Volltext Seite (XML)
X Mee die Zukunft des Meininger Hoftheatkrs, das vor einigen Tagen durch Feuer eingeäschert wurde, teilt das Herzogliche Hofmarschallamt in launiger Weiie folgendes mit: „Wilde, iich widersprechende Gerüchte durcheilen die Stadt. Wird das Theater wieder aufgebaut? Gehen die Meininger auf Gastspielreisen? Jeder, der eine halbe Nach richt erhalten hat, deutet sie auf seine Weise. Wie sollen alle diese Fragen aber heute schon, einige Tage nach dem Brande, entschieden sein ? Ein auswärtiges Blatt weiß zu berichten, daß das Hoftheater wieder aufgebaut wird und daß das Hoftheater-Ensemble und die Hofkapelle auf Gastspielreisen gehen werden. Daß ein Theater wieder gebaut wird, dürfte außer Zweifel sein; denn wenn schon 1829 das Bedürfnis dazu vorhanden war, besteht es 1908 erst recht. Die Frage ist nür: wann? Wenn aber der Be richterstatter mitteilt, daß Gastspielreisen statt finden werden, so ist diese Nachricht für die Hofkapelle schon falsch. Soweit diese Neuigkeit aber das Hoftheater-Ensemble betrifft, dürfte es so lange anzuzweffeln sein, bis der Bericht erstatter uns die Orte nennt, in denen die Gastspiel - Vorstellungen stattfinden sollen." Schließlich sei noch mitgeteilt, daß die Herzog liche Hofkapelle bis gegen Mitte April in Meiningen an einigen Abenden Konzerte ver anstaltet. Gi» alter Gaunerkniff. Einen alten Kniff hat ein Schwindler in Berlin jetzt wieder ausgenommen. Ein Spaziergänger im Tier garten spielt den liebenswürdigen Schwerenöter, macht sich an junge Mädchen heran, trägt ihnen zuvorkommend ein Paketchen oder die Handtasche, steckt ihnen, um zu zeigen, daß er kein armer Schlucker ist, ein „Goldstück" in den Kleiderkragen und verabredet bei der Trennung ein Stelldichein zum Theaterbesuch. Wenn die Mädchen nach Hause kommen, so finden sie statt des Goldstückes ein Fünf- oder Zehn pfennigstück. Dafür aber hat „Dr. Hans Werner", wie der Schwindler sich nennt, die Handtasche heimlich geleert. Fabrikunfall. Auf einem Textilwerk in Düsseldorf war der Maschinist mit dem Anziehen einer Schraube beschäftigt. Dabei wurde der Schraubenschlüssel von dem Zapfen eines Schwungrades erfaßt und dem Mann mit solcher Wucht gegen den Kopf geschlagen, daß der Be dauernswerte alsbald starb. BergmanusloS. Auf Zeche Holland bei Wattenscheid wurden zwei Bergleute verschüttet und getötet. Infolge Durchgehens der Wagen- Pferds wurde in der Nähe von Lübeck der Landmann Schnack aus Lebrade getötet und der Hufenpächter Riecken aus Trent lebensgefähr lich verletzt. Eine niederbayrische Mefserschlacht hat sich in Vilshofen abgespielt. Bei der Rauferei find ein Schreiber totgestochen, drei Bauern burschen schwer und mehrere andre leicht verletzt worden. Alle waren als bösartige Raufbolde bekannt. Ei« JubiläumSfestzug für Kaiser Franz Joseph, der in diesem Jahre auf eine 60 jährige Negierungszeit zurückblickt, ist in Wien in Aussicht genommen. Uber den Plan, zu dem der Kaiser nach anfänglichem Zögern jetzt seine Zustimmung gegeben hat, wird be richtet: Der Kaiser soll zum Minister Bienert gesagt haben, er hoffe, der Festzug werde glänzend ausfallen. Soweit die Umrisse des Planes feststehen, wird die Zahl der Teilnehmer auf 10 000 geschätzt, die in 21 Gruppen zer fallen. Die Kosten werden auf mehrere Millionen Kronen geschätzt, wovon 600 000 Kronen auf die Ausschmückung der Straßen kommen. 250 Tribünen werden errichtet. Gme gsfäyrliche Ränderbauve. In der Umgebung des Ortes Botschetitz bei 'Mühlhausen (Böhmen) wurden von einer dreiköpfigen Diebes bande nacheinander zwei schwere Raubanfälle verübt. Der Grundbesitzer Joseph Komarek wurde auf der Landstraße zwischen Seyetamm und Botschetitz überfallen und, als er die Flucht ergriff, angeschosseu. In der nächsten Nacht wurde der Grundbesitzer Johann Nowak in (V/-. >o/? /Ak/ '-MS Hand. Symptome einer speziellen Krankheit Östringen und Übungen über das Verhalten find mcht vorhanden So fit der ZusianD ^ruch eines Brandes, mit besonderem Meters allen em Rätsel. Eiser gepflegt. Wie wertvoll diese Proben sind, Millio»e?i««tsrfchrsg«»grn eins« Pa- WeidMä-tmsche Ermutigung.' Förster (zum Sonntagsläger): „Wenn die Hasen hinten Der englische Marineleutnant Shackleton wird in diesem Jahre eine unter ¬ nehmen. Tas für die Expedition anSe»sehen - Lönff „Nimrod" ist ein kleiner Dreimaster mit H lfs- maschinen. Am Neujahrrtage hat man bereits die Ausreise von Neuseeland aus angetreten und zunächst Kurs auf Könitz-Ebwardsland genommen. Es-ist das. der äußerste Teil des bisher -bekannten ant arktischen Landgebietes. In der Nähe der Vulkane Crebus und Terror soll die Hauptstation angelegt » Dee FeuerdriU i« der; amsr tani- scheK Schule«. Im amerikanischen Schul wesen wird der „Feuerdrill", das sind An- werden. Wenn die Witterungs- und Eisverhält- nifse während des jetzigen antarktischen Sommers einigermaßen günstige sind, soll bereits jetzt ein Vorstoß nach dem Südpol unternommen werden, sonst im nächste r Sommer, also in unserm Spät herbst. Die Expedition hat außer Eskimohunden eine Anzahl von mandschurischen Ponys und ein Automobil mitgenommen. Man darf einigermaßen daraus gespannt sein, wie sich der Kraftwagen bei der niedrigen Temperatur bewähren wird. Eier, Zwieback, Datteln, Feigen, Johannisbrot, Orangen, selbst Bananen, besetzte, schön gedeckte Tafel keines Blickes. In tiefer Melancholie vor sich hinbrütend, sitzt er da, und wen sein Blick trifft, der ist erstaunt, daß ein Tier so viel Traurigkeit ausdrücken kann. Einmal, als Peter dabei betroffen wurde, wie er einen Schluck trank, sah er wütend auf und spie den Trank wieder aus. Ein andres Mal, als der Wärter mit der Teekanne zum Käfig trat, um Peter einzuschenken, schlug dieser ihm Teekanne und Becher mit wuchtigem Schlage aus der rFsö Bankiers. Unterschlagungen größten Stils, durch die auch zahlreiche Mitglieder der französischen Aristokratie geschädigt sind, sind durch den Zusammenbruch eines Pariser Bank hauses ans Tageslicht gekommen. Lie gegen den Bankier Maurice Galtet eingeleitete Unter suchung ergab, baß dieser ihm anvertraute Wertpapiere verunlr-itt hatte, und daß seine Schulden zwölf Millionen Frank betragen. Unter den Geschädigten befinde-' sich den Blättern zufolge die Herzogin Uzös mit einer Million, die Gräfin Gontoud-Biron mit dem- in einer Amsterdamer Diamantschleiferei ver übter Einbruch, bei dem Diamanten im Werte von 10000 Gulden gestohlen wurden. Zur Brandtatastrophe in der Schute zu Ct'velauv, wo 200 Schulkinder den Tod in den -Flammen sanden, wird halbamtlich mitgeteilt, daß nach einem Bericht des dortigen deutschen Konsuls bei dem Brande reichsdeutsche Schulkinder nicht verunglückt sind. Übungen im „Feuerdrill" haben unzweifelhaft in Amerika schon viele Menschenleben gerettet. Die amerikanischen Schulmänner halten diese Übungen für ebenso wichtig wie den soge nannten „Fahnendrill", eine Reihe vatrioiischer Übungen, bei denen die amerikanische Jugend — schon im Kindergarten beginnt man damit — gelehrt und erzogen wird, das nanonale Sternenbanner zu lieben und zu verehren. Botschetitz, der drei Einbrecher von seinem An wesen verscheuchen wollte, von diesen angegriffen, und als er den Räubern mutig zu Leibe ging, niedergeschossen, so daß er lebensgefährlich ver letzt wurde. Dee Hungerkaustlsr im Affeutäsig. Aus Wien wird den ,L. Neuest. Nachr/ ge schrieben: Der große Menschenaffe, der Orang- Utan Peter, der sich seit letzten Oktober in der Schönbrunner Menagerie befindet, weist seit fast drei Wochen jede Nahrung zurück und hat in der ganzen Zeit nur dreimal einen kleinen Schluck Tee genommen. Während seine bessere Ehehälfte Trete niemals einen so guten Appetit gezeigt hat wie jetzt, würdigt Peter die mit allen Leckerbissen, wie Reis, rohe und gekochte selben Betrage und die Erben des Barons Ron« mst fünf Millionen Frank. Gallet wird vor das Zuchtpolizeigericht gestellt werden. Der Cnliiünn-Diamant in Arbeit, Der Edelstein, den Transvaal König Eduard zum Geschenk gemacht hat, befindet sich be kanntlich zurzeit in Amsterdam, um dort ver kleinert und geschliffen zu werden. Der Diamantschleifer Henri Koe in Amsterdam schliff bis jetzt am Cullinan-Diamanten zwei Flächen, die schon erkennen lassen, welch ein Wunderwerk der Stein nach seiner Vollendung fein wird. Die besonders zum Schliff angeferügten Riesen werkzeuge bewähren sich gut. Tag und Nacht wird der Cullinan aufs schärfste bewacht. Wie nötig dies ist, zeigt ein kürzlich in der Nacht Kuntes Allerlei. st Die Betteusr««g drs Lebens, überall klagt man, so schreibt der Mvenire d'Jtalia', über das Steigen der Lebensmittel- Preise. In Frankreich hat man berechnet, daß von dem Jahre 1902 bis zum Jahre 1907 die Fleischpreise um 22 Prozent und die Fischpreise gar um 50 Prozent gestiegen sind. Und ähnlich verhält es sich mit den Mietspreisen, die sich unausgesetzt in steigender Richtung be- wegen. Im 15. Jahrhundert zahlte mau in Pacis für ein Pfund Butter 17 Centimes und für ein Dutzend Eier 9 Centimes f heute muß man für das gleiche 2 bezw. 3 Frank ent- richten. Für einen fertiaen Männeranzug legte man noch im Jahre 1790 3.8> Frank bis 9,50 Frank an. Aoer demgeacäß waren auch die Arbeitslöhne ungleich niedriger; im Jahre 1564 bezahlte man in Orleans einer Köchin einen Jahreslohn von 37 Frank. In Athen kostete zurzeit des Aristophanes ein Hammel eine ! Drachme, also rund. 80 Pfennige, und noch im t Jahre 1450 tonnte man in Paris einen j Hammel für 75 Centimes kaufen, chr den man s heute durchschnittlich 34 Frank bezahlt. Für den Athener war es kein Kunststück, sich mit Frau und Kind mit rund 40 Pfennig am Tage zu ernähren, und selbst im alten Rom waren trotz des sessellosen Luxus und der Verschwendungssucht die Lrbens- mmelprette außerordentlich billig. Für ein Pfund Ochsenfleisch bezahlte man 1—2 Affe, also 15—30 Pfennige. Das war zu gleicher Zeit, als Julius Cäsar 100 Millionen Sesterzen — also 20 Millionen Mk. — auswendete für den Ankauf des Bodens, auf Lem das Forum er richtet wurde, Las seinen Namen trägt. GencktsbalSe. X Akher«. Wegen unberechtigter Ausübung der Jagd hatte sich der Bürgermeister von Kehl, Karl Beutler, vor dem Schöffengericht zu verant worten. Er wurde beschuldigt, auf dem fiska lischen Hastngelände bei Kehl widerrechtlich der Hasenjagd abgelegen zu haben. Die Verhand lung ergab, daß B. tatsächlich nenn Haien geschaffen, sie verkauft und den Erlös für sich verwendet hat. Das Gericht .verurteilte den Angeklagten zu 150 Mk. G.ldstrase, wegen Jagens o me Jagdschein zu einer weiteren Geldbuße von 20 Mk. und verfügte zugleich die Eingehung des bei der Tat gebrauchten Gewehres, des Ja b bundes und eines Nuckfackes. Mannheim. Vor der Strafkammer fana die Verhandlung gegen die 17 und 16 Jahre a teu Kaufmannslehrlinge Peter Germann und Karl Sauter wegen Urkundensälichung und Betruges statt. Durch die Lektüre dec Bücher vor Karl May und der Sherlock-Holmes-Geschieblen waren die jungen Leuts auf abenteuerliche Pläne verfallen. Sie wollten nach Afrika, um dort eine Farm zu kaufen. Am 15. Januar d. begingen sic dann eine raffinierte Fälschung. Germann liey sich einen Stempel mit der Firma seines früheren Lehrprinripals, des Kaufmanns August Lutz, anjertigeu. Dann stellte er und sein Freund einen Wechsel über 20.000 Mk. und einen Avisbrief her, -.u dem ein mit der Firma Aug. Lutz versehener Briefbogen diente, wie solche Germann früher aus seinem Geschält mit genommen hatte. Durch ein Versehen erhielten sie bei der Dresdener.Bank nur 14 862 Mk. ausbczahlt, hüteten sich aber, zu reklamieren. AlS sie am vierten Tag verhaftet wurden, waren von dem er schwindelten Gelde schon 5100 Mk. versch endirt. Das Gericht fand beide Angellagten in gleichem Maße schuldig und verurteilte jeden zu einem Jahr Gefängnis. zeitzie sich kürzlich in New Porl bei dem Brande der Volksschule Nr. 16. In der dritten Etage des vierstöckigen Gebäudes war das Feuer ausge- brochen. Gegen 1100 Schüler waren beim Unterricht. Der Direktor läutete die Alarm glocke. Sofort ordneten sich die Klassen und zogen in Rech und Glied die Treppe hinunter auf die Siraße. Acht Klaffen passierten die Stelle, wo das Feuer wütete, aber nirgends zeigte sich Angst oder ümuhe. Im GIsichtritt, stolz am ihre Disziplin, kamen die Jungen aus — „ . „ , dem brennenden Hause herausmarschiert und die nur eine einzige Elle länger wären, dann träfen Jüngsten strahlten vor Triumph. Die häufigen ' Sie sie am Ende!" „Hier, liebes Kind," versetzte der Staats anwalt, „lies selbst diese Akten. Sobald du ihren Inhalt kennst, wird das Mitleid von selbst aus deinem Herzen schwinden. Du wirst in dem jungen Hollmann dann nur noch einen Mann sehen, der schnöde das Blut seines Wohl täters vergossen bat." Mit diesen Worten übergab Herr v. Wal moden seiner Tochter mehrere Schriftstücke, die die Vernehmung Karls in der Voruntersuchung und der Zeugenaussagen enthielten. Anna nahm begierig die Papiere und las. Der Staatsanwalt lehnte sich nachdenklich zurück. Die Zweifel seiner Tochter hatten ihn direkt aufgeregt. Er gedachte nebenher auch der Freundschaft, die ihn mit dem verstorbenen Vater des jungen Dr. Hollmann verbunden hatten. Indem er aber alle Einzelheiten des Verbrechens nochmals prüfend an seinem Geiste vorüberziehen ließ, gelangte er immer wieder zu dem einen unverrückbaren Schluffe: er ist schuldig. Man vernahm im Zimmer eine Zeitlang nichts als das Knittern der von dem jungen Mädchen umgeschlagenen Aktenbläiter und das Geräusch der Feder des Staatsanwalts, der wieder emsig zu schreiben begonnen hatte. Bald aber legte er die Feder wieder fort und versank von neuem in Nachdenken. Als Anna fertig war mit dem Lesen, trat sie zu ihm und sagte: „Nach alle dem, was ich hier gelesen habe, spricht sehr viel gegen den Angeklagten. Ich b ereife, daß man ihn für schuldig hält. Allein ' . Frauen haben häufig Ahnungen, die uns nicht trügen. Bevor ich in dies Zimmer trat, hoffte ich, daß Dr. Hollmann unschuldig sein möchte. Auch jetzt bm ich von seiner Schuld nicht überzeugt. In der ganzen Angelegenheit herrscht ein geheimnisvolles Dunkel. Wie leicht würde ein wohl erwiesenes Alibi alle jetzt gegen ihn sprechenden Tatsachen und Beweise über den Haufen werfen. Fragst du mich, worauf ich meine Überzeugung begründe, so sage ich dir: auf den Totaleindruck der ganzen Sache. Es ist, als ob eine innere Stimme mir zuriefe: er ist unschuldig. Und dämm wünsche ich, aufrichtig gesagt, detner Beredsamkeit in diesem Falle keinen Erfolg!" » Sie griff wieder zu den Men und sagte, indem sie einen flehenden Blick auf ihren Vater wari: „Wenn man nun diese Schriftstücke ver nichtete!" „Törichtes Kind," rief er erstaunt, „was sollte das nützen? Sie würden zu ersitzen fein, und die Gerechtigkeit würde dann doch ihren Lauf haben." Anna schlang die Arme um den Hals ihres Vaters und fuhr mit immer steigender Auf regung fort: „Mein lieber, teurer BP er, schenke mir doch das Leben dieses unglücklichen jungen Mannes I Verzichts nur dieses eine Mal auf die Macht deines Rednertalentes. O, ich würde dir ewig dankbar sein." „Ich kann nicht, Anna." „Dann liebst du mich nicht, Vater!" „Nimm dieses Wort zurück, mein Kind. Du mußt zwischen dem unbeugsamen, strengen Beamten und dem zärtlichen Vater wohl unter scheiden. Es ziemt dem ersteren nicht, ein Verlangen, wie das deinige, auch nur anzu hören. Bon dem Vater fordere, was du willst, du wirst ihn immer geneigt finden, deine Wünsche zu erfüllen." „Schenke mir sein Leben, Vater/ beharrte Anna. „Er ist unschuldig, und du würdest einst Gewissensbisse empfinden, dir ich dir gern sparen möchte!" „Anna!" Herr v. Walmoden betonte dieses eine Wort in einer Weise, welche zugleich einen Borwurf und eine Frage enthielt, die Frage nämlich, welches besondere Interesse das junge Mädchen an dem Angeklagten nehme und woher dasselbe komme. Anna verstand diese Frage. Sie ward weiß wie Schnee, ließ den Kopf sinken, wandte sich ab und verließ das Zimmer, als wolle sie weiteren Fragen ihres Vaters ausweichen. In der Nacht, die diesem Gespräche folgte, hör!e Anna ihren Vater unablässig in seinem Arbeitszimmer auf- und abgehen. Er ordnete die Schriftstücke, prüfte gewissenhaft die Zeugen aussagen und gelangte immer wieder zu der Überzeugung, daß die Geschworenen den Ange klagten verurteilen müßten. Der vorliegende Fall beschäktigte ihn mehr, als je ein andrer. Die Teilnahme seiner Tochter sür Hollmann war geeignet, sein Interesse an dieser Kriminal- sache nur noch mehr zu erhöhen. So offenbar nun aber auch alle den Mord betreffenden Umstände für die Schuld des An geklagten zeugten, so entschieden sprach sein ganzes Privatleben gegen die Annahme der selben. Dr. Karl Hollmann, ein iunger Mann von bester Herkunft, gediegener Bildung und must«» haftem Lebenswandel, gehörte zu den Zierden der Gesellschaft. An seiner sittlichen Führung haftete kein Makel, Welcher Dämon konnte ihn also zum Verbrechen getrieben haben? Was Hollmann in den Augen des Staats anwalts wesentlich verdächtigte, war der Um stand, daß er nicht anzugeben vermochte, wo er während der Zeit, in der daS Verbrechen ge schah, sich aufgehalten. Er leugnete entschieden, Urheber oder Teilnehmer an dem Morde ge wesen zu sein, aber über einen so Wichligen Umstand wie den Grund seiner Abwesenheit von Hause konnte oder wollte er keine Auskunft erteile». Man kannte niemand, der eine feindselige Gesinnung gegen den Handelsherrn gehegt batte. Der reiche, kinderlose Mann besaß keine Erben, außer Karl. Der Mörder mußte, wie auS der Art, in der daS Verbrechen vollbracht wurde, hervorging, mit den Lokalitäten des HauseS und den Gewohnheiten der Bewohner vertraut gewesen sein. Er war geräuschlos durch mehrere Gemächer in das Kontor des Handelsherrn gedrungen, hatte ihn mit einem schweren Stein erschlagen und war dann ebenso geräuschlos wieder verschwunden. Das Werkzeug drS Verbrechens, an delk^ noch Blut und Haare klebten, wurde im Kontor gefunden. D« s (Fortsetzung solgt.)