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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes* vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» l Mark ro Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpu»zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung-bote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren «ir Rabatt nach Nebereinkunft. Anseratr bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag >/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummrr bi« Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusende». Schriftleilung, Vruck und Verlag von A. 8ch«rig, Breinig Ar. 29. 17. Jahrgang. Mittwoch den 10. April 1907. Wonnenfalter. Mit Rücksicht auf da« im vorigen Jahre auch in den hiesigen Waldungen in ziemlich großem Umfange erfolgte Anftrete« de- Nonnenfalter- ist mit Sicherheit, anzu nehmen, daß da» Insekt auch in diesem Jahre sich wieder zeigen dürfte. Im Interesse der Waldbesitzer werden dieselben hiermit behuf« Entdeckung der Nonnen raupe und de« Nonnenfalter- anqehalien und aufgefordert, vor allem und zunächst mit Rücksicht auf die au« den überwinterten Eiern auslaufenden Raupen ihre Walvbestände je nach der Frühjahrswitterung vom laufende» Monat an einer genauen und öfteren Durchsicht zu unterziehen. OertliLe- und Säckkkche- Bretnig. Die Komrollpflichtigen de» hiesigen Orte» seien nochmal» auf die Kon trollversammlung aufmerksam gemacht, welche nächsten Freilag, den 12. d. M., vormittag» ^12 Uhr im Mittelgasthof in Großröhrsdorf abgehalten wird. — Nicht auf den Rasen setze«! Diese Mah nung schärfe man jetzt, wo da« erste junge Grün auf Wiesen uno Wegerändern so ver lockend zum Niedersetzen einladet, den Kindern allen Ernste« ein, wenn sie hinaus eilen in» Freie, um dort im fröhlichen Spiele sich zu tummeln. Da» Erdreich ist noch feucht und kalt und schwere Erkrankungen können die Folge de» Niedersetzen» auf den Rasen sein. Mögen die Eltern und Pflegebefohlenen immer und immer wieder die obige Mahnung mit auf den Weg geben und auf deren strengste Befolgung ein wachsame» Auge Haden, — Die Zeil der Walddrände ist wieder gekommen. Das hat seine Erklärung darin, daß die vorjährigen hohen Waldgräser ver- welkt und prafseldürre geworden sind und da» neue Gra« noch nicht gewachsen ist. Ein unvorsichtig weggeworsene», noch glimmen de» Streichholz, da« zu anderer Jahrerzeit bei frischem Grün vollständig gefahrlo« bleibt, entzündet leicht das trockene, alte hohe Gra» — und da« Unglück ist geschehen! Darum jetzt in den Tagen der ersten Frühjahr«.Spa ziergänge rechte Vorsicht! Die Au»breitung «ne« Waldbrande« geht rapid vor sich, und die Löschung ist schwierig! — Mit der Prügelstrafe in den Schulen beschäftigte sich der Preßausschuß de« Sächsi- scheu Lehrervereiv», wobei er zu dem Ergeb nisse gelangte, daß die körperlich« Züchtigung al« letzte« Mittel nicht entbehrt w«rden könnte, Sollte die Prügelstrafe abgeschafft werden, dann müßte die Volksschule wenigsten« da« Recht erhalten, als Hauptdisziplinarmittel die unbotmäßigen Schüler von ihrem Besuche zeitweilig auszuschließen und sie zu zwingen, die versäumte Zeit nach Beendigung de« achten Schuljahre« nachzuholen. Kamenz. Gelegentlich de« 10jährigen Bestehens de« 13. Infanterie-Regiment« Nr. 178 ist demselben von hiesigen Lieferanten usw, eine Stiftung in Höhe von 600 Mark gemacht worden mit der Bestimmung, daß deren Zinsen alljährlich zur Unterstützung erkrankter Unteroffiziere bez. deren Familien angehörigen verwandt werden sollen. Kamenz. Am 7. April verschied in seinem gegenwärtigen Wohnsitze Dresden. Striesen Herr Medizinalrat Dr. med. Spann, Ritter de« Königl. Sächs. Lldrechl«orden» 1. Klaffe, dessen langjährige Wirksamkeit in un- serer Stadt als Arzt und dirigierender Stifts- arzt, sowie im amtshauptmannschaftlichen Be- iirke al» Königl. Bezirksarzt im besten Ge denken steht. Bautzen. Am 2. April mittags 12 Uhr fand durch Herrn Generalstautsanwalt Geßler du» Dresden oie Verpflichtung und Einwei ¬ sung de« neu ernannten Ersten Staat»anwalt« beim Landgerichte Bautzen Herrn Oberstaats anwalt Dr. Böhme im Königl. Schwurgericht«- saale statt. Zu der Einweisung waren Ver treter der Justiz- und Verwaltungsbehörden, sowie der Rechtsanwaltschaft erschienen. — Bei dem Materialwarenhändler Wenzel in Seifhennersdorf kaufte am Mittwoch norm ein junger Mann, mit Sportmütze und Jackett bekleidet, drei Stück Zigarren und entfernte sich bald darauf. Abend« gegen halb sieden Uhr erschien derselbe Mensch im Laden, be- stellte 200 Stück Zigarren, die er nach Oesterreich mitnehmen wollte und bat, im Verkauf-lokal oen Eintritt der Dunkelheit abwarten zu dürfen, da er die Zigarren über die Grenze paschen wolle. Nachdem er sich einige Zeit mit Wenzel unterhalten hatte, bat er diese», ihm 200 Gulden oder weniger in deutsche« Geld umzuwechseln. Wenzel holte ern«n Betrag von 30 Mark au« seiner Woh- nung herab und bot dem Fremden diese Summe an. Da dieser aber eine entsprechende Summe in Gulden nicht heraurgab, behielt Wenzel auch sein Geld und steckte e« in die Tasche. Al« nun bald danach Wenzel am Ofen seine Pfeife ausklopfte, erhielt er von hinten mit einem Hammer mehrere Schläge auf d«n Kopf Der Verletzte schrie sofort um Hilfe, worauf der Räuber von seinem Opfer ablieb und entfloh. Im Hau«flur be gegnete er einer Frau, welche die Hilferufe gehört hatte und nach dem Grunde fragte. Sie solle nur hineinge^en, sagte der Fliehende und entkam dann au« dem Hause. Die Frau fand Wenzel au« sechs Wunden blutend vor. Während Hilfe herbeigeholt wurde, konnte sich der Räuber leider in Sicherheit bringen. — Am Freitag abend fuhr ein Automobil durch Soritz bei Bautzen in langsamem Tempo. Beim Hautbesitzer Ulro« standen die Pferde de» Gut«b«sitzer» Fiedler au» Hochkirch ange spannt ohne Aufsicht im Hofe. Die Pferde gingen durch, brachen die Wagendeichsel ab und der Deichselstumpf fuhr dem Sattelpferve tief in den Leib, so daß e« bald verendete. Dresden, 6. April. Au» zuverlässiger Quelle erfahren »ir, daß für den vom Dres dener Schwurgericht zum Tode verurteilten Raubmörder Hugo Artur Schilling au« Chem nitz kein Gnadengesuch eingereicht worden ist. Dadurch hat da» Todesurteil Rechtskraft er langt. E« ist kaum zu erwarten, daß der König au« eigener Entschließung vom Begna digungsrechte Gebrauch machen wird. Dresden. Die Arbeiterschaft der Firma Seidel und Naumann hat Freitag abend im Krystallpalast nach fünfstündiger Versammlung in geheimer Abstimmung den Streik beschlossen. 1264 stimmten für uno 164 gegen den Streik. Sonnabend vormittag fand im Krystallpalast die erste Streikversamm lung statt. Dresden. Am Mittwoch wurde einem Gärtnergehilfen sein Erbteil in Höhe von Sollten sich solche Nonnenraupe« oder später in den Monaten Juli und Anfang August Nonnenfalter zeigen, so find dieselben sofort zu vernichten, auch ist über da» Vorhanden sein derartiger Insekten im Gemeindeamt sofort Anzeige zu erstatten. Sollten einzelne Waldbefitzer die in ihrem eigenen Interesse au«zuführenden Vertil gung-Maßregeln nicht ergreifen, so wird die Königliche Amtkhauptmannschaft Kamenz die gesetzlich vorgesehenen Zwangtmaßregeln in Anwendung bringen und die Vertilgung auf Kosten der Waldbefitzer au«führen lassen. Bretnig, am 9. April IS07. Der Gemetndevorstand. Petzold. findlichen, nur durch eine Säule getrennte" Fenster hineinkroch. Mehreremal war ihm die« Wagni» auch gelungen, doch bei einer 16 000 Mk. «»«gezahlt. Sein erster Weg führte ihn nach der Zentralherbergt, wo er kürzlich al« Handwerk«bursche zugewandert, kein Schlafgeld besessen und auf die Frei- gebigkeit seiner Kameraden angewiesen war. Sie hatten da» nötige Geld für ihn unter sich aufgebracht. Au» Dankbarkeit bewirtete er die 49 anwesenden Kollegen und zahlte für sie da« Schlafgeld, indem er dem Herbergt vater dafür einen Tausendmarkschein übergab, — Schwere» Mißgeschick verfolgt den alten Veteran Herrn Wenzel Langhammer au« Schwaderbach. Er wurde im Feldzuge 1866 am Beine schwer verwundet und man konnte damal« die Kugel nicht au» der Wunde ent fernen. Jetzt, nach beinahe 41 Jahren, ver- ursacht die steckengebliebene Kugel großen Schmerz und die alte Wunde bricht auf, so daß dem bedauernswerten Greis im Kranken- hau» da« Bem wird abgenommen werden müssen. — Der seit ungefähr 14 Tagen in Langenchurtdorf wütenden sogenannten Borna- ischen Pserdekrankheit sind bereit» 5 Pferde zum Opfer gefallen. Stollberg, 4. April. Erfroren aufgefun den wurde im sogenannten Galgenholzwald der seit dem 15. März verschwundene etwa 46 Jahre alte Schneidergeselle Ernst Aust, der seit 1903 hier wohnte. Jedenfall« war Aust, der dem Alkoholgenuß ergeben war, in dem Wahn gewesen, er sei in seiner Wohnung, oenn er halte, wahrscheinlich wieder einmal stark an getrunken und ermattet, sein Jackett ausgezo gen und auf den Boden gelegt, dann sich selbst, teilweise entkleidet, Laneden in den Schnee gelegt. Er war verheiratet, lebte aber von seiner Familie getrennt. — Ein 16 jährige» Mädchen in Chemnitz, dessen Eltern ein eingegangene» Li»be«vrrhält- ni« nicht dulden wollten, nahm in der Ost Vorstadt, in der Absicht, sich zu töten, Photphor, den sie von Streichhölzern abgeschabt hatte. Die Lebensmüde erkrankte so schwer, daß sie in» Krankenhaus gebracht werden mußte. — Viel Segen. Vor einigen Tagen be- schenkte die Frau eine« Einwohner» in Nieder- lommatzsch ihren lieben Mann mit — Drillin gen al« Ostergabe. E» ist begreiflich, daß der Mann oarod ein wenig erfreuliche« Ge sicht gemacht hat. Die drei junge» Erden bürger sind jedoch nach kurzer Lebensdauer gestorben. — Nach Waldheim überführt wurde am Donnerttag der Student Miankow, der seiner- zeit ine Tochter des Barbirrstubeninhabei» Ulrich ermordete, um in der Beobachtung«- station de» dortigen Zuchthauses auf seinen Geistetzustand untersucht zu werden. — Der kindliche Unverstand eines sechsjäh rige» Knaben brachte schweren Kummer über die Familie de» in Lercha wohnhaften Favrik- schmied» Silbermann. Der Knabe belustigte äch am Mittwoch nachmittag damit, daß er zu einem Fenster der im Dachgeschoß gelege nen Wohnung heraus und zu dem daneben be- Wiederholung rutschte er ab und stürzte zwei Stockwerke hoch herunter. Er erlitt schwere Verletzungen, die ihn längere Zeit an« Kran kenlager fesseln werden. Leipzig, 4. April. Die Leipziger Orttkrankenkaffe ist zur Zeit die größte Krankenkasse Deutschland«. Wie au» dem Geschäftsbericht für 1906 hervorgeht, betrug ihre Mitgliederzahl am Schluffe de» Jahre« 153 900, gegen 150 000 im Jahre 1905. Davon waren 109 032 männliche und 44 868 weibliche Mitglieder. — Eine Liebestragödie? Am Freitag nachmittag in der S. Stunde näherte sich der Gondelstation de» Fischermeister« Meißner am Schleußiger Wege in Leipzig ein junge» Paar in der Absicht, eine Gondel zu einer Partie auf der Pleiße zu mieten. Bevor die beiden die Gondel bestiegen, entledigte sich der junge Mann seine» Ueberzieher« und ließ ihn in der Station, angeblich al» Pfand für die Benutzung der Gondel zurück. Al» jedoch da» Paar in später Abendstunde noch nicht zurückgekehrt und auch da» Boot mit seinen Insassen an der Endstation in Leipzig-Conne witz nicht angekommen war, machte sich Fischer- meister Meißner gegen 11 Uhr abend» auf den Weg, um Nachforschungen nach dem Ver- bleib des Boote» anzustellen. Er ging dre Pleiße entlang und fand die Gondel, mit dem Kiel nach oben schwimmend, in der Nähe de» Pfahlbaurestaurant« vor. Von dem jungen Paar war keine Spur zu finden. Meißner erstattete daher von dem Unfall Anzeige bei der Polizei und lieferte dort auch den ihm von dem jungen Mann vor der Abfahrt über gebenen Ueberzieher ab. Nach den inzwischen von der Polizei angestellten Erörterungen über die Personalien und den Verbleib der jungen Leute hat man in ihnen einen 20 Jahre alten, stellenlosen, in Leipzig wohnhaften Kaufmann und eine etwa gleichaltrige Ar beiterin, die jedoch in Leipzig nicht angemel det ist, ermittelt. Wie weiter festgestellt wor den ist, handelt e» .sich bei berden um ein Liebesverhältnis, da» jedoch von der Mutter de« jungen Manne« nicht gebilligt worden sein soll. Dieser Umstand sowie die Stellen losigkeit de» jungen Manne» lassen e» nicht ausgeschlossen erscheinen, daß das Paar frei willig den Tod gesucht und gesunden hat. Die Annahme hat sich bestätigt. Die Leichen sind am Sonntag nachmittag in der siebenten Stunde von Fischern derm Gondeln an der Hakenbrücke in der Pleiße zusammengedunden aufgefunoen worden. Die Lerchen sind nach der Anatomie gebracht worden. — Die Schneekoppendah» ist nun kein aussichtsloses Projekt mehr. Boa Preußisch- Schlesien au» wird das Projekt eifrig geför dert. Als Betriebskraft beabsichtigt man Elektrizilär zu verwenden