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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 14.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192112144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-14
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
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Form 5uf Lurspa ürid He Etttwäsktigüg -« Lande angewenvet werden könne. Da fl« diese Entwaffnung nicht wünschen, beeilt sich -er »Petit Parisien", Ne „Gegen- gründe" aufzuzählen. DaS Matt sagt, was das WaWnatoner Abkonrmen tatsächlich kennzeichne, sei, daß eS keinerlei Po- fitive Verpflichtungen enthalte. Das genüge, weil zwischen den beteiligten Mächten keine Kriegsursach« mehr be- stehe. Frankreich aber sei von Deutschland durch keinen schützen den Ozean getrennt. Frankreich werde sich niemals zu einer Beschränkung der Bewaffnung herdeilassen, so lange man ibm keine regelrechte Bürgschaft gebe. — Frankreich will sein großes Heer eben behalten, und dafür sind Gründe billig wie Brombeeren zu haben. Rathenau wieder in Berlin. Beratungen mit dem Kanzler. 'M fast 14tägigen Aufenthalt in London ist Tr. Rabenau wieder in Berlin eingetroffen. Er hat sofort nach seiner RüLkehr eine lange Unterredung mit dem Reichskanzler gehabt, über die natürlich strengstes Stillschweigen bewahrt wird. Umsomehr ergeht man sich wieder einmal in müßigem Rätselraten, worin Wohl der Erfolg — oder, wie andere meinen, der Mißerfolg — dieser Reise bestehen möge. Daß Rathenau nicht mit festen Abmachungen über Kredite oder Zahlungsaufschub zurückkommt, ist schon deshalb anzunehmen, weil er als Privatmann und nicht als Regierungsvertreter nach Lon don ging. Wohl aber glaubt man, daß man auf Grund feiner Londoner Verhandlungen jetzt die Aussichten für derartige Unternehmungen sicherer beurteilen kann, sodaß wichtige Beschlüsse bevor stehen. Auch das Kabinett hat sich mit Rathenaus Bericht an den Kanzler beschäftigt. OerKapp-putsch vor dem Reichsgericht Leipzig, 12. Dezember. Von den Aussagen über die Vorgänge beim Kapp- Putsch selbst und über die militärischen Vorbereitungen dazu hat sich die Zeugenvernehmung nun auch stärker dem politischen Gebiet zugewandt, indem die Verhandlungen über die Liquidierung des ganzen Unternehmens durch die Bekundungen der an diesem schwierigen Werk seinerzeit beteiligten Parlamentarier in den Vordergrund traten. Daß der ganze Putsch im wesentlichen überhaupt mit poli tischen und nicht mit militärischen Waffen ausgetragen wurde, ist nach den Aussagen des Generals von Seeckt auf den Beschluß des Kabinetts zurückzuführen, der Bri gade Ehrhardt keine Gelegenheit zu einer „Schlacht am Brandenburger Tor" und zu einem wahrscheinlichen Sieg zu geben. Der politische Gesichtspunkt, unter dem die Rück zugsverhandlungen mit Lüttwitz standen, war nach den Aussagen der Parteiführer Hergt und Heinze die Amnestie frage, über die damals keine völlige Klarheit erzielt wor den ist. Die Ansicht des Justizministers Schiffer ging da hin, daß Verhandlungen mit den Ausständigen überhaupt nicht in Betracht kämen. Die Verhandlungen mußten aber trotzdem geführt werden, denn Lüttwitz war im Besitz einer respektablen militärischen Macht, und dem mußte Rechnung getragen werden, obwohl selbst ein so weit rechts stehender PolitÜer wie Heinze sehr energisch den Stand punkt vertrat, daß das ganze Kapp-Unternehmen ein „ver brecherischer Wahnsinn" war. .... * Verhandlungsbericht. (Fünfter Tag.) § L «ipzig, 12. Dezember. Die Meinungsverschiedenheiten über die Art, wie die Re gierung dem Kapp-Putsch gegenübertreten sollte, ergaben sich am deutlichsten aus den Äußerungen des damaligen Reichs wehrministers Noske, der schon am Sonnabend als Zeuge in Leipzig zu Wort kam und dessen Vereidigung sogar einen Augenblick in Zweifel gestellt war wegen angeblichen Verdachts, den Putsch nicht rechtzeitig verhindert zu haben. Er war außer General Reinhardt der einzige, der der Brigade Ehrhardt mit Waffengewalt entgegentreten wollte. Er war vor Lütttvitz gewarnt worden, hatte eine scharfe Auseinandersetzung mit ihm und erließ auch Haftbefehle gegen einige Teilnehmer an den Vorbereitungen des Putsches. Die militärische Sicherung Berlins hatte in der kritischen Nacht der General von Oven übernommen, aber Noske fand bei einer Besichtigung, daß die Maßnahmen ganz unzureichend waren. Seiner und General Reinhardts Ansicht nach hätte man die in der Nacht heranmarschierende Brigade mit Maschinen gewehren einfach zusammenschießen sollen. Dann wäre der „ganze Spuk", wie er sagte, verflogen gewesen. Alle andern Minister waren aber gegenteiliger Ansicht, und so wur den die Truppen, die übrigens nicht auf Kameraden schießen wollten, zurückgezogen. Verhandlungen mit Lüttwitz lehnte auch Noske ab. Die Aussagen HergtS und Heinzes wurden dann in eini gen Punkten von dem Zeugen Abg. Dr. Stresemann er gänzt, der zunächst feststellte, daß er das Anerbieten Kapps, Regierungsämter anzunehmen, namens seiner Pattei von vorn herein ablehnte. Die politische Unfähigkeit des Generals Lütt witz, über die auch Noske sehr abfällig sprach, kennzeichnet Stresemann durch die Mitteilung, daß Lüttwitz vorgeschlagen habe, der Mtestenausschuß des Reichstages (der doch nur zur Regelung von geschästsordnungsmäßiHen inneren Angelegen heiten des Parlaments berufen ist) möge eine neue Regierung bilden. Stresemann hat nach seinen Bekundungen Lüttwitz veranlaßt, auf Verhandlungen einzugehen, um somit eine ge waltsame Auseinandersetzung zu vermeiden, und nach der Fest stellung der Amnestievereinbarungen habe Lüttwitz den Rück- j zug ««getreten und die alte Regierung habe wieder amtieren ! können. ! Der erste Hauptzeuge in der Montagsverhandlunq war der j Dresdner Oberstnanzrat Dr. Bang, dessen Vereidigung auf Einspruch des Oberreichsanwalts ausgesetzt werden mußte, ob- ! Wohl Bang bereits einen Teil der Schwurformel gesprochen hatte. Er berichtete über eine Unterredung mit Kapp vom September 19l9, bei der Kapp ihm fragte, ob er eventuell in einer nationalen Regierung einen Ministerposten annehmen würde. Bang sagte das -u, hat aber dann bis zum 12. März nichts wieder von dieser Angelegenheit gehört. Er glaubt, die Vorbereitungen Kapps hätten ursprünglich der Abwehr deS Bolschewismus, nicht aber einem Putsch gegolten. Den mehrfach erwähnten Dr. Schnitzler nennt Bang einen interessanten, aber phantastischen Menschen. Sein Schädel sei eine »Raritätenkommode", aber er könne seine Wünsche nicht von der Wirflicksieit unterscheiden. Am 12. März habe Kapp, gegen den ein Haftbefehl erlassen war, zu ihm (dem Zeugen) gesagt: „Wir stehen vor einem Regierungswechsel. Lütstvitz hat die gesamte Reichswehr hinter sich. Wir haben der Negierung ein Ultimatum gestellt. Es kommt ein völliger Umsturz der Dinge." Ich hatte, so erklärt Dr. Bang, aus den mit großer Sicherheit gemachten Äußerungen Kapps die Über zeugung gewonnen, daß die Dinge gründlich vorbereitet seien, und daß an dem Gelingen kein Zweifel sei. Kapp sagte weiter: „Wenn di« Negierung gewisse Forderungen Lüttwitz' nicht er füllt, dann wird sie in Schutz Haft kommen und Deutsch land wacht morgen mit einer neuen Regierung aus. St« müssen da- ReichSsinanzministerium übernehmen." Den tiefsten Ein- druck machten auf mich seine Mitteilungen über das Anwachsen -er „Roten Gefahr". Am 13. März bestand meiner Ansicht nach kein Gegensatz KappEauer (gemeint ist der damalige Reichs kanzler Bauer), sondern ein Gegensatz Kapp-Lenin. Ach w« davon überzeugt, Hatz in der Ls acht v-m 1L »UM 1S, Wär- die -jfMiche Mssit jti rs« -äMtt vssi Kapp üttd Lüttwitz sein würde. Ich habe Kapp auf seine Forderung« keine bindende Zusicherung gegeben, ich war der Ansicht, daß eS die selbstverständliche Aufgabe Kapps gewesen wäre, die Beseitigung der sogenannten Reichsregie, rung vorzunehmen. Zu meinem Bedauern muß ich aber sagen, -aß Vie Vorgänge am 13. in der Reichskamlei ein wüstes Durcheinander barstelltM. Das war keine Regierung, sondern eine Schwatzbude. Kapp hatte überhaupt ! keine Minister. Er dachte auch nicht an die Wiederherstellung j der Monarchie, sondern hatte beschlossen, mit der So zialdemokratie zu verhandeln. Wenn auch nutr ein Hoffnungsschimmer bestanden hätte, Ordnung in dieses Chaos zu bringen, so hätte ich meine Mitarbeit nicht verweigert. Kapp suchte mich dann nochmals zu bestimmen, den Poften des Fi nanzministers zu übernehmen. Da sagte ich zu ihm: Gut, ich! werde es tun. Können Sie mir aber versprechen, daß Sie in die Regierung keinen Juden oder Sozialdemokraten aufnehmen? Ich wußte daß Kapp ein solches Versprechen nicht geben konnte. Trotzdem sagte Kapp zu. Da sprang Schiele auf und rief Kapp zu: „Wie können Sie ein solches Versprechen geben, wo wir morgen schon wegen der Lage im Ruhrrevier Sozialdemo kraten bei uns haben müssen." Auch bei dem Zeugen Oberfinanzrat Bang verursachte -ic Frage der Vereidigung Meinungsverschiedenheiten. Rechts anwalt Grünspach bat, den Zeugen zu vereidigen, da man gehört habe, daß Kapp Vie Verfassung nicht brechen wollte. Die Pläne des Zeugen Dr. Bang gingen aber weit über j die Pläne Kapps hinaus. Von einer Teilnahme am Kapp-Putsch könne bei Dr Bang gar keine Rede sein. Der Zeuge habe ja selbst gesagt, daß er die Verfassung brechen und somit Hochverrat ausüben wollte, etwas, was Kapp nicht beabsiüMgt Lat. Das Gericht beschloß jedoch, den Zeugen Dr. Bang nicht zu vereidigen. Dasselbe war der Fall bei dem Zeugen Generalmajor von Hülsen. Dieser berichtet, daß er von den Unternehmungen des Generals Lütt witz gehört hatte, und daß er in Döberitz vergebens versucht habe, den Kapitän Ehrhardt zur Vernunft zu bringen. In Döberitz erhielt einen Befehl von Lüttwitz, der verlangte, Vas; die Potsdamer Garnison zum 13. März morgens zwei bis drei Bataillone Infanterie und Artillerie zur Verfügung stellen sollte, die um 6 Uhr morgens am Brandenburger Tor sein sollten. Am 11. März hat Lüttwitz dem Zeugen gesagt: „Wir wollen keinen Bruch der Verfassung." Hülsen faßte am Abend des 11. März den Entschluß, unter allen 'Umständen die Bahn Berlin—Potsdam in die Hand zu nehmen. „Am andern Morgen in Potsdam hörte ich, daß die Regierung Berlin verlassen habe. General Reinhardt fragte mich: „Was wollen Si« tun?" Ich fragte: „Wo ist die alte Negierung?" — „Die ist zerplatzt!" war die Antwort. Mit Märker fuhr ich in die Reichskanzlei, wo Lüttwitz einen Zusammen stoß mit Märker hatte und ihn seines Kommandos ent hob. Auf mein Dagwischenreden nahm Lüttwitz Vies« Maß regel zurück. Ich übermittelte mündlich einen von vsn Mehr heitsparteien formulierten Vermittlungs antrag an Hauptmann Pabst. Der sagte mir, die Lage sei verändert. Ein rotes Ministerium Däumig -ab« sich gebildet. Ich fuhr zum Reichstag zurück, wo die Nachricht wie eine Bombe einschlug. — General von Oven als nächster Zeuge schildert seine Verhandlungen mit Ehr hardt in der Nacht zum 13. März: „Oldershausen und ich trafen unterwegs die marschierende Brigade, wurden aber durchge lassen und fuhren zu Ehrhardt, der zugestand, bis 7 Uhr vor Berlin zu warten, ob seine Forderungen erfüllt würden. Er lag auf der Chaiselongue. Noske verlangte, wir sollten di« Truppen alarmieren und gegen Vie Marinebrigave zu Felde ziehen. Dazu waren aber die Truppen zu gering. Ehrhardt hatte 30 00 Mann. Ich fuhr an der marschierenden Brigade vorbei. Sie war besser als unsere Kerntruppen von 1914. Von der Spandauer Brücke aus oder im Grunewald die Bri gade zusammenschießen war unmöglich. Das sage ich auf Grund sOjähriger militärischer Dienstzeit." ! General Hülsen sagte weiter aus: In der Erwägung, -äß wir uns um die politischen Angelegenheiten gar nicht be kümmern sollten, habe ich mich am Morgen des 13. März Lütt witz zur Aufrechterhaltung der Ordnung mit mei ner Truppe zur Verfügung gestellt. Lüttwitz akzep tierte das und übertrug mir den Befehl deS Wehrkreises.»— Oberreichsanwalt: Hat nicht Herr von Falkenhausen schon am 14. März in der Reichskanzlei zum Abbruch des Unterneh mens geraten? — Hülsen: Falkenhausen sagte, daß er sich über haupt nur beteiligt habe, weil er ein Freund Kapps sei. 99 Prozent Chance wären gegen und nur 1 Prozent für das Unternehmen. Diese 1 Prozent seien jetzt fast verloren und Vie ganze Sache sei als gescheitert zu betrachten. Die Ausführungen Falkenhausens machten aber keinen Eindruck. General von Oven bekundete u. a. noch: Am 17. Marz erhielt ich den Befehl, daß Lüttwitz eine Versammlung der Kom mandeure wünsche, die ihm melden sollten, daß die Truppen noch hinter ihm ständen. Zuerst hielt unS Oberst Bauer einen Vortrag über die Lage und ich bat ihn, die Frage, die Lüttwitz an uns richten wollte, selbst zu formulieren. Mit Ausnahme Ehrhardts und selner Unterführer erklärten alle andern Kommandeure, daß ihre Truppen nicht hinter Lüttwitz ständen. Diese Meldung wurde Lüttwitz mitgeteitt. — Ferner wurde Oberstleutnant a. D. von Bock vernommen, der noch zuletzt versuchte, Kapitän Ehrhardt umzustimmen. Er berichtete, der Oberst Tayseur, der die Absperrungsmaßnahmeu in Berlin leitete, sei fest entschlossen gewesen, es aus einen Kampf an kommen zu lassen. Er erklärte das mit den Worten: »Ich lasse mich hier nicht einfach überrennen." Der Zeuge bat ihn, Ehrhardt vorher Offiziere entgegenzuschicken. Oer Gaatenstand im Oezcmver. (Nach den am 1 lichen Aufstellungen.) über den Stand der jungen Feldfrüchte wird in Preußen alljährlich im Dezember noch einmal be richtet; die Berichterstattung schließt dann für den Winter und beginnt dann wieder im April ves nächsten Jahres. In diesem Jahr« ist Schnee und Eis sehr zeitig ge kommen. Die Niederschlagsmengen sind im November ebenso ! wie in den Vormonaten im ganzen gering geblieben; in! einzelnen Gegenden, besonders im südlichen Teil von! Sachsen und in den westlichen Bezirken wird daher auch jetzt noch über Trockenheit geklagt. Auf die jungen Saa- ten und den Klee wirkte das Novemberwetter mit seinen j reichlichen und zeitweise heftigen Kahlfrösten nicht beson ders günstig. Die Staatsdurchschnitte für Weizen, Spelz! und jungen Klee sind gegen den Vormonat unverändert geblieben, während Roggen und Raps sich etwas ver bessert, Gerste jedoch verschlechtert hat. Gegen die Vor jahre 1920 und 1919 ist der junge Klee geringer. Raps und Gerste zeigen fast gleiche Ziffern wie in den Vor jahren, dagegen haben Weizen und Roggen einen besseren Stand. Die von der Sommer- und Herbstdürre am stärk sten betroffenen Gegenden von Erfurt, Hessen-Nassau und Rheinland stehen gegen die übrigen Bezirke merklich zu rück. über das Aussehen der Saaten wird berichtet, daß die frühbestellten fast überall dicht und satt eingegrünt sind, sich kräftig bestockt haben und vielfach üppig stehen. Die späten, wozu besonders Vie als Fruchtfolge nach Kar toffeln und Rüben bestellten zu rechnen sind, wurden durch das vorzeitige Frostwetter im Keimen und Aufläufen be hindert, so daß sie zumeist noch eine grünrote Färbung, teilweise aber überhaupt noch kein Leben zeigen. Wirkliche Schäden oder Nachteile durch den Frost sind jedoch bis jetzt noch Nicht beobachtet worden. Die Herbskittsüst wurde grS-ieutett- rechtzeitig tg- endet; die mit Wintersaat bestellte Fläche wird etwa eben so groß sein wie die im Vorjahr. Nur in den Trockenge bieten konnten die Bestellungen bis zum Frostwetter nicht überall erledigt werden. Von den Hackfrüchten sind die Reste an Zuckerrüben, Möhren und Kohlrüben, die auf den großen Gütern beim! Beginn des Frostes noch draußen waren, fast sämtlich! noch eingebracht worden: Wegen der Knappheit der Win-! ' tervorräte an Futter ist das Rübenkraut eingesäuert worden, soweit es nicht abgeweidet werden konnte. Vas Nrama vsn^Kleppelsdorf. Grupe nun- seine „Gegenspielerin". q 8 Hirschberg, 12. Dezember. Wirft man jetzt, wo der Prozeß Grupen sich seinem Abschluß nähert, einen Rückblick auf die Fülle- der Gestal ten, die in diesem spannenden Gerichtsdrama sich den Be- f rufsrichiern und den Richtern aus dem Volke gezeigt haben, so wird man sofort feststellen, daß aus der großen i Schar zwei Personen, die wie „Spieler" und „Gegen spieler" in irgendeinem Bühnenstück wirken, sich in ganz auffallender Weise herausheben. Auf diese beiden allein j konzentriert sich alles Interesse, während die anderen Mit- > wirkenden, wie wichtig auch das Auftreten jedes einzelnen von ihnen sein mag, im Grunde nur als Statisten ange sprochen werden können. Grupen ist der „Spieler", Berta Zahn heißt die „Gegenspielerin". Grupen „spielt" — wenn das Wortspiel gestattet ist — um sein Leben. Man kann nicht behaupten, daß dieser ! Mann, der unter der furchtbaren Anklage des Doppelmor des steht, einen schlechten Eindruck macht. Er hat gefällige Manieren und läßt nur, wenn er bei einer ihn belastenden Aussage in Erregung gerät, ahnen, daß er auch „anders kann". Seine bescheidene Herkunft — er war früher Maurergeselle — wird durch nichts in seinem Auftreten - verraten. Er war einer der vielen, die der Krieg aus der i ihnen vorgezeichneten Lebensbahn geworfen hatte, suchte sich nach der Heimkehr aus dem Felde durch eine anstän dige Heirat zu „rangieren", fand als stattlicher, wenn auch einarmiger, aber gewissen Frauen vielleicht gerade da durch interessanter Mann Gnade vor den Augen einer ziemlich reichen, lebenslustigen Witwe und glaubte, im sicheren Hafen der Ehe endlich das lange ersehnte Glück gefunden zu haben. Da dieses Glück sich jedoch sehr bald als trügerisch erwies, hielt er Ausschau nach neuen Er folgsmöglichkeiten. Er brauchte Geld, war in der Wahl i der Mittel zur Deckung dieses dringenden Bedarfs nicht sehr heikel, knüpfte, da ihm die eigene Frau zu entgleiten drohte, Buchungen zu anderen weiblichen Wesen, auch solchen niederer Ordnung, an und mag schließlich geglaubt haben, in Kleppelsdorf bei der neuen millionenreichen Ver wandtschaft „so oder so" für sich etwas erreichen zu kön nen. Da die reiche Erbin sich ihm jedoch abhold erwies und ihm einen Strich durch die fixe Rechnung machte, mag er dann vielleicht auf den Gedanken gekommen sein . Doch, das zu entscheiden, ist Sache der Ge schworenen Ein sehr gewichtiges Hindernis auf dem Wege zum Herzen und zum Gelds der Dorothea Rohrbeck fand Peter Grupen in der Kleppelsdorfer Hausdame Berta Zahn, und diese trotz ihrer 40 Jahre noch heute hübsche und an sehnliche Dame erweist sich dem siebenfach gesiebten Manne auch vor dem Tribunal als eine ebenbürtige Gegnerin. Berta Zahn ist der Typus der Frau, die ihr Lebensglück versäumt oder verträumt hat. In verhältnismäßig jun gen Jahren kam sie als Erzieherin nach Kleppelsdorf, und sie hätte eines Tages dort die Rolle der bescheidenen Gou vernante mit der der Hausherrin vertauschen können, wenn nicht der Besitzer von Schloß und Gut, der ihr nach ! dem Tode seiner Frau Herz und Hand angetragen hatte, vor der Erfüllung ihrer Wünsche das Zeitliche gesegnet hätte. Resigniert spann sich Berta Zahn von nun an wie der in ihre Hausdamentätigkeit ein, in der stillen Hoffnung Wohl, von der reichen Erbin nach deren Großjährigkeits erklärung für den Rest drs Lebens stchergestellt zu wer den. Aus allen diesen Hoffnungen ist sie durch die Tat vom 14. Februar jäh herausgerissen worden. * Verhandlungsberkcht. Mit der Vernehmung -er alten Frau Eckert, der Groß mutter der beiden Opf«r von Kleppelsdorf, ist der Höhepunkt des aufsehenerregenden Prozesses überschritten. Da jedoch noch eine größere Anzahl Zeugen zu vernehmen ist, dürste das Urteil wohl kaum vor dem Ende Vieser Woche gesprochen werden. Frau Eckert hatte zuletzt noch eine wichtige, den Angeklagten schwer belastende Aussage gemacht: sie bekundete, wie es vor her schon ihre kleine Enkelin Irmgard Schade getan batte, daß Grupen sich in der kritischen Stund« des Mordtages für einig« Zeit aus dem Zimmer, in dem sie selbst und andere Haus genossen saßen, entfernt haben müsse; wenigstens habe sie ihn damals für eine Weil« ganz au- den Augen verloren. Auch in ihren weiteren Bekundungen schien Frau Eckert sichtlich be müht zu sein, den Angeklagten von sich abzuschütteln. DaS verwundert um so mehr, als von verschiedenen Seiten be hauptet worden war, daß die alte Dame zu ihrem Schwieger sohn in besonders herzlichen Beziehungen gestanden, und daß i sie ihn nach dem Tode ihrer Enkelinnen in jeder Weise zu ! Decken und zu schützen gesucht habe. Es wurden dann Zeugen, di« zu dem Bekannten- oder ! Verwandtenkreise der beiden Opfer gehören, vernommen, und ! nach ihnen der Hirschberger Gasanstaltsdirektor Wrobel, der Ursprünglich als Sachverständiger für Hypnose und Suggestion s hätte fungieren sollen, von der Verteidigung aber als „Ver- trauenSmann" des Staatsanwalts abgelehnt worden war. Der Zeuge äußerte sich über hypnotisch« Versuche, die er mit Frau Eckert, Irmgard Schade und Fräulein Mohr genurcht hatte, und Vie ergebnislos verlaufen zu fein scheinen. -> - - . EchlußSienst. i Drahtnachrichten vom 18. De-emd-r. " Die Überfremdung der oberschlefischen Industrie. Kattowitz. Auf die Überfremdung der oberschleftschen Industrie wirst folgender Vorfall ein bezeichnendes Streif licht: An der Besichtigung der Razionkau-Grube durch die Grenzfestsetzungskommission nahm als Vertreter des Direkto riums der Grube bereits ein englischer Ingenieur teil, welcher die nötigen Ausschlüsse über die Lage der Grube selbst und ihre Kohlenfelder gab und Stellung zu der beabsichtigten Grenzführung mahm. Dee Nadzionkau-Grube gehört zum gräflich Henkel-Donnersmarckschen Besitz und ist in englisch« Hände übergegangen. Mißglückte dänisch-russische Verhandlungen. Kopenhagen. Nicht nur von der sozialistischen, sondern auch von der konservativen Press« wird die Geheimniskrämerei der dänischen Regierung in den Verhandlungen mit Sowjet rußland vollkommen gemlßbilligt. Der Außenminister Skave- niuS motiviert sein« Handlungsweise damit, daß eS Sowjet rußland weniger um daS Zustandekommen eines Handelsver trages, als um seine politische Anerkennung durch die dänische Regierung zu tun gepesen sei. Skavenius hat für den Fall der Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Rußland mit dem Rücktritt gedroht.
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