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deckt. Der Geschützführer, zur Zeit des Er- eigniffe» ein Einjahrig-Freiwilliger, flog ein beträchtliche» Stück weg und kam mit dem Schreck davon, während sein Pferd getötet wurde. Der Fahrer Thomschke wurde am Unterleib« von Sprengstücken derart unglück lich getroffen, daß alsbald der Tod eintrat. Dem Unfall ist ferner noch ein drittes Pferd, da» verletzt worden war, zum Opfer gefallen. Nach einer allerdings unverbürgten Mitteilung soll ein Bedienungsmann mit dem Staubab wischen an dem Geschütz beschäftigt gewesen sein. In dem Augenblick, wo er hierbei die Sicherung außer Funktion gesetzt, habe ein Pferd ausgeschlagen und das Geschütz getroffen, worauf durch die Erschütterung das Geschoß au» dem Rohre gegangen sei. Die genaue Feststellung muß natürlich der Untersuchung Vorbehalten bleiben. Bautzen. Schwer verunglückt ist hier ein Sergeant der Kapelle des bayr. Chevaux- legers-Regiments, welche am Sonnabend abend im „Bürgergarten" ein Konzert gaben- Wäh rend seine Kameraden im Quartier im Restau rant „zum halben Mond" Karte spielten, hatte sich der Betreffende auf das Fensterbrett gesetzt. Vom Schlafe übermannt, stürzte der Bedauerns werte plötzlich zum Fenster 2 Stock hoch herab in den Hof auf da» Pflaster. Hierbei erlitt derselbe außer schweren Kopfverletzungen noch einen Rippen- und einen Armbruch. Der Verunglückte, welcher verheiratet ist, wurde nach dem Garnisonlazarett überführt. — Durch den Verlust zweier Kinder an einem Tage ist das Wirtschastsbesitzer Bährsche Ehepaar in Krinitz bei Bautzen in tiefe Trauer versetzt worden. Die Eheleute Übergaben ihre drei Kinder, als sie auf dem Felde zu tun hatten, einer Nachbarin zur Beaufsichtigung. Die Hüterin der Kleinen mußte nun ihr Hauptaugenmerk auf das jüngste Bährsche 6 Monate alte Kind wenden, da dieses krank war. Derweil spielten die beiden anderen Kinder vor dem Hause. Da» zweitjüngste, ein 15 Monate alter Knabe, stürzte dabei in den Mühlgraben und ertrank. Bald darauf starb auch da» jüngste Kind. Die unglücklichen Eltern trafen zwei ihrer Lieblinge nur noch al» Leichen an. — Schwerer Kampf mit einem Eisbären im Zoologischen Garten zu Dresden. Man schreibt: Ein interessante», zugleich aufregendes Schauspiel bot sich am vergangenen Sonntage dem wiederum zahlreich versammelten Publikum. An Stelle des Ringkämpfer trägt Herr Willy Hagenbeck seit einigen Tagen den über 3 Zent ner wiegenden Bären „Max", dessen Wildheit einen Ringkampf nicht mehr ermöglicht. Der letztere muß zu diesem Zwecke vorerst auf den Lehnen zweier in entsprechender Entfernung aufgestellten Stühle Platz nehmen, um die Aufhebung der Riesenlast zu gestatten. Aber immer und immer wieder sprang die wütende Bestie herunter und trabte fauchend davon. Endlich hatte der verwegene Tierbändiger seinen Partner mit schnellem, eisernem Griffe gefaßt. Plötzlich drehte Meister Petz seinen Kopf und drohte den Dompteur in den Nacken zu beißen. Ein Knäuel wälzte sich am Boden, der Bär obenauf. Nach Minuten atemloser Spannung schüttelte Hagenbeck da« Tier ab und trug es doch noch zum Trotze auf seinem Rücken durch den Käfig nach seinem Postamente. Lautschallende« Bravorufen lohnte ven mutigen Kämpfer, welcher diesmal in prunkvoller roter Attila erschienen war. Im andern Käfige fand Ernst Albers namentlich mit seinem selt sam anmutenden Bärenritte viel Beifall. Nach dem Wafferrutsche entwickelte sich zwischen sieben zurückbleibenden Bären ein regelrechter Kampf, bei welchem die Taucherkünste der Bewohner des Polarmeeres so recht zur Geltung kamen. Wer die Schaustellung noch nicht in Augenschein genommen hat, beeile sich, da» Versäumte nachzuholen. — Durch Wurst vergiftet. Nach dem Ge- nuffe von Wurst und Hackfleisch sind in Mutz schen etwa 40 Personen an Wurstvergiftung erkrankt. Zum Glück sind die Fälle bi» jetzt gutartig verlaufen. Die Untersuchung ist eingeleitet. Chemnitz, 25. Juni. Freigesprochen von der Anklage de« versuchten Totschlags wurde vom hiesigen Schwurgericht nach vier- stündiger Verhandlung die Kaufmannsehefrau Johanna Maria Schießl geb. Stephan aus Leipzig. Dieselbe war beschuldigt, am 20. Februar d. I. in Oelsnitz i. E- im Hotel „Wettiner Hof" auf ihren Ehemann mit einem geladenen Revolver geschossen zu haben. In der Verhandlung bestritt die Angeklagte, daß sie ihren Ehemann habe töten wollen; sie habe ihn nur verletzen wollen. Die Beweisaufnahme entrollte ein tieftraurige» Bild von dem Ehe- leben der beiden. Der Ehemann ist Kaufmann in Leipzig und veranlaßte seine Ehefrau zu unsittlichem Lebenswandel gegen Entgelt. Da» verbrauchte er. Als sie nichts mehr auf diese Weise „verdiente" und krank wurde, mißhan delte er sie grausam. Er selbst unterhielt ein schamlose» Verhältnis mit einer Kellnerin. Am 20. Februar war die Angeklagte ihrem Manne auf seiner Geschäftstour nachgereist und hatte ihn schließlich in Oelsnitz i. E. in dem genannten Hotel in Gesellschaft mit seiner „Geliebten" getroffen und den Revolver, der scharf geladen war, gegen seine Brust gehalten. Der Schuß versagte. Erst al» der Mann nach der Waffe griff, um sie seiner Frau zu entwinden, wurde der Schuß gelöst und die Hand des Manne» leicht verletzt. Die Ge schworenen verneinten nicht nur, daß sich die Angeklagte de» versuchten Totschlags, sondern auch, daß sie sich der Körperverletzung schuldig gemacht habe. Auf Grund dieses Spruchs erfolgte dann die Freisprechung, die vom Pub likum mit Genugtuung entgegen genommen wurde. — Der Sturz von der Göltzschtalbrücke bei Netzschkau, den au» Liebeskummer und weil sie sich nicht recht wohl fühlte die 17jährige Weberin Hulda Piehler au» Reinsdorf wagte, um sich da» Leben zu nehmen, ist seit Bestehen des monumentalen Bauwerkes der 19. Selbst mordversuch von der Göltzschtalbrücke aus. Die Brücke ist in den Jahren 1846—51 er baut. Der 19. Selbstmordversuch von der 78 Meter hohen Brücke ist der erste, der nicht tödlich verlief. Da da« lebensüberdrüssig« Mädchen, das tag« zuvor seinen Geburtstag gefeiert hatte, bei dem Sprung in die gähnende Tiefe in die angeschwollene Göltzsch fiel, wurde die Wucht de» Sturze« wesentlich gemildert. Trotzdem bestand Gefahr für da» Leben de» Mädchen». Wie jetzt aber feststeht, hat fich der Zustand de» Mädchen» so gebessert, daß es in den nächsten Tagen da» Mylauer Krankenhaus wird a'.» geheilt verlassen können. Ob die Zerreißung eines Lungenflügel« al» bitteres Andenken an den traurigen Vorfall ein dauerndes Lungenleiden zun Folge haben wird, bleibt adzuwarten. Die andern 18 Selbst» mordkanvidaten der Göltzschtalbrücke waren meisten» total zerschmettert und zu einer un förmlichen Masse zerquetscht, obwohl fast die Hälfte aller Avgesprungenen bereits auf dem ersten Bogenvorsprung liegen blieb und gar nicht bi» ins Tal hinunterstürzte. Zwickau. Ein aufregender Vorfall er» eignete sich an der Muldentalbrücke in dockwa. Dort ist eine von einem Steinkohlenwerke kommende Lichtleitung durch Fangnetze ge- schützt. Ein Draht dieses Netzes zerriß nun und stürzte auf die darunter führende Stark stromleitung der Straßenbahn herab, deren Strom dadurch zur Erde abgeleitet wurde. In demselben Augenblick, wo der Draht de» Fangnetzes auf die Erde heradfiel, fuhr da» mit zwei Pferden bespannte Milchgeschirr de» Rittergutes Thurm vorüber. Die beiden Pferde waren infolge de» elektrischen Schlage» auf der Stelle tot. Der Kutscher blieb unverletzt. Kirchliche Nachrichten für Bretnig. 3. Sonntag p. Trin.: Vorm. 8^/z Uhr: Preoigtgottesdienst, Text: 1. Petri 5,5—11. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienst. Nach dem Hauptgottesdienst: Verteilung der Armenunterstützungen in der Sakristei au» dem Armenlegat. Geburten: Färber Martin Woldemar Schreier, eine Tochter. — Zimmerer Iuliu» Adolf Heinrich, eine Tochter. — Fabrikarbeiter Bernhard Robert Seifert, ein Sohn. — Zigarettenarbeiter Emil Otto Haufe, ein Sohn. Friedrich Moritz Nitzsche, Tagearbeiter, ein Sohn, totgeboren. Getauft: Anna Hilda Frida, Tochter des Hausbesitzers Hermann Robert Schölzel. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Martin Georg, S. d. Fabrik arbeiters Erwin Martin Boden 314l. Aufgebote: Arthur Emil Schöne, Eisendreher in Grobzschachwitz, mit Emilie Anna Dittrich Nr. 295. Eheschließungen: Friedrich Paul Brockmann, Fabrikarbeiter Nr. 63h, mit Emilie Anna Werner Nr. 314c. — Emil Paul Knöfel, Fabrikarb. N. 358, mrt Alma Marie Hennig Nr. 222 b. Todesfälle: Alwin Martin, S. d Färbers Julius Max Knöfel Nr. 288, S T. alt. — Hedwig Elsa, T. d. Fabrikarbeiter- Max Oskar Kleinstück Nr. 275, 19 T. alt. — Jnvalidenrentnerin Amalie Wilhelmine Werner geb. Koch, Witwe, Nr. 20, 79 I. alt. Allgemeiner AlUM. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Mal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und NmzeM). Anserate, die 4gespaltme Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All- Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag r/z1i Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag r/,11 Uhr einzusenden. Lchristleilung, Druck und Verlag von N. Lchuvig, Vrelnig 16. Jahrgang. Sonnabend den 3V. Juni 1906. Bretnig, den 25. Juni 1906. Der Gemeindevorstand VeHold. gebenen Zett ihre Pferde, welche im Jahre 1905 al» kriegSbrauchbar und vorübergehend al» kriegsunbrauchbar bezeichnet worden sind, sowie die seit dem 21. Juni 1905 neu hin zugekommenen zu gestellen. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungipflichtrgen Pferde nicht rechtzeitig oder vollzählig vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffunq der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Bekanntmachung. y Für dieses Jahr findet die Pferdevormusterung in der Gemeinde Bretnig mit Rittergut . Montag den 9. Juli d. I. '"mittag von 11,45 Uhr beim Gasthof zur Mtnte statt. > Die Pferdebesitzer werden deshalb ausgeforvert, an der bezeichneten Stelle zur ange LertttckeK und TüchstscheS. n "reinig. Schwere Gewitter entluden »rn Donnerstag nachmittag über unserem ^«e. Bei dem einen, das gegen 4 Uhr Zerging, fuhr ein Blitz in die Leitung der , 'F- Äeblerschen Fabrik, zum Glück ohne 'Wichen Schaden anzurichten. Da» andere Witter trat gegen '/z7 Uhr und zwar mit Anderer Heftigkeit aus, wobei ein Blitzstrahl '^"ssive Scheune des Herrn C. G. Böden ." Großröhrsdorf in Brand setzte, der sie zer» , In Frankenthal und Rammenau ging genannten Tage nachmittags ein Schloßen. ^er nieder, das vielen Schaden an Häusern Feldsrüchten verursacht hat. In Ram- sollen kleine Hühner von den Schloßen tragen worden sein Großröhrsdorf. Zur Besichtigung "Aerer hiesiger Fabriketablissements trafen Mittwoch mittags die Herren Kreishaupt- z "n v. Craushaar und Amtshauptmann v. ^dmannsdorff in unserem Orte ein. Mit '/,4 Uhr-Zug verließen die beiden Herren , ^er den Oct. — Am Donnerstag mittags Mand im W. Huhleschen Hause ein kleiner Hildenbrand, der alsbald wieder gelöscht wer- konnte. Kinder sollen denselben verur» M haben. — Einen dummen Scherz hatte am Donnerstag nachmittags ein bis jetzt ^4 Unermitteller erlaubt, welcher telephonisch Troßmannsche Feuerwehr von dem Aus- "ch eines Feuers in Bretnig in Kenntnis Dieselbe rückte daraufhin sofort aus, I ^4 die frw. Feuerwehr folgte schleunigst und ! Oberdorfs erfuhren beide erst, daß sie das ^ser einer Täuschung geworden waren. Kamenz. Ueber die gemeldete verhäng- ^»olle Geschützentladung auf dem Truppen- ^Ng-platze Zeithain am 22. d. M. teilt das 5 T. noch Nachstehendes mit: Der getötete AUillerist der 1. Batterie des 4. Feldartillerie- Piments Nr- 48, der Fahrer Max Thomschke, ^wt E dem benachbarten Schönbach und ein Sohn des Herrn Wirtschaftsbesitzer i Mschke daselbst. Der tieferschütternde Vor» «regt allseitig die größte Teilnahme, ^4« auch bei der Beerdigung des im Dienste Pflicht so früh Heimgegangenen jungen iDaten zum lebhaften Ausdrucke kam. Die tz:^ fand am Montag auf dem Friedhöfe zu Lonsee bei Zeithain unter Teilnahme des ß^ent» unter hohen militärischen Ehren Ij,.' wobei der Batteriechef des allseitig be- Artilleristen .'demselben ehrende Worte z r da» Grab nachrief. Auch Se. Majestät König hatte dem Regiments sein Beileid Drücken lassen. Die schwer heimgesuchten haben noch einen Sohn beim Militär zwar im Zittauer Regiment. Ueber die z^rophe werden jetzt noch folgende Einzel- e» nach Aussage eines Augenzeugen bekannt: '"en entsetzlichen Anblick gewährte nach dem .''»elmutelen Losgehen eines Kanonenschusses UngMsstälte. Von dem Pferde, an dem v Geschoß uuflraf und explodierte, blieben g l noch Kops und Beine übrig, alle übrigen y Steile wurden in Stücke zerrissen. Alles, * och in der Nähe befand, war über und er mit Blutspritzern und Fleischteilcheu be Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Anferate, die 4gespaltme KorpuSzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All» adonnementspreis inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»bote« -Ehrlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» 1 Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Rabatt nach Nebereinkunft.