Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat zu Bretnig. Mal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. LbcnnementSprei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung «blatte«" »..rteljührlich ab Schalter 1 Mar k, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« t Mark 2 0 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. J»ser«te, die 4gespaltene Korpu«zeile 10 Pf,., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehme» außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungtboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Ueberänkunft. AAserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dien«tag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Rummer bi« Freitag vormittag »/»II Uhr einznsenden Lchrislieilung, krrck »nb Verla- von A. löthAvig, Lretnig Rr. 67. Mittwoch, den 18. August 1808. 18. Jahrgang. Der „Hauptma«» v»n KSpenick" begnadigt. Der weltberühmte „Hauptmann von Köpe nick", der mit seinem genialen Streich einst die ganze Welt in Lachen versetzt hat, ist be gnadigt worden. Der Schuhmacher Wilhelm Voigt wurde Sonntag nachmittag um ^4 Uhr au« dem Strafgefängni» Tegel entlassen. Die Freilassung erfolgte auf Grund einer Kadtnctt«order de« Kaiser«, die am Sonntag der Verwaltung des Strafgefängnisse« durch da« Justizministerium bekannt gegeben wurde. Voigt hat wegen seiner berühmten Tat 20 Monate hinter vergittelttn Fenstern gesessen. Seine Schwester, Frau Menz in Nixdorf, die in der Kopsstraße 27 «in kleine« Selsengeschäft betreibt, erhielt erst spät abend« Kenntnir von der unerwarteten Freilassung. Der jetzt begnadigte Wilhelm Voigt steht im 60. Lebentjahre. Die Schwester de« so plötzlich begnadigten .Hauptmann«", Frau Menz in Nixdorf hatte sich Sonntag mittag gleich nach dem Geschäst»- ichluh vom Hause entfernt, um da« Grad ihre« vor acht Wochen verstorbenen Manne« »Ufzusuchen; sie hatte bei ihrer Rückkehr um '/zW Uhr abend» noch keine Kenntnis von der Freilassung ihre« Bruder«. Durch Nach- lrage im Hause konnte aber bald festgestellt werden, daß Wilhelm Voigt kurz nach fünf Hü nachmittag» vergeblich Einlaß in die Wohnung seiner Schwester begehrte. Nach 'iniger Zeit hatte er sich dann wieder entfernt, ohne bi« zum Abend zurückzukehren. Frau Vienz sagte, daß sich ihr Bruder keine Sorgen üder den Lebensunterhalt zu machen brauche. Hite Frau Wertheim habe ihm eine leben«- iänglich« Rente vermacht. Während der Ge- iöngnithaft habe er KO Mark pro Monat Erhalten, jetzt nach der Freilassung erhöhe sich me Rente auf 100 Mark monatlich. Auch Erben der Frau Wertheim sind testamen- ^risch verpflichtet, dies« Rente bi» zum Tode Voigt» weiter zu zahlen. Di« Gefängnisver- waltung sei mit der Führung ihre« Bruder« iEhr zufrieden gewesen und habe ihm alle Be quemlichkeiten, die überhaupt ein Gefangener haben dürfe, zukommen lass;». Nur die Em- ielhast habe ihr Bruder verabscheut, da diese Akisttötend auf ihn wirkte. Die Schwester i'ille mit, daß ihr Bruder jetzt die Klage «r- iedigen wolle, die er gegen einen Rechtsanwalt "^gestrengt habe, weil dieser Privatbriese vider seinen Willen veröffentlicht habe. O«rtIich<A «Nd Säckstkcke«. Vrrtnig. Gar leidlich besucht war der christlich« Familienabend, der am Sonntag im Rasthof zur Klinke abgehalten wurde. Mit Atm Lllgemeingesange sand der Abend seine Eröffnung, worauf Herr Pfarrer Kränkel die Awesenden bewillkommnete und ihnen für ihr Hrscheinen herzlichst dankte. In seinem Vor lage nun, den Herr Missionar Max Wittig sein geborener Dr««dner) hielt, führt« derselbe A Zuhörer im Geiste zurück bi« nach Deutsch- Au-Suinea, seinem Arbeit«felde, erklärte die Veschaffenheit de« Lande«, wie« auf die Währung, Sitten un» Georäuche der Einge borenen hin, erläuterte die Bauweise der dor- Aen Häuser und zeigt« schließlich einige Waffen, A sie im Kampf gegen den Feind benutzen, ^ein Vortrag währte über 2»/^ Stunden. Lebhaften Anklang fand derselbe und wurde Autsührenden dadurch gedankt, daß di» Erschienenen sich von den Plätzen erhoben, ^ne Tellersammlung für die äußere Mission ergab den Betrag von 80,78 M. Allgemein gesang beschloß den so schönen Familienabend. Bretnig. Einen wichtigen Beschluß faßte am Sonntag in Oberlichtenau der Ver bandatag der frw. Feuerwehren im Bezirke Kamenz. Nach demselben soll am 20. Sept, in Kamenz «in Uebungtkmsu» abgehalten wer den, an dem sämtliche Führer der 16 vezirk»- wkhren teilzunehm«n haben. Ohorn. Verhaftet wurde der au« Puls nitz gebürtige, bei dem Guttbesitzer Freuden berg b«»ienstete Kleinknecht Max Schreier. Er hatte seinen Dienstherrn aus« fr«chste be stohlen, wobei alle« mögliche, Getreide, Kar toffeln, Milch, Butter, Fleisch, Geld usw., die Diebe»b«ute bildete. Auch den Hofhund hat er weggefangen, geschlachtet und verspeist. Außer Schreier wurden noch sechs der Hehlerei und Mittäterschaft dringend verdächtige Per sonen au« Pultnitz in Haft genommen. — Regimentsjubiläen. Im Jahre 1909 können mehrer« sächsische Truppenteile Judi- tä«n feiern. Außer dem 102. Infanterie-Re giment in Zittau, da« da« 200 jährige Jubi läum begeht, kann auch das 103. Regiment in Bautzen da« gleiche Jubiläum feiern. Die Stammtruppe beider Regimenter, die hervor- gegangen sind au« der ehemaligen Brigade „Kronprinz", wurde am 14. Juni 1709 er richtet. Da« 100 jährige Bestehen können feiern da« 8chütz«nregiment (Dresden) unv da» 12. Jägerbataillon (Freiberg) am 1. Oktober nächsten Jahre» und da» 13. Jäger- bataillon (Dresden) am 31. August 1909. Löbau. In den städtischen Forsten sind nach einer rattofsiziösen Mitteilung bisher mehr al» 21 Millionen weibliche Nonnensalter getötet woroen. Da« insolg« Kahlfraß«» zum Abtrieb zu bring«nde Holz wird auf 600 di» 700 Aestmeter geschätzt; im nächsten Jahre dürste der Schaden jedoch noch fühlbarer werden. D r e « d « n, 14. Aug. (Konkurse.) Der Konkur» gegen den ehemaligen Kommerzienrat Paul Rudolf Aulhorn in Dre»den, der seiner zeit große» Aussehen erregte, ist nunmehr ab geschlossen woro«n. Nach dem auf der Ge- richttschreiberei de« König!. Amt«gericht« Dre»oen, Abteilung 2 ntevergelegten Verzeich nisse sind 592 Mark 70 Pf,, bevorrechtigte und 1 087 092 Mark 19 Pfg. nichtdevor- rechtigte Forderungen zu berücksichtigen. Der verfügbar« Massebestand beträgt 18969 Mark 10 Psg., wovon noch da« den Mitgliedern de« SlSubigerautschuffe« zu gewährende Ho norar in Abzug zu dringen ist. Wa« von dieser minimalen Summe nunmehr auf di« einzelnen Gläubiger entfallen wird, kann man sich mit Leichtigkeit selbst autrechnen. L« dürste nicht viel m«hr al« 1 Prozent sein. — Ein anderer Konkur«, der seinerzeit eben- iall« in den beteiligten Kreisen vi«l besprochen wurde, ist derjenige der „Dresdner Zeitung", der, obwohl er vor nunmehr einem Jahre «r öffnet wurde, di» heute überhaupt noch nicht abgeschlossen worden ist. Wie man hört, schweben zwischen den einzelnen Interessenten noch Sonderprozesse, die bi» heute noch nicht entschieden worden sind. Wahrscheinlich dürste auch au» diesem Konkur» nur sehr wenig oder gar nicht» herau«spring«i. Die Geschäft«- lokalitäten de« eing»gangenen Blatte« in Ker Prager Straße sind schon seit längerer Zeit wieder and«rw«it vermietet worden. Dre« den, 15. August. Baron und Baronin von Münchhausen. Ein raffinierte« Schwindlerpaar hat längere Zeit sein Un wesen hier gNrieben und verschiedene Dres dener Beschäft«leute um namhaft« Summen geprellt. Da« Saunerpaar trat unter drm fingierten Baron und Baronin von Münch hausen ^mit großer Eleganz auf. Die Hoch stapler batten in einem vornehmin Stadt viertel ein« hochmoderne Wohnung inne, deren vornehm« Einrichtung Dresdner Seschäft«leut» natürlich auf Kredit geliefert hatt«n. Di« Schwindl«r traten mit ausgesuchtester Eleganz auf; sie prahlten mit großen Gütern in Polen und einer demnächst fällig«» Millionenerd schaft, die aber nicht existiert. „Baron und Baronin von Münchhausen" wußten nicht nur Geschäft»-, sondern auch viele Privatleute d«rart zu düpieren, daß ihnen nicht nur Waren aller Art auf Kredit in» Hau« geschafft wurden, sondern sie «rhielten außerdem noch bares Geld. Varon Münchhausen hat sich al» „fahrender Sänger", at« der Musiker Iakob Koenen «ntvuppt und ist bereit« dem hiesigen Untersuchung«gefäng«is zugesührt, während tue „Frau Baronin" al» di« Ar tistin Margarethe Bormann entlarvt, aber der Polizei wieder entschlüpft ist. „Varon Münchhausen" r«iste früher mit einer Sing, spielgrsellschast und besuchte viele Städte. Dann legte er sich unter Beihilfe seiner Ge liebten auf die Hochstapelei. Dresden. In einer hiesigen Zeitung erschien Freitag folgende« Inserat: „Da ich leider nicht in der glücklichen Lage bin, die mir von der Stadt Dresden auferlegten un erschwinglichen Steuern »eiter zu zahlen, suche ich zum 1. Oktober od«r per sofort ein« schöne moderne Wohnung in einem nicht zu Dres den gehörigen Vorort. Königlicher Kammer sänger Karl Burrian." — Burrian befindet sich also hier im Kampfe mit der Steuerbe hörde. Vermutlich wird Burrian nach Blase witz übersiedeln, da« die Rettunglinsel für all« reichen Leut« ist, die in Dr,«den nicht gern Steuern zahlen wollen. Infolgedessen wohnen in der ziemlich klrinen Gemeinde mehr al» 50 Millionär». — In fast unheimlicher W«is« mehren sich in d«r Gegend von Niedersedlitz die Einbruch»- diebstähl». Nachdem erst vor kurz»r Zeit bei Herrn Apotheker Borolt in Großzschachwitz zw«imal versucht worden war, räuberischerweise in die Geschäftsräume einzudringen, ist bereit» wi«d»r von einem Einbruch zu berichten. In der Nacht zum Freitag zwischen 11 und 12 Uhr bemerkte ein« in der Bahnhofstraße in Nieder sedlitz wohnende Frau au« dem ned«n ihrer Behausung liegenden, fast fertiggestellten Neu bau «in verdächtige« Geräusch. Bei näherem Zusehen stellt« sich herau«, daß ein Einbrecher durch Eindrücken de« Fenster« sich Zugang in da« Innere de« Hause« verschafft hatte und eben dab«i war, mit ein«r Spitzhacke die Tür zu den Nebenräumlichkeiten, in wrlchen sich va» gesamte Zimmerer- und Maur«rhandwcrkS- zeug befand, zu erblichen. In dem Vorver- zimmer hatte der Spitzbube bereit» alle», wa« einigermaßen Wert hatte, zusaMmengebundrn. Bei seiner Uederrumpelung stellte sich der Einbrecher schlafend. Auf der Polizeiwache entpuppte er sich al» ein bereit» vorbestrafter Schmieoegeselle au» Seish«nner»dorf. Moritzburg. Eine ständige Geflügel- au»stellung ist hier im Bau begriffen. Eine Gesillschast, di« in Form einer G. m. b. H. die Aufstellung betreiben wird, hat ein etwa 15 500 Quadratmeter groß«» Terrain mit Teichen und fließenden Wassern erworben, auf dem die notwendigen Bauten zum Teil schon fertiggestillt find. Die Ausstellung liegt dem Königlichen Schlosse geg«nüber und soll den ganzen Sommer drm Publikum gegen ei« geringe» Eintritt»geld geöffnet s«in. Zeithain. Auf dem hi«sigen Truppen- übungtplatz» wurde ein Reservist de» Kara binier-Regiment« von seinem Pferde so un glücklich an den Kopf geschlagen, daß er einen Schäoeldruch erlitt, der s«in«n Tod zur Folge hatte. Ostritz. Die Forstverwaltung de« Kloster« Marienthal sieht sich angesicht» de« Nonn«n- kahlfraße« und der dadurch erhöhten Feuer»- gesohr veranlaßt, da« Betreten ihrer Wal dungen gänzlich zu verbieten. Hartmannsdorf bei Burgstädt. In einem Straßengraben in der Nähe ve» soge nannten Viertelteiche» wurde der 46 Jahre alte, arbeit«- und domizillose Arbeiter Böttcher ausgefunden. Er hatte die ganz« Nacht im Freien geschlafen und »ar durch die herrschende Kälte in der Nacht durchnäßt und erstarrt. Böttcher starb auf dem Trantport nach dem hiesigen Krankenhaus«. Zwickau. Die hiesigen Gastwirte haben in ihren Wirtschaften ebenfall» da« Sammeln von Gaben und den Verlauf von Druckschrif ten durch Mitglieder brr Heilsarmee ver boten. Glauchau. Der hiesige Stadtrat ließ zur Vertilgung der Nonnen an sämtlichen elektrischen Bogenlampen der öffentlichen Be leuchtung mit Vog«lleim bestrichen« Drahtg«ze anbringen. Da« Mittel soll sich ganz au«ge- zeichnet bewährt haben. — Auf der Fahrt nach China befindet sich zurzrit ein Sohn de» Gartenbesitzer« Gäbler au» Böhm.-Weigsdorf, der frühere Fleischer geselle Rodert Gäbler. Der junge Mann diente im 3. Jahr» bei der 1. Schwadron de» sächsischen Äardereiter-siegiment« und verpflichtete sich kürzlich zu zweijährigem Dienst in China. Er batte sich im vorigen Jahre schon nach Deutsch-Eüdwestafrika gemeldet, doch schiiterte die Au»führung an dem Wider stand» d«r Eltern. Noch z»ei Kam»raden au» Sachsen traten mit Gäbler gleichzritiz di« R«ise nach Chin» an. Man benützt übrigen» den Landweg, di« sibirische Bahn, zur Reise. — 115 Bewerber haben sich um die Ge- m«inde-Vsistand»stelle in Gröba beworben. Di« Stelle war mit «inem Gehalt von 8000 Mark «»»geschrieben. — Da« Strafverfahren gegen den Weber gesellen Oskar Oeser au« Lichtenstein, der am 20. Juli den Pastor 0. Kiendusch dort er schossen und seinen eigenen Vater durch einen Schuß in die Brust lebensgefährlich verletzt hat, ist von der Zwickauer Staatsanwaltschaft eingestellt worden, nachdem sich durch «ine neuerliche Untersuchung und Beobachtung Oes»r« ergeben hat, daß dieser q»ist««krank rst und für seine Handlungsweise strafrechtlich nicht verantwortlich gemacht werden kann. Oeser ist deshalb aut dem Untersuchung»ge- fängni» entlassen und der Polizeibehörde zur Unterbringung in eine Irrenanstalt übergeben worden. — Auf eig«nartige Weise fand die Frau ve» Stellendesitzer» Berger in Waldenburg den Tod. Li« wurde von einer Fliege in da« Gesicht gestochen. Die gestochene Stell« schwoll schnell an und trotz ärztlicher Hilf« verstarb die dedauern»w«rte Frau nach kurzer Zeit an Blutvergiftung.