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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 04.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192112041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-04
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Monat
1921-12
-
Jahr
1921
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Da er nach seiner Festnahme die Flucht ergriff, macht«, Vie Beamten, die ihn verhaftet hatten, von Ihrer Dienstwaffe Gebrauch. Loose erhielt einen Schuß in Heu Unterschenkel und einen weiteren Schuß in den Rücken. Er ist den schweren Verletzungen im Krankenhause erlegen. O Ein schweres AutomobilungMck ereignete sich, wie auS Nordhausen gemeldet wird, aus der Landstraße nach Hollbach. Beim überholen eines Kuhwagengespannes stürzte daS Auw des Kaufmanns Frehse auS Hannover die Straßenböschung hinab und begrub die Insassen unter sich. Der Besitzer und seine 18jährige Tochter kurzen getötet, seine Ehefrau und eine zweite Toäuer leicht verletzt. (-) Südwestafrikanifche Spende für die deutschen Sinder. Die Deutschen Südwestafrikas hatten beabsichtigt, für die Kinder in Deutschland eine Anzahl Milchkühe zu schicken. Der Ausführung dieses Planes traten aber Hindernisse entgegen, die es ratsamer erscheinen ließen, statt der Milch kühe Fettstoffe, Mais und Hirse zu senden. Alle Kreise der deutschen Bevölkerung Südwestafrikas haben zu der Spende beigetragen. Die erste Liebesgabensendung ist be reits im vergangenen Monat mit dem Dampfer „Urundi" des „Afrikadienstes- verfrachtet worden. Die Berteilung der Spende in Deutschland ist dem deutschen Zentralaus schutz für Auslandshilfe E. V., Berlin NW. 7/^Dorotheen- straße 2H, übertragen worden. Zur Wetterlage. Der größte Teil Deutschlands lag in der letzten Novemberwoche im Bereich eines stark aus geprägten Hochdruckgebietes. Tie Folge davon war schwache Lustbewegung und in den Morgenstunden vielfach stark nebliges Wetter. Das Frost vetter hielt in fast ganz Deutschland weiterhin an. AuS Westdeutschland, wie z. B. am Hunsrück, wurden 5^ upcrawren bis zu Minus 17 Grad Celsius gemeldet, ^ur im nordöstlichen Deutsch land trat unter dem Einfluß eincS voll Nordskandinavien südostwärts vorüberziehenden Tiefdruckgebietes eine vor- übergehende Erwärmung mit leichten Niederschlägen ein. Km 1. Dezember meldete Memel bereits wieder Minus 9 Grad Celsius. In Berlin betrug dir DurchschttttStem- peratur am 1. Dezember Minus 3,3 Grad Celsius gegen über einem Normalwert von Plus 1,5 Grad Celsius. Nach der allgemeinen Wetterlage ist zunächst mit einer Fort» dauer und besonders östlich der Elbe mit einer weiteren Verschärfung der Kälte zu rechnen. O 250 Granaten explodiert. Auf der BetrkebSstätte Neu- Ulm der MunittonszerlegungSgesellschast Burg explodier- ten auf noch unaufgeklärte Weise 250 10,5-Zentimeter-Gra- naten, wodurch großer Material- und Gebäude schaden aiv» gerichtet wurde. O Verhinderte Butterschiebung. Butter im Wert« von ungefähr 350 000 Mark, di« nach Frankreich verschoben werden sollte, wurde auf dem Bahnhof Karstedt von der Polizei beschlagnahmt. Seltsamerweise war kein Fracht brief vorhanden, und auch der Absender konnte nicht er mittelt werden. O Drei Sinder auf dem Eise verunglückt. In Braun schweig verunglückten zwei Knaben und ein Mädchen auf dem Eise der Oker. Das Mädchen hatte die beiden Knaben, die eingebrochen waren, retten wollen. V Die neue Expedition zur Eroberung deS Everest. In «iner Sitzung der Londoner geographischen Gesellschaft kündigte der Präsident Sir Francis Kounghusband an, daß der Führer der nächsten Everest-Expedition Brigade- general Charles Bruce am 1. Februar 1922 von England abreisen werde. Anfang Mai werde sich di« Expeditton am Fuße des höchsten Berges der Erde befinden und diesen Monat nnd den ganzen Juni zur Erreichung deS Ziels zur Verfügung Habern Bunte Tages-Shrontk. Duisburg. vor Cleve ist «1» Gättrzug auf eine« Ver sonenzug aufaefahrm. Der Bahnpostwagen wurde zertrüm mert, ein Bahnpostschaffner schwer verletzt. Hamburg. In der Lokomotivl"lle Ler Vullanwerft brach Feuer auS. Vier L komotiven und daS Materiallager wurden ein Raub der Flämmen. Arbeiter und Angestellte. Berlin. (Etsendahntartse und Lohnfot-G» rungen.) Der Deutsche Beamtenbund, zusammen mit dem Allgemeinen GewertschastSdund und dem Gewertschaftirtng, beabsichtigen, jetzt der Regierung neu« Gehalts- und Lohnfor derungen vorzulegen. Zwischen den genannte« drei großen Körperschaften ist ein« Verständigung über rin gemeinsam«« Vorgehen erzielt worden. Di« neuen Forderungen würden bei Bewilligung «in«n Mehraufwand von öv btt so Milltsrde» Mart erjor-rnt. Klüchilin-o-Elen-un-Kaetoffewucher! Unter dieser Überschrift la- man am 22. Oktober im j „Vorwärts- folgendes: , „Die Agrarier wissen auS alle« Blüten Honig zu saugen. Jeden Tag vergießt die agrarische Presse Ströme von Tränen ! de- Mitgefühl- Über da- Elend der oberschlestschen Flüchtlinge. § In Wirtlichkeit verstehen «S die Agrarier, selbst au- v«m Flücht- i ling-elend Prosit zu schlagen. In der Näbe von Guben befindet sich ein Lager, in welchem oberschlestsche Flüchtlinge untergebracht sind. Alle Versuche, bet den dort ansässigen Großgrundbesitzern den Bo- , darf an Kartoffeln zu einem erschwinglichen Preise zu decken, ! sind sehlgeschlagen. Die Agrarier erklären, daß sie selbst nicht verkaufen, sondern damit den Landbund beauftragt haben. . Dieser Landbund wiederum verlangt Preise, die einfach uner schwinglich sind. Die Agrarier lassen gegenwärtig große Mieten verstellen, in denen die Kartoffeln eingegraben werden, und ! zwar nur deshalb, weil sie die Preise nicht bezahlt bekommen, i die sie glauben, fordern zu sollen. Es verdient festgesteltt zu ' werden, daß die Agrarier schamlos genug sind, selbst aus dem f FtüchtlingselenL Profit herausschlagen zu wollen." Der Landbund Guben ließ darauf unter dem 4. No- vember dem „Vorwärts- folgende Berichtigung zugehen: „Es ist nicht richtig, daß Versuche bei den in der Näh« von Guben ansässigen Großgrundbesitzern, den Bedarf an ' Kartoffeln für die oberschlesischen Flüchtlinge zu einem er- ! schwinglichen Preise zu decken, deshalb fehlgefchlagen sind, iveil die Agrarier erklärten, daß sie selbst nicht verkauften, sondern damit den Landbund beauftragt hätten. Richtig ist vielmehr, daß dis Lagerverwaltung des Flüchtlings- lagers so spät an einzelne Großgrundbesitzer wegen Kartoffelverkaufs herangetreten ist, daß diese über ihre Kartoffeln bereits verfügt und diese teils direkt an die Gubener Jndustriewerke, teils durch Vermittlung der Landbund-Genossenschaft veräußert hätten, die es sich zur vornehmsten Aufgabe gemacht hat, die Stadt Guben mit Kartoffeln zu versorgen. Durch Vermittlung der Land- bund-Genossenschast sind tatsächlich bereits 19000 Zentner Kartoffeln für den Bedarf der Stadt Guben abgeliesert worden. Ferner sind tn der Hauptsache vom Großgrund besitz für die Minderbemittelten im Stadt- und Landkreis Guben etwa 2500 Zentner zu 25, 27 und 30 Mark und etwa 450 Zentner unentgeltlich an die ärmsten Teile der Bevölkerung abgegeben worden. Dazu kommt, daß die Kartoffelhacker der Stadt Guben, die auf den umliegenden Gütern beschäftigt waren, zusammen 4000 Zentner Kar toffeln außer ihrem baren Lohn unentgeltlich erhalten haben. WaS die Mieten anbetrifft, so ist es natürlich richtig, daß von der Landwirtschaft Kartoffeln eingemtetet worden sind. Diese sind erforderlich einmal für den Eigenver brauch und di« Deputatlieferungen au die eigenen Leute, ferner für die Aussaat im nächsten Frühjahr, und schließ lich werden die ausgelesenen kleinen Kartoffeln für Futter- und Brennereizwecke ebenfalls eingemreiet. Eine auch in der Kriegszeit bereits häufig auftretende irrige An nahme liegt im übrigen darin, daß ein erheblicher Teil der Mieten, di« tatsächlich Rüben für Futterzwecke enthalten, von der Bevölkerung als Kartoffelmieten angesprochen werden. Schließlich sei bemerkt, daß die Kartoffelernte im ! Landkreis Guben bei seinem anerkannten sehr gering- ! wertigen Boden außerordentlich ungünstig ausgesallen ist. TatsäcPich hat dte Ernte in vielen Fällen nur die Hälst« des vorjährigen Ertrages gebracht." WaS macht der „Vorwärts- daraus? Am 9. Novem ber las man in dem Blatte nachstehende Zeilen: „Zu der Notiz in Nr. 499 des „Vorwärts- teilt unS -er Landbund Guben mit, daß die Laaerverwaltung deS Flücht lingslager- sich zweck- Kartofselbeschaffung zu spät an den Grundbesitz gewandt habe, und Latz tatsächlich in den letzten > Wochen für den Bedarf der Stadt Guben 19 000 Zentner Kar- tofseln ausgeliefett wurden. Auch die minderbemittelte Be völkerung sei teil- billiger, teil- unentgeltlich eingedeckt word«n, obwohl die Ernte außerordentlich ungünstig gewesen sei." So glaubt der „Vorwärts- die Landwirtschaft bd- ! i handeln zu können! Erst einen niederträchtigen Angriff gegen die „Agrarier-, und nachher sehlt es an Mut, «ine anständig« Berichtigung zu bringen. Kochende Herzoginnen. ! Ar---" - «»London, End« November. j Ist et «in« Nachwirkung der Kriegszeit oder «in« bloß« Mode oder ist es die Larlgeweile, die in den Damen der englischen Aristokratie dte Sehnsucht nach dem Kochtops entstehen ließ? Jedenfalls, die Tatsache steht fest: der j Flirt und der Klatsch und das Lennissptel reichen nicht mehr aus, um di« erlauchten Köpfe der englischen Herzo- gitmen, GrÜftmt«« imd Lordsdamen genügend M-ute-e». St« find auf «inen neuen Sport verfallen, nnv der wär« nicht rinmal der dümmste: st«l«rn « « koche». Bov- ausgesetzt ebeth daß eS nicht bloßer Sport und Mode- sache ist. In England herrscht, wie anderwärts auch, dl« Klage, daß die Frauen nicht mehr zu kochen verstehen. ES ist eine Folge der industriellen Entwicklung, Dte Mädchen gehen frühzeitig tn die Fabriken, werden Ladenmädchen Tippfräulein, Telephonistinnen usw. Sie verdienen sich ihr Brot und fühlen sich selbständig. Geheiratet werden wollen sie aber doch, und dann kommt die Enttäuschung: in hauswtrtschastlichen Dingen sind sie nicht ausgebildet (psrkeetlx uv use), vom Kochen verstehen sie gar nichts. Der junge Ehemann, der dem WirtshauSessen entfliehen wollt«, steht sich darauf angewiesen, jetzt mit seiner holden Gattin zusammen ins Wirtshaus zu gehen. Von einem Heim, einem rechten Familienleben ist kein« Rede. Da haben sich nun Komitees von resormeifrigen Frauen zusammen getan und Kochkurse gegründet. Die jungen Frauen all dem Volke können da hingehen und werden umsonst aus gebildet, wie man dem Mann« daS Leben nett machen und sein Herz mit Hilfe des Magen- erobern oder warm- halten kann. Natürlich genügt das nicht?eS ist ein Tropfen auf den heißen Stein, denn der jungen Frauen, dte nicht kochen können, sind viele, der Kurse aber zu wenige. Nun haben sich bei diesen Kursen im Laufe der letzte« Monate junge Frauen, auch ein paar ältere Register, ei» gefunden, die offenbar zu den andern nicht recht paßten. Sie kamen ganz einfach angezogen und nannten sich Mau- Wilson oder Hariet Smith oder Nelly Johnson. Ihr« feinen Händchen aber, Brillantohrringe, die sie vergessen hatten abzulegen, Haltung und Bewegung, vor allem aber ihre ganz enorme Ungeschicklichkeit verrieten, daß sie au- anderen Sphären stammten. Man sah ihnen an,; daß fi« noch nie eine Kartoffel geschält und einen Eimer geschwenkt, geschweige denn grober« Dinge verrichtet hatten. Auf fallend war auch, daß st« sich sehr zurückhielten, kein« Be kanntschaften anknüpften und manche Ausdrücke der Lore doner Slang (Volksdialekt) nicht verstanden. Einig« von ihnen schienen sich zu kennen, man beobachtete Blicke, di« ausgetauscht wurden, aber sie wechselten auch unterein ander keine Worte, als ob eine geheime Verabredung be- stünd«. Ganz allmählich kam dann herauf daß mau Damen aus den höchsten Spitzen der Gesellschaft unter sich hatte: Herzoginnen, Gräfinnen, Ladies, die unter der Maske von Verkäuferinnen - oder Putzmamsells kochen lernten wie die Frauen des Volkes. Manche stellten sich freilich so dumm an, daß die Vorsteherinnen ihnen den Nat gaben, die Sache lieber aufzustecken und airddrn Platz zu machen. Was dann auch geschah. Einzelne hielten in des stand und rühmten sich später in ihren Salon-, daß sie in der Lage wären, selbst ein Dinner von acht Gängen herzurichten, wenn die Köchinnen streiken sollten. Di« Gräfin Falmouth, die Lady Murray, dte Lady Chichester stehen sogar bet ihren Freundinnen im Rufe, wahrhaftig ein richtiges Beefsteak braten zu können. Ihr Misptä weckt Nacheiferung. England geht glücklichen Zetten ent gegen. Eine Londoner Zeitung leistet sich di« treffend« Be merkung: So werden mit vieler Müh« aus Herzogin»«« und Gräfinnen jetzt Köchinnen gemacht — könnte man nicht dasselbe Ziel mit einfacheren Mitteln und dabei erfolg- sicherer erreichen, wenn man statt dessen tüchtig» Köchin»«« tn den Adelsstand versetzte? . . — Aus dem Gerichtssaal. ' ß Drei Monate Gefängnis wegen Fahnenniederholung. «« Veisetzuna-tag« der ehemaligen deutschen Kaiserin hat« die Deutsch« Vollspartei in Düren am Haus« ihr«- ParttiLmreauL^ di« alte Reich«flagg« gehißt» Die Fahne wurde aa demselben Tage herunttrgensien. Di« Strafkammer in Nachen verur teilte deswegen jetzt den sozialdemokratischen Stadtverordneten und Redatteur Rademacher und zwei Arbeiter zu je drei M» naten Gefängnis. Die Anklage lautet« auf Landfrieden-bruch, und Sachbeschädigung. GFretfprechun,1mBerlt»rrvuch-<k-p"Se H-- In de« Strafsache gegen die Wachtmeister Erren mW Mey« wegen Ermordung deS Oberwachtmeister- Buchholz -a-e» di« Geschworenen ihren Wahrspruch aus „nichtschuldig" «b, s« datz die Angeklagten freigespr«ch«n wurde». Buchholz wurde in einem Zimmer der Käsern«, i» de« Ai« Hund«rtschast der Sip« „zur des«nderen Verwendung' unt«rz» brecht war, erschossen «»fgefunden. G- w»rd« behaupt«». Bo«^ Holz s«i au- politisch«» Gründen «rnwr-et worden, wi-re« von anderer Seit« di« Mögltchkttt ei»«- Selbstmorde- w«g«» Beteiligungen an Unterschlagungen vertret«« wurde. Da r«i»e Aufklärung rrzielt werden kann»«, kam «S zu« FretspWch. W« Hundertschaft ist mittterweil« ausgelöß. Der Wahrheit Sieg. Roma», von Erich Ebenstrin. SS 7. Kapitel. Gabriel Heidrich- Mühle steht schon ei»»« gut« Weil«, bem» die Friedleituer habe,» sich verschworen, fortan ihr Ge treide in die zwei Stunden entfernte Stiftemühle -um Mah len zu gebe»». Jetzt wäre sie also da, die friedsam« Stille, von der er so oft geträumt hat. Ueber die alte Türkenmauer streicht -er Duft reifenden Korns, still und klar rieselt der Laaser Vach über der Straß« drüben, und um di« blühende», Linden im Hof schwärmen Millionen summender Bienen. Dort sitzt der Müller jetzt viele Stu»,den lang untätig und grübelt ver loren vor sich hin. Alles blüht ring-nm und duftet und dehnt sich wohlig im heißen Sonnenschein. Nur dem Müller ist nicht wohk. Gestern hat Wabi von der Gräfin als Neuigkeit gebracht, daß eS jetzt richtig geworden ist -wischen dem Beitelbauer und oer TeichwirtStochter. Im Herbst, wenn die Ernte vorüber ist, soll die Hochzeit sein. Seitdem wandert Heidrich ruhelos durch HauS und Hof und stürmt durch da- kleine Manrrpförtch«»» in den Hoch wald. Der Wald, der Wald, daß ist sein Tröster jetzt, wo ihn alle- verlassen hat. Allmählich wird er ruhiger und sein Schritt verlangsamt sich. Er nimmt den Hut von der Stirn und atmet ties di« klare, harzriechende Luft. Heute ging er im Wald umher, weiter» zu Hanse nicht mehr auShielt. Plötzlich steht die alte Graltn E»hm. Sie ist ein derbe», hochgewachsene- Weib mit rau hen, häßlichen Zügen und klugen Augen. „Kommst mir wie gerufen, Wald-Müller," sagt fi« mit ihrer tiefen Männerstimme, „hab Kramperlte« gesucht, weil mein Alter so husten tut tn der Nacht. Nachher hab ich -u Dir gehe», wollen. Aber fetzt kannst mir- ja gl«ich sagen." „Wa» denn, Gralin?" „Ob Dut nit machen kannst, baß bi« Fran«», Sitz und stimme hätten tn der Gemeinde?" 5«idrich schwankt -wisch«» Staun«» und Lach«». „Di« Frauen? Wieso denn? Wie kommst Du darauf, Graltn?" „WeilS ei», Glend ist in Friedleiten, daß die Männer al lein das Wort haben und eS so nnsinnig treiben. Wirt»hau»- sitzen, Geldoertun, die Arbeit bleibt im Rückstand und all« fingerlang ein« Sitzung, wo ihnen der Zeetsch «inen neuen Unsinn einredet. Jetzt sitzt schon der Lahnbäuerin ihr Bub im Gefängnis, das Vieh haben wir über St. Iakob austriiben müssen, und ich frag Dich bloß, warum?" Heidrich zuckte di« Achseln. > „Dn weißt «8 so gnt wie ich, Gralin-, wett Jhtl hall nit hören wollt aus meinen Rat." „Sag: di« Mäun«r! Wir Frauen wollen schon. Und des wegen eoen wollen wir mit reden dürfen. Getz' unS da» durch, Wald-Müller, nachher bist Du wieder Bürgermeister wie vor her, und dann soll sich nnr einer unterstehen von den Män nern, Dir entgegen zu sein! Mit drr Mistgabel jagen wir ihn heim!" Er starrt verblüfft in ihr kampflustige- Gesicht. Dünn lä chelte er. „Du schon, Gralin. Dir glanb ich». Aber leib« kann Euch das kein Mensch durchsetzen aus der Welt, weil- gegen die Gesetze wäre!" Die Gralin blickt finster -n Boden. „Eine saubere Welt ist da» nachher l Rl»da„n kannst Du es von keiner Seiten anpacken?" „Von keiner." „Gnt. Dann müssen wir un» halt auf wa- and««» b«fiu- nen. Behüt Dich Gott, Bürgermeister." Nach ein paar Schritten dreht st« sich nochetnmal um, „Schad ist», «wig schab, Bürgerm«ist«, dum grad j«tzt wären wir recht nötig beim Abftimmen. Ich war gestern in Laa- oben. Die Gägeumhl« haben st« schon ansg«st«llt und di« Fabrik ist b«inah f«rtig. Ab« da» Wass«» »voll«», fi« nn» j«tzt richtig nehmen." „Wie, d«n Laal«r Vach?" ruft Heidrich bestürzt. „Ja. Da» heißt, wenn di« Grmrind« nicht nachgibt. D« Werkmeister von d«r Dampssäge hat mir-selb« aefagt. Und daß heut der Inspektor noch «mural „ach Friedl«»«» kommt. Bö» ihm wird» bann abhängen, »h st« un» -an- -ngruud richten od« noch wart«»." Heidrich starrt der streitbaren Gralin laug« nach. Ja wenn dir Männer dächten wie die Frauen, aber «S ist kaum zu hoffen, so lange der Zeetsch noch so mächtig ist. Ak» er sich umwandt«, nm hennznaehen, kommt plötzlich von link» her der Inspektor Kaltenhaus« gegangen. Er trägt ein Gewehr über der Schult« unv zwei Roh»- Hühner am Gürtel. Neben ihm trabt stolz «m großer Bern- hardinerhnnd, den er sich kürzlich der Sicherheit halb« ang«- schafft hat Denn da» Schicksal de» Jagdaufseher» Url hat ihn vorsich tig gemacht, wenn «r di« Friedleituer G«mrind«gre»»ze über schreiten mutz. Al» Gabriel Htidrtch ihn g«wah« wird, Will er, nm «in Zusammentreffen zu vermeiden, auf einen recht-s-itig«» Fuh pfad absch,senken. Aber schon hat ihn auch Kalt«nhaus« gesehen und er kannt. Der Jnspeftdr, welcher sich offenbar schon in kriegerisch« Stimmung befindet, bleibt sofort stehen und mißt Heidrich mtt spöttisch funkelnden Augeu. „Lauft nicht so schnell davon vor mir, Herr Bürgerin«, st«," sagte er höhnisch, „ich tue Euch nicht», obwohl Ihr s« manche- verdient hättet." Heidrich steht wi« «in« Ma»»« und «widert Kalten Hau ser» Blick sest und stolz. „Ihr wißt ganz gut, datz ich nit dn Maun bin, der vor jemand davonläuft. Und am weuigsteu vor Such." „Oho, noch immer hochfahrend? Na, jetzt werdet Ihr schon klein beigebm müsse,», wenn Ihr nicht wollt, datz wir Euch zum Bettler machen, indem wi» den Laaser Bachab- litten " „Zum vettl« hält'»'dann auch noch gut« Weg«. Grit zwei Mouattn steht m«iu< Mühl« und da» macht nur die g» ringst« Sorg».* „Tüt doch nicht so grZß! VM Jahr »v«tt« und von dem wohlhabMden Mülltttst nicht» al» «in arinseliger Kt«im hauer-übrig geblieben." „E- Sät mich weit« nit ärgem, ein «chtschafftn« Klein- HMMzu bleib«»» mein Lebtags." Katt«nhsns« lachte laut a»»f. SSt,80
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