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Feuer auf einem Schiffe. Auf dem im Hafen liegenden Dampfer „Ambria" der Ham burg—Amerika-Linie brach Feuer aus. Die aus 250 Tonnen Kopra und Kokosfasern be stehende Ladung im Werte von 150 000 Mk. wurde teils durch das Feuer, teils durch Wasser vernichtet. X Überfall auf eine« Hauptmann. Don Strolchen meuchlings überfallen wurde auf offener Straße hinter dem MilitSrlazarett in Kolberg i. P. der Hauptmann Ernst v. Wedel vom Infanterie-Regiment v. d. Goltz (7. Komm.) Nr. 54, als er sich, aus einem Restaurant kommend, in früher Morgenstunde auf dem Heimwege befand, v. W. erhielt einen Stich in den Hinterkopf und wurde, nachdem er zur Verteidigung den Degen gezogen hatte, noch Wester mit stumpfen Gegenständen auf den Kopf geschlagen, so daß er blutüberströmt zu Boden stürzte und die Besinnung verlor. Hier auf ergriffen die Strolche die Flucht. Die Ver letzungen deS überfallenen, der fast der älteste Hauptmann des Regiments ist, sind schwere, doch nicht lebensgefährliche. Ei« rätselhafter Mord ist in Augsburg verübt worden. Der Spengler Helligensetzer wurde von einem Schutzmann, der den Knall gehört hatte, erschaffen auf der Straße aufge- funden. Ein Metzger stand bei der Leiche-und zählte, der Spengler sei an seiner Seite, auf dem Heimwege begriffen, von einem mit meh reren andern herbeikommenden Unbekannten durch einen Schuß getötet worden. X Ein bissiger Gefreiter. In Bam berg hat bei seiner Festnahme der Gefreite Gutgesell dem Schutzmann Danses den rechten Mittelfinger bis auf den Knochen durchgebissen. Der seinem Kollegen zu Hilfe eilende Schutz mann Eichfelder wurde von dem Wütenden ebenfalls durch Bisse verletzt. Schließlich gelang es einer Militärpatrouille, den schlimmen Ge sellen zu überwältigen und in Arrest abzu führen. X Das rätselhafte Verschwinden eines Schutztruppenurlaubers erregte um die Weihnachtszeit v. in Straßburg in Westpr. großes Aufsehen; es handelte sich um den Ober feuerwerker der Schutztruppe Leo v. Kolczynski, »essen Vater die Stelle eines Kgl. Försters in Steinberg, Kreis Konitz bekleidet. Es wurde damals befürchtet, daß der junge Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Diese An nahme gewann an Wahrscheinlichkeit, als man bald darauf in der Nähe des Drewenzflusses Blutspuren auffand, die bis zu einem in die Eisdecke des Flusses eingeschlagenen Loch führten. Nunmehr ist die Leiche des Vermißten, auf deren Ermittelung von feiten der Angehörigen eine Belohnung von 1000 Mk. ausgesetzt war, von einigen Schülern in der Drewenz gefunden worden. Die sofort eingeleitete Untersuchung wird ergeben, ob ein Unfall oder tatsächlich ein Verbrechen vorliegt. An der Grenze verhaftet. Der Post gehilfe Krause, der in Köln a. Rh. 12 000 Mk. unterschlug, wurde, als er die russische Grenze bei Wirballen ohne Paß überschreiten wollte, verhaftet; von dem unterschlagenen Gelbe führte er noch 11000 Mk. bei sich. Der Leibarzt des Herzogs von Parma tödlich verunglückt. In der Nachl zum Mitt- woch hat sich in der Nähe der Bahnstation Pfaffstätten ein Unglücksfall ereignet, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel. Als der von Wien nach Wiener-Neustadt abgehende Per sonenzug eben die Station Pfaffstätten passiert hatte, sprang ein Passagier aus einem Abteil zweiter Klasse des Zuges und stürzte nieder. Ein Bahnwächter fand den Verunglückten mit einer klaffenden Kopfwunde und gebrochenem Arm als Leiche vor. In dem Toten wurde der Leibarzt des Herzogs von Parma, Dr. August Grsußing, erkannt. Auf welche Weise sich der schreckliche Unglücksfall ereignet hat, ist nicht aufgeklärt. Dr. Greußing stand seit sieben Jahren in Diensten des Herzogs Robert von Parma. Er war 54 Jahre alt und wohnte mit silier Familie in Wiener-Neustadt. Rache eines geprellten Kunden. Der Vautier Beiwist, Herausgeber eines Finanz blattes in Paris, wurde in seinem Bureau von einem seiner Kunden namens Carroit erschossen. Der Mörder wurde verhaftet; er gab an, Benoist habe ihn um 50 000 Frank betrogen. Ein neues Mittel gegen die Ruhr. Nach Mitteilungen der Pariser Professoren Vaillard und Dopter in der Sitzung der medi zinischen Akademie in Paris scheint es gelungen zu sein, ein Serum zu finden, das auf die Ruhr nicht ohne Einfluß ist. Es sind bis her 243 Fälle behandelt, bei denen eine nicht unerhebliche Herabsetzung der Sterblichkeit er zielt wurde. ob. Eine Anklage gegen einen Rabbiner. Madame Brodsky, eine russische Millionärin, hat gegen den Rabbiner Salomon Cohn in willigen Brandstiftung verdächtig. König Karl und Königin Amalie von Portugal haben die Brandstätte besucht. ob. Der Erfinder der Margarine. In Rotterdam starb im 88. Lebensjahre Simon van den Bergh, der Erfinder der Margarine und Begründer der weltberühmten Margarine fabriken. Van den Bergh begann seine Lauf bahn als Verkäufer in einem kleinen Geschäft in Nordbrabant. Seine erste Fabrik begründete er in Osch und errichtete dann weitere Fabriken in Rotterdam, in Deutschland, an der hollän dischen Grenze bei Kleve, in England und in andern Ländern. Er wurde bald zum reichen Mann, blieb aber stets einfach und zeichnete sich durch große Wohltätigkeit aus. Oie Oüter äer europäischen Interessen in Marokko. Von links nach rechts: Regnault, französischer bevollmächtigter Minister; Jesse-Curelh, französ. Legationsrat; Graf v. Martens-Ferrao, portu giesischer bevollmächtigter Minister. El Mokri, 2. Delegierter deS Sultans; Graf v. Buisseret, belgischer bevollm. Minister; Ritter v. Rappard, holländischer Minister; Lowther, englischer bevollm. Minister; Torros, 1. Delegierter des Sultans; Graf Koziebrodzki, österreichisch-ungarischer Minister; Dr. Rosen, deutscher bevollm. Minister; Llaberia, span, bevollm. Minister; Bennis, Delegierter des Sul tans ; zwet marokkanische Sekretäre; Zeiber, 3. Dele gierter des Sultans; Gummers, bevollm. Minister der Ver. Staaten von Amerika; Gentile, ital. Vertreter. Paris eine eigenartige Klage angestrengt.- Frau Brodsky hatte ihre Tochter mit dem Baron Dimitri v. Gunzberg verlobt, die Einwilligung zur Hochzeit aber nicht erteilt, weil ihr zu Ohren gekommen war, daß die Heirat aus rem finan ziellen Gründen stattfinden sollte. Cohn hatte das Paar aber während der Abwesenheit der Mutter an der Riviera getraut und soll sich nun verantworten, weil er die kirchliche Trauung vor der standesamtlichen vorgenommen hat. Zwei englische Torpedovootszerstörcr beschädigt. Die englischen Torpedoboots zerstörer „Falcon" und „Colne" stießen im Kanal zusammen und erlitten beide dabei ausgedehnte Beschädigungen. Sie liefen danach in den Kriegs hafen von Dover ein. dem Grofifeuer in Lissabon, wo in einem großen Wohnhause nachts ein ge waltiges Feuer ausbrach, wird noch gemeldet, daß sich von 20 Vermißten fünf wieder an- gefunden haben, so daß die Zahl der Ver brannten 15 beträgt. Die meisten Leichen sind gänzlich verkohlt. Zuletzt wurde eine Mutter geborgen, die ihre beiden Kinder umschlungen hielt. Mehrere Feuerwehrleute haben bei den Reltungsarbeiten Verletzungen erlitten. Die Polizei nahm drei Verhaftungen vor. Ein Mieter des ersten Stockwerks, der seine Möbel über den Wert versichert hatte, ist der bös Zweihundert Menschen i« Mazedonien ertrunken. Die Überschwemmungen in Maze donien haben längs des Vardar-Tales noch größere Verwüstungen augerichtet als die Fluß läufe in Serbien. Es sind bei den Über schwemmungen in der Umgebung von üsküb, Köprülü, Gewgeli und andern Ortschaften am Vardar-Fluß etwa zweihundert Personen umge kommen. Attentatsversuch gegen Carnegie. Bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Carnegie- Instituts in Pittsburg (Amerika) versuchte ein Mann namens Friedrich Stagel, mit einem offenen Messer, das er bis dahin im Ärmel verborgen hatte, an Carnegie heranzukommen. Stagel, von dem man annimmt, daß er Anarchist oder irrsinnig ist, würde verhaftet. Zugentgleisung in Amerika. In der Nähe von Chapleau (Provinz Ontario) ent gleiste ein Durchgangszug der Canadian-Pacific- Bahn. Fünf Wagen stürzten den Bahndamm hinunter Md gerieten in Brand, wobei 15 Per sonen ums Leben kamen. Gencktsbatte. Frankfurt. Der Schneider Wilhelm Roßbach gehört zu den Taschendieben, die beim Gordon Bennett-Rennen vom 17. Juni 4904 aus der Saal burg sich umhertrieben. Er wurde festgenommen, als er einem Frankfurter Apother die Uhr nebst Kette abknöpfen wollte. Da Roß bach, der schon manchmal zeitweise in Irren anstalten untergebracht war, in seinen Beschwer den sich als Professor und berühmter Philosoph, der Goethe und Schiller in den Schatten stelle, aus gab und von einer elektrischen Maschine sprach, die er im Kehlkopf habe, wurde er zur Beobachtung nach der Irrenanstalt gebracht, aus der er bald entsprang. Er wurde in Köln gelegentlich eines Dieb stahls aufgegriffen und dort auf 1Vr Jahr ins Zucht haus geschickt. Auch jetzt, wo er wegen des Taschen diebstahls vor der Strafkammer stand, führt er allerhand wirre Redensarten. Nach sachverständigem Gutachten ist Roßbach als geistig minderwertig, aber nicht als unzurechnungsfähig anzusehen. DaS Urteil lautet auf eine Zusatzstrafe von einem Jahr Zuchthaus. Frankfurt. Drei Monat Gefängnis wegen schlechter Griffe beim Exerzieren erhielt vom Ober kriegsgericht der Mainzer Pionier Otto Hesse, während das dortige Kriegsgericht ihn freigesprochen hatte. AIS die Kon panie für die Besichtigung Griffe übte, machte der Pionier, ein „alter Mann' von sehr schlechter Führung, seine Sache trotz be ständiger Vorhalte, so schlecht, daß ihn der Haupt mann zur Meldung brachte. DaS Berufungs gericht erblickte in dem Verhalten des ManneS einen Ungehorsam, und da der Ungehorsam unter dem Gewehr und vor versammelter Mannschaft be gangen wurde, so wurde auf die genannte hohe Strafe erkannt. buntes Allerlei vk. Ein Vorläufer des Taxameters. Vor einigen Tagen wurden auch in London die Droschken mit Fahrpreisanzeiger, die sog. Taxameter, eingeführt, die Berlin und andre deutsche Städte schon seit 1894 kennen. In London wurden zwar schon am 15. März 1899 ebenfalls Fahrpreisanzeiger in den Dienst ge stellt, und zwar sechs Stück, aber sie mußten bald der Opposition der Droschkenkutscher-Ver einigung weichen, nachdem es zu turbulenten Szenen gekockmen war. Aber bereits vor über fünfzig Jahren sollten in London Taxameter eingeführt werden, wie aus einem Prospekt hervorgeht, der 1853 von ,The Practica! Mechanics Journal' veröffentlicht wurde. Dieser Prospekt ist wert, in seinen Hauptbestimmungen der Vergessenheit entrissen zu werden. Es heißt in der Veröffentlichung: „Um das Publikum mit schnellen Pferden und besseren Wagen zu versehen, sollen Droschken mit einem Fahrpreis anzeiger angefertigt werden, bei welchen der zu zahlende Fahrpreis ohne weiteres ersichtlich ist. Damit die jetzt so oft stattfindenden Belästigungen der Fahrgäste fortfallen, werden nur Leute von ehrenwertem Charakter eingestellt, die ein aus kömmliches wöchentliches Gehalt, außerdem aber Livreeröcke und entsprechende Hüte erhalten. Damit den Angestellten möglich ist, ihre mora lische und religiöse Bildung zu erweitern, wird jeder Sonntagsdienst streng untersagt, deshalb ist der Name gewählt worden „Sechstage- Droschken-Gesellschaft". Um allen Kreisen der Bevölkerung die Benutzung unsrer Cabs zu er möglichen, wird der Fahrpreis auf die Hälfte des gegenwärtigen Satzes, d. i. 35 Pf. für die englische Meile, herabgesetzt, da dies genügt, um das Geschäft für uns ertragreich zu machen." Leider ist nichts darüber gesagt, ob die Gesell schaft den Betrieb eröffnete und ob sich die andern Droschkenkutscher damit einverstanden er klärten. Aus den Bedingungen ist aber zu ersehen, daß der Gedanke schon ziemlich alt ist, Fahrpreisanzeiger zu schaffen. * * * Vorschlag zur Gute. Vater: „So, Fritz, ich habe beschlossen, mich vom Geschäft zurück zuziehen — das Geschäft sollst du übernehmen I" — Sohn: „Könntest du nicht noch ein paar Jahre länger arbeiten? Dann ziehen wir uns beide zurück!" (M-g. Bl.-> Kreislauf. Mann (spät in der Nacht heim kehrend): „Du mußt nicht böse sein, Alte, ich habe nämlich auf der Kegelbahn einen pracht vollen fetten Hammel gewonnen." — Frau: „Wo ist er denn?" — Mann: „Hab' ihn natürlich verkauft." — Frau: „Und das Geld ?" — Mann: „Das hab' ich wieder verkegelt." Beide kannten sich längst. Der alte Steiner war ja ein überall bekannter und gern gesehener Mann. „Sie erwarten wohl Ihren Herrn Bräutigam, liebes Fräulein?" redete Steiner das junge Mädchen mit freundlicher, teilnehmender und be wegter Stimme an." „Ja, Herr Steiner, ich glaubte meinen Ver lobten sicher erkannt zu haben," antwortete Amalie. „Sie kommen wohl vom Postamte? Wissen Sie, ob Herr Fokmer dort ist?" „Liebes Fräulein, unser Herrgott wird ja noch alles —" er schwieg plötzlich und sah nach denklich vor sich nieder. Amalie trat jetzt dicht an Steiner heran und heftete den forschenden Blick auf dessen be kümmertes Gesicht. „O mein Gott! Was bedeuten diese selt samen Worte, Herr Steiner? Weshalb schweigen Sie so plötzlich ?" stieß Amalie ängstlich fragend hervor. „fstun," sagte endlich der Bote in leisem Flüstertöne, „so sei es denn! Mein liebes Fräulein, wissen Sie denn noch gar nichts von dem, was in der letzten Zeit auf dem Postamte passiert ist?" „Kein Wort, Herr Steiner. Was ist denn geschehen ? Schnell! — Antworten Sie!" Ihre Blicke hingen in ängstlicher Spannung an den Lippen des alten Beamten, der sich jetzt wieder icheute, der erschrockenen jungen Dame das furchtbare Ereignis mitzuteilen. Stumm wandte er sich zum Gehen. — . „Bestes Fräulein! Ich kann und mag Ihnen wchl eine solche Hiobspost von Ihrem Verlobten überbringen. Bitte gehen Sie zum Postamte, dort erfahren Sie alles," redete er zu seiner sich an seiner Seite haltenden Begleiterin mit abgewendetem Gesicht. Amalie schien jetzt auf das Äußerste gefaßt. „Gut! rief sie entschlossen. Wenn Sie mir die Aufklärung über Ihre Worte verweigern, dann bleibt mir nur der Weg zum Postamt übrig." „O, Fräulein, Ihr Herr Brätigam ist ja unschuldig!" warf Steiner im Tone der Über zeugung ein. „Unschuldig?" wiederholte aufhorchend Amalie. „Also soll er eines Vergehens schuldig befunden worden sein?" Noch einmal bitte ich, nennen Sie mir die Tat, die mein Verlobter begangen haben soll." Und plötzlich, einer inneren Stimme folgend, ergriff Amalie den Arm des alten Mannes. „Ich lasse Sie jetzt nicht fort, und sollte ich es laut hinausschreien müssen, daß es alle hören: Wessen klagt man Fokmer an?" Steiner blieb stehen und blickte mit betrübter Miene die heftig erregte Braut seines Vor gesetzten an. „Wollen Sie Ihren Worten, Sie seien gefaßt, die Tat folgen lassen, dann hören Sie," sagte mit einem plötzlichen Entschluß der Alte. Der alte Beamte neigte sich langsam zu seiner Begleiterin und flüsterte ihr einige leise Worte zu. Einen Augenblick starrte Amalie ihn entsetzt an, worauf ein Ausruf der Überraschung und dann ein Ton, der Erschrecken und Abscheu ausdrückte, sich von ihren zitternden Lippen rang. Nur einen Moment noch stand das arme Geschöpf, dann sank es in die Knie und würde auf das nasse Steinpflaster niedergeschlagen sein, wenn Steiner sie nicht aufgefangen und gestützt hätte. Eine Träne rann dabei lang sam in den schneeweißen Bart des biederen Mannes. „Liebes Fräulein," redete der Alte sie an, indem er es hilfreich vor einem abermaligen Um sinken schützte, „ich wußte im voraus, daß diese Nachricht Sie niederschmettern würde aber — weshalb fragten Sie auch so eindringlich? Es wird ja alles sich bald aufklären, fassen Sie nur Mut, Ihr Herr Bräutigam ist ja nach meiner festen Überzeugung unschuldig an der häßlichen Geschichte. Darf ich Sie jetzt zu Ihrer Mutter begleiten?" Und ohne Amalies Antwort abzuwarten, zog er das laut schluchzende Mädchen bis an dessen Wohnung mit sich fort. „Haben Sie Mut und Gottvertrauen," sagte ers indem er sie sanft ins Haus schob und schnell davoneilte." „Ich muß Gewißheit haben über das, was geschehen ist, und zwar sogleich. Es kann nicht wahr sein! Die Anschuldigung ist zu un geheuerlich," rang es sich nun von Amalies blassen Lippen. Mit einem schnell gefaßten Entschluß stand das so hart vom Schicksal betroffene junge Mädchen auf dem Flur, warf Mantel und Kopf tuch über und trat scheinbar ruhig und gefaßt vor die nichtsahnende Mutter. Nachdem sie dieser ihr spätes Verlassen des Hauses durch einen unansschiebbaren Gang zu einer Freundin und das Ausbleiben ihres Ver lobten als durch soeben eingetretene Dienst- Übernahme desselben Mr einen Kollegen er klärt, sowie auch der Mutter das Nötige, dessen sie bei ihrer hilflosen Lage im Lehnstuhl bedurfte, zur Hand gesetzt hatte, verließ sie eiligen Schrittes das Haus und nahm ihren Weg in der Richtung zum Posthause. Der junge Beamte, dessen im ersten Kapitel erwähnt wurde, hatte die Universität besucht, da jedoch seine Mittel nicht ausreichten, so gab er sein Studium auf, wonach er in die Telegraphen- Verwallung eintrat. Fokmers Absicht war anfangs, im Tele graphendienste zu verbleiben, da ihm ein rasches Avancement in sicherer Aussicht stand. Durch die Vereinigung der beiden Verkehrsinstitute — Post und Telegraphie — hatte sich jedoch in dem kleinen Fürstenstaate mit der Zeir jene Aussicht ungünstiger gestaltet. Als dann von der obersten Behörde den jüngeren Eleven be deutet wurde, daß die Möglichkeit auf baldiges Aufrücken in die höheren Stellen von der Kenntnis auch des Postdienstes später abhängig gemacht werden würde, besann Fokmer sich nicht lange, sondern meldete sich freiwillig zur Über nahme einer auf dem Postamte in D., der fürst lichen Residenz, vakant gewordenen Stelle. Seinem Wunsche wurde nachgegeben. Seit zwei Jahren versah der junge Mann nun den Dienst bei diesem Postamte, meist im Telegraphendienste tätig. snü r (Fortsetzung folgt.)