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Allgemeiner Anzeiger : 05.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190905057
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19090505
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1909
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Monat
1909-05
- Tag 1909-05-05
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Monat
1909-05
-
Jahr
1909
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.05.1909
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Sein LZumes Allerlei und man Hoffl, daß sich nun Radiumindustrie entfalten wird. * schoßen. 240 000 Mk. gewonnen, ein Ausnahmefall, ders dem Erbrecht, da» neuerdings im türkischen ! treuen, sagte der glückliche Gewinner: „Ja, Beim Baden verletzt. In Nürnberg ist den Bankhalter Mang, das Spiel sür einige j Reich auch durch die Verfassung festgeleg: ist, > so'n Pech hab' ich immer' Wieder zwei Lose ein neunjähriger Junge, der beim Baden in Zeit zum Zwecke der Neuanfülluug der erschöpften ! gilt als Thronfolger das älteste männliche Mil-i gekauft, wo eins genügt hätte I" - erkletterten im tollkühnen Wagemut den drei hundert Meter hohen Eiffelturm. Sie kletterten an dem Eiseugerippe empor, als wenn sie sich testamentarisch festgesetzt, daß sein Lieblingspferd unmittelbar nach seinem Tode erschossen werden sollte. In Ausführung dieser letztwilligen Be stimmung wurde jetzt das wertvolle Tier er- Tollkühn. Zwanzig französische Matrosen, die sich zur Erlernung der drahtlosen Tele hatte der vom Glück begünstigte Engländer einen Gewinn von 120 000 Mk. eingeheimst. Walker hatte seit 15 Jahren als Stammgast des SpielfaaleS die Rolle des gerupften Pech vogels gespielt. Die Freude des Engländers, bei einem Erlöschen des Hauses Osman. Dieser Grund genügie, um ihn beim ehemaligen Sultan Abd ul Hamid höchst verdächtig zu machen. Er Deutsche Wernikewitz, der an dem Diebstahl in s der Königsgruft beteiligt war, wurde zu acht - Jahren Zuchthalls verurteilt. Sein Komplice ! wurde in Hamburg verhaftet, wo er in Unter Kopenhagen. Einer der Räuber, die in s der Königsgruft des althistorischen Domes zu i glied der Familie Osman. Es ist der bisherige Prinz Mohammed Reschad Effendi, der älteste unter den noch lebenden Brüdern Abd ul Hamids. Als Sohn des Sultans Abd ul Medschid wurde er am 3. November 1844 ge boren und hat eigentlich sein Leben lang in strenger Abschließung von der Welt zubringen müssen. Sein Onkel Abd ul Aziz trug sich mit dem Gedanken, einem seiner eigenen Söhne die Krone zu vererben und hielt deshalb die älteren Prinzen des Hauses unter schärfster Aussicht. Als dann 1876 Abd ul Hamid den Thron be stieg, wurde das Los des nunmehrigen Thron folgers Mohammed Reschad noch trauriger. In einem der Paläste verbrachte er seine Tage, ohne mit andern Kreisen in Berührung zu treten, geschweige denn zum Anteil an den Staatsgeschäften herangezogen zu werden. Von seinen Fähigkeiten weiß man eigentlich nichts, allerlei Gerüchte sprechen von einer absichtlich vom Hof herbeigeführten Neigung zu Aus schweifungen. Erst der vorige Sommer brachte Reschad Effendi wieder Freiheit. Ec konnte nach Belieben seinen Palast verlassen, und es fand eine Art von Aussöhnung zwischen ihm und dem Sultan Abd ul Hamid statt. Stellung zu den Bestrebungen der einzelnen Parteien in der neuen Türkei hat er, nach allem, was be kannt geworden ist, garnicht genommen. Er ist ein unbeschriebenes Blatt, wie früher alle die Sultane, die aus dem „Prinzenkäfig" plötzlich durch den Tod oder die Absetzung ihrer Vorgänger zur Regierung geholt wurden, und wie die Dinge dort liegen, könnte nur ein neuer, aber erfolgreicher Putsch ihn in den Besitz wirklichen Einflusses und tatsächlicher Macht bringen. Die Thronbesteigung wird äußerlich durch die Umgürtung mit dem Schwerte Osmans kundgetan. Die Feierlichkeit vollzieht sich in einer schönen Moschee, die am Ende des Goldenen Horns auf dem Südufer sich erhebt. Sie trägt den Namen nach dem Fahnenträger des Propheten Mohammed, Abu Gub ben Sejid, der 672 bei der ersten Belagerung von Byzanz durch die Araber hier gefallen und beerdigt sein soll. Während des letzten Angriffs der Os- manen auf die Stadt wurde das Grab angeb lich entdeckt, und Mohammed II. ließ die Moschee errichten, deren Betreten jedem Nicht- moslim aufs strengste untersagt ist. Nur in Verkleidung ist es einzelnen Christen gelungen, Einlaß zu finden. Die Umgürtung des Sultans mit dem Schwert Osmans ist ein Vorrecht des Schechs des Ordens der Mewlewi, der soge nannten mnzenden Derwische. In ununter brochener Reihenfolge vererbt sich die Würde seit 700 Jahren von dem Gründer Dschebal ed Din Rumi, einem der größten Philosophen des Islams. Der Schech, von den Gläubigen Tschelebi Effendi genannt, hat seinen Sitz in Koma und besitzt dort einen ungemeinen Ein fluß. Da von den Mitgliedern des Ordens sein Ahnherr Dechelal ed Din als Sultan be zeichnet wird, gilt der Tschelebi Effendi dem Bol! vielfach als erbberechtigt auf das Khaliiat eines reichen Baumwollfabrikanten, ist darum um so größer. Er hat sich im übrigen kluger weise, kaum daß er das Geld in der Tasche hatte, beeilt, den Staub Monte Carlos von den Füßen zu schütteln. über 3000 studierende Frauen befinden sich an den Schweizer Universitäten. Weit mehr als die Hälfte davon sind Ausländerinnen und unter diesen überwiegen die Russinnen. Verzweifelte Flucht eines Gefangenen. Aus seltsame Weise suchte ein gefangener Italiener in Freiburg (Schweiz) seinen Trans porteuren zu entkommen. Er sprang von der großen Freiburger Hängebrücke vierzig Meter in die Tiefe und fiel auf den Rücken eines Arbeiters, der an einer seichten Stelle des Flußbettes Kies auflud. Beide wurden schwer verletzt in das Spital eingeiiesen. Das Erdbeben in Portugal. Im ganzen Erdbebengebiet sanden abermals weitere leichte Erdstöße statt, die jedoch keinen großen Schaden amiKteten. Die Hilfstätigkeit, die von der Re- giemug eingeleitet worden ist, wird in aller Ruhe durchgeführt. Die Einwohnerschaft hat sich beruhigt und leistet den Anordnungen der Behörden willig Folge. Schneestürme in Amerika. Aus Mittel-, Ost- und im Nordwesten von Nordamerika werden heftige Schneestürme gemeldet. Eine Zeitung der Arbeitslosen wird demnächst in Amerika erscheinen. Die von der Vereinigung der Arbeitslosen herauszugebende Monatsschrift, die den Namen ,Jobleß Review' führen wird, erfreut sich der Unterstützung des Präsidenten Taft, der mit zahlreichen Gouver neuren der verschiedenen Provinzen bereits das Blatt bestellt hat. Ein Getreidespeicher in Flammen. In Chicago ist ein großer Getreidespeicher nieder gebrannt. Dabei sind 800 000 Bushels Getreide (1 Bushel ---- 56 Pfund), zur Hälfte Weizen, verbrannt. A Radium in Schweden. In Kopen hagen ist eine Gesellschaft zur Ausbeutung der Bergwerksdistrikte von Wester - Gotland in Schweden gegründet worden, da dort große Mengen eines besonderen, „Kolm" genannten Minerals gefunden werden. Die Gesellschaft hat eine Erfindung angekauft, durch die aus solchem Kolm Radium gewonnen werden kann, nun eine bedeutende beste Wasser zu werfen, ist die Hauptschuld an dem Unglück. 20 Schweine und 100 Schafe ver brannt. In Riedhof (Oberpfalz) sind bei einem Brande auf einem Gutshofe 20 Schweine und 100 Schafe in den Flammen umgekommen. Ein Feuerwehrmann wurde schwer verletzt. Der ruchlose Brandstifter, ein Handwerksbursche, wurde verhaftet. Rauferei mit tödlichem Ausgang. In Großaitingen (Schwaben) wurde bei einer großen, unter den Erdarbeitern beim Bahnbau ausgebrochenen Rauferei ein Bauernbursche von einem 20 jährigen Arbeiter mitten ins Herz ge stochen. Der Verletzte starb auf der Stelle. Zum 60. Geburtstage des Reichs kanzlers Mrsten Bülow. Der deutsche Reichskanzler und Preuß. Minister- s Roeskilde zwei Särge ihrer goldenen Kränze graphie von Brest nach Paris begeben hatten, beraubten, hat jetzt seine Strafe erhallen. Der s Vater war der 1879 verstorbene Staatssekretär Bernhard Ernst v. Bülow, seine Mutter, Luise Viktorine, geborene Rücker. Bernbnrd v. Bülow studierte von 1867 bis 1870 Rechts- und Staats wissenschaften, machte den Feldzug gegen Frank reich als Offizier mit, bestand 1872 die erste juristische Prüfung und trat 1874 in den diplo matischen Dienst ein. Während seiner solgenden Laufbahn bekleidete er die verschiedensten Posten im In- und Auslande und wurde 1893 Bot schafter des Reiches am Quirinal in Nom. Im Sommer 1897 wurde er zunächst mit der Vertretung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes beauf tragt, im Oktober desselben Jahrem zum Staats sekretär ernannt. Am 22. Juni 1899 wurde Bernhard von Bülow in den Grafenstand erhoben. Nach dem Rücktritt des Fürsten Hohenlohe berief ihn Kaiser Wilhelm II. am 17. Oktober 1900 zum Reichskanzler und Ministerpräsidenten. Am 6. Juni 1905 erfolgte seine Erhebung in den Füritcnstand. Fürst von Bülow ist seit 1886 mit Maria Beccadelli di Bologna aus dem Hause der Principi di Camporealc vermählt. Gericklsballe. X Breslau. Reisende Pferdediebe, die vor einiger Zeit auf Veranlassung der Berliner Kriminalpolizei in Breslau festgenommen wurden, sind jetzt von der Strafkammer auf längere Zeit unschädlich gemacht worden. Es handelt sich um den Pferdehändler Max Linde und den Handelsmann Leo Wilhelm. Von Berlin aus unternahm Linde mir seinem Komplicen Wilhelm Streifzüge in die Provinzen. Das Urteil gegen Linde lautete auf zehn, gegen Wilhelm auf fünf Jahre Zuchthaus. Bochum. Das hiesige Schwurgericht sprach gegen die drei jugendlichen Bergleute, die vor drei Jahren einen Raubmord an dem Landwirt graphie befindet. - j . Tie Sprengung der Bank von Monte AvLT Carlo ist einem Engländer gelungen. Der j * Glückliche, dem das große, selten vollbrachte! nLUkn OUtrSnS Pech. Ein Händler hatte einem Bauern Werk gelungen ist, heißt Walker. Er hat in und über gewisse interessante Bräuche bei der zwei Lose ausgeschwatzt, ans deren eines ein zwei Stunden im Roulette die Kleinigkeit von s Thronbesteigung schreibt die Köln. Ztg/: Nach I Hauptgewinn herauslam. Anstatt sich nun zu an den Tauen .eines Schiffes befänden und, v, erreichten auch glücklich die Höhe des Turmes, ! Untersuchungshaft fitzt, auf der sich eine Station für drahtlose Tele- s Präsident Fürst Bernhard v. Bülow ist zu Klein- Flottbek in Holstein am 3. Mai 1849 geboren, vollendet also jetzt das 60. Lebensjahr. SD. Von unä fern. Hochherzige Stiftung. Die Erben der in Brühl verstorbenen Bergwerksbesitzerseheleute GrM haben eine Gesamtsumme von 150 000 Mark, teils in bar, teils in Sparkassenbüchern, an die einzelnen Beamten und Arbeiter des Gruhlwerkes sowie an die Invaliden des Brühler Knappschafisvereins und an die Witwen der früher auf dem Gruhlwerk beschäftigten Beamten und Arbeiter auszahlen lassen. Die Stadt Wiesbaden als Erbin einer Million. Frau Leroy, die Witwe des ehe maligen Direktors der Köln-Düsseldorfer Dampf- sMahrts-Gesellschaft, hat der Stadt Wiesbaden eine Million testamentarisch vermacht. Altertnmsfund. Auf einer Koppel des Hofbesitzers Vick in Börnsen wurde bei der Anlage einer Grube eine Lanzenipitze aus der älteren Bronzezeit (etwa 3000 Jahre v. Chr.) «msgefunden. Schiffszusammenstoft. Der deutsche Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II." stieß im New Aorker Hafen mit dem Dampfer „Prinz Friedrich Wilhelm" zusammen. Beide Dampfer wurden beschädigt. Verhaftung eines schweren Jungen. Der Berliner Kriminalpolizei gelang es, einen Durchgänger aus Dortmund in einem Hotel zu verhaften. Der Verhaftete hatte in einem Dortmunder Bankgeschäft 7000 Mark unter schlagen und war dann flüchtig geworden. Man fand nur noch 2000 Mark bei ihm. Von der internationalen Bande Horn schuh, die in Hotels der beliebtesten Badeorte und auf Eisenbahnen allmählich einige Millionen in Schmuck- und Wertsachen zusammengestohlen hat, sind jetzt auf Veranlassung der Berliner Kriminalpolizei noch zwei Mitglieder in Traun stein in Bayern festgenommen worden: der Schuhmacher Georg Goüvehüt aus Meiningen und der Lithograph Bodo v. Hinüber aus Detmold. Dann fitzt wohl die ganze Bande hinter Schloß und Riegel. Es sind im ganzen 18 Männer und Frauen. Die Berliner Kriminalpolizei, die durch zahllose Rundschreiben nach der Schweiz, Italien und Frankreich und andern Maßnahmen am meisten zur Enthüllung ihres Treibens und zur Festnahme der Bande beitrug, hat von mehreren Behörden Anerkennungs- und Dankschreiben erhalten. Die Mitglieder der Bande waren zeitweilig über ganz Europa und weiter zerstreut. Sie' bestand seit 1901. All jährlich im Februar wurden alle Mitglieder aus Paris, Brüssel, London, Petersburg, Kairo usw. nach einer Kneipe in Nizza zusammenberufen. Hier wurden für das folgende Jahr die Rollen nach der Nationalität und nach den Geschäften, die zu erwarten waren, verteilt. Gestohlen hat die Bande in Pontresina, Radatz, Davos, Arosa, St. Moritz, Graubünden usw. Bei Hornschuh in Paris fand man eine Kassette mit Brillanten, Armbändern, Broschen. Ringen, Halsbändern und dergleichen Schmucksachen, die viele Tausende wevt sind. Ein Pistolenduell mit tödlichem Aus gange fand in Erfurt zwischen dem Referenda^ Kuhn und dem Feuerversicherungsinspektor Reserve offizier Stier statt, bei dem der Referendar einen tödlichen Schuß in die Brust erhielt und bald darauf starb. Die Ursache des Duells bildete ein nn Gasthaus beim Spiel entstandener Streit. Kuhn erhielt sogleich beim ersten Gang die tödliche Wunde. Auf der väterlichen Besitzung in Peter- Witz wurde der sechzehnjährige Gutsbesitzerssohn Paul Simon beim Pflügen zu Tode gewalzt. Die Pferde scheuten, Simon stürrzte von seinem Sitz und kam unter die Walze, die ihn zer malmte. X Der letzte Wille eines Sanitäts rats. Der vor kurzem in Potschappel ver storbene Sanitätsrat Dr. Felgner hatte u. a. einem Weiher auf eine zerbrochene Bierflasche! Kaffe zu unterbrechen. Schon am Abend vorher getreten war, verblutet, ehe ihm Hilfe werden konnte. Der Unfug, alle Scherben ins nächste Reick in Grünigfeld bei Wattenscheid verübten, „ , ,, , „ „ das Urteil, das gegen Ignatius als Haupt- durste den Umkreis von Konia nicht verlassen schuldigen auf lebenslängliches Zuchthaus, gegen und stand unter strenger Aussicht. Tomezik auf 15 Jahre Zuchthaus und gegen Marschewski aus 12 Jahre Zuchthaus lautete. ich haue keinen Anlaß, ihm sonst etwas mit- zuteilen, nachdem Sie, Herr Warnfeld, mir doch angodeutet hauen, Sie wünschen es nicht, daß über diesen Gegenstand gesprochen würde." Die in einfacher Weise gegebene Antwort ver scheuchte die Spuren des Unmutes aus den Mienen Waruselds. Zutraulich klopfte er Bredau auf die Schulter und meinte: „Es ist mir recht lieb, daß sich die Sache so verhält. Mir tut es leid, Ihnen unrecht ge tan zu haben. Sw kennen mich übrigens und wiffen, daß ich leicht erregbar bin, darum dürfen Sie sich auch aus einem raschen Wort nichts machen! — Noch etwas wollte ich Ihnen sagen: wenn Sie die Abschrift dieses Doku mentes sertigstellen, so lassen Sie alle dann be findlichen Zahlen aus. Merken Sie sich das. Heute abend aber kommen Sie in meine Woh nung und trinken Sie eine Tasse Tee mit uns." Nochmals dem jungen Alaune freundlich zu nicke ud, verlieb Warnfeld das Gemach. Von der ganzen Rede des Großhändlers Hatte der letzte Satz Oskars Seele so gefangen genommen, daß er über den Sinn der übrigen Worte gar nicht mehr nachdachte. In zwei Tagen erst hatte die nächste Stenographiestuude stattzufinden, so lange hatte er geglaubt, von Nora entfernt bleiben zu müssen, und nun führte ihn der Zufall so bald in ihre Nähe. Em Gefühl großer Dankbarkeit gegen Warn feld regte sich m seiner Brust. Wie liebens würdig. Ww wohlwollend war dieser Alaun ihm gegenüber! Wie verdiente er nur diese Auf merksamkeit seines Chefs? Mit erneuertem Eifer gab er sich nun seiner iun nichts umsonst, sondern haben bei allem ' reichen zu können. Als dies geian war, nahm er wieder jenes Dokument zur Hand und begann die einzelnen Worie aneinander zu reihen. Doch diese Arbeit wollte nicht recht vorwärts gehen: er war zer streut, seine Gedanken wurden ihm untreu und kehrten wieder zu Nora zurück, die er in kurzer Zeit Wiedersehen sollte. Endlich kam die Stunde des KontorschlufseS. Rasch schloß Oskar seinen Schreibtisch Zu und eilte nach Hause, nm sich zu dem bc'wrsiehenden Besuch bei seinem Chef umlleiteu. Seine Mutter war überrascht, als er ihr mitteilte, daß er hsuie wieder bei Warn seid ge laden sei, da er doch erst vor wenigen Tagen dort gewesen war. ihre wohlüberlegte Nebenabsicht." „Ich begreife dich wirklich nicht, Blutter," entgegnete mit einer leichten Empfindlichkeit ihr! Sohn, „du bist doch sonst nicht mißtrauisch, wie ! kommt es, daß du gerade bei der mich gewiß j nur ehrenhaften Aufmerksamkeit Warnfeld einenl unbestimmten Argwohn hegst, zu dem doch nicht ! der geringste Grund vorhanden ist?" „Argwohn ist es durchaus nicht, was ich empfinde," meinte ruhig die alte Frau, „sondern es ist nur ein erklärliches Gefühl, das mich drängt, dich zu warnen, nicht zu sehr auf die Freundschaft der Reichen zu bauen. Oft folgen bittere Enttäuschungen. Siehe, mein Sohn, wenn man einmal mein Alter erreicht hat, sieht man 'die Welt mit viel ruhigeren, klareren Augen an, als in der Jugend. Freilich ist die Schule des Lebens, die ich durchgekämpft habe, keine leichte gewesen, aber sie hat durch manche bittere Erfahrung mein Urteil gereift. Übrigens will ich von ganzem Herzen wünschen, daß in diesem Falle mich meine trüben Ahnungen, für die ich, wie gesagt, keine Erklärung geben kann, täuschen möchten und es wirklich nur Wohl wollen von feiten Warnfelds wäre, was dich in jein Haus zieht." Der junge Mann brauchte heute bedeutend länger zu feinem Umkleiden als sonst. Bald Arbeit hin. Voi: allem mußte er jetzt trachten, „Sage mir nur, Oskar," fragte sie, „was » die Sachen sür den Buchhalter zu erledigen, j veranlaßt deinen Chef, plötzlich so liebenswürdig ! Denn dieser war sein nächster Vorgesetzter, und ! gegen dich zu werden? Es ist sonst, so viel! er wollte nicht, daß dieser sich am Ende über! ich weiß, nicht üblich, die jungen Kontoristen so f ihn beklagen oder aber ihm den Vorwurf ! ost in die Familie zu nehmen. Sei nur vor- machen könnte, daß er nun, wo der Großhändler l sichtig; ich glaube immer, diese reichen Leuten ihn so augenscheinlich bevorzugte, seinen Wünschen und Aufträgen nicht die gleiche Bereitwilligkeit entgegenbringe, wie sonst. Oskar war so sehr an ernste Arbeit gewöhnt, daß er sich bald wieder gänzlich in dieselbe ver tiefte. Das frühere Abzeichnen der einzelnen Buchstaben harte nicht vermocht, seinen Geist von den eigenen Interessen abzulenken. Die Obliegenheiten seiner wahren Berufspflicht aber forderten klares Denken und ruhiges Überlegen. Ziemlich lauge vor der festgesetzten Zeit war der junge Manu in der Lage, dem Buchhalter die gewünschten Sachen zur Unterschrift über ¬ war ihm dies, bald jenes nicht paffend; sogar sein Haar fand er heute widerspenstiger als gewöhnlich. Endlich aber, als der Zeiger drei- vierrel auf acht wies, war sein Anzug doch beendet. Er reichte der alten Frau zum Abschied die Hand und eilte scharfen Schrittes davon, der nächsten Straßenbahn-Haltestelle zu. Lange blickte ihm Frau Bredau nach, wäh rend sie gedankenvoll murmelte: „Mag Oskar sagen, was er will, ich bleibe bei meiner Meinung, daß bei der ganzen Sache etwas doch nicht richtig ist, vielleicht wird er selbst früher zur Erkenntnis gelangen, als er ahnt. Gebe Gott, daß alles gut endet!" „Nun, wie weit sind Sie mit dem bewußten Schriftstück ?" fragte Warnfeld den jungen Mann ani andern Tage beim Eintritt in das Kontor. „Es wäre mir sehr angenehm, wenn es heute abend bereits fertig sein könnte." „Es ist bereits halb vollendet," entgegnete Bredau-, „und nachmittag hoffe ich, es voll kommen gelungen in Ihre Hände legen zu können." „Um so besser, uitd wenn es meinen An forderungen entspricht, so soll es Ihr Schade gewiß nicht sein. Ich habe bereits wieder mehrere ähnliche Arbeiten für Sie in Aussicht genommen, die Ihnen, wenn Sie klug find, einen hübschen Nebenverdienst eintragen können. WG s (Fortsetzung folgt.»
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