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„Du hast doch hoffentlich Nichts dagegen?" fragte d^ Stief mutter, sich lächelnd in ihrem Sessel zurücklehnend und behag lich den biegsamen Körper dehnend. „Um Gotteswillen nein! Ich hatte nur gehofft, Du wür dest mit mir heute vormittag ein bißchen bummeln, Tiergarten' oder dergleichen. Wir müssen uns doch beide erst einmal näher kennen lernen! Nun bist Du doch aber gewiß viel zu müde?" „Ich und müde? Von dem kurzen Ritte? Da beurteilst Du mich aber schlecht, Georg! Ich kleide mich nur schnell um, wenn Tu so lange warten willst!" „Also, Georg, wohin?" «sie waren aus dem Garten der Villa getreten und standen jetzt unschlüssig auf dem breiten Trottoir der menschenleeren Tiergartenstraße. Die Vormittagssonne lag warm auf dem Asphalt des Fahrdammes. Auf den Reitwegen trabte und galoppierte es. Pferdeschnauben, unter glänzenden Hufen wirbelte gelber Sand auf. Eine linde Luft ging mit erfrischendem Atem und trug den süßen Duft von Akazien aus den Gärten der Nachbarvillen. Alles grünte und glitzerte. Frühling in Berlin! Georg hatte die Stiefmutter über den Fahrdamm nach dem Reitweg hinübergeführt; sie duldete es lächelnd, daß er seinen Arm in den ihren schob. Dann bummelten sie durch einen schattigen Laubgang in den Tiergarten hinein. Ueber ihnen lachte der blaue Sommerhimmel durch das grüne Dach der alten Bäume. Ringsum sangen die Vögel. Kein Mensch begegnete ihnen. Es war so still wie in einer Kirche. Nur zuweilen raschelte es im Unterholz aus, und ganz von ferne klang mit ernstem Grundlou das Brausen der Weltstadt in die schweigende Einsamkeit. Eine ganze Weile waren sie stumm nebeneinander herge gangen, gleichsam als fürchte ein jeder, durch ein lautes Wort den Zauber dieses Frühlingsmorgens zu zerstören. (Fonsetzung folgt.) ! Zur Belehrung und Unterhaltung » Gemeinnuhiges. Sauer gewordene Fruchlsäste wieder herzufteüen. Wenn ein gemachte Früchte und Fruchlsäste in saure Gärung geraten, so kann inan sie wieder gut machen, wenn man die Säfte absthüttet, und wieder auskocht. Fügt man noch etwas Zucker oder 1 bis 2 Messerspitzen voll doppeltkohlensaures Natron hinzu, so halten sich die Früchte noch besser. Einen haltbaren schwarzen Lack für eiserne Offen kann man Herstellen, indem man I Kilogramm Holzteer bis Nahe zum Sieden erhitzt, dann Vg Kilogramm pulverisierten Eisenvitriol hinzufügt. Der obere zu lackierende Teil des Ofens wird nun erwärmt und der heiße Lack mittels Pinsels aufgetragen. Durch die Wärme des Ofens trocknet er rasch ein und erscheint als fester glänzender Ueberzug. Aepfel und Birnen beim Aufbewahren vor Einschrumpfen zu schützen. Aepfel- und Birnensorten, die sehr zum Einschrumpfen geneigt sind, werden schichtweise in Gefäße gelegt, trockene Streu, Sand und dergl. dazwischen gebracht und die Gesäße alsdann an einem kühlen, trockenen und frostfreien Orte ausgestellt. Nachtisch. 1. Rösselsprung. 2. Homonym. Wie still es ist im Wald geworden! Des Wortes Ruf ertönt nicht mehr; Ein rauher Sturmwind iveht von Norden; Die Bäume stehen kahl und leer. Auch Dein Lied ist, o Wort, verklungen, Du bist verstummt für alle Zeit; Doch Ivie Du froh und schön gesungen, Das sinkt nicht in Vergessenheit. Lötung der Slttsgabrn iu voriger Nummer: l. Do kummen die Schlingels an, gwiö sa» die besöffe. 2. Wien, Wein. Lustiges. »» Wililärilcke Melclung. Soldat (zu der plötzlich in der Küche erscheinenden Fran Major): „Mn—Mu—Mu-Musketier Krabntschke der 6. Kom panie zur Knchenarbeit kommandier t." Schlechte Ausrede. „Was treiben Sie denn hier?" „Metaphysik!" „Was ist denn das?" „Das weiß ich auch nicht! . . Ich treibs ja nur zu meinem Vergnüge n!" Eigenliebe. „Was Liebe — Psssenl Ich liebe nur mich selbst." „Glücklicher Du, der keinen Nebenbuhler zu fürchten Hal!" Verschnappt. M ann: „Ich weiß gar nicht, wozu Du so viel Geld für Schönheitsmittel ausgibst — die nützen ja doch nichts!" Frau: „Oh! Hast Du mich denn schon ohne diese Mittel gesehen?" Fatal. „Schau, her, da ist mir vor der Soiräe Plötzlich ein Knopf von meiner Livree verschwunden!" „Hat er sich wieder gefunden?" „Ja, da ist er. . . soeben hat ihn mir jemand als Trink geld in die Hand gedrückt!" Druck und Verlag: Neue Berliner VerlagS-AnstaU, Slug. Krebs, Charlottenburg bei Berlin, Bcrlineriir 40. BeranNvonlich nir die Redaktion der Neuen Berliner Verlags-Anstalt, Ang. KrebS: Max Eckerlein, Charlottenburg. Weimarerstr. 40.