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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus 1 Mark 2v Psennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All' gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Kruck und Verlag oon A. Schurig, Bretnig Mittwoch den 25. September 1907. Nr. 77. 17. Jahrgang. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschast wird die Geschäftszeit im Handel-gewerbe anläßlich des Kirchweihfestes Sonntag/ den 29. September 1907, Wj^ auf 10 StunSen "dT und zwar vormittag» von 7—Uhr, „ „ 11—1 „ nachmittag» und nachmittag» „ /,3—S „ abend» ausgedehnt. Montag, den 30. September 1907, find während de» Vormittag»-Gotte»dienste» die Läden zu schließen. Bretnig, den 23. September 1907. Der Gemeindevorstand Petzold. Morenga gefallen. Eine aus Upington im Kaplande gekommene und inzwischen bestätigte Meldung besagt, daß bas Kommando de« Majors Elliot den Bandenführer Morenga bei Witpon in der Kalahari» Wüste angegriffen hade, als Morenga eben auf dem Wege war, sich mit Simon Köpper zu vereinigen, Morenga, sein Lohn, sein Onkel und drei Anhänger sind ge lötet, während auf englischer Seile zwei Mann löblich verletzt wurden. Der lästige Mann, der den Deutsche» so viel zu schaffen machte, ist damit nun für immer zur Ruh« gebracht. Lertliches und SkckKschsS Bretnig. Bericht über die Gemeinde- ratssttzung am 23. vorigen und 19. dieses Monats, 1) Gegen die Aufstellung von Masten zur Hochspannleitung de» Elektrizitäts werke« von Großröhrsdorf nach Ohorn aus Kommunikationswegen der Gemeinde Bretnig hat der Gemeinderat nichts einzuwenden, sofern der freie Verkehr dadurch nicht gehindert wird. 2) Gegen die Ausstellung einer Biographie von Bretnig durch die Firma A. Jülich in Chemnitz hat der Gemeinderat Nicht« einzuwenden. 3) Laut Mitteilung Ser Königlichen AmlShauptmannschaft Kamenz ist am 15. August diese« Jahres Herr Adolf Hermann Seidemann, Färber hierselbst, al- sächsischer Untertan eidlich verpflichtet worden. 4) Da» neue Tanziegulativ wird dem Gemeinderat bekanntgegeben. 5) Als Wahl männer für die Bezirksvcrsammlung des 13, Wahlbezirke» werden die Herren Gemeinde- ältester Paul Gebler und Gemeinderatsmit- glied Ernst Gebler gewählt. 6) In Bezug auf die Wassermauerangelegenheit usw. bei Nr. 68 soll durch den Gemeinderat im Beisein beider Interessenten eine Einigung herbeigeführt werden. 7) Eine Zuschrift der Königlichen Amtshauptmannschaft Kamenz, Brückenbau bei Nr. 135 betreffend, wird dahin beantwortet, daß der Gemeinderat Nicht in der Lage ist, einen Zeitpunkt zu bestimmen, wann dieselbe gebaut werden soll, da sich der Bau nicht al» zwingend heraus stellte 8) In Bezug auf die Fiskusstraßen- angelegenheit bei Nr. 119 soll zunächst eine Rücksprache mit Herrn Hermann Boden, behus» Erwerbung des Feldwege» von demselben, genommen werden. 9) Die von der Gemeinde bei Nr. 24 und 131 verkauften Grundstücke werden den Erwerbern mit dem Preise von Mark 3,25 für den Quadrat meter berechnet. 10) Zur Aufnahme der neuen fahrbaren Krankentrage soll das alte Spritzenhaus zum Teil ausgebaut werden. — Unleserliche Annoncen-Manuskrlpte. Nach einer neuerdings erfolgten Entscheidung des Reichsgerichts braucht für Fehler, welche infolge unleserlich geschriebener Anzeigen entstanden sind, kein Ersatz geleistet zu werden. Das Reichsgericht ging dabei von der Ansicht aus, daß Anzeigen, die man einer Zeitung übersendet, deutlich geschrieben sein müssen. Großröhrsdorf. Die 100. Gau vorturnerstunde des Nördlichen Ooerlausitz- Turngaues wurde am Sonntag in Großröhrs- darf abgehalten. Teil nahmen 80 Vorturner. Sie wurde in turnerisch-festlicher Weise al« Judelvorturnerstunde gefeiert, daher hatten sich außerdem auch zahlreiche alte Vorturner, der Gauturnrat mit Herrn Gauvertreter Reißmann- Kamenz an der Spitze und als Vertreter des Turnkrcises Herr KreiSturnwarl Wähmann- DreSv-n eingefunden. Eröffnet wurde ste mit einem Wetturnen am Reck, Barren, Pferd. 25 Vorturner traten an; dieselben zeigten eine so gute Durchbildung, daß 17 die geforderte Mindestleistung erreichten, bez. bedeutend über schritten. Nach einer kurzen Mittagspause hielt der Gauturnwart Fichte zunächst eine Uedungsstunde nur mit Leitern de« Frauen turnens und daraus mit den Vorturnern Han telübungen rc. Ein strammes Turnen war es- Den Schluß bildete ein Eilbotenlauf über 500 m. An traten 12 Mannschaften aus 8 Vereinen. 1. Sieger wurde ine Mannschaft des Turnvereins Kamenz, welche in 67 Se kunden rie Strecke durchlief. Weitere gute Zeiten erzielten Bautzen T.-V. 68 Sekunden, Großröhrsdorf l 70 Sek., Kamenz Tbd. I., Ohorn und Grobröhrtdorf III je 71 Sek. Um 6 Uhr bildete dann in der Turnhalle eine Gesellige den Schluß, bei welcher der hiesige Verein durch verschiedene tadellose Vorführungen die Auswärtigen erfreute, sodaß sie eine Fülle von Anregungen zu neuer Turnarbeit mit nach Hause nehmen konnten HauSwalde. Herr Pfarrer Dittrich hier ist für das Pfarramt dec Matthäigemeinde zu Altendorf bei Chemnitz einstimmig gewählt worden. — Ein höchst raffinierter Diebstahl wurde am Sonntag abend in einem Restaurant in Kamenz verübt- Drei auswärtige Radfahrer hielten dortselbst Einkehr und halten einst weilen ihre Räder in der Hausflur eingestellt. Nach kurzer Rast wollten die Radler wieder ihren Heimweg antreten, da machten sie die Entdeckung, daß ein Rad gestohlen worden war. Die sofortige Nachforschung war leider ohne Erfolg. Bischofswerda. Der aus den „Bisch. Nachr." hervorgegangene Bericht über einen Raubanfall in der Nähe der Schliefermühle ist, wie Gendarm Pötsch mitteilt, vom Anfang bis Ende erlogen- E» ist auch nicht das Ge ringste vorgefallen, was oen Kotsch hätte Ver anlassung zu einer derartig, von ihm frei er- fundenen Tatarennachricht geben können. Weißer Hirsch, 20. Sept. Beim Stehlen ertappt. Im hiesigen Lahmannschen Sanatorium waren schon immer Geldbeträge au« oen Kleidern der badenden Damen abhan den gekommen, ohne daß ein Verdacht auf eine bestimmte Person fiel. Heute — Frei tag — vormittag glückte es nun dem Perso nal, die Diebin auf frischer Tat zu überraschen. Sie ist die Ehefrau eines hier wohnenden Be amten und war früher im Bads in Dienst. Nur durch Bekanntsein der örtlichen Verhält nisse war es möglich, daß die Diebin so lange unermittelt blieb. Dis vieoische Person kam in Haft. Dresden, Der falsche Leutnant. Vielleicht angeregt durch das Abenteuer des „Hauptmanns von Köpenick* promenierte vor einigen Tagen ein kühner Jüngling in der Uniform eine» Leutnant» über die Augustus- brücke. Alles blickte ihm nach. Nicht aber, weil er einer von denen war, die durch Schneid, schlanke Taille und Hellen Sporenklang impo nieren, sondern vielmehr, weil er just da» Ge genteil davon zeigte. Seine Mütze saß ziem lich schief auf dem Kopfe und sein kecker Schnurrbart war ganz entschieden nicht auf seiner Oberlippe gewachsen. Zwei Grenadiere, die ihm zwar vorschriftsmäßig da« Honneur erwiesen, mochten ebenfalls bemerken, daß es mit der Echtheit de» Herrn Leutnant nicht weit her zu sein schien, denn sie befragten da rüber einen Telegraphenboten. Sogleich mach ten sie kehrt und folgten dem Leutnant, der soeben mit langen Schritten an der Neustädter Hauptwache vorüberging, wo derPosten, stramm wie der Kriegsgott selbst, präsentierte. Di- Grenadiere verständigten sogleich einen aus Posten stehenden Gendarm von der gemachten Entdeckung, konnten aber nicht verhindern, baß der „Leutnant oon Dresden", al» er Unheil witterte, da» Hasenpanier' ergriff und im stärksten Dauerlauf die Hauptstraße entlang jagte. Die andern ihm nach l Schon an der Ritterstraße endete jedoch die Treibjagd, da ein zufällig daherkommender Gendarm dem heranstürmenden Leutnant schleunigst seineArme öffnete. Nach der Wache gebracht, entpuppte sich der Marssohn als ein harmloser Jüngling, »er bei einem Gesellschaftsvergnügen den Herrn Leutnant gespielt und sich darauf den „Witz" geleistet hatte, die Welt durch sein Erscheinen in Erstaunen zu setzen. Das letztere war ihm zwar einigermaßen gelungen, aber etwa« kos ten wird ihn doch noch der „Spaß". Ortmannsdorf, 20. September. Ein wunderbarer unorthographisch und unstilistisch entstellter Brief, der an eine hiesige Firma gerichtet war, verdient bekannt zu werden; derselbe lautet in getreulicher Abschrift: „Mei lieber Herr N. N Ich bitte Sie darum Bar Zeilen zu Schreiben an Sie. Ich bin Sonntag mit Ab Schebrannt. Ich bitte Sie darum Einer Kleiner Beisteier zu Schenken Kave. (Wahrscheinlich Gabe.) Und Sein Sokut und dohn mir den Kefaln den Herr Gott Schenke Sie Sunt Heil Alle Teilte." Grüna, 20. Sept. Besonder« gut ge waltet hat Fortuna, indem sie den 20 000 Mark-Gewinn der Lotterie vom Roten Kreuz einem recht bedürftigen Arbeiter einer hiesigen Wirkerei zufallen ließ. — Mord oder Selbstmord? Vor acht Tagen hat man in den Morgenstunden im Kaiser-Wilhelmhain in Plauen den 19 Jahre alten Zeichner Kurt Seifert von dort mit einer Schußwunde im Kopfe besinnungslos aufgsfunden. Der junge Mann wurde nach dem Krankenhause gebracht, wo er Sonnabend nachmittag gestorben ist, ohne daß er das Bewußtsein wiedececlangt hatte. Es ist völlig unausgeklärt, wie Seifert zu der schweren Verletzung gekommen ist. Seine Angehörigen geben an, daß keinerlei Anlaß zu einem Selbstmord vorgelegen habe und auch sonst nicht» ermittelt worden sei, wa» für einen solchen spräche. — Hurra, drei Mädel»! Einem außer» gewöhnlichen freudigen Erckgnis stand die Familie Aehnelt im Gutshofe de« Herrn Stein in Lonrad»dorf ge-enüber, die die glückliche Geburt von drei gesunden, munteren Mädchen zu verzeichnen hat. MülsenSt. Jakob, 21. Sept. „Tine Kreuzotter aus der Glatze!" — die» dürfte, wenn» gleich schon vor einiger Zeit passiert ist, ein Settenstück zu dem Vorkommms: »Die Kreuzotter in der Hosentasche" bilden. Kommt da im Februar einst ein fremder Mann in die hiesige Schule und läßt den als Natur« freund bekannten Herrn Oberlehre'; Heraus rufen, wobei er ihm eine Kreuzotter anbot; der Lehrer lehnte ad und gab feiner Ver wunderung Ausdruck, daß der Mann seine Kopfbedeckung aufbehielt; da nahm dieser seine Mütze ab und man sah auf der glän zenden Glatze eine große Kreuzotter liegen, die träge den Kopf hob. Mit den Worten: „Die tut mir nichts!" setzte der Mann seine Mütze wieder auf und verabschiedete sich. — Ein Gegner der Einverleibung von Dörfern in Großstädte ist der Kreithauptmann v. Welck in Leipzig. Dieser hat anläßlich der Verpflichtung de» Bürgermeister« in Döbeln in einem Toaste seine Ansicht über die Einverletdungsfrage ausgesprochen. Der Kreishauptmann betonte anläßlich der Ver pflichtung de» neuen Bürgermeister» Müller in Döveln zunächst, daß ein Bürgermeister dreierlei sich angelegen sein lassen müsse: 1. Gerechtigkeit üven und menschenfreundlichen Sinn pflegen, 2. sich weder in den Dienst von Parteien, noch in den Dienst von Per sonen stellen, 3. das Wohl seiner Stadt und ihrer Bewohner im Herzen tragen. Bei dem nachfolgenden Festessen bekannte der Kreis hauptmann in einer Erwiderung auf einen Toast seine Abneigung gegen die Einver leibungen in die Großstädte. Er wisse den Wert der Großstädte voll zu schätzen und lebe in der Großstadt Leipzig so gut, daß er es sich garnicht besser wünschen könne. Mit Be wunderung erfüllen ihn auch die Beispiele der Tatkraft und de» kommunalen Opsersinn» der Großstädte, allein e» gehe dort auch viel Volkskraft verloren und der Staat hade keine Veranlassung, wie z. B. geplant war, mit einem Male sechs Dörfer verschwinden zu lassen. Da» sei einer der Gründe, weshalb er gegen die Leipziger Einverleibung war. — Schwer geprüft wurde in kurzer Zeit der in Leipzig anzestellte Schutzmann Herr Ludwig Körner aus Treuen, der am Montag seine Mutter dort entjeelt vorfand, nachdem er die Wohnung durch einen Schlosser hatte öffnen lassen. Al« ec nach Leipzig zurückge- lehrt war, wurde ihm dort die Nachricht, baß inzwischen auch seine Schwiegermutter, die auswärts wohnt, gestorben sei. — Kür das Zoologische Museum der Leip ziger Universität ist als Inspektor vom 1. Oktober an Herr H. A. Ter Meer vom Königl. Niederländis^en Reichrmuseum für Naturge schichte in Leyden gewonnen.