Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 10.06.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190806107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19080610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19080610
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-06
- Tag 1908-06-10
-
Monat
1908-06
-
Jahr
1908
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.06.1908
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
klsNtilcke l<un6sckau. Deutschland. * Londoner Blätter erklären die Nachricht, Kaiser Wilhelm werde im Spätherbst abermals einen Besuch bei König Eduard machen, für Erfindung. Wahrscheinlich sei in dessen, dass der Kaiser im Laufe des nächsten Sommers zu kurzem Aufenthalt nach London kommt. "Die Nachricht, dass an den diesjährigen Kaisermanövern in Elsass-Lothringen der König von Italien und der öster - reichische Thronfolger teilnehmen werden, findet an den am'lichen Stellen in Rom und Wien ihre Bestätigung. * Wie die ,Nordd. Allgem. Ztg/ mitteilt, ist das Gerücht, die Zivilliste des Königs von Preussen solle erhöht werden, ebenso unwahr wie die frühere Meldung, der Fürst v. Bülow werde vom Reichstage eine Reichsapanage für den Kaiser fordern. * Wie sich nun herausgestellt hat, findet im Wahlkreise Nixdorf-Schöneberg Stich wahl zur Preuss. Landlagswahl statt. Die Sozialdemokraten haben demnach sechs Mandate endgültig erobert, während das Ver hältnis bei den andern Parteien des Abgeord netenhauses ziemlich unverändert geblieben ist. Die Kandidaten der Sozialdemokraten sind: Der auf Festung befindliche Rechtsanwalt Karl Liebknecht, Redakteur Heinrich Ströbel, Stadtverordneter Hermann Borgmann, Stadtverordneter Paul Hirsch, Stadtverord neter Hugo Heimann und Parteisekretär Wels, dieser für Rixdorf-Schöneberg, als Ver treter von Hannover-Linden Robert Leinert. Osterreich-Ungarn. *Der Studenten streik in Öster reich gewinnt mit jedem Tage an Aus dehnung. Die böhmischen Studenten in Prag haben sich nunmehr nach kurzem Zögern dem Streik angeschlossen. Der Unter- richisminister wird in den nächsten Tagen eine Bekanntmachung erlassen, in der er die Stu denten auffordert, den Streik einzustellen, und zugleich den Rädelsführern mit Verweisung von ihrer Hochschule oder sogar allen Hochschulen Österreichs droht. * Im österreichischen Abgeordnetenhause kam eS zu lärmenden Auftritten, als die Zwischen fälle in Galizien, wo im Kampfe mit Gendarmen ein ruthenischer Bauer getötet wurde, besprochen wurden. Der Minister des Innern verbrach, d'e Beamten, die so eilfertig von ihrer Waffe Gebrauch gemacht haben, zur Verantwortung zu ziehen. Frankreich. * Der ganze Dreyfus-Skandal wird höchstwahrscheinlich vor dem Pariser Gericht von vorn beginnen. In dem Prozeß gegen den Schriftsteller Gregory, der bei der Überführung der Leiche des Dreyiussreundes Zola in die französische Ruhmeshalle auf Dreyfus schoss und ihn verletzte, wird das freisprechende Urteil des Kassationsgerichtshofes gegen Dreyfus heftig angegriffen und als ungerechtfertigt hingestellt werden. Dreyfus ist nicht schwer verwundet. England. *Jm Hinblick auf den - Besuch König Eduards beim Zaren schreibt der ,Daily Telegraph', es wäre unwahrscheinlich, wenn man in der Anwesenheit der russischen Minister des Nutzern, der Marine und des Premiers bei der Zusammenkunft in Reval einen Beweis dafür erblicken wollte, dass große politische Entscheidungen oder gar der Beginn eines neuen Bündnisses bevorstehe. Wer die politische Lage genau studiert habe, müsse sehen, daß davon keine Rede sein könne. Es handle sich in erster Linie um einen persönlichen Be such, der erst nach dem Abschlusse des englisch- russischen Übereinkommens möglich wurde. Aller dings sei es möglich, daß schwebende politische Fragen wie die persische, afghanische und maze donische besprochen werden. Das sei aber etwas ganz andres als die Bündmsptäne. — WaS immer auch die englischen und russischen Blätter M 'Vater R.kem. 11 Roman von Georg Heinrich Görz. Kottseduna.) . „Sehen Sie sich einen Matrosen an," fuhr Franck mit Ester fort, „Sonne und Wetter haben ihm eine kräftige Lebensart gegeben; seine breite Brust atmet mit Wollust den frischen Hauch der Winde. Fabriksleute aber scheinen mir meist kränklich zu sein. Sehen Sie, wir müssen auch schwer arbeiten. Aber im Winter haben wir eine lauge Ruhezeit/ „Ihre Gründe sind gewichtig, Herr Franck," entgegnet Braun. „Jedoch hat auch daS Schifferleben seine ernsten SchattAsteiten/ „DaS will ich nicht verhehlen, lieber Meister. Aber ich vergleiche das Ganze mit dem Ganzen: dann fällt der Vergleich nach meiner Auffassung günstiger für den Matrosen aus/ „Es kommt ja auf den Geschmack an, Herr Franck. Sehen Sie, ich urteile, ohne auf einer Seite mich festzulegen; ich bin nicht Schiffer und nicht Fabriker, wie man hierzulande sagt. Als Handwerker verdiene ich mir mein Brot sauer genug. Sehen Sie: wenn ich di« Wahl hätte, Karl, meinen Jungen, auf eine Fabrik zu schicken oder ihn auf ein Schiff gehen zu lasse«, so wäre ich noch sehrunentschieden, was ich tun würde." „Ich würde keine ruhige Nacht mehr haben, wenn Karl auf ein Schiff käme," wirst Frau Braun ein. „Wenn ich ein Knabe wäre/ rust Gertrud, „so würde ich nicht lange wählen; ich würde ganz sicher io lange gedrängt habe«, bis ich sauf ein Schiff hätte gehen dürfen." schreiben mögen, die Welt wird sich nicht darüber täuschen lassen, daß in Reval Dinge von un berechenbarer Tragweite vor sich gehen. *Von dem „Verband für Frauen stimmrecht" in London wird eine grosse öffentliche Kundgebung zum 13. Juni vorbereitet. Sie wird Frauen aller Klassrn und Berufe umfassen, die nach ihren verschiedenen Organisationen unter besonderen Bannern ver einigt sein werden, welche für diesen Zweck be sonders von Künstlern entworfen sind. Der Zug wird sich vor das Parlament begeben, wo Reden gehalten werden. (Keine moderne Be wegung ist besser organisiert als die Frauen- stimmrechtsbewegung in England, die zweifels ohne gescheite Köpfe und große Mittel hinter sich hat.) Spanien. * Wie aus Madrid gemeldet wird, findet das neue Anarchistengesetz heftigen Widerspruch bei der gesamten Linken; die Sozia listen und Republikaner erklärten, sie würden durch das Gesetz entrechtet, da nach seinen Paragraphen jede freie Kritik an der Regie rungspolitik als Verrat am Vaterlande gedeutet werden kann. Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich, daß das Gesetz in gemilderter Form noch einmal den Kammern vorgelegt wird. Rustland. * Der Haupimarinestab hat dem Admiralitäts rat einen Entwurf zur O r g a n i s a t i o n der Flotte vorgelegt. Dieser Entwurf sieht die Unterstellung der Seestreitkräfte der Ostsee, des Schwarzen Meeres und des Stillen Ozeans unter drei besondere Befehlshaber vor, die vom Zaren ernannt werden, dem Marineminister unterstellt und mit weitgehenden Befugnissen ausgestattet sein sollen. — Der Admiralitätsrat hat vorläufig dem Bau von 16 Kriegs schiffen innerhalb der nächsten fünf Jahre zugestimmt. Balkanstaaten. * Der Khedive von Ägypten ist in Konstantinopel eingetroffen und wird von dort aus mehrere Höfe in Europa besuchen. Wie verlautet, wird er auch am Berliner Hofe empfangen werden. * Seitdem die Schutzmächte Kretas (Frankreich, Rußland, England und Italien) besch'ossen haben, die internationalen Truppen zurückzuziehen, hat sich der auf der Insel leben- den M o h am m ed an er allgemeiner Schrecken bemächtigt. Man fürchtet, daß die Insel anGriechen- land kommen und damit die mohammedanische Bevölkerung vernichtet werden könne. Der Ein spruch. den die Türken gegen die Zurückziehung der Truppen erhoben hat, wird wahrscheinlich ohne Einfluss bleiben, aber die drohende Haltung der Mohammedaner wird die Ab berufung der Truppen zur Unmöglichkeit machen. Nicht ohne Sorge sieht die kretische Bevölke rung der Zukunft entgegen, die sehr bald wieder Kämpfe zwischen den mohammedanischen und christlichen Bewohnern zeitigen wird. Aste«. *Mit wachsender Besorgnis sieht man in Japan die Anstrengungen Chinas, Armee und Flotte zu stärken, auszubauen und kriegs- tüchtig zu machen. Nachdem der Kaiser von China für das kommende Jahr die Begründung von 10 neuen Militärschulen angekündigt hat, beschloß ein japanischer Ministerrat, das Heeresbudget für die nächsten Jahre, das erst vor wenigen Monaten herabgesetzt wurde, wieder zu erhöhen. Niemand vermag jetzt mehr abzu leugnen, daß sich im fernen Osten die Lage mit jedem Tage ernster gestaltet. *Zu dem Gerücht, daß der Schah von Persien aus seiner Hauptstadt geflohen sei, wird jetzt gemeldet, dass Mohammed Ali Mirza sich einige Tage vor den Toren seiner Stadt aufzuhalten gedenkt, aber auf Drängen des Parlaments nach Teheran zurückkehren wird. — Die persische Provinz Aserbei- schan wird zurzeit dauernd von Unruhen heim gesucht. Das Ansehen des Schah ist dort gänzlich geschwunden, und die Abgeordneten- versammlung der Hauptstadt Täbris verwei gert der Regierung die Steuerzahlung, Der Knabe aber versetzt eifrig: „Wenn ich das Gymnasium durchstudiert habe, werde ich vielleicht doch noch aufs Schiff gehen. Ich werd« dann Seeoffizier und fahre durch alle Merre bis ans Ende der Welt." Franck schweigt eine Weile. Dann ant wortet er: „Was man auch sage von unserm Beruf: er ist schwer und rauh. Wer nicht starke Nerven hat uud sich nicht in den ein fachsten Verhältnissen wohl fühlt, möge lieber vom Wasser bleiben. Und die Schwärmerei von Romantik und Poesie ist den meisten Matrosen so fremd, daß sie es nicht verstehen würden, wenn man mit ihnen darüb« sprechen wollte. Wer also nicht mit beiden Füßen im Schifferberufe drin steht, der wird sich wohl niemals ganz in ihn eiuleben. Wer an Land geboren ist, bleibt besser dort." „Hörst du Karl," bemerkt Gertrud lächelnd zu ihrem Bruder. „Herr Franck kann uns auf dem Rheine nicht gebrauchen. Würden Sie nicht mit mir eine Ausnahme machen, Herr „Schiffer" ?" Eh« noch Franck auf ihre Bemerkung etwas erwidern kann, wendet sich der Hausherr an ihn. „Ich glaube," sagt er langsam, „daß Sie recht haben mit Ihrer Ansicht, daß ein „Land mann" kein ordentlicher „Wassermann" werden kann, wenigstens in der Regel nicht. Umge kehrt wird's genau so sein. Oder glauben Sie, daß Sie jemals sich entschließen könnten, vom Wasser zu gehen?" Der gute Handwerksmeister ahnt nicht, was er da gefragt. Franck fühlt heiße Röte in weil die Absicht * steht, die Verwaltung der Provinz in Täbri selbst in die Hand zu nehmen. *Von dem Ernst der Loge in Indien gibt eine Meldung von Massenversammlungen in Kalkutta und Bombay Kunde. In beiden Städten kamen Tausende von Indern zusammen und schworen sich gegenseitig zu, ihre und des Landes Rechte unter allen Umständen zu wahren. Die Polizei und das Militär waren völlig machtlos und es ist ein Wunder, daß es nicht zu gefährlichen Ausschreitungen gegen die Ausländer gekommen. Italiens auswärtige Politik. In der Deputier'enkammer in Rom sprach der Minister des Äußern, Tiitoni, über die mazedonischen Reformen, die Balkan-Eisen bahnen und über die Beziehungen Italiens zur Türkei. Bezüglich der mazedonischen Reformen erklärte der Minister, alles deute darauf hin, daß man bald zu einer völligen Verständigung gelangen werde und es sei sogar nicht unwahr scheinlich, daß diese Verständigung das Er gebnis dec bevorstehenden Begegnung von Reval sein werde. Bezüglich der Balkanbahnen führte der Minister dann aus, daß die von ge wissen Seiten vorausgesagten Zwistigkeiten unter den verschiedenen Mächten nicht eingetreten seien. Deutschland sei auf dem Boden ge blieben, aus dem es von Anfang an im Ein vernehmen mit Italien gestanden habe. Deutsch land habe der Hohen Pforte geraten, dem Bau der Eisenbahnen, die zum Wohle der Türkei beitragen würden, keine Hindernisse zu bereiten und eS habe der Pforte besonders empfohlen, die vorbereitenden Arbeiten für die Linie Donau—Adriatisches Meer zu genehmigen. Was England anbetreffe, so habe schon am 16. März, gleich nach der Rede TsttoniS, Sir Edward Grey dem italienischen Geschäftsträger erklärt, daß seine Politik in nichts von der Tittonis abweiche. Am 13. Mai habe Freiherr von Ährenthal die italienische Regierung benachrichtigt, daß der öster reichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel der Pforte erklärt habe, seine Regierung stehe allen Balkan-Eisenbahnen sympathisch gegen über. Bezüglich der Beziehungen Italiens zur Türkei führte Tittoni aus: Die Politik Italiens in der Türkei sei einfach und klar. Sie beruhe auf der Ausrechthaltung der Integrität der Türkei. Italien denke nicht daran und habe nie daran gedacht, einen Teil deS türkischen Gebietes zu besetzen. Italien sei der Türkei gegenüber von Gesinnungen aufrichtiger und herzlicher Freundschaft erfüllt. Tittoni fprach dann noch von dem Aufenthalt des Deutschen Kaisers in Venedig und von seiner dortigen Begegnung mit dem König Viktor Emanuel, die Gelegenheit geboten habe, zu einer Bekund- dung der herzlichen Freundschaft zwischen den beiden Verbündeten Herrschern. Auch der Be such des Fürsten v. Bülow in Rom habe ge stattet, wiederum die völlige Übereinstimmung der zwischen Italien und Deutschland auf dem Gebiete der internationalen Politik bestehenden Gesichtspunkte festzustellen und zu zeigen, daß dis Gerüchte, die man über eine den italienischen Interessen wenig entsprechende Haltung Deutsch lands in der Frage der Balkan-Bahnen oder in Tripolis in Umlauf gesetzt hatte, jeder Be gründung entbehren. Im Gegenteil habe Deutschland in diesem Augenblick und in den selben Fragen Italien neue Beweise seiner auf richtigen Freundschaft und seiner Bündnistreue gegeben. Schliesslich erwähnte der Minister noch das Regierungs-Jubiläum des Kaisers Franz Joseph. Von j>iab una fern. Die Rettungsmedaille am Baade hat der Kaiser dem Oberleutnant zur See, Hennig, verliehen. Der Offizier hat als Führer der Jacht „Alice Roosevelt" der Nordseestation einen Untergebenen, den Torpedomatrosen Hilde brandt, der am 20. Februar in der Jade über Bord fiel, mit eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens gerettet. i Radfahrorduung für das Deutsche Reich. Für den Radfahrverkehr hat das Reichsamt des Innern Grundsätze ausgestellt, die nach einem Beschluß des Bundesrats für das Reich gleichmäßig eingetührt werden sollen. Zum 1. August sollen überall gleichlautende Polizeiverordnungen erlassen werden. Nach den Beschlüssen des Bundesrats ist zwar die Be messung der Gebühren sür die Ausstellung der Nadfahrkarten den Bundes-Regierungen über lassen worden, eine Ausstellung der Karten mit zeitlich beschränkter Gültigkeit aber nicht mehr zulässig. Die landesrechtlichen Bestimmungen, die zu steuerlichen Zwecken die Mitsührung von Quittungen über Fahrradsteuern oder die Füh rung von Nummerschildern an den Fahrrädern vorschreiben, bleiben bestehen. In Preußen bleibt die Festsetzung der Gebühren sür die Ausstellung der Radfahrkarten den örtlichen Polizeibehörden Vorbehalten. Sie sollen aber nur die Selbstkosten decken und nicht über 50 Pfg. hinausgehen. Die neuen Grundzüge verlangen u. a. eine sichere Bremse, aus drücklich eine helltönende Glocke als Signal und bei Nacht oder Nebel eine hellbrennende Laterne mit farblosen Gläsern. Zweckloses und belästigendes Klingeln ist verboten. Der Ge brauch von Signalpfeifen, H ipven und be ständig tönenden Glocken, Schlittenglocken und dergleichen sowie von sog. Radlamglocken, sofern sie dergestalt in Verbindung mit der Hemm- vorrichtung stehen, daß sie ertönen, wenn und solange diese in Anwendung gebracht wird, ist untersagt. Die Radfahrkarte kann auch Per sonen unter 14 Jahren auf Antrag des Vaters, Vormundes oder sonstigen Gewalthabers aus gestellt werden. Die Radfahrkarte gilt für den Umfang des Deutschen Reiches. Die Ver anstaltung von Wettfahrten aus öffentlichen Wegen und Plätzen bedürfen der Genehmigung der Poli zei. Beamte in Uniform brauchen keine Karte. 66n Zur Affäre Gulenburg. Die Nachricht, daß Staatsanwalt Dr. Jsenbiel die Anklage gegen den Fürsten Eulenburg bei dem noch sür Ende dieses Monats erwarteten Prozeß vertreten wird, hat selbst in Richtsrkreisen 6ber- raschung hervorgerufen. Man erwartete gerade in diesen Kreisen eine Maßnahme, die dahin gehen würde, daß Dr. Jsenbiel, dessen Ver teidigungsrede für den Fürsten vor der Straf kammer zu so viel Erläuterungen Anlaß gab, gerade auf Grund der abgegebenen Erklärungen nunmehr nicht im entgegengesetzten Sinne als Ankläger fungieren könne. In Richterkreisen zweifelt man allerdings nicht daran, daß eS Jsenbiel etwa an der nötigen Objektivität würde fehlen lassen, doch gibt man sich der Hoffnung hin, daß er sich selbst sür diese Ver handlungen als befangen bezeichnen wird. Nach dem jetzigen Stande ist von Staatsseite dokumentiert worden, daß man an der Führung der Anklage in Sachen Moltke-Harden nichts einzuwenden gehabt hat, man vergibt aus diesem Grunde dieses Mandat vielleicht gerade zu einer öffentlichen Rehabilitierung des vielfach scharf angegriffenen Staatsanwalts, damit evtl, der damit Beauftragte selbst erklären soll, daß er sich, der ursprünglich getäuscht wurde, nun mehr als besangen halten müsse. Für di« staatliche «er«stei«gewi«n«nz in Preußen werden die Verhältnisse immer ungünstiger. Obgleich im abgelaufenen Jahre von den Bernsteinwerken in Königsberg eine größere Fläche als im Vorjahre abgebaut wurde, ist doch die Förderung und die Aus beute an Rohbernstein zurückzegangen und zwar nicht nur der Menge, sondern auch der Güte nach. Es wurden rund 5000 Kilogramm weniger verarbeitet, als im Jahre 1906, und wegen des empfindlichen Mangels an Roh material mußten die Lieferungen von Roh bernstein wiederum hinter den Bestellungen zurückbleiben. - Wieder ei» rätselhafter Leichensund i» Berlin. Im Berbindungskanal unweit Plötzensee, unterhalb der Königsdammer Brücke, wurde eine Frauenleiche angeschwemmt, deren untere Gliedmaßen völlig fehlten. Die Leiche war unbekleidet und wies starke Verletzungen auf. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die etwa 40—50 Jahre alte Frau ermordet worden ist. seine Wangen steigen. Kann er diesen Leuten sagen, daß er sich mit der Absicht trägt, seine Hütte auf festem Lande zu bauen? Will er eS denn wirklich? Er hält es selbst für rat sam, wenn ein Landkind auf festem Boden bleibt; soll er die Festigkeit haben, sich um gekehrt auf dem Lande halten zu können? So zuckten die Gedanken durch sein Hum. Er fühlt und empfindet es peinlich, daß in diesem Augenblick aller Augen aus ihn gerichtet sind. Da besinnt er sich nicht lange und antwortet ausweichend: „Es käme immerhin auf einen Versuch an. Bis jetzt gefällt es mir gut am Lande. Ich besinne mich vergebens, ob ich nicht einen Fall wisse, daß ein Schiffer — außer wenn er sehr betagt oder als Invalide von Bord ging — ganz von den Planken des Schiffes sich ge trennt hätte. Hmwieder weiß ich mehrere Fälle, daß aus dem Lande geborene Matrosen sich nur sehr schwer in den Schifferdimst schicken lernten. Man nannte sie noch bis ins hohe Alter hinein „Landratten". „Sehen Sie," erwiderte ihm Braun, „Sie müssen meine Ansicht bestätigen. Wie ich di« Sache auffasse, so ist die Regel." Es wmde spät, ehe man sich heute trennte. Als Franck endlich in seinem Zimmer sich zur Ruhe begab, fühlte er etwas Köstliches sein Herz erfüllen: die Erinnerung an einen glück lich verlebten Abend in einer harmonischen Familie. Klar und rein lachten ihn, als er auf seiner Lagerstatt ruhte, die silberblankeu Sterne vom winternächtlichen Himmel an. Er dachte an andre Sterne, die ihm heute, vor ganz kurzer Zeit, in diesem selben Zimmer entgegengeleuchtet hatten . . . Und in leinen Ohren summte eS immerfort — eine melodische Stimme, die fest und begeistere flüsterte: „O, es muß herrlich sein auf dem Wasser." — Im Traume aber fuhr er stolz zu Schiff an Nonnen- verth vorüber; Agnes sah er nicht. 9. Trotz des schroffen Winters schritten die Ver- messungsarbeiten im Hafen zu R . . . schneller sott, als es zuerst den Anschein hatte. In erster Linie verdankte dies der Bauinspektsr Turner der energischen Hand Francks, in welchem ihm der Kapitän der „Königin Luise" einen tüchtigen Gehilfen gesandt hatte. Flink und unermüdlich, aufgeweckt und mit einem hohen Verständnis begabt, erfüllte Franck seine höchsten Anforde rungen. Turner schmunzelte schon in dem Vor gefühl der Anerkennung, die ihm sein Chet, der Herr Geh. Oberbaurat Maulbirn, zollen würde, wenn die Vermessungen so schnell ausgestihrt Word«« seien. So bestand die erste« Wochen zwischen Turner und seinem Schilfen das denkbar beste Ver hältnis. . . . Eines TageS aber kam eS anders. — Franck, der schon seit Tagen schweigsamer geworden war, hatte nämlich an diesem Tage seine Gedanken überall, nur nicht bei der Ar- bett . . . Nur mit halbem Ohr hörte er, was man ihm sagte. Wünschte der Bauinspektor die Maßleine hinuntergesenkt, so kam es ost vor, daß der Matrose sie in die Höhe zog. Sollte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)