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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreir inkl. der allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« 1 Mark LV Pfennige, durch die Post 1 Mark exll. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpu«zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Lll- gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungrbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag l/,H Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag */,11 Uhr einznsende«. Lchrisileitung, Druck unö Verlag von A. Zchuvig, Drelnig Rr. 24. 17. Jahrgang. Sonnabend den 23. März 1907. O-rttt»-» uwd «äckstk»-». Bretnig. Kommenden Montag abend 8 Uhr tritt erstmalig der von der letzten Haupt versammlung de« hiesigen Turnverein« für da« Gauturnfest gewählte Gesamt.Festau«schuß zu einer Sitzung im Rest, zur Quelle zusammen. Da« Fest selbst findet bekanntlich am 30. Juni diese« Jahre« statt. — Die Ziehung der 5. Klaffe der 151. Königlich Sächsischen Landetlotterie beginnt am 3. April. Die Erneuerung der Lose hat bi« zum 25. März zu geschehen. Kamenz. Mittwoch den 27. März 1907, vormittag« 9 Uhr, öffentliche Sitzung de« Be,irk«au«schufle». Niedersteina. Am Mittwoch früh- morgen« wurde unser Ort durch Feuerlärm aufgeschreckt. Es brannte da» au» Fachwerk bestehens« einstöckige Häuschen der Frau verw. Koch. In kurzer Zeit war es «in Raub der Flammen geworden. Brandstiftung wird vermutet. Hä»lich. Da« 3 Jahre alte Enkelchin de« Herrn Gutsbesitzer« Prescher kam beim Dreschen in die Dreschmaschine. Schwer verletzt am Kopf, Armen und Beinen wurde «» dem Barmherzigkeitsstift Kamenz zugeführt. B i s ch o f « w e r d a. Die ehemaligen 103 er wollen ihrer alten Garnisonstadt ein« ganz besondere Ehrung zu teil werden lasten. E» hatten sich hier am 17. d. M. die Ver treter der 103er Vereine von Dresden, Bautz«n, Riesa und Großenhain, sowie der hiesige 103er Verein vereinigt, um über di« Abhaltung «ine» Regiment»tage» zu beraten. Man kam bald dahin überein, am 1., 2. und 3. Juni den 1. Regiment»tag für die ehemaligen An gehörigen de» 103. Regiment« in Bischofs werda abzuh-lten. Dem Feste soll folgender Programm zu Grunde gelegt werden: Sonn abend, 1. Juni, nachmittags: Empfang der au«wärtiqen Vereine. Zapfenstreich. Fest, kommer» im „Schützenhoua". Sonntag, den 2. Juni: Wecken. Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal. Kirchenparade. Empfang der noch eintreffenden au«wärtigen Vereine. Früh schoppen mit anschließendem gemeinschaftlichen Mittagessen. Platzmusik. Vertreterversamm- lung. Festzug. Sommersest auf dem Fest platze. Illumination. Festdall. Zapfenstreich. Montag, den 3. Juni: Frühschoppenkonzert im „Waldschlößchen". Spaziergang nach Demitz«Thumitz. Einkehr daselbst. Besich tigung der berühmten Kunathschen Steinbrüche. Spaziergang nach dem Klosterberg. Einkehr in Schmölln. Wanderung über den Silber- blick nach Bischostwerda. Abschied«kneipe mit Schlußball im Hotel „König Albert". Radeberg. Auf Antrag der Schul- leitungen beschlossen Stadtrat und Schulaus- schuß wegen de» epidemischen Austreten« von Diphtheriti«, Masern und Keuchhusten im Laufe de« Schuljahre» den Wegfall der dies jährigen öffentlichen Prüfungen. Die König- liche Bezirksschulinspektlon erteilte hierzu die Genehmigung. Dresden, 20. März. (Mordprozeß Schilling.) Vor den Geschworenen hatte sich heute der in Chemnitz geborene Arbeiter Hugo Artur Schilling zu verantworten. Er ist 24 Jahre alt und wegen Sittlichkeittverbrechen bereit» mit 4 Jahren Zuchthaus vorbestraft. Die Taten, die der Angeklagte verübte, sind Noch in aller Gedächtnis Am 19. Oktober wurde zwischen Schandau und Herrnskrelschen >ene Frau Marie Richler au« Herrn«kretschen nde, fallen und beraubt. Dem Täter fielen etwa 8 Mark in die Hände. Er versetzte der tief erschrockenen Frau mehrere Messerstiche in Leib und Brust, die eine Aufnahme der Frau in da» Krankenhaus sofort not wendig machten, wo dieselbe zwischen Leben und Tod schwebte. Der Räuber ging durch den Zahnigrund nach dem Tale der Kirnitzsch und wandte sich dem Lichtenhainer Wasserfall ,u. Zwischen Lichtenhain und dem Lichten. Hainer Wasserfalle begegnete dem Verbrecher die 13jährig, Tochter de« Werkmeister» Tiermann, die au« der Schule kam und dem elterlichen Hause zueilte. Der Unhold lockte da« Mädchen an sich und tötete e». Der Mörder flüchtete und tauchte etliche Tage später in Baselitz bei Kamenz auf, wo er auf freiem Felde die 15jährig« Tochter de» Schmi«demeister« Barchmann durch Messerstiche schwer verletzte. E« gelang bald, den Täter dingfest zu machen. Ec legte bei seiner Ver nehmung ein umfassende» Geständnis ab, hatte aber auf alle Fragen nach dem Grunde der furchtbaren Tat nur die eine Antwort: „Ich weeß nich l" Die heutige Verhandlung fand unter ungeheurem Anoranze de« Publikums statt. Der Angeklagte war ruhig und gefaßt und hörte die furchtbare Anklage mit Gleich mut an. Er bekannte sich schuldig und er zählte mit ziemlicher Gewandtheit die Einzel heiten. E« sei ihm in allen Fällen nur um Geld zu tun gewesen, jede« Sittlichkeittver- brech«n habe ihm fern gelegen. Auch bei der 13jährigen Tiermann habe er Geld vermutet. Schilling bewahrte den Ausführungen der Sachverständigen gegenüber seine vollkommene Ruhe und entgegnete im Falle Tiermann: „Ich kann nur angeben, daß alle» in einem Zeitraum von 5 Minuten geschehen ist, dann bin ich gleich fort." Unter allgemeiner Beweg ung wurde die Flößersfrau Richter aus Herrn»kretschen in den Saal gerufen, welche offenbar noch sehr geschwächt ist und auf einem Stuhle Platz nehmen muß. Sie er zählt ausführlich ihre Begegnung mit Schil ling, sie hab« um ihr Leben gebettelt und ihm alle« gegeben, wa» si« hotte. Die 15 jährige Elisabeth Barchmann au« Basilitz schildert gleichfall» da» Zusammentreffen mit Schilling, der ohne weitere« sie an den Hal» faßte und aus si: einstach. Nach langer Be ratung bejahten die Geschworenen sämtliche Hauptschuldfragen, verneinten aber die Frage nach mildernden Umständen. Das Urteil lautet: Der Angeklagte Hugo Artur Schilling wird wegen Morde» zum Tode und zum dauernden Verlust der Ehrenrechte, wegen der übrigen Straftaten zu 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht verurteilt. — Der Verurteilte wird gefesselt adgeführt. Den Grund zu den furchtbaren Taten vermochte der Angeklagte auch in der Verhandlung nicht anzugeden. Einen inlereffanten Einblick in da« Seelen leben de« Verbrecher» gewährt «ine Eingabe, die Schilling am 25. Januar 1907 an Herrn Staatsanwalt Seyfert gerichtet hat. Er ge steht darin zu, daß er im Jahre 1901 bereits in der Nähe von Chemnitz ein Mädchen zu vergewaltigen versucht und durch Messerstiche in den Unterleib schwer verletzt und bald daraus gegen die eigene Schwester «in Sitt- lichleitSverbrechen versucht habe. „Al» ich dann verurteilt worden war und au» dem Zuchthause herauskam, habe ich mir trotz aller Ermahnungen de» Geistlichen und des Änstaltsdirektors und der Tränen meiner Mutter vorgenommen, jede» weibliche Wesen, da« mir entgegenkomme, ob Frau oder Mäd chen, au» dem Wege zu räumen. — So, Herr Staatsanwalt, wissen Sie den Grund; ich habe gelogen, al» ich früher sagt«, ich wisse nicht, warum ich e« getan habe." Der Sachverständige Oberarzt Dr. Nerlich bemerkt auf einen Vorhalt de« Staatsanwalt«, daß Schilling mit der Wahrheit nie genau umge gangen sei, der Eingabe an die Staattan- waltschaft könne keine besondere Bedeutung beigelegt werden. — Montag abend ist nun auch die »weite ju>'ge Dame au« Dre«den, die nach der Strandung de« Dampfer« „Berlin" gerettet wurde und danach im Krankenhause Hoek van Holland lag, Fräulein Gäbler, in Begleitung ihrer Schwester wohlbehalten bei ihren Eltern eingetroffen. Fräulein Gäbler muß sich beim Gehen allerding« noch de» Stocke» bedienen. Prinz Heinrich der Niederlande hat Auftrag gegeben, ihn fortgesetzt über da» Befinden de» Fräulein Theile und de» Fräulein Gäbler zu unterrichten. — Wo werden in Sachsen die meisten Hunde gegessen? Nach der amtlichen Schlacht vieh- und Fleischbeschau wurden im dritten Vierteljahr 1906 im Königreich Sachsen an 499 Hunden die Schlachtvieh- und Fleischbe schau vorgenommen. Und zwar in der Krei«- hauptmannschaft Chemnitz an 235 Hunden, Bautzen an 96 Hunden, Dretden an 89 Hunden, Leipzig an 42 Hunden, Zwickau an 37 Hunden. Im ganzen Deutschen Reiche wurde im dritten Vierteljahr 1906 an 1032 Hunden die Schlachtvieh- und Fleischbeschau vorgenommen. — In Dobritz, dem sonst so friedlichen Orte, mußte sich die letzte Gemeinderatssitzung auflösen, weil drei Mitglieder unter lautem Lärmen ohne Genehmigung die Verhandlung verließen. Anlaß danr soll ein während der Abstimmung eingebrachter, angeblich unzuläs siger Antrag auf namentliche Abstimmung gegeben haben. Döbelst. Vom Schloffergesellen zum Oberst hat «S der Sohn de« hiesigen Spinn- meister» Kosterlitzky gebracht. Nachdem «r hier seine Lehrzeit beendet und auch bei der Infanterie gedient hatte, wanderte er au» und meldete sich in Mexiko freiwillig zur Kavallerie. Nachdem sein Aufenthalt lange unbekannt g«. w«sen ist, kam jetzt die von mehreren Seiten bestätigte Nachricht, daß er Oberst der Ruale» (mexikanische Reiterei) ist. Leipzig, 20. März. Heute vormittag wurde der Rechtsanwalt Richard Hammer wegen Unterschlagung fremder, ihm anver trauter Gelder in Untersuchung»haft genommen, nachdem er sich freiwillig der Behörde gestellt hatte. Er hatte erst die Absicht, sich zu er schießen, soll aber durch seine Frau an der Au«übung des Vorhaben« verhindert worden sein. Leipzig, 18. März. Die Ehefrau de« in der Dusourstraße 22, vier Treppen hoch wohnhaften, aus Seibel«dorf in Baiern ge bürtigen 28 Jahre alten Schneider» Eduard Motschmann ist gestern früh gestorben. Au» Gram darüber versuchte Motschmann sein 8 Tage alte» Kino und sich durch Revolver- schliffe zu töten. Beide wurden schwer ver letzt, aber noch ledrnd in da» Krankenhaus überführt, das Kind starb jedoch während des Transportes. Motschmann, der noch bei Be wußtsein war, rief einem Hausbewohner noch zu, er mö?e ihn vollends totschieben. E« in alle Aussicht vorhanden, daß es ärztlicher Kunst gelingen wird, Motschmann am Leben zu erhalten. — Die Fabel vom bevorstehenden Welt untergang wird gegenwärtig wieder einmal in weiten Kreisen der Bevölkerung herumge- tragen und »war soll Ende März (am 1. April?) ein Komet mit der Erde zusammen stoßen und ihr den Garau» machen. Von ängstlichen Leuten find in dieser Beziehung sogar bei verschiedenen Astronomen Anfragen eingelaufen. E» heißt, den verhängnisvollen Zusammenstoß habe der italienische Professor Matteucci angekündigt. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Palmarum: 9 Uhr Konfirmation der diesjährigen Konfirmanden. Gründonnerstag: 9 Uhr Abendmahl»« gottesdienst, nachm. 5 Uhr Wochenkommunion. Karfreitag: ^z9 Uhr Beichte, 9 Uhr Predigtgottesdienst mit heiligem Abendmahl, nachmittag« 3 Uhr Liturgischer Gottesdienst mit heiligem Abendmahl. Geboren: dem Zigarrenarb. Max Otto Fichte ein Sohn; dem Handarb. Richard Max Steglich ein Sohn; dem Guttbesitzer Alfred Otto Kunath ein Sohn. Getraut: Emil Otto Hennig, Maschi nensticker in Großröhrsdorf, mit Alma Helen« Schöne von hier. Gestorben: Friedrich Iuliu» August Hause, Leinweber, 75 I. 11 M. 1 T. alt. — Emil Wilhelm Nitzsche, OrlSviener, 52 I. 1 M. 6 T. alt. Vima«llkschirurr«r - Küchrnrettel - Montag: Königtberger Klop», -Kräuter- sauce, Salzkartoffeln; Di«n «tag: Suppe, Quarkkäulchen u. Obst; Mittwoch: Schweinebraten, Bayrisch Kraut, Salzkartoffeln. Vom 28. März bi» 2. April fällt der Unterricht au«. E» können täglich 15 Portionen zu 40 Pf. an die Familien ve» Orte« verkauft werden. Dieselben müssen bis abend» 7 Uhr vorherbestellt werden Die Ausgabe der Speisen erfolgt von mittag» 12 Uhr ab. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Max Kurt, S. de» Fabrikar beiter» Bruno Maximilian Klengel 139c. — Martin Armin, S. de» Gutsbesitzer» Emil Martin Körner 295. — Ida Elsa, T. de» Fabrikarbeiters Max Richard Hirschfeld 187u — Bernhard Georg, E. de« Gutsbesitzer« Bernhard Adolf Schreier 51. — Kurt Aldrrt Johannes, S. des Gutsbesitzer» Max Bruno Hartmann 27. — Gustav Georg, S. de» Schuhmacher» Friedrich Bernhard Senf 6c. — Paul Herbert, S. de« Buchhalter« Emil Paul Gräfe 302k. Eheschließungen: Fabrikarbeiter Robert Max Orwald in Bretnig mit Anna Hedwig Hause 6c. Eterdefälle: Ida Selma Büttrich geb. Brückner, Ehefrau 183, 32 I. 4 M. 1 T. alt. — Außerdem ein unehelicher Knabe. Marktpreise i« Käme«, am 21. Mär» 1907. höchsterzniedrtgstert Preis. 50 Kilo it. k. Korn i 8 30 Weizen 9 10 Gerste ! 8 60 Laser § 8i60 Heidekorn j 9 725 Hirse § 14 s- ». ?. 8^- 8 90 7,80 8!20 9;- 13>- II. ?. Heu 50 Kilo ! Stroh 1200 fd. > Butter 1 mutter r ^niedrig., Erbsen 50 Kilo j Kartoffeln 50 Kilo 2 15 25 j- 2 40 2 0 11 - 2 50