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Eingesandt. Die Sozialdemokratie und die Arbeiterwohlfahrt. Angesicht» ber Rslch»lag»wahien ist e» zur Kennzeichnung der Sozialdemokratie al« an gebliche Arbeiterpartei von Wert, festzustellen, wie sich die sozialdemokratische Fraktion un serer sozial- und wirtschaftspolitischen Sssetz- gevung gegenüber verhalten hat. Sie hat gestimmt 1883 gegen die Krankenversicherung, 1884 , „ Unfallversicherung, 1889 „ „ Invalidität«- und Alter«. Versicherung, 1890 E da» Gesetz, vetr. Einführung der Gewerbegerichte, 1891 „ da» Arbeiterschutzgesetz, 1891 „ die erste Bücsensteuer-Vorlage, 1893 „ „ zweite Börsensteuervorlage, 1895 „ da« Böcsengesetz, 1895 » ,, Gesetz zur Bekämpfung de« unlauteren Wettbewerb«, 1890 „ das erste Gesetz zur Bekämpfung de« Wucher«, 1894 „ dar verschärfte Gesetz zur Be- kämpsung des Wucher», 1896 „ oaS bürgerliche Gesetzauch. Wenn sie dücgscltchsn Parteien diese Ge setze nicht in heftigem sample gegen die sozial« oemolcaiie zustande geacachi hätten, so sese es um den Acoeiierstano y-ule rcauriz ans and der Miltelstaad wäre noch viel schlun nec aacan als hsuu. D.e sozialsemoccaiische Partei Hal also geger» die Acosu-cwohc- iahcis^ietze ans für Bö se, G.ogzaioer, Äcogkiptl.l»«n^- zesti-NNl. Das nennt sich „Aroeiterpariei" l Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hausivalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« t Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen ans srn All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsdoten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,n u ,r, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag ^/,11 Uhr einzufendea. Lchristleitung, Bruck und Vec 12 von N. Schurig, Bretnig 17. Jahrgang. Mittwoch den 23. Januar 1SV7. Nr. 7. Mdlen m nicht bloß aas Ksodt, sondern auch die putriotisods kNiodt einer jeden Ztaattbürgm. Aer diese Pflicht versäumt und ohne ausreichenden Srund von der Wahlurne fernbleibt, der vsrsüllälZt sieb am VLtsrlauä «nd verwirirt seinen Anspruch auk volle bürgerliche Achtung. O-rtlicke- u«v Gäckstsches — Im Falle einer Mobilmachung wird für da« am 1. April d. I. beginnende Mobil- machungsjahr 1907/08 die Einberufung der Mannschaften des Beurlaubtenstandes wie bis her durch Kriegsveorderungen und Paßnotizen erfolgen. Da« Auatragen der letzteren wird in der Zeit vom 1. bi« 15, März geschehen und zwar durch Vermittelung der Ortsbehörde. Etwa noch nicht zur Anzeige gebrachte Wohnungsveränderungen sind dem zuständigen Hauptmeldeamt sofort zu melden. Die Mann schaften des Beurlaubtenstandc« haben ferner an den vorgenannten Tagen, fall« sie nicht selbst zu Hause sein können, eine andere Per- son des Hautstande« oder den Hauswirt mit der Kriegsbeorderung bezw. Paßnotiz zu be auftragen. Wer bis zum 15. März noch keine Kriegtbeorderung oder Paßnotiz erkalten haben sollte, hat die» sofort dem zuständigen Bezirks- kommando (Hauptmeldeamt) schriftlich oder mündlich zu melden. — Zur Bekämpfung der Nonne. Der Landeskulturrat wird sich demnächst in aus führlicher Weise mit der Bekämpfung der Nonne beschäftigen, die, wie bereits mitgeteilt, im vorigen Jahre in den sächsischen Staats- und Privatwaldungen ausgetreten ist. Im Königl. Finanzministerium, dem bekanntlich die Verwaltang der sächsischen Staatsforsten obliegt, haben in der letzten Zeit über diesen Gegen stand ebenfalls mehrfach Verhandlungen statt gefunden und Herr Obersorstmeister Geheimer Oberforstrat Dr. Neumeister, der frühere Rek tor der Königlichen Forstakademie in Tharandt, hat ein Gutachten über diese für die sächsisch« Forstwirtschaft bedeutu'g«volle Frage ausge arbeitet, welche« den Mittelpunkt der Berat ungen de» Sächsischen Lande-kulturrate« über die Nonnenvertilgung bilden wird. Voraus sichtlich dürfte man dem gefährlichen Insekt in den sächsischen Staat«waldungen im April, wenn die Raupen ausgekrochen sind und noch im sogenannten Spiegel beisammen sitzen, ganz energisch ,u Leibe gehen. Kamenz. Die hiesige Kgl. Bezirktschul inspektion macht folgendes bekannt: Da« Kgl. Ministerium de« Kultu» und öffentlichen Un terricht« hat in der sicheren Erwartung, daß es alle patriotisch gesinnten Männer al« un erläßliche Pflicht erachten, von ihrem Wahl- "chte Gebrauch zu machen, verordnet, daß allen im öffentlichen Dienste stehenden wähl beucht»^«,, Personen seine« Geschästtbereich» — mithin auch den Volksschullehrern — bei den bevorstehenden Reich«tag«wahlen zur Aus übung de« Wahlrecht» an den Tagen der Haupt-, Stich, unv Nachwahlen die erforder liche dienstfreie Zeit gewährt wird. Ist hier nach nun den ansuchenden Lehrern entsprechen der Urlaub zu bewilligen, so erklärt sich Sie Be- suksschulinspeklion zugleich damit einverstanden, wenn in Veroinoung damit der Schulunterrichi der beteiligten Klaffen entweder wahieno oei letzten Vormittag« oder ersten Nachmittag» stunde ausialll. Lehre g welche am WchUage das Amt eine« Beisitzer» oder PrototoPuhcers übernehmen wollen, können für den ganzen Tag beurlaubt werden. Ob und inwieweit hierbei der Unterricht auszufallen haben würde, ergibt sich au» der bisher geübten Praxi«. Niederputzkau, 17. Januar. Gestern abend gegen 7 Uhr ist die hier wohnhafte Tagearbeiterin undArmenhausbewohnerin verw. Meschke, eine 73 Jahre alte Frau, im Finstern vom Dorfwege abgekommen, in den Mühl graben gefallen und darin ertrunken. Eine Fahrlässigkeit oder eine absichtliche Tötung durch eine fremde Person scheint ausgeschloffen zu sein. Zittau. Der Einbrecher, welcher in der Nacht zum 5. Januar der in der Böhm ischen Straße gelegenen Wohnung de« Schnitt warenhändlers Krause einen Besuch abstattete und dabei 300 Mark mitqehen hieß, ist jetzt der Polizei in die Hände gefallen. Es han delt sich um einen mehrfach vorbestraften Menschen au« Zittau. Seine Verhaftung erfolgte in Bischofswerda, wo er bereits wieder einen neuen Diebstahl «»«geführt hatte. Pirna. Einem 37jährigen Mann von hier wurde vor einigen Tagen im Carolahaus Dresden durch Operation eine Kugel oberhalb der rechten Kniescheibe entfernt, die derselbe nunmehr reichlich 29 Jahre im Knochen ver kapselt mit sich herumgetragen hat. Bei Ge- legenheit de« Radeberger Schießen» war der seinerzeit 8 jährige Junge dem Schießstande zu nahe gekommen, woselbst eine Kugel ab prallte, an einen Baum anschlug und dem Jungen in» Bein fuhr. Wiederholt ist ärzt liche Hilfe in dieser Reihe von Jahren in An- spruch genommen worden, ohne daß jedoch da» Geschoß gefunden werden konnte. — Da» neue sächsische Landtagswahlgesetz soll, wie man au« Dre»den meldet, voraus sichtlich im Mai d. I., jedenfalls aber längere Zeit vor dem Wiederzusammentritt de« Land- tag« publiziert werden. — Die sächsischen StaatSvermögenSverbält- nifse haben sich, wie man au« Dresden schreibt, durch die günstiger gewordenen allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, sowohl wie auch infolge der weisen Sparsamkeit des Herrn Finanzminister« Dr. Rüger dermaßen gebessert, daß es voraursichtlich nicht mehr notwendig sein wird, vom kommenden Landtage eine Ver- längerung de» bis Ende 1907 seinerzeit be willigten 25prozentigen Zuschlag» zur Staats- einkommensteuer zu fordern. Ein voller Nach- laß jener 25 Prozent wird allerdings um des willen nicht möglich sein, weil inzwischen eine wesentlich andere Act der Reuerhebung zur Einführung gelangt ist zu dem Zwecks, di größeren Einkommen mehr als bisher zu den Abgaben lüc oen Staat hsranzuziehen. Di- Ermäßigung der diiekten Llaalssteusrn wird aber doch ur einer Weiss geschehen, daß si oer einzelne Steuerzahler nicht allein deutlich empfinden, sondern auch mit besonderer G- nugtuung begrüßen wird. — Ler ehem ilize Duekloc dec Allgemeine > Dresdner Versicherungsanstalt, Hermann Leh leithner, der im Oktober 1906 wegen Unter- schlagunq vom Landgericht zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist nunmehr wieder aus der Strafhaft entlassen. Herr Lehleithner bestreitet nach wie vor, die ihm zur Last gelegten Verfehlungen begangen zu haben und hat wiederholt Anträge auf Wieder aufnahme de» Verfahrens gestellt, die jedoch jedesmal von der Justizbehörde abgelehnt worden sind. Jetzt ist Lehleithner mit neuem Bewei»material aufgetreten und hofft, daß seinen früheren Anträgen entsprochen werden wird. Herr Lehleithner wendet sich insonder- heit gegen die ihn belastenden Aussagen seiner früheren Angestellten, auf Grund welcher auch sein« Verurteilung erfolgt ist. — Die 3. Strafkammer de» Landgerichts Dresden verhandelte gegen die Kellnerinnen Margarete Klaus au« Merzdorf bei Böhmisch. Leipa und Anna Agne« Wagner au« Neu dörfel wegen versuchten Verbrechens wider das keimende Leben, sowie gegen die Gast- wirtttochter Susanne Gertrud Bischoff aus Pirna wegen Beihilfe. Al« Sachverständiger fungierte Gerichts arzt Obermedizinalrat Dr. Donau. Das Gericht hielt den Schuldbeweis für erbracht, e» ließ Milde lassen und verur teilte deshalb die Angeklagten je zu zwei Monaten Gefängnis. Der Klau» und der Wagner, die sich in Untersuchungshaft befinden, wurde je 1 Monat al» verbüßt angerechnet. Ebersbach. Schwer verunglückt ist der Webermeister Hermann Emil Schwager, der beim Auflegen eines Treibriemen« von der Tran«miffion erfaßt und mehrere male herumgeschleudert wurde. Es mußte ihm linke Arm amputiert werden. — Am Donner»tag mittag wurde auf den um 1 Uhr von Wurzen nach Leipzig gehenden Lokalzug zwischen Machern und Posthausen geschossen. Durch den Schuß wurde da» Fenster eine« Wagen« 3. Klaffe zertrümmert, während die Insassen mit dem Schreck davon- gekommen sind. Dasselbe wiederholte sich auf den in Leipzig um 1 Uhr 40 Minuten nach Wurzen abgehenden Lokalzug, und zwar in der Nähe von Posthausen. Die sofort eingeleiteten polizeilichen Erörterungen werden hoffentlich ergeben, ob es sich um einen Anschlag oder nur um eine Spielerei mit einer Schußwaffe handelt. Chemnitz, 21. Jan. Durch oie Krimi, nalpolizei wurden 4 Personen verhaftet, die falsches Geld, Zweimarkstücke, fabriziert unv ein den öffentlichen Verkehr gebracht haben. Bei der vorgenommensn Haussuchung wurde noch eine Anzahl Falsifikate, Formen und Werkzeuge zur Herstellung de» falschen Geldes oeschlagnahml. Ber oer Ausgabe dec Falsch stücks in Lichtenstein und E Milberg wurden zwei der Falschmünzer erwischt, einer war wieder entfloh-», er wurde aber, wie »och rwei H-lser<tzelser, in Chemnitz verhaftet. — In I mecn de» Neubaues ver Kaissrl Zahapost au osc Gsocgsnstcaßs in Leip.ig acach Freitag vormittag tu ver elften stund er» g.oßes Gerüst m sich zusammen. Von den in dem Raume beschäftigten Arbeitern blieb einer tot. Zwei andere Arbeiter erlitten Verletzungen. E» werden noch folgende Einzelheiten mitgeteilt: Im Innern des Ge bäudes, und zwar im Parterre, war vor etwa drei Wochen ein freistehende» Baugerüst auf gestellt worden, dessen sich eine Anzahl Mau rer beim Abputzen der Decke bedienten. Nach Beendigung dieser Arbeit war da» Gerüst, dessen Länge 10 Meter und dessen Höhe 2,20 Meter betrug, für die Maler und Bildhauer stehen geblieben. Freitag vormittag gegen 11 Uhr, al» die Bildhauer Gustav Meyen und Richard Putz auf dem Gerüst beschäftigt waren, schob sich dasselbe plötzlich seitwärt» und brach zusammen. Vier Fliesenleger, welche unterhalb des Gerüstes Platten gelegt hatten, kamen unter da» Rüstholz zu liegen. Hierbei befand sich der Vorarbeiter Louard Schimmonna, geboren am 30. April 1866 zu Grün in Böhmen. Der Unglückliche erlitt einen schweren Schädelbruch. Der Mann gab alsbald den Geist auf. Die drei anderen Verunglückten erlitten sämtlich nur leichte Verletzungen. Die beiden obengenannten Bild hauer blieben glücklicherweise unverletzt. Die Ursache de» Zusammensturze» ist darauf zurück zuführen, daß man von dem Gerüst eine Säule und die Verschwertungen entfernt hat. Die» ist gegen die Anordnung de» bauleitenden Architekten geschehen.