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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt fiir die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften «reinig, Hanswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung«blattes" vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark rv Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. J«ser«t-, die 4gespaltene Korpu-zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungrboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung«» gewähre« wir Rabatt nach Uebereinkunst. AGserckte bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dien«tag vormittag >/,I1 Uhr, für di« Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,I1 Uhr einzusende«. Lchristleitung, Bruck unö Verleg von A. Drelnig Nr. 33. Mittwoch den 24. April 1S07. -SMS—————— > 17. Jahrgang. MW- Die Wonne betreffend. Di« Kgl. Amtthauptmannschaft Kamenz macht in Nr. 88 de« „K. T." und zwar unterm 16. April d. I. folgende« bekannt: Von jetzt ab bi« Mitte Mai ist da« Auslaufen der «onnenraupen zu erwarten. E« haben de«halb sämtliche Waldbesitzer ihre Waldbestände "tißig auf da« Vorhandensein der Nonnenraupen hin durchzusehen. Etwa gefundene Raupen find zu töten; in«besondere ist da« Augenmerk auf di« Ver nichtung der Raupennester, sogen. Spiegel, zu richten. Von dem Ausfinden von Raupen ist d«n Ort«behörden Anzeige zu erstatten. Die Königliche Amtehauptmannschaft behält sich nach Gehör der forstlichen Sachver ständigen vor, ein Volleimen älterer Bestände, in welchen sich viel Raupen befinden, anzu- ordnen. Forstliche Sachverständige im Sinne de« Gesetze« vom 17. Juli 1876, den Schutz der Waldungen betr., find folgende Herren: I. König!. Forstmeister fxittrche in Okrilla, 2. König!. Oberförster L-»Ier in Lose!, 3. „ „ Wearlch in Laußnitz, 4. Rat«oberförster Heimig in Lange«holz, 5. Oberförster Hvrrlg in Ohorn, 6. „ UldNcht in Pulsnitz, 7. Revierförster Wtrrch in Röhr«dorf, s. „ sMrtenvriats in Weißig, 9. . Irttw»«« in La«k», io. „ Lrchierrich in Biehla, 11- . MUSI«-» in Bischheim, 12. „ Dichter in Reichenau, 13. „ Hörch in Wohla, 14. » V«U»»IM in Gödlau und 15. „ Ultzett, Forsthau« am Schwarzenberg. Die diesen Herren im vorigen Jahre zur veausfichtigung und Ueberwachung zugeteilteu Bezirke haben sich nicht geändert, nur ist der Ort Odesrtti»« Herrn Oberförster H«rri- zugewiesen worden. Nach Z 5 de« vorerwähnten Gesetzes find die Herren Sachverständigen berechtigt, die Waldungen und Holzlagerplätze ihre« Bezirk« jederzeit zu betreten und Untersuchungen der Bäume und de» Boden» vorzunehmen, um sich von dem Vorhandensein forstschädlicher Insekten zu überzeugen. Waldbesitzer, die den Vorschriften dieser Bekanntmachung und den Anordnungen der Sachverständigen nicht sofort nachkommen, werden nach 8 360 Ziffer 10 de« Reich«- Strafgesetzbuch» bestraft. Bretnig, 23. April 1907. Petzold, Gemeindevorstand. OertttckeS GäckflscheA Bretnig. Wie au« dem Anzeigenteil tu ersehen ist, gastiert von heute Mittwoch bi« mit kommendem Sonntag im Gasthof zur Rose.hier ein Theater für lebende Riesen- Photographien. Datselbe ist von der au«- »artigen Presse äußerst günstig beurteilt Korden. So schreibt ein Blatt über eine derartige Vorstellung folgendermaßen: Die Vorführung der einzelnen Bilder war eine recht gute zu nennen, so daß man fast von ilimmerfrei sprechen kann. Und wa« gezeigt Kurde, waren, mit wenig Ausnahmen, neue, hier noch nicht gezeigte Aufnahmen. Im ganzen waren gegen 25, vielfach recht lange Bilder zu schauen, die in schneller Folge auf die Leinwand geworfen wurden. Aber auch recht abwechselunatreich war da« Programm, Ueben Natursz.-nen gelangten Sport-, drama tische, militärische, wissenschaftliche und vor allem auch humoristische Szenen zur Darstellung. Höchst interessant war z. B. da« in 6 Szenen »orgesührte Schlittenrennen, ferner Pari« au» der Vogelschau, die Stimme des Gewissen« Und mystifizierte Juwelendiebe; während die Bilder: Unartige Schüler, da« praktische Stu- denmädchen und vor allem die Schlußnummer »Unmögliche Ehescheidung" allgemeine Heiter keit erweckten. Bretnig. Der Handwerkerverein hält am 9. Juni sein diesjährige» Sommer- bez. Kinderfest rm Gasthof zur goldnen Sonne hierselbst ab. — Montag, den 29. April 1907, vorm. 8 Uhr öffentliche Sitzung der Bezirklau«- schuffe« in Kamenz. Kamenz, 20. April. Für da« hiesige Primariat wurden dem Kirchenvorstands vom Stadtrate al« Kollator folgende Herren Geist lichen in Vorschlag gebracht: Pastor Dittrich in Hau«:valde, Pastor Isis. Ursol. Liske in Bischheim und Pastor Döhler in Flöha. Diese Herren werden in der genannten Reihenfolge an den Sonntagen Rogate (5. Mai), Himmel- mhrtrfest (9. Mai) und Exaudi (12. Mai) *n hiesiger Hauptkirche Gastpredigten halten. -- Erster 103er Regimentstag in Bischofs- »erda. Ehemalige; Angehörige der vormal- ^'n i. Infanterie-Brigade „Kronprinz" 3. und 4, Bataillon und de» 1867 in Bischofs werda formierten 4. Infanterie-Regiment« Kr. 103 werden auf den am 1., 2. und 3. Ei 1907 in Bischofswerda stattfindenoen «Ersten RegimentStag" aufmerksam gemacht. Ae als gastfrei bekannie alle Bischossstadt ^sschos»werda wird als Festort gewiß olle» ausdieten, damit die ehemaligen Ange Trigen des Regiment» außer den kamerad schaftlichen auch sonst liebe und angenehme Erinnerungen mit nach Hause nehmen. An der Spitze de« Regiment«tage« stehen die König!. Sächsischen Militärvereine ehemaliger 103er in Dre«den (al« Zentralstelle), Bi schofswerda und Bautzen, und die freien Ver einigungen ehemaliger 103er zu Riesa und Großenhain. Sie haben bereit« mit Erfolg die vorbereitenden Schritte getan und laden fernstehend« I03er in Stadt und Land freund lichst zu diesem „Ersten Regimentstag" ein. Dresden. Sonnabend früh gegen ^/,6 Uhr wurde auf dem Gerichtshöfe de« Landgericht« zu Dresden der Mörder Hugo Artur Schilling hingerichtet. Schilling, der bi« zum letzten Augenblicke auf Begnadigung oder Ueberwei- sung gehofft hat, wurde am Donner«tag vor mittag von seinem bevorstehenden Schicksal uaterrichtet. Zu gleicher Zeit war auch der in Chemnitz wohnenden Mutter der bevorsteh ende Tod de» Sohne« angezeigt. Bi« zuletzt trug Schilling sein kalte« Wesen zur Schau; er aß, trank, schlief und zeigte jkeine große inner« Erregung. Am Freitag vormittag schrieb er einen herzlich gehaltenen Brief an seine Mutter, worin er über sein verfehlte» Leben klagt und seine Angehörigen um Ver zeihung bittet. An die Kgl. Staatsanwaltschaft richtete Schilling eine Eingabe mit dem Ver- merk: „Erst nach meinem Tode zu öffnen!" Wa« in dem Briese stand, vermochte niemand zu sagen; vielleicht ein Bekenntni«, vielleicht eine Angabe über die Gründe der Bluttaten. Der Leichnam wurde sofort von Universitätspro- fessoren seziert. Die letzte Hinrichtung in Dresden hat vor vier Jahren stattgefunden, sie wurde vollzogen an dem Straßenbahnführer Franz Andrea» Lerch, der al« Untermieter seinen Logiswirl, ein«n Fabrikwächler, in sei ner Wohnung in Löbtau beraubt und ermor det, den Leichnam ve» Getöteten dann zerstü ckelt und in die Elbe geworfen hat. — 3. Internationale Gartenbau-Ausstellung Dre«den 1907. Den Clou der vom 4. bi« 12. Mai in Dresden stattfindenden Ausstellung werden unbedingt die vier großen Panoramen bilden. Hier vereinigen sich Malerei, Archi tektur und Gartenkunst zu einem fesselnden, wunderbaren Ganzen. Imposant wirkt vor allen Dingen die kaukasische Alpenlandschaft. Bis zur Halden Höhe der großen Au»stellungS- Halle bauen sich mit Kieferwald bestandene Felsen auf. Angekommen auf der Bergesspitze, sieht der Beschauer sodann ein mit Rhodo- denre» übersätes Tal vor sich, dessen Abschluß ein von Hoftheatermaler Rieck gelieferter farbenprächtiger Prospekt bildet. In Serpen tinen windet sich die Straße, eine Schlucht durchkreuzend, wieder abwärt« und endet dann in den italienischen Renaiffancegarten. Eine von dem vorstehenden völlig verschi«dene Welt anschauung dokumentiert sich in dem japanischen Garten. Der brasilianische Urwald endlich zeigt dem Beschauer die Heimat der Orchideen in ihrer wilden, kulturfeindlichen Ursprünglich keit. — Die Stadt Dresden hat für die Aut- stellung Ehrenpreise in Höhe von 6000 Mk. bewilligt. — Nicht vermißt. Die auch von uns wiedergegebene Mitteilung «ine« au«wärtigen Blatte«, wonach ein Dr. med. Johanne- Denecke au» Braunschweig al» vermißt gemel det wurde, hat ihre Erledigung gefunden. Dr. Denecke, der übrigen« au» einem Dre«d- ner Vororte stammt, ist bei seinen Angehörigen wieder tingetroffen. — Ein Fall krassesten Aberglauben« be schäftigte die Strafkammer de« Landgericht» in Freiberg. Angeklagt war der 42 Jahre alte Totenbettmeister und Handarbeiter Emil Loui« Beier au« Kühnheide wegen Grab schändung. Mit weinerlicher Stimme erzählte er dem Gerichte folgende seltsame Geschichte: Er habe seiner verstorbenen Tochter kurz vor ihrem Ableben versprochen, da» Grad nicht mit Erde zuzuschütten, weil sie die Befürchtung geäußert hatte, daß sie keine Ruhe im Grabe haben und eine» Tages wiederkommen könnte. Diese« Versprechen habe er auch gehalten, indem er nach Herablaffen de« Sarges in die Gruft keine Erde hineingeworfen, sondern mit Hilfe eine« Holzkasten« den Grabhügel hohl hergestellt habe. Später sei ihm seine ver- storbene Tochter im Traume erschienen und habe ihm geklagt, daß sie noch nicht in den Himmel eingegangen sei. Von jetzt ab will er keine Rube mehr gehabt haben, und nach etwa 1l/z Jahre habe er sich entschlossen, nachzusehen, ob die Tote endlich Frieden ge funden habe. Er öffnete zu diesem Zwecke den Grabhügel, stieg in die Gruft hinab und sprengte mittel« einer Radehacke da» mittlere Brett de« Sargdeckel« ab. Die Leiche war bereit« stark in Verwesung übergegangen. Drei Bewohnerinnen von Rüdenau wohnten die ser Graböffnung bei und erhielten auf ihren Wunsch von dem Angeklagten je einen Zahn der Leiche. Auch der Angeklagte nahm einen Zahn an sich. Er trägt diesen heute noch gewissermaßen als Talisman bei sich in der Geldbörse und behauptete, daß er seitdem im Kartenspiel immer Glück habe, während er früher fortdauernd verlor. Eine Zeugin ist schr traurig darüber, daß sie ihren Zahn verloren hat. Sie dade, so sagt sie, jetzt kein Glück mehr. Oberstaatsanwalt Bern hardt, dir die Anklag« vertrat, erblickte in der Tat de» Angeklagten keine böswillige Absicht, sondern neigt der Ansicht zu, daß der Beschuldigte unter dem Einflüsse de» Traume» gehandelt habe. Immerhin sei aber eine Schändung de» Grabe» al« erwiesen zu er achten. Da» Gericht erkennt auf Freisprechung. — Auf tragische Weise kam der 81jährige Landwirt Theodor Trautmann in Gröst bei Mügeln zu Tode. Er schlich sich mit einer alten Vogelflinte bewaffnet in den Garten, um Sperlinge zu schießen. Beim Oeffnen der Gartentür schlug die Klinke gegen den gespannten Hahn, und die Waffe entlud sich. Die volle Schrotladung ging dem Grei» in den Hal» und zerriß ihm die Schlagader. Die hochbetagte Gattin fand ihn, im Blute schwimmend, sterbend vor. — Ein Schaden von mindesten« 100 000 bi» 150 000 Mark ist bei dem Brande der Holzschleifer« und Pappenfabrik der Firma Loui» Geßner in Großpöhla (Inhaber Hermann Freitag) entstanden, da nicht nur die Haupt gebäude völlig vernichtet, sondern auch sämt liche Maschinen und Pappenvorräte verbrannt sind. In der Hauptsache ist er durch Versi cherungen gedeckt. Ein weiterer großer Scha den entsteht allerding» durch die vorläu fige Betriebteinstellunz. Bezüglich der Ent- stehung«ursache vermutet man, daß aus der zur Weckmeisterwohnung gehörigen Esse Funken durch ein offenstehende« Fenster oe« Trocken boden« geflogen sind und den dort liegenden, leicht entzündlichen Pappenstaub in Brand ge setzt Haden. — Von der Kriminalpolizei sestgenommen wurde ein 31 Jahre alter, von ferner Ehe frau getrennt lebender Fabrikarbeiter au« Chemnitz. Dieser hat am Mittwoch abend halb neun Uhr seiner Ehefrau, der er zu diesem Zwecke nachgegangen war, im alten Friedhof den Inhalt einer Flasche Schwefel- läure in den Hal», ins Gesicht und an die Arme geschüttet und ihr dadurch nicht uner hebliche Lranowunven deigevracht. Die Ver letzte mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Eifersucht scheint die Ursache zur Tat zu sein. — Eine exemplarische Strafe wurde dem Schauspieler Reumann vom Geraer Theater zu teil, der die erst seit kurzem verheiratete grau eines Kaufmanns verführt und dem betrogenen Ehemann durch eilige Abreise von Gera aus oem Wegs gehen wollte. Im Wartesaal 2. Klasse wurde er van diesem getroffen und offen vor allem Publikum mit einer Hundepeitsche, einen für Diesen Zweck sehr geeigneten Gegenstand, gezüchtigt.