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V V G sie Die edlen Frauen stehn im Leben Wie Rosen in dem dunklen Laub: Auf ihrem Wünschen, ihrem Streben Liegt noch der feinste Blütenstaub. Jugend — bist ein Blütenast, Vöglein noch dein holder Gast, Alters Schnee die schwerste Last! Lockt dir noch der Jugend Glück, Mädchen, jede Blume pflück', Daß sie dir den Winter schmück'! Zm Strom der Zeit. Leloknte 6üte. Der Bischof von Morcester kam einst durch den kleinen Ort Banburg. Da er wußte, daß man dort ein vorzügliches Gebäck, die Banburg Cakes, bereitet, stieg er auf dem Bahnhof aus und beauftragte bei der Kürze des Aufenthalts einen kleinen Jungen, ihm einen solchen Kuchen zu kaufen. Der Kirchenfürst war aber ein gut mütiger Herr, er gab dem Jungen nicht drei, sondern sechs Pence und sagte zu ihm: „Dafür kaufe auch einen Kuchen für Lich!" — Schon wollte der Zug abfahren, da kam der Junge gelaufen — mit vollem Munde. „Hier Herr Bischof", sagte er und gab ihm drei Pence zurück, „hier haben Sie ihr Geld, es war nur ein einziger Kuchen da!" Ein RelnkLU. Der bekannte Schriftsteller Dumas wollte nach Aufgang der Jagd doch auch in keiner Weise gegen andere zurückstehen, und er kaufte sich da einen hübschen Hund zu recht ansehnlichem Preise. Am nächsten Tage beteiligte er sich an einer Feldjagd in Gereimte Perlen. Für andre fürchten und für andre sorgen. Statt andrer leiden und unglücklich sein, Den bittern Kelch, den ihren Lieben strafend Das Schicksal vollgegossen, heimlich leeren Und schweigen: — ja, statt andrer selber sterben: Das kann ein edles, zartgesinntes Weib. Aus Buch und Chronik. Eine kvi-iegsrequisiti-n. Als der Oberst von Vitzthum im Jahre 1627 zum zweiten Male die Stadt Stol berg am Harz mit seinem Kommando heimsuchte, reichte er einen Speisezettel für seine wöchentlichen Bedürfnisse ein. Darauf stand verzeichnet: Einen Korb großer und kleiner Rosinen, zwei Hüte des besten Zuckers, sechs Pfund Mandeln, zwei Pfund Ingwer, ein Pfund Pfeffer, ein halbes Pfund Gewürznägekein, ein viertel Pfund Safran, ein Pfund Parmesankäse, ein Pfund Zimmet und Muskatblumen, ein Kinderpflege und Erziehung. Das Rind »ls SeNtrer. Wir schenken unseren Kindern gewisse Dinge, legen ihnen eine Sparkasse an und sagen: „Das ist dein. Es gehört dir." Wir wundern uns sehr, wenn Kinder diese Dinge auch so ansehen, als ob es ihnen gehöre, wenn sie diese Dinge verschenken oder fortgeben oder zerbrechen. Im Be griff des Eigentums liegt immer Besitz freiheit, und im Grunde genommen kann man ein Kind nicht tadeln, wenn es seine Puppe verschenkt. Wir freuen uns sogar nicht selten über solche liebenswürdigen Äußerungen eines, wie wir annehmen, gütigen Herzens. ?lber — gibt ein Kind Dinge, die es selbst „geschenkt" bekommen hat, von guter Eltern Hand leicht fort, so sollten wir etwas stutzig werden und ihm die feinen Unterschiede klar machen, die zwischen „geschenktem Besitz" und selbst erworbenem Besitz bestehen. Geschenkter Besitz verpflichtet ganz anders als selbst erworbener. Zudem gerade noch Geschenke von Eltern oder Erwachsenen an Kinder, die noch unmündig sind. Kinder, die gern und schnell fortschenken, sind gutmütig, leichtherzig, nicht gütig. Es ist gut, Kinder zur richtigen Kunst des Schenkens und zur Pietät zu erziehen. Kinder sollen mit ihrem selbsterworbenen, aus kleinen Arbeits leistungen eingekommenen Eigentum machen können, was sie wollen. Man mache ihnen aber klar, daß aus „des Vaters Tasche schenken" wirklich keinKunst- stück ist. Im Gegenteil, es ist Spiegel fechterei und Mißachtung der Liebe eines anderen. Ein schnelles Weggeben drückt eine gewisse Nichtachtung für den Gegen stand, den man hingibt, aus. Solche Ge schenke können sogar unter Umständen be leidigen, wie denn alles allzu impulsive Tun keinen großen Wert hat — sehr oft wenigstens! )er Nähe von Marly. Bald stieg ein Reb- juhn auf, auf das Dumas feuerte, es aber nur verwundete. Das Tier fiel etwa dreißig Zchritt vor ihm nieder. Der Hund sprang mrauf los, biß es aber nur tot und ließ es iegen. Ärgerlich darüber, ergriff Dumas len Ladestock seines Gewehrs, um den Hund zu züchtigen. Dieser aber packte den Ladestock mit Len Zähnen und begann auf )en Hinterbeinen stehend eine Polka zu ayzen. Da erkannte der berühmte Schrift teller, daß sein „Jagdhund" ,-mr zu Kunst- tückchen in einem Zirkus' abgerichtet sei. Still schlich er sich vom Felde weg und schenkte den teuren F>do dem ersten Bauern, dem er begegnete. Ein Kober Salt. Im Fasching des Jahres 1833 drängte sich auf einem Hofmaskenball in Berlin eine schwarze Maske an den damaligen Kronprinzen, späteren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und unterhielt mit ihm ein lebhaftes und interessantes Gespräch. Der Prinz fragte die Maske, ob sie ihn kenne. — „Nein", erwiderte die selbe. — „Ich bin der Prinz von Preußen", sagte jener darauf und wünschte nun auch den Namen des Unbekannten zu wissen. — „Ich bin Mehr", sagte dieser und empfahl sich. — Der Prinz wurde neugierig, ließ der Maske nachgehen und sie endlich auf fordern, sich zu demaskieren. Da fand sich denn, daß LerFremde der Kaufmann Mehr aus Leipzig war. Ein Glück, wie wir's uns in der Jugend träumen. Gibt es im Leben kaum. Du eben bist das höchste Glück: Du Über schäumen. Schock Pomeranzen, auch soviel Zitronen, vier Fäßchen rote Rüben, ein Fäßchen Gurken und Kapern, ein Fäßchen Oliven, eines mit Limonien und eingemachtem Ingwer, einen geräucherten Lachs, zwanzig Pfund Stockfische, acht Pfund geräucherten Aal, sechs Pfund dürre Forellen, ein viertel Zentner ungarische Pflaumen, fünf Pfund Reis, vier Pfund Hirse nebst der zur Be reitung erforderlichen Milch, sechzig Pfund Butter, vier SchockKäse, ein gut gemästetes Rind, drei Kälber, vier Lämmer, acht Hühner, grüne Fische und Eier nach Bedarf, zwei Faß Bier, ein Faß Breihahn, ein Eimer Rheinwein, ein Stein Achte, ein Scheffel Salz, zwölf Scheffel Hafer, alle Tage für vierundzwanzig Pferde Heuend Stroh so viel nötig, ein Maß Kirschnuß, zwei Schock Apfel, große und kleine Nüsse, weiß unL schwarz Brot, so viel davon ge braucht wird. Wie lange würde ein General von heutzutage an dieser Wochenration zehren? Eingeborenen Hautstellen, an denen Kälte nicht vertragen konnten. LDL» Mle es rur Elsrertk Eine der Fragen, die zu den größten Rätseln der Naturforschung zählen, ist die: „Wie kam es auf der Erde zur Eiszeit?" , Dutzende von Hypothesen sind zur Lösung der Ursache der zeitweiligen Bedeckung eines großen Teils der Erde mit Eis auf gestellt worden. Teils suchten sie die Frage durch Änderungen im Weltall, teils durch Voraussetzungen in dem früheren Zustand der Erde zu lösen. Da sollte sich die Lage der Pole geändert haben oder unser Pla- netensystem-käüer^ Partien des Weltalls — durcheilt haben, da nahm mau Bedeckung der Sahara mit Wasser oder höheren Kohlensäuregehalt der Lust an, aber alle diese Hypothesen befriedigten wenig. Sie setzten nur an Stelle von etwas Unbe kanntem ein anderes ebenso Unbekanntes. Professor Föhr behauptet, „die Eiszeiten! sind die notwendige Folge der Kohlenbil«' düng" und begründet diese Hypothese fol gendermaßen: Die Geologie kennt zwei Eiszeiten, eine postkarbonische und eine quartäre. Jene tritt nach der Steinkohlen- formation, diese nach der Braunkohlen formation ein. Ganz natürlich, durch die Kohlenbildung wird so viel Wärme ab- . sorbiert, daß die Atmosphäre so weit ab gekühlt wird, daß Eisbildungen (Verglet scherung) eintreten muß. Allein in Deutsch land sind in der Steinkohle Millionen Billionen Wärmeeinheiten, in der Braun kohle immer noch 17'^ Tausend Millionen Wärmeeinheiten aufgespeichert. Alle diese Wärme werde allmählich der Lust entzogen und sie dadurch bis zur Eisbildung abge- kühlt. Kohlenbildung setzt Luftfeuchtigkeit voraus und kühlt die feuchte Luft ab. also folgt auf jede größere Kohlenbildung eine Vergletscherung. Oie Sinne Uer ^sturvölker. Die Schärfe des Gesichts ist bei den Naturvölkern vielfach der des Durchschnitts- Europäers überlegen, wenn auch nicht viel. WissenschastlicheUntersuchungen haben z.B. ergebemDerGehörsinnwarbeieinigenMur- rayinsulanern schärfer als bei scharfhörigen Europäern. Der Geruchsinn ist nicht anders als bei den Weißen. Zucker und Salz wurden schnell erkannt, der Geschmack von Säuren wurde mit dem unreifer Früchte verglichen und in der Unterscheidung von bitter war das Ergebnis unsicher. Aus dem Einkneifen der Haut ging hervor, daß jene Inselbewohner sich weniger empfind lich zeigten als die anwesenden Weißen. Genau so wie die letzteren hatten auch die Mürcheuschloß. Roman aus der Rriegszeit von K. v. Gaffron. (2. Fortsetzung.) Bei dem Lachen wandte Jonathan Werglin sich um. Er sah aber nichts. Nur einen übel gekleideten Mann, der wankend des Weges ging und sich von der Villa entfernte. Gewiß ein Betrunkener ... Hertwig atmete förmlich auf, daß mit der Waffe auch jede Versuchung weit von ihm entfernt worden war, niedrige, wenn auch nicht ungerechte Rache zu suchen. Er atmete förmlich auf, daß er dem Impulse elementaren Hasses nicht nachgegeben hatte und daß seine Hände rein waren von dem Blute des Gegners. Die Erregung des Augenblicks aber hatte ihn erschöpft und er legte sich nicht unweit von dem Platze des Geschehens in das Gras, an einer Stelle, von der aus er weit über die Landschaft, weit über das Wasser hin sehen konnte. Und da kehrte die Ruhe in ihn zurück und es war ihm mit einemmal, als ob sich ihm der Ausblick in seine nächste Zukunft auch öffnete. Er wollte hinaus in den Krieg! Hatte es weiß Gott schon oft genug gewollt und war immer zurückgewiesen und zurückgestellt worden. Vielleicht hatte man dabei Rücksicht auf seine Notwendigkeit im Geschäft genommen, auf die größeren Dienste, die er dem Lande da leisten konnte. Anderswo aber, wo man ihn nicht kannte, wo man nicht auf den Gedanken kam, wer er sein könne, kam er ganz sicherlich an. Weshalb denn auch nicht. War er nicht in der Fülle der Kraft seiner Jahre? Fühlte er nicht die Kraft in sich, allem zu widerstehen, was das Leben ihm bieten konnte? War er esdemLande nicht schuldig, ihm mit dem letzten Blutstropfen zu dienen, jetzt wo er aufgehört hatte, ihm anders dienen zu können? Gewiß war er das. Und nun sah er seinen Weg ganz klar vorgezeichnet. Erst wieder zurück nach Hause, um seine Papiere zu holen, denn ohne die konnte er nichts mehr beginnen. Ein wahres Glück, daß er die Briefe nicht dort hatte liegen lassen, sondern sie selbst aufgegeben hatte. So konnte Andreas keinen Verdacht schöpfen, wenn er so wiederkam. Ein lustiger Einfall, so mitten in der Nacht fortzugehen, und weiter nichts. Abends konnte er sich dann wieder wegstehlen und mit der Bahn irgendwohin fahren, wo man Rekruten einstellte und brauchte. Das war sein Plan und der Plan war gut. So gut, daß er sich's ruhig erlauben konnte, sich in das Gras Hinzustrecken und von seiner Zukunft zu träumen ... So schlief er ein und fuhr auf, als ihm nasse Tropfen ins Gesicht schlugen. Dunkel und immer dunkler hatten sich die Wolken zu sammengeballt. Ein jähes, Helles, blendendes Zucken fuhr durch sie hip, sie förmlich zerreißend, und ein krachender Donner dröhnte dem Blitze nach. Hertwig svrang aus und sah die aufgeschreckten, fliehen den Scharen all derer, die sich im Walde gelagert hatten. Er floh nicht mit. Er sah hinab auf den stürmischen See, auf all das Gewimmel der den Ufern zuhystenden Schiffe, er sah zerfetzte, flatternde Segels sah kenternde Schiffe, sah mit dem Bus tief in die aufgewühlte Flut tauchende Dampfer, (Nachdruck verboten.) hörte rauschende, sich unter Lem einherpfeifenden Sturm biegende Bäume und hörte in demselben Augenblick dicht neben sich die Stimme des Stromers: „Ei, La Liste ja!" und gleichzeitig fühlte er sich gepackt. „Laß los^ Lump!" rief er und suchte sich aus dem klam mernden Griff zu lösen. „Gibst de nu die Moneten willig heraus oda nich?" „Nein!" und nun gelang's ihm und er machte sich frei. Gleichzeitig aber durchfuhr ihn wie ein Blitz die Erkenntnis: „Du List verloren, du hast ja deine Waffe von dir geworfen, du bist ja schutzlos den beiden preisgegeLen!" Trotz alledem aber fuhr er mit der Hand in die Tasche. „Zurück, oder ich schieße." Ein augenblickliches Zögern und dann ein höhnisches, gellendes Lachen: „Er hat ja keen!" UnL im selben Augen blick sprang der alte Stromer vor, hob seinen Knüttel und ließ ihn auf Hertwig niedersausen. Der parierte den Schlag mit dem Arm, der sofort kraft los niedersank. Der zweite Schlag traf darum besser. Mitten auf den Kopf. Und wie ein Baum, der vom Blitze gefällt wird, fo brach Hertwig zusammen. Die Leiden aber bückten sich zu dem Gefallenen nieder und durchsuchten und durch wühlten seine Taschen und fanden nichts. Nichts als das eine Zwanzigmarkstück und ein paar Nickel. „Na, denn nicht", sagte der alte Stromer mit der stets bereiten Philosophie Lieser Leute und dann, wie um sich zu trösten, sagte er: „na, aber scheen is et doch, wenn et rejnet." 2. K a p i t e l. Auf der weißen Decke des weißen Zimmers, in dem die vielen weißen Betten standen, bewegte sich langsam, ganz langsam eine Reihe Heller Flecke in seltsamer, viereckiger, merkwürdig verzogener, von schwarzen Streifenschatten unter brochener Form. Die Flecke senkten sich langsam, ganz langsam, immer regelmäßiger werdend, über die Wände herab und legten sich auf die bleichen Gesichter derer, die in den Betten lagen, und huschten über die Decken weg, krochen über den Boden, ver kürzten sich immer mehr und mehr und verschwanden dann ganz. Das war die Sonne. Und der, der in dem einen Bette lag und nicht stöhnte, sondern sich nur wunderte, sah diesem Spiel der Sonne zu und hielt den Mem an, um sie nicht zu verscheuchen. Denn namentlich wenn sie über sein Gesicht fiel, tat sie ihm unsag bar wohl. Eine fast zärtliche, schmeichelnde, streichelnde Wärm? breitete sie üher ihn, unL wenn er die Augen schloß, dann sah er hellrote, tiefe, endlose Flächen um sichern die dunkle ver- schwimmende Schatten, Nebeln gleich, griffen und ein tiefes Gelb und ein dunkles, prachtvolles Violett in die rote, dunkler und dunkler werdende Farbenflut warfen. Schatten, die zu Gebilden wurden, Gebilde, Lie sich zu Erinnerungen ver dichteten, und er brauchte die Erinnerungen so sehr, denn er wußte gar picht, wer er war! Wußte nicht, wie er hierher kam. NW eines wußte er, wie lange er da war. Drei Tage.