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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungrblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen ans den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserats bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag.vormittag ss,11 Uhr einzusenden Schrislleitung, Nruck und Verlag non A. Schurig, Bretnig Ar. 103.-Mittwoch den 2s. Dezember 1807.17. Jahrgang. Weihnachtssehnsucht. „Vernimm die holde, schneelichlzarte Weise, Davor die Küstern, traurigen Gesichte Zerflattern wie di« Schatten vor dem Lichts, Vernimm der Weihnacht wunderholde Weise." Der holden Weise will ich gerne lauschen: Doch Schuld und Sorge halten mich gefangen, Doch meine Seele bannt ein wehvvll Bangen Und immer hör ich Tove» Schwingen rauschen. Für mich zum Lichte, daß ich Leben trinke! Zum Lichte jener sonnenstarken Liebe, Für mich zum Lichte, daß die Nacht zerstiebe — Oder ich versinke! Weihnachtsmahnung k Eure Lindigkeit lastet kund werden allen Menschen. Der Herr ist nahe! (Philipper 4, 5.) Der Herr ist nahe! Er geht auf der Straße, er schaut in die Stuben, er zeigt sich bei je der Wendung und sein Auge hebt sich aus dem Dunkel heraus. Ec ist nicht sichtbar für die toten Menschen, die nicht an ihn glauben, aber wo der Glaube seiner wartet, da tritt er heran: Ich denke dein. Ueberall hört er beten: Komm, Herr Jesu! und wo er es hört, da kommt er, der heilige Geist. Die Seinen kennen ihn und fühlen seine Nähe. Von seiner Allgegenwart geht Friede und Lin digkeit au«, er ist die lebendige Wärme der Seelen. Wo man ihn kennt, da verliert man etwas von der ursprünglichen Selbstsucht der menschlichen Natur und wird umgeben von einem höheren Geiste der Bruderschaft in Gotter Reich. Der Herr ist nahe! Viele merken nicht» von ihm. Ihr« Augen sind gebunden, es fehlt der Sinn für da» geheim nitvolle Wirken de» Geiste», sie sehen nur Straßen, Mauern, Matfenster, WeihnachtS- bäume, Seidenkleider, Bettelkinder, aber hinter alledem keine Heiland-qestalt. Da» Leben hat für sie nur Äeußeclichkeiten, weil sie selbst sich vor der Vertiefung in ihr eigene» Innere fürchten. Sie kennen nur ihre eigene Oberfläche uno darum auch nur die Oberfläche der Welt. Ihr Weihnachten ist ein Fest voll abfallender Tannennadeln, voll Lametta und Kupfergold. Sie schenken wohl, aber grben nur Dinge, keine Seele, weil sie keine Seele haben, um sie verschenken zu können. Sie lasten andere innerlich arm. Der Herr ist nahe! Ist das wahr? Die Armut umspült uns wie eine rastlos flehende und drohende Flut. Die Verachteten stehen vor den Toren der guten Gesellschaft Kopf an Kopf. Wer Hilst ihnen? Was ist ihr Heiland? Eine Christenheit voll Klafsenkämpfe, eine Religion voll Spaltungen, eine Kirche ohne Lrebeskraft, da» ist die heutige Lage. Gehört nicht viel dazu, sprechen zu können: D«r Herr ist nahe? Wo ist er denn? Wo ist die Kraft, wo ist da» Wunder, wo ist die Hilfe? — E» scheint, als sei er nicht da, in Wirk lichkeit hat ei aber nur an uns gefehlt. Wir haben da« Wort nicht ver standen: Eure Lindigkeit lastet kund sein allen Menschen. Wo diese« Wort verstanden und geübt wird, da ist er nahe. Menschenliebe ist seine Heimatlufl. Wenn die Menschheit wirklich einmal Weihnachten feiern sollte, nicht al« einen Tag der Almosen, sondern als ein Zeitalter der GemeinschaflSgesinnung, dann würden die Fragen verstummen: Wo ist denn der Herr? Dann würde da« Unsichtbar sicht bar werden in den Werken seiner Jünger und der Göttliche würde menschlich sein in den Wirkungen, die er durch Menschen ausübt! Lertliches und Sächsische». Bretnig. (Egs.). Am 29. Dezember wird, wie schon durch Voranzeige bekannt, im Schützenhause die Dresdner Künstler-Bereini gung ein Konzert veranstalten. Die überall im Elbtal mit großem Beifall aufgenommene Künstlerfchar wird auch hier, wi« au« dem Programm ersichtlich, das beste ihre» Können« hören lassen, so daß dem geehrten Publikum von Großröhrsdorf und Bretnig schon im Vo- rau» volle Befriedigung zugestchert werden kann. — Doppelte Feiertage im Jahre 1908. Das nächste Jahr ist besonder« reich an nebeneinander fallenden Feiertagen. So ist im Jahre 1908 Hohneujahr an einem Mon tag, es geht ihm also ein Sonntag voran«. Weiter wird das Reformationsfest lm nächsten Jahr auf «inen Sonnabend fallen. Zu Weihnachten gibt es drei Feiertage hinter einander, da oie beiden Werhnachtsfeiertaze auf Freitag und Sonnabend fallen. Für die Schulen kommt außerdem noch hinzu, daß im nächsten Jahre sowohl Kaisers wie König« Geburtstag Montage sind. Großröhrsdorf. Der Bngade-Gen- darm Kämpfe von hier wird unterm 1. Jan. 08 al» Distrikts-Gendarm nach Krakau versetzt. An seine Stelle tritt unterm 15. Februar 08 oer Vizefeldwedel Drobeck von der 8. Kom pagnie de« Infanterie-Regiments 178 in Kamenz. Kamenz. In dem Alinentations- und Meineivsprozeß der auf einem Gute in Leppersdorf bedienstet gewesenen Dienstmagd Brauny, welcher seinerzeit bereits die divisions gerichtliche Verurteilung eine» Soldaten de» 178. Regiments wegen Verleitung zum Mein eide zu 1 Jahr Zuchthaus und Entfernung aus dem Heere, später aber dessen kcieg«ge- richtliche Freisprechung zeitigte, stand jetzt die Brauny wegen desselben Delikte« selbst vor den Schranken de» Landgerichtes Dresden. Sie hatte den einen ihrer beiden Verehrer bezüglich der Vaterschaft brieflich zu falschen Aursagen zu verleiten gesucht, worin da» Ge richt eine Verleitung zum Meineid« erblickte. Die gesetzlich zulässig? Mindeststrafe beträgt 1 Jahr Zuchthau» und diese mußte der un seligen Briefschreiberin auferlegt werden. Da» Gericht zeigte seine besondere Teilnahme da durch, daß e» da» unglückliche Mädchen ent gegen dem Anträge der Etaat»anwaltschafl auf freiem Fuß beließ. Bautzen. In Unmengen treten in hiesi ger Gegend wieder Zigeuner auf, die überall, wo nur angängig, neben dem Betteln auch stehlen. In Neuboblitz haben sie mehrfach Diebstähle ausgeführt und Zechprellerei ver übt. Auch au« den anderen Orten der Um gegend kommen derartige Klagen. Zwei Zi geunerfrauen, die in einem Geschäft hiesiger Stadt einen Gelddiebstahl verübt halten, wur den in Haft genommen. — Ueber die letztwillige Verfügung Ihrer Majestät der Königin wird folgende» berichtet: Universalerbe ist Se. Majestät der König. Für eine größere Anzahl fürstlicher Verwandter und sonstiger Personen, die Ihrer Majestät bei Lebzeiten nahegestanden Haden, sind Legate in Geld und Schmuckgegenständen au-gesetzt. Für alle länger al« 10 Jahre im Dienst bei Ihrer '' j:stäl stehenden Personen ist ganz besond«e Fürsorge getroffen. Ein sehr beträchtlicher Teil de» Vermögen» ist in Betätigung ihres nie ruhenden Wohltätigkeit »sinne» für Kran ken-, Pflege- und V«rsorgung»-Anstalten, so wie für Wohltätigkeitsvereine bestimmt. Hie runter sind zu nennen: Hilf«- und Frauen verein in Dresden, Zentralausschuß de, Ober- erzgebirgischen Frauenverein«, Diakoniffenan- stalt in Dre»den mit ihren Unter«bteilungen, Magvalenen-HilfSverein und Betherda, Pesta lozzi-Verein und Pestalozzi-Stift, Alben-Ver- ein (durch Stiftung eine» Simon-Bette» und Stärkung de« Pensiontfond»), Gustav-Heim in Niederpoyritz, Kinderheilanstall für Neu- und Altstat>t-Dce»den, Maria Anna-Hospital, Dienstbotenheim, Katholische« Kinderstift in Friedrichstadt-Dresden (durch Gründung eine« Fond» für Gewährung von Speisemarken an arme, alte Frauen), LinzsnziuS-Verein in Dresden und Leipzig, Elisabeth-Verein usw. Außerdem hat Ihre Majestät die in ihrem Besitze gewesenen Hau«grundstücke „Amalien haus" an der Lößnitzstraße und „Albertstift" an der Wernerstraße zur Errichtung einer Stif tung bestimmt, der der Fortbestand der dort schon eingerichteten Kinderdewahranstalten und Volk«küch«n obli.geu soll. Noch möchte einer letzten Willensanoronung besonder» gedacht werden, die von Ihrer Majestät dahin getrof fen worden ist, daß eine große Anzahl von Gegenständen, die im Besitze der Königin sich befunden Haden und von Allerhöchst derselben bei Lebzeiten besonders ausgswählt worden sind, im Wege einer Lotterie aurgespielt wer- oen sollen, deren Eclö» dem Krüppelheim in Trachenberge zufließen soll. — Ein Steckbrief war gegen den aus Frei berg stammenden Einjährig-Freiwilligen Fritz Hermann Hoffmann der 9. Kompagnie de« 5. Infanterie-Regiment- „Kronprinz" vom Kom mando ditse» Regiment« wegen Verdacht der Fahnenflucht unterm 13. Dezember erlassen worden. Der Gesuchte hat Chemnitz aber gar nicht verlassen, sondern fünf Tage lang in einem dortigen Hotel gewohnt und ist täglich in Uniform und mit Seitengewehr au-gegan- gen, so daß in dem Hotel irgendwelcher Ver dacht gegen ihn gar nicht auskommen konnte. Bei einem Au«gang am Dienstag nachmittag wurde er festgenommen. Chemnitz. Mit einem wenig schmeichel- haft«nAu»druck „Hungergut" belegte der Sani tätt-Unteroffizier der 4. Batterie des Artille rie-Regiment» Nr. 32, Rod. Max Schlimper, da» von ihm während ve« diesjährigen Ma növers bezogene Quartier beim Gutsbesitzer E. in Brrgitdorf (Bezirk Leipzig). Er schrieb diese» Wort mit Kreide vor dem Abrücken auch an die Außenseite des Gutstores. Diese völlig ungerechtfertigte Beleidigung de« Guts besitzer», der nachweislich die bei lhm einquartier ten Soldaten gut und reichlich verpflegt hatte, sühnte jetzt da» Kriegsgericht dadurch, daß es Schlimver mit einer vierzehntägigen Gefäng nisstrafe belegte und dem Beleidigten die Pu- blikationtbefugni» zusprach. — Für da» Deutsche Turnfest 1908 in Frankfurt a. M. ist Ende voriger Woche die Festordnung in gemeinsamer Sitzung des geschäft-führenden LuSichusse» und oer Vor sitzenden de» Haupt- uno der EmzelauSschüsse endgültig festgesetzt worden. Für Frankfurt beginnt die Festzeit Sonntag, den 12. Inti, also eine Woche vor dem eigentlichen Feste. Sie bringt täglich turnerische und abenos Festvorführungen für die Frankfurter. Am 16. und 17. Jal: tagt der Ausschuß der deutschen Turnerschaft. Am 17. Juli abend« findet ein Festbankett für die Vertreter der Presse statt. Am 18. Juli ist d«r offizielle Beginn des Feste». Nachmittag« 4 Uhr Ge- dächtni-feier an Friedrich Ludwig Jahn in der Paulskirche, oem Sitze de« deutschen Parlament« 1848. Abend» 8 Uhr Begrüßungs feier in der massiven Festhalle. Uebergabe de» Bundesdanner«. Sonntag früh 6 Uhr Fünfkampf, 11 Uhr Aufstellung de» Festzug«« an der Obermaindrücke. Nachmittag» 4 Uhr allgemeine Freiübungen, danach Turnen und Spielen großer Kreise (Mittelrhein, voraussicht lich Sachsen) Abend» Fest Vorführungen in der Hall«, Dr. Henzen» Festspiel im Schauspiel hause. Montag früh 7 Uhr Beginn de» Sechskampfer, 9 Uhr Turnen der Kreise, Spiele. Nachmittag« Fortsetzung, Turnen dec Ausländer, Sonderoorführungen. Abend» Kommers in oer Halle, Festspiel im Schau spielhaus. Dienstag vormittag wie Monrag. Mittag 1 Uhr Festessen für die Ehrengäste in einem Stadtlokal. Nachmittag» 3 Uhr Turnen oer Schulen, der akavemischen Turn- verdände, der Altertriegen. Aoeaos Festoor- führungen, großes Gesang»konz-rt in der Festhalle. Mittwoch vocm. 9 Uhr Ringen, Fechten, Spielen, Schwimmvorführungen, Radern. Nachmittag« Turnen der Turner innen, abend« 6 Uhr Verkündigung dec Sieger, Festoorführunzen in dec Halle. Don nerstag früh Beginn der Tarnfahrten. Man erwartet zum 11. Deutschen Turnfeste min destens 40000 Gäste, darunter oie Vertreter von 9 ausländischen Turnverbänden, — Ein starkes Stück wird au» dem Octs- teil Chrieschwitz oer Plauen gemeldet. Dort ist in der Nacht zum Freitag der Schuppen einet Gartengrundstück» am Wart berge erbrochen worden, und es sind aus dem Gelaß 21 Hühner, 18 Felotauben und zwei Kaninchen gestohlen worden. Der Räuber muß die Tiere gleich an Oct uno Stelle ge tötet haben, denn am nächsten Morgen sanb man in einem benachbarten Gartenhause die Köpfe, Feoern und Felle de» vermißten Ge tieres. Von dem Täter hat man noch keine Spur. Kirchennachrichten von Bretnig. Dienstag, den 24. Dez., abends l/,7 Uhr: Christvesprr. Mittwoch, den 25. Dez.: 1. Wsihnacht»- feiertag: 9 Uhr: P:e0igtgotte»dienst, Text: Joh. 3, 16—21. Festgesang: Lied für ge mischten Chor: Altes Weihnachttlied von Peter» : Nun hört ihr Christen und laßt euch sagen usw. Donnerstag, den 26. Dez.: 2. Weih» nachtsfeiertag 9 Uhr: Preoigtgotte«dienst, Text: 1. Joh. 4, 9—11. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 23. Dezember 1907. Zum Auftrieb kamen: 4616 Schlachtti«re und zwar 406 Rinder, 520 Schafe, 2548 Schweine und 1142 Kälber. Die Presse stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 44—46, Schlachtge wicht 80—84; Kalben und Kühe:^ Lebend» gewicht 40—44, Schlachtgewicht 73—77; Ba-i-'U Lebendgewicht 41—44, Schlachtgewicht 73—76; "alber: Lebendgewicht 50—53, Schlachtgewicht 78—82; Schafe: 87—89 Schlachtgewicht; Schweins: Leoendgewlcht 46 -48, Schlachtgewicht 60—62. Es sind nur oie Preise für die besten Bis ' '^'- ichnet.