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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat ?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterballungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« I Mark LV Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpurzeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den S... gemeinen Anzeiger nehme» außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeituugsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag r/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,H Uhr einzusenden. -chriftleilung, Vruck unb Verlag von A. Schurig, Breinig Ar. 1. Dienstag den 1. Januar 19V7. 17. Jahrgang. Vom Kirchenturm Verhallen träge In Nacht und Sturm Zwölf dumpfe Schläge, Wie oft schon hörte man sie klingen, Wenn den neuen Tag sie bringen; Doch heut tönt e« so wunderbar; Denn heute will ihr Läuten Gan, Besondere» bedeuten; E« kündet un« da« neue Jahr! Hleujahr. Ein neue« Jahr! Bringt frohe Zecher, Zum Gruße dar Dem Gast die Becher. Und laßt beim mitternächt'gen Trinken - Sure Sorgen all versinken. S» hofft der Mensch ja immerdar, Ist Hoffnung doch sein Narrenseil, Sein höchste« Gut, sein irdisch Heil: Sie grüßt auch dich, du neue« Jahrs E« dampft der Punsch Und in froher Stunde Regt mancher Wunsch Sich in der Runde: Daß im neuen Jahr auf Erden Glück und Frieden heimisch werden, Froher werd «» wie da« alte «ar, Eine Quelle reiner Freuden Und ein Ende allen Leiden: Da« hoffen wir vom neuen Jahr- Dem alten Jahr Ein Gla« getrunken! Für immerdar Ist« nun versunken! Eia volle« Abschied«gla« dem alten, Da» nicht viel von dem gehalten, Wa« unsrer Hoffnung Inhalt war. Könnten wir doch herzerhoben, Dermaleinst dich fröhlich loben, Du rätselvolle» neue» Jahr! N-«jahr 1SV7. „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorget für euch!" Nicht einer frommen Gewohnheit, sondern einem starken Herzensbedürfnis zufolge wollen wir diesen Bibelspruch über das neu» Jahr schreiben. Es ist soviel Sorge, die sich un» mit Zentnerlast aufs Herz legen will, wenn wir am Eingänge eine« neuen Jahre« stehen. Wieviel sind es wohl der Sorgen, die der einzeln« hat! Sie brennen schmerzhaft genug, wo sie sind und nicht weichen wollen. Und sie sind stet« da, in jedem neuen Jahre auch neue Sorgen und Lasten! Wir können nichts dagegen tun, das ist Menschenlo«, genau wie da» Geborenwerden und Sterbenmüffen. Wie verschieden stellen sich die Menschen gegenüber diesem Sachverhalt! Manche geben sich so, al« müßten sie der ewigen Macht selbst in den Arm fallen, al» müßten sie selber die Zügel der Regierung nehmen und selbst lenken, weil sie so viel bester misten, wa« not ist. Solche zerreiben ihre Kraft und zerscheitern. Andere legen mutio« und teilnahmslo» die Hände in den Schoß, sie lasten in gleichgültiger Resig. Nation, die sie oft christlich nennen, alle» gehen, wie e« eben geht. Da» ist auch nicht da« Rechte. Wir sorgen un» um einzelnes Men- schenlo», bei dieser Jahretwende wohl noch um Größere«, um die Allgemeinheit, um Volk und Vaterland, um unsere Kirche. Es bleibt diesem Sorgen gegenüber wohl die einzige und beste Losung die: Arbeiten und nicht ver zweifeln. Aber freilich, um nicht zu ver zweifeln, muß ich einen Gott haben, auf den ich meine Sorgen werfen kann. Um das be dingungslos zu können, ist eme gewaltige Leistung notwendig: Vertrauen fasten zu Gott al« zu einem lebendigen, persönlichen Helfer. Wer glaubt, hat da» Zutrauen, daß er auch schwere und harte Sachen vollbringen kann. Er kennt mehr al» den Fortschritt im allge meinen, er kennt und fühlt über sich eine Vaterhand, die ihm helfen kann und will. Er traut Gott etwa« zu auch in ganz be stimmten persönlichen Dingen. Selbst in verzweiflungsvollen Lagen hat er etwa», wa» seine Verzweiflung überwindet, deshalb ist er leistungsfähiger al« Menschen ohne Glauben. Mit diesem Zutrauen: „er sorget für uns!" wollen wir hineingehen in das neue Jahr al» arbeit«freudige durch ihren Glauben leistungsfähige Menschen! Gott laste e» ein gesegnete» Jahr sein! OertliGeS und «ächftfche». Bretnig. In danken»werter Weise hat der hiesige Kirchenvorstand, um den Wünschen vieler hiesiger Bewohner zu entsprechen, be schlossen, den Anfang de« Sylvester-Gotte«- diensteS auf >/z8 Uhr (!'/, Stunden später wie bi«her) festzusetzen. Bretnig. Auf mehrfache« Verlangen hin hat sich der Verein „Thalia" bereit er klärt, da« am ersten Weihnacht-seiertage so lebhaften Beifall gefundene Volk»stück „Die Dorfhexe" zum zweiten Male im Gasthof zum deutschen Hause zum besten des Kirchenchores auszuführen. Wir weisen auch an dieser Stelle gern darauf hin, wünschend, daß die Mühen de« genannten Vereins durch ein recht volle» Hau» belohnt werden möchten. Kamenz. Gemäß § 14 de« Gesetze», die staatliche Cchlachtviehversicherung betr., vom 2. Juni 1898 sind vom Virwaltung«au» schuffe der Anstalt für staatliche Schlachtvieh versicherung hinsichtlich der in der Zeit vom 1. Januar bi» 31. März 1907 stattfindenden Schlach nngen die der Ermittelung der Ent schädigungen nach Z 2 de» angeführten Ge setze» zu Grunde zu legenden Durchschnitts preise für die einzelnen Fleischgattungen für je 50 IrA Schlachtgewicht wie folgt festgesetzt worden: A. Ochsen: 1) vollfleischige, au»- g-mästete, höchsten Schlachtwerte» bis zu 6 Jahren 85 Mk., 2) junge fleischige — ältere ausgemästete 81 Mark, 3) mäßig genährte junge — gut genährte ältere 76 Mark, 4) gerrng genährte jeden Alter» 70,50 Mark, 5) a. magere 55 Mark, b. abgemagerte, so weit sie nicht nach § 1 Ziffer Id des Gesetze» von der Versicherung ausgeschlossen sind, 40 Mark. B. Kalben und Kühe: 1) vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlachtwerte« 82 Mark, 2) vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwerte« bi« zu 7 Jahren 79 Mark, 3) ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 74 Mk., 4) gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 67,50 Mark, 5 u. magere dergl. 45 Mark, b. abgemagerte dergl., soweit sie nicht nach § 1 Ziffer 1b des Gesetze« von der Versicherung ausgeschlossen sind, 30 Mark. C. Bullen: 1) vollfleischige, höchsten Schlacht- wertes 79 Mark, 2) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 76 Mark, 3) gering genährte 71,50 Mark, 4) u. magere 55 Mk., b. abgemagerte, soweit sie nicht nach 8 1 Ziffer 1b des Gesitz-s von der Versicherung ausgeschlosse.i sinv, 40 M^rk. D. Schweine: 1) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im Älter bi« zu 1^ Jahren 72 Mark, 2) fleischige 69,50 Mark, 3) gering entwickelte Mastschweine, sowie au»gemästete Schnitleber (Altschneider) und au-gemästete Sauen 66 Mark, 4) nicht aurgemästete Sauen, Schnitteber (Altschneider), Zuchtsauen und Zuchteber 55 Mark, 5) ». magere, bez. im Ernährungszustände zurückgebliebene Tiere 42 Mark, b. abgemagerte, soweit sie nicht nach 8 1 Ziffer 1 b des Gesetzes von der Versicher ung ausgeschlossen sind, 30 Mark. — Vor zwanzig Jahren lag in Sachsen solch gewaltiger Schnee, daß jeder Verkehr stockte. Sonntag, den 19. Dezember, begann der Schneefall, der in einen mehrere Tage anhaltenden Schneesturm ausartete, sodaß in der Zeit vom 20. bis 23. Dezember jeder Bahnverkehr im größten Teil Sachsens ver hindert wurde. Wege und Stege wurden unpassierbar. Landleute kamen nicht in die Städt». Da» Weihnacht»geschäft hörte auf, e» gab keine Briefe, keine Weihnachtspakete, keine auswärtigen Zeitungen — kurz, e» war ein Leben wie in einer belagerten Festung. Auf den Bahnhöfen und in den Gasthöfen kampierten überall in ganz Sachsen Reisende und harrten sehnsüchtig der Wiedereröffnung de« Verkehr». Auch auf freier Strecke blieben die Züge liegen, mußten verlassen werden und wurden eingeschneit. Der Humor hals manchem über die fatale Lage hinweg. Aber auch herzergreifende Not gab e». Am Mitt woch wurde endlich der erst« Verkehr mit der Außenwelt überall wieder hergestellt, freilich nur durch Schlitten, die wenigsten« Briefe und Zeitungen brachten, aber am Donner»tag brach auch für die Eisenbahn, dank der mili- tärischen Schneeschaufler-Kolonnen, der Bann. — Das Königliche Ministerium de« Innern hat Herrn Gendarm Karl Gustav Klenke in Gersdorf bei Kamenz bei seinem Uebertritte in den Ruhestand am 1. Januar 1907 den Titel „Gendarmerie-Brigadier" verliehen. Kamenz. Im benachbarten Schwosdorf mußte dieser Tage der Arbeiter K. festgenom men und verhaftet werden, da er sich an seiner erwachsenen Stieftochter unsittlich ver gangen hatte. Loschwitz. Ein Arbeiter au« Copitz, der sich auf dem Wege nach Dretden befano, glaubte sich einen W -lmachtsscherz dadurch zu leisten, daß er am h-llen Tage mit einer brennenden Laterne aus emer Stange, ge schmückt mit frischem Tanneareisig, durch ou Ortschaften zog. Er wurde aber, da übrigen» auch sein sonderbarer Anzug Aufsehen erregte, in Losch witz von der Polizei angehalten. Wohl oder Übel mußte er den Weg nach der Polizeiwache antreten, wo man ihm seine „Leuchte" wegnahm. Ein Strafmandat dürfte ihn belehren, daß selbst ein moderner Dioge nes nicht gegen den groben Unfugparagraphen gefeit ist. Dresden. Welcher Dreistigkeit die edlen Herren Magyaren bei der Propaganda für ihr Volk in Deutschland fähig sind und mit welcher lauen Gleichgültigkeit weite Kreise dies hinnehmen, zeigen die Vorstellungen eine» hiesigen Kabaretts. Hier begnügt sich ein Ungarpaar nicht mit der Vorführung seiner heimischen Tracht, Sitten, Lieder und Tänze, sondern der männliche Part singt allabendlich das bekannte Lied: „Wer un« getraut" in ungarischer Sprache vor und erntet damit vielen Beifall. Von einem Widerspruch gegen diesen verkappten Schlag in« Gesicht deutscher Gesinnung hat man dagegen noch nicht» be merkt. — Einen eigenartigen Weihnachtsscherz leistete sich ein junger Mann in Wurzen. Er wurde dabei betroffen, wie er einen etwa 4 Meter im Durchmesser haltenden Hökerschirm davonschleppte. In einer engen Straße ließ er das Ungetüm liegen, wodurch der Verkehr gehemmt wurde. Eine nützlichere Beschäftig ung hätte sich der Jüngling auch suchen können. Leipzig, 23. Dezember. Zwei unbe kannte Männer wurden erfroren ausgefunden. Nerchau. Am zweiten Weihnachtsfeier- tage vormittags sind 6 Fabrikgebäude der Hesselschen Fardenwerke hier, in welchem sich die Farbenmühlen befanden, niedergebrannt. Zum Glück ist da» Maschinenhau» unversehrt geblieben. Ern Teil der Fabrik ist schon am 15. März vorigen Jahres niedergebrannt. Oschatz. Line Schenkung von 20,0t 0 Mark überwies oer Ehrenbürger der Staot Oschatz, Herr Oekonomierat Gadegast, d^r Sradt. Kirchennachrichten für Bretnig. Montag den 31. Dezember Sylvestergotte^ - dienst. Beginn auf Wunsch um ^',8 Uhr. Drenstag den 1. Januar 1907 Neujahr- fest : 9 Uhr Pcedigtgottesdienst. Kollekte für die Heidenmiffion.