Budget vorbelegt werden. Die Etatsbe rechnungen verschiedener Ressorts liegen bereits vor. Danach sind jetzt schon bei den gewöhn lichen Ausgaben 244 Mill. Rubel mehr als festgesetzt verausgabt worden. Kokowzew ordnete an, daß die Etats der einzelnen Ministerien noch nicht in Druck gegeben werden. Er hofft, noch eine Verringerung der Ausgaben zu er zielen, besonders beim Wegebauministerium. Balkanstaaten. *Die Parteikämpfe in Serbien haben wieder einmal einen Erfolg zu verzeichnen. Die Bemühungen der Altradikalen, den aus ihren eigenen Reihen hervorgegangenen Minister des Auswärtigen Milanowitsch aus der Volks vertretung fernzuhalten, um das erst vor kurzem neugebildete Koalitionsministerium zu sprengen, noch ehe es mit seiner politischen Arbeit be ginnen konnte, sind von «Erfolg begleitet ge wesen; denn im Rischer Kreise ist der Altradikale Nikola Uzunowitsch gegen den Minister des Nutzem Milanow tsch gewählt worden. Mlano- witsch wird nunmehr sein Entlafsungsgesuch ein reichen. Amerika. * Die Tmppen der Ver. Staaten sollen jetzt, nachdem die Insel zwei Jahre besetzt war, ans Kuba zurückgezogen werden: die Borberei tungen sind bereits im Gange. Afrika. * Die französische Regiemng hat mehrere ihrer Botschafter und Gesandten ersucht, ihren Urlaub zu unterbrechen und im Hinblick auf die in allen Hauptstädten bevorstehenden wich tigen Verhandlungen über die Aner kennung Muley Hafids sich auf ihre Posten zu begeben. Der Abschluß des in der demnächst an die Mächte gelangenden fran ¬ zösischen Note vorgesehenen Übereinkommens über eine entsprechende Versorgung des bis herigen Sultans Abd ul Aziz dürste, wie man in Paris annimmt, in nicht allzu langer Frist zustandekommen. Japan. * Japan hat erneut eine Note an die chinesische Regierung gerichtet, in der ge fordert wird, daß die Ausschließung japanischer Waren vom Markte in Südchina aufgehoben werde. Vie Keform äer Arbeiter- verfickerung schafft an Stelle der bisherigen Instanzen: ein Versicherungsamt, ein Oberverficherungsamt und ein Reichsversicherungsamt. Sämtliche Kranken kassen innerhalb des Bezirks einer unteren Ver waltungsbehörde bilden einen Verband, der die allen Krankenkassen gemeinsamen Aufgaben M übernehmen hat. Er ist zugleich das verbindende örtliche Glied für alle Zweige der Arbeiter versicherung und vereinigt in sich die Funktionen eines gemeinsamen Unterbaues der Unfall versicherung, der Invalidenversicherung und der Hinterbliebenenverficherung, der Aufsichtsbehörden, der Krankenkassen sowie der Spruch- und Beschlußbehörde erster Instanz in den Streit sachen aus dem gesamten Gebiete der Arbeiter versicherung. Er übernimmt ferner alle Ob liegenheiten, die gegenwärtig der unteren Ver waltungsbehörde und sonstigen örtlichen Be hörden zufallen. Dies Organ, das Versicherungs amt, wird der unteren Verwaltungsbehörde an gegliedert, dessen Leiter. der geschästsführende Beamte untergeordnet wird. Dieser wird vom Kommunalverband ernannt unter Mitwirkung der Versicherungsträger. Auch das übrige Personal hat den Charakter von Kommunal beamten. Der Leiter des Versicherungsamts heißt Versicherungsamtmann. In den Spruch ausschüssen wirst die gleiche Zahl Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit, gewählt in getrenntem Wahlgang durch die Vorstände der Krankenkassen. Die Hälfte der Vertreter muß mindestens zur Gruppe der für die Unfall versicherung in Bettacht kommenden Personen gehören. Die Aufgaben des Versicherungsamts bestehen in Aufsicht über die Krankenkassen, Entscheidung von Krankenkassen - Streitsachen, Feststellung der Unfall- und Hinterbliebenen renten in erster Instanz, im mündlichen Ver fahren. Das Versicherungsamt übernimmt in Sachen der Invalidenversicherung alle jetzigen Aufgaben der unteren Verwaltungsbehörde, ein schließlich der Beschlußfassung über Renten bewilligung und Rentenentziehung usw. Eine einseitige Änderung einmal festgestellter Renten durch die Versicherungsttäger soll nicht mehr stattfinden. Uber freiwillige Leistungen haben diese aber allein zu entscheiden. Auch gegen über der Unfallversicherung übernimmt das Ver sicherungsamt alle jetzigen Aufgaben der untern Verwaltungsbehörde. Die Unfalluntersuchung bleibt Sache der Polizei. Das Versicherungs- amt übemimmt die Kontrolle der Beittags- leistungen und der Rentenempfänger, es kann die Berufsgenossenschasten verpflichten, Betriebs- konttolleure anzustellen, hat das Recht der Nachprüfung der Lohnlisten und hat die Pflicht der Auskunfterteilung und Rechtsbelehrung. Das Oberversicherungsamt tritt an Stelle der jetzigen Schiedsgerichte. Es bleibt nicht mehr Einrichtung der Versicherungsttäger, sondern wird eine rein staatliche Behörde mit staatlichen Beamten, im Anschluß an die höhere Ver waltungsbehörde. Direktor ist ein Staats beamter mit Befähigung zum höheren Ver waltungsdienst oder Richteramt. Die Spruch kammer hat je zwei Arbeitgeber- und Arbeit nehmerbeifitzer. Die Beschlußkammer hat je einen Beisitzer, zwei beamtete Mitglieder und den Vorsitzenden. Durch Hinzutritt je zweier von der Standesvertretung der Ärzte oder Apotheker gewählten Beisitzer wird sie zur Schiedskammer für Arzt- und Apothekersachen. Zum Geschäftsbereich des Reichsversicherungs amts treten auch, in der Abteilung Invaliden versicherung, Angelegenheiten der Kranken versicherung. Die Senate erhallen fünf Mit glieder, die erweiterten sieben. Zur Entlastung der höchsten Instanz gehen gewisse Gruppen von Streitsachen überhaupt nicht bis dahin, auch wird mehrfach die Revision an Stelle der Berufung gesetzt. Gewisse Sachen werden vom Oberverficherungsamt an die höchste Instanz abgegeben, wenn es sich um noch nicht fest gestellte Gesetzauslegungen handelt, oder um die Absicht, von einem Spruch des Reichsver sicherungsamtes abzuweichen. Die Kosten für das Versicherungsamt sollen die Versicherungs träger tragen, für das Oberverficherungsamt der Bundesstaat, für das Reichsversicherungs amt das Reich, für die Landesversichernngs- ämter die Bundesstaaten. Das Gehalt des Versicherungsamtmanns trägt der Kommunal verband, der ihn ernennt. Die Kosten des Verfahrens vor dem Oberverficherungsamt tragen die Versicherungsttäger. Die .Kranken kassen sollen bei der Kostenverteilung im all gemeinen ausscheiden, von fünf zu fünf Jahren wird der Verteilungsmaßstab auf die Ver sicherungsttäger revidiert. Von unä fern. Zur Jahrhundertfeier der Preutz. Städteordnung bewilligten die Stadtverord neten von Halle a. S. 10 OM Mk. als Grund stock für eine Stiftung, aus der die Hinter bliebenen solcher Bürger, die ehrenamtlich für die Stadt gewirkt haben, unterstützt werde» fallen. 6 r- Der Helgoländer Leuchtturm alS Wetterprophet. Es ist bekannt, daß der Helgoländer Leuchtturm seine drei elektrischen Strahlen des Nachts 45 Kilometer weit über die Wasserfläche gleüen läßt. Zu gewissen Zeiten aber kann man diese Lichtzeichen noch weit darüber hinaus bis zu 70 oder gar 90 Kilometer Entfernung bemerken, so daß das Leuchtfeuer des öftern auf den nord- und ost» friesifchen Inseln, sogar auf der Festlandsküste, wahrgenommen werden kann. Natürlich ist dieses Strahlen des Helgoländer Feuers weit über die zugrunde gelegte Beleuchtungsstärke hinaus nur durch Stahlenbrechung möglich, indem Wolkenschichten in gewisser Höhe und Ent fernung gewisse Brechungsmedien darstellen. So haben sich denn die Bewohner jener Land striche, wo diese ausnahmsweise weite Strahlung sichtbar wird, daran gewöhnt, darin eine Wetter- vorhersagung zu erblicken. Im Sommer gibt es danach regelmäßig Regen, im Winter kann man unfehlbar auf Tauwetter rechnen. Es sei bei dieser Gelegenheit noch erwähnt, daß das Helgoländer Feuer das weitleuchtendste der Welt ist, die drei einzelnen Leuchtstrahlen stellen zudem die längste gerade Linie dar, die auf der Wett bis jetzt beobachtet worden ist. Die Leuchtkraft des Turmes hat 30 Millionen Kerzenstärke; in Nürnberg ist man jetzt daran, eine Lampe einzuführen, die ein zehnfach s» starkes Licht geben soll. Eine interessante Statistik sämtlicher deutscher Gewerkschaftsoraanisationen und Angestelltenverbände veröffentlicht die General- kommifsion der sozialdemokratischen Gewerk schaften. Es handelt sich dabei um das Jahr 1907: In runden Ziffern stellte sich die Mitgliederzahl der sozialdemokratischen Zentral verbände auf 1865 MO, der anarcho-sozialistischen Lokalvereine auf 20000, der Hksch-Dunckerfchen Gewerkvereine auf 108 MO, des Gesamt verbandes christlicher Gewerkschaften auf 274000, der unabhängigen christlichen Gewerkschaften auf 80 OM, der unabhängigen Vereine auf 96 000. Insgesamt betrug die Mitgliederzahl aller gewerk schaftlich organisierten Arbeiter rund 2 446000. Was die Organisation der Privatbeamten im Jahre 1907 anbelangt, so betrug in runden Ziffern die Mitgliederzahl der kaufmännischen Verbände 459000, der Technikerverbände 98000, der Verbände der Bureaubeamten 11480, der Verbände landwirtschaftlicher Angestellten 9800, der „verschiedenen" Verbände 100 MO. Ins gesamt zählten die Organisationen der Privat beamten mnd 625 OM Mitglieder. Demnach sind im Jahre 1907 im Deutschen Reiche alleS in allem mnd 3072 000 Arbeiter und Privat beamte organisiert gewesen. K Oer Ousaren-Kittmeister. 5s Novelle von *.* Fonsetzuna.! Aber Herr v. Zagel gedachte stets mit weh mütigen Empfindungen des Schicksals der Frau Rönne und Georgs und liebte es, Georgs Heldentat, sein ehrenhaftes Bettagen und der armen Rofine stilles Leiden seinen Zuhörern oft und ausführlich mitzuteilen. Im vierten Jahre endlich nach feiner ersten Bekanntschaft mit ihnen gelang es ihm, seinen längst genährten Vorsatz auszusühren und er unterhielt sich schon auf dem Wege nach R. mit allerlei Träumen und Möglichkeiten, was indessen wobl Zufall oder Schickung aus den jungen Leuten gemacht haben und in welcher seltsamen, glücklichen oder tragischen Lage er sie finden könnte. Von alledem war nun aber — wie es denn mit solchen Spielen unsrer Phantasie meistens geht — garnichts geschehen, ja vielmehr gerade «in Stand der Dinge einaetreten, den der gute Zagel bei allen seinen Voraussetzungen gewiß garnicht erwartet hatte. Die Wirtsleute waren schon seit drei Jahren nicht mehr auf dem Hause, weil der Hüttenbesitzrr, dem es gehörte, vielleicht um den Anteil der guten Menschen an seiner Frau und Georg zu strafen, eine so übermäßige Pacht ge fordert und sie auch sonst noch so mannigfaltig gequält halte, daß sich der Mann endlich ge zwungen gesehen, wo anders hinznziehen. Das Hammerwerk aber halte Herr Kluge nun auch seit drei Jahren einem Inspektor übergeben. Er selbst war, um die Früchte seiner In dustrie mit Glanz zu genießen, in das nächste Städtchen gezogen; er lebte dort auf einem großen Fuße, gab Gesellschaften, von denen nicht nur die Stadt, sondern die ganze Um gegend sprach, hielt Kutschen und Pferde. Be diente usw., fpielte hoch und sing an. sich dieser Leidenschaft sowie dem Trünke unmäßig zu er geben. Seine Frau sah den Abgrund wohl, in den ihr Mann zu rennen angefangen hatte; aber längst belehrt, daß hier weder Bitte noch Vor stellung helfe, und gewohnt, ihr Kreuz zu tragen, ging sie unter allen den lärmenden Herrlichkeiten ebenso still, so geduldig und so freudenlos umher, wie auf dem Eisenhammer, nur daß sie an den Ort ihres längst verlorenen Glückes und ihrer Jugendfreuden ost mit bittern Tränen zurückdachte. „Und Georg?* fragte Zagel den Gastwirt, der an des Abgegangenen Stelle ihm alle die verlangte Aufklärung gegeben hatte. „Georg? Wer ist das?" Zagel erklärte, so gut er konnte. Niemand im Gasthofe wußte etwas von dem Holzknecht Georg. Zagel beschloß, sich in dem Eisen hammer nach ihm zu erkundigen. Der Inspektor war ein höflicher junger Mann. Der Besucher fragte, beschrieb, erklärte. Endlich besann sich der Inspektor. „Ja, ja!" sagte er, „ich erinnere mich des hübschen, mutigen Burschen. Es war einer der geschicktesten Arbeiter und überhaupt ein sehr braver und dabei unglücklicher Mensch, der ein besseres Schicksal verdient hätte." Zagels Herz ging bei diesen Lobiprüchen freudig auf, er fragte weiter und erfuhr nun folgende Geschichte: Georg hatte sein düsteres Einsiedlerleben von dem Herbst an, wo ihn Zagel kennen lernte, in den Winter hinein noch fortgesetzt und war, seinem Vorsatze treu, nie in das Dorf ge- kommen; aber Herr Kluge hatte ihn längst zum Zielpunkte seiner Rache gemacht und seit dem Vorfälle bei der Feuersbrunst, wo seine und Rosine? Neigungen sich achtlos und unwider stehlich vor der Welt gezeigt hatten, sann er im stillen nur darauft wie er ihn verderben und Rosine jede Hoffnung des Wiedersehens, ja, die Kenntnis von dem Schicksale ihres Jugend freundes entziehen könne. Was er getan haben mochte, hatte kein Mensch bis jetzt erfahren, aber nach dem neuen Jahre war Georg aus der Gegend verschwunden. Niemand wußte wo hin! Er kam nicht mehr zu den Arbeiten der Holzknechte; seine Hütte im Felsenwinkel auf der Alpe stand seit Wochen leer, sein weniges Geräte ungebraucht. Alle Kameraden bedauerten den Verlust des entschlossenen, treuen Gefährten und immer mehr gewann die Meinung an Wahrscheinlichkeit, daß er auf einem seiner kühnen Gänge verunglückt, vielleicht in eine un zugänglich« Kluft gestürzt oder mit dem Eise irgendwo eingebrochen und rettungslos zugrunde gegangen sei. Diese Meinungen verbreiteten sich auch bis zu dem E senhammer. Rosine vernahm sie, wurde totenbleich, schwieg aber und kränkelte von da ab nur noch mehr. Gegen alle ihre Erwartung war ihr Mann der einzige, den diesen Vermutungen keinen Glauben beizu messen schien und fest behauptete, ja mit vielen scheinbaren Gründen zu beweisen suchte, daß daS alles unglaubhaft sei und daß der Ver mißte sich über kurz oder lang schon wieder an finden würde. So verging der Winter. Im nächsten Frühling hatte Herr Kluge eine Reils tief hinein ins Gebirge zu machen. Die Ärzte hatten Rosine längst Zerstreuung und Luftveränderung verordnet, daS gewöhnliche Mittel, wenn sie sonst nichts zu raten wissen. Ihr Mann schlug ihr vor, mit ihm zu kommen; es war das erste mal seit ihrer Verheiratung, daß er ihr etwas Freundliches erwies. Er erzählte ihr viel von der schönen Gegend, von dem herrlichen Leben bei seinen reichen Freunden, den Hüttenbesitzern im Gebirge. Rosine, der alles recht war, nahm eS mit freundlichem Danke an und rüstete sich zur Abreise. Ihres Mannes Verheißungen waren nicht zu groß. Sie lab wirklich schöne Gegenden, wurde mit großen Ehren und mit einem Auf wande bewirtet, der ihr oft lästig war und fehnte sich nach wenigen Tagen wieder in daS Tal ihrer Jugend und ihre gewohnte Umgebung zurück. Aber sie sollte noch «inen großen be rühmten Wasserfall seben, von dem ihr Mann ihr schon zu Hause so viel erzählt batte. Sie gab auch hierin na» und fuhr mehrere Stunden weit mit einem Schwager ihres Mannes nnd diesem selbst an den bezeichneten Ort. Man führte sie durch ein enges, begrüntes Tal an einem Bache hin, an dessen User hier und da aufgeschichtete kleine HolHöße die Nähe einer Schwemme verkündigten. Au , dem Gipfel eines mäßigen Hügels, den sie erstiegen, stand
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