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Nachrichten für Naunhof und Umgegend Dieses Blatt erfthälk die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Grimma und des Stadtrates zu Naunhof. Z«wmg oder Rückzahlung der Bezugspreises. Druck und Verlag: Wünz ck Eule, Naunhof bei Leipzig, Markl L. Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 33. Jahrgang Freilag, den 20. Januar 1322 Nummer 3 Amtliches Eingegongen find Sächsisches Gesetz» und Der ge- litU Doch ließ er auch darüber keinen Zweifel, daß er der Welt j unausgesetzt die UnmögliOeit eines Verfahrens vor ! Augen hallen werde, das darin bestehe, ein einziges Volk .... . . isoliert herauszuheben aus der Gesamtwirtfchaft und es ordnungsblatt Glück 15 dis 31 vom Jahre 1921, Reichs- auszupressen -wie eine Zitrone, um es danach als ausge- „Geduld!" ««»-igeapr^se r Vie 6 ach Ucher Teil Md.. Reklaa Aanahme der Anzeigen bis größere nach früher. — Alle gesrtzvlatt Nrn. 67 dis 120. Sie liegen 14 Tage lang zu jedermanns Einsicht im Rat- House, Zimmer 8, Kanzlet, aus. Auf die an der Ratsiafel im Rathausdurchgang aushängende Bekanntmachung wird beson ders ymgewresen. Naunhof, am 19. Januar 1922. Der Bürgermeister. Deutschlands Gleichberechtigung. Kanzlerredk. im Industrie- und HandelStag. Auf der in Berlin abgehaltenen Vollversammlung de- Industrie- und Handelstages ergriff der Reichskanzler Dx. Wirth das Wort. Er betonte, daß dem schweren Jahre 1921 im Jahre 1922 anscheinend eine Periode der Ver ständigung folgen werde. Das maßgebende Kennzeichen dafür sei die Tatsache, daß man Deutschland alsgleich - berechtigten Kontrahenten zu einer Konferenz eingeladen habe. Man müsse es dankbar «begrüßen, daß man Deutschland zu einer solchen Konferenz jetzt unter die sen Umständen eingeladen habe. Weiterhin versicherte der Kanzler, daß der Aufbau einer starken Gtaatsautorttät beabsichtigt sei, die die Tätigkeit und die Lebensarbeit in Handel und Gewerbe objektiv zu würdigen bestrebt sei. — Nachdem dann mehrere Entschließungen, z. B. über die Wahrung der Rechte der Handelskammern beim Aufbau der BezirlswirtschaftSräte angenommen waren, hielt auch der preußische Handelsminister Siering eine Rede, der in längeren Ausführungen zunächst darlegte, daß nach Festsetzung der Ziele der Handelskammern über die pari tätische Zusammensetzung derselben wohl eine Verständi gung sich erzielen ließe. Er besprach dann die wirtschaft liche Lage Deutschlands und betonte, daß die Revision des Versailler Fried enSvertrageS immer dringlicher werde. Besonders warm begrüßte er die An knüpfung von Handelsbeziehungen mit Rußland. politische Rundschau. Deutsches Reich. Korpuszetle - Pfg^ auswärts Mk. Amt- f vk. Beilagegedühr pro Lundert Mk. s «s 10 Uhr vormittags de» (krschetnungstäges, r m-VermMdmgen nehmen Aufträge entgegen. — ;. ägera oder in der Geschäftsstelle angenommen, r Reichskanzler Dr. Wirth hat in der Schlutztagung des ZEtrumsparteitages in Berlin eine temperamentvoll« Rede gehalten, in Ler er sich in der Hauptsache mit den Er scheinungen Ler gegenwärtigen Parteikonstellationen im Innern befaßt«. WaS über die auswärtig« Politik in dieser Stunde gesagt werden kann, das muß er naturge- . maß dem Reichstag und dessen Auswärtigem Ausschuß Vorbehalten, die ja auch wieder ihre Pforten öffnen. Aber mit den Parteien hatte der Reichskanzler manches Hühn lein zu pflücken, und er tat das unter dem Jubel seiner Zu hörer mit einer humorvollen Frische, stellenweise aber auch mit jener »goldenen Rücksichtslosigkeit", Lie darauf schließen lassen, daß er sich in seiner Stellung durchaus sicher fühlt. Die musterhafte Disziplin seiner engeren Parteigenossen in allen Teilen deS Reiches, das einstimmige Vertrauens votum, das seiner Politik soeben ausgestellt worden war, mußte» ihn ja auch mit berechtigter.Genugtumtg erfüllen, zumal im Hinblick auf gewiss« Vorgänge in anderen Par teien, die zwischen Hindrängen zur Regierung und Flucht , vor der Verantwortung abwechseln, weil sie mehr als gut ist von Augenblicksinteressen und taktischen Erwägungen sich ! bestimmen lassen. Mit Stolz verweist der Kanzler auf die Tatsache, «daß das Zentrum in allen Wechselfällen der jetzi gen Republik bei der Stange geblieben und daß ihm diese Beharrlichkeit recht gut bekommen ist. Wohl könne natür lich auch einmal der Tag kommen, wo es sich in die Oppo sition zurückziehen müsse, für seine Person aber erklärte er, daß er keinen im Dunkeln schleichenden Intrigen weichen werde, sondern- zur offenen tzeldschlacht im Reichstag be reitstehe — womit vielleicht auf di« eigentüm liche Art und Weise hingedeutet werden sollte, wi« Briand in diesen Tagen urplötzlich beseitigt wurde. Ein unschönes Beispiel, das gewiß nicht zur Nachahmung reizt, womit vielleicht aber auch auf dunkle Machenschaften hingedeutet werden sollte, die der scharfe Blick des Kanz lers wahrzunehmen glaubt schon zu einer Zeit, wo sie anderen noch verborgen sind. Jedenfalls benutzte Herr Dr. Wirth diesen Anlaß, um sich zum Kampf mit seinen -inneren Gegnern zu stellen. Auch den Sozialdemokraten in der Regierung gab er so deutlich, daß ein Mißverständnis kaum noch aufkommen kadn, zu verstehen, daß ein Kom promiß in der Steuerfrage gefunden werden muß, wenn anders er und mit ihm das Zentrum nicht die Last der Verantwortung anderen Schullern überlassen soll. So ist nach innen hin der Auftakt für die neue Reichstagstagung gegeben; man kmn sicher sein, daß eS auch ihr an drama- tischen Zwischenfällen nicht fehlen wird. Uber die auswärtige Lage sagte der Reichs kanzler, was im gegenwärtigen Augenblick eben zu sagen ist, daß er in den Vorgängen von Cannes, in der vorläufi gen Bewilligung eines Zahlungsaufschubs und in der Einladung Deutschlands zur internationalen Wirtschaft-- konferenz nach Genua einen Erfolg seiner Politik und eine sachliche Rechtfertigung her Annahme deS Londoner MU- ' matumS erblicke; und daß er diese Erfolge vor dem Forum des Parteitages unterstrich, läßt sich verstehen, , ebenso die Ankündigung, daß er entschlossen sei, hie Politik ' des letzten Jahre» der Leistungen weiter zu versolgey. ' In einem Telegrammwechsel, den PoknearS zur Begrüßung mit seinem verbündeten Kollegen gehabt hat, de peschierte er an Llovd George u. a.: -Die französische Regierung ist überzeugt, daß es den beiden Völkern, di« auf den Schlacht feldern für eine und dieselbe Gache so eng vereint gekämpft baden, gelingen wird, in gemeinsamem Einvernehmen unter Aufrechterhaltung deS europäischen Friedens di« Durchführung der Verträge, die sie unterzeichnet haben, und die Reparatio nen für di« durch die Invasion verursachten Schäden sicher- ,»stellen.- Lloyd Georg« antwortete: .Die britisch« Regierung wird di« Sichre-eit des französischen Gebietes gegen «inen herrischen Angriff, di« Bezahlung der Frankreich für die zerstörten Ge biet« geschuldeten Reparationen und die ständig« Aufrechter haltung der -Bestimmungen de» Versailler Vertrag«» al» melnsame Interessen der französischen und der britische« Pol betrachten, die deibe Völker gemeinsam verteidigen mW Der preußische Staatshaushalt. —— Die Anteile an der Einkommensteuer, der Körper- schastsfieuer und der Umsatzsteuer, die Preußen von» Reiche zu bekommen hat, sind für 1922 mit zusammen 6810 Millio nen Mark angesetzt gegen 2839 Millionen Mark im Haus halt für 1921, also mit 3971 Millionen Mark mehr. Dieser Aufbesserung stehen aber gegenüber die Verschlechterun gen von 46 Millionen Mark bei den Bezirksverwaltungen und 2670 Millionen Mark bei den übrigen Staatsverwal tungen. Die ungeheuerliche« Kontrollkosten. Deutschland muß bekanntlich für Lie Mitglieder der alliierten Kontrollkommissionen in Deutschland außeror dentlich hohe Zuschüsse zu deren Gehältern zahlen, Lie z. B. für Len Chef der Kontrollkommission in Berlin 1N Millio nen im Jahr betragen. Nun ist dieser Tage ein Entschei dung des Botschafterrats eingegangen, Lie nun auch noch die Tragung Ler Kosten für die Gehälter der Kommissions- Mitglieder Deutschland cmferlegi und Mar rückwirkend für die gesamte Zett der Tätigkeit der einzelnen Mitglieder in Deutschland. Damit kommen wir auf -die runde Summe von Mei Drittel Milliarden Papiermark, die wir jetzt hier für aufbringen sollen. Es schweben in Ler Frage der Ge haltsnachzahlungen zurzeit noch Erwägungen, ob die Forderung des Botschafterrats berechtigt, d. h. juristisch haltbar ist. Erhöhung Ler Zeugen- und Gachverständigengebühren. Auf einen vom Vorstand des »Allgemeinen Deutsche« Gewerkschaftsbundes- an das Reichsjustizministerium ge richteten Antrag teilt der Reichsjustizminister mit, daß zur zeit im Reichsrät ein Gesetzentwurf vorliegt, der eine wesentliche Erhöhung der geltenden Gebührensätze vorsteht und voraussichtlich binnen kurzem dem Reichstag zugehen wird. Der Zentrumsparteitag in Berlin wurde mit einem Schlußworte LeS Präsidenten Porsch beendet, nachdem die Wahlen zur Reichspariei leitung erfolgt waren, Lie einstimmig folgendes Resultat ergaben: Ehrenvorsitzender: Reichskanzler a. D. Fehren bach, die Abgeordneten Herold, Porsch und Spahn. Erster Vorsitzender: Abgeordneter Senat-Präsident Marx; stell vertretende Vorsitzende: Abgeordnete Frau Drahnsfeld, Minister a. D. Siegerwald, Justizrat Moennig und Abge ordneter Glöckner. Die vom Parteitag angenommenen Richtlinie» Ler Partei gipfeln in folgenden Leitge danken: National« Freiheit und Erneuerung, christliche Staatsauffaffung, VoÄsstaat und Reichseinheit unter Wah rung de» Eigenlebens der Länder, sittliche und soziale Wirtschaftsordnung, christlich-deutsche Vollskuttur, christ liche Völkergemeinschaft. Frankreich. X Der Streit «m Lie KriegSbeschuldigten hat auch in Frankreich Anhänger und Gegner einer neuen Ausliefe rungsforderung auf den Plan gerufen. Im »Journal du Peuple" erschien ein offener Brief an den Vorsitzenden der Liga für die Menschenrechte. Er Ordert ihn auf, unver züglich die große Macht, die die Liga darstelle, zu einer energischen Protestaktion gegen die Auslieferung der Kriegsbeschuldigten einzusetzen. Im entgegengesetzten Sinne betätigt sich der Abgeordnete Bonnet. Dieser will den Ministerpräsidenten über die Durchführung der Re solution interpellieren, die der Interalliierte Ausschuß zur Begutachtung der Leipziger Kriegsbeschuldigten-Prozeffe dem Obersten Rat unterbreitet bat. Hen Bonnet mag sich ienstaa, Donnerstag. Sonnabend, amdm 4 Uhr eist Gon-tli« Mk. '/.jährlich ML. . Postgebühren WL. - . 3m Kalle höherer I« Störungen des Betriebes, hat ber Bezieher Kleine Heiinnq für eilige Leser. * Im Auswärtigen Ausschuß LeS Reichstage» gaben Dr. Rathenau und Reichskanzler Dr. Wirth eingehende vertrauliche Aufklärungen Über die politische Lage auf Grund der Beratun gen in Cannes. * Wie verlautet, ist England bereit, ein Drittel der franzö sischen Schuld von 570 Millionen Pfund Sterling unter der Bedingung zu streichen, daß Frankreich Deutschland eine gleiche Wiederherstellungssumme erläßt. > * Der deutschen Regierung ist gestattet worden, in Len Mo naten Februar, März und April nach beliebigen Ländern Kohlen auszuführen. * In der Groß-Hamduraer Frage hat nun auch Ler Ham burger Senat eine Denkschrift veröffentlicht, in der der Ge danke eines preußischen Groß-HamburgS abgelehnt wird. * Der ZentrumSparteitaa wurde nach einer großen politi- schcn Rede deS Reichskanzlers geschloffen. * In der Verhandlung gegen Vie Gräfin Ella v. Schliessen und ihre beiden Söhn« m Görliy wegen Mordversuchs legt« der ältere Sohn, Ler im 24. Jahre steht, ein volle» Geständ nis ab. * Die auf Ler Washingtoner Konferenz vertretenen Mächt« Haden sich feierlich verpflichtet, das Prinzip der »offenen Tür* in China anzuerkennen. * An Ler Berliner Mittwochbörse wurde -er Dollar mit 18S gehandelt. wischt aus der Geschichte der Menschheit beiseite zu legen. Diese Politik der ausgepreßten Zitrone sei unerträglich für die gesamte Welt. Dem Gedanken der Solldari - tätder Völker sei endlich Bahn gebrochen; man müsse Geduld haben, bis er sich Weiler durcharbeite. Aber nur die Partei, die solche Geduld habe, könnte allein die deutsche Politik meistern. Mit einer vornehmen Geste oder gar mit einem Parademarsch sei jetzt nichts zu machen. Gewiß seien rhm in der Regierung auch andere Parteien willkommen, die bereit wären, an der Verantwortung teil- zunehmen. Aber nicht darauf komme «S an, daß sich jetzt Parteipäpst« zusammensetzten und um Programmpunkte miteinander feilschten. Jetzt müßten Opfer gebracht, jetzt müßte eine Regierung auf längere Sicht gebildet werden, wenn man nicht jeden Augenblick Gefahr laufen wolle, daß der eine Teil aus Angst vor Wahlen sich wieder in die Büsche schlägt. Dieses Programm ersordere Geduld nach außen, finanzielle Ordnung im Jnuern. DaS Zentrum werde zu zeigen haben, ob eS auch dieser Aufgabe ge wachsen sei. Wohl gebe es auch in feinen Reihe« Mei nungsverschiedenheiten; aber in der Erkenntnis, daß jetzt mit Entschlossenheit gehandelt werden müsse, sei die ganze Partei sich einig. Der Kanzler streifte dann auch noch die Gefahr des AusetnanderfallenS der jetzigen Regierungs parteien über Schulfragen oder über den christlichen Re ligionsunterricht, WaS abermals als eine Warnung nach links hin verstanden werden muß, um zum Schluß für La» Zentrum die große Liebe in Anspruch zu nehmen, die nicht nur daS eigene Volk in sich begreife, sondern auch im Dienste der Menschheit allen, die Menschenantlitz tragen, etwas Gutes tue. So fand er vor feinen Parteifreunden einen vorzüg lichen Abgang, während das Scho seiner RÄde in ande ren Parieilagern naturgemäß stark gedämpft und bedingt wtderklingt. Er wird wahrscheinlich Haft» Gelegenheit haben, seine Ausführungen noch nach den verschiedensten Seiten hin zu ergänzen und den Kampf zu führen, de« er hier angekündigt hat. —. Wünsche für Genua. Die größte aller bisherigen Konferenzen. Dte am 8. März beginnende Konferenz von Genua wird erstens durch Len Riesenkreis von Teilnehmern und eingeladenen Nationen (spricht man doch von über 40 Staaten und rund 1000 Personen) und zweitens durch den Umstand ausgezeichnet, Latz es sich diesmal nicht um die Duödung eines »Verbrechers- kn Kreise feinere »Richt«r- handelt, sondern um ein« Zusammenkunft gleichberechtigter Unterhändler, woher sie auch kommen mögen. Die zahlreichen Einlad un- woher sie auch kommen mögen. Die zahlreichen Einla dungen sind -mn grotzen Teil bereits zustimmend beantwortet worden, wobei besonder- die angeblich bereits gegebene Zusage Amerika- und Rußland- von Wichtigkeit ist. Allerdings knüpfen sich an diese Ant- Worten selbstverständlich bereits eine Anzahl verschiedener Wünsche. So macht Amerika di« Voraussetzung, Laß die Frag« der Annullierung der europäischen Schuld nickt angeschnitten wird. Die Sowjetregierung wiederum wünscht in Genuv folgende Fragen zur Beratung zu brin gen: Bezahlung der russischen Staatsschulden, Schadener satz für Verluste infolge der Intervention fremder Mächte, Zurückgabe der russischen Handelsschiffe, wirtschaftlicher Wiederaufbau Rußland-, Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen -mn Auslande usw. Lenin wird unter keinen Umständen an der Konferenz teiknehmen, sich viel mehr durch Tschitscherin vertreten lassen. Dagegen will Lloyd George mit Bestimmtheit nach Genua fahren, und man weiß heut« schon, daß er wenigstens Mei Wochen Lori bleiben wird. Der Hauptgegenfiand der Konferenz, der Plan zur Herabsetzung der deutschen Zahlungen, soll in Ler Art einer Vereinbarung zwischen Grotzbttt-m- nien und Frankreich gehalten sein, in Ler England «twa ein Drittel Ler französischen Schuld von 570 Millionen Pfund Sterling wvt«r Ler Bedingung streichen würde, Laß Frank reich Deutschland eine gleiche WicLerherstellungssumm« erläßt. * Poincarö und Lloyd George.