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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 26.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192110268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-26
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
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GM w KM-ßchrMMttti«. Sachse« beauiragt durchgreifende Maßnahme« bei« Reich-ernShrnugSumt. Um den herrschenden Äartoflelpreistreiderelen entgegevzutretkn, Hai das sächsische Wtrtschastsmtnisterium beim Reichsernährungs- Minister die Genehmigung zum Erlab eines Kartoffelausfubrverdotr beantragt und zugleich ersucht. Ueberschubländem, die daraufhin etwa auch Ausfuhrverbote beantragen würden» die Genehmigung dazu zu versagen. Wetter hat Sachsen den Reichsernährungsmlnitter ersucht, zu veranlassen, daß im ganzen Reiche Kändlern, die den Landwirten unangemessenen hohe Preise bieten oder zahlen, sofort der Kandel mit Kartoffeln verboten wird. Den sächsischen Staatsgütern soll der Verkauf von Kartoffeln nach außersächstschen Gebieten verboten und Anweisung gegeben werden, dah sie nur zu dem von der Kartoffcl- preisnortierungskommission festgesetzten Preise verkaufen dürfen. Am Donnerstag findet eine Konferenz der Ernährungsminister aller deutschen Lander statt, die sich mit der Kartvffelpreissrage beschäftigen wird. Gegen dos Achtenden der KarWlMsc. Der Landeskulturrat wendet sich erneut mit folgendem an die Landwirte: Die Preise aus dem Kartosfelmarkte find in den letzten Wochen wiederum sprunghaft in die KV he geschnellt und haben bereits einen Stand erreicht, der einen groben Teil der Bevölkerung die Eindeckung mit den notwendigsten Winterkar- toffeln unmöglich macht, Schuld an diesen Verhältnissen sind in erster Linie die sich gegenseitig überbietenden Angebote Ler Aufkäufer, die nun schon seit Wochen in grober Anzahl im Lande herumreisen und daneben zu einem nicht geringen Teil die Verbraucher selbst, die in ganz unbegründeter Besorgnis wegen ungenügender Eindeckung an die Erzeuger unmittelbar herantreten. Auf diese Weise ist eine über den eigentlichen Bedarf hinaus künstlich erhöhte Nachfrage geschaffen worden, die in keinem Verhältnis mehr zu dem vorhandenen Vorrat steht, denn die Landwirte sind vielfach noch mit der Kartoffelernte beschäftigt und müssen zunächst die Kerbst- bestellungsarbeiten erledigen, ehe sie über ihre Kartoffelernte zwecks Abgabe an die Verbraucher in vollem Umfange verfügen können. Jedes Drängen aus sofortige Lieferung führt nur zu immer neuen Preissteigerungen und verwirrt noch weiter die Lage auf dem Kar- tofselmardte. Bei dieser Gelegenheit mutz immer wieder ausdrücklich darauf hingewiesen werden, datz die diesjährige Kartoffel ernte zu einer normalen Versorgung der Bevö lkerung ausretcht. An dieLandwirte selbst aber müssen wir immer dle dringende Aufforderung richten, dem Kochtretben der Kartoffelpreise entgegenzuwtrken, indem sie die Kartoffeln zu den zuletzt notierten Preisen der Sächsischen Kartoffelnotterungskommission an ihre land- wirtschaftlichen Genossenschasten bezw. an die Verbraucher unmittelbar abgeben. Die Kartoffel ist auch heute neben dem Brot noch dos wichtigste Nahrungsmittel für die weitaus gröhten Telle der Bevölke rung, die in ihren minderbemittelten Schichten eine weitere Verteuerung der Lebenshaltung nicht me^: ertragen können, während bei den Arbeitnehmern jede weitere Preissteigerung für die landwirtschafilichen Erzeugnisse zu weiteren Lohn» und Gehaltssorderungen Veranlassung geben muh. Säcklflcke unä kokals Mitteilungen. Naunhof, den L5. Oktober l92l. Merkblatt für den LS. Oktober. Sonnenaufgang 6" II Mondaufgang 12" V. Sonnenuntergang 4" II Monduntergang 2" N. 17L7 PreiLLcher Staatsmann Friedrich Kail ykhr. vom und -um Stein geb. — IMO Graf Helmut o. Moltke geb. — 1b28 Landwirt Albrecht Thaer gest. Hl Die Sammelmappe. Wir werden künftig Wohl ausschließ lich darauf angewiesen sein, unsere geistigen Bedürfnisse aus unserer Zeitung zu decken. Gute Bücher sind fast nur noch Kriegsgewinnlern zugänglich, und auch ein anregender Briet» ' wechsel mit lieben Freunden wird in kurzer Zeit, infolge des neuen PosttartfS nahezu unmöglich gemacht sein. Stellen wir uns deshalb auf unser Blatt ein und suchen wir Mitteilungen, die für uns von bleibendem Wert sind, dem Schicksal so man cher guten Zeitungsarbeit, nämlich der Vergessenheit, zu ent reißen. Wie ost haben wir uns beim Lesen der Zeitung wohl vorgenommen, diesen oder jenen Artikel aufzubewahren. Wir sind aber bei dem Überfluß geistiger Anregung und Nahrung immer wieder davon abgekommen. Jetzt aber heißt es spar sam wirtschaften, auch mit der geistigen Kost, und wie wir uns schon in vieler Hinsicht wieder der einfachen Hilfsmittel unserer Vorfahren bedienen müssen, so dürste es angebracht sein, auch wie es früher allgemein geschah» Zeitungsausschnitte «inzu- kleben. Jedenfalls ist solche Sammeltätigkeit zweckmäßiger und billiger als manche andere, und viele kleine Kostbarkeiten wür den uns dadurch erhalten bleiben. t. Der Wahrheit Sieg. Roman von Erich Ebenstein. v WaS wiN sie von ihm? Wenn sie sich um ihren Ruf bringt, ist er schuld ? Hat er sie jemals gerufen? Ihr jemals auch nur durch einen Blick zu verstehen gegeben, daß st« ihm mehr wäre als eine gute Nachbarin? Daun kommen ihm jäh die letzten Worte des Verwalters zum Bewußtsein. Bleich btS in die Lippen hinein, steigt er langsam den Hang hinab, biß dichtM» den Verwalter heran. »Waß bin ich, H«r Verwalter? Ich meine, ich muß mich — verhört — höben EH ist ÄÄM WMMWck Gabriel Heidrichs, da« den Der- walter unwillkilrlich -«rückweichen läßt. Seine Antwort ist Än verlegen es Murmeln. »Genn Ihr nichts habt mit ihr, warum sagt Ihrs nicht ehrlich, Heidrich?" frägt«. »Hat mich bis heut noch kein Mensch darum gefragt I" »Aber ich! Ich tu'SMt l" braust Daniel Kaltenhauser in blind heroorbrechend«-Grsiicht auf. „Wissen will ich, wie Ihr steht mit der BachwuEn, Waldmüllert?" Heidrich atmet erleichttRt auf. Aus den Blicken des Berwal- lers hat er endlich begriffen, waS den Mann zu der Frage treibt. ' v-' " „Wie ich stehe mit der Bachwirtin?" sagt er sehr ruhig. „Gar nicht, Herr Verwalter. Nachbarn sind wir redlich gegen einander, nicht-weiter. Sie kanus Euch so gut beschwören, wie ich." „Frei lich, freilich," bestätigte sie, mit einem süße», Lächeln um die vollen, roten Lippen zu ihm aufblickeud. „War ich vorhin nit daheim, Herr Verwalter, so werd ich Loch deswegen nit um die Ehre Eures Besuch- kommen? Sind ja nur eilt paar Schritte hinab." Daniel Kaltenhanser läßt sich nicht lange bittet». Während er mit ihr den Weg zum WirtShauS hinabschreilet, breitspurig nud selbstbewußt, den grünen Ailzhut mit der Schiidhahnfe- der etwa-schief auf dem Kopf, leuchtet sein rotes, kupfrigeS sicht in stolzer Zufriedenheit. „Ein Stein ist mir vom Herzen, daß -wischen Euch und — Naunhsf. Wie uns »o« der diesige» OSttroenvaltungsstelle mitgeteilt wurde, besteht bis 27. ds. Mon. ein- Anaahmesperre für Frochiftückgut. Ausgenommen davon find leichtverberbliche Lebens- milkU insbesondere Kartoffeln und Obst. — Naunhof. Den Fonds zur Errichtung des Ehrenmals zu fördern, veranstaltet der Gesangverein .Eoneordta".»«« durch Anzeigen in unferem Blatte bereits bekannt gegeben, morgen Mittwoch einen Sffentl. Theaterabend. Jur Aufführung kommt ein schönes Volks- stück .Di« Lieder des Musikanten". Es wäre zu wünschen, daß dem Verein ein voller Saal beschieden ist, um dle Mitglieder desselben, vor allem die theaterspielenden, sämtlich Naunbofer Kerren und Damen, für ihre Mühe zu entschädigen und gleichzeitig dem guten Zweck zu dienen. — Wo ist dein« Spende? Im Gedenken an die Oppouer Opfer muß sich jeder Deuischfühlende, ob arm oder reich, zu denkbar möglichster Bereitwilligkeit verpflichtet Mlen, um den Allerärmsten, die ihres Ernährers beraubt, oder Angehörige verloren, die in der selben Trauerflunds auch noch um ihre Wobnflätte gekommen und um ihr Kab und Gut, die Not lindern zu Helten. Denk: Wir werden morgen alles verloren haben, war wir liebten, schafften, erworben. So können wir morgen selbst in bitterer Not sein. Wie verzweifelt würden wir sein, wenn Menschen, die uns helfen könnten, gleichgültig unserer Not gegenüberfländen. Küten wir uns müde des Gebens zu werden. Seist mit! Die Nachr. f. Naunhof nehmen jederzeit Spenden entgegen. -j- Im Bereich der deutschen Reichsbahn werden die Personen-, Gepäck- und Expretzguttarife erhöbt. Di« Erhöhungen betrugen im allgemeinen im Personenverkehr 30 v. K. und im Gepäckverkehr mit Ausnahme der Zone I rund S v. K. Im Expreßgutverkehr wird der EtnheitsiH für 10 kg und t Km von 36 Pig. auf 4 8 Pfg. und die Mindestfracht von 3 Mk. auf 4 Mk. erhöbt. Die Erhöhungen steten im Personen- und Gepäckverk-Hr am l. Dezember 192! und im Erpretzgutvekkehr bereits am l. November 1921 in Kraft. -ß Wodurch btt Republik befestigt werden soll. Die sächsische Regierung hat durch Verordnung bestimmt, datz alle Behörden ihrem zuständigen Ministerium bis zum 1. November anzuzetgen haben: 1. Ob in den Anschriften an den Außenseiten oder im Inneren der Dienstgebäude sich noch die Bezeichnung .Königlich" befindet und welche Soheitszeichen der früheren monarchischen Staatsgewalt die Dienstgebäude sonst noch ausweisen. 2. Aus welchen Gründen die Entfernung der Inschriften und Soheitszeichen bisher unterblieben ist. 3. Wie hoch sich die Koste« für ihre Beseitigung belaufen und, soweit nötig ein Gutachten der zuständigen staatlichen Kochbaudienststelle bezw. einen Kostenanschlag beizüfügen. Weiter sollen die Behörden sofort Sorge dafür tragen, daß in den DienstgebSuden aus allen Amtsstuben, Derhandlungs- und Warteräumen, Gängen u. dergl. alle Bilder und Büsten von Mitgliedern ehemals reg. Käufer und sonstige monarchische Erinnerungszeichen entfernt werden, und zwar auch, soweit sie Privateigentum von Beamten sein sollten. Künstlerisch wertvolle Stücke aus staatlichem Besitz sind einem Museum zu über- weisen. Als Soheitszeichen der früheren monarchischen Staatsgewalt sind nur Kronen, nicht die Woffenstücke selbst anzusehen. Das Wahlrecht der unehelichen Müller. Das sächsische Ministerium des Innern soll entschieden haben, datz auch die unehe liche Mutter das Wahlrecht zu den Elternrotswohlen besitzt. -s- Frachtermäßigungen für Kartoffeln. Dos Reichsverkehrs- ministerium hat ab 6. Oktober 1921 einen Ausnohmetaris für frische Kartoffeln bei Aufgabe als Frachtstückqut etngeführt. Von diesem Tage ab werden bis Ende Oktober d. I. die Sähe der Klasse -k für das volle Gewicht der Frachtsnberechnung zugrunde gelegt. Ab 1. November werden mit der Einführung der neuen, erhöhten Güter tarif« bis auf Widerruf spätestens bis 15. Mai 1922 die vom 1. November 1921 ab gültigen Frachtsätze der Stückgutklosse II nur für das halbe Gewicht der Sendungen berechnet. .Ist dies« Ver günstigung auch zunächst noch auf den Stückgutoersand beschränkt, so wird dadurch doch gerade dem Verbraucher, der seinen Bedarf direkt durch Bezug vom Erzeuger deckt, di« Versorgung mit einem Wiutervorrat an Kartoffeln erleichtert. -f- Der neue Preis für Metallgeld: Die Reichsbank bezahlt in dieser Woche sür ein Zwanzigmarkstück mit Passtergewicht SOO Mark, für ein Zehnmarkstück 300 Mark, sür «in Einmarkstück 7 Mark. -s- Warum Hie Zeitungen so teuer sind, wurde an Sand der Wuchergewinne der Popierindustrte wiederholt dorgelegt. Acht kommt die Ammendorfer Papierfabrik mit einem Abschluß heraus, der es ihr ermöglicht, auf das neuerdings verdoppelte Aktienkapital wieder 60 v. K. Dividende wie im Vorjahre zu verteilen, nachdem sie in den Jahren 1918 und 1919 86 und 60 v. S. ausgeschüttet haste. Diese Aiesengewinn« zeigen den Wucher in der Papierfabrikation, der selbstverständlich eine Steigerung der Papierpreise und damit der Zeitungspreise zur Folge hat. ch Ein astronomisches Schauspiel können wir im Oktober und November bewundern. Der Morgenhimmel zeigt eine glänzende Planetenversammlung. Im Osten des Kortzontes gehen Jupiter und Saturn zwischen den Sternen der Jungfrau täglich früher vor der Sonne auf. Der Helle Mars wandert ihnen entgegen. Er kommt aus der Nachbarschaft des Regulus im Löwen. Die lichtstarke Venus überholt den langsameren Mars, läuft zwischen Jupiter und Saturn hindurch und entfernt sich immer weiter vom Mars. — Mitte Oktober find Jupiter und Saturn schon^norgenr 5 Uhr sichtbar. Strahlend leuchtet Venus über beiden. Äkrs schließt den prächtigen Planeten stab ab. Gegen Ende des Monats stehen die lichtmächtigen Planeten Venus und Jupiter nahe beisammen. Blatz glänzküver ihnen Saturn und in größerem Abstande über diesem Mars. Der schönste Anblick wird sich uns in den Morgenstusden um den 1. November darbieten. Mars, Saturn, Jupiter und Venus werden fast in gerader Linie stehen usb in ziemlich gleichen Abstände» von einander. Nicht welk davon wirb -er -röste Ster» tn -er Jungfrau «rglänzen. die Spika. Durch den Hobe« Besuch der vier Hellen Planeten wird das Stern bild der Jungfrau fast vnkenntlich sein. — Im November gesellt sich noch ein sünster großer Planet dazu, der Merkur. In der Tat «ine Planetenversammlung, wie sie kaum glänzender gedacht werden kann. — In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde tn der zwölften Stunde ein starker Feuerschein beobachtet, der lange Zeit sich hielt. Wie wir ersahren, ist der an der Pomtzener Stratz« ge- legen« Feim -es Rittergutes pomtzen niedergebrannt. — Grimma. Die grötzeren wirtschaftlichen Verbände Grimmas haben zu den bevorstehenden Stodtverordnetenwahlen, wie mon schreibt, eine unpolitische Einheitsliste aufgestellt, die auf rein wirt- fchafttichen Grundlagen ausgedaut ist und durch die alle Kreise der Bevölkerung vertreten sein werden. * — Wurzen. Mit Rücksicht aus die herrschende Wohnungsnot bat der Stadtrat beschlossen, tn der Regel an Ehemänner unter 25 Jahren in Zukunft Familtenwohnungen nicht abzugeben. — Leipzig. Wie mitgeteilt wird, hat der hiesige Turf-Konzern, G. m. b. S, Königsplatz 3, sein Ende gefunden. Den Einzahlungen von etwa 500000 Mork soll ein Barbestand von 120 Mark gegen- überstehen. Zur Einkloge der Forderungen sollen sich die .Leid- tragenden" an bas hiesige Amtsgericht, Peterssteinweg 8, Zimmer 114, wenden. — Das 4 Jahre alte Töchterchen des Regierungsrates Dr. Geyer tn Marienberg siel beim Anrichten des Badewaffers in einem unbewachten Augenblicke in dos heiße Wasser und verbrannte sich derart, dah es an den erlittenen Verletzungen starb. — Plauen. Sturmeswüten. In dem Sturm, der am Sonnabend und Sonntag hier herrschte, wurde das Zelt des Zirkus Sorrasani, das auf dem Kasernenhose ausgebaut war, zerstört. Der Zirkus hat di« Vorstellungen abgebrochen und wird Plauen tn den nächsten Tagen verlassen. — Gegen die unnötige Anwendung von Titeln im Amtsverkehr wenden sich die Beamten des Wohnungsamtes zu Zittau, indem sie durch Anschlag solgende Bitte an die Bevölkerung richten: „Die geehrte Bürgerschaft wtrd gebeten, tm Dienstoerbehr die Beamten des Wohnungsamtes mit ihrem Familiennamen anzusprechen und jede Amtsbezeichnung des einzelnen in der Anrede zu unterlassen. Gleich- zeitig spricht die Beamtenschaft die freundliche Bitte aus, die geehrte Bürgerschaft in der Anrede gleich behandeln zu dürfen." Rah und Fern. O 38531 Postanstallen. Die Zahl der Postanstatten Deutschlands beträgt nach dev neuesten Ausstellung vom Ende des Jahres 1919 insgesamt 38 531. Davon sind 978 Postämter 1. Klasse, 891 2. Klasse und 5440 3. Klaffe, 693 selbständige Stadt- und Zweigpostanstatten, 12 980 Post agenturen sowie 19 549 Posthilfsstellen. Die Posthilfs stellen sind keine Postanstatten im Sinne des Postgesetzes, sondern Hilfsanlagen für den Landbestelldienst. O Völlige Abschaffung der ersten Wagenklaffe. DaS Reichsverkehrsministerium wird^im Laufe des Winters die erste Wagenklasse völlig abschassen, da sie von bezah lenden Reisenden nur sehr selten noch benutzt wird. O Schwerer Sturm an der Nordseeküste. Ein orkan artiger Sturm tobte in der Nacht vom 22. zum 23. Oktober über Hamburg und der Unterelbe und richtete schweren Schaden an. Im Hamburger Hafen wurden viele Fahr zeuge losgerissen und selbst große Kähne sind auf Grund gesunken. Zahlreiche Fenster wurden vom Sturm einge drückt, Hunderte von Firmenschilde« zertrümmert. Von herabstürzenden Dachziegeln wurden mehrere Passanten getrost» und verletzt. Der Orkan hat auch auf der Nord see schwer gewütet, und es ist zu befürchten, daß tn den nächsten Tagen noch Schiffsunfälle gemeldet werden. O Eine Klage gegen Stinnes. Der englische Minen ingenieur Arnold Lupton verklagte Hugo Stinnes wegen seiner aus der Vorkriegszeit datierenden Beteiligung an Kohlengruben in Yorkshire vor dem auf Grund des Frie densvertrages eingesetzten Schiedsgericht. O Kaiser Karls Diamant. Die italienische Regierung will gegen den Exkaiser Karl, der wieder einmal von sich reden macht, einen Prozeß anhängig machen. Nach dem Friedensverlrage sind die Kunstschätze, deren sich Österreich seinerzeit in Italien bemächtigt hatte, an Italien zurückzu geben. Österreich hat auch alles zurückgegeben bis auf den berühmten Diamanten „Herzog von Toscana", den Ex kaiser Karl mit den übrigen Kronjuwelen auf seiner Flucht mitnahm. Man glaubt nun an ein gerichtliches Vorgehen mit Beschlagnahme der Güter der Habsburger in Italien bis zur Rückgabe des Diamanten. Der Diamant „Herzog von Toscana" wiegt 140 Karat. Sein Wert dürfte heute 10 Millionen Goldlire betragen. * Warschauer Zeilungspreise. Die Warschauer Zeitungen sind im Begriff, den Preis für eine einzelne Zeitungsnummer auf 20 poln. Mark zu erhöhen infolge der ungeheuren Steigerung des Papier- Preises, der gegenwärtig etwa 1100000 Mk. für einen Waggon beträgt, während er sich bet Kriegsbegtnn auf 2070 Mk. belief. dem da oben nicht- ist," sagt er, „ist doch nur ein Dummkopf, und für einen solchen seid Ihr zu schade. Denn meiner Treu, eS gibt in ganz Steiermark kein zweite- Weib wie Euch!" Sie antwortet daranf »nit keinem Wort. Aber ein Seiten blick trifft ihn, lächelnd, kokett und so vielsagend, daß «- ihn heiß durchrieselt. Auch Gabriel Heidrich ist ein Stein vom Herzen gefallen. So also steht eS um der Bachwirtin Herz? Gottlob! Nachher wird daß dumme Gerede, wenn-wirklich mngeht, doch bald genug anfhöreu. Zufrieden lächelnd setzt er sich auf einen Baumstrunk, nimmt die kleine Veva auf den Schoß und drücki ihr blondes Köpfchen fest au seine breite Brust. „Wir zwei, gelt, wir zwei brauche» kein drittes nit," sagt er nnd verstummt dann plötzlich. Denn wie er Veverlß blonde Haarringeln an seiner Brust betrachtet, fällt ihm »»»versehens auf, wie ähnlich sie siud «nit dein lichten, goldig schimmernden Blondhaar auf einem andern Kopf. „Die Regina wohl. Die Vimten wir schon brauchen," denkt er. Und darüber erscheint ihm mit eineminale die Wei« wieder hell und schön. Jetzt, wo die Sache mit der Bachwirtin ein für allemal klargestellt ist, muß sich, so meint er, auch aller andere Dunkle lichte». Si»d ja brave Leitte, die Friedleit»er. ll»d uicht au! den Kopf gefalle». We»» ma» ruhig mit ih»e» redet und ihnen alle« erklärt, werde» sie'S wotl emsehe», wo ihr Vor teil liegt. Ei» bissel Zeit muß ma» ihne» Hult lassen. Son» tag ist Kirchweihfest. Da habe» sie schon vorher keinen Sinn für was Ernstes. Aber daim. Nachher. Dan» red ich mit ihn«» Und daß »nit de»» Veitelbauer wird auch nur Unsinn sei» I» der Haußtüre wird ein altes, grauhaariges Weib sicht bar. Einen Augenblick bleibt st« kopfschüttelnd stehen, die nackten, sehnigen Arine schlaff herabhängeud, und denkt: „WaS er nur hat seit gestern, daß er alleweil so umeinander geht und vor sich hinschaut, alß müßt er de» gestrige» Tag suche»! Wo er doch so»st immer der erste u»d letzte bei der Arbeit war! Schier ängstlich könnt- einem werden." Dann rnft sie la»t hinab: „Essen gehen k Habt'- dein» nit elf läuten höret» ? Lie Kuechte sangen schon'- Vaterunser „'i zu beim!" Heidrich fährt auf wie aus den» Traum. „Schon?" murmelt er. Daun utmmter die kleine Deva an der Halid und beginnt lachend mit ihr den Hang hinauf zr laufen. 3. Kapitel. V:u Nachmittag, während die alte Wabt mit Veva zu ihre» einzigen Busenfreundin, der alte» Gralm, hiuaufsteigt, un dieser de» la»g verspro<he»e» Salatsame» zu bringen, kommt der Herr Pfarrer in die Mühle. Er kommt von rückwärts durch den Wald, wandelt behag lich den Fußsteig längs der Mühlquelle hin bis zu dem immer offeu steheude» Mauerpförtch«» deß Hofes. Alles ist fattber, zweckmäßig »nd wohlgeordnet. Jin offe nen Schuppe» die Wage», Pflüge »»d Eggen, daneben die Ställe, der ne»erbartte Schweiuekobeu und WabiS Stolz: der Hühnerftall, der wie eine kleine Burg aussieht. Das Wohn- hau- ist rosenrot getüncht, hat grütle Jalousie» und an de» et wa- größer al- so»st übuche» Fettster»» stehen schon die glück lich überwinterten Blumenstöcke. Die Mühle wird nicht durch Dampf, sondern von fröhlich rauschende» Wasser» getriebe», ihr mooSbewachselleS Dach steht steil über altersgraue» Stein- »mmern, und i» dein große» Tor al» der Fro»t hä»ge» noch dieselbe»» gekerbte» Flügel aus Eicheuholz mit eisernen Be schlägen, wie sie einst ei» Heidrich nach der Türkeuzeit dort hat anbringe» lassen. „Sauber, wirklich sauber hat er alles beinand," denkt der Pfarrer, während sein Blick da- ganze Anwesen umfaßt. „Wär schade, wen» er der letzte Heidrich bliebe u»d alle- durch die Veverl einmal weiß Gott a» wa- für eine» fremden Menfche» käme. Aber er ist noch jung, kaum fünfunddreiß»^ da kantts »och anders werde». Tät ihm eine rechte Brave wünschen." I» diese,» Gedanken steigt der Pfarrer gemächlich da- Trepplem hinab und nähert sich dem HauS. „Der Müller daheim ?" fragt er die Küch«nmagd, die in» Flur Holzzeug abreibt. „Wohl, wohl, in der Stuben drin," peidrich sitzt nm Fenster und bastelt an einem kleinen 8«i- telwagrn herum, de» Veverl gestern zerbrochen hat. 841,20
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