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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. AbonnementSprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung »blatte»* «»rteljährlich ab Schalter 1 Mar k, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 2V Pfennige, durch die Post 1 Mar! exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehme« außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei gröberen Aufträgen und Wiederholung-« gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserat« bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dien»tag vormittag '/,11 Uhr, für di« Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,11 Uhr einzufende« Schristleilung, Vruck und Verlag von N. ö chuvig, Drelnig Ar. 53. Bekanntmachung. Ille fälligen und noch rückständigen Ztsatt- uns SrmeiMrteuem M sofort an die hiesige Ortssteuer-Einnohme zu entrichten. Bretnig, den 26. Juni 1908. Der Gemeindevorstand Petzald. Bekanntmachung. Die 8t3ll1l'80llK 8pUk388K ?U>8Ni1r Zuli 1908. 18. Jahrgang. ist von jetzt ab an alle« Wochentage«, mit Au»nah«e der Sonnabende, va« vsrmittagA 8—IS Uhr und va« nachmittag- 2—4 Uhr, dagegen Sonnabend- nur bo« vormittag- 8—t Uhr für Einzahlungen und Rückzahlungen geöffnet. Einlagen werden mit 3'/i» verzinst. Pul» nitz, am 27. Juni 1V08. Der Li ad trat. vr. Michael. Bürgermeister. Mittwoch, den 1. LertttcheS nnd SSchstsche«. Bretnig. Nun ist e« vorüber, das Schulfest, auf da» sich schon seit Wochen Unser« liebe Schuljugend gerüstet hat. Aus gezeichnet war am Montag das Wetter, " konnte nicht schöner sein. In großer Zahl, namentlich au« der nahen Umgebung, strömte da« Publikum herbei, um freudigen Anteil an diesem Feste zu nehmen. Sobald da« Signal »Lammeln" verklungen, eilten auch schon die Kinder in ihren Festkleidern dem Turnplätze l», wo ihnen eine Erfrischung dargereicht wurde. Hierauf setzte sich der imposante 8-stzug, voran ein Herold, in Bewegung; zu nächst begab sich derselbe noch dem Oberdorfe, zurück nach dem Niederdorf« bi« aus den so herrlichen Festplatz (Rittergutrhof), wo er vor der Rednerbühne Aufstellung nahm. Umrahmt Non Gesängen hi«lt alsdann Herr Pf. Kränkel eine Ansprache, in welcher «r die Bedeutung eine» Schulfestes klarlegte und zum Schluffe auch unsere» König» gedachte, dem er ein dreifache» Hoch weihte, in da« alle Anwesen den begeistert eiustimmten. Nun begab sich jede Abteilung in ihren Spielstand, dort zu nächst die Speise und den Trank einnehmend, für welch beide« genügend gesorgt war. Ber- fchiedensrtig« Sviele bekam man al»dann zu fehen und aus den Augen der Kinder strahlte delle Freude. Abend» erhielt jede» Kind «ine Taffe mit Widmung al« Andenken. Mit ein- tretender Dunkelheit stellten sich die Kinder tu einem Zuge nach der Turnhalle. Ein reizende« Bild bot dieser Zug, der mit seinen nach Hunderten zählenden Lampion« und Fackeln seinen Weg bei herrlicher Beleuchtung der beiden Schulen, der Turnhalle, sowie mehrerer Privathäuser und bei Buntfeuer nach dem Turnplätze zu nahm. Hicrselbst hielt Herr Oberlehrer Ain eine Ansprache, w welcher er di« Kinder ermahnte, denen dankbar zu sein, die da» Fest bereitet und um dasselbe sich bemüht haben, wie er selbst auch noch jedem dankte, der aktiv an dem Feste teilgenommen hatte. Nach einem Kinder- und dem Allgemeingesange: „Nun danket alle Äott" löste sich der Festzug auf und di« Kin der eilten hochbeglückt wieder dem Elternhause tu, während die erwachsenen aktiven Teil nehmer sich noch einige Zeit im Ritterguts- Hofe vergnügten. — Aufhebung der Fahrkartensteuer? Wie man au« Berlin schreibt, soll die Aufhebung der Fahrkartensteuer nunmehr bestimmt in Aussicht genommen sein. E» haben sich, wie " heißt, alle Bundesstaaten gegen eine weitere Erhebung dieser Steuer ausgesprochen, da sie die auf sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt Hal. In diesem Jahre waren zirka 23 Milli onen für die Fahrkartensteuer im Etat ange setzt worden. Die bisherigen Einnahmen zeigen, daß sie wesentlich hinter dem Voran schläge zurückgeblieben sind. Es ist natürlich zu erwarten, daß bei der Reich»finanzr«form der Ausfall, der durch die Beseitigung der Fahrkartensteuer entsteht, durch eine neue Steuerart gedeckt wird. — Eine Erhöhung der Lotzahl der Säch sischen Klaffenlotterie um 10 Prozent, also von 100000 auf 110000 Stück, soll, wie das „L. T." meldet, schon von der nächsten Lotterie ab eintreten. Der sack fische Staat hat sich zu dieser Maßnahme im Hinblick darauf entschlossen, daß mit Au«nahme der preußischen und der Hamburger Lotterie nunmehr — nach dem bevorstehenden Aushören der braunschwei gischen Lotterie — alle übrigen deutschen Staatslotterien in Wegfall gekommen sind. Infolgedessen hat sich nicht nur im Inland, sondern besonders auch im Ausland eine über aus rege Nachfrage nach sächsischen Losen be merkbar gemacht, der nur durch Erhöhung der Stückzahl genügt werden kann. Bei erforder lich werdender Veränderung de« Lotterieplanes soll übrigens namentlich auf eine Vermehrung der mittleren Gewinne (1000 Mark usw.) Be dacht genommen werden. Kamenz. Am Sonntag hielt der Nörd liche Oberlausitz-Gau sein 14. Gauturnfest hierselbst ab, da» in allen Teilen einen sehr guten Verlauf nahm. Mit großer Spannung wurde namentlich da» Resultat in betreff der Lieger au« dem Wettkampf entgegengenommen, welche« abend« 7 Uhr durch den Gauturn- wart Fichte nach einer Ansprache verkündet wurde. Da« Resultat ist folgende«: Sechs kampf der Jugendabteilung: 1. Otto Laue, Großröhrsdorf 110l/, Pkt., 2. Otto Balzer, Schwepnitz 108'/,, 3. Bernhard Großmann 105'/,, 4. Paul Boden l 104'/,, 5. Paul Mai 103, 6. Martin Reißmann 99, 7. Paul Ziegenbalg 98, 8. Paul Schurig 96, sämtlich au» Großröhrsdorf, 9. Oskar Herrmann, Tdd. Kamenz 94'/„ 10. Bruno Müller, Großröhrs dorf 93, 11. Bruno Herrmann, Tbd. Kamenz 92'/„ 12. Rudolf Vogel, Schwepnitz 91'/,, 13. Georg Troike, Tv. Kamenz und Georg Rhede, Obersteina je 91 Pkte. — Belobigt: Max Kästner, Tbd. Kamenz 89'/,, Robert Rasch, Großröhrsdorf 85 und Max Schöne, To. Kamenz 84 Punkte. — Sechskampf der Alten: 1. Ernst Paul, Schwepnitz 80'/,, 2. Hermann Huhle, Großröhrsdorf 70, 3. Oskar Dittrich, Höckendorf 69, 4. Arthur Kolte, Königsbrück 62, 5. Karl Wendler, Königsbrück 61'/„ 6. Ferdinand Michitsch, Bautzen 61 Punkte. — Vereine: 1. Großröhrsdorf mit 76'/^, 2. Tv. Kamenz 67'/,, 3. Ohorn 67,16, 4. Schwepnitz 67, 5. Tdd. Kamenz 64,75 Punkte. — Lodende Anerkennung: Königs brück mit 61,75 und Lichtenberg mit 61 Punkten. Kamenz, 29. Juni. Herr Regierungs- affeffor Dc. Richter bei der hiesigen Königlichen Amtshauptmannfchast wird am 1. Juli zur Königlichen Amtshauptmannschaft Dre«den-R. versetzt. An seine Stelle tritt Herr Lezirk«- affessor Dr. Walther, bl«h«r bei der König!. Amtthauptmannschaft Meißen. Dresden, 23. Juni. Heute früh wurde da« Fabrikgebäude der Aktiengesellschaft für Cartonnagen-Jndustrie, vorm. Jean Scherbel, durch ein aus bisher unaufgeklärte Weise ent standene« verheerende» Schadenfeuer heimge sucht. Der Dachstuhl de» östlichen und de» Hinteren Flügel» ist vernichtet, die im zweiten Stock gelegenen Säle sind vollständig ausge brannt, vom ersten Stockwerk ist die Deck« beschädigt und vom Mittelbau ebenfall« der Dachstuhl eingeäschert. Nur der westliche Flügel ist unversehrt geblieben. Der Schaden ist sehr beträchtlich, aber durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb bleibt aufrechterhalten. Niedersedlitz. Vor einiger Zeit hatte, wie berichtet, der Gemeinderat den Aufsehen erregenden Beschluß gefaßt, den Gemeinde- kaffierer Rofelmüller und den Gemeinderegist- rator Knauthe, die bereit« über 10 Jahre im Dienste der Gemeinde stehen, nach erfolgter Kündigung zu entlassen, weil diese Beamte wiederholt versucht hatten, offen gewordene Aemeindevorstandtposten zu erlangen. Die Ort»einwohnerschafl fand diesen Beschluß rigoros, und in einer abgehaltenen starkbe suchten Einwohnerversammlung faßte man den einmütigen Beschluß, bei der zuständigen Amtshauptmannschaft gegen d«u Gemeinde- ratsbeschluß zu protestieren. In dieser Ver sammlung war zilm Autdruck gekommen, daß die Kündigung auch um deswillen erfolgt sei, damit den langjährigen Beamten die ihnen ortsgesetzlich gewährleistete Unkündbarkeit mit Pensioneberechtizung entzogen werde. In der am Dienrtag abend abgehaltenen Gemeinde- rattsitzung, deren Zuschauerraum wegen un geheuren Andranges polizeilich «dgesperrt werden mußte, während der Gemeinderat nicht in beschlußfähiger Zahl zugegen war, gab Ge meindevorstand Müller bekannt, daß die Amls- hauptmannschast Dresden-Altstadt die Aus führung des auf Entlassung der beiden Be amten gerichteten Gemeinteratsbeschluffe» un tersagt habe, weil er den bestehenden gesetz lichen Bestimmungen zuwiderlaufe. Es be deute eine nicht gerechtferlige Behinderung in seinem Fortkommen, wenn einem langjährigen Beamten, der sich um eine auswärtige Stelle bemühe, au« diesem Grunde gekündigt werden solle. Da den Beamten dienstlich kein Vor wurf zu machen sei, sollte die Gemeinde sich bemühen, eingerichtete Leute möglichst lange zu behalten. — Da» Publikum nahm diese Entscheidung mit großem Betfall auf. Die Teilnahme am Gemeindeleden ist durch diesen „Fall" besonder« lebhaft geworden. Ein Ortsverein zur Verfolgung von Gemeindein- tereffen hat bereit« eine stattliche Mitgliedrr- zahl erhalten. Freiberg, 30. Juni. Vor dem hies. Schwurgericht begann gestern der Mordprozeß gegen Greteveier, die BürgermeistirStochter von Brand. Wie bekannt, hatte Tret« Beier ihren Bräutigam, den Oberingenieur -Preßler au» Chemnitz, im Mai 1907 in dessen Wohnung erschossen. Freiberg, 27. Juni. Vom hiesigen Schwurgericht wurde nach dreitägiger Ver handlung vergangene Nacht der Wirtschafts pächter Ernst Robert Kröner au» Erdisoorf wegen Brandstiftung in 4 Fällen, Versicherung«- betruge« in 2 Fällen und Beihilfe zur Brand stiftung zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. Seine Frau erhielt wegen unterlassener Anzeige 6 Monat« Gesängni». — Ein heiterer Vorkommnis «reignete sich neulich anläßlich eine» Schulausfluge». E» hing mit einer unvollkommen wievergegebenen Depesche zusammen. Eine grüß«« Schule de» oberen Vogtland«» reiste in« Böhmerland. Unterweg« wurde in einem Bahnpostamt jen- seit« der Grenz« folgende Depesche nach dem Orte aufgegeben, wo da« frugale Mittags mahl eingenommen werden sollte. Sie lautete: „N.er Schule kommt heute mittag: 130 Kinder, 70 Große. Würstchen! Etwa» Fleisch! Kaffe«! Name de« Lehre»«." Man glaubte somit seine Pflicht gewissenhaft getan zu haben und sah der Zukunft kühn entgegen. Doch mit de« Geschicke« Mächten usw.! Al« man nach heißer Wanderung im schattigen Gartenrestau rant anlangt, begrüßt die behäbige Frau Wirtin den Herrn Lehrer: „Grüß Gott, Herr Oberlehrer, habe die Ehre! So! Und do san aa die 70 Würstle, di» S' bestellt Ham." Spricht« und präsentiert eine Schüssel mit 70 Würsten. Darod große Verwunderung seitens de« Schulmannes, dem angst und bange wird. Wa« ist da» unter so viele?! Und oe» Rätsels Lösung: Die abgenommene bez. ausgelieferte Depesche lautete: „... er Schule kommt heute mittag 130 Kinder 70 Große Würstchen etwa» Fleisch? Kaffee? Name." Nachdem also die Satzzeichen fast völlig weg gelaffen waren, konnte e« niemand der Frau Wirtin länger üdel nehmen, daß sie die große Schar abspeisen wollte mit „70 Große Würst chen". Es war ja, sagte sie, nit mehr bestellt! Zum Glück gab» im Orte noch Vorrat. So war der „Schaden" nur ein momentaner. Daß da« Mißverständnis nicht vorkommen konnte, wenn statt de« Worte» Große da» Wort Erwachsene gebraucht worden wäre, na, „sell i» klar". Aber wer denkt denn auch, daß Telegramme, weil dir Satzzeichen „nix zahlen", so schlecht wegkommen können, eben in bezug auf die Satzzeichen?! — Der 43 jährige Lehrer Martin in Höcken dorf stürzte aus dem Wege von Waldheim nach seinem Wohnorte mit dem Fahrrade und erlitt dabei tödliche Verletzungen.