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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 16.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192110169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
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Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-16
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Monat
1921-10
-
Jahr
1921
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Eine Verlustliste. Wenn die Nachrichten über die Teilung Oberschlesiens sich bestätigen, dann gehen 86 Prozent der oberschlesischen, bezw. 42,5 Prozent der gesamten deutschen Kohlenvnrräte bis zu 1500 Meter Tiefe verloren. 64 Prozent der ober- schlesischen Steinkohlenförderung kommen an Polen, was nach den Förderungsziffern von 1913 einen jährlichen Ausfall von 28 Millionen Tonnen Steinkohlen für Deutsch land bedeutet. Es kommt hinzu, daß die deutsch bleiben den Kohlenwerke zum großen Teil stark abgebaut sind. Von der gesamten deutschen Zinkproduktion gehen mehr als 60 Prozent an Polen verloren, ebenso kommen sämt liche deutschen Zinkhütten Oberschlesiens in polnische Hand. Von der deutschen Bleierzsörderung und den darin ent haltenen Silbererzen gehen 27 Prozent verloren, da 75,4 Prozent der oberschlestschen Bleierzvorkommen in dem ab- getrennten Gebiete liegen. Für die Eisenindustrie lasten sich noch keine ganz genauen Zahlen mitteilen, doch ist auch hier mit einem Verlust von mehr als 63 Prozent der ober- schlesischen Eisenindustrie zu rechnen. Der türkische Sieg am Sakaria. Kaltstellung des griechischen Feldherrn. Die Türken bleiben dabei, daß bei den letzten Kämp fen der Sieg bei ihren Fahnen war. Die Athener Nach richten, nach denen die griechische Armee in dem Abschnitt des Sakaria einen großen Sieg davongetragen haben soll, werden für unrichtig erklärt. Die Türken setzten vielmehr in diesem Abschnitt ihren Vormarsch fort. Diese Auffassung erhält eine bedeutende Stütze durch die Athener Meldung, daß das griechische Kabinett den General Dusmanis, der erst vor kurzem Generalstabschef der Armee geworden war, jetzt plötzlich aus dem Dienst entlasten hat! Liman von SanderS' Ansicht. Der Führer der früheren deutschen MilitSrmission in der Türkei, Marschall Liman von Sanders, äußerte über die Lage im nahen Orient u. a.: Der Kampf der Griechen gegen den tür kischen FreischarenführG Mustapha Kemal ist ein Versuch Eng- lanvS, den ihm in seinen Orientplänen unbequemen Islam nie- Die deutsche Walt. - Der bayerische Ministerpräsident, Graf v. Lerchenfeld, hat anläßlich seiner Pfalzretse ein Telegramm an den Reichspräsidenten in Berlin gerichtet, in dem er sagt: „In den schweren Tagen, in denen wir um Oberschlesten bangen, ist es mir Bedürfnis, Ihnen zu sagen, daß ich überall treue Deutsche gefunden habe. Die Pfalz hält fest am deutschen Vaterlands." veutsch.^fterreich. X Nach der Konferenz von Venedig. Die Konferenz von Venedig ist geschlossen worden. Sie stellte den Ver such dar, dem österreichischen wie dem ungarischen Stand punkt Rechnung zu tragen, vor allem aber die Befreiung des Burgenlandes von den jetzt dort herrschenden Banden zu bewirken sowie die ruhige Besetzung des Landes zu ge währleisten. In Wien will man nun zunächst abwarten, ob die ungarische Regierung stark genug sein und den guten Willen haben wird, die Banden aus Westungaru zu vertreiben. Schon jetzt aber befürchtet man auf das ernstlichst« den Verlust von Oedenburg. Italien. X Ein frostiger Empfang. Bei dem Einzuge des italie nischen Königspaares in Bozen hielt sich die deutsche Be völkerung vollkommen fern. Nur die amtlichen Gebäude waren beflaggt. Die deutsche Bevölkerung zog die Vor hänge vor die Fenster. Die Straßen waren bei dem Ein zug des Königspaares nur von italienischem Militär und Neugierigen besetzt. Aus In« und Ausland. Berlin. Im Reichsrat widmete der Minister deS Innern Dr. Gradnauer dem aus dem Reichsrat ausscheidenden sächsi- schen Gesandten Dr. Koch herzliche Worte des Abschieds. Er wünschte ihm für seine neue Tätigkeit in Prag das allerbeste. München. Der frühere König von Bayern, der sich seit einiger Zeit in Ungarn aushält, ist dort neuerdings erkrankt. Karlsruhe. In einer Versammlung teilte der badische Finanzminister Köhler mit, daß in den Geheimorganisa- tionen, die in München aufgedeckt worden sind, mehr als 10000 Organisierte waren, um unter einem Kommando loszu- schlagen. Weiter bemerkte der Redner, daß Frau Erzberger auch heute noch Schmähbriefe erhalte. London. Die nichtamtliche interalliierte Wirtschastskonke- renz hat eine Tagesordnung angenommen, daß die Deutschland aufexlegte Entschädigung unbillig und schädlich für das Wirtschaftsleben in allen Ländern und auch in hohem Maße als Ursache der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit in Eng land zu betrachten sei. Washington. Präsident Harding erklärte, die vollständige Abrüstung habe wenig Aussicht auf Verwirklichung und sei nicht wünschenswert. Zu wünschen aber sei eine vernünftige Ein schränkung der Rüstungen. Oer Einfluß auf die „Reparationen". Die geschmälerte Produktionsbasis. Den Mittelpunkt der politischen Erörterungen in Berlin-, die sich an die Genfer Entscheidung anknüpfen, bildet die Frage, welche Folgen sich aus der unsinnigen Grenzziehung, falls diese sich nicht noch irgendwie ver hindern läßt, für die gesamte Politik Deutschlands gegen- über seinen Gläubigerstaaten ergeben. DabeiliegtesklarauP der Hand, daß nach so schweren Verlusten für uns nicht mehr die Möglichkeit besteht, unsere im Ultimatum über- nommeuen Verpflichtungen im bisherigen Umfange zu er- füllen. Da die genauen Einzelheiten des Völkerbunds urteils nicht einwandfrei bekannt sind, muß man sich vor läufig auf Schätzungen dieser Schädigungen beschränken. Bei der sehr verzweigten Verflechtung der Kohlen- und Erzproduktion und den gesamten Jndustrieverhältnisscn des oberschlesischen Reviers sind auch solche Schätzungen mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Es würde eine weitgehende Umstellung des deutschen Wirtschaftssystems, insbesondere auf die noch mehr geschmälerte Kohlen- und Kraftversorgung notwendig werden, deren Einzelheiten sich noch nicht übersehen lassen. Man ist in Parlaments- kreisen auch der Ansicht, daß keinerlei politische Entschei dung möglich sein wird, ehe nicht völlige Klarheit über den Umfang der von Deutschland geforderten Opfer cin- getreten ist. Dieser Standpunkt gilt insbesondere auch von der Koalitionspolitik. Aus diesem Grunde ist im Augenblick auch die sogenannte „innere Krists" zu einem vorläufigen Stillstand gekommen, und die Pause wird da zu benützt, um durch unverbindliche Besprechungen den Boden für eine größere politische Aktion im Sinne einer Negierungsverbreiterung vorzubereiten. - derzuringen. Nur haben sich die Engländer aründlich verrechn » net, wenn sie in diesem Kampfe gerade die Griechen vorschoben, s Kein Volk begegnet in der ganzen mohammedanischen Bevölke rung so ausgesprochenem Haffe tvie das griechische. Die Stel lung deS Königs Konstantin scheint stark geschwächt zu sein. Die Engländer werden auf die Hilfe Griechenlands zur Not ver zichten können, da sie ja noch andere Eisen im Feuer haben. Sie dürften wissen, warum sie Faisal zum König von Bagdad und Abdullah zum Scheinherrscher im Ostjordanlande bestellt haben. Streik im Baugewerbe. — Streik. Wegen Lohnerhöhung von etwa 30 Prozent, die ihnen von den Arbeitgebern in der verlangten Köhe nicht bewilligt werden konnte, sind die Bauarbeiter und Zimmerer in Leipzig in den Streik getreten. Wie das dortige Tageblatt dazu erfährt, ist in den letzten WochW mehrfach aus den einzelnen Bauten versucht worden, neue Lohnforderungen durch Teilstreiks durchzudrücken. Der Versuch ist nur auf einigen Baustellen geglückt und hat bei den anderen zu Arbeitseinstellungen geführt. Am letzten Montag fand nun im Dolkshaus eine Versammlung der Zimmerer und Maurer statt, in welcher mit überwiegender Mehrheit der Ausstand beschlossen wurde, so datz seit Mittwoch mehrere tausend Bauarbeiter und Zimmerer streiken. Es sollen bereits Verhandlungen im Gange fein, die eine Verständigung herbeifllhren, da durch einen längeren Ausstand die Folgen für den Wohnungsbau ganz besonders störend sein würden. * Schneller als man selbst in den beteiligten Kreisen erwartete, hat der Streik im Baugewerbe Sachsens seinen Abschluß gefunden. Man ist, um den Streik beizulegen, nach langen Verhandlungen zu einer Einigung gekommen: Die Arbeitnehmer sind von ihren Lobn- s forderungen um einige Prozent heruntergegangen und die Arbeit- j geder haben zu ihrem ersten Angebot ewige Prozent zugelegt, so daß > man auf einen Stundenlohn von 9,65 Mark für Maurer und Zimmerer sich geeinigt hat. Dom 18. November erhöht sich der Stundenlohn aus 10,30 Mark. Zur Oppau-Spende. Der Leipziger Kilssausschuß für die Geschädlglen in Oppau hielt am 6. Oktober eine Sitzung ab, im der das bisherige Ergebnis der Sammlung festgestellt worden ist. Die Feststellung ergibt folgendes Bild: Sammlung der Leipziger Neuesten Nachrichten bis zum 6. Obtdr. mittags (1.—ll. Quittung) Mk. 373664,29 Eingänge beim Leipziger Finanzausschuß . 190242,70 Stiftung des Leipziger Finanzausschusses . 100000,— Mk. 663906,99 Don dieser bis jetzt vereinnahmten Summe sind vom Verlag der Leipziger Neuesten Nachrichten an die Reichsbankhauptstelle Leipzig zur Weiterleitung an den Retchs-Kilssausschuh in Berlin unlerm 30. September 192! adgesührt worden Mk. 220W0,— Vom Verlag der Leipziger Neuesten Nachrichten sind unlerm 7. Oktober wettere . 135000,— sowie vom Leipziger Finanzausschuß am gleichen Tage . 295000,— insgesamt also Mk. 650000,— an die Reichsbankhauptstelle zur Weiterleitung an den Reichs-Siifs- ausschutz in Berlin überwiesen worden. Die Sammlung selbst wird fortgesetzt und das Gesamtergebnis später festgestellt. An alle Kreise, die Spenden bis jetzt noch nicht überwiesen haben, ergeht die dringende Bitte, auch ihrerseits auf schnellstem Wege dazu beizutragen, daß das ungeheure Elend gelindert wird. Für unsere Stadt ist als offizielle Sammelstelle die Expedition der Nachrichten für Naunhof bestimmt. Es wird nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß alle Spenden, ganz gleich, wohin sie überwiesen werden, im Gesamtergebnis an den Reichs-Ktlfsausschutz nach Berlin adgesührt werden. Der Leipziger Kilfsausschutz, dem außer Len Angehörigen des Leipziger Finanzausschußes die Kerren Kreishauptmann Lange, Amtshauptmann Ryssel und Oberbürgermeister Dr. Rothe angehören, rechnet auf den Opserstnn der gesamten Bevölkerung und bittet erneut, wettere Spenden mö^ichst umgehend an die genannten Etnzohlungsstellen zu überweisen. Zur Oppau-Spende! Fünfte Quittung: Emil Schellenberger und Frau ^20.— - Richard Wilde 100.— - K. D 50.— - Erste bis vierte Quittung: 742,50 - Gesamtsumme VLL.5V Mk. Zur Kartoffelversorgung. Im Vordergründe der Dezirksausschußsitzung in Grimma vom 13. Oktober 1921 stand die Frage der Kartoffelversorgung der Be zirksbevölkerung aus der neuen Ernte. Die sehr eingehenden und ernsten Beratungen waren getragen von der lleberzeugung, datz die Beunruhigung in weiten Schichten der Bevölkerung außerordentlich iiesgehend ist. Da vor einiger Zeit bei einer in Wurzen odgehaltenen Verhandlung zwischen Vertretern der Erzeuger und Verbraucher die Kerren Rittergutspachter Born, KühnHsch und Stadtrat Rehm, Brandis, gewählt worden waren, um im Wirtschastsministertum wegen einheitlicher Maßnahmen auf dem Gebiete der Kartofseloersorgung vorstellig zu werden, waren sie zur Verhandlung des Bezirksaus schusses zugezogen worden. Noch Lem von ihnen Über die Verhand lung in Dresden erstatteten Berichte mußte davon ausaegangen werden, datz die zu ergreifenden Maßnahmen ausschließlich dem Bezirksverbande zusallen. Allseitig wurde deiont, daß die schwierige Loge auf dem Kartoffelmarkie vorwiegend durch wilde Aufkäufe be dingt ist, die wucherische Preise bieten, sestgestellt wurde aber auch, daß auch der ansässige Kandel, um überhaupt zu Kartoffeln zu kommen, zu hohen Angeboten geschritten sei. Kirr einzugretsen, er scheint deshalb geboten, soweit dies im Rahmen der freien Wirtschaft noch möglich ist. Der Amtshauplmann teilte hierzu mit, daß die Gendarmerie des Bezirkes bereits angewiesen sei, aus alle Aufkäufer zu fahnden, die wucherische Angebote machten, und datz geplant sei, unabhängig von dem wegen Preistreiberei oder Wucher etnzuleitenden Strafverfahren, die Namen aller derjenigen Personen öffentlich be' könnt zu geben, die hierbei betroffen werden. Einstimmig wurde dann die Notwendigkeit anerkannt, durch Verhandlungen mit den Erzeugern die zur Versorgung der Bezirksbevölkerung erforderlichen Kartoffeln sicher zu stellen. Kierüber soll schon in den nächsten Togen in den einzelnen Teilen des Bezirkes gemeinsam von der Amtshaupt- Mannschaft und 4>em ländlichen Bezirksverband verhandelt werden. Von dem Ergebnis dieser Verhandlungen wird es abhängen, was dann weiter zu geschehen hat. Es ist deshalb der Amtshauplmann. schäft ein besonderer Ausschutz für die Weiterbehandlung der Äar- toffelfrage beigegeben worden. Ihm wird es insbesondere obliegen, den Bedarf in den einzelnen Gemeinden festzustellen, dasür zu sorgen, datz die Kartoffeln dem Verbraucher ohne weitere Verteuerung und in angemessenen Mengen unter Einhaltung seines wirklichen Bedarfes zugejvhrt werden, und darüber zu befinden, ob und welche Vorschläge zur Verbilligung der Kartoffeln etwa der Beztrksversammlung zu machen sind. Die Bevölkerung des Bezirkes kann hiernach ver sichert sein, datz Alles geschieht, um die Kartoffelversorgung sicher zu stellen und es darf gehofft werden, datz Einsicht auf Setten der Erzeuger und Kändler einerseits, Ruhe und Besonnenheit auf Setten der Verbraucherschaft andererseits die erfolgreiche Durchführung der geplanten Matznahmen sichern werden. Säckksicke unä kokale tlMetluoges. Naunhof, den 1S Oktober ISLl. Merkblatt für den 1«. «nd 17. Oktober. Sonnenaufgang 6-« (6*°)ii Mondaufgang 4" N. fS" N.) Sonnenuntergang 5" (5°°) ü Monduntergang V-B. l6«V.I S m 1«. Oktaler r Sichtbare MoMfinsterniS. 16. Oktober. 1793 Königin Marie Antoinette von wird enthauptet.- 1813 Völkerschlacht bet Leipzig. ^827-ZUer Arnold Böcklin geb. — 1854 Englischer Dichter Oskar Wilde geb. — 1915 Kriegserklärung Frankreichs an Bulgarien. Oktober. 1815 Dichter Emanuel Geibel geb. - 1849 Komponist Friedrich Franz Chopin gest. — 1918 Kaiser Karl verkündet die Umwand ung Osterreich-Ungarns in einen Bundesstaat. Wochenschau. Naunhofer Jahrmarkt und zwar ohne Regen, das bedeutet immer hin eine Seltenheit. Unsere jüngste Jugend schwelgte denn auch in den gebotenen Genüssen, oom warmen Würstchen mit türkischem König bis zur Berg-und-Tal-Bahn. Der Lärm der Fahrt, das Trompeten Ler Orgeln, viel Licht, ein jungfräulicher Quietscher von der Luft schaukel, dazwischen die Stiefelbude, deren Waren nach und nach in Lie Reihe der Kostbarkeiten avanciert sind. Ein Karussell, Sützig- kettsbestände und die geheimnisvolle Schaubude, ist das nicht genug zum Staunen und Jubeln? Daran fehlte es denn auch bet den Kindern nicht. Wer von den Erwachsenen sich erheitern wollte, der fand Gelegenheit dazu in der Aufführung der »Scheidungsreise'. Das Verlangen danach schien ober nicht stark zu sein, denn die leeren Stühle hatten beträchtliche Majorität. Ans Scheiden denkt man jetzt auch weniger als ans Keiraten. Dies Geschäft blüht nach wie vor, trotz aller Wohnungsnot. Die Besiedelung einiger der Käuser auf der Aue wird der letzteren kaum genügend adheifen, obwohl die mutigen Trockenwohner froh sein mögen, Latz sie endlich ihren Einzug halten konnten. Wenn sie genügend einkacheln, wird auch ein strenger Winter ihnen die Gemütlichkeit nicht rauben. Einstweilen spielt die kommende Kühle ja noch Verstecken, aber wer seinen Zehen bisher im Schuhwerk gesunde Ventilation gönnte, wird gut daran tun, ein solides Pechflaster auf die Wundmale pappen zu lassen, ehe die Zehen ein unfreiwilliges Futzbod nehmen. Ein mehr oder weniger geschicktes Ausflicken ist ja jetzt Trumps, sowohl im Grotzen, wie im Kleinen. Unser ganzes Wirtschaftsleben, wie unsere Politik steht unter diesem Zeichen, das schlimmste Flickwerk, die uns zugemutete Regelung der oberschlestschen Frage, erweist sich schon heute als unhaltbare Pfuscherei. Unser Vaterland ist so zerzaust und gedemüttgt aus den Welthändeln heroorgegangen, datz wir still ertragen lernten, daß unsere Mark drüben bei unserem grotzen Bruder zum Dreier herabgesunken ist, das hindert aber nicht, datz schon wieder Streikgelüste, diesmal von der Eisenbahn, auftauchen. In unserem kleinen Naunhof ist der Streik ober glücklich beigelegt. Ob Groß oder Klein, die Verluste, die derlei Kraftproben mit sich bringen, trägt letzten Endes die Allgemeinheit. 6. 0. — Naunhof. Im Vordergründe der Festlichkeiten steht die Feier des SSchs. Militäroeretns,Kameradschaft", welcher heute sein 25jähriges Jubiläum begeht. Das Fest wird durch einen Kommers eingelettet und schlicht morgen Sonnlag mit einem Ball. Die Anregung zur Gründung des Vereins wurde am 9. Oktober 1896 durch einen Ausruf in unseren Nachrichten für Naunhof gegeben, worauf die Gründung am 17. Oktober erfolgte. Zu seinem ersten Vorsitzenden wählte die Versammlung damals den längst verstorbenen Privatmann Kohfeld. Eine lange Reihe von Jahren hat dann Kerr Zimmermann Robert Köhler die Leitung des Vereins geführt, welcher auch heute noch an der Spitze steht. — Lichtspielhaus. Im Spielplan mutzte eine Aenderung eintreten. Anstelle des in voriger Nummer schon angekündigten Films »Eoinrude", welcher versehentlich an andere Stelle gelangte, wir- das Filmwerk »Mtrwal, der Löwenpeiniger' gespielt. Es ist ein Stück voll packender, auch aufregender Bilder. So halten die Vorgänge, in welcher wilde Tiere in Freiheit geraten und in das Kaus eindringen, durch die geschickte Darstellung die Zuschauer in Sutzerfter Spannung. Ebenso ist die Vorführung der Sprengung einer Brücke und Anderes von grober Wirkung. Ein vorzügliches Beiprogramm schltetzt sich an. Alles Nähere ergibt die heutige Anzeige. — Naunhof. Für Montag abend ladet der Vorstand des Kaus- und Grundbesitzer-Vereins zu einer Versammlung ein. Neben einigen Tagessragen, die für die Kausbefitzer recht wichtig sind, soll auch die Frage aufgeworfen werden, ob zur bevorstehenden Stadtoerordnetenwahl der Verein seinerseits Ansprüche aus einen Abgeordneten stellen will. Der Besuch dieser Versammlung ist des halb sehr zu empfehlen. — Naunhof. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden am 21. und 22. Oktober dieses Jahres nur dringende Geschäfte im Amtsgericht Grimma erledigt. — Naunhof. Am 15. Oktober endet die Frist zur Bezahlung der Kriegsabgabe vom Dermvgenszuwachsfür alle, denen der Steuerbescheid bis zum 15. Juli ds. Is. zugestellt und nicht eine andere Zahlungsfrist vom Finanzamt auf besonderen Antrag be willigt worden ist. ä. Bezirkstagung für Wohlfahrtspflege. Am Mittwoch, den 19. Oktooer veranstaltet das Wohlfahrtsamt der Amtshauptmann- schäft Grimma eine Tagung für Wohlfahrtspflege. Beginn mittags 12 Uhr im Ratskeller Grimma. Als Redner sind gewonnen worden: Frau Aegierungsrat vr. pkit. Ulich-Betl oom Ministerium des Innern, Dresden, die über .Amtliche und freiwillige Wohlfahrts pflege' sprechen wird, sowie der bekannte Leipziger Kinderarzt Kerr vr. mect. Welde, welcher die .Vernunstgemätze Ernährung und Pflege des Säuglings und Kleinkindes' behandelt. Die Vortragenden ver fügen nicht nur über reiche Sachkenntnis, sondern es geht ihnen auch der Rus voraus ihr Wissen in packender Weise dem Zuhörer zu vermitteln. Das Wohlfahrtsamt will mit dieser Veranstaltung den an der Wohlfahrtspflege interessierten Kreisen Gelegenheit geben, zu den von berufener Seite vertretenen Ansichten und Bestrebungen Stellung nehmen zu können und die aus eigener Arbeit gewonnenen Erfahrungen zu berichten. Zu diesem Zwecke findet am Schluß der Vorträge eine Aussprache statt. Gedeihliche Wohlfahrtsarbeit kann nur im Zusammenwirken aller in der Wohlfahrtspflege tätigen Kräfte und unter Anteilnahme und Mitarbeit der gesamten Bevölkerung geleistet werden. Daher wird gebeten, dem Ruse des Wohlfahrts amtes zu dieser Tagung sreundlich Folge zu leisten. Für Wurzen und Loldih sind ebenfalls in Verbindung mit der Wanderausstellung der Säuglingspflege für die nächste Zett gleiche Tagungen geplant. -j- Die Abserttgung an den Fahrkartenschaltern wird häufig dadurch verlangsamt, daß viele Reisenden mit größerem Papiergeld bezahlen, wodurch zeitraubendes Wechseln und Kexausgeben von Kleingeld notwendig wird. Wenn auch der bestehende Kleingeld- mangel zum Teil hieran Schuld ist, so möchte doch jeder Reifende mit dazu bettragen, daß die glatte Abwickelung -es Fahrkartenver- kauss besonders zu den Kauptverkehrszeiten nicht durch Siugabe großer Geldscheine zum Wechseln unnötig gehemmt wird, zumal die Eisenbahn auf Grund der Etsenbahn-Derkehrsordnung verlangen kann, daß das Fahrgeld abgezähtt entrichtet wird. Wetter wird auch darauf htngewiesen, daß amtliches Notgeld nur an den Elfen- bahnschaltern innerhalb des Bezirks angenommen werden kann, in dem es Gültigkeit besitzt. -j- Neue Freimarken mit Bildern der Schmiede, Bergarbeiter und Landarbeiter. Die Reichsdruckerei beginnt in diesen Tagen mit der Ausgabe der ersten Marken mit den Bildern der Schmiede, Bergarbeiter und Landarbeiter. Die Reihe dieser 6 Marken umfaßt 3 Bilder. Die beiden ersten mit den Werten 60 Pfennig (dunkel- violett) und 80 Pfg. (rot) stellen Schmiede in verschiedenen Alters stufen beim Arbeiten am Amboß dar; die beiden nächsten mit den Werten: 100 Pfg. (grün) und 120 Pfg. (ultramarin) zeigen Berg arbeiter mit Spitzhacke, Meißel und Karren in voller Tätigkeit; die beiden letzten Werte: 150 Pfg. (orange) und 160 Psa. (blaugrün) Landarbeiter beim Mähen und Garbenbtnden. Zunächst kommt die 60 Pfg.-Marke in Dogensorm (einfaches Porto für Inlandsbriese) zur Ausgabe; ihr folgt im Lause des Oktober der 120 Psg.-Wer! für den einfachen Ausländsbrief.
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