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Allgemeiner Anzeiger : 09.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190710098
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19071009
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-09
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.10.1907
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politische kuncllckau. Deutschland. *Den neuesten Bestimmungen zufolge wird das Kaiserpaar doch noch einige Tage in diesem Monat in Cadinen verleben. * Der Besuch des deutschen Kaiser paares in Holland wird voraussichtlich zwischen dem 18. und 20. November auf der Rückreise von England erfolgen. Die Einzel heiten des Besuchsprogramms sind noch nicht festgesetzt; unter andsrm ist eine Flottenschau in MWngen in Aussicht genommen. Die Nach richt von dem Besuch der hohen Herrschaften ist in ganz Holland mit lebhafter Freude ausge nommen worden. * Der Bundesrat hat seine Arbeiten in vollem Umfange wieder ausgenommen. * Staatssekretär Dernburg hatin Tanga die Deputotion der dortigen wirtschaftlichen Ver einigung zur Entgegennahme von Wünschen und Beschwerden empfangen. Wie verlautet, fühlt sich der Staatssekretär jetzt in Ostasrika äußerst wohl. * Dem Vernehmen nach soll in der Er gänzung zur Gewerbeordnung, die gegenwärtig dem Bundesräte zur Beratung vorliegt, auch die Gleichstellung der Arbeitsver hältnisse der Betriebsbcamten, Werkmeister und Techniker mit den Handlungsgehilfen angestrebt werden. *Zur Ausführung des Gesetzes gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervorragenden Gegenden ist jetzt eine äussührlichs Anweisung erlassen worden. Die Regierungsorgane sind gleichzeitig ange wiesen worden, daß in den geeigneten Ort schaften Orisstatute im Sinne des Gesetzes er lassen werden. Soweit in den einzelnen Regierungsbezirken landschaftlich hervorragende Gegenden des Schutzes gegen gröblich ver unstaltende Bauausführungen bedürfen, sollen die Negierungen das Erforderliche veranlassen. *Der Lübecker B ü r g e r a u 8 s ch u ß nahm den Antrag auf Bewilligung von Ge haltszulagen für die mittleren und kleineren Beamten an, lehnte dagegen einmalige Teue rungszulagen ab. Österreich-Ungar«. * Obwohl sich bei den Ausgleichs verhandlungen bereits ergeben hat, daß an eine Lösung der strittigen Fragen nicht zu denken ist, werden die Beratungen noch fort gesetzt, da die beteiligten Minister hoffen, wenigstens die Grundlagen zu einem vorläufigen Abkommen schaffen zu können. *DieösterreichischenEisenbahner sind, um eine Lohnaufbesserung zu erhalten, wieder einmal in den „passiven Wider stand" eingetreten, d. h. sie halten sich so peinlich genau an ihre Dienstvorschriften, daß ein geregelter Verkehr unmöglich wird. Alle Stationen sind mit Zügen und Gütern über füllt. Infolge dieser heillosen Verwirrung be schloß dis Staatseisenbahn - Gesellschaft, eine Neuregelung der Gehälter umgehend vorzunehmen. Frankreich. * Präsident Falliöres hielt bei einem Festmahl in Villeneuve eine Rede, in der er darauf verwies, daß .die jetzige Generation in Frankreich aus der Vergangenheit gelernt habe. Die Nation werde jeoem Feinde geschlossen entgegenlreten und durch Liebe zum Vaterlands unüberwindlich sein. England. *Das neue Militärluftschiff, über dessen Versuchsfahrten bisher strenges Schweigen beobachtet wurde, legte bei einer Rundtour bei Aldershot 20 Meilen in der Stunde ohne Schwierigkeit gegen starken Wind zurück. RutzlanL. *Jn Gatschaiu erschoß sich Leutnant Tölski, der der polnischen Sozialistenpartei angehörte. Ter Selbstmord erfolgte auf An raten des Oifizmshrengerichts, als die Zuge hörigteil des OWers zur sozialistischen Partei durch einen Zufall bekannt geworden war. *Dsr Generalgouoerneur von Finnland, K Oie Perle von IMigenlanäe. 8sf Erzählung von R. Hy mann. (Fortsetzung.) Ein Seufzer weckte Joseph. „Hast du einen Wunsch, Perle?" ^Sprich. Kann ich etwas für dich tun?" „Nein, du kannst der Zeit nicht gebieten." „Was willst du damit sagen, Perle?" „Daß alles hätte anders kommen können." „Ja, Perle. — Es hätte wohl — sein können." „Ich habe so großes — Mitleid mit dir, Joseph." Die hohe Gestalt des Fischers wuchs aus dem Lehnstuhl heraus, langsam, beinahe drohend, bis er vor ihrem Bette stand, hoch aufgerichtet. Sie erschrak. Das war nicht sein gewöhn- llchsr Gssichtsausdruck. In seinen Augen lag etwas, das ihr fremd erschien. Hatte Joseph noch eine zweite Natur? Auch seine Stnnme klang rauh und drohend. „Kamilla," sagte er, und sie konnte be merken, daß er stch Gewalt antat, um ruhig zu erscheinen, „Prich das nie wieder aus!" „Ich Habs nichts Böses sagen wollen, Joseph." „Ich weiß — aber du hast trotzdem etwas Furchtbares gesagt. Etwas, das wie ein Schimpf klingt. Mitleid! - Weißt du, was Mitleid ist? Ein Höhnt Etwa wie ein Lachen, das ins Herz schneidet. Bin ich ein Galgenstrick? Bin ich ein Schwächling? Nein, Exzellenz Gerhard, über die Stellungnahme der russischen Regierung zu dem finnländischen Parlament befragt, äußerte, die russische Regierung verfolge mit gespanntem Interesse den Gang der Verhandlungen. Das Parlament ist zum erstenmal auf breiter, demokratischer Grundlage unter Beteiligung weiblicher Depu tierter zusammen getreten. Bisher gibt seine Tätigkeit zu keiner Unzufriedenheit Anlaß. Amerika. * Präsident Roosevelt, der eine Reise durch die Ver. Staaten macht, hielt in Kairo (Illinois) eine Rede, in der dringend die Not wendigkeit der Flottenvergröße rung betont wurde. Major Elliot, der Brfieger Morengas. Mit dem Tode Marengos bei der Farm Witpan ist ein bedeutsamer Schr tt zur Beruhigung des Schutzgebietes getan. Der Mann, der den Tod des Rebellen veranlaßte, ist der englische Major Heath- field El.ott, der ihn mit 60 Mann 48 Stunden durch einen wasserlosen Landstrich verfolgte. Die Verfolgung wurde am 19. September nach mittags in Long Klippe ausgenommen und führte die ganze Nackt hindurch und während des 20. September durch die Kalahari. In Eenzamheit, etwa 100 Kilometer nördlich Upington, sand der Zusammenstoß mit -Morenga und das vier Sumden währende Feuergefecht statt. Morenga und fünf Mann fielen, darunter sein Bruder und zwei Neffen. Zwei Mann wurden gefangen, vier entkamen, sechs Gewehre wurden erbeutet. Auf englischer Seite fiel ein Korporal, und ein Polizist wurde verwundet. Die englische Truppe erwies sich unter der geschickten Führung des Majors Eliott hervorragend im Ertragen der Anstrengungen wie an Ausdauer und Tapferkeit im Gefecht. Truppen und Tiere waren dreißig Stunden ohne Wasser. Hauptmann v. Hagen, der deutsche Offizier, der die englische Truppe begleitete, bestätigte die Tapferkeit der Truppe und ganz besonders die Energie des Schlußangriffs. *Für gute Beziehungen zwischen Japan und Amerika tritt die Handels kammer von Tokio in einem Schreiben an die New Porter Handelskammer ein. In diesem Schriftstück wird die Bitte ausgesprochen, die New Porter Kammer möge alles tun, um einen Bruch der Beziehungen zwischen Japan und Amerika wegen der San Franciscoer Schul frage zu verhüten. Die New Parker Handels kammer sprach in ihrem Antwortschreiben die Zuversicht aus, daß die gesunde öffentliche Meinung obsiegen werde. Afrika. * Hartnäckig kämpfen Sultan Abd ul Aziz und sein Gegner Muley Hafid um die Oberherrschaft in Marokko. Zunächst suchen zwar beide Parteien noch durch persön lichen Einfluß in wichtigen Städten und Land schaften des scherifischen Reiches ihre Macht zu befestigen und auszubauen, in Kürze aber dürste wohl eine blutige Auseinandersetzung zwischen dem legitimen Herrscher und dem Gegensultan I Perle. Wenn du mir Mitleid gibst, dann ver achtest du mich, und das würde ich nie er tragen. Dazu bin ich — vielleicht zu stark. Verstehst du, Perle? Ich habe dich einmal um deine Liebe gebeten. Du hast mich abgewiesen. Sei ruhig, Perls: wie könnte dir eine Schuld zufallen? Das ist Sache des Herzens. Dein Herz sprach nicht für mich. Wohlan, damit mußte ich mich absinden, gerade weil ich dich ja liebte. Dein Wort mußte mir heilig sein und so ist es mir auch geblieben. Daß ich dich immer lieb gehabt habe, Perle, sage ich frei heraus. Es wird wohl keine Sünde sein. Und so wird es auch bleiben. — Nur eines nicht, Perle! Eines nicht! — Kein Mitleid — es wäre Beschimpfung. Die habe ich nicht verdient, nicht wahr?" Was in Kamillas Herzen vorging? — Es war wohl, wie wenn nach langer Dürre in einem Blumenbeet ein wohliger Tau sich auf alle Blüten niederläßt. Wie wenn die welken, lechzenden Kelche sich öffnen und mit plötzlicher neuer Leben sfreudigkeit die Kühlung in ssch ausnehmen und trinken, voller Wollust stinken. „Verzeihe mir, Joseph, ich bin ein schwaches Weib. Du bist ein Held." Er lächelte. „Nicht doch, Kamilla! Nicht das I Ich tue meine Pflicht als Mensch. Hättest du anders gehandelt?" „Ich? — In deinem Falle? — Vielleicht j hätte ich nicht deine Seelengröße besessen. Aber darum handelt es sich gar nicht. Unsre Rollen sind ja nicht vertauscht. Du willst kein Mit- ) leid, und ich verstehe dich." stattfinden. Muley Hafid hat sich jetzt durch einen Gewaltakt als Gegner der Franzosen ge zeigt, indem er den franzosensreundlichen Gou verneur von Mazagan verhaften und in Ketten legen ließ. Seine Streitkräfte werben sofort nach Norden marfchieren, um Rabat und die Landeshauptstadt Fez anzugreifen. In Paris und Madrid herrscht über diese Wendung der Dinge in einem Augenblick, da sich die Lage schon günstig zu gestalten schien, große Be stürzung. Der Maghzen (das Auswärtige Amt) beriet einen ganzen Tag über die von Raisuli gestellten Forderungen, der bedeutende Geldsummen, Lieferung von Munition und Stellung unter englischen Schutz verlangt. Die englische Gesandtschaft drängt auf Annahme der Vorschläge Raisulis, weil der Maghzen den Kriegszug gegen Raisuli ans eigene Verant wortung unternommen und durch das Scheitern desselben die erhöhten Forderungen Raisulis veranlaßt habe. * In London ist das Gerücht verbreitet, daß unter den Stämmen Zentral-Afrikas sich Anzeichen von Unruhen bemerkbar machen. Eine von Wadai-Häuptlingen zu sammengezogene starke Streitmacht soll beab sichtigen, die französischen Posten nördlich vom Tschadsee anzugreisen. Men. *Der amerikanische Kriegssekretär Taft hat Tokio wieder verlassen, nachdem er vom Kaiser von Japan mit allen Auszeichnungen empfangen worden war. * Der Schah von Persien empfing eine Abordnung des Parlaments, die ihm die Grüße der Volksvertreter überbrachte und ihm namens des Landes versprach, jetzt treu zur Regierung zu stehen und an der Wiedergeburt des Vaterlandes zu arbeiten. Aber die Notlage in Transvaal schreibt eine Johannesburger Zeitung: Die erste Tagung der ersten sreigewählten Volksvertretung des Transvaal hat in diesen Tagen ihren Ab schluß gefunden. Hat sie uns einen Weg ge zeigt aus den Irrwegen, in denen das ganze hiesige Gemeinwesen umhertastet? Nein! Nach wie vor liegen die Probleme dieses jungen Landes vor uns — ungelöst, ungemessen, ufer los, hoffnungslos! Das Großkapital hat sich losgesagt von den ferneren Geschicken des Landes, bis das Verstauen zu ihm durch wirk same Maßregeln wiederhergestellt wird. Und mit Recht! Keine vorübergehenden Börsen manipulationen können uns über das Faktum hinwegtäuschen, daß das europäische Vertrauen zu diesem Lande verloren gegangen ist. Durch wessen Fehler ? Ursprünglich Wohl durch das Kapital selbst. Heute aber in erster Line durch die Verständnislosigkeit der jetzigen Machthaber, hier und im Mutterlands. Die heutige Regie rung stützt sich numerisch, politisch und wirt schaftlich auf die Landbevölkerung; trotzdem aber wurde ihr inmitten des allgemeinen Nieder ganges alles Bestehenden von allen Parteien das unbegrenzte Verstauen entgegengebracht, daß sie als leidenschaftslos urteilende Söhne des Landes den richtigen Weg der Versöhnung zwischen den Interessen der Großindustrie und denen des Ackerbaues finden werden. Trotzdem aber sind die freudigen Erwartungen, die Früh lingshoffnungen, mit welchen wir unsern heutigen Machthabern entgegenjubelten, grausam ent täuscht worden. Wir sehen bei ihnen weder das richtige Verständnis für die Notlage der Industrie und der Stadtbevölkerungen, noch daS ernste Bestreben, ihr Rechnung zu tragen. Der Landbewohner, der Bur ist zufrieden; er, der so schwer geprüfte, hat in seiner Bedürfnis losigkeit die Nachwehen des Krieges über standen, und auf diese Hauptwähler stützt stch ja die Regierung. Den Stadtbevölkerungen, der Industrie gegenüber aber wird dasselbe höhnische und kalt abweisende überlegenhests- gesühl zur Schau getragen, das seinerzeit die Krüger-Regierung den ewigen und übertriebenen Klagen der Industrie gegenüber mit Vorliebe zeigte. Nach wie vor setzen die Machthaber in Pretoria der nur zur wirklichen Notlage des Volkes dasselbe billige und abweisende Lächeln gegenüber; sie geben sich den Anschein, nach wie vor an eine künstliche Mache des Kapita- listentums zu glaube«, und darin sehen wir die schwere, dis greifbar nahe Gefahr unsres Landes. Atan muß es heute geradezu aussprechen: In Pretoria urteilt man den Problemen unsrer Industrie gegenüber nicht vorurteilsfrei, und an diesem Unglück muß und wird die baldige Wiedergeburt unsres Landes scheitern ... Wir übersehen durchaus nicht, daß das heutige Ministerium noch nicht lange genug am Ruder ist, um m allem und jedem schon sich durch greifend betätigt haben zu können. Wir müssen auch die Schwieriegkeiten anerkennen, die aus den fortgesetzten Einmischungsgelüsten der heimischen Regierung und der heimischen Politiker erwachsen. Aber etwas fruchtbarer hätte sich die Tätigkeit unsres jungen Kabinetts, sowie des Parlaments wohl gestalten können. Außer dem Unterrichtsgesetze ist eigentlich gar nichts geschaffen worden. Die Arbeiterfrage steht nach wie vor wie eine beängstigende Sphinx vor uns; von dem zu beschaffenden Ersätze für die Kulis hört man täglich sprechen, ohne Resultate zu sehen. Die so notwendigen Eisenbahnbauten nach Lydenburg und durch Swasiland sind noch immer im Stadium des Projekts, und was ist für das Lieblingskind, die Landwirtschaft, geschehen? Ohne Ausbau der Verkehrswege, ohne Bewässerungsanlagen in größtem Stile ist der Landwirtschaft nicht zu helfen, und Landbanken ohne Kapital sind reine Phantastereien . . . Von stak unä fern. Zum Wiederaufbau des Katharinen- kirchturms in Danzig, der am 3. Juli 1905 durch Blitzschlag zerstört wurde, fehlten von den erforderlichen 300 000 Mk. noch etwa 140 000 Mark. Jetzt ist in Danzig der Bescheid des Kultusministers eingetroffen, wonach, falls die kirchlichen Behörden den Rest bewilligen, der größte Teil der noch fehlenden Summe als kaiserliches Gnadengeschenk und aus Mitteln des Kultusministeriums bewilligt werden wird- t. Die große Feftuugskrregsübung bei Posen hatte außer ihrem militärischen Zweck auch noch indirekt eine andre bemerkenswerte Aufgabe zu erfüllen. Eine Anzahl von Post beamten tritt mit Genehmigung des Reichspost amtes Mitte dieses Monats in den deutschen Kownial-Auslandsdienst über. Während der Kriegsübunq waren diese für Afrika und Ost« asien bestimmten Beamten mit Erlaubnis des KriegSministeriums verschiedenen Truppenteilen inner- und außerhalb der Festung zugeteilt, uni ihnen sür ihren tünftigen Beruf eine praktische Ausbildung zu geben. x Gl» schwerer Automoüilunfall er eignete sich unweit der Stadt Schwedt a. O- Der Landrat v. Brüssow aus Stolp befand sich im Automobil mit seinem Chauffeur auf der Rückfahrt von Berlin nach Stolp. Bei der Ortschaft Flämsdorf in der Nähe von Schwedt überfuhr der Kraftwagen ein Fohlen, das tot aus der Strecke blieb. Kurz vor Schwedt mußte das Automobil einen ihm begegnenden Heu« wagen ausweichen; als es dann wieder auf dst Fahrseile zurückbog, überfuhr es den achtjährige» Sohn des Schneidermeisters Schwendet aus Schwedt. Die Verletzungen des Unglückliche» mußten sofort tödlich wirken, da u. a. das Ge hirn bloßgelegt wurde. Der Knabe hatte a» der Chaussee nach Kastanien gesucht und WM vom Chauffeur zu spät bemerkt worden. M«e gefährliche Kohienstauvcxplofio» hat sich in der Grube „Liblar" bei Köln zuge^ tragen. Der ,Köln. Ztg/ zufolge erlitten dabei fünf oder sechs Personen mehr oder minder schwere Brandwunden. X Das Ende «mes Liebesromans, Das Verschwinden des Obermatrosen Nitsch und dessen Verlobten Emilie Runge aus Fiens- berg ist nunmehr aufgellärt. Die Vermute» wurden dieser Tage in der Nähe einer Werst« anlage im Alsensund bei Sonderburg als Leichs» ausgesunden; sie waren durch ein Taschentuch miteinander verbunden und hielten sich «och t« Tode eng umschlungen. Sie machte eine Pause, ihn lange mit ihren glänzenden Augen bettachtend. „Die Zeit hat sich zwischen uns geschlossen, Joseph. Was tut die Zeit? Wer stark ist, kann über sie lächeln. Viel hat sich geändert. In meinem Herzen ist eine große Wandlung vor sich gegangen." Die Uhr tickte einförmig, und draußen zeigte stch das Zwielicht des anbrechenden Tages. „Wenn ich dir nun danken wollte, Joseph!" „Du Haft mir nichts zu danken." „Doch. Nicht für das, was du getan. Du hast recht. Für dich war es Pflicht. — Aber — für deine Liebe —" „Wie könntest du mir sür meine Liebe danken? Sie ist natürlich. Ist sie etwas, das dir gut erscheinen könnte?" „Ja, Joseph, so gut, daß - ich — sie - erwidern könnte." „Er—widern?" „Ja. Ich möchte dir das znrkckgeben, was du mir geschenkt." „Was — ich dir — geschenkt?" „Dieselbe Liebe." „Du könntest es nicht." „Und wenn ich es könnte?" Der Mann vor ihr lag auf den Knien und schluchzte, immerfort ihre Hand an seine Lippen pressend nnd küssend. „Wenn du es könntest wenn du es könntest ich würde sehr — sehr — glücklich werden. Der Tag brach an, es war ein Frühlings- morgen, so schön, so rein, als habe ihn nicht die Erde, sondern der Himmel geboren. ! Und dic junge Sonne glitt lächelnd an dem kleinen Fenster vorbei und sandte einen golden^ Sirahl hinein. 4. Bertram war nicht zugnmde gegangen. * lebte und befand sich auf der Fahrt in dir weite Welt. Als damals in dem Stmme sei» neues Schiff in hundert Stücke zerbrochen war, batte er den Schwimmgürtel umgeschnallt und sich dem Meere anvertraut, das soviel Ähnlich« keit mit seinem Charakter hatte. Es nahm ih» auf seinem Rücken weit mit hinaus, einen Tag lang kämpfte der Schiffbrüchige mit dem Tode- Gänzlich erschöpft, beinahe ohne Bewußtsein, hatte ihn ein englisches Paffagierschiff aufge« nommen und mit nach England geführt. Das gestohlene Geld war verloren gegangen, aber Bertram war entschlossen, auf keinen Fall mehr zurückzukehren. Er fürchte! e di« Vorwürfe Kamillas, scheute stch vor seinen Kameraden und empfand eine grenzenlose Scham darüber, daß ihn Joseph geschlagen hatte. Und dann — dies war die Hauptsache -- wovon sollte er künftig leben? Sein Dom war wieder verlöre», das Geld war unwieder bringlich dahin, und die kleine Hütte samt allem, was in ihr war, hatte er längst, ohne Misse» Kamillas, derart mit Schulden belastet, daß auch kein Brett mehr davon ihr Eigentum war. Mochte Kamilla nun sehen, wie sie fertig wurde! Er haßte die Familiensiw pelei, diese Anhängigkeit von einem Weibe, das sich a»« maßte, ihn einen Dieb zu nennen, weil er al» Herr des Hauses ihr Geld in Verwahrung ge« nommen hatte! Er nahm Dienste auf einem HandMcM
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