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Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190808260
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19080826
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-26
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Monat
1908-08
-
Jahr
1908
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1908
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politische ^mäfcdau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm, der in Mainz mit dem Großherzog von Hessen und andern Fürstlichkeiten der großen Truppenschau bei» wohnte, hat sich über Cronberg nach Wilhelms- höhe begeben. -"Aus Anlaß der Anwesenheit de8 eng lischen Schatzkanzlers Lloyd George in Berlin fand ein Festessen statt, an dem mehrere Minister teilnahmen. Auch bei dieser Gelegenheit betonte Lloyd George wieder, daß er in einem friedlichen Abkommen zwischen Deutschland und England die stärkste Sicherung des europäischen Friedens sehe. * Der russische Minister des Auswärtigen, Iswolski, trifft auf seiner Reise nach Karlsbad zu ganz kurzem Aufenthalt in Berlin ein. Von der deutschen Grenze an wurde dem Minister ein Salonwagen zur Ver fügung gestellt. Wie verlautet, gedenkt Herr Iswolski nach beendigtem Kurgebrauch die Rückreise wiederum über Berlin zu nehmen und dort dann einige Tage zu verweilen. ''Im Reichspostamt ist man in voller Tätigkeit, die Vorarbeiten für das Postsche ck- verfahren zu Ende zu bringen, das am 1. Januar n. eingeführt wird. Der voraussicht liche Verkehrsumfang wird verwaltungsseitig fürs erste Vierteljahr auf 10 000 Schecktonten- Jnhaber taxiert mit insgesamt500000 Buchungen: die dann ausgegebenen Scheckhefte (100 000 Stück zu je 50 Schecks für 50 Pf.) würde einen Erlös von 5000 Mk. bedeuten. * Das Preuß. Kriegsministerium hat ange ordnet, daß beiVergeLungvonArbeiten und Lieferungen nach Möglichkeit auch Handwerker-Vereinigungen (Ge- nofsenschafteU, Innungen) zuzulassen sind. Nach Jahresfrist haben die Aufsichtsbehörden über die gewonnenen Erfahrungen, über den Umfang der an Handwerker-Vereinigungen vergebenen Liefe rungen und Leistungen, über die Vertrags- schließung, über die Art der Zahlungsleistung usw. zu berichten. England. .* In London waren trotz der parlaments- losen und scheinbar stillen Zeit dieser Tage die führenden Persönlichkeiten des Kabinetts Asquith zu Beratungen versammelt, die in politischen Kreisen großes Aufsehen erregen und zu weit gehenden Kombinationen Anlaß geben. Der Premierminister Asquith reiste die Nacht hindurch von seinem Sommeraufenthalt und hatte längere Konferenzen mit dem Staats sekretär des Äußeren Grey. In politischen Kreisen werden diese plötzlichen und offenbar wichtigen Beratungen mit dem Ergebnis der Zusammenkunft des Königs Eduard mit Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph in Verbindung gebracht. Über den Inhalt der Beratungen wird strengstes Still schweigen gewahrt. * Die Nachricht, daß in England eine An leihe vou 2 Milliarden zum Ausbau der Flotte aufgebracht werden soll, wird jetzt halbamtlich bestätigt. Belgien. * Die Deputiertenkammer hat endlich die vielumstrittene Kongovorlage glücklich unter Dach und Faq gebracht und damit aus gesprochen, daß der Kongostaat jetzt eine belgische Kolonie werden soll. Allerdings wurde der Regierungsvorschlag, die Schulden des Kongostaates zu übernehmen, abgelehnt, aber die Minister beschlossen gleichwohl trotz dieser Niederlage nicht abzudanken. Den Ausschlag in diesem Punkte gab König Leopold, der das Ministerium bewog, am Ruder zu bleiben und darauf hinzuwirken, daß der Senat den strittigen Punkt über die Verantwortlichkeit Belgiens für die Schulden des KongystaateS wieder in die Vorlage aufnehme. . Portugal. * Die politische Lage in Portugal wird mit jedem Tage ernster. In der letzten Sitzung kam es zwischen dem früheren Finanzminister des Kabinetts, - Franco Miranda und dem O "Vater Kkem. 13) Noman von Georg Heinrich Görz. lEchlnb.) Im Hasen herrscht schon zu früher Morgen stunde reges Leben. Aus den Schiffen wird hier Fracht eingenommen, dort ausgeladen; wieder andre sind zur Ausfahrt gerüstet, frisch gestrichen und auf Deck „klar". Es ist eine Lust, das Auge über all' die schmucken Fahr zeuge, durch den Wald weißer, schlanker Mast bäume gleiten zu kaffen, wo Hunderte Wimpel und kleine Fähnlein in der frischen Morgen brise flattern. Fröhliche Matrosenlieder schallen vom Wasser zum Lande hinüber. Dazwischen klingt daS Geläute der Dampferglücken, das Rauschen der Bootsschrauben, das Raffeln der Ankerketten, das Kreisen der Winden. Alle diese Stimmen tönen zusammen zu dem einen Liede froher Geschäftigkeit. Von den Mannschaften aller Schiffe rings um ist heute die der „Königin Luise" am ehesten auf Deck gewesen. Matthies, der jüngste Matrose, hat einige Stunden nach Mitter nacht den alten Nitios auf Deck ab- gelöst. Denn man erwartet den Kapitän mit feiner jungen Frau. Man hält Wache, damit dis Erwarteten die ganze Besatzung auf Deck versammelt finden und feierlich begrüßt werden können. Zu einem außerordentlichen Empfang sind alle Vorbereitungen getroffen. Das Gangbord hat zu beiden Seiten ein Geländer erhalten, das mit duftendem Grün umwunden ist. Deputierten Santos zu Tätlichkeiten weil der letztere bei einer Außemng MirandaS, daß König Manuel mehr Glück haben möge als sein Vater, dem Wunsche Ausdruck gegeben hatte, daß er würdigere Minister als die des Kabinetts Franco finden möge. Rußland. *Die letzten Marinemanöver, an denen die Admirale aus dem russisch-japanischen Kriege Reizenstein und Schtschensnowitsch teil nahmen, haben lehrreiche Ergebnisse gezeitigt. So hat sich ein geringer Nutzen der Unterseeboote ergeben wegen der leichten Möglichkeit, sie während der Vorbereitungen zum Herablassen in das Wasser zu zerschießen. Ferner hat sich die Unzulänglichkeit der kleinen Torpedobootflotte ergeben. Die Manöver, an denen sämtliche Schiffe der Baltischen Flotte teilnahmen, haben wichtige Fingerzeige für den künftigen Schiffbau gegeben. * Der finnische Landtag hat gegen seine Ausschaltung bei der Erledigung finn- ländischer Regierungsgeschäfte in der Zentral instanz zu Petersburg energischen Einspruch er hoben. Durch diese Maßnahmen Finnlands erscheint ein emster Konflikt mit der Regierung in Petersburg unvermeidlich. Balkanstaateu. *Der neue Großwefir der Türkei, Kiamil-Pascha, erklärte in einer Unter redung, die türkische Regierung werde vor allen Dingen dafür Sorge tragen, daß alle ge planten Balkanbahnbauten schnellstens zur Ausführung gelangen. — Zu der türkischen Heeresreform macht die Regierung jetzt bekannt, daß das militärpflichtige Alter mit dem 20. Lebensjahre beginnen und bis zum 45. Jahre dauern soll. Die Dienstzeit beträgt sechs Jahre, wovon drei Jahre aktiv und drei Jahre in der Reserve abgedient werden sollen. Es wird beabsichtigt, später die aktive Dienstzeit auf zwei Jahre herabzusetzen. Das Gesetz soll nach einer allgemeinen Volkszählung in Kraft treten. — Die Gouverneure in Arabien haben sich geweigert, die neue Verfassung an zuerkennen. Amerika. * In dem Konflikt zwischen Holland und Venezuela ist jeder Gedanke an ein ge meinsames Vorgehen mit andern Staaten voll ständig ausgeschlossen. Alle Kreise sind sich darin einig, daß die Regierung dem Drängen der kleinen kriegerischen Gruppe in der Nation nicht nachgeben dürfe. Für Holland, das Land, wo der Friedenspalast gebaut werde, wo die Friedenskongresse zusammenträten, wo die internationale Kanzlei des ständigen Schiedsgerichtes errichtet worden sei, würde es sich nicht schicken, wenn es sich zum Kriege ent schlösse, ohne daß ernstlich versucht worden sei, den Streit auf gütlichem Wege zu lösen. "Präsident Castro tritt immer selbst bewußter auf. Er hat es jetzt abgelehnt, dem brasilianischen Gesandten die Wahrnehmung der französischen Interessen in Vene zuela zu gestatten. Der venezolanische Minister des Äußern hat ist einer Note erklärt, daß die Regierung ihre Zustimmung verweigere, weil die französisch-venezolanische Streitfrage in engem Zusammenhänge mit der amerikanisch venezolanischen Streitfrage stehe und daher die Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen zu Brasilien gefährdet sei. Der schlaue Präsident will natürlich nun den französischen Geschäfts träger, den er durch sein rechtswidriges Ver halten zur Abreise veranlaßt hat, zwingen, wieder nach Venezuela zu kommen. Es ist kaum anzunehmen, daß Frankreich diesen Aus weg wählen wird. Afrika. * Die von dem Sultan Muley Hafid zur Verteidigung der zweiten Hauptstadt Marrakesch entsandte Tcuppenmacht ist bereits in die Nähe ihres Bestimmungsortes gelangt. Die Entscheidungsschlacht müßte also in wenigen Tagen stattfinden. Allerdings stammen die letzten Nachrichten über die Besetzung Marra- keschs durch Abd ul Aziz aus französischer Quelle und müssen daher vorsichtig ausge nommen werden. Der entthronte Sultan hat j schon verschiedene Züge gegen seinen rebellischen Bruder angekündigt und ist doch im letzten Augenblick immer mutig zurückgewichen. Japan. * Die meisten Abgeordneten der japani schen Kammer haben auf eine Rundfrage des Kriegsministers erklärt, daß sie einer Ver mehrung der Armee zustimmen würden, wenn die Kostenfrage eine befriedigende Lösung finde. Österreich und die Türkei. Die Regierung in Wim hat jetzt auf Rußlands mazedonische Note geantwortet, daß auch sie sich bis aus weiteres jeder Einmischung in die türkischen Verhältnisse mthalten wolle. Das Schriftstück hat folgenden Wortlaut: „Indem das Wiener Kabinett der Auffassung der russi schen Regierung zustimmt, benutzt es in seiner Note die Gelegenheit, seinerseits die Gesichts punkte der österreichssch-unqarischen Politik in Ansehung der letzten Ereignisse in der Türkei, deren nächster Zeuge die Monarchie ist, kurz zu präzisieren. Als — es war vor nahezu fünf Jahren — daS Wiener Kabinett gemeinsam mit der kaiserlich russischen Regierung es unter nahm, in den Wilajets von Saloniki, Monastir und Kossowo die als notwendigst befundenen Reformen auszuführen, tat es dies nicht nur zum Schutz der mazedonischen Völkerschaften, sondern auch im Interesse des ottomanischen Reiches selbst und war dabei von einem eminent friedlichen und konservativen Gedanken geleitet. Es handelte sich darum, die türkische Ver waltung in den drei Wilajets zu verbessern. Die neueste politische Bewegung in der Türkei verfolgt augenscheinlich denselben Zweck. Ihre Methode ist indes eine verschiedene. Das Übel wird an der Wurzel gefaßt und die Reform der Verwaltung in Konstantinopel selbst begonnen, um alsdann über das ganze Reich ausgedehnt zu werden: „Wir könntewuns nur beglück wünschen, wenn diesem neuen, durch die Ent scheidung Seiner Majestät des Sultans sanktio nierten System ein Erfolg beschieden sein und es gelingen sollte, auf diese Weise zu einem für alle Untertanen des türkischen Reiches ohne Unterschied der Konfession und der Nationalität gleich vorteilhaften Zustand zu gelangen. Dies war stets in den Intentionen unsrer Politik ge legen. Schon vom Anfang der jetzigen Krise an war das Wiener Kabinett der Meinung, daß die Mächte eine reservierte Haltung ein nehmen müssen und jeder unzeitgemäße Schritt, der die Lage verschärfen konnte, zu vermeiden sei. ES holl nicht ermangelt, diese seins Auf fassung dem Petersburger und den übrigen Kabinetten mitzuteilen. Der Entschluß der kaiserlichen Regierung, die Überreichung ihres Reformplanes aufzuschieben, entspringt dem selben Gedankengang, und die kaiserliche und königliche Regierung beeilt sich daher, den selben mit Befriedigung zur Kenntnis zu nehmen." ^on stab und fern. 6O2 Heiteres vom Kaiser aus Wil- hrlmshöyr. Als der Kaiser dieser Tage einen Frühspaziergang in Begleitung eines Adjutanten nach dem „Herkules" machte, trat ihm auch ein kleines Mädchen entgegen, welches ihm Ansichts karten des Kaisers anbot. Der Monarch hielt inne, um eine derselben zu erwerben. Doch die Kleine fragte ihn, ob er nur eine Kaiserkarte oder eine Karte vom Kaiser mit König Eduard haben wolle, der Kaiser allein koste bloß zehn Pfennig, mit König Eduard zusammen koste er aber fünfzehn Pfennig. Lachend entschied sich der Kaiser für das letztere und aufmerksam be trachtete er das ihm gereichte Blatt, welches den Moment wiedergab, in dem er den König am Bahnhof empfangen hatte. „Sie haben gehört, mein lieber K . . . .," wendete sich der Kaiser zu seinem Adjutanten, „allein bin ich zehn Pfennig wert, zu zweit aber nur siebeneinhalb." Neue Fährte« des Parseval- «uv des Mtltiär-Bavous. Bei herrlichem Wetter machte im Beisein des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg Major Groß mit dem Militär-Ballon am 20. d. eine neue Versuchs fahrt über Bersin. Nachdem das Luftschiff ans der Halle geführt worden war, befand es sich bereits um 7'/- Uhr in voller Fahrt, um seinen Weg in einer Höhe von 300 Metern über Berlin zu nehmen. — Eine halbe Stunde später erhob sich auch der Parseval-Ballon mit dem Hauptmann, v. Kehler als Führer. Auch er nahm seinen Kurs nach Süden, um dem Militär-Ballon zu folgen. Während dieser jedoch bis zu den Linden und von dort nach dem Tempelhofer Felde zufuhr, flog der Parseval- Ballon über den Tiergarten zur Siegesallee, wo die Luftschiffe einander begegneten. Alsbald schlug der Militär-Ballon seinen Heimweg über Moabit ein, während der Parseval-Ballon noch etwa eine Viertelstunde weiter fuhr. Die Manöver der „Luftflotte über Berlin" hatten Tausende auf die Straßen und Hausdächer gelockt. x Dir ««»gültige Grenzabst«cku«g des Kaiserliche« Gebiet» der Hohkönigs- bürg bei Schlettstadt fand dieser Tage im Bei sein von Vertretern der Stadt und des Ober hofmarschallamts statt. Wie verlautet, wird Kaiser Wilhelm Gelegenheit nehmen, während seines bevorstehenden mehrtägigen Aufenthaltes in Straßburg die Burg abermals zu besichtigen. 002 Versuche mit drahtloser Tel«« phonie bei de» Kaisermauöver«. Me verlautet, werden aus Anlaß der diesjährigen Kaisermanöver auch Versuche mit drahtloser Telephonie auf dem Manövergelände vorgeführt werden. Diese Versuche sind auf das Interesse zurückzuführen, das der Kaiser dieser neuesten Errungenschaft entgegenbringt. Man wird einst weilen auf kürzeren ebenen, aber auch auf hügeligen Strecken kürzere Sprechversuche an stellen, um sich ein Bild darüber zu machen, in welcher Weise sich diese neue Wissenschaft für den Felddienst eignet. Einen besonders großen Spielraum werden dagegen die Versuche mit drahtloser Telegraphie bei den diesjährigen Manövern einnehmen, denn an den verschie densten Stellen, so z. B. vor den Toren Kehls, werden bereits jetzt die Leitungsmaste, die eine Höhe von ungefähr 20 Meter haben, dafür aufgeführt. X Kaiserliche Ghr uug «iues im Dienste verunglückte« Soldaten. Der Gestelle Hermann Gebert vom 14. Dragoner-Regiment in Lüneburg, der während der jüngsten Truppen übungen vor dem Kaiser im Sennelager durch Sturz mit seinem Pferde tödlich verunglückte, wurde auf dem Friedhöfe in Wittingen, seiner Heimat, zur letzten Ruhe bestattet. Auf Befehl des Kaisers nahmen an den Trauerfeierlich- keiten der Regimentskommandeur v. d. Decken und Rittmeister v. Lavinski, sowie eine Ab ordnung des genannten Dragoner-RegimentS teil. Der Kaiser ließ an der Gruft des Verun glückten einen Kranz niederlegen. Das öfferttliche Auftret«« Wilhelm Voigts i« Verli« Verbote«. Die Direktion des Passage-Panoptikums hatte den „Haupt mann von Köpenick" dafür gewonnen, in ihren Räumen zu wohltätigen Zwecken Postkarten für die Abgebrannten von Donaueschingen zu ver kaufen. Wie die Direktion jetzt bekannt gibt, ist das öffentliche Auftreten des Schuhmachers Voigt durch polizeiliche Verfügung verboten worden. Mit diesem Verbot hat die Polizei ohne Zweifel dem Empfinden weiter Kreise entsprochen. Ei« schnurriges Anerbiete« hat nach dem ,Berl. Lok.-Anz/ ein Kölner Kammerjäger dem Graten Zeppelin gemacht. Er erbot sich, den Ballon des Grafen — vermutlich gratis und franko — von allem Ungeziefer zu be freien. Graf Zeppelin antwortete mit humor voller Artigkeit, er werde sich des freundlichen Anerbietens gerne erinnern, wenn die Not wendigkeit, den Ballon zu reinigen, einmal ein treten sollte. Vom Zug« überfahr««. An dem Eisen- bahnübergang bei Wattenscheid wurde abends das Fuhrwerk eines Bäckermeisters vom Zuge überfahren. Ein Kind war sofort tot, ein andrer Insasse wurde schwer verletzt. Saftiges Baumgrün ist auch zu beiden Seiten des Weges zur Kapitäuskajüte befestigt worden: Zweige, die unten angenagelt wurden oder Guirlanden, di« sich im Winde schaukeln, überall ist Gtünschmuck, wohin nur daS Auge schaut: Mastbasm, Steuerstnhl, Ankerwinde — alles ist unter Laubgrün versteckt. Auf der Mitte des Schiffes steht ein Tisch, bedeckt mit einem weißen Tuch. Darauf steht eine Terrine aus welcher ein Flaschenhals herausragt. An dieser Stelle wird die Mannschaft dem beliebten Schiffsherrn einen Ehrentrunk darreichen. Auf dem Steuerstuhl steht der Steuermann und der Matrose Gerd. Ersterer ist eben im Gespräch mit dem Kavitän des vovüberfahrenden Dampfers. Da stößt ibn plötzlich Gerd an, deutet auf daS Ufer und ruft: „Sie kommen, Stürmann." Schnell begibt sich der Steuer mann in die Mitte des Schiffes. In der Ferne kommen die Erwarteten heran. Franck und seine Frau an der Spitze. Bon den am Ufer liegenden Schiffen empfängt das Paar manchen herzlichen Gmß. Nun sind sie am Landungsplatz ihres Schiffes. Stolz wie eine Fürstin steigt die junge Frau am Arm ihres Gatten dis steile Steintrsppe der Ufer böschung hinunter. Die Matrolen haben sich in zwei Reihen auf Deck ausgestellt. Der Steuermann geht dem Paar entgegen. „Unsre besten Glückwünsche, Kapitän. Unsre besten Glückwünsche, Frau Franck". Dann, sich zu der Wasserseite wendend, ruft der Sprecher: „Kapitän Franck und seine Gattin sollen leben: Hoch, hoch, hoch !" Kräftig stimmen die Matrosen ein. Franck und Frau Gertrud schütteln dem Steuermann herzlich die Hand. Nun folgt noch eine kurze Abschiedsszene, worauf die letzten Begleiter und Begleiterinnen von dannen gehen. Frau Gertrud, die das Knäblein auf dem Arm trägt, geht auf dem Gangbord voran. Franck folgt schnell. Ein Wink von ihm und der Steg zum Lande ist verschwunden. „So, nun sind wir zu Hause, mein Herz." „Hier ist es schön, Heinrich." Nun tritt Franck an die Matrosen heran und schüttelt allen die Hand. „Besten Dank, Leute, besten Dank. Ihr habt mir eine große Freude gemacht mit diesem Empfang, mir und meiner Frau." Niklos, der greise Schifferknecht, tritt darauf hin vor. Des Alten Augen leuchteten vor Glück. „Eck mot en paar Word feggen, Kapt'än. Alle wünschen, datt gey froh önn tufreeden onn glücklich wordt. Alle wünschen datt von Harten. Onn dorömm brengen wey dewn Schluck Wein dor. Drenk ons tu Liew davon, Kap'tän." Damit führt der Alte das Paar zu dem Tische hinüber, gießt einen Römer voll Wein und reicht ihn mit einer linkischen Ver beugung der jungen Frau: „Op ehr Gesund heit, Frnu Kap'täu!" Mit frohem Bück nimmt Frau Gertrud daS Glas und tut einen guten Zug: „Auf euer Wohl, liebe Leute!" Auch Franck tut Bescheid und sagt dann: „Lieber Niklos und ihr, Leute — wir kenne» uns! Nochmals meinen besten Dank. Wir werden uns, denk' ich, gut vertragen. Null aber, Steuermann — Fahrt voraus!" Schnell eilen Steuermann und Matrosen davon. Bald winden starke Arme den Anker empor. Schon beginnt das Schiff zu schaukeln. Dann rauscht der Dampfer mit dem übrigen Teil des Schleppzuges heran. Schnell wird das Schleppseil von der „Königin Luise" an genommen. Hollah! Fahrt voraus! Im Nu ist der Schlepp;uq gebildet. Dann geht ein starker Ruck durch die ganze Kette und nun fahren die sechs Schiffe stolz von dannsn. < , Bom Hafsnufer herüber wehen weiße Tücher; von den herumliegendsn Schiffen schallt lustiger Matrojengesang; die Fluten rauschen; klatschend prallt der Wogenschlag gegen die SchiffSwand — Hollab! Fahrt voraus! Mi! einer kühnen Wendung gleitet der Sch eppzug aus dem Hafenmund hinaus, — in die offene Flut, — in die Strömung deS Rheines. Lauter rauschen die Wogen; immer weiter entschwindet die Stadt den Blicken. Hand in Hand steht das Ehepaar auf dem Verdeck. Franck schaut seinem Weib in die glückschimmrruden Augen: „Nun, liebes Kind; ist es'eine Lust, auf dem Rhein zu fahren?" „Ja, Heinrich I Wo du bei mir bist, da ist mein Glück, meine Lust. Mit dir allzeit I Mit dir über Land und Wasser, über Wasser und Land!" End«.
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