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Allgemeiner Ametzer Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. LokM-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegeud. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« i Mark 2V Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Anferate, die 4gespaltene Korpuszsile 10 Pfg., sowie Bestellungen ruf den All« gemeinen Anzeiger nehme« außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag r/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusenden. Lchristleilung, Bruck «nö Verlag von A. Schurig, Drelnig. Rr. 72. Sonnabend den 7. September M7. 17. Jahrgang. Erntefestgedanken! Ein ganze» Jahr gehen heute eine» jeden Menschen Gedanken zurück, ein Erntejahr. Jeder mag dabei an seine eigene Ernte denken, ob er sie nun in die Ackerfurche draußen gesät hat, wie der Landmann, oder ob er am Schmiedeamboß gestanden, oder ob er al» Lehrer und Prediger seinen Samen in Kinder- und Menschenherzen geworfen hat. Sie alle blicken heute auf ihr Erntejahr zurück, selbst die Hausfrau, Vie ihre Stätte zu einer solchen zu machen suchte, wo sich's gut sein läßt, selbst Knecht und Magd, selbst die Kinder auf ihren Schulbänken. Sind sie nicht alle auch in diesem Jahre Säleute gewesen? — Die Saat schoß im vorigen Herbste auf. Der Winter kam, da zog sie sich zurück in den Schoß der Erde und wir zogen uns auch zurück in den Schoß der Familie und warteten auf den Sommer. Und der Sommer kam endlich. Da freuten sich die Menschen, Tiere und Pflanzen. E» gab nun ein frisches Arbeiten im Frühling und im Sommer. Weißt du e« noch? Rasch war das Auf. stehen, flink die Hände, stark der Hunger, schön dann der Feierabend und der stille Sonntagsmorgen. Nun ist der Herbst gekom men: Wir haben geerntet. Wollen wir gleich davon reden, wieviel wir geerntet haben? Es ist nicht fein, gleich nach dem Werte eine» Geschenke» zu fragen! Wir haben geerntet; es hat ein Jeder von un feinen Teil empfangen und es sind auch in diesem Jahre alle satt geworden an Gotte» Tafel. Ist dir das nicht genug? — Ein ganzes Jahr lang hat er un« al« seine Kostgänger gehabt und uns satt gemacht. Deshalb heute am Erntedankfeste flehen wir auf, meine lieben Christen, und sprechen mit einander da« Tischgebet: Lieber Vater im Himmel! An unserem Erntedankfeste geben wir dir die Ehre und Lob und Dank, daß du da« Feld und jede Arbeit gesegnet hast. Wir freuen un« von Herzen, daß du so gut und freundlich zu uns gewesen bist. Dafür danken wir dir. Und wenn wir in die Zu kunft schauen heute, laß un« einst auch unter denen sein, die nach getanener Leben«-Ernte da« große Dankfest feiern in deinem Reiche! Amen! O-rtlich-s und «äckfts»-» Bretnig. Anläßlich de« Erntedankfes te» richten wir an die Gemeinde nochmal» die herzliche Bitte, unser Gotte»hau» durch Schmuck verschönen zu helfen. Es sind un» alle Gaben herzlich willkommen, seien e» Kränze, Blumen stöcke oder Garten- und Feldfrüchte. E« wäre schön, wenn jede Familie, die ihr Gottethau» lieb hat, dadurch ihre Liebe an den Tag legte. Pulsnitz. Morgen Sonntag vormittag l0 Uhr findet auf dem Schützenplatze eine Inspizierung der hiesigen Feuerwehr durch die Kommandanten der Wehren von Kamenz, Königsbrück und Großröhrsdorf statt. E» werden autgesührt Detailübungen mit sämt lichen Geräten, Fußdienstübungen des ganzen Korps und em Sturmangriff. Kamenz. Einen schweren Unglücksfall hatte am Montag nachmittag im Halbachschen Steinbruche da» Gebühren mehrerer nicht im ^ruche beschäftigter Arbeiter zur Folge- Al« dieselben trotz ergangenen Verbotes sich an Mehreren gefahrvollen Stellen des Stein- druchsdereiche» in übermütiger Weise zu Aaffen machten, stürzte der Steinarbeiter Förster cirka 10 Meter tief in die Tiefe und blieb mit vier klaffenden Kopfwunden und einem Schädelbruche schwerverletzt liegen. Der Verunglückte, der kaum mit dem Leden davonkommen dürfte, wurde dem Barmherzig keitsstifte zugeführt. Bautzen. Am Montag abend ist der gewesene Geheime Kommerzienrat Hahn nach Ablauf seiner gewährten Beurlaubung in der hiesigen Künigl. Landesstrafanstalt wieder eingetroffen, um die letzte Hälfte seiner vier jährigen Gefängnisstrafe zu verbüßen. Die Urlaubszeit kommt selbstverständlich bei der Strafdauer nicht in Anrechnung. Wie von Augenzeugen mitgeteilt wird, soll Hahn mit dem abend» nach 6 Uhr hier ankommenden Schnellzuge allein eingetroffen und dann direkt mit einem Landauer nach der Strafanstalt gefahren sein. Er soll ziemlich wohl auSge- sehen haben. — Hierbei sei gleichzeitig noch bemerkt, daß dieser BeurlaubungSsall nicht etwa »einzig" dasteht, also kein Ausnahmefall ist; nach der letzten Statistik wurden im zweiten Vierteljahr d. I. 29 Gefangene bei der hiesigen Strafanstalt beurlaubt. Neugersdorf. Die Feier de» 250- jährigen Bestehen« der hiesigen Gemeinde wurde am Sonnabend mit einem Festkommer» eröffnet. Am Sonntag war Festgottesoienst und großer Festzug, sowie Weihe de» OrtSgründangüdenkmal». Abend» fand Fest mahl und allgemeine Beleuchtung des ganzen Orte«, am Montag Schulaktu«, Schulfest und Lampionzug statt. — Hunde im Polizeidienst. Ein neue« Feld der Tätigkeit hat sich dem treuen Ge hilfen de« Menschen — dem Hunde — er schlossen und zwar im Polizerdienst zur Unter stützung der Exekutiv- und Kriminalbeamten. Im ersteren Falle besonder« wertvoll ist seine moralische Wirkung auf Tumultuanten, sowie Verbrecher und solche, die im Begriff stehen, es zu werden, wenn auch die aktive Einwir kung auf die Störenfriede nicht zu unter schätzen ist; im Krtminalfache hat die gute Nase eine« Hunde« schon so manche» Mal dem führenden Beamten da« Herausfinden de» Schuldigen und dessen Festnahme ermög licht. Zu solchem Dienst eignet sich am besten ein mittelgroße», kluge» und schneidige» Tier mit guter Nase und wetterfestem Haar kleid, zu Lande, wie im Wasser gleich ge wandt. Von unseren einheimischen Hunden erscheint der Deutsche Schäferhund wie ge schaffen dazu; ist er doch seit langen Ge- schlechtsreihen durch den Herdendienst aus da» beste vorbereitet für den neuen Beruf. Nicht zu verwundern ist e« daher auch, daß gerade diese Raffe schon so manchen großen Erfolg auf dem Gebiete zu verzeichnen hat und daß dadurch wieder ihre Verwendung fortwährend zunimmt. Schon haben Städte wie Altona, Berlin, Frankfurt a. M., Leipzig ihre Diensthunde — meist Deutjche Schäfer hunde— und auch in Dresden werden solche von einzelnen Beamten geführt. Schon jetzt sei darauf hingewiesen, daß morgen Sonntag nachmittag 2 Uhr während der Hundeaus stellung im Ausstellungspalast in Dresden eine Anzahl im Polizeidienst verwandter Hunde versuchsweise in ihrem Arbeiten an einem markierten Verbrecher vorgeführt werden. Dre»den, 3. Sept. Ein reiche« Ver mächtnis ist der Stadt Dresden jetzt wieder zugefallen. Die am 27. Juni d. I- hier ver storbene Witwe des Staütrat» a. D. Flath hat in ihrem letzten Willen zum Erben ihre» gesamten Nachlasses das Bürzerhospital zu Dretden eingesetzt und der Stadtgemeinde Dres den mehrere Vermächtnisse zugedacht. Der Rat beschloß in seiner letzten Sitzung, die Erb schaft, die nach Abzug der ausgesetzten Ver mächtnisse etwa 150 000 Mark beträgt, anzu nehmen. — Für die am 26. September vorzuneh menden Wahlen zur Zweiten Kammer des sächsischen Landtage« dürften die verschiedenen Parteien jetzt mit ihren sämtlichen Kandidaten hervorgetreten sein. Aufgestellt sind im gan zen 78 Kandidaten, und zwar 26 Konservative, 25 Sozialdemokraten, 20 Nationalliberale, 6 Freisinnige und 1 Reformer. Zu besetzen sind bekanntlich, einschließlich der drei Ersatz wahlen, 30 Mandate, von denen bisher 8 na- tionalliberal und 22 konseroatio vertreten wa ren. Freiberg. Der au» der Siebenlehner Brandstifteraffäre bekannte ehemalige Bürger meister Barthel von Siedenlehn wurde am Montag von der erste« Ferienstrafkammer des hiesigen Königl. Landgericht« wegen Betrugs in 12 Fällen, Beamtendestechung in 6 Fällen und Untreue im Amte in 1 Falle zu zwei Jahren neun Monaten Zuchthau» und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. In Sachen der vrandstifteraffäre hat sich Barthel noch vor dem Schwurgericht zu verantworten. — In einer Wohnung der Ferdinandstraße in Werdau ereignete sich dieser Tage durch die Explosion einer Spiritusflasche ein bedauer licher Unfall. Durch Oeffnen der Tür zum Wohnzimmer entstand, da in dem Zimmer auch ein Fenster geöffnet war, ein starker Luft zug, der die Flamme eine« auf dem Tische stehenden Spiriturkocher in einen an der Wand hängenden Pack von Zeitungen trieb. Hier teilte sich die Flamme einer Spiritus flasche mit, deren Inhalt mit lautem Knall explodierte und sich über ein zu Besuch in der Wohnung weilende« vier Jahre alte« Mädchen ergoß. Da« au» Flammreuth stammende Kind erlitt im Gesicht, namentlich auch durch den mit Gewalt herau«gedrückten Blechboden der Spirituskanne schwere Verletzungen und mußte nach Anlegung eine« Notverbande« auf ärztliche Anordnung in da« Kreitkrankenstift zu Zwickau gebracht werden. — Der ehemalige Maschinensabrikant und Händler Ernst Mehne von Crimmitschau, der vergangenen Herbst infolge von Betrügereien mit Hinterlassung großer Schulden Crimmit schau den Rücken kehrte, ist in Sofia festge nommen worden und wird sich nach seiner Auslieferung wegen betrügerischen Bankerott« und Wechselfälschung zu verantworten haben. — Wegen bei den Pferden de» 3. Ulanen- Regiments Nr. 21 in Chemnitz autgebrochener Brustseuche hat da« Generalkommando ver fügt, daß die 2., 4. und S. Eskadron des Re giment» an den diesjährigen Manöver« nicht teilnehmen. Dafür beteiligt sich da» 2. Ula nen Regiment Nr. 18 an den Manövern der 40. Division. — Im Critschauer Walde fand am Sonn tag mittag ein Former einen 12 jährigen Kna ben erhängt vor. Er löste den bereits Leblo sen von der Schlinge, und die von ihm sofort vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. Furcht vor Strafe soll den Kna ben auf Selbstmordgedanken gebracht haben. — Auf eigentümliche Art verunglückt ist in der Nacht zum Sonntag der 15 jährige Sohn de« Bergarbeiter» und WirtschaftSbesitzerS Herold in Erlbach bei Luckau. Gr träumte so lebhaft, da» väterliche Anwesen stehe in Flammen, daß er erwachte. Wohl infolge de» heftigen Wetterleuchten» hielt er den Traum für Wirklichkeit und sprang au« dem Fenster seiner im Obergeschoß liegenden Kammer. Dabei fuhr er mit einem Sein durch eine Fenstertafel im unteren Stockwerke und zer schnitt sich Fuß und Unterschenkel derart, daß bedenkliche Verletzungen entstanden. — Die in den Dörfern Lettau und Zum. roda bestehenden Kohlenwerke mögen schuld daran sein, daß die Kohlenspekulanten sich auch in die Meeraner Gegend verirrt Haden. Alle Grundbesitzer von Köthel, Koblen, Nauntdors und Pfarrsvorf haben die Aufforderung erhal ten, zu erklären, wie sie sich zum eventl. An kauf de« etwa unter ihren Fluren sich hinzie- henden Kohlenflöze» stellen würden. Die zu gleich gemachten Preisangebote sind verhält nismäßig hoch, oa für den Hektar 4500 Mark vorgesehen worden sind. Aber e« erklärt sich dieser Preis darau», daß sich» hier um eine sogenannte Kohleninsel handelt, die abseits vom großen Becken und doch in dichtbevölker ter Gegend liegt, weshalb vie Nachfrage nach Kohlen stets eine rege sein wird. Freilich eine größere Anzahl der betreffenden Grund stücksbesitzers hat die von auswärt» gekomme nen Unternehmer durchaus nicht mit offenen Armen empfange«, sondern sie verhält sich jetzt noch abwartend, was daraus zu erkennen ist, daß die in dieser Angelegenheit einberufe- nen Zusammenkünfte stet» nur schwach besucht waren. — In einem Hause in der Hainstraße in Leipzig bedrohte ein 22jähriger Silderputzer seine dort dienende Geliebte mit einem Revolver, weil sie nicht« mehr von ihm wissen wollte. Plötzlich richtete der junge Mensch Vie Waffe gegen sich und schoß sich in den Unterleib. Schwerverletzt wuroe er in da» Krankenhaus geschafft. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag, den 8. September: 8'/, Uhr: Erntedankfestgottesdienst. Erntefestlied für gemischten Chor von Nä- geli: Preiset mit fröhlichem Danke dem Herrn! Kollekte für die Gemeindediakonie. 11 Uhr: Kindergottesdienst. E» wird gebeten, Kinder nicht in den Haupt» gotte«dienst, sondern in den KindergotteSdrenst zu schicken. Helferinnen Sonnabend abend» Vz8 Uhr. Geboren: dem Färber Rodert Paul Nitzsche, ein Sohn; dem Braumeister Max Georg Haufe, ein Sohn; der ledigen Fa brikarbeiterin Emma Hulda Senf, ein Sohn. Getauft: Bruno Richard und Ida Gertrud, Zwillinge de» Fabrikarbeiter« Alwin Bruno Weidner. Gestorben: Robert Erwin Preusche, Hausdes. und Barbier, 32 I, 6 M. 23 T. alt. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Flora Johanna, T. de« Zimmermann» Friedrich Bernhard Rosenkranz 5c. — Elsa Margareta, T. de» Fabrikarb. Arthur Felix Mägel 313. Aufgebote: Schuhmacher Gust. Wilh, Heinrich Döring 326 und Anna Lina Gneuß 314-. — Buchhalter Ewald Max Schierz 260c und Selma Minna Feller 267. Sterbefälle: Rosa Mari», T. de« Fabrikarbeiters Friedrich August Wehnert 125, 2 M. 23 T. alt. — Marie Margarete, T. de« Fabrikarbeiters Gustav Hermann Haufe 155, 2 M. 3 T. alt. — Außerdem ein unehelicher Knabe.