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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 17.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192308176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19230817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19230817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-17
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Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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in Äaihlngrori üüLersr^ii ieu», da betamttuch Gehe,mrai Wtedstldt seinen Direttorposten bei den Kruppwerken wieder übernehmen mochrc Berlin. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth ist zu Studienzwecken nach Sowjettußland über Riga abgereist. Rom. Der russische Gesandte in Rom, Iordanski, hat de» Vertrag über die Meerengen unterzeichnet. Versagung des Reichstages. > 08. Berlin, 15. August. Die heutige Sitzung trug durchweg im Gegensatz zu der gestrigen hohen Anspannung den Charakter ruhiger Peschästs- mäßigkeit. ES war auch kein Anlaß zur Erregung, da gestern das Haus die Aussprache über die Rede des neuen Reichs kanzlers mit der Annahme des Vertrauensvotums der Koalitionsparteien für den Kanzler und sein Kabinett ge schlossen hatte. Ferner hatte es der Goldanleihe fast ohne Besprechungen zugestimmt und damit die wichtigsten Dinge erledigt. Heute kam ein Antrag aller Parteien auf Er höhung der Zulagen in der Unfallversicherung zur Verhandlung. Ohne Auseinandersetzung wurde dieser Antrag in allen drei Lesungen angenommen. Darauf erfolgte die erste Beratung des Gesetzes über die WerLbefLSndigkeit der Poft», Postscheck- und Telegraphengebühren. Nach der Vorlage sollen die Grundgebühren durch Ver vielfachung mit einer Schlüsselzahl berechnet werden, deren Grundlage die jeweilige Regelung der Bezüge des Personals bilden soll. Diese Regelung soll im Vergleich zum 1. Juli 1914 oder nach einer allgemein gültigen Reicksinderziffer er folgen. Auf dieser Grundlage soll der Postminlster am 1. oder 16. eines jeden Monats die Gebühren festsetzen. Auch diese Vorlage wurde ohne Aussprache in allen drei Lesungen an genommen. Dasselbe geschah mit dem Fernsprech- gebührengesetz. Diese Vorlage bringt unter Fortfall der Grundgebühren einen reinen Gesprächs-Gebühren-Tarif, bei dem aber monatlich eine Mindestzahl vött Gesprächen be zahlt werden muß. Auch die Fernsprechgebühren sollen wert beständig gemacht werden. Ein Antrag des Abg. Esser (Zentr.), über den alsdann ver handelt wurde, forderte mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, die Handwerkern und kleineren Unternehmern durch die Geldentwertung erwachsen, die Vergebungsstellen öffentlicher Arbeiten anzuweisen, erprobten Lieferanten Abschlagzahlungen auf lausende Lieferungen zu gewähren. Der Antrag wurde an genommen. Finanzpolitische Regierungsvollmachten. Jetzt kam ein vom Abg. Hertz (Soz^) eingebrachter Gesetz entwurf über finanzpolitische Vollmachten der Reichsregierung. Dazu haben die Regierungsparteien eine Entschließung vorge bracht, wonach die Negierung alsbald Gesetzentwürfe erbringen soll, die durch Belastung der Vermögenswerte der Wirtschaft und Übergang zu einer wertbeständigen Währung eine Sa nierung der Reichsfinanzen und eine Stärkung der ReichS- kredite in die Wege zu leiten geeignet sind. Abg. Dr. Helfferich (Deurschnat.) regte an, daß die Regie rung in dieser Frage mit den Berufsständen in steter Fühlung bleiben soll. Nachdem der Reichsfinanzminister Dr. Hilferding dies zugesagt hatte, wurde die Entschließung angenommen. Ohne Erörterung wurde der Besoldungs- und Ruhegehalts- Haushalt des Reichsbankdirektoriums in zweiter und dritter Lesung angenommen. Nun kam man zu dem kommu nistischen Anträge aufAußerkraftsetzung der Verord- nungendes Reichspräsidenten vom 10. August 1923, die sich auf die Beschlagnahme der Roten Fahne und anderer kommunistischer Blätter bezieht. Abg. Dr. Herzfeld begründete ausführlich diesen Antrag, wobei er es an Angriffen auf den Reichspräsidenten und die soziatdEokratische Fraktion nicht fehlen ließ. Die Angriffe riesen lebhaften Widerspruch der Sozialdemokraten und lär mende Kundgebungen der Kommunisten hervor. Besonders kehrte sich der Redner gegen den Teil der Ausnahmebestimmun gen, die sich gegen die Ausländer richten. Er nannte diesen Teil ein Gesetz gegen Radek. Abg. Müller-Franken (Soz.) beantragte, den Antrag dem Rechtsausschuß zu überweisen. Die Angriffe des Vorredners aus den Reichspräsidenten würden diesen ebensowenig ausregen wie die Sozialdemokratische Partei. Es sei selbstverständliche Pflicht einer demokratischen Republik, sich zu schützen. (Hier wurden stürmische Unterbrechungen der Kommunisten laut.) Abg. Thomas (Komm.) erklärte, die Überweisung an den Rechtsausschuß laufe heute, wo sich das Haus vertagen wolle, auf ein Begräbnis hinaus. Der Antrag müsse sofort erledigt werden. Reichsminister des Innern Sollman« erklärte, selbstverständlich decke das neue Kabinett die von dem vorigen Kabinett erlassenen Verordnungen. Die Verordnung richte sich nicht gegen das freie WoH oder die Arbeiter, sondern * sie richte sich nur gegen gewisse Versuche, die Staatsordnung umzustoßen. Die neue Regierung hat noch kein Blatt verboten, trotzdem wird sie in der wüstesten Weise angegriffen. Die Re gierung ist vom Polk und Parlament gewählt, deshalb fordert die kommunistische Presse ihre Beseitigung durch den Kampf der Straße (große Unruhe) und Errichtung eines Sowjets an Stelle der Männer, die jetzt im Reichstag sitzen. Dagegen muß sich die Regierung schützen. Zur Begründung verlas der Mi nister eine Anzahl von Pressenotizen. Beiläufig betonte er, daß seine erste Amtshandlung in dem Nichtverbot einer Zeitung bestanden habe Der Minister schloß mit der ernsten Mahnung an die Landwirtschaft, mit ihren Erzeugnissen nicht zurückzu- halten und keinen Wucher zu treiben. Nachdem der Abg. Thomas (Komm.) nochmals gesprochen hatte, wurde der kommunistische Anttag an den Rechtsausschuß überwiesen. Die Ergänzung des Reichssiedelungs-Gesetzes, Verlänge rung der Landbeschasfungsfrist um weitere 8 Wochen, wurde einem Anträge der Regierungsparteien gemäß mit der Maß gabe angenommen, daß die Frist auf 10 Wochen ausgedehnt wurde. Das Gesetz wurde sowohl in zweiter als auch in dritter Lesung genehmigt. Der Gesetzentwurf über Erhöhung der Wohnungs bau a b g a b e auf 45 000 des Wirtschastswertes für die Zeit vom 1. Juli 1923 bis zum 31. Dezember 1924 (mit Gemeindezu schlägen 90000 ?S) Wurde nach kurzer Aussprache gegen die Kommunisten und die Deutschnationalen endgültig angenommen. Ein Antrag an die Regierung, der Nottage der Studenten entgegenzutreten, wurde angenommen. Darauf vertagte sich der Reichstag auf unbestimmte Zelt. Der Präsident wurde ermächtigt, Termin und Tagesord der nächsten Sitzung zu bestimmen. Zehn- bzw. ManzWche Eisenbahnpreise Die neuen Tarife ab 20. August. Am 20. August werden die Personen- und Gepäcktarife der Reichsbahn um 900 die Güter- und Tiertarife um rund 2000 gegenüber dem Stande der Tarife vom 1. 8. er höht. Die wertbeständigen Tarife (Index-Tarif) werden im Personenverkehr zum 1. 9. eingeführt; im Güterverkehr je doch am 20. 8. Die Schlüsselzahl für den Güterverkehr ist auf 1200 000 festgesetzt worden. Die Grundlage für den Personen-Jndextarif, der am 1. September in Kraft treten soll, ist noch nicht festgesetzt. Vorläufig gelten für die Personenbeförderung also die 10- fachen Preise der jetzigen Tarife. Die Schlüsselzahl für den Gütertarif, dem die Friedenspreise zugrundegelegt sind, ist j anscheinend auf einem Douarstanve von über S Millionen Mark errechnet ttw den. Danach ergibt sich also da- 20fache der jetzigen Gütertarife ab 20. August. Die Vorgänge in Aachen. Allgemeine Plünderungen. n. Aachen, 15. August. Trotzdem sie Unruhen am Montag fast 20 Tote und einige Verwundete gekostet halten, kam es gestern in der ganzen Stadt wieder zu Plünderungen. Die sämtlichen Geschäftsviertel wurden fast vollständig ausgeraubt. Schuhe, Kleidungsstücke, Lebensmittel, ja Luxusgegen- stände, Möbelhandlungen, Zigarrengeschäfte, Schokoladen läden wurden vollständig ausgeplündert. Die Zahl der ausgeraubten und demolierten Geschäfte geht weit in die ! Hunderte. Die Polizei, die auf Anordnung der Besatzung in ihrer Zahl nicht verstärkt werden durfte, war dem Trei- ben gegenüber machtlos, zumal die Plünderungen gleich- j zeitig in allen Vierteln der Stadt aufflackerten. Zwar ver- j suchen sogenannte proletarische Kontrollkommissionen die i Ordnung aufrechtzuerhalten und zu verbilligten Preisen i in den Geschäften die Waren abzugeben. Sie werden ein- ! fach beiseite geschoben und die Waren mit Gewalt heraus- i geholt. Ein Ansinnen an die belgische Besatzung, mit ein- § zuschreiien oder den Belagerungszustand zu verhängen, wurde von dieser abgelehnt. Im übrigen Reich ist die Beruhigung weiter fortge- i schritten. Der Versuch zu einem allgemeinen Streik ii, ! Mitteldeutschland ist zusammenaebrochen. In Kre- felb ist die Ruhe wieder hergestellt. Bei einem Gefecht zwi schen Felddieben und Landjägern in der Nähe von Duis burg wurden ein Arbeiter und ein Landjäger getötet. In ! Herne wurde der Wochenmarkt gestürmt und die Waren ge- plündert. In Leverkusen mußten die Farbenfabriken wegen ttunultuarischer Szenen infolge der Arbeiterbewegung geschloffen werden. Wochenhilfe und Wochenfürsorge, i Erhöhte Bezüge. Der Reichstagsausschuß für Wochenhilfe und Wochen- fürsorge genehmigte sämtliche vom Unterausschuß vorge nommene Erhöhungen. Demnach betraaen die Leistunaen Erklärung! Der ungeheure Marksturz hat das Zeikungsgewerbe besonders schwer betroffen. Während es den meisten anderen Unternehmen möglich ist. in kurzer Zeit sich den täglich veränderten Zeitnerhält- niffen anzupaff-n, mutz der Zütungsverlaq intolge feiner Eigenart schon mehrere Wochen vorher finanzielle Maßnahmen treffen, um eine Aufrechterhaltung d-s Betriebes zu ermöglichen. Zn letzter Zeit hoben sich aber die Ereignisse im Wirtschaftsleben derart überstürzt, dotz sich trotz aller ongewendeter Vorsicht alle diese Maßnahmen als j völlig unzureichend erwiesen. I»tzt ist die Krists heretngrbrocben. und > nun sind olle Zeitungen zur Erhaltung ihrer Existenz gezwungen, ' sich den völlig veränderten neuen Zetverbältnissen nach Möglichkeit i anzupaffen. Daß die Zeitungsv-rleger sich dabei nur im Rahmen ! des unbedingt notwendigen geholten haben, beweist jeder Vergleich i mit der Preissteigerung für alle anderen Bedürfmffe des täglichen ! Ledens. i Verein sächsischer Zeitungsverleger, e. D. * . * Wir schließen uns obiger Erklärung an und bitten unsere i geschätzten Leser, den Bezug der Nachrichten nach Möglichkeit nicht ! einzustellen, da davon das Wettererjcheinen abhängt. Der Kyugspttis -er Nachrichten sSr gannhat beträgt für die zweite Augusthälste LSV.000 MK. Verlag der Nachrichten für Naunhof. ! oer Wochenhitfe je ein Vielfaches der R^ichsindexzahl. Für i den gesamten Versicherungsfall ist die am Ende der Woche ' der Niederkunst veröffentlichte Reichsindexzahl maßgebend. : Dabei ist diese Reichs indexzahl auf volle Tausend abzu- runden. Weibliche Versicherte, die in den letzten zwei Jahren vor der Niederkunft mindestens zehn Monate hin- durch, im letzten Jahre vor der Niederkunft aber min- ! bestens sechs Monate hindurch auf Grund der Reichsver- ' sicherung oder bei einer knappschaftlichen Krankenkasse ver- ! sichert gewesen sind, erhalten als Wochenhilfe: Ärztliche ! Behandlung, einen einmaligen Beitrag zu den sonstigen > Kosten der Entbindung und bei Schwangerschaftsbeschwer- - den in Höhe des Sechsfachen der Neic^indexzahl, ein Wochengeld in Höhe des Krankengeldes, jedoch mindestens ! ein Zehntel der Reichsindexzahl täglich, für vier Wochen vor und sechs zusammenhängende Wochen unmittelbar nach der Niederkunft. Solange sie ihre Neugeborenen stillen, ein Stiügeld in Höhe des halben Krankengeldes, jedoch mindestens drei Zwanzigstel der Reichsindexzahl täglich, bis zum Ablauf der zwölften Woche nach der > Niederkunst. In entsprechender Weise wurde die Wochen- ! fürsorge geregelt. § Schlußdlenst. Vermischte Drahtnachrichten. Das Postministerium noch unbesetzt. Berlin, 15. August. Die Neubesetzung des Reichs- ministeriums ist noch nicht erfolgt. Wie man aus parla mentarischen Kreisen hört, hat der Abg. GiesbertS, der vom Zentrum vorgeschlagen war, auf seine Kandidatur ver zichtet. Keine Jahresversammlung des Verbandes Deutscher > Elektrotechniker. Berlin, 15. August. Die für Anfang September in i Dresden geplante Jahresversammlung des Verbandes ? Deutscher Elektrotechniker ist durch Beschluß des Vorstandes ! mit Rücksicht auf die Not des Vaterlandes auf bessere Zei- ! len verschoben worden. Großer Diebstahl in der spanischen Botschaft. E Berlin, 15. August. Heute morgen wurde in der spani- ! schen Botschaft ein großer Silberdiebstahl entdeckt. Ge stohlen sind große Tabletts, Teekannen, Teekessel und vieles andere, außerdem eine große Damastdecke und eine große , gelbe Decke, in denen die Sachen wahrscheinlich weggetra- gen worden sind. ! 24stündiger Generalstreik in Leipzig. Leipzig, 15. August. Die kommunistische Partei hat ein Flugblatt verbreitet, wonach die Betriebsrätevollver sammlung dett 24stüydtgen Generalstreik für Leipzig be- schlossen habe. Der Streik geht unter der Parole: Gegen ' die große Koalition! Für die Bauern- und Arbetterregie- - rung! Für die kommunistischen WirtschaftKforderungenl i Der Streik hat heute früh eingesetzt. Auch die städtische j Straßenbahn ist stiSgelegt. Die Gasarbeiter haben eben falls di« Arbeit eingestellt, die des Elektrizitätswerke- i haben sich ihnen angeschloffen, so daß Leipzig ohne GaS ! und elektrischen Strom ist. — In Werdau wurden die Arbeitgeber gezwungen, jedem über 20 Jahre alten Arbeiter, gleichviel ob Meister oder Neueingetreteuer, 300 000 Mark Stundenlohn zu bewilligen. Vollständige Arbeitsruhe in Celle. Celle, 15. August. In Celle ist der Generalstreik aus- gerusen worden. In sämtlichen Betrieben, in den Zwieback- Md Keksfabriken und auch in den Kaliwerken der Um gegend ruht die Arbeit. Eingeleitet wurde die Bewegung von kommunistischer Seite. Die Gewerkschaften haben sich der Streikparole angeschlossen. Lebensmittel für das Ruhrgebiet. Essen, 15. Augüst. Infolge der Sperr- und Gcwalt- maßnahmen der Franzosen ist im Ruhrgebiet die Lebens mittellage nach wie vor äußerst bedrohlich. Die Bevölkerung erwartet deshalb von der neuen Regierung schnellste und tatkräftigste Hilfe. Heute ist in Essen bekannt geworden, daß die Reichsregierung einen größeren Devisenbetrag zur Sicherung der Fettversorgung im Ruhrgebiet zur Verfügung gestellt hat. Es ist Vorsorge getroffen worden, daß große Fettmengen in den gefährdeten Bezirken wenn irgend mög lich noch heute zum Verkauf gelangen. Vollständige Arbeitsruhe im Hamburger Hasen. Hamburg, 15. August. Im Hamburger Hafen herrscht heute vollständige Arbeitsruhe. Die Schauerleute stellten folgende Forderungen: Vollständige Beseitigung der Sicherheitspolizei aus dem Freihafen und dem Hafen gebiet und zehn Millionen Wirtschaftsbeihilfe. Mit den neuen Lohnvereinbarungen, die für drei Tage 4 650 000 Mark vorsehen, sind sie nicht einverstanden. Der Hafen verkehr ruht bis auf geringe Ausnahmen. Vormittags legten auch die Schleppdampfermannschaften die Arbeit nieder. Der Seebäderdampfer „Kaiser" ist nicht ausge fahren. Auf den Werften wird durchweg nicht gearbeitet. Amerika wartet ab. London, 15. August. Aus Washington wird gemeldet, es könne mitgeteilt werden, daß die Regierung Coolidge zu den politischen Grundsätzen stehe, die in einer Rede der Staatssekretärs Hughes in Newhaven im September 1922 niedergelegt worden seien. In der Frage der deutschen Re parationen sei die amerikanische Regierung, wie erklärt werde, bereit, in jeder Weise zu helfen, ohne sich selbst zu sehr zu engagieren. Die amerikanische Regierung sehe kei nen Weg offen, nm in der augenblicklichen Krise die beste Hilfe zu leisten und zögere daher, irgend einen neuen Vor schlag vorzubringen. Grubenexplosion in Amerika. London, 15. August. Einer Meldung aus Wyoming (Ver. Staaten) zufolge hat sich in dem Schacht der Kem- marera-Gruben eine furchtbare Explosion vollzogen, bei der 200 Bergarbeiter lebendig begraben wurden. Eröffnung der interparlamentarischen Konferenz. Kopenhagen, 15. August. Heute vormittag wurde in Gegenwart von etwa 800 Delegierten, den Mitgliedern der Regierung, der diplomatischen Korps usw. die 21. inter parlamentarische Konferenz eröffnet. Präsident Mol- lesen sprach von den Zielen, für die die interparlamen tarische Union seit ihrer Gründung gearbeitet habe; näm lich eine bessere Zukunft vorzubereiten, wo Streitigkeiten zwischen den Völkern nicht durch Waffenmacht entschieden würden, sondern durch Verhandlungen, durch Schieds gerichte oder internationale Rechtssprüche. Es sei jetzt fünf Jahre her, seit der Weltkrieg aufgehört habe. Noch immer sei kein wirklicher Friede geschaffen. Die Vnfaffnngsfkier im Dresdner Opernhaus. Auf Einladung der Regierung des Freistaates Sachsen und der Landeshauplstadt Dresden fand am Sonnabend Vormtitag 11 Uhr im Opernhouse eine Verfoffungsfeter statt, der die städtischen und staatlichen Behörden beiwohnten. Ministerpräsident Dr. Zetgner und die in Dresden anwesenden Minister hatten in der ehemaligen könig lichen Loge Platz genommen. Der Festreüner war Heinrich Mann. Ausgehend von der Verfassung, deren Geist Friede und Ausgleich sei, ging der Redner auf die politische Loge über, bezeich nete die Industriellen als Bluisauger, beschimpfte die Aahrtndustriellen, die mit dem Feinde zusammenarbeiteten. Am meisten empörten aber seine Angriffe auf die Reichsregierung. die er. wie der Telunion- Sachsendienst einwondsret ersährl, aus speziellen Wunsch des Mimster- prüsiventen Dr. Zeigner besonders scharf auskltngen ließ. Dem Reichskanzler warf er Unfähigkeit. Hilflosigkeit vor, der selbst den Vorwurf »lebender Leichnam' unwidersprochen gelassen habe. Die Reichstagsoerhandlungen der letzten Tage seien ein Theater gewesen, wie es noch kein Theater geboten habe usw. Eine große Zahl der Besucher verließ während der Rede ostentativ unter tautem Tür- schlagen das Kaus, andere gaben ihrer Empörung durch Zischen Ausdruck. Beim Schluß der Rede, die einem kommunistischen Propogandareüner olle Ehre gemacht hätte, spendeten Ministerpräsi dent Dr. Zeigner und Kultusminister Fleißner besonders lebhaft und anhaltend Betsall. Die staudalöse Rede Heinrich Manns bet der Derfasfungsfeier in Dresden hat nicht nur in bürgerlichen, sondern auch in sozialistischen Kreisen, die politischen Sinn und Ge. fühl sür Takt haben, die hellste Empörung heroorgerufen. Die Spitzen der Dresdner Stadtverwaltung, die mit zu den Einladenden gehörte, haben ihren Empfindungen auch sehr unzweideutig Ausdruck gegeben. Generatmusikdirekior Busch hat. wie sich jetzt ^rausstellt, absichtlich nur den elften Satz der Fünften Sinfonie von Beethoven gespielt, spielen losten, und dann aus Zorn über den Mannschen Skandal glatt abgebrochen. Ein Kerr, ben MinlsterprSsiaent Dr. Zeigner eingeladen hatte, mit Mann zusammen zu speisen, lehnte rundweg ab. Unter den eingelodenen bllrgertichen Gästen der Regie rung herrscht nur eine Stimme der Empörung über die unverschämten Provokationen Manns. Die Angelegenheit wird ein Nachspiel im sächsischen Landtag haben, denn der üemokrattsche Abg. Dr. Kastner ho», wie aus Dresden gemetdet wird, folgende Anfrage eingedracht: »Bet der am 11. August von der Regierung und der Stadt im Opernhaus veranstalteten Verfassungsseler hat Ketnrich Mann die Festrede gehalten. Seine Ausführungen widersprachen zum Teil nach Form und Inhalt dem Charakter diesir als gemeinsame Feier aller verfassungstreuen Kreise gedachttn Deranstoltung. Wir fragen des halb die Regierung: Kat ihr der Wortlaut der Rede vorher Vor gelegen oder war er mit ihr verabredet? BlUtgt fie Form und In halt der Ausführungen des Redners in ihrem gesamten Umfang oder inwieweit tut sie es nicht?'
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