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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 07.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192205077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19220507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19220507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-07
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Monat
1922-05
-
Jahr
1922
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Stuft «Kumt, heult an GSa-net »der ortentallsche HaremSMen. Und überhaupt tn Amerika, dem Lande, ba den Rekord der Ehescheidungen hält! Aber selbst der Schein des Gehorsams ist der Amerikanerin verhaßt. Sie will dem Manne nicht einmal die Illusion lassen, al- ob er »der Herr- sei, was bekanntlich so stolz klingt. Darum geht nun der Kampf in Zuschriften an die geistlichen und weltlichen Behörden, an die gesetzgebenden Körperschaften, an Gouverneure und Präsidenten, darum wird im ganzen Lande in unzähligen Versammlungen der Frauen-Liga gekämpft, es ist das Thema in allen Klubs, beim Tee, in der Gesellschaft. Natürlich ist die Presse voll von der neuen »Bewe- gung*. Wir wollen von den vielen Betrachtungen, die tn den Zeitungen angestellt werden, und von den zahlreichen Zuschriften aus dem Publikum, die jetzt nach angelsächsischer Sitte darüber den Blättern zugehen, nur eine recht maß- > volle Stimme wiedergeben, die der Newyorker Zeitschrift »Nation". Vermutlich werden die Frauen, heißt es da. ihren Ehemännern nicht mehr und nicht weniger gehör- - sam sein, wenn das Wort »Gehorsam" aus der Zeremonie ! gestrichen sein wird. Vermutlich wird auch, unbeschadet i dieser Neuerung, jeder Ehemann sein Weibchen nach wie vor in Gold fassen, die praktische Folge der Reform wird ! ohne Zweifel nicht sehr groß sein, vielleicht sogar unwäg- bar gering, waS man so nennt »imponderabel". Trotzdem ! sollte man die Änderung getrost annehmen. Nebensächlich- ! ketten sind manchmal große Dinge in der Welt, überlebte ! Symbole und leere Gelübde sind gefährlich. Je weniger ! die Leute bei der Heirat genötigt werden, Versprechen ab- ! zugeben, die sie doch nicht halten, desto besser für die Ehe. ! Ja, man könnte noch an weitere Reformen denken, aber j das für später. Lassen wir zunächst Mann und Frau als »gleich und gleich" in die Ehe treten.es ist ein guter Anfang. Das, was diese Zeitung hier ausspricht, bedeutet eigentlich genau dasselbe, als was die dlatlonLl ^VomaMs kart,^, d. h. die amerikanische Frauen-Partei, auf ihrem Programm hat: »Abschaffung aller Formen von Unter drückung der Frau ist Zweck der Partei." Allerdings handelt eS sich hier um ein äußeres Symbol, das nur einen Spezialfall bedeutet. Nun, die Frauen werden gewiß siegen. WaS hat den Männern die Reden'^ vom »Ge horsam" bisher genutzt? Etwas über die Rattenplage. Don Br. Dteßner, Fischerei-Inspektor a. D. Die Rattenplage iss in Deutschland zur Seuche geworden ! und fpez. im Bezirke Leipzig. Woher kommt das? Sehr ein fach, durch die Industrie- und Städteabwässer, durch welche in Sachsen 30°/„ der fließenden Gewässer total verseucht sind, um nie wieder der Fischerei dienen zu können. Früher schon behauptete sogar die Kathederweisheit: »Die Rotten kämen durch die Kaninchenzucht, da sich Ratten und Kaninchen paarten! Erst vor kurzem wurde dieses Märchen in Leipzig behauptet. Jeder vernünftigdenkende Mensch mutz sich doch sagen, daß man es hier mit zwei ganz verschiedenen Tier arten zu tun hat, und sicher hätte, wenn sich diese Tiere paaren würden, einmal ein Kaninchen mit einem »Rattenschwänze" das Licht der Well erblickt. ! Die Rattenplage hat schon manchem zu denken gegeben, zumal die Vertilgung derselben oft gar nicht leicht iss. Zn zwei Zuchtanssalten Hobe ich selbst viel darunter zu leiden gehabt, da in der einen diese Tiere durch einen Bach, in der anderen von einer daneben liegenden Abdeckerei zuwanderten. Fallen aller Konstruktionen nutzten nichts, denn es gingen höchstens 2—3 Ratten in längeren Zeiträumen einmal hinein, dann war die Freude vorbei. Ausgraben unter den obigen Verhältnissen, ist eine ungeheure Arbeit und ein Loch macht man zu, und die Rotte machtetn anderes aus. Wiegesagt, alles nur Erdenkliche wandte ich an, aber resultallos. Da kam mir nächtlich einmal der Gedanke, die Löcher mit Wasser auszugietzen, so wie man es ost als Junge früher mitgemacht hat, und stehe, es bewährte sich als das pro bateste Mittel, das ich kennen gelernt habe. Man wende es ganz besonders im Frühjahr vor dem Anspannen der Teiche an, indem man sich reichlich Wasser in Vorrat stellt und soviel Wasser in dos Rattenloch gießt, als es aufnehmen will. Ist das Loch gefüllt, so wird auch sofort die Ratte erscheinen, welche man tot- schlägt, ehe sie das Loch verläßt. Füllt man die Rattenlöcher mit dicker Jauche aus, so kommen die Ratten noch viel schneller hervorundgewöhnlichschonganzermattet. Es ist vorgekommen, daß ich im Frühjahr vor dem Anspannen der Leiche aus einem Loche sechs bis zehn Ratten durch da» Ausgleßen erbeutet habe. Sind die Ratten all, heraus, so stampfe man di, Löcher gut zu j und ramme vorn hinein Glasscherben, welche die Ratten vom ! Wühlen abhalten. Sucht man alle Rattenlöcher vor dem An- i spannen der Teiche im Frühjahr aus, versührt man wi, oben ge sagt; setzt man diese Arbeit gewissenhaft fort, so wird man nicht mehr vir! von Ratten belästigt werden. Zuwandern werden allerdings immer wieder welche. i Nah und Fern. O Der valutakundige Banklehrling. Ein 16)4 jährige? Manfiehrllna, der bei einer Nürnberger Bank angestelli war, ist verschwunden und hat folgend« Werle mitgenom men: Eine Tausendollarnote, fiebzehntausend Frank bel gische Noten, tausenld Frank französische Noten, fünfzehn hundert Lire italienische Noten, eine Million Kronen deutsch-österroichische Noten (Stücke zu zehntausend Kro nen), 3060 Franken Schweizer Noten. Die Banknoten stellen einen Gesamtwert von annähernd einer Million Papiermark dar- O Schwere Autounfälle. Bei Beneckenstein rutschte das Auto des PapterfabrikbesitzerS Geißler eine Böschung hin unter und überschlug sich. Der 26jährige Sohn des Fabrik besitzers war auf der Stelle tot. — Bei Merseburg kippte ein Auto am Rande einer Böschung um und begrub unter sich die Tochter des Architekten Hertzog aus Meißen. Das junge Mädchen erstickte unter dem Auto. O Die Hohkönigsburg als französisches Nationaldenk- mal. Laut Straßburger Meldungen soll die wieder auf- gebaute Hohkönigsburg in den Vogesen zur Erinnerung an die Wiedereinverleibung Elsaß-Lothringens in Frank reich zum französischen Nationaldonkmal umgestaltet wer den. O Heimsendung der letzten Deutschen aus Rußland Die Sowjetregierung hat den Beschluß gefaßt, die Heim sendung der letzten durch den Krieg nach Rußland ver schlagenen Ausländer durchzuführen. Zuerst wird die Heimsendung der Franzosen erfolgen, darauf die d«r noch in Rußland lebenden deutschen und österreichischen Kriegs- gefangenen. Die letzten Deutschen sollen im Juni, die letzten Österreicher im Juli nach ihrer Heimat zurückge- fchickt werden. O Die Eröffnung des Luftverkehrs Berlin-Moskau. Am 30. AprN abends ist ein aus Berlin kommendes Flugzeug auf dem Moskauer Flugplatz niedergegangen. Die Ma schine gehört der Russisch-deutschen Gesellschaft zur Erzeu gung von Flugzeugen. Am 1. Mai hat der deutsche Flie ger mit dem Apparat mehrere Flüge über dem Roten Platz ausgeführt. Am 3. Mai kehrte er mit diplomatischer Post nach Berlin zurück. Der Luftverkehr Berlins-Moskau soll durch 10 Maschinen aufrechterhalten werden. O Das Begräbnis Shackletons. Der Polarforscher Ernest Shackleton, der bekanntlich während seiner antarkti schen Expedition den Tod erlitt, ist jetzt an der Südspitz« Südgeorgiens begraben worden. Norwegische und schottische Walfischfänger waren nahezu die einzigen Trauergäste. O Reichsbanknoten zu 500 Mark. Wie das Reichsbank direktorium dem Verband Sächsischer Industrieller mtt- tellt, ist die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 500 Mar? in Vorbereitung; sie werden voraussichtlich noch im Sommer in den Verkehr gegeben. Die vermehrte Ausgabe von Tausendmarknoten wird auch angestrebt, doch ist die Lei stungsfähigkeit der Reichsdruckerei an ihrer Grenze ange langt. Angesichts der Unmöglichkeit, dem Verkehr Tau- sendmarknoten in genügender Menge zur Verfügung zu stellen, ist die Schaffung von höheren Noten unabwendbar. O Selbstmord des Justizrats Gaenßler. Der seit dem 10. April d. I. zusammen mit dem Bakteriologen Dr. Krafft vermißte Justizrat Dr. Gaenßler, der wegen eines Millt- onenkonkurses Li« Flucht ergriffen hatte, ist bet Maria- Einsiedel als Leiche aus einem Kanal gezogen worden. Gaenßler, der aus zahlreichen großen Prozessen bekannt war und zu den gesuchtesten Anwälten Deutschlands ge- hört«, dürfte schon kurz nach seinem Verschwinden auS München Selbstmord verübt haben. o Der erste weibliche Lotteriekoklekteur t« Preußen. Die erste Dame, die ein« Kollekte der Preußisch-süddeutschen Lotterie selbständig zu verwalten bekommen hat, ist Fräu lein Elsa Krtofsky, Berlin. Sie hat bereits jahrelang in j dem Betriebe gearbeitet und jetzt, nachdem der fM-ere In- Lader g«ftorben ist, die vestaüung -m Wetterführung Be kommen, Ist somit die erste preußische Lottert ekollektrurtn. O Einbruch tn da» Brandenburger Museum. B»' etmm Einbruch in das Brandenburger Museum erbeuteten Meb, die Bredowsche Kunstsammlung, die einen Wert von über 300 000 Mark besitzt. ES befindet sich w a. ein« Rem- brandtsche »Kreuzabnahme Christi" darunter. O Ein Zwischenfall bei der Maifeier in Mainz. In Mainz fuhr am 1. Mat ein Kraftwagen der Interalliierte« Rhoinlandkommisston, in dem sich außer dem Chauffeur der Leiter der amerikanischen Geheimpolizei »Ad zwei deutsche Geheimpolizisten befanden, in einen Matfestzug hinein. Die aufgebrachte Meng« forderte den Chauffeur auf, zu halten, und wollte ihn der Polizei Wergeben. Der Chauffeur zog aber einen Revolver und drohte zu Meß«», ebenso auch, wie behauptet wird, der amerikanische Geheim polizist. Ein junger Mann versuchte dem Amerikaner den Revolver zu entreißen; dabei entlud sich die Waffe. Der Amerikaner wurde am linken Unterarm verletzt. Im Glauben, daß der Amerikaner geschossen habe, hieb »e Menge auf ihn mit Schirmen und Stöcken «in, so daß er verletzt wurde und sich in das französische Militärlazarett begeben mußte. Gegen den Chauffeur soll von der fran zösischen Gendarmerie wegen des rücksichtslosen Fahren» Strafantrag gestellt worden sein. O Bei der Wohnungsräumung erschossen. In Reetz sollte ein Gastwirt auf Grund eines Gerichtsbeschlusse» zwei Zimmer seiner Wohnung räumen. Es entspann sich hierbei eirr Kampf mit der Räumungskommisston, tn dessen Verlauf der Gastwirt durch einen Polizisten ersessen wurde. 6 Neues Verfahren zur Zuckergewinnung. Di« franzö sische Akademie der Wissenschaften hat Mitteilung von einem neuen Verfahren zur Zuckergewinnung aus Melaff« erhalten; es soll dabei die Wirkung des Bariumoxyd» «ftw Rolle spielen. i O Zwei Selbstmorde in der Pariser Diplomatie. In Paris sind ein Sekretär der chilenischen Gesandtschaft und! ein Legationsrat der polnischen Botschaft freiwillig «u»j dem Leben geschieden. Der Chilene erschoß sich, weil er, den größten Teil seines Vermögen» verjubelt bat«, der; Pole aus gekränktem Ehrgefühl. j O Die Umbettung der Gefallenen im Oberelsah. Mit der Umbettuny der in den Massengräbern bei Nixheim be statteten Krieger wurde vor einigen Tagen begonnen. SS können nicht mehr alle d«r dort Beerdigten identifiziert werden. Die Leichen der französischen Soldaten, di« «ich« von den Angehörigen gefordert worden sind, werden auf dem Militärsriedhof Zilleshetm, die d«r deutschen Solds- Mr tn Jllfurt bestattet. j O Millionendiebstähle auf der österreichischen Südbahn. Auf der österreichischen Südbahn wurden Diebstähle auf- esdeckt, die bis in das Jahr 1920 zurückreichen und eine Schadenziffer von mindestens 150 Millionen Kronen au»- machen. Auf Grund gefälschter Frachtbriefe wurden Waggons mit Pflaumen, Reis und Mehl während LeS Anrollens nach der Bestimmungsstation gestohlen und die Ladungen in Wien verschoben. Drei Personen wurden bisher verhaftet. Es scheint sich um ein« weitverzweigte Baud« zu handeln. Was kosten fremd« Wert«? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gukb«, 100 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, '100 jctweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Stettin, gezollt wurden. („Brief" — angeboten: „Geld"--gesucht.) «erttn, 8. Mai. (Stand der Polnischen Mark.) Polenmark an der heutigen Börse mit 7,?2 M. bewertet. Börfenplützc Geld 5 Brief 4 » Gc-d «ries Stand IX. 14 Holland. . . Guld. Dänemark . Kron. Schweden. . Kron. Norwegen . Kron. Schweiz . . Frank Amerika. . . Doll. England. . . Pfd. Frankreich . Frank Belgien . . . Frank Italien . . . Lire Dt.-Vfterr. . Kron. Ungarn .. . Kron. Tschechien. . Kron. 10981,20 6062,40 7390,75 5293,35 5503,10 285,39 1288,40 2614,20 239200 1525,55 8,48 8S,S0 880,30 1'>983,70 8 »77,60 7409,25 5306,65 5513,90 286,11 1271,60 2620,8g 2398,00 1529,45 8,47 87,00 881,70 11138,10 11163,99 6157,25 6172,75 7480,60 7499,4! 5383,25 5396,75 5622,95 5637,05 288,68 289,12 1283,35 1286,65 2661,65 2668,35 2419,45 2425,55 1558,05 1556,95 8,55'/' 8M'/- 8720 87,80 55VM KS0,70 17) -tt. 112 , 112 . 112 , 72 . 4,40, 20^0. 80 , 80 , 80 . 88 . 88 . gern mit jemand sprechen, dessen Namen und Stand wir nicht rennen, wir taugen mit unserm Ernst nicht dazu, und find gewiß in dem Domino oder im Panzerhemde ebenso unbe holfen und ungesellig, als im schwarzen Frack. Sie sprechen ganz meine Meinung ans, jagte Therese. All diese Maskeraoen, die lebenden Bilder, das Komödien spielen und Musizieren in unsern Gesellschaften sind nur Be weise, daß es an wahrer Geselligkeit fehlt Wie selten findet man ein Haus, in dem die Wirtin ihre Gäste gewähren läßt, in dem die Gleichgesinnten sich von selbst zusammenfinden und mit einander in ungezwungener Unterhaltung verkehren dürfen! Ueberall will man etwas bedeuten, man will einen musikalischen, einen besonders geistreichen, einen literarischen Kreis um sich versammeln. Da werden nnn die unbedeutend sten Leistungen von Dilettanten präsentiert. Eine halbe Stunde geht mit Nötigen und Zurüstungen hin, dann hört oder sieht man etwas fthr Unvollkonimen's, muß sich mit lügnerischem Entzücken dafür bedanken und am Ende hat man sich gelangweilt. Man müßte es mit unserer Gesell schaft wie mit den Kindern machen. Gewöhnt man diese daran, ihre Spiele zu leiten, so lernen sie nicht allein zu spielen: man kann nichts Besseres für sie tun, als sie ganz sich selbst zu überlassen, dann helfen sie sich auch selbst. Und wie albern werde ich als Oberon aussehen! wie paßt denn ein Mann, der Tage hindurch bei den Akten fitzt, zu solch lustigem Scherz! sagte Theophil. Ich begreife nicht, wi« Sie Frau von Barnfeld in dem Gedanken bestärken konnte. So lange Oberon und Titania nur als poetische Gebilde in unsern Seelen lebten, meinte der Präsident, mochte eine solche Wahl bedenklich sein. Seitdem man nun den Sommer- nacktstraum aber aufaeführt, ihn aus dem Reich des Ideals in die grobe Wirklichkeit gezerrt hat, scheint es mir weniger gewagt, und sie beide werben ganz gut aussehen als streitendes Elsenpärchen. Sir sind also auch gegen die Aufführung dieses Gedichtes gewesen? Ganz und gar, sagte drr Präsident. Es gibt Dichtungen, wie eben der Symmcrnachtstraum, der gestiefelte Kater, die so sehr in das Gebiet des Phantastischen streifen, daß man sie zerstört, wenn man sie festhalten will. Dem Menschen bleibt aus seiner Kindhril die Fähigkeit, sich ein Wunder, ein Mär ' _ Eine Lebensfrage. s DV Roman von Fanny Lewalv. I Dattn liegt ein hoher Reiz für den Betrachter. Siel erquickt mich wie Poesie nach einer ermüdenden Arbeit, und ! ich danke ihr das sehr gern durch Nachgiebigkeit in ihre Ein fülle. Es ist mir unbegreiflich, daß Sie sie nicht ebenso reizend z linden, Theophil! besonders da sich Eva für Sie offenbar interessiert. Das wäre nun gerade eine Frau für Sie! die würde Sie schon erheitern, schloß der Präsident, während er die Brille zurechtrückte und den jungen Freund forschend betrachtete. s Das ist mir auch eingefallen, während Eva neben Ihnen vvr dem Spiegel stand, bemerkte Therese. Sie passen wirklich gut zu einander. ! Ihnen? Ihnen ist das eingefallen? fragte Theophil im ' Tone schmerzlicher Ueberraschung. Ich hätte geglaubt, Sie kennten mich besser, Sie wüßten, daß Eva mir ganz gleich gültig ist. ! Während Therese sehr ernst wurde, schien Iulian sich der Erklärung zu freuen. Beid^ schwiegen aber, und jener fuhr fort: Sie glauben es nicht, wie ungelegen mir dieser Masken ball kommt. Ich liebe dergleichen gar nicht, und daß Frau von Barnfeld mich zum Gegenstand einer törichten Wette macht, ist mir vollends so verdrießlich, daß ich am liebsten mein Versprechen zurücknühme. Es liegt für mich etwas Belei digendes darin. § Es sollte Ihnen schmeichelhaft sein, daß zwei so reizende ' Frauen an Sie denken, meinte Therese. ! Wie an ein Spielzeug! fügte Theophil verdrießlich hinzu. Frau von Barnfeld wünscht mich zum Tänzer, wie sie das Armband begehrt, weil ihr die Erreichung des Wunsches un wahrscheinlich war. Verbirgt sich Eitelkeit oder gekränkte Liebe hinter diesen Worten? fragte der Präsident. ? Nickis weiter als Langeweile. Ick hasse diese Maske raden, die bei uns etwas Gemachtes find. Wir Deutschen s 'passen nicht dazu. In Italien, wo man sich gelegentlich wohl noch hinter Schleier und Kapuze verbirgt und so verborgen durch die Straßen wandttt, »st eine Maskerade ein aus der i Bolksgewohnheü hervorgehender Scherz. Wir, dis wir nicht chen tn der beele lieblich auszuschmücken, mit der Phantast« alle Lücke« auszusüllen, alle Zweifel zu beschwichtigen. DoS schön, Sebild erfreut ihn, er mag es mcht zerstören, er hat eL lie^ e» ist für wv wirtlich da, so lang« eS nur M ihm ist. Will ma» aber de« flüchtigen W.-Lenschaum fassen, will man ihn un» zom Lafeben hinretchen, jo zerfließt er; er wird ge wöhnliches Seewasser »md sein poetischer Reiz ist dahin. Ich glaube an Puck, ich glaube an de« Geber Zettel, dem ein Eselskopf wächst, ich kann mir das lebhaft denken Tritt aber Puck auf, so ist es allerdings eine reizende Schauspielerin, aber nicht mehr mein kleiner Puck; an de» Lfettkopf vo« Papiermache oder Leinwand glaub« ich nicht, und da» poetisch« Gedicht wird zu einer gewöhnlichen Zauberposse. Du pflegtest ähnliches auch von der Darstellung d«S Foust zu sagen, bemerkte Therese. Gewiß, sagte Julian, und ich werde jede Darstellung mißbilligen, in der man uns das Unkörperlich« verkörper« will. Mephisto ist die Versuchung, die Verlockung de« irdische« Reizes, die einen Menschen, gegen seine bessere ÜebrrzeMuno, zu Handlungen verführt, welche von den gewöhnliche» Moral- gesetzen, von der chrsstlichen Religion verdammt werde«. Mephisto ist das böse Prinzip im Menschen, das Goethe ver körpert darstellt, um sich damit dem alten Bolksgsdichk vom Faust anzuschlietzen. Mephisto enthüllt, wie der griechische Chor, was in der Seele des Helden vorgeht, seine Wünsche, seine Zweifel, seinen innern Kampf, das Unterliegen seines Gewissens und seine Reu«. Hat nun das Auftreten des grie chischen Chors immer etwas/störsam Befremdliches für uns, so ist die Erscheinung des Mephisto für mich fast ebenso störend. Ich habe den Faust auf den verschiedensten Bühnen aufführen, den Mephisto von den verschiedensten Schau spielern darstellen sehen, und immer habe ich die Empfindung gehabt, daß man die Dichtung vom Himmel durch die Wett zur Hölle schlappe! Und auch hier in Berlin haben Sie das gefunden? fragt« Theophil. Mick dünkt, daß man hier das Höchstmögliche da für g'tan hat, ihn würdig darzustellen. (Fortsetzung folgt.)
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