Volltext Seite (XML)
Nachrichten für Naunhof und Umgegend Diese, Blatt enthält dle amtlichen Bekanntmachungen der AnUshauplmannschasl Grimma und der Stadtrates zu Naunhof. Druck iv- Verlag: «üx, ck »ale, «annhof »ei Leipzig, Markl » Fernruf: vml Naunhof Nr. L. 33. Jahrgang Sonntag, den 19. März 1922 Nummer 34 : «rsch-t-t wöchentlich S «1r Dienstag, Donnerstag, Sonuakend. nach«. 4 Uhr r für den folgenden Tag. ve,«-4prei»r Monatlich ML. '/.tShnich DK. , r ohne Luslragen, Post «tnschl. der Postgebühren Mk. Im Fall« höherir 1 Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher : keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. A*geiO-«pr»Ne r Vie Sgespattr« AorpuszeU« Pf^, «r»trB NL licherreilNK..' NeklamrzeUrMk. BeÜagegedützrpro Sundert«k.. Annah»« der «üzetMN di, io»Ä— w Uhr »onniNags des «rschelmm^«», grSkere nach früher. — Alle «azeiaea-vermtttiungen nehmen Auftrag« mtgegen. — Amtliches. Die »Dergnügungssteuerordnung für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Grimma ausschl. der reo. Städte Colditz, Grimma und Wurzen vom 9. Dezember 1921" ist von der Kreishauptmannschast Leipzig mit Zustimmung des Kreisaus- schusses genehmigt worden und wird hierdurch mit dem Linzu- fügen öffentlich bekannt gemacht, daß sie vom 20. dieses Monats ab 14 Tage lang sowohl bei der Amtshauptmannschaft Grimma als auch bei sämtlichen Orts behörden des Bezirks ! zur Einsichtnahme ausliegt. Dia Vergnügungssteuer ist vom 1. April 1922 ab zu ! erheben. Grimma, den 16. März 1922. 4001 l. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschaft. In der gestrigen 5. diesjährigen Sitzung des Ttadtge- ! meinderates ist folgendes beraten und beschlossen worden. 1. Das Baugesuch des Herrn Fabrikbesitzers Adolf Arn- : hold — Aufbau des Lagerhauses im Grundstück Breite , Straße b — wurde bedingungsweise befürwortet. Das Ge such des Herrn Privatmanns Max Haink — Anbau an das ! Wohnhaus Kaiser Wilhelm-Straße 13 — wurde bedingungS- ! weise befürwortet. Das Gesuch der Frau verw. Schirach — Einbau von Fenstern in das Werkstellengrbäude der Firma Kemper und Bode im Grundstück Bahnhofstraße 18 — - «ude befürwortet. Hierzu erklärte auch die Stadt- gemeind« als Eigentümerin des Nachbargrundstücks Zustimmung. Das Gesuch des Herrn Kaufmann Rudolf Weberstädt — Neu- ! bau einer Veranda am Grundstück Weststrabe 11 wurde be- dingung-weise befürwortet. Wegen Zahlung des Beitrags zu den Kosten für die Fußwege in der Moltkestraße wurde in einem Falle Gestundung erteilt. j 2. Von der Einladung zur Gemeindevertreterversammlung in Grimma am 22. d. M. nahm man Kenntnis. 3. Von dem Ergebnis der Volkssammlung für die „Altershilfe des Deutschen Volkes" nahm man Kenntnis. 4. Der Stavtgemeinderat bleibt auch nach anderweiter Beratung bei dem früher gefaßten Beschlusse, die geplante Straß» Zr, d. i. die die Lange Straße und die Wiesenstraße veriindende Straße, an dem Grundstück des Herrn Fleischer- meister Nebel auf dem Bebauungsplan zu streichen, stehen. v. Man nahm davon Kenntnis, daß die staatliche Berg verwaltung ein Bohrloch auf dem städtischen Grundstück an der Fuchshainer Straße Herstellen lasten will. 6. Mit dem Beschluß des Gasausschustes, nach welchem der Bau eines Zweterofens in der Gasanstalt der Firma Kämpfe in Eisenberg übertragen worden ist, erklärte sich der Stadt gemeinderat einverstanden. 7. Die von den Fuhrwerksbefitzern erbetene Erhöhung der Fuhrlöhne für städtische Fuhren wurd« bewilligt. 8. Die Wahl des GewerbesteueraukschusteS wurde vertagt. 9. Anstelle des als Stadtgemeinderatsmitglied des Aus schusses für Gemeindepflege ausgeschiedenen Herrn Oberlehrer Meusel wurde Herr Stadtverordneter Wendler gewählt. Aus der Einwohnerschaft wurden die Herren Oberlehrer Meusel und Tischler Wilhelm Hedermann als Mitglieder des Aus schusses gewählt. 10. Die Beschlüsse des Rechnung«- und Verfastung-auS- schusteS vom 14. d. M. wurden genehmigt. Es handelte sich , hierbei ü. a. um die Bewilligung der Beiträge für die neu gegründete Registratorstelle in Höhe von 13007 Mk. an den Ruhegehaltsverband, die Festsetzung von Mindestsätzen für die an die Wasserleitung angeschlostenen Grundstücke, sowie für , die nicht an die Wasserleitung angeschlostenen Grundstücke bei der Berechnung des WasterzinseS, eine Aussprache über die Rückerstattung der zuvielgezahlten Familienunterstützung, die Erhebung eines Termins städtischer Grundsteuer auf die Zeit 1. April bis 30. Juni nach 1 Mk. je Grundsteuereinheit, die Einstellung der Erhebung der Biersteuer, die Bewillung der neuen Löhne für die städtischen Arbeiter, verschiedene Beamten angelegenhellen, die Aussprache wegen Einstellung eines Schwer kriegsbeschädigten. 11. Von einer Verordnung des Ministeriums des Innern über die Erhöhung des Hypolhekenzinsfußrs bei Sparkasten- ! Ausleihungen nahm man Kenntnis. 12. Das Gesuch eines Beamtenanwärters, ihn wegen anderwelter Anstellung am 30. März zu entlasten, wurde ge- i nehmigt. Naunhof, am 17. März 1922. Der Stadlgemeinderat, j Sparsamkeit! In Zetten ruhiger geschäftlicher Entwicklung, in denen all« Ding« ihren festen Wert haben und behalten, und in denen vor allem das Geld als einziges staatliches Zah- »unasmittel den unveränderlichen Wertmesser fit, jede Handelsware bildet, läßt sich der Besitzstand und die Er werbsmöglichkeit des einzelnen sowohl wie auch größerer oder kleinerer L .rperschaften, ja zuletzt des ganzen Staats wesens mit großer Sicherheit überblicken und voraus be rechnen. Das bietet ganz von allein einen starken Anreiz dafür, durch ein sorgsames Abwägen der Einnahmen und der Ausgaben eine allmähliche Verbesserung und Hebung des Besitzstandes herbeizuführen, kurz mit einem Worte, durch eine kluge Sparsamkeit die Früchte jeder wirtschaft lichen Betätigung ausreifen zu lassen und zu vermehren. Ganz anders scheinen aber auf den ersten Blick die Dinge zu liegen, wenn keinerlei fester Maßstab für den Wert der verschiedenen Arten von Gütern und Leistungen mehr vor handen ist, und wenn vor allem, wie wir es jetzt seit Jah ren erleben, die staatlichen Zahlungsmittel fortwährenden Schwankungen unterworfen und die notwendigsten Lebensbedürfnisse einer unaufhaltsamen Preissteigerung ausgesetzt sind. Ein bekannter humorvoller Schriftsteller hat kürzlich einmal berechnet, wenn er das gesamte Ge halt, welches er während einer zehnjährigen Friedens dienstzeit als Oberleutnant in der österreichischen Armee bezog, bis auf den letzten Heller erspart hätte, er jetzt in der Lage sein würde, für diese Summe in der Schweiz eine ganze Flasche anständigen Wein zu trinken. Niemand wird finden, daß dieser Mann klug getan hätte, sein ganzes Geld zu sparen, von dem er in den bewußten zehn Frie densjahren, in denen er es ausgab, wahrscheinlich mehr gehabt hat. Nicht unähnlich liegen die Verhältnisse vielfach auch bei uns in Deutschland, und Politiker und Volkswirtschaft- ler haben schon oft auf die Gefahr hingewiesen, die darin liegt, wenn die unter heutigen Verhältnissen so oft mehr mühelos als ganz korrekt erworbenen großen Vermögen möglichst rasch in allerlei mehr oder weniger notwendige und nützliche sogenannte Sachwerte umgesetzt, d. h. mit anderen Worten einfach sinnlos verschwendet werden, nur, weil der Besitzer der vielen Dausendmarkscheine sich sagt, daß diese Paprere ihm über kurz oder lang nur noch einen viel geringeren Gewinn bedeuten als im Augenblick. Das trägt natürlich dazu bei, die Preise noch weiter in die Höhe zu treiben und damit den Wert des Geldes immer weiter herabzudrücken. Gerade weil die deutsch« Währung augen blicklich und voraussichtlich noch eine ganze Zeitlang eine sehr kritische Periode durchzumachen hat, ist es um so not wendiger, daß wenigstens wir selbst, und zwar sowohl im Staate als im Privatleben, nicht noch zur Verschärfung dieser Krisis beitragen. Der Teil, an welchem wir über haupt einen Einfluß auf die Festigung und Gesundung unseres Finanzwesens haben, ist zwar gering genug, darf aber keinesfalls zu der Folgerung führen, daß es nun eigentlich kaum noch darauf ankomme, ob wir angesichts des schon bestehenden und für die Zukunft noch zu erwar tenden Milliardenstromes, der von uns ins Ausland fließt, die paar Tropfen sorgsam sparen und bewirtschaften, die uns von unserem früheren Reichtum noch verbleiben. Bewegte Zeiten bringen leicht eine sogenannte groß zügige Wirtschaft mit sich, die immer das Gegenteil von grundsätzlicher Sparsamkeit bedeutet. Das ist auch im Deutschen Reich cingetreten, dessen Apparat sich in den letz ten Jahren stark vergrößert hat. Im Verhältnis zur Ein- wohnerzahl Deutschlands haben wir heute zweifellos ein übermäßig großes Heer von beamteten und nicht beamte ten Kräften im Dienste des Reiches, der Länder und der Gemeinden, die, da für jeden selbstverständlich ein zum Leben ausreichendes Gehalt bezahlt tverven muß, eine außerordentliche Belastung für unser Budget bedeuten. Deshalb ist auch gegenwärtig »das Problem einer Verringe rung dieser Kosten durch einen sinngemäßen Abbau des Verwaltungsapparates wieder einmal in den Brennpunkt der politischen Erörterung gerückt. Auf Grund der Ab machungen beim Steuerkompromih will die Reichsregie rung gemeinsam mit den großen Parteien bekanntlich eine Organisation einrichten, an deren Spitze ein eigens für diesen Zweck ernannter Minister stehen, und die versnchen soll, den kostspieligen Regierungs- und Verwattungs- apparat auf das kleinste zulässige Maß zurückzuführen. Man denkt in erster Linie an die Zusammenlegung einiger Ministerien, die früher Teile des Reichsministerums des Innern waren, jetzt aber als Mrtfchastsministerium, Ar- beitsministerimn undErnährnngsministerium besondere Be hörden bilden. Ferner will man alle Aufmerksamkeit dar auf richten, bei neuen gesetzgeberischen Maßnahmen erst einmal nachzu prüfen, ob der Ertrag auch wirklich der auf gewendeten Ar>.rt entspricht, oder ob die Einkünfte nicht größtenteils durch die zu ihrer Erlangung notwendigen Derwaltungsspesen aufgezehrt werden. Der heftigste Kampf um das Re i chs m i e t e n g e se tz und um die G e - treideumlage erklärt sich zum großen Teil daraus, daß in diesen beiden Fällen erheblich Bedenken in der Hinsicht geltend gemacht worden sind, daß die Durchfüh rung der beschlossenen Maßnahmen fast ebenso teuer zu stehen kommt, als die von ihnen zu erwartenden Einnah. men ausmachcn würden. Angesichts der riesigen Kosten, die wir für die Ab deckung unserer Neparationsverpflichtungen und vor allein für die besonders sinnlose Verschwendung bei den Be- satzungsarmeen und den Kontrollkommissionen in Deutsch land aufzubrtvgen haben, bedeuten Ersparnisse im inneren Etat zwar keine wirklich durcktgreifende Hilfe. Aber sie sind der einzige Punkt, bei dem wir aus eigner Kraft ein- mal einen Anfang machen und versuchen können, das wei tere Hinabgleiten auf der schiefen Eden« aufzuhalten, aut der wir sonst unweigerlich österreichischen oder gar russi schen Zuständen entgegengehen. Schon die nächsten Wochen werden im Reichstage zeigen, ob Negierung und Parteien die ausreichende Entschlußkraft dafür besitzen. Jeitungsnot und Regierung. Berlin, 16. März. Bei der Besprechung der Not der Zeitungen im Haitptausschuß des Reichstages erklärte Staatssekretär Dr. Hirsch, die Regierung verfolge mit großer Sorge die Entwicklung der Druckpapierpreise. Wenn auch die Stei gerung an sich nicht außer Verhältnis zu anderen Preis erhöhungen stände, so gebe doch Las Sprunghafte deS Aufstiegs Veranlassung zu den schwerwiegendsten Beden- keu. Der Staatssekretär glaubte, daß durch di« neue Teuerungswelle die Keine Presse erschlagen werde und daß damit eine allgemein« Uniformierurw der Mei nungen durch di« übrigbleibende groß« Presse erfolgen werde, ein Zustand, wie wir ihn in anderen Ländern bereit» , kennen, wie er aber glücklicherweise im deutschen Geistes leben sich noch nicht durchgefetzt hätte. Leider mußte der Staatssekretär feststellen, daß die gesetzlichen Handhaben, die die Regierung zurzeit zur Milderung der Not besitze, ! in ihrer Wirksamkeit recht begrenzt seien. Im Gegensatz zur Ansicht mancher Interessenten meinte der Redner, daß die Ursache der Preissteigerungen § weniger in der Politik d«r Kartelle zu suchen sei, als im ! Steigen der Holzpreise. Diese Schwierigkeiten würden sich noch verstärken, wenn der Umfang der Bautätigkeit wachse und im Verfolg dessen die Holzpreise vielleicht von neuem zu steigen beginnen könnten. Als mögliche HilfS- ! mittel bezeichnet d«r Staatssekretär eine Einflußnahme der z Reichsregierung auf die Preisgestaltung, sobald der inter fraktionell« Ausschuß des Reichstages hierzu Stellung i genommen haben werde, vielleicht könne dann zum min- i desten die sprunghafte Steigerung der Papierpreise hint- ! angehalten werden. Ein barer Zuschuß könne -ei der > schweren Finanzlage des Reiches nicht in Aussicht gestelb ! werden. Zugeständnisse bei der Tarifierung des Druck i Papiers könnten nur in Frage kommen, wenn damit «ine fühlbare Mäßigung des Preises erreicht werde. Die Frage der möglichen Einwirkungsmittel solle demnächst mit den Jnieresscuten, nötigenfalls mit dem intersraktio nellem Auss.huß des Reichstags erörtert werden. * Weiteres Eingehen von Zeitungen. Nach der amtlichen Zeitmrgsliste haben in dem letzt«« Monat wieder 157 Zeitungen und Zeitschriften ihr Er scheinen eingestellt. — Der im 105. Jahrgang erscheinende j Lmwaner Anzeiger stellt am 1. April sein Erscheinen ein. Verlängerung -er Militärkontrolle? Engltsch-sranzöfische Meinungsverschiedenheiten. Die Franzosen versuchen wieder einmal, den Friedens- Vertrag in einer für uns ungünstigen Weise umzubiegen. - Die Dauer der höchst überflüssigen aber um so kostspieli geren Kontrollkommissionen soll über die Zeit, in der st« überhaupt etwas zu tun haben, hinaus verlängert werd««. In der B o tsch a ft e r k o n se r e n z in Paris hat «S darüber eine Debatte gegeben. Die Franzosen schlugen vor, die Kontrolle noch acht Jahre lang aufrechtzuerhalten. Die Engländer waren dagegen. Der ! Italiener Graf Sforza machte einen Vermittlung-Vor schlag: Die Kontrolle wird acht Jahre aufrechterhalten, aber wenn Deutschland Beweise der Loyalität liefert, kann die Kontrolle aufhören: alsdann bleibt nur die Bewachung übrig, die nach Artikel 213 des Friedensverttages allein der Völkerbund ausüben kann. Wenn Deutschland, ohne Schwierigkeiten zu macheu, darauf einginge, dann will Eng. land als Entschädigung die sofortige Räumung der drei rheinischen Kohlenhäfen Vorschlägen. Dat wäre sür unS wieder ein böser Handel, denn die Besetzung der Rhein- > Häfen ist ohnedies rechtswidrig und muß ohne Gegen- I leisttmg aufgehoben werden. Genua am 10. Äpril. Die offizielle Mitteilung der italienischen Regierung. Die italienische Regierung läßt sich durch das endlos« Hin und Her von Meinungen und Wünschen über den Termin oder gar den Ausfall der Konfereuz von Genua nicht irre machen. Sie hat ihre Einladungen verschickt und hält an dem einmal gewählten Termin fest. Der italienische Botschafter in Berlin hat eine Note der italienischen Regierung überreicht, in der mitgetettt wird, daß die Genueser Konferenz endgültig auf den 10. April festgesetzt worden ist. Man ist sich natürlich auch in Berliner politischen Kreisen darüber klar, daß bis zum 10. April noch mancher Zwischenfall eintreten kann^ der auch dieses Programm möglicherweise wieder umwirft. Lloyd Georg« gibt sich allerdings gegenwärtig große Mühe, auch den ameri kanischen Präsidenten Harding wieder umzusiimmen und ihn zur Teilnahme an der Konferenz zu veranlassen und die englische und die Italienisch« Regierung sollen gemein sam mit den Neutralen fest entschlossen sein, di« Konferenz