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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 16.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192112167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-16
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Monat
1921-12
-
Jahr
1921
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KW WMU IHM WohE«SC MüWänd vttMN, SS steht ihnen frei, daS unbewegliche Gut, das sie tut Gebiete der Freien Stadt Danzig besitzen, zu behalten. Sie können ihr gesamtes bewegliches Gut mitnehmen. ES wird dafür keinerlei Ausfuhr- oder Einfuhrzoll erhoben. Es wird angenommen, daß Deutschland diese Bestimmun gen anerkennt. -» Srankenv. cherungsgrenze 40 000 Mark. Dem Reichstage ist ein von allen Fraktionen unter zeichneter Gesetzentwurf über Versicherungspflicht, Ver- sicherungsbercchtigung und Grundlöhne in der Kranken versicherung zugegangen, der die Einkommensgrenze für die Versicherung auf 40 000 Mark erhöht. Der Entwurf sieht weiter eine Steigerung der Höchstbeträge für den Grundlohn vor, wobei darauf hingewiesen wird, daß das bisher gewährte Krankengeld völlig unzureichend war. Der gesetzliche Höchstbetrag soll von 24 auf 40 und der satzungsmäßig zulässige von 30 auf 80 Mark hinaufgesetzt werden. Ltnaarn. X Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Natio nalversammlung nabm den Gesetzentwurf über die Hcm- Vedarmee an. Der Gesetzentwurf sieht die Verminderung des Heeres auf 35 000 Mann vor, schafft die allgemeine Wehrpflicht ab und verfügt die Ergänzung des Heeres im Wege der freiwilligen Meldung. Aus In« und Ausland. Berlin. Dem Vernehmen nach ist als Nachfolger des nach Kopenhagen berufenen bisherigen deutschen Gesandten in Wien, des Herrn v. Rosenverg, der Zentrumsreichstagsabge- ordnete Dr. Pfeiffer in Aussicht genommen worden. Berlin. Im Hauptautzschuß des Reichstages beantragte Abg. Klöckner (Zentr.) die Erhöhung des Gehaltes für den Reichspräsidenten auf 300 000 Mark und der Aufwandsgelder auf 400 000 Mark. Der Ausschuß beschloß demgemäß. Berlin. Im Hauptausschuß des Reichstages wurde bei Behandlung des Etats des Reichsschatzministeriums mitge- teilt, daß 42 Kriegsgesellschaften bereits in Liquida tion seien und nur 7 noch in Tätigkeit. Berlin. Der deutsche Gesandte in Georgien, Ulrich Rauscher, wird einen längeren Urlaub antreten. Gleichzeitig wird die Frage erwogen, ob auch unter den neuen Verhält nissen in Georgien weiterhin eine Vertretung notwendig sei. Dresden. Das vor einiger Zeit gegen den sächsischen Kul tusminister Fleißner von der Staatsanwaltschaft eingelei tete Ermittlungsverfahren wegen Aufforderung zur Gewalt in verschiedenen Reden ist auf Anordnung des Generalstaats- anwalts eingestellt worden. Paris. Anhänger von Essad Pascha haben die Regierung von Titana in Albanien gestürzt. Man befürchtet Konflikte zwischen Nationalisten und italienischen Elementen. Zürich. Der Bundesrat hat weitere sechs Personen, die dem Exkaiser Karl nahestohen, ausgewiesen bzw. ihnen das Betreten der Schweiz verboten. DerKapp-putsch vor -emReichsgerichi § Leipzig, 14. Dezember. Nächst der Amnestiefrage, die du'rch die Aussage des früheren Ministers Schiffer dahin geklärt wurde, daß zwar die Parteiführer, die zwischen Lüttwitz und der Re gierung verhandelten, nicht aber Schiffer selbst eine Am nestie in Aussicht gestellt hatten, interessierte von den letzten Zeugenaussagen am meisten die Vernehmung des Gene rals Maercker über seine Vermittlungsaktion. Er war es, unter dessen Schutz sich die Neichsregierung von Berlin nach Dresden und dann nach Stutgart begab und er verbat sich von der Kapp-Regierung den Befehl, die Mit glieder des Kabinetts Bauer zu verhaften. Er hat auch mit Kapp und Lüttwitz in Berlin verhandelt undFah deren Unternehmung von vornherein als gescheitert und aus sichtslos an. Deshalb richtete er auch sofort die freilich ver gebliche Aufforderung an sie, unverzüglich zurückzutreten. Man gewinnt den Eindruck, daß er dem Gedanken einer militärischen Intervention zur Erzwingung von Neuwah len nicht gerade ablehnend gegenüberstand, aber schon bei früherer Gelegenheit hat er sich gegen einen Putsch und gegen Kapp als Führer ausgesprochen. In die Berliner Vorgänge zurück führten die Aus sagen der Zeugen Geheimrat DoyS und Ministerialdirektor Meister, von denen der eine auf feiten Kapps, der andere unter seinen Gegnern zu finden ist. Ihre Aussagen be weisen, daß das Kapp-Unternehmen an der Beamtenschaft einen unüberwindlichen Widerstand fand, obwohl die Arbei ten in den Ministerien sozusagen unter Protest fortgesetzt wurden. Die Auffassung der Kappisten von der Rechts lage wurde durch eine Erzählung des Staatssekretärs , Albert beleuchtet, dem gegenüber Jagow sich auf das „Recht des 9. November" berief, um das Eindringen in die Reichskanzlei zu begründen. Als kennzeichnende Episode ! seien schließlich die vergeblichen Versuche Kapps erwähnt, ! vom Reichsbankdirektor Havenstein 10 Millionen Mark aus der Reichsbank ausgezahlt zu bekommen. Weder im guten noch im bösen war dieser zu bewegen, den Abgesandten Kapps die verlangten Gelder auszuhändigen. * - Verhandlungsbericht. (Siebenter Tag.) 8 Leipzig, 14. Dezember. Eine sehr zurückhaltende Aussage, nach der die meisten Teilnehmer am Kapp-Putsch nur eine Art „stille Teil nehmer" gewesen seien, machte am Vortage der früher« Pfarrer Dr. Traub, Dem Da- Kultusministerium von Kapp angeboten wurde, der aber nicht zur Übernahme dieses Postens kam, sondern nur kurze Zeit als Pressechef amtierte. Amü sante Einzelheiten aus dem Verlauf jener bewegten Tage wußte ein anderer der vier kurzlebigen Pressechefs, der Zeuge Rechtsanwalt Bredereck, zur Beweisaufnahme beizusteu ern. Er war dabei, als Kapitänleutnant Ehrhardt am ersten Morgen zu Kapp sagte: „Die Regierung hat Berlin verlassen. Herr Generallaudschaftsdirektor, übernehmen Sie di« Regie« rung, aber sangen Sie auch gleich mit dem Regieren an!" Bei dem Betreten der Reichskanzlei, so erklärte Bredereck, war es charakteristisch, daß Kapp sich an den Kopf faßte und rief: „Herr Gott, wo ist Denn Schnitzler, wenn ich Sch nitz- ler nicht habe, kann ich nicht regieren!" (Stürmi- I Heiterkeit.) Dann traf ich Kapitänleutnant Lentsch, der rnir «Märte: „Ich bin jetzt Pressechef, ich verstehe aber davon nichts» kommen Sie doch mit." Als die gesamte Presse ver- i Solen wurde, wcmdtt sich Bredereck an den Oberleutnant von ! Kessel, der Di« Polizeigewatt über Berlin hatte. Dieser er- ! klärte ihm kurz und bündig: „Ich habe daS Erscheinen der j Presse verboten, Damit das Publikum nicht beunruhigt wird. ! Also kehren Sie um, die Sache ist erledigt, Die Presse erscheint nicht." Wie wenig vorbereiteten Boden der Kapp-Putsch in Berlin fand, ergab sich auS den Aussagen des ersten Zeugen am siebenten Tage, de- damaligen Oberbürgermeister- Domini cus von Berlin-Schöneberg. Dieser hat vom Einmarsch über haupt nicht- bemerkt und erklärte, daß keineswegs bis Mehr- Helt der Berliner auf feiten Kapp- gestanden hab«. Die EHMahyer beschlossen vielmehr alSLaid den General« fttstt. Et ging Al Mtiivttz mch HHp und fetzte Men auj- Mander, welche Folgen ein Generalstreik haben müsse. DaS machte aus Kapp ziemlich erheblichen Eindruck. Aber wenn auch Kapp die Möglichkeit fernes eigenen Rücktritts nicht ohne wei teres von der Hand wies, so folgte er den Vorstellungen des Zeugen schließlich doch nicht und blieb zunächst an seiner Stelle. Der frühere Wnanzministsr Dr. Südekum, der trotz seiner Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie den Zeu- geneld mit der religiösen Formel leistete, erfuhr von dem Putsch erst am Vormittag des 13. März. Er berichtete: „Als ich sah, daß ein« keine Schar von Bewaffneten sich dem Finanz ministerium näherte, verließ ich das Ministerium durch eine andere Tür, allerdings nicht ohne für die Sicherheit der preußischen Staatsgelder Sorg« zu tragen. Denn ebenso gut, wie ein Bewaffneter in meiner Wohnung meine Frau, meine Kinder und das Dienst mädchen mit einem Revolver bedroht hatte, konnten di« Herren ja auch einen Überfall auf die Kasse beabsichtigen. Mit Geheimrat Doyö wollte Südekum keineswegs über einen Ein tritt Kapps in die Reichsregierung verhandeln, wie Doyö als Zeuge bekundet hatte, sondern SüdBum hat Doys vielmehr auf die schweren Folgen und Konsequenzen aufmerksam ge macht, die das Kapp-Unternehmen auch für die damals be vorstehende Abstimmung in Schleswig-Holstein haben müßte. Er hat ihm gesagt, daß man ein Verbrechen am Volke begehe, und daß nicht abzusehen sei, was sich daraus an Mord und Totschlag entwickeln könnte. Zwei Tage später, so berichtet Südekum weiter, wurde der Bruder Geheimrat Doyss von meuternden Horden erschlagen. Uber die Besprechung mit Kapp und Dominicus, an der auch Südekum teilnahm, sagte der letztere aus: Lüttwitz glaubte, den Widerstand der Eisen bahner brechen zu können, wenn er einen Doil ihrer Führer an die Wand stellte. In der Reichskanzlei war nach diesen Zeugenaussagen auch ! General Luvendorff anwesend. SiLetum und Domini- cus wurden von Kapp zum Eintritt in seine Regierrmg auf- gesordert, was sie natürlich ablehnten. Die Sipo kehrte bald zu Südekum zurück, aber es war unmöglich, die ausgezeichnet bewaffneten Ehrhardt-Truppen aus Berlin zu verdrängen. Zwar hatte man den Generalstreik begonnen, aber dieser trug den Keim -es Verderbens auch für die reichstreue Bevölke rung in sich, und schließlich begannen sich auch die Kommunisten zu regen, obwohl das früher bestritten worden ist, und als ein Gerücht der Kappisten hingestellt wurde. Zur Amnestiefvage bestätigte Südekum, Schisser hab« nie gesagt, daß er die Befugnis Hütte, eine Amnestie zu gewähren. Vielmehr erklärte er nur, ex werde sich im Kadinett dafür einsetzen, daß «ine Amnestie in j Erwägung gezogen werde. Erst als der Streik Der Ge- nerale zum Generalstreik hinzugekommen sei, habe der Wi derstand, den Lüttwitz gegen den Rücktritt leistete, gebrochen werden können. Als Verbündete Kapps bezeichnet Südc- kmn die Generale Ludendorff und Wriesberg, da gegen nennt er Jagow einen Führer Der Bewegung. Mit einer einzigen Ausnahme, nämlich der des Herrn von Lütt witz, Der sich nur eine Viert el Minute stark fühlte, als er zwölf Arbeikdrführer an die Wand stellen wollt«, befand sich die ganze Gesellschaft auf dem Rückzüge. Die Reichsregierung verhandelte gar nicht, sondern wollte auS Opportunitätsgründen den Usurpatoren es ermöglichen, ohne Blutvergießen sich aus Berlin zurückzuziehen. Als nächster Zeug« berichtet der frühere Minister Leser, daß er sich am 13. März beim Ministerpräsidenten Hirsch be fand, als ein Offizier des Herrn v. Lüttwitz kam, Der den Herren ihre Tätigkeit mit den klassischen Worten verwehrte: „Die Arbeit hier hört auf." Mittags kam dann Herr v. Jagow und stellte sich als Minister i>es Innern vor. Oeser fuhr dann mit Dominicus und Südekum in die Reichskanzlei, die ihm durchaus den Eindruck einer Schieber- und Händlerbörse machte, in der Stellenjäger aller Art umherliesen, die ein Stück von der Beute erhaschen wollten. Am Sonntag abend kamen die Gewerkschaftsführer zu Oeser und erklärten, er solle Kapp zum Rücktritt veranlassen, sonst würde am Montag der Generalstreik der Eisenbahner ausbrechen. Minister Südekum ergänzte dann -seine vorherige Aus- sage dadurch, daß er erklärte, er habe bet den Amnestiever- handlungen Die Worte gebraucht: „Der Name Kapp, der Name Jagow ist eine derartige Provokation, daß jedes Verhandeln ausgeschlossen ist. Ja, wenn Ihr den Namen Hinden burgs auf Eurer Seite hättet!" Staatssekretär Müller vom Wiederaufbauministerium ! ist kurze Zeit verhaftet worden, weil er eine telegraphische An- weisung -es/Ministers Geßler, daß der verfassungswidrigen Gewalt kein Gehorsam zu leisten sei, in seinem Ministerium verbreiten ließ. — Dann erzählte Mimstettalrat Bahr vom ! preußischen Ministerium des Innern, daß bei der Besetzung ! des Ministerialgebäudes der Amtsdiener sehr feierlich herein- kam und mitteilte, die preußische Staatsregierung lege keinen Wett mehr aus seine Dienste und ersuche ihn, sosott Das Haus zu verlassen. „Die preußisch« Staatsregierung" sei der neue Innenminister v. Jagow. Der Pottier hatte eine Lift« von Personen, die er nicht ins Hau- lassen durste. Der frühere Kriegsminister Reinhardt stellt als näch ster Zeuge fest, daß General v. Lüttwitz am 11. März beurlaubt und General v. Oven sein Vertreter wurde. General v. Oven mußte wissen, daß Lüttwitz nicht ohne Genehmigung der Kom- mandogewalt, d. h. Noskes, seinen Posten wieder übernehmen durfte. Femer bestreitet Reinhardt, daß er zu Generäl Hülsen, wie dieser bekundete, gesagt habe: „Die Negierung ist zer platzt!" Wo die Regierung sei, Habeger ihm aber mcht sagen können, weil er Hülsen nicht für zuverlässig hielt. ! Bei der weiteren Vernehmung Südekum- sagte dieser i über ditt Unterredung mit Geheimrat Dovs ergänzend aus, er habe ihm sehr ins Gewissen geredet und Doys habe ihm dann alS ein „innerlich gebrochener Mann" verlassen, übrigens habe i ich, so sagte Sichekum, das bekannte Mittel angewendet, und reichlich Alkohol zur Verfügung gestellt. Ein Verteidi ger fragte: Bezog sich diese» bekannte Mittel nur auf Geheim rat Doys, oder auch auf Sief — Zeuge: Ich war natürlich so frei, auch mitzuttinken. Aus der Vernehmung des Berliner EisenbahndivektionS- präsidenten Wulf ist hervorzuheben- daß er auf die Frage, ob Herr v. Wangenheim mit einem Streik der Land wirte gedroht habe, antwortete: „Nein, im Gegenteil, er wollt« ja seinen Einfluß auswenden, um die Landwirt« zu Lieferungen zu veranlassen." General Reinhardt, der damalige Chef der Heeresleitung, hat Lüttwitz gefragt, ob er auf dem Boden der Verfassung stände. Lüttwitz verwies auf seinen Verfassungseid. In den nächsten Tagen machte aber sein Verbalten erneute Sorgen. Auch General v. Seeckt wies auf di« Notwendigkeit hin, Lüttwitz den Befehl über die Bri gade Ehrhardt zu entziehen. Nach der bekannten Audienz beim Reichspräsidenten wurde Lüttwitz dann beurlaubt und General v. Oven zu seinem Vertreter ernannt. Gleich zeitig wurde Lütttvitz mitgeteilt, daß man seinen weiteren Ent schließungen entgegensehe. Das war die rücksichtsvolle Form der Verabschiedung eines verdienten Generals. Ein Zweifel an dieser Maßnahme war nicht möglich. Dann kam General Reinhardt auf die Vorgänge am Abend des 12. März zu sprechen: Ich inspizierte die Truppe des Oberst von Tapsen im Regierung-viertel, sowohl wie die am Bendler- Block. Bei beiden fand ich klare Festigkeit, dagegen machte sich General v. Oven große Sorge über einen eventuellen Zusam menstoß. Ich erklärte ihm aber, eS muß unter allen Um ständen gekämpft werden. SthaltKrhöhung für v<« »«ichep»aft»<«te». 3m Kauptausschutz des Reichstages beanlragte beim Saurhalt« des Reichspräsidenten der Abg. Klöckner (Zentr.) eine Erhöhung des Gehaltes aus 500000 und der Aufwandsgelder auf 400000 Mk. mtt Rücksicht auf^dte gewaltige Teuerung. Der Ausschuß beschloß dem gemäß. Verekelte Leistung von Wohlfahrtskartoffeln. Ein größerer Besitzer der Mark führt Beschwerde über die anscheinend leider nicht vereinzelte Art, wie mit Wohl- fahrtskartosfeln Mißbrauch getrieben worden ist. ^Jn sei nem eigenen Fall wird der Wirtschaftsausschuß eines Eisenbahnvereins um größere Kartosfellieferung-en für EiMbahnbeamte und -Arbeiter gebeten. Ein bestimmter Beamter wurde in diesem amtlichen Schreiben als beson ders Beauftragter in dieser Angelegenheit bezeichnet. Die sem sind Kartoffeln zu ermäßigtem Preis in größeren Mengen tatsächlich zugeflossen, aber er hat mit ihnen ledig lich einen schwunghaften Handel getrieben. Leider fehlt es auch nicht an Beispielen, in denen Kon sumvereine Kartoffeln zu ermäßigtem Preise erhalten und sie dann mit unerhört hohem Aufschläge verkauft haben. Die Konsumvereine wollen ja besser sein als der privat wirtschaftliche Kleinhandel; angeblich fehlt ihnen der kapi talistische Gesichtszug. Beim Weiterverkauf der Wohl- sahriskartoffeln haben aber offenbar mehrere Konsum- Vereine kapitalistischer gehandelt als hartgesottene Kapita listen. Wenn einem Konsumverein die Kartoffeln vom Landwirt bis an die Tür seines Kellers geliefert werden und das Mitglied des Konsumvereins gleichwohl je Zent ner rund 20 Mark mehr zahlen muß, als der Erzeuger be rechnet hat, so wird den Landwirten, die solche Konsum- Vereine beliefert haben, die Hergabe von Wohlfahrtskar-' tofseln für immer verekelt sein, und das ist im Hinblick auf die unverkennbare Notlage vieler städtischer Verbrau cher auf das lebhafteste zu bedauern. Unmöglich darf die Selbstbesteuerung, die für die Landwirte in der Lieferung der Wohlfahrtskartoffeln liegt, nicht zu kapitalistischen Aus wüchsen von Vereinen führen, die die Selbstlosigkeit ver meintlich zum Geschäftsgrundsatz erhoben haben. Das Drama von Ktevpelsdorf. Wie Frau Grupen verschwand. § Hirschberg, 14. Dezember. Den Hauptgegenstand der gestrigen Verhandlung bildet« daS Verschwinden der Frau Gertrud Grupen. Als erste Zeu gen wurden die Eltern ihres ersten Mannes, des Apotheken- besitzers Schade, vernommen. Beide — Mann und Frau — erklärten übereinstimmend, daß ihre frühere Schwiegertochter niemals von ihrer Absicht, nach Amerika auszc-wandern, ge- spkochen habe. Eine solche Auswanderungslust wäre auch mit dem ganzen Charakter der Frau unvereinbar gewesen. Sie habe ihre Kinder überaus zärtlich geliebt und hätte eS kaum fertiggebracht, sich für längere Zeit von ihnen zu trennen. Auch daß die Frau, wie angedeutet worden sei, in geistiger Um nachtung gehandelt haben könnte, sei unwahrscheinlich. Es folgte die Vernehmung des Notars Rheineck au- Jtzehoe, des früheren Rechtsbeistandes des Angeklagten, und seines Bureauvorstehers. Bei Rheineck halten im September 1920 die alte Frau Eckert und ihre Tochter, Frau Grupen, zwei Hypotheken im Betrage von 72 000 Mark aus Grupen übertragen lassen. Dem Notar kam diese Hypothekenübertra- gung etwas sonderbar vor, und er glaubte zunächst, daß sie zum Zwecke einer Steuerbinterziehung erfolge. Er ritt den Eheleuten Grupen, die Gütergemeinschaft aufzvheben, wa- auch geschah. Wenige Stunden später war Frau Grupen ver schwunden. Als Rechtsanwalt Nheineck dies ein paar Tage darauf erfuhr, war er sehr erstaunt darüber, daß Grupen noch keinerlei Nachforschungen nach seiner verschwundenen Ehefrau angestellt hatte. Er riet iVm dringend, sich bei den in Frage kommenden Dampferqesellschaften in Hamburg und Bremen zu erkundigen, aber Grupen hat das, seinem eigenen Geständ nis nach, nicht getan. Dagegen tat er Schritte zur Einleitung des Ehescheidungsverfahren-. Als Rechtsanwalt Rheineck dann im Februar 1921 von der Bluttat in Kleppelsdors hörte, gab er sein Mandat in Grupens Hände zurück. Auf die Vor haltungen des Vorsitzenden, daß sein ganzes Verhalten un mittelbar vor und nach dem Verschwinden seiner Frau doch mindestens merkwürdig gewesen sei, redete sich der Angeklagte <n einen innner größeren Zorn und Trotz hinein. Ausfallende Widersprüche in seinen srüberen und seinen jetzigen Bekun dungen über diesen Gegenstand tat er mit der gleichgültigen Bemerkung: „Na, dann sind es eben Widersprüche!" ab. Die auf das Verschwinden der Frau Grupen bezüglichen Vernehmungen wurden dann durch ein kleines Zwischenspiel, das sich wie eine neue Sensation anließ, aber bald wieder in sich zusammensiel, unterbrochen. ES war dem Gericht berichtet worden, daß schon früher einmal durch ein offene- Fenster auf Dorothea Rohrbeck geschossen worden sei. Frl. Zahn, die sofort vernommen wurde, er klärte, daß tatsächlich im Oktober 1919 von draußen mit Schrot in das Herrenzimmer geschossen worden sei. Der Schuß habe aber wahrscheinlich dem unbeliebten Gutsinspektor Bauer ge golten. Dörthe sei überhaupt nicht im Zimmer gewesen. Ein junger Kutscher und zwei Mägde, die seinerzeit bei der Abreise der Frau Grupen mit dem Ehepaar nach Itzehoe zum Bahnhof gefahren waren, wußten nur zu bekunden, daß Grupen und seine Frau auf der Fahrt sehr vergnügt gewesen seien, und daß nichts darauf hätte schließen lassen, daß Frau Grupen eine Reise auf Nimmerwiedersehen vorhabe. Ein sehr günstiges Zeugnis stellte schließlich der verschwundenen Frau ihr früherer Hausarzt Dr. Bnenz auS. Er schilderte sie ge radezu als Muster aller hausfraulichen und mütterlichen Tu genden und betonte, daß während ihres zweijährigen Aufent haltes in Itzehoe ihr Ruf in jeder Hinsicht fleckenlos gewesen fei, was natürlich nicht ansschließe, daß sie leidenschaftlich gewesen sein könne. Welt- und Volkswirtschaft. * Wlederaufbau der deutschen Handelsflotte. Aus der Vulkanwerft lief das Fracht- und Passagierschiff des Nord deutschen Lloyd in Bremen, „Porta", vom Stapel. Es ist ein Schwesterschiff des zuletzt vom Stapel gelaufenen Dampfers „Minden". Das Schiff saßt 6500 Ladetonnen und ist 100 Meter lang. — Die Reederei Hugo Stinnes stellt einen neuen großen Dampfes in den Südamerika-Dienst. Es ist der Dampfer „Holm" Der Danziger Reederei und Handelsgesellschaft Artus. Seine erste Fahrt wird er kurz vor Weihnachten nach Brasilien und dem La Plata antreten. -l- Ankauf schwedischer Dampfer. Di« Reederei Hugo Stin- wes verhandelt seit einiger Zeit mit dem SvenSka LloyD übe» den Ankauf einer Anzahl Dampfer. Die Verhandlungen sind nach dem Kopenhagen«! „Aftenblad" nun so weit gediehen, daß mit ihrem Anschluß in Den nächsten Tagen gerechnet wird,, * Belgische Handelskammer in Aachen. In Aachen ist die Gründung einer belgischen Handelskammer in Aussicht ge nommen. Wie die Antwerpener Metropole mitteilt, haben verschiedene Persönlichkeiten, die der politischen, Handel-- und Jndustriewelt angchören, dieser Tag« eine Beratung in Aachen gehaht.
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