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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für öit Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, HauSwalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, donnementsprei» inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhalt» ngsbkattes" vierteljährlich «b Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark -0 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile io Pfg., sowie Bestellungen «ns den M gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitua-«boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dten«tag vormittag >/,n uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr etnz»sende«. Lchrislleitung, vruck und Verlag von N. Schurig, L reinig. Nr. 94. Oertticke- u«d SLchstsche». Bretnig. Semeinderat»bericht vom 23. v. M. und 30. d. M. 1. wir» beschlossen, dem Gemeindeverband für Haftpflichtversiche rung im Vrnrke der Kgl. AmtShauptmann- schaftKamenz veizutreten- De«gl. wird von einer Zuschrift, Wegebauangelegenheit detr., Kennt nis genommen und dieselbe beantwortet. 2. s) Segen eine geplante Telephonleitung nach der Brettwuhle liegen keine Einwendungen vor; b) am 22. Oktober ist da« Telephon im Gemeindeamt übergeben worden und hat die Nummer 83 erhalten. 3. Die Regelung in Bezug auf da» Gemeindeland am Liedigwege ist durch die vermessnng«kom«ission geschehen. 4. Al» Wähler zweier Mitglieder und zweier Stellvertreter für da» Wafferamt werden die Herren Adolf Petzold, Paul «edler und Georg Gebler für die Gemeinde bestimmt. 5. Be huf» etwaiger Aenverung de» Biersteuerregu lativ» sollen Erkundigungen über Alkoholge halt der hiesigen einfachen Biere eingezogen werden. 6. Eine Zuschrift der Künigl. Kreis hauptmannschaft, die Anerkennung des Ein wohner» Engert al» landedarm betr., wird vor- getragen. 7. Die Sammlung für die Witwe Nitzsche Nr. 197 ergab dle Summe von 114 Mark 10 Pfg., der Betrag ist der Genannten eingehändigt worden. 8. liegt ein Gesuch de« Kaninchen,üchterverein« um Stiftung eine« Ehrenpreise» vor; e» werden hierzu 6 Mark bewilligt. 9. Die Beleuchtung der Straßen bei Nr. 48 8 soll geregelt werden. 10. Be treff» der Grenzangelegenheit bei Kat -Nr. 12 sollen noch weitere Erörterungen angestelll «erden. 11. Ein neue» Besitzveränderungs abgabenregulativ soll zunächst noch nicht ge schaffen «erden. 12. Die Sparkaffe wirb zur Gemeindesteuer nach Klaffe 27 der Staal»- steuer für da« Jahr 1909 eingestellt. — Der rührige Kaninchenzüchterverein Großröhr«dorf-Vretnig, dessen Bestrebungen dahin gehen, der wirtschaftlichen Bedeutung der Kaninchenzucht die Ane-kennung zu ver schaffen, die ihr gebührt, läßt nicht« unver sucht, sich immer neue Freunde zu erwerben. Nach jahrzehntelangen Kämpfen gegen Un wissenheit und Vorurteil haben die Verfechter der Kaninchenzucht nun auch in Deutschland festen Boden gefaßt, im Gegensatz zu anderen Ländern, Frankreich, Belgien usw., wo die rationelle Kaninchenzucht schon vor 1870 in hoher Blüte stand. Galt e» doch, alte einge wurzelte Vorurteile, Unkenntni« und Mangel an Lust, sich belehren zu lassen, zu überwinden, dieselben sind in vielen Beziehungen auch in unserer aufgeklärten und vorwärtsdrängenden Zeit noch mächtige Hindernisse gesunden Fort schritte». Wenn man überhaupt bedenkt, daß da« Kaninchenfleisch an Wohlgeschmack und Nährwert kaum von anderem Fleische über troffen wird, denn dasselbe enthält, nach der Analyse de» Herrn vr. Stöber, s. Zt. Assistenz- arzt an der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Hildesheim, in feltfreter Gestalt 75 o/g Wasser und 25 o/g feste Bestandteile, Hühner fleisch 77 o/g Wasser und 23 o/g feste Bestand teile, Kalbfleisch 76 o/g Wasser und 24 o/g feste Bestandteile und beste», fettfreie» Ochsen fleisch enthält 72 o/g Wasser und 28 o/„ fest« Bestandteile. So gehl daraus hervor, daß da» Kaninchenfleisch dem besten Ochsenflrische an Nährkcaft nur wenig Nachsicht, dem Hühner fleische darin aber sogar überlegen ist, deshalb muß man sich verwundert fragen, warum ein so prächtiges Volksnahrungtmittel so lange um seine Anelkennung hat kämpfen müssen? Mittwoch, Len 24 Den in seiner Erscheinung, seinen Leben»ge- wohnheiten und seiner Nahrung ganz ähnlichen nächsten Verwandten de» Kaninchen», den Hasen, heißt man als Braten überall will kommen. Kalb- und Geflügelfleisch finden kaum irgendwo Verächter, da» Kaninchenfleisch aber hält man der Beachtung nicht wert, ja man bildet sich sogar ein, e» verabscheuen zu müssen. Da» hat wieder seinen Grund in der Unkenntni», denn man ist von Kindheit an gewöhnt, nur Rind-, Kalb-, Hammel- und Schweinefleisch al« menschenwürdige Nahrung zu betrachten. Ja man hält e» sogar al» Pflicht de» Anstande», sich vor Kaninchen- und Pferdefleisch zu ekeln und ißt mit Wohl behagen al» Delikatesse den aatfressendenKreb»- Froschschenkel und Nuschelbewohner. Wir aber sehen keinen vernünftigen Gruno, das rn seiner äußeren Erscheinung und Lebensweise vielmehr anmutende Kaninchen de« Genüsse« unwert zu halten. Würde man sich dazu aufschvingen, sich über da« anerzogene Vorurteil zu erheben und da» Kaninchenfleisch zu probieren, so würde die Mehrzahl der Verächter sich in warme Verehrer umwandeln, denn nicht nur, daß da» Kaninchenfleisch in seinen mannig fache» Zubereitungsarten den verwöhntesten Gaumen zu befriedigen vermag, ist dasselbe vielmehr so recht berufen, der Fleischnot der ärmeren Bevölkerung abzuhelfen und ein wahres Volktnahrungsmittet zu werden. Denn die große Fruchtbarkeit de» Kaninchen» in Verbindung mit seiner Anspruchslofigkeit an Stallung, Futter und Pflege ermöglicht eine schnelle, billige und doch so nahrhafte Fleisch- produklto» in großer Menge. Um nun wei teren Kreisen ein Bild unv gleichzeitig eine Beurteilung rationeller Zucht zu ermöglichen, veranstaltet der Verein vom 31. Dezember 1909 bis 2. Januar 1910 eine allgemeine öffentliche Ausstellung von Kaninchen unv Produkten der Zucht in den Räumen de» Gasthof« zum Anker in Großröhr«dorf. Die Teilnahme der Bewohnerschaft unserer Ge meinden dürfte nicht ausbleiben, zumal da die Kaninchenzucht auch in den Dienst der In dustrie gestellt wird. Diese« geht aus der Abteilung für Produkte, Felle, Leder, Schuhe und Pelzwaren hervor. Mit der Ausstellung ist eine Verlosung von lebenden Kaninchen verbunden, woraus wir besonder- aufmerksam machen. 8. — Werkmeister und Handelskammer. Der sächsische Minister de» Innern hat einen Ent wurf veröffentlicht, ourch den nach bayerischem Vorbilds Ausschüsse für die kaufmännischen und technischen Angestellten bei den Handels kammern erlichtet werden können. Da die Wahlordnung die Betriebsbeamten und Werk meister vom Wahlrechte aurschließen würde, hat der Deutsche Werkmeisteroerband eine C.ngabe unterbreitet, die Abhilfe dagegen schaffen will. — Noch ein Wahlprotest. Gegen die Wahl de» Adg. Linke (so,.), welcher im 6. ländl. Wahlkreise («mtsgerichtsbezirk Neusalza und Schirgiswalde) mit einer Mehrheit von nur 9 Stimmen gegen den von nationalliberaler und freisinniger Seite aufgestellten Eisenbahn- gchilfen Schäfer-Wilthen den Sieg errang, ist Protest erhoben woroen. In den Gründen, auf die sich dieser Protest stützt, heißt es u. a., daß verschiedene Nichtfachsen, Preußen, wie auch solche Personen mitgewählt Haven, die oerzogen waren und demnach nicht mitzu- wahlen hatten, und daß bei der Wahlhandl,' 'g selbst verschiedene Unregelmäßigkeiten, wie November MS. Vertauschen der Umschläge, vorgekommin seien. Dresden, 19. Nov. Da» Sauklerfest, da« von den Studierenden der Königl. Aka demie der bildenden Künste zu Dresden ver anstaltet wird, findet am 21. Januar 1910 im Städtischen Aurstellung-palaste statt. Die Ueberraschungen, di« der seit einigen Wochen tätige Festautschuß plant, sollen alle bisher dagewesenen Veranstaltungen bedeutend über treffen. Dresden, 20. Nov. Bei der Zweiten Kammer wurde ein sozialdemokratischer Antrag einqedracht, dahingehend, die Regierung zu ersuchen, die Arveitslosensürsorge energisch »u fördern. Dresden, 21. Nov. Vergiftet. Nm Sonnabens abeno wurde die 24 Jahre alte Verkäuferin Martha Körner in ihrem Zimmer Äug«durger Straße 95, p., tot aufgefunden. Sie hatte den Gashahn aufgedreht und den Tod durch Gasvergiftung herdeigeführt. Sie war infolge Liebetkummer de« Leben« über drüssig geworden. Stadt Wehlen, 22. Nov. Al» gestern die Glöcknersehefrau die Kerzen de» Kirchenkronleuchter« zu« Abendgottesdienst anzünden wollte, stürzte der Kronleuchter plötzlich herab und strerfte die Frau an Rücken und Schulter. Wäre der schwer« Meffing- leuchter direkt auf die Frau ausgetroffen, so dürste sie nicht mit dem Leben davongekommen sein, während sie so nur leichtere Verletzungen erlitt. Die Untersuchung ergab, daß da» Miltelgewinde de« Kronleuchter» nicht ver nietet gewesen ist. Der andere Kronleuchter befand sich in demselben gefährlichen Zustande. — Eigenartige Vergiftung. Der Sattler meister 8. in Johanngeorgenstadt nahm beim Autbeffern eine» Pferdegeschirre«, da» ein etwa« kränkliche» Pferd getragen hatte, die dazu benutzte Nähnadel in den Mund. Kurze Zeit darauf stellte sich bei de« Manne eine heftig« Halsentzündung «in, die der Arzt al« Folge einer Blutvergiftung bezeichnete und die einen solchen Umfang annahm, daß der allgemein beliebte Meister den Erstickungstod erlitt. Markranstädt, 21. Nov. fFalsche Gerüchte.) Vor kurzem wurden hier Gerüchte verbleuet, wonach der in Markranstädt ange- stellle Kantor S., der bi» vor Jahresfrist in Oschatz amtierte, sich an Mädchen der ersten Klaffe sittlich vergangen haben sollte. Er sei berert» vom Amte entbunden, »ährend die fragliche Angelegenheit die Staatsanwaltschaft beschäftige, wie au» zuverlässiger Quelle ver lautet, Haden sich nämlich auf Grund der Fürsorge, oie Kantor S. einer erkrankten Schülerin angeoeihen ließ, Gerüchte verbreitet, vie auf ein ungeziehmenre» Vorgehen hindeu teten. Kantor S. hat daraufhin selbst bei seiner vorgesetzten Behörde den Antrag gestellt, es möge die Disziplinaruntersuchung gegen ihn eingeleitet werden, um die gegen ihn in Umlauf gesetzten unzutreffenden Gerüchte zu entkcästen. Die Behörde hat daraufhin be schlossen, dem Anträge de» Kantor» zu ent sprechen unv die notwendige Folge war die vorläufige Surpenoierung de» Verdächtigen von fernem Amte. Die eingeleitete Unter suchung hat aber nichts Belastende» ergeben. Wre man übrigen» in Markranstädt selbst über oie Sache denkt, zeigt der Umstand, daß ein Konzert, da» Kantor S. am letzten Sonn tage in Markranstädt veranstaltete, von den angesehensten Peinlichkeiten der Stadt be- 19. Jahrgang. sucht »ar. Unter den Zuhörern befanden sich unter anderem der hiesige Bürgermeister, der L«t»richter und viele der angesehensten Fa- mrlien, die gewiß nicht erschienen wären, wenn sie >ie üble Nachrede für begründet hielten. Schwarzenberg, 18. Nov. (Gelo- schrankräuder.) In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurde au» de« hiesigen Kon sumvereintlokal« der 7 Ztr. schwere eiserne Äeldschrank mit 4600 Mark Inhalt gestohlen. Auffallend schnell ist e« dem eifrigen Nach- f»rschen der hiesigen Polizei gelungen, den Geldschrank auszuftnden und zwar im Fluß bett de» Schwarzwaffer», unweit der Stadt, im sogenannten „R-sental" bei Srla. — Mit einem seltsamen Falle von »Fah nenflucht" hatte sich die Polizei in Reichen bach zu besassen. Der Rekrut Franz Herm. Baumgärtel «ar nach Colmar zu den Jagern zu Pserve «»»gehoben, hatte aber nur insoweit Gelegenheit, di« Freuden oder Leiden »e» Dienste« kennen zu lernen, al« er, kau« ein- zekleidet, die ersten Instruktionen i« Stall dienst erhielt. Dabei erlitt B., der herzlei- venv ist, einen Ohnmachttansall, und erhielt später, wieder zu sich gekommen, bei der Un tersuchung vom Rrzt den Bescheid, daß er »jedenfalls keinen Dienst zu machen brauche und nach Hauf« gehen könne-. Diese Worte befolgte B. bald darauf und reiste in sein« Heimat. D«gegen glaubten die Nerzte, daß «., wie angeoronet worden war, im Lazarett in Colmar zweck» eingehender Untersuchung sich befinde. Am Donnerstag gelangte nun die Meldung von der »Fahnenflucht" an die Polizei, die sich mit v. al«balv in» Einver nehmen setzte. — Am Abend de» 7. September kam e« in der Nähe »er Schachthäuser von Setten grün zwischen Schmugglern, die «in; Anzahl Ochsen von Böhmen nach Sachsen einge schmuggelt hatten, und Srenzbeamten zu einem Zusammenstoß. S» stno Schüsse zuerst auf oie Beamten, die inzwischen versetzt worden sind, abgegeben worden, und al» diese di« Schüsse erwiderten, wurde ein verheirateter Gut»desitzer erschossen. Der Erschossene soll oder will nicht zu »en Schmugglern, die mit dem Vieh entkamen, gehört Haven. Zur Er- nuttlung der Täter hat da» Fmanzmimstenum dem ersten Staatsanwalt in Plauen i. B. 1000 Mk. al» Belohnung für oie Personen zur Verfügung gestellt, durch deren Angabe e« gelingt, die Verurteilung der Teilnehmer an diese« vandenschmuggel herbeizuführen. Kirchennachrichten von Bretnig. Mittwoch, den 24. Nov. abend» 8 Uhr in der Rose: ky..l«1»es. r Versammlung. Freitag, den 26. Nov. nachmittag« 5 Uhr: Wochenkommunion. —Dresdner «chlachtdiehmartt vom 22. November 1909. Zum Auftrieb kamen 3877 Schlachttiere und zwar 689 Rinder, 978 Schafe, 1882 Schweine und 328 Kälber. Die Preise stellten sich für so Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 40—43, Schlachtge wicht 76—79; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 39—42, Lchiachtgewlht 71—75, 8u>n: Lebendgewicht 39—42, Schlachtgewicht 69—73; Kälber: Lebendgewicht 49—52, Schlachtgewicht 79—82; Schafe: 83—86 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 59—61, Schlachtgewicht 76—78. Es sind nur oie Preise für die Vesten V:eyiorten verzeichnet.