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Allgemeiner Anzeiger : 24.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190611240
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19061124
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19061124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-24
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.11.1906
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slolMlcbe KuncLMAu. Deutschland. * Der König und die Königin von Dänemark trafen zum Besuch des deutschen Kaisers in Berlin ein. Da auch die Herrscher von Schweden und Norwegen in einiger Zeit die deutsche Neichshauptstadt be suchen werden, so darf trotz aller gegenteiligen Behauptungen versichert werden, das; Deutsch lands Beziehungen zu den drei Nordreichen die allerbesten sind. * Der Kaiser verlieh dem König von Dänemark die Kette zum Schwarzen Adlerorden und der Königin von Dänemark den Luisenorden mit der Jahreszahl 1813'14/15. Das dänische Königspaar hat sich in äußerst anerkennen der und befriedigter Weise über seinen Besuch in der deutschen Reichshauptstadt geäußert. * Wie der ,Reichsbote' meldete, ist der Ritterschaftsrat von Arnim- Criewen vom Kaiser in Audienz emp fangen worden, um seine Ernennung zum preußischen Landwirtschafts mini st er entgegenzunehmen. * Im Reichstage wurden die beiden Interpellationen der Sozialdemokraten und der Freisinnigen über die Fleisch not am 19. d. von der Tagesordnung ab gesetzt. Graf Posadowsky erklärte nämlich, der Reichs kanzler sei bereit, die beiden Interpellationen zu beantworten. Er hoffe dies in den nächsten 14 Tagen tun zu können. Auch die Inter pellation über den Gerstenzoll wurde ab gesetzt, da weitexe Erhebungen stattfinden. * Der Austausch der Vertragsurkunden zu dem von Preußen mit Bremen zur Regelung der Lotterieverhältnisse am 18? Mai d. abgeschlossenen Staatsvertrage ist in Berlin erfolgt. * Wie aus Posen gemeldet wird, schweben gegenwärtig bei den Landgerichten zu Posen, Lissa, Ostrowo, Bromberg und Gnesen gegen 160 Strafprozesse, die mit dem pol nischen Schulstreik zusammenhängen. Auch in der Provinz Posen wird fetzt, wie in Schlesien, den Vätern angedroht, es würden ihnen ihre Kinder fortgenommen und in Fürsorgeerziehung gegeben werden, falls sie den Kindern ferner verbieten, an dem deutschen Religionsunterricht teilzu nehmen. Osterreich-Ungarn. * Die österreichisch - ungarischen Dele gationen, die fortdauernd die gemeinsamen Angelegenheiten der beiden Reichshälften zu erledigen haben, sind zum 25. November nach Budapest einberusen worden. Die öster reichische Regierung hofft inzwischen die Aus gleichsverhandlungen zu einem guten Ende geführt zu haben. In Budapest hofft man indessen nicht so sicher auf eine befriedigende Lösung der Ausgleichsfrage. Auf eine dies bezügliche Anfrage erklärte der ungarische Ministerpräsident, es seien doch noch viele Miß- Helligkeiten zwischen den Vertretern beider Länder vorhanden, die eine schnelle Erledigung der Verhandlungen ziemlich ausgeschlossen er scheinen lassen. Frankreich. * Admiral Touihard, der Oberbefehls haber des Mitt e Im e er g e.sch w a d er s, hat dem Marineminister, der ihm befohlen hatte, eine Flottenkundgebung an der marokkanischen Küste vorzunehmen, be richtet, daß angesichts des augenblicklichen Zu standes, in dem die unter seinem Befehl stehenden Schiffe sich befänden, er eine Verantwortlichkeit für eine solche Expedition nicht übernehmen könne. Es heißt, daß die Kessel dec Mehrzahl der Schiffe verbraucht seien und daß eine Fahrt mit großen Gefahren verbunden sei. Ein Spezialausschuß wurde sofort auf Befehl des Marineministers zusammengestellt. Derselbe hat sich sofort an Bord der Schiffe begeben, um eine Untersuchung vorzunehmen. Italien. * Aus Nom wird berichtet, daß alle Blä-ter Voll Lobes sind über die freundliche Art. in der der deutsche Reichskanzler Fürst v. Bülo in seiner großen Reichstagsrede von der Stellung'- nähme der italienischen Regierung sprach. Dem nächst soll in der Kammer der Minister des Äußern gefragt werden, ob er bereit sei, „nach deutschem Muster" eine Auskunft über Italiens Politik zu geben. Spanien. * Den Cortes ist ein Gesetzentwurf zuge gangen, in dem die Abschaffung der Todesstrafe verlangt wird. Rustland. * Wie Petersburger Blätter melden, hat der Zar seinem früheren Finanzminister und Minister präsidenten Graf Witte abermals einen Ministerfessel angeboten. Witte aber hat abge lehnt. Dagegen ist es wahrscheinlich, daß er als Botschafter nach London geht. Prinz Friedrich Heinrich von Preuffen ist als Nachfolger seines Vaters, des verstorbenen Prinzen Albrecht, Prinz-Regenten von Braunschweig, zum Herrenmeister des Johanniter-Ordens gewählt worden. Der Prinz steht im 38. Lebensjahre. *Die mannigfachen Gesetzentwürfe, die der Ministerpräsident Stolypin hat aus arbeiten lassen, um sie der neuen Duma vorzu legen, sind nunmehr vom Zaren unterzeichnet worden. Unter ihnen befinden sich zwei von bedeutender Tragweite: die Regelung der Judenfrage und eine allgemeine Volks schule betreffend. Ob die künftige Duma mit dem festen Willen zu fruchtbringender Tat zu sammentritt, oder ob sie ihre Kräfte gleich der ersten in Reden erschöpfen will, wird sie bei der Beratung dieser Gesetzentwürfe zeigen können. Balkanstaaten. *Nach langen Unterhandlungen, in deren Verlauf es verschiedene Male zu ernsten Ver wickelungen zu kommen drohte, sindEngland und die Türkei endlich wegen ihrer Ansprüche auf den Bahnbau auf der Halbinsel Sinai einig geworden. Der Sultan willigte endgültig in die Verlängerung der englischen Bahnlinie Smyrna - Aidin. Damit hat England seine Herrschaft in Kleinasien aufs neue stark be festigt. Amerika. * Nachdem das Verhältnis zwischen Japan und den Ver. Staaten einige Zeit ernstlich getrübt erschien, weil mehrere japanische Robben schläger (Seehundfänger) von Amerikanern er mordet worden waren und weil man in San Francisco die japanischen Kinder vom Schul unterricht ausschloß, scheinen sich jetzt wieder freundschaftlichere Beziehungen anzubahnen. Wie verlautet, wurden die Hafenbehörden von San Francisco angewiesen, Vorbereitungen zum Empfang eines japanischen Geschwaders zu treffen, das im kommenden Frühjahr zum Besuche dort eintreffen soll. Dem Geschwader soll jede Höflichkeit erwiesen werden. Afrika. * Von den ll>.Hebern der letzten Ruhe störungen im Norden von Marokko find jetzt,mehrere unschädlich gemacht worden. Nach Berichten aus Tanger wurde dec Hauptanstifter des Angriffs auf die Matrosen des französischen Kreuzers „Galilöe", als er, von Saida kommend, in Tanger landete, von Zollbeamten verhaftet und inS Gefängnis gebracht. Die Gefangenen von Arzila sind eingeschifft worden, um nach der Zitadelle von Kasba gebracht zu werden, wo sie für Lebenszeit bleiben werden. *Da die unter der Führung Ferreiras in die Kapkolonie eingefallenen Buren von der Kappolizei, die tagelang die Flüchtigen ver folgte, gefangen genommen wurde, so hat die englische Negierung alle Befehle bezüglich der Verfolgungsmannschaften zurückgezogen. Wie aus Kapstadt gemeldet wird, ist mit der Ge fangennahme Ferreiras und seines Anhanges die Ruhe in Südafrika wiederhergestellt. Asien. *Mit Rücksicht auf die Öffnung von Mulden, Antung und Tatungkao hat Iuanschikai eine Denkschrift an den Kaiser von China gerichtet, in welcher er um die Mittel zur Ausführung verschiedener öffentlicher Bauten bittet; diese Bauten müßten von China ausgeführt werden, damit es seine Oberhoheit wahre. Die Finanzbehörde hat empfohlen, daß die nötigen Gelder von den betreffenden Pro vinzen aufgebracht bezw. aus den in diesen Provinzen aufgebrachten Steuern bezahlt werden. Die die Öffnung der genannten Plätze be treffenden Bestimmungen sollen dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten unterbrestet werden. * Nachdem die ch i n e s i s ch e R e g i e r u n g auf Betreiben des Vizekönigs Iuanschikai zunächst eine durchgreifende Änderung ihres Heerwesens vorgenommen hat, geht man jetzt mit Eifer an die Erneuerung der Marine. Wie aus Peking gemeldet wird, erhielt Prinz Putan den Auftrag, die Flottenorganisation in England, Deutschland, Frankreich, Amerika und Japan zu studieren und nach seiner Rück kehr Vorschläge zur Schaffung einer chinesi schen Flotte zu machen. Da China bereits mehrere Schlachtschiffe in Japan bauen läßt, außerdem auch schon andre Kriegsschiffe in Auf trag gegeben hat, so wird der Prinz nach seiner Rückkehr eine neue chinesische Flotte dicht vor ihrer Fertigstellung vorfinden. Sin sozialpolitischer Gedenktag. Am Jahrestag der berühmten Botschaft Kaiser Wilhelm I., durch die am 17. November 1881 die deutsche Arbeiter fürsorgegesetzgebung eingelestet wurde, hat Kaiser Wilhelm einen Erlaß an den Reichskanzler Fürsten Bülow gerichtet, in dem der Monarch seiner Genugtuung über die Erfolge jener Gesetzgebung Ausdruck gibt. In dem Erlaß heißt es u. a: „Der heutige Tag, an dem vor 2b Jahren der in Gott ruhende Kaiser und König Wilhelm der Große seine unvergeßliche Botschaft erließ, gibt mir willkommenen Anlaß, mit dem deutschen Volke in ehrfurchtsvoller Dankbarkeit dieses Friedenswerkes zu gedenken, durch das mein erlauchter Ahnherr zum Schutze der wirtschaftlich Schwachen der Gesetzgebung neue Bahnen wies." Der Erlaß spricht sodann die Hoffnung aus, daß sich die Arbeiterversicherung als dauernde Bürgschaft für den inneren Frieden des Vaterlandes erweisen möge und gibt den kaiserlichen Willen kund, „daß die Gesetzgebung auf dem Gebiete der sozialpolitischen Fürsorge nicht ruhe und in Erfüllung der vornehmsten Christenpflicht auf den Schutz und das Wohl der Schwachen und Bedürftigen fortgesetzt be dacht sei." Im Zirkus Busch zu Berlin hatte sich aus Anlaß der Silberjubiläumsfeier der Kaiserlichen Botschaft eine nach Tausenden zählende Ver sammlung eingefunden. Von der Festver sammlung wurde an den Kaiser folgendes Huldigungstelegramm abgcandt: „5000 natio nale Arbeiter danken Ew. Majestät für den er- U Oer Meg 2UM Oerzen. 2j Novelle von F. Stöckert. GorgetzungN „Allerdings solche Kunstgenüsse können wir armen talentlosen Menschenkinder Ihnen nicht bieten," fuhr Melitta fort. „Höchstens, daß ich Ihnen, sollten Sie uns die Ehre Ihres Besuches einmal schenken, „An der schönen blauen Donau" könnte zum besten geben, und das auch nur sehr stümperhaft." Dr. Bergen schaute lächelnd in das ihm zu gewandte kindliche Antlitz. Das Licht der Gas kandelaber fiel voll darauf. Das weiße Tuch war auf die Schultern zurückgefallen, eine der Flechten hatte sich darin verwickelt, und die kleinen Hände Melittas bemühten sich vergebens, dieselbe loszulösen. „Aber so helfen Sie mir doch," sagte sie jetzt ungeduldig zu Bergen. Fast zaghaft und ziemlich ungeschickt erfaßte dieser die Flechte mit den Fingerspitzen. „Min Gott, es ist alles eigenes, hier auf diesem Kopf gewachsenes Haar, Sie brauchen nicht so ängstlich damit umzugehen," lachte Melitta. „So, nun bitte, nehmen Sie mir den Mantel ab." Dr. Bergen löste jetzt schon mit etwas sicherer Hand die junge Dame aus ihren Umhüllungen. Bewundernd hingen seine Blicke an der zier lichen Gestalt im mattgelben Seidenkleide. Es war ein so lichter, blendender Kontrast mit all den düstern Bildern, die sich im Laufe des Tages vor seinen Augen abgespielt. Noch vor einer Stunde hatte er vor dem Schmerzenslager einer armen Näherin gestanden, er sah im Geist das bleiche, von einer abzehrenden Krankheit zerstörte Antlitz neben dem blühend schönen Mädchenbild, was so fröhlich, als gäbe es kein Elend, keine Sorge auf der Welt, zu ihm auf schaute, erstehen. Und dann wollte es ihn wie dunkles Ahnen beschleichen, daß all' diese blühende Schönheit hier, dies lachende Leben ebenso dahin- wetken könne. „Wie düster Sie nun schon wieder darein schauen," sagte Melitta, als sie jetzt beide den voranschreitenden Eltern folgten. „Verzeihen Sie, das Leben eines Arztes bietet so viel Schattenseiten, die mir den Blick verdüstern." „Darum eben sind Sie verpflichtet, des Lebens Sonnenschein zu suchen, sich daran zu erfrischen, zu stärken für Ihren Beruf." „Vielleicht mögen Sie recht haben, die Welt bietet ja unendlich viel Schönes, nur fürchte ich, meine Pflicht zu versäumen, wenn ich ihrem ver lockenden Sirenengesang folgte." „Und wollen Sie nur ein Leben der Pflicht leben? Mir würde davor bangen." „Das glaube ich," erwiderte Bergen, „und doch ist es schließlich das Höchste, was ein Mensch erreicht, wenn er an seinem Lebens abend sagen kann: Ich tat meine Pflicht." Melittas Augen blickten groß und fragend zu ihm auf; sie hatte wohl noch nie daran ge dacht, daß das Wort Pflicht auch für sie ge schrieben sein könne. Man war jetzt durch die großen Flügeltüren des Konzertsaales getreten, die ganze Aristokratie der ziemlich bevölkerten Hafenstadt St. war dort versammelt. Eleganz, Jugend, Schönheit, wohin das Auge blickte. Ja, das war die Welt, die lockende, trügerische, von welcher sich der junge Doktor so fern hielt, denn es war ihm heiliger Emst mit seinem Leben der Pflicht; das Wort stand auf seinem Lebenswege ge schrieben. In seiner frühen Jugend schon, als er fast ein Knabe noch, mit dem letzten Spar pfennig seiner armen Mutter, einer Proiessors- witwe, die Universität bezog, hatte er es ge lobt, Mutter und Schwestern dereinst eine glück liche und sorgenlose Existenz zu schaffen. Mit diesem Gelübde im Herzen war er entsagend an allen Jugendfreuden vorüber gegangen. Nach einigen Jahren ernsten Studiums und nachdem er ein glänzendes Examen bestanden, hatte er sich in St. niedergelassen. Später waren ihm seine Mutter und Schwestern dahin gefolgt mit all dem altertümlichen Hausrat aus dem Vaterhause, sogar die alle Magd, welche ihn und seine Schwestern auf den Armen getragen hatte. Es war ein gemütvolles, ruhiges Heim, welches man sich in der großen Stadt geschaffen, von dem Geräusch der Außenwelt drang kein Ton hinein. Oft war es ihnen, wenn sie so in dem Wohnzimmer beisammen saßen, umgeben von den alten geschnitzten Mö beln, als befänden sie sich noch in den trauten, heimatlichen Räumen des alten Professorhauses, als müsse das freundliche, von weißem Haar um rahmte Antlitz des geliebten Vaters und Gatten unter ihnen auftauchen. Er ruhte nun schon lange Jahre im Schatten des von Zypressen und Linden bestandenen Kirchhofes; Efeu hatte sein Grab umwuchert und die Traueresche hing ihre Zweige tief herab. neuten Ausdruck des festen Willens, die gesetz liche Sozialreform auf christlicher Grundlage fortzuführen. Wir stehen in unwandelbarer Treue zum sozialen Kaisertum der Hohen- zollern." X?on unct fern. Die Kaiserin und die Kinder. Als die deutsche Kaiserin gelegentlich ihrer Anwesenheit in München dem Gisela-Kinderspital einen Be such abstattete und ihren Namen ins Gästebuch eintragen wollte, ertönte lauter Kinderlärm durch die offen gebliebene Tür. Man wollte sie schleunigst schließen, aber die Kaiserin wehrte ab und sagte: „Ich habe lieben Kinder groß gezogen und kann auch bei Kinderlärm schreiben." t. französische Berg-Ingenieure in Deutschland. Eine größere Anzahl franzö sischer Berg-Ingenieure, zum größten Teile aus Courcidres, bereist gegenwärtig die deutschen Bergwerksgebiete, um mit Genehmigung der deutschen Reichsregierung die Sicherheitsvorkeb- rungen in den Bergwerksanlagen eingehend zu studieren. Die Kommission hat auf Grund der gesammelten Erfahrungen später ihrer vorgesetzten Behörde zu begutachten, ob und welche Maß nahmen als vorteilhaft für das französische Bergwerkswesen erscheinen. r. Ein Eisenbahnschaffner alH „blinder" Passagier. Ein wenig in den Dienst ein geweihter Eisenbahnschaffner erregte auf dem Mannheimer Hauptbahnhofe die Aufmerksamkeit des Dienstpersonals, so daß leine Festnahme veranlaßt wurde. Es stellte sich heraus, daß man es mit dem aus Elberfeld gebürtigen Tagelöhner Kurt Egner zu tun hatte, der in einer wahrscheinlich gestohlenen Eisenbahn- schaffneruniform als „blinder" Passagier nach Straßburg gelangen wollte. Natürlich war es nun mit der Fahrt vorbei, Egner wurde in Haft behalten. Ein Tierbändiger von einem Bären angefallen. Eine Vorstellung im Albert Schumann-Theaterzu Frankfurta. M. hätte bei nahe einen jähen Abbruch erhalten. Kurz be vor die Bärengruppe des Mr. Albers, die in Frankfurt a. M. zum erstenmal auftreten sollte — Albers hat die Gruppe erst vor 14 Tagen von dem Löwenbändiger Seeth lür 60 000 Mk. ge kauft — ihre Darstellung begann, begab sich der Bändiger noch einmal in den Zwinger. Kaum hatte er ihn betreten, fo stürzte sich der größte der Bären auf den Bändiger und hätte ihn zerfleischt, wenn nicht die Burschen und die Stalleute den Mann nach vieler Mühe von dem Bären befreit hätten. Der Bär wurde auf der Stelle erschossen. Es stellte sich heraus, daß er seit längerer Zeit an Tobsucht litt. Explosion eines Sprengschuffes. Auf der Zeche „Zollverein" bei Caternberg erfolgte die vorzeitige Explosion eines SprengschusseS- Ein Häuer wurde getötet, ein andrer schwer verletzt. Gattenmord und Selbstmord. In Sei- dorf erschoß der pensionierte Wachtmeister Meißner seine Frau und sich selbst. Der Grund zu der schrecklichen Tat ist unbekannt. t. Vom Säuferwahnsinn befallen wurde während der Eisenbahnfahrt nach Tilsit, wo er eine Arbeitsstelle antreteu wollte, der Arbeiter T. Da er aus dem Zuge springen wollte und die Mitreisenden bedrohte, wurde der Mann in Elbing von der Weiterfahrt ausgeschlossen und in eine Heilanstalt untergebracht. S Professoren der Grazie. Ein neuer Frauenberuf, der Kraft, Gesundheit, Schönheit verleiht und ein jährliches Einkommen von 5000 Mk. sichert, ist in London entstanden. Es ist der Beruf eines weiblichen Lehrers, der durch Gymnastik und Ausbildung des Körpers Anmut und Eleganz verleiht, der Beruf eines „Pro fessors der Grazie". Die Damen der Gesell schaft wissen, daß nur Sport und Turnen jene Elastizität, Frische und Leichtigkeit verschafft, die der Engländer vor allem an der Frau liebt. Darum besteht eine g.roße Nachfrage nach solchen Lehrerinnen. Die beiden Schwestern des Doktors waren Lehrerinnen, auch sie lebten eifrig und pflichtgetreu nur ihrem Beruf und hatten wenig von den Freuden und Genüssen des Lebens kennen gelernt. Sie liebten ihren Bruder, der soviel für sie getan, ihnen die Mittel zu ihrer Ausbildung gegeben, über alles, und dieser' schien auch nur für die Seinigen zu leben. Nur die Munk allem vermochte ihn aus dem engen Kreis seiner Familie zu locken, ein gutes Kon zert versäumte er selten und hier in dem Konzert saal hatte er auch Melitta öfters wiedergesehen und gesprochen. Es war ein wunderbarer Zauber, den die Musik auf ihn ausübte, sein Denken und Fühlen schweifte, wenn das Meer der Töne ihn um rauschte, weit ab von den trockenen Pfaden seines Berufs, hin zu jenen idealen Träumen, die nur der Jugend eigen. Da nahm sein Antlitz jenen schönen, durchgeistigten Ausdruck an, welchen Melitta so anziehend fand. Ahnte sie, daß in diesen Träumen sich ein lieblich Mädchenbild verwob, mit langen schwarzen Flechten, mit einem süßen Antlitz voll lauter Lebenslust? Am heutigen Abend da schienen die Klänge, die der große Künstler seiner Geige entlockte, eine ganz eigene Sprache zu ihm reden: von Jugendlust, von Frauenliebe mm hohem Erdenglyck sangen sie ihm. Siehst du es nicht, wie sie das Köpfchen wendet? wie M Blick den deinen sucht? Warum willst du d'w von ihr wenden, warum den weiten, öve Lebensweg wandeln, ohne die Blumen Z pflücken, die dir blühen, dir hold entgeg. lachen. So sangen und klangen die Töne m--
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