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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Losal-SInzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Sroßröbrsdors, Frankenthal und Umgegend. » ll. - > ... - 2 er Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. . lounrnentsprei« inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung «blatte»" r.r,iei)öhrlich ab Schalter 1 Mar k, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« I Mart - > Pfennige, durch die Post 1 Mar! exkl. Bestellgeld. Anserate, die «gespaltene Korpurzeile lo Pf,., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auh uu>ere sämtlichen Zeitungrboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und W>sder)'la rzm gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für tue Mitlwoch.Nummer bi» Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden 18. Jahrgang. -Lr. 65. Mittwoch, den 12. August 1W8. Dchriftleituiig, Vruck uua iSrc»?lg oou Ä. öl^Uvlg, Breinig. LertlicheS und SäckstsLes. Bretnig. Am Sonntag hielt bei schönem Wetter der hiesige Turnverein sein Sommei- abturnen ab. Zuvor hatte sich der Verein im Gasthof zum deutschen Hause versammelt, um von da mit klingendem Spiele nach der Turnstälte zu marschieren. Hier angekommen, wurde nach kurzer Pause zu den Freiübung-n angelreten; e» folgte dann das Geräteturnen und ein Ballspiel beendete den turnerischen Teil. In geschloffenem Zuge ging es hieraus nach dem Fcstlokale, dem Gasthof zur goldnen Sonne, woselbst sofort der Ball begann. ^9 Uhr unterbrach ein Turnerreigen, der lebhaften Beifall infolge seiner eleganten Ausführung fand, denselben; ^z1O Uhr traten die Turner- innkn auf und zwar erstmalig in schmucker Turnkleidung, um einen Reigen mit Keulen jur Aufführung zu bringen. In tadelloser Weise entledigten sich auch diese ihrer schwierigen Aufgabe, sodaß der gespendete reiche Beifall rin wohlverdienter war. Der Vorsitzende de« Vereins, Herr Arthur Gebler, nahm denn auch Gelegenheit, den Turnern und den Tur nerinnen für ihre Leistungen, vornehmlich aber dem Leiter, Herrn Turnmart Herm. Petzold, für die gehabte Mühe herzlichst zu danken. Er wie« hierbei auf den Wert de» Turnen« diu und forderte zu fleißigem Besuch der Turnstunden auf, den älteren Turnern den Eintritt in die Männerriege ganz besonder« empfehlend. Der Lall wurde hierauf sortge- letzt und zur bestimmten Zeit beschlossen. — Gegen die zu befürchtende Raupenplage de» Kohlweißling» hat sich nach Mitteilung «ine« erfahrenen Landwirts im oberen Vogt- lande rn früheren Jahren da» Ealzstreuen vorzüglich bewährt. Man rechnet auf den Acker Krautfeld zwei Zentner Futter- bez. Düngesalz, da» billig im Einkauf ist und beben dem Hauptzwecke: der Wegdeizung und Vernichtung der an der Unterseite der Kraut- blätter angehesteten Eier des Kohlweißlings «uch noch erheblichen Düngewert besitzt. Da» ^aljstreuen ist am späten Aoend oder am Uühen Morgen, solange dir Krautblätler noch taufeucht sind, zu bewirken und so einzurichten, wenigstens ein Teil de« Salze» auch an die Unterseite der Blätter gelangt. Da« sich alsbald auslösende Salz rinnt in schweren Tropfen an den vlattselten herab und zerstört die Eier, wie auch die junge Raupenbrut, solange dieselbe noch nicht zu groß und wiver- stand«fähig ist, unfehlbar. — Der nächst« Sächsische Feuerwehrtag findet im Jahre 1911 in Wurzen statt. — »Mit entsprechender Hochachtung!" So hatte der 23zährige Hilfilehrer Ernst Stop au» Rabenau einen an einen Amt«anwalt in Tharandt gerichteten Brief unterzeichnet. Die Folge war eine Beleidigungsklage, die vor d« Ferienstrafkammer in Freiberg am Sonn abend zur Verhandlung kam. Stop führte zu seiner Entschuldigung an, daß er Schreiben VN ihm Unbekannte stet» aus diese Weise un- isrzeichne; e» habe ihm fern gelegen, damit eine Beleidigung au»zusprechen. Er wurde aber trotzdem wegen Beleidigung zu 30 Mark Geldstrafe oder 5 Tagen Haft verurteilt. Kamenz. Die am Sonntage vom Rad- sahrer-Verein „Adria" veranstaltete Fernfahrt »Nund um Kamenz" (132 Kilometer) ist ohne leden Unfall abgelaufen. Da» Resultat oer Fernfahrt stellt sich wie folgt: Klaff- Paul Förster, Straßgräbchen, 4 Std. 56 Min. 55 Sek., goldene Medaille und Ehrenpreis von P. Mühlbach; P- Lupko, Dresden, 5 Std. 8 Min. 57 Sek., 2. Preis und Vereins-Preis gestiftet von Mitgliedern; Paul Hartmann, Wi-sa, 5 Std. 11 Min. 24 Sek., 3. Preis und eine Garnitur rote prima Metzelei Man tel. Klaffe 8 (Fahrräder mit Freilaufbrem«- nabe): Martin Richter, Straßzräbchen, 5 Std. 20 Min. 1. Preis: Doppellorpedoüber- setzungsnabe. Ferner erhalten noch Zeitwe- vaillen: Paul Hausding, Hoyerswerda, 5 Std. 12 Min. 50 Sek., Franz Wichmann, Forst, 5 Std. 15 Min. 51 Sek., Max Steinborn, Wieso, 5 Sto. 18 Min. 28 Sek., Hermann Schönthal, Dresden, 5 Std. 23 Min. 29 Sek., Otto Dehmel, Dresden, 5 Std. 23 Min. 39 Sek., Arno Naake, Bautzen, 5 Std. 32 Min. 5 Sek., Wilhelm Rasch, Hoyerswerda, 5 Std. 41 Min. 28^ Sek., Arm Sisrgel, Wieso, 6 Std. 1 Mi". 25 Sek., Rich Hei e, Bernbruch, 6 Std. 3 Min. 25 Sek., Max Schütze, Deutschbasrlitz, 6 Std. 3 Min. 34 Sek. — Dieser Tage wurde auf dem KälberS- berge bei Elstra ziemlich ein Liter weißer Heidelbeeren gefunden. Sie waren mitten unter den blauen Beeren gewachsen und halten dieselve Größe und denselben Saft wie diese. Ihre Schale ist weiß-grünlich und ihr Geschmack wässriger als der der blauen Heidel beeren. Bischofswerda. Am Sonnabend früh wurde der zweijährige Sohn des Steinschleifers Jähne im Mühlgraben ertrunken aufgefunden. Demitz-Thu mitz. Der 63 jährige Iuliu« Rodig begab sich am 8. d. M. in den Wald am Jungfernstein, um Pilze zu suchen. Dabei übertchritt er unbefugterweise die Trans portbahn und wurde von einer Lowiy ersaßt unv derartig verletzt, baß er nach kurzer Zeit seinen Geist aufgab. Rennersdorf, 3. Ang. Ein Fabrikant H. au« Dresden beabsichtigte nach Stolpen zu fahren. Kurz vor dem Ziel gebot er sei nem Chasseur, der da» erstemal mit seinem Herrn ausfuhr, den langsamen Gang einzu schalten, da sie den Berg ziemlich hinter sich hatten. Durch ein Versehen in der Schaltung aber ging der Kraftwagen rückwärts. Der Besitzer, der die Gefahr erkannte, sprang au« dem Automobil und rief dem Führer noch zu: „Bremsen". Der Chasseur schien die Geistes gegenwart zu verlieren und so geriet dec Wagen auf den steilen Abhang. Da« Fahr zeug überschlug sich, die Insassen, zwei kleine Mädchen und oer Chasseur, stürzten au» dem Wagen, blieben aber glücklicherweise bi« auf etliche Hautabschürfungen unverletzt. Von einem Ochsengespann wurde da« Automobil nach dem Bahnhof Stolpen gebracht. Zittau. Von einem Automobil über fahren wurde der Arbeiter Schäfer au« Klein schönau. Da« Automobil gehört dem Fabrik besitzer Schüller in Bernstadt. Schäker, der sich zu Rad auf dem Heimwege befand, erlitt einen doppelten Schädelbruch und liegt hoff- nungtlo« danieder. Dresden, 10. August. Am Sonntag starb der Major ,. D. Herr Georg Paul Simon vom 102. Infanterie-Regiment. Mit ihm ist wieder ein O'fisier — die Zahl ist schon klein geworden — dahingegangen, der wegen seiner Tapferkeit im deutsch-französischen Kriege mit dem Eisernen Kreuz au»gezeichnet worden ist. Meißen. Ja einer hiesigen Kunst- und Bauschlofferei halt« der Lehrling Walther einen glühenden Meißel mit der Zange gefaßt und schmiedete am Amboß seine Schneide scharf. Durch den Hammerschlag sprang ihm der Meißel aut der Zange und mit der Schneide direkt ins linke Auge, da» au«lief. — Vater und Mutter gestorben. Schwer vom Schicksal heimgesucht wurden die Kinder de« Fuhrmann» Liebezeit in Großenhrin, deren oeide Eltern plötzlich auf da» Kranken lager geworfen wurden. Zunächst starb die Mutter, und al« oi? bedauernswerten Kinder, von denen vier noch unmündig und dar letzte nicht ganz normal, infolgedessen vom Schul besuch befreit ist, von der Beerdigung der Mutter heimkehrten, ward ihnen die nieder schmetternde Botschaft, daß auch der Pater der Mutter in den Tod gefolgt sei. Man bringt der so schwer vom Schicksal betroffenen Familie ungeteilte Anteilnahme an dem schwe ren Verluste entgegen. — Aus schreckliche Weise versuchte sich am Freitag nachmittag die GutSbesitzecSehefrau Kästner in Oderdobritzsch zu entleiben. Eie halte im Kellergeschoß ihrer Wohnung einen Haufen Stroh mit Petroleum begossen, din- selben angebrannt und sich darauf gesetzt. Von dritter Seite wurde da» Vorhaben der anscheinend Geistesgestörten entdeckt, und so wurde sie vor dem VerbrcnnungStooe bewahrt. Die Frau hat aber trotz alledem solche schwere Branvwunden davongelragen, daß ihre Ueber- sührung nach dem Freiberger Stadtkranken hause erfolgen mußte. — Die Wolkenbrüche im Erzgebirge. Aus Hunderttausend« beläuft sich der Schaden, den die am Freitag nachmittag im Gebiet de« Auerberges bei Eibenstock und an der böh mischen Grenze am Kranichsee niedergegangenen Wolkenbrüche verursacht haben. Die Ver wüstungen sind di-smal noch ärger al« durch das Hochwasser 1897. Den größten Teil der Schuld tragen die vielen Tausende Holzstämme, die au» den Wäldern und vor, den Lager plätzen der Holzschleifereien fortgeführt wurden, an schmalen Stellen sich schließlich festsetzten und zu hohen Bergen sich ineinanderschoben; dadurch suchte sich da« Wasser neue Wege und jerstörte Garten und Grundstücke. — Rache der Einbrecher. Arg gehaust haben Einbrecher in zwei Gastwirtschaften in Aue au« Aerger darüber, daß ihnen nur geringe Geldbeträge in die Hände fielen. Im „Hotel Stadtpark", wo ihr Suchen nach Geld überhaupt vecgeblih war, stellten sie je eine Kiste Zigarren unter vier Bierhähne und öff neten orese. Da« Bier lief ununterbrochen und ergoß sich auf den Fußboden der Gast stube, bi« nicht« mehr in den Fässern war. Ferner zerschlugen sie einige Flaschen, deren Inhalt, Kognak, sich gleichfall» auf den Boden ergoß. Auch sämtliche Ledersofa» in der Gast stube wurden von ihnen zerschnitten. Im „Schützenhau»" wurde ein Fenster eingedrückt, durch da» sie in die Gaststube gelangten. Sie erbrachen hier mehrere Kästen, wöbe» iynen 12 bi» 15 Mark in die Hände fielen. Auch hier schütteten sie mehrere Kisten Zi garren in der Gaststube umher. Von den Dieben fehlt jede Spur. — In Langenbach bei Schneeberg stürzte dieser Taz« die junge Frau ve» Kaufmann» Rau von der Treppe ihrer Wohnung und verstarb auf der Stelle. — Da» Mitnehmen der Kinder auf Fahr rädern. Da« leidige Mitnehmen von Kindern auf Fahrrädern, da» nebenbei bemerkt, gesetz lich verboten ist, hat schon manche» Unglück gezeitigt. Man schreibt au« Zeitz, daß in Osterfeld ein Radfahrer den Knaben Otto Seidel, der erst kürzlich seine Mutter verlor, hinten aufsteigen ließ und mit ihm weiterfuhr. Der Junge kam mit emem Fuß in die Spei chen und brachte den Fuß in da» Rad. Der vordere Teil de» Fuße» de» Knaben war ge radezu zersetzt, so daß der Verletzte sofort im Krankenhause Zeitz ausgenommen werden mußte. Leipzig. Eine häßliche Scene spielte sich am Mittwoch abend gegen 9 Uhr auf dem Marienplatze ad. Eine geängstigte Mutter suchte ihren etwa 20 jährigen „Herrn Sohn" au« den Banden einer Schönen zu reißen und ihn zur Heimkehr in» Tlternhau» zu bewegen. Ihre Bitten waren jedoch vergeblich. Der hoffnungsvolle Jüngling weigerte sich unter dem Einfluß de» Frauenzimmer», mit dem er aus einer Bank saß, energisch. Es bildete sich bald ein Auflauf von Passanten, und einige beherzte Arbeiter hielten mit ihrer schonungslosen aber berechtigten Kritik über da» Verhalten de« Jüngling« nicht zurück. Sie ««koitierten denn auch den Sohn nach der Wohnung der Mutter, während ein Schutz mann die „Geliebte" arretierte. Der Jüng ling hatte einige Wochen in der Reichelstraße gewohnt und vorher seinen Geschwistern einige tausend Mark unterschlagen, die er inzwischen vertan halte. — Im kommenden September oder Anfang Oktober wird sich die Wirtschafterin Minna Döll wegen Morde« vor den Geschworenen de» Landgericht» zu Leipzig zu verantworten haben. Diese Verhandlung, die jedenfallt reich an sensationellen Momenten sein wirb, wird eine Reche von Tagen in Anspruch nehmen, da sowohl von der Anklagedehörd» wie auch von der Verteidigunt ein sehr um sangreicher Zeugenapparat in Bewegung gesetzt werden wird. Man geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Zahl der Zeugen nicht viel unter hundert bleiben dürste. Der Mittäter schaft an dem Verbrechen ist der Buchdrucker Walter Schmidt angeklagt, und zwar stützt sich diese Anklage auf ein Geständnis der Döll, die ihn al« ihren Helfer«h«lfer bezeichnet hat. Ob dieser Geständni» auf Wahrheit beruht, kann erst die Schwurgerichttverhand- lung ergeben, denn Schmidt selbst bleibt dabei, daß er mit der Tat nicht da« geringste zu tun habe. Die Anklageschrift umfaßt nicht weniger al« acht Bände, ein vewei«, welch ein unge mein große» Anklagsmaterial von oer Unter- suchungrdehörde und der Staat»auwaltschaft hat jusaminengetragrn weroen müssen. Die Minna Döll hat mit der kürzlich in Freiberg wegen Morde» Hingerichteten Grete Beier manche verwandte seelische Züge. Wie die Sürgermlist«»tochter, so ist auch die Döll von einer ungezügelten Sinnlichkeit, ihre Liebe«- verhältnifle sollen zahllos gewesen jein. Una auch die an dem unglücklichen Äiegler, der ganz in den Händen seiner Geliebten war, begangene scheußliche Lat ist mit großem Raffinement auigeführt worden; fast acht Wochen lang hat die Döll e» dann verstanden, den Tod de« Gregler zu verheimlichen, lustig und guter Ding« ist sie gewesen, sie hat sich wie di« Srere Beier auf» beste amüsiert, ohne oaß man ihr «ine seelische Depression ange merkt hätte. Da in der Verhandlung Sachen zuc Sprache gebracht werden müssen, die oie öffentliche Sittlichkeit auf da« allerschwecste gefährden würden, so wiro ein großer Teil oer ^Schwurgericht«Verhandlung hmt«r ver« schloss-nsn Türen geführt weroen müssen.