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Ei« falscher Quartiermacher hat das Dorf Hardt und andre Ortschaften des Kreises München - Gladbach geprellt. Der Soldat Joseph Joelen des Feldartillerie-Regiments 59 war aus dem Manöver desertiert und hatte unter der Angabe, beim 8. Armeekorps sei eine Pserde- seuche außgebrochen, so daß die Manöver ab gebrochen worden seien und die Truppen zurück kehrten, überall Quartier gemacht. Er verstand es auch, die Polizeibehörden durch sein sicheres Auftreten irrezuführen, so daß ihm mehrere Polizeibeamte zum Quartiermachen beigegeben wurden. An den Haustüren wurden die üblichen Zahlen über die Stärke der Einquartierung mit Kreide angeschrieben und die Einwohner machten große Einkäufe an Fleisch und sonstigen schmack haften Nahrungsmitteln, um ihre Soldaten an ständig bewirten zu können. Alles war in froher Erwartung, und abends wimmelte es in den Landgemeinden von Fußgängern, Radfahrern und Wagen, da der Quartiermacher auch ein Biwak in Aussicht gestellt hatte. Als aber die Soldaten ausblieben und es immer sicherer wurde, daß man einem Scherzbold auf den Leim gegangen war, löste sich die Spannung in ein befreiendes Gelächter auf. — Joeken wurde verhaftet und an das Rheydter Bezirks kommando abgeliefert. X Ein schwerer Automobilunfall er eignete sich Anfang April d. in der Nähe von Ovensee. Ein von Hamburg kommendes Auto mobil des Konsuls Ralen in WasserSleben über fuhr bei der Einmündung des Tarper WegeS in die Chaussee den 18 jährigen Dienstknecht Tacke aus Tarp, der mittels Fahrrads seinen in Flensburg wohnenden Eltern einen Besuch abstatten wollte. Der Unglückliche wurde so schwer verletzt, daß er auf der Stelle verstarb. Um die Eltern nun schadlos zu halten, hat ihnen der Besitzer des Autos einen Landbesitz in Jarplund im Werte von 32 000 Mk. nekauft und etwa die Hälfte der Kaufsumme den Leuten geschenkt. Außerdem hat Konsul Ralen die Angehörigen durch weitere Bargeschenke unter stützt. Eine Schule für Diebstahl besteht, wie eine Verhandlung vor der Kölner Strafkammer gegen einen Taschendieb ergab, in der Stadt Essen. Der Staatsanwalt machte während der Verhandlung die Mitteilung, der Spitzbube sei auf der Essener Taschendiebhochschule ausge bildet, über deren Bestehen es keinem Zweifel Mehr gebe. Die Schüler würden von dort nach vollendetem Studium in die verschiedensten Gegenden entsendet. Aufgabe der Behörden wird es nun sein, die gefährliche Diebesschule aufzuheben. Jugendliche Durchbrenuer. Nack Unter schlagung von 15 300 Mk. sind die 16- bezw. 17 jährigen Lehrlinge S. und T. aus Pforz heim spurlos verschwunden. Sie waren dort m einem kaufmännischen Geschäft tätig und haben nach und nach diese ungeheure Summe ver untreut. Unter dem Verdacht eines Millionen diebstahls sind in Paris zwei Australier ver haftet worden. Sie werden beschuldigt, einem Amerikaner auf raffinierte Meise 60 000 Pfd. (1200 000 Mark) entwendet zu haben. Seltsame elektrische Erscheinungen haben sich in zwei Häusern in Courneuve bei Paris ge zeigt, seitdem am 11. d. ein Haus, das voll kommen einsam in derselben Straße stand, vom Blitz zerstört worden war. In den beiden Häusem verglühten eine volle Woche nach diesem Blitz schlag nachts einzelne Gegenstände, beispielsweise ein Filzhut, ein Laib Brot u. a. Es scheint sich um einen Fall von angesammelter Elektrizität M handeln, der von Pariser Gelehrten unter sucht wird. 662 Weibliche Luftschiffer. Die Gattin des österreichischen Sportsmannes Viktor Silberer, Vorsitzenden des Pariser Luftschiffer- Klubs, unternahm mit der bereits bekannten Luftschifferin Carton trotz drohenden Regen wetters einen Aufstieg mit dem Ballon „Ariane". Kaum hatten sie den Ballon freigemacht, als ein hestiger Regen einsetzte. Doch gelang es ihnen dank des eintretenden Windes in einer Höhe von 1200 Meter über die Zone des „Joseph!" „Jo . . .' Bertram stieß eineu unter drückten Fluch zwischen den Zähnen hervor. Er warf seiner Frau einen scheuen Blick zu. Diese schien ruhig, als fände sie dies alles aatürlich. „Warum hat man mich nicht benachrichtigt?" fragte er rauh. Das war zu viel für Kamilla. Mit einem Schritt trat sie vor ihn hin, öffnete die Lippen, um ihm ihre ganze Verachtung ins Gesicht zu schleudern. Aber sie brachte kein Wort hervor. Bertram hatte sich hoch ausgerichtet. Der alte Trotz sprühte aus seinen Augen, zuckte um seine Lippen. Er riß sie in seine Arme. „Ich liebe ja nur dich — dich allein," Murmelte er, sie an sich pressend und küssend, daß sie zitterte. Sie versuchte nicht, sich aus seinen Armen zu lösen. Bebend blickte sie zu ihm auf und erwiderte dann seine Küsse mit aller Heftigkeit der Leidenschaften, die dieser Kampf, der schon monatelang dauerte, in ihr entfesselte. Sie liebte ihn ja noch immer, konnte nicht anders als ihn lieben. Die ganze Nacht wachten beide am Bette d« Mutter. Bertram schien plötzlich wie umgewandelt. erzählte von alten Tagen und weckte ver sessene Erinnerungen in Kamillas Herzen, die an nichts mehr dachte, als an die Gegenwart. Gegen Morgen hm kam Mutter Maria wieder zum Bewußtsein. Sie öffnete die Augen und chr erster Blick siel auf Kamilla, ihr zweiter auf Bertram. Niederschlages zu kommen. Meistens in Wolken gehüllt, trieb der Ballon einige Stunden dahin und wurde schließlich glücklich in Montfort zur Landung gebracht. 00- Jrauer» rette« ein Dors. In einem Dorfe bei Genf (Schweiz) brach Feuer aus, während die Feuerwehr, wie überhaupt der größte Teil der männlichen Einwohner zum Militär eingezogen waren. Der Brand ver breitete sich mit solcher Schnelligkeit, daß das ganze Dorf bedroht war. Rasch entschlossen gaben Frauen das Alarmzeichen, zogen die Wagen der Feuerwehr herbei, und während eine Anzahl Wasser herbeipumpte, richteten andre den Schlauch auf das brennende Haus. Um Haar und Kleider gegen die sprühenden Funken i m in Erbe ist um so glücklicher, als ihm so die Mög lichkeit zur Ehe gegeben ist, auf die er und seine ihm lange Zeit treue Braut mehrere Jahre schon gewartet haben. Ei« geheimnisvoller Vorfall. Großes Aussehen erregt folgendes Abenteuer des Bom bardiers Warren in Aldershot: Dieser fuhr am 8. September spät abends, vom Urlaub heim kommend, auf seinem Zweirad nach Aldershot zurück, als ihm ein Automobil mit drei männ lichen Insassen begegnete, deren einer ihn nach dem Wege fragte. Während Warren seine Karte bei der Automobillampe studierte, wurde er durch einen Schlag betäubt. Als er erwachte, befand er sich als Gefangener in einer Schiffs kajüte. Zu seinem Erstaunen war ein andrer Vas Nationaläenkmal in Diemel MliWWIfAMW. Das Nationaldenkmal zu Memel, das am 23. September in Gegenwart des deutschen Kaiser- paareS enthüllt werden wird, soll ein Erinnerungs zeichen an die schwerste Zeit Preußens, die der napoleonischen Fremdherrschaft vor hundert Jahre», sein, wo die edle Königin Luise vor dem korsischen Eroberer bis nach Memel, dem nördlichsten Winkel der preußischen Monarchie, fliehen mußte. zu schützen, bekleideten sich die Frauen mit den Mänteln und Helmen der Feuerwehr. So rettete die Geistesgegenwart und Entschlossenheit der Frauen das Dorf, denn es gelang ihnen, das Feuer zu löschen. 6O2 Unerwartete Mitgift. Eine an genehme Überraschung wurde dem Londoner Droschkenkutscher „Bert", so war er unter seinen Kreisen bekannt, zuteil durch die Benachrichti gung, daß er der Erbe des verstorbenen Dr. Frederic Wildbore, seines ältesten Bmders, sei. Die Erbschaft besteht aus einer großen Summe Geldes, sowie einem schönen Landsitz in Eng land und größeren Ländereien in Südafrika. Der Mann mit ihm eingeschlossen, den er vor vielen Jahren in Indien gekannt hatte. Dieser war, wie er erzählte, in einer Schenke durch Schlaf mittel betäubt worden. Beide wurden gut be handelt, entflohen aber nach acht Tagen schließ lich durch eine Luke und schwammen ans Land. Sie sanden, daß sie in Bristol waren und daß für beide von unbekannter Hand Todesanzeigen rn zwei Zeitungen eingesetzt worden waren. Warren erklärt, daß er mit dem andern Ent führten vor vielen Jahren in Judien ein buddhistisches Heiligtum zerstörte, worauf beide nur mit Mühe vor der Wut der indischen Be völkerung geschützt werden konnten. Die In ¬ sassen des Automobils waren nun, wie Warren sich jetzt erinnert, Inder in europäischer Tracht. Die Militärbehörden sind eifrig bemüht, die Urheber dieses fanatischen orientalischen Rache aktes zu entdecken. 00- Korsische Rache. Auf einem Rund gang an der Küste bei Verdi wurden 4 Gens- darmen aus dem Hinterhalt von einer Schar Korsen, die sich wegen einer erfolgten Anzeige rächen wollten, angefallen. Es entspann sich ein regelrechtes Revolvergefecht, bei welchem der Gendarm Palucca vier tödliche Kugeln erhielt und sofort verschied. Die Patrouille mußte sich schließlich zurückziehen, um nicht weitere Verluste zu erleiden. Unsicherheit auf russischen Eisenbahnen. Ein Personenzug der Südostbahnen, in dem sich ein Kaffenbote der Nordischen und einer der Woronescher Bank befanden, wurde in der Nähe von Tamboro von sieben Räubern über fallen. Dem einen Kassenboten wurden 24 000, dem andern 20000 Rubel abgenommen. Der Begleitpolizist wurde leicht verwundet. Die Räuber sind entkommen. 4t Die Hochzeit unter Wasser. Aus New Jork wird gemeldet: Eine Hochzeit unter Wasser, das ist der neueste Triumph, den amerikanische Originalitätssucht feiert. In den nächsten Tagen wird die Vermählung von George Fairman und Alberta Michel auf dem Grunde des 14 Fuß tiefen Wasserbassins im New Dorker Hippodrom stattfinden. Das Brautpaar, die Hochzeitsgäste und der Geistliche werden in Kadekostümen erscheinen und die Brautjungfern werden als Meernixen der jungen Braut das Geleit geben. Nach der Traufeierlichkeit wird Vater Neptun dem Paare als glück- und segen spendendes Symbol 100 Dollar in die Hände drücken. Als es bekannt wurde, daß im Hippodrom eine Hochzeit unter dem Wasser be absichtigt werde, baten 27 Brautpaare um die Erlaubnis, unter dem Schutze König Neptuns ebenfalls auf diese Weise den Bund fürs Leben zu schließen. - , Gerickrskatte. Aachen Von der Strafkammer wurde ein angebliches Opser der Vaalser Spielbanken wegen Betrügereien in Stolberg und Aachen zu zwei Jahr Gefängnis und fünf Jahr Ehrverlust ver urteilt. Der Angeklagte gibt an, ein Kaufmann Berger aus Bordeaux zu sein und auch als zweiter Offizier zur See gefahren zu sein. Von den Vaalser Spielbanken angelockt, habe er sein Geld verloren, sei in Not geraten und habe sich deshalb die Betrügereien zuschulden kommen lassen. Die Polizei hält den Mann für einen internationalen Gauner, konnte aber trotz aller Nachforschungen seine Persönlichkeit nicht feststellen. Düsseldorf. Die Strafkammer verurteilte vier Schlosser, die fortgesetzt in Düsseldorf und Umgegend Bronzedraht aus Telephonleitungen herausgeschnitten und dadurch empfindliche Störungen im Fernsprech betriebe der RetchSpost verursacht hatten, zu Ge fängnisstrafen von vier Monat bis zu 0/2 Jahr. Die Postbehörde hatte auf die Entdeckung der Täter hohe Belohnungen ausgesetzt. Frankfurt. Als am 2. Juli der Stellenwerks weichensteller Martin Hübenthal in der Nähe des Rebstöcker Waldes einen Radfahrer, den Taglöhner Franz Hauser, darauf aufmerksam machte, daß er auf einem verbotenen Wege fahre, wurde er von Hauser angefallen und in den Daumen der linken Hand gebissen. An der Wunde entstand eine Ent zündung, die dazu führte, daß der Daumen abge nommen werden mußte. Der bissige Radfahrer wurde wegen schwerer Körperverletzung nach 8 224 zu ein Jahr Gefängnis verurteilt. Dem Verletzten wurde eine Buße von 166 Mark zugesprochen. Kunres Allerlei- Beim Flottenmanöver wird ein Mattose über Bord geschleudert. Es gelingt ihm, eine ihm zugeworfene Leine zu ergreifen, und so kommt er mit dem Leben davon. An Bord herrscht darüber große Freude. Einer seiner Kameraden meint, darauf könne er was zum besten geben. „Wo werd' ich denn," antwortet der Gerettete, „wenn ich euch hätte einen Schabemack spielen wollen und hätte losge lassen, wärst ihr allesamt auf den Rücken ge fallen!" <,Dorfb.y Ein glückliches Lächeln verklärte ihr alles Gesicht; dann schloß sie die Augen wieder und verfiel in tiefen Schlaf. An diesem Tage fuhr Bertram wieder zum Fischen hinaus. Mit keinem Worte berührte Kamilla das, was sie erfahren hatte. Alles schien tief in ihrem Herzen begraben und die Hoffnung hatte einen sanften Schleier darüber gebreitet. Ehe er ging, wandte sie sich an ihn. „Du mußt mir Geld geben, Bertram." Er kehrte sich bettoffen um. „Geld? Wozu?" „Für die Mutter. Ich muß den Arzt be zahlen." „Bleibe schuldig," sagte er kurz. „Ich habe kein Geld." Kamilla dachte nicht weiter darüber nach. Er mußte ja Geld haben — doch plötzlich fiA ihr ein, daß er ja seit langem keinen Fang mehr gemacht, sondern ihn immer gekauft hatte — drüben, wo er so lange ständiger Gast gewesen. Der Gedanke bedrückte sie. Etwas, woran sie niemals gedacht hatte, bedrückte sie plötzlich. Wenn Bertram nie verdient und nur immer ausgegeben hatte, wie mochte es da eigentlich um ihre finanzielle Lage stehen? Die Frage wäre ihr sonst gleichgültig gewesen. Aber der Gedanke, bald Mutter zu werden, führte sie immer wieder auf diesen leidigen Punkt zurück und sie beschloß, ihren Mann danach zu fragen. Um des Kindes willen mußte er ihr Auskunft geben. Mutter Maria war erwacht und legte ihre abgezehrte Hand in die der Pflegetochter. „Bist du wieder glücklich, Kamilla?" „Ganz glücklich, Mütterchen." „Ihr habt euch ausgesöhnt?" „Ich habe ihm verziehen." „Das war recht und schön von Ar, Kind. Vielleicht . . ." Kamilla hörte die Schritte des Arztes und Josephs. Sie unterbrach die Mutter hastig. „Ich habe kein Geld für den AO, Mutter." „Er gab dir keines?" „Er — hat keines." Mutter Maria begriff sofort alles. Sie sandte einen ergebungSvolleu Blick zum Himmel und wandte sich dann zu Kamilla. „In deinem Bette, mein Kind, ist zwischen der Mattatze und dem Holzgestell ein Sack eingenäht. Er enthält Vaters Ersparnisse." Joseph und der Arzt traten ein. „Guten Morgen, Perle," sagte der Fischer in seiner gewohnten einfachen Art. Kamilla antwortete ihm kaum. Im Munde empfand sie wieder eine grenzenlose Scham und zugleich etwas wie Zorn gegen den Mann, der sie durch seinen bloßen Anblick an das Un würdige ihrer Lage erinnerte. „Es ist nicht nötig, daß ich wieder komme," sagte der Doktor, nachdem er die Kranke unter sucht hatte. „Aber Ruhe muß ich vor allem empfehlen. Eine Wiederholung dieses Anfalls wäre äußerst gefährlich." Kamilla fragte, was sie schuldig ss. Daun ging sie ins Schlafzimmer und HEe ein Gold stück, das sie dem Arzte einhäudigte. An diesem Tage brach ein fürchterlicher Sturm los. Bald nach Mittag hatte er em« gesetzt, und die Fischer waren eiligst vor ihm an Land geflüchtet. Nur Bertram fehlt». All« hatten iHv gesehen, ihm zugerufen, ihn gewarnt. Aber ein starrer Trotz, eine gewisse Feind seligkeit gegen die andern hatte ihn bewogen, noch länger zu weilen und afft als letzter heim- zufahren. Wer ehe er des kleinen Hafen hatte erreichen können, hatte ihn der Sturm vom Festtande abgeschnitten. Wollte er nicht imt seinem Fahrzeuge an den Klippen zerschellen, dann mußte er froh sei», wenn ihn die Wellen ins Meer hivauswarfen. Kamilla stand am Kap und rang die Hände. „Ist denn niemand da, d« sich hinauswagt, ihm zu Helsen?" Keiner antwortete. Keiner hatte Lust, für einen Mans, der keine Rettung verdiente, m d«l sicheren Tod zu gehen. „Joseph," schrie Kamilla, wie von einer Ein gebung gepackt. Aber Joseph antwortete nicht. „Er ist an der Küste," sagte einer d« Fischer. „Mchttg. Mr haben ihn gesehen. Er sich: den Doktor hinüber." Natürlich I Daß Kamilla diB nur vergessen konnte. „So ist auch er in Gefahr?" „Kaum! Er mußte sehen, daß es Stur» gibt, bevor er absnhr." „So glaM ihr, daß er drüben ge- Neben ist?" „Darauf ist schwer etwas Sicheres zu sagen. Joseph liebt die Gefahr. Vielleicht ist er trotz dem gefahren." « 4 lS»rts«tzui»g folgte