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Allgemeiner Anzeiger : 21.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190607215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-21
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.07.1906
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U Vie Alage äerGerecktigkeit. 1S) Roman von Maximilian Brytt. (Fortsetzung.) Ausführlich stellte der Untersuchungsrichter in einer Art Kreuzverhör alle Momente noch einmal fest, namentlich die Zeiifolge der Ereignisse am Polterabend. Den Ausführungen Stephanies über ihre Zusammenkunft mit Arnold in Pegli hörte er zwar auch wieder aufmerksam zu — aber den Folgerungen, die Stephanie daran knüpfte, maß er keine Berechtigung bei. Die Unglückliche rief schließlich ganz ver zweifelt: „Aber warum sollte eS nicht doch möglich sein, daß Arnold daS HauS längst verlassen hatte, als das Unheil geschah? So grausam die Vorstellung ist, muß man nicht endlich daran glauben, daß mein unglücklicher Bräutigam selbst Hand an sich gelegt hat?" Der Untersuchungsrichter nick e ein paarmal gedankenvoll mit dem Kopfe. „Ich weiß, daß man's darauf angelegt hatte, diesen Anschein zu erwecken. Aber ich will Ihnen verraten, daß die Annahme eines Selbstmordes nach den neuerdings aufgenommenen Nachforschungen ganz und gar ausgeschlossen ist!" „Ausgeschlossen? Wie will man daS fest stellen, heute, nach fast zwei Monaten, und ohne daß sich ein Zeuge einstellt, der mit eigenen Augen den Vorfall gesehen hat „Die Wissenschaft ist der Kriminalistik zu Hilse gekommen, Frau Kalwoda l" sagte Haus hofer ernst, indem er sich aus dem Akten- material, dys sich am Platze deS Schreibers befand, mehrere Foliobogen aussuchte. „Wissen Einwohner auf, sich beizeiten mir Wasser und Lebensmitteln zu versorgen. Amerika. * Zwischen Guatemala und Salvador sind Friedens Unterhandlungen ein geleitet; sie werden vom Präsidenten Roosevslt und vom stellvertretenden Sekretär un Staatsde partement Bacon geführt. Honduras ist bereit, sich der Regelung zwischen den beiden übrigen Mächten anschließen. Die Verhandlungen dürsten an Bord des Kreuzers „Marblehead" in der Nähe der Gewässer von Guatemala stattfinden. Als Schiedsrichter der Ver. Staaten werden deren Gesandte in Guatemala und Salvador tätig sein. Mexiko wird ebenfalls vertreten sein, und zwar durch seinen Gesandten in Mittel- Amerika. * Herr Castro, der erst vor wenigen Tagen wieder die Regierung seines Landes übernommen hat, beginnt bereits wieder sich als „Herr seines Landes" zu fühlen. Wie verlautet, hat er für den nächsten allamerikanischen Kongreß einen Anttag ausgearbeitet, demzufolge kein Ausländer sich in die Angelegenheiten Venezuelas mischen darf, d. h. alle Gläubiger Venezuelas haben das Recht um ihr Geld zu bitten, ohne Befriedigung ihres Anspruchs verlangen zu können. Afrika. *Die Kriegführung der Engländer gegen die aufständischen Kaffer n in Natal wird in verschiedenen Berichten als sehr grau sam bezeichnet. Sowohl in Südafrika selbst wie in England erheben sich dagegen lebhafte Be schwerden. Japan. *Die Regierung beabsichtigt, außer den bereits im Bau befindlichen Kriegsschiffen, großen Kreuzern und kleineren Fahrzeugen auf Grund der im letzten Kriege gewonnenen Erfahrungen noch mehr Kriegsschiffe, große Kreuzer und Torpedoboote, alle mit schwerer Armierung, zu bauen. Im Budget voranschlag werde das Volk aufgefordert werden, große finanzielle Opfer zu bringen, damit die bevorstehenden Rüstungen durchgeführt werden können. Politische Kunäschau. Deutschland. * Der Kaiser ist auf der Rückreise vom Nordkap wieder in Drontheim eingettoffen. *Zu der Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem König Eduard meldet die ,Frkf. Ztg/, daß seit dem 27. Januar, dem Geburtstage des Kaisers, zwischen diesem und dem König Eduard ein Briefwechsel stattgefunden hat, in welchem Ler Wunsch und die Wsicht einer Begegnung in diesem Jahre zum Ausdruck kam. Die Er örterungen darüber, wann und wo sich die beiden Monarchen treffen werden, sind bisher nicht zu einem endgültigen Abschluß gelangt. * Der Bischof vonFulda, Enders, ist am Dienstag gestorben. * Die aktive Schlachtflotte hat pro grammgemäß von Kiel aus ihre Übungsreise an- getteten. Das zweite Geschwader fährt durch den Großen Belt, während das erste Geschwader und das Gros der Aufklärungsschiffe sowie die Schul- und Torpedobootsflottille durch den Kaiser Wilhelm-Kanal gegangen sind. Treffpunkt ist Skagen, von dort wird die Fahrt in die nor wegischen Gewässer fortgesetzt. * Auf den drei kaiserlichen Werften wird im Monat August die neu n st ündige Arbeitszeit ohne eine Lohnverkürzung ein geführt. Dabei dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß auf den englischen Staatswerften seit 15 Jahren die achtstündige Arbeitszeit üblich ist, und zwar wurde bisher im Sommer 10, im Winter 6 Stunden gearbeitet, so daß daS Mittel im Jahre acht Arbeitsstunden betrug.) *Zur Verhütung von Raubanfällen in den Zügen der Eisenbahnen hat das Preuß. Eisenbahnministerium eine schärfere Überwachung nicht nur durch das Zug-, sondern auch durch das gesamte Bahn hofspersonal angeordnet. Alle Wagen erhalten Durchgänge, ferner sollen Geheimpolizisten zur Überwachung der Züge angestellt werden. Österreich-Ungarn. *Die Exkaiserin Eugenie hat in Ischl dem Kaiser Franz Joseph für das Wiener Staatsarchiv das Original eines vom Kaiser Franz Joseph an Napoleon III. gerichteten Schreibens übergeben, in dem der österreichische Monarch eine Anfrage Napoleons über Öster reichs Verhallen in dem erwarteten Kriege Frankreichs gegen Preußen in scharfen Worten beantwortet. *JmungarischenReichstage brachte Ministerpräsident Wekerle eine Vor lage ein, wonach das Budgetprovisorium bis Ende August verlängert wird, da das Budget trotz beschleunigter Verhandlung möglicherweise nicht bis zum 1. August verfassungsmäßig er ledigt werden kann. Frankreich. * Bei der Wiedereinstellung des MajorsDreyfus in die französische Armee ist in letzter Stunde noch eine Änderung vor genommen worden. Von der Absicht, ihn als Stabsoffizier dem in Vincennes garnisonierenden 12. Artillerie-Regiment einzureihen, ist die Regie rung zurückgekommen; das ,Journal officiell veröffentlicht vielmehr die Zuteilung Dreyfus' zu der Artilleried irektion des Forts Vincennes. Die Nationalisten behaupten, daß der Kriegsminister wegen der Aufnahme Dreyfus' durch die Offiziere jenes Regiments Befürch tungen gehegt habe. — Brigadegeneral Pic - quart ist interimistisch mit der Führung der 10. Infanterie-Division in Paris beauftragt worden. *Wie verlautet, werde von allen Seiten in Dreyfus gedrungen, daß er den General Mercrer zivilrechtlich belange. Dreyfus machte seinen Entschluß von der Meinung des Advokaten Mornard abhängig. England. *Jm Unterhause beantwortete Unter staatssekretär Runciman in Ver tretung Sir Edward Greys eine Frage wegen des Besuches der englischen Flotte in russischen Häfen mit folgenden Aus- ! führungen: „Es ist uns von der russischen Regierung nahe gelegt worden, daß mit Rück sicht auf die politische Lage in Rußland das Erscheinen von Kriegsschiffen fremder Mächte in russischen Häfen zu Agitationen und Zwischen fällen im Zusammenbang mit der inneren Lage Rußlands den Anstoß geben könnte. Deshalb ist der Beschluß gefaßt worden, daß die Kreuz fahrt nicht in der beabsichtigten Weise durch geführt werden soll. Die Regierung bedauert sehr, daß der Besuch verschoben werden muß, um so mehr, als sich Schwierigkeiten ergeben würden hinsichtlich der Umgestaltung des Planes für den übrig bleibenden Teil der Kreuzfahrt. Aus letzterem Grunde ist beschlossen worden, die geplante Kreuzfahrt nach der Ostsee ganz aufzugeben, auch die Besuche in den andern Häsen." *Ein englisches Weißbuch über den Sinai-Konflikt, der ja schon längst durch die Annahme der englischen Forderungen durch die Pforte beigelegt ist, wurde von der Re gierung Englands zusammengestellt und den Mitgliedern des Parlaments übermittelt. Das Weißbuch vertritt den Standpunkt, daß augen blicklich ein Vordringen türkischer Truppen nicht zu befürchten sei, indessen müssen aber die Rüstungen dauernd fortgesetzt, die Besatzungen auf der Sinaihalbinsel verstärkt werden. Schweiz. * In dem handelspolitischen Konflikt zwischen Frankreich und der Schweiz bewahren die Staatsmänner der Eidgenoffen schaft eine recht feste Haltung und treten er freulicherweise auch mit aller wünschenswerten Energie dem von französischer Seite unter nommenen Versuch entgegen, für die Zuspitzung der französisch-schweizerischen wirtschaftlichen Be ziehungen Deutsch lmnd mit verantwort lich zu machen. Italien. *Nach der Rückkehr Tittonis und Giolittis wurde in Rom ein Minister rat einberufen, in dem Tittoni das Ergebnis seiner diplomatischen Mission nach London dar legte. In amtlichen .Kreisen glaubt man zu wissen, daß Tittoni während seiner Wwesenheit auch die Frage derAbrüstung mit den maß gebenden Personen beraten habe. Sollte eine Verständigung erzielt werden, so könnte Italien seine Armeekorps von 12 auf 10 herabsetzen. Spanien. * Der italienische Gesandte in Tanger, Malmusi, hat in Madrid dem spanischen Minister des Auswärtigen das in Fes vom Sultan von Marokko unterzeichnete Protokoll der Kon ferenz von Algeciras überreicht. Rußland. * Das Ministerium Goremykin, über dessen Beseitigung nun schon fast seit der Eröffnung der Reichsduma hin und her ge sprochen wird, kann nicht leben und nicht sterben. Gegenüber den neuerdings aufgetauchten Ge rüchten, es habe seine Entlassung eingereicht und diese sei vom Zaren bereits genehmigt, wird ver sichert, daß das Kabinett bisher nicht abge dankt hat. *Die Lage in der russischen Haupt stadt wird immer unsicherer. Am Sonntag fanden in verschiedenen Teilen der Residenz unter dem Einfluß des Alkohols grobe Aus schreitungen des Pöbels statt. Zwischen Revo lutionären, Arbeitern und Anhängern der Ord nung kam es zu wiederholten Schießereien. Ferner wurden auch Kinder, die für einen Milch Händler an Stelle der feiernden Arbeiter die Ware austrugen, von letzteren mit kochendem Wasser begossen. Polizei und Militär blieben den Ruhestörern gegenüber machtlos. * In der zweiten Hauptstadt des russischen Reiches bereiten sich anscheinend wieder ernste Dinge vor. Der Bäcker streik dauert sott. Der Mangel an Brot beginnt empfindlich fühlbar zu werden. Der Ausstand scheint auch heldenhaften Frankenkaisers Karls des ruhen, und zwar in erster Reihe im Interesse v» kunstgewerblichen Altertumskunde. Denn A Gewebe, von denen die Gebeine des Begründe" des alten großen Frankenreiches umhüllt haben für diesen Zweig der Forschung eine g""' hervorragende Bedeutung. Die Havarie des Dampfers „Dcufi^ land". Nach einer Bekanntmachung „Hamburg-Amerika-Linie" sind die VE' gungen der „Deutschland" auf keinerlei sagen der Maschinen zurückzuführen, viel»»'", lediglich darauf, daß das Tau des SchlepNÄ der der „Deutschland" beim Wenden beW? sein sollte, riß und die „Deutschland" als"" von einer Flutwelle mit dem Bug gegen Hafenkai getrieben wurde. Daß die Beschädig nur leicht war, erhellt schon daraus, daß „Deutschland" unter eigenem Dampf in Nepals gehen konnte. Durch Sprengarbeiten verletzt. A»^ Stelle der früheren Festungswerke des Leopold in Stettin werden gegenwärtig das Stettiner Pionier-Bataillon Spreng»^ der noch vorhandenen unterirdischen vorgenommen, um einen Bauplatz für ein nf" Regierungsgebäude zu schaffen. Bei dsf. Arbeiten ereignete sich ein schwerer Unglücks bin Attentat auf äen Großfürsten Maäimir? Oberhalb des Bahnhofs Schweich der Strecke Koblenz—Trier ist gegen den Schnellzug Koblenz—Trier durch das Aufschrauben von schweren Eisenteilen auf das Gleis ein Attentat versucht worden. Ein Streckenwärter brachte noch im letzten Augenblick durch ein Laternen signal den Zug zum Stehen. Nach allgemeiner Annahme galt dieses Attentat dem Lebei des Großfürsten Wladimir von Rußland, der, von Koblenz kommend, nach Trier fuhr. Der Groß fürst hatte aber den vorher um 7 Uhr 49 Min. abends in Trier eintteffenden Personenzug be nützt, während die Täter ihn allem Anschein nach im Schnellzug vermuteten. Die amtliche Fest stellung des Tatbestandes hat folgende Einzel heiten ergeben: Etwa 20 Meter unterhalb der Wärterbude 1 befindet sich ein Lagerplatz für Balken, eiserne Schwellen und Laschen. Die Atten täter, es müssen ihrer mindestens zwei gewesen sein, schleppten augenscheinlich von diesem Lagerplatz eine Schwelle und zwei Laschen hinter der Wärter bude vorbei über den hohen Bahndamm, legten 50 Meter oberhalb der Wärterbude die Schwelle über die Schienen an einer Weiche nieder und klemmten sie geschickt mit Laschen fest. Der aus der Wärterbude herausttetende Strecken wärter Hinze sah in der Dunkelheit Personen, die ihm, als er näher kam, zuriefen: „Zurück, wenn dir dein Leben lieb ist!" Dann verschwanden sie in der Dunkelheit, Hinze ging mutig weiter vor und fand zu seinem Schrecken das Hindernis, zu dessen Entfernung es über das Hindernis rollten, und alles ging offL, Schaden ab. Die After müssen während diE ganzen Zeit hinter den Böschungshecken geleM oder aus der ganz nahe dabei befindliBD Eisenbahnbrücke sich aufgehalten haben. Des als der Wärter vor dem Passieren des ß 11 Uhr 53 Min. nachts von Trier n» Koblenz fahrenden Personenzuges die Sttet nochmals sorgfältig revidierte, fand er in Weiche wiederum eine eingekeilte Lasche, is anscheinend dieselben Täter aus Wut über dß Mißlingen ihres ersten Attentates dott vß neuem angebracht hatten. Auch dieses Hinderiß wurde rechtzeitig entfernt. Von den TäreS fehlt jede Spur. In Schweich sind Arbeit aller möglichen Nationalitäten an einem Muke» bau beschäftigt. Regierungsrat Hohe, der dü Untersuchung leitet, hat die Aussetzung ema Belohnung für die Entdeckung der Täter »p anttagt. indem drei Passanten, eine 64jährige Fra»"., zwei junge Leute, durch losgesprengte stücke schwer verletzt wurden. Die drei Perfol" wurden ins Krankenhaus gebracht, wo die in^'^ Verletzungen des einen der jungen Leute sich " lebensgefährlich herausstellten. Im Pferderennen zu Quedlinburg beim Offizier-Hürdenrennen Leutnant v. WaE^ heim vom 13. Ulanen-Rcgiment. Er erlitt^,. Gehirnerschütterung und Bruch des rE Schlüsselbeins. Ein Matrose in Frankreich an Pest gestorben. Aus Havre wird ben«,^ daß ein Mattose an Pest verstorben sei- Fall wurde geheim gehalten und dank energischen Desinsektions-Maßnahmcn sind Erkrankungen nicht vorgekommen. Im Pastcurinstitut wird nunmehr mit dem. heitsstoff des in der ersten Jnliwoche wer . Äubonenpest gestorbenen vierzigjährigen M"" ,, Thieulant gearbeitet. Dieser war kurz auf dem der Gesellschaft „Chargeurs gehörigen Dampfer „Petit Gabon" vom zurückgekehrt. Der Fall blieb vereinzelt und § Behörde hielt ihn geheim, da gerade der kritischen Zeit infolge der Seefeste mit Gästen überfüllt war. Die getro"^, Maßnahmen lassen jetzt jede Gefahr als seitigt.erscheinen. für ihn zu spät war; eine Lasche konnte er nicht loslösen. DannbraustederSchnellzug heran. Hinze schwang seine Signallaterne und stürmte dem Zug entgegen. Der Führer der ersten Maschine gab Gegendampf; dennoch fuhr die erste Lokomotive auf das Hindernis auf, und die Schwelle flog in stark verbogenem Zustande mit Vehemenz in den Von unä fern. Öffnung des Sarkophags Kaiser des Großen. In dem altehrwürdigen iMM zu Aachen, dessen Erneuerung unter kunsiv^ ständiger Leitung erst vor wenigen Jahre» , herrlicher Vollendung gediehen ist, wurde feierlicher Form eine Handlung vorgcnom^ die das Interesse der gesamten' gebildeten M beanspruchen darf: die auf besonderen ÄM des Kaisers erfolgte Eröffnung des kostbA I Schreines, in dem die sterblichen UberreR:,' > Sie, waS das ist, waS ich hier in Händen halte? . . . Es ist der amtliche Bericht über den Sektionsfund. Beim Vergleich dieses Berichtes mit dem über den Zustand der Leiche im Moment der Auffindung und mit der sofort aufgenommenen Zeichnung, die noch heute ein klares Bild von der Lage des Körpers in jenem Augenblick gibt, hat sich dem Untersuchungsgericht die Überzeugung auf« drängen müssen, daß eS Ihrem Gatten ganz und gar unmöglich gewesen ist, die beiden Schüsse sich selbst beizubringen!" „Aber so erklären Sie mir doch . . * HauShofer zeigte der totenbleich Lauschenden die Zeichnungen des Kriminalkommissars und deS medizinischen Sachverständigen, in ruhigem, ernsten Ton die Annahme begründend. „Wenn ein Selbstmord überhaupt möglich gewesen wäre, so hätte er von Kalwoda nur durch Abfeuern des Revolvers mit der rechten Hand ausgeführt werden können. DaS war schon damals aus der Lage der Waffe uud der beiden Hände zu entnehmen; die Linke hielt in jener Sekunde das AugenglaS des Toten fest, daS im Fall zerschmettert worden war: also kann sie nicht gleichzeitig den Revolver gehalten haben. Mit der rechten Hand hätte dem Revolver aber nicht die Lag« gegeben werden können, durch die allein ein derartiger Schußkanal zu entstehen vermochte, wie ihn die medizinische Untersuchung feststellte. Er reichte ihr ein paar Blätter, die in der Hand der gequälten Unglücklichen zitterten, und schloß: „Hier sehen Sie das Bild: von der linken Schläfenwand des Schädels hat daS Geschoß einen Kanal durch den ganzen Kopf bis rum rechten Gehörlnochen gebohrt. Um den Revolverlauf in eine solche Lage bringen zu können, hätte ein Selbstmörder die linke Hand gebrauchen müssen." Die Ausführungen Haushofers waren von so zwingender Klarheit, daß Stephanie schließ lich selbst davon überzeugt sein mußte: ein Selbstmord lag nicht vor. Aber wenn der Untersuchungsrichter ge glaubt hatte, Stephanie durch seine erschöpfend genaue Darlegung von der Unglaubwkrdigkeit ihrer Annahme zu einem umfassenden Ge ständnis zu bewegen, so hatte er sich geirrt. Die Unglückliche war nur noch Verzweifeller, fassungsloser. HauShofer mußte daS lange und eingehende Verhör, daS die geheimnisvolle Sache noch um keinen Schritt näher zur Auf klärung gebracht hatte, schließlich aufgeben, weil die Angeklagte in ihrem bejammernswerten Gemütszustände nicht imstande war, ihm noch länger zu folgen. 10. Die reichshauptstädtischen Tageszeitungen hatten sich inzwischen des sensationellen Stoffes von neuem bemächtigt. Da inzwischen Ver schiedene Großstadttragödien daS Interesse der Berliner in Anspruch genommen hatten, so war eS zunächst notwendig, den damals in der Presse so sang- und klanglos untergegangenen „Fall Kalwoda" durch eingehende Berichte über die geheimnisvolle Uttat wieder ansleben zu lassen. Aus dem Kall Kalwoda war aber inzwischen ein Fall Plügge geworden. auf kommunale Betriebe übergreifen zu wollen. Unter den Arbeitern der städtischen Wasserwerke fängt es an zu gären. Die Wasserleitung funktioniert sehr unregelmäßig. Man spricht von einem unmittelbar bevorstehenden politischen v,-, .... ... ^... G eneralstreik. Die Polizei fordert die! Graben. Der Zug stand, bevor seine Wagen > Gleich nach Stephanies EinliefemnS,„»A Untersuchungsgefängnis zu Moabit wari"^,,, Blatte eine Notiz über die rätselhaften stände bei Kalwodas Tode erschenen, ?n die aufsehenerregende Mitteilung gekuüp'i daß der Jugendfreuud des Fräulein der nunmehrigen verwitweten Frau Kal«"", im Augenblick der Verhaftung seiner Gesteh inS Ausland geflüchtet sei; wie es hieß, "A nur von den jetzt sehr energisch auftreten" Behörden verfolgt, sondern auch von ° Bruder des Angeklagten. Ein ganzer Rattenkönig von Mutmaßuns tauchte nun auf. Die Affäre jenes V"" abends in der Villa der Hardenbergstraße die meist besprochene in ganz Berlin. . Man brächte in fast allen Zntungen täg»^ eine Notiz über den Fortgang der Unlersuchurv Das eine Blatt druckte einen Artikel über" Angeklagte selbst ab, deren Haltung im Unn suchungsgefängniS haarklein beschrieben wur°1 ein andres veröffentlichte eine Unterredung verschiedenen Festgästen deS in Rede stehe",> Abends. Eckenbrecher, der auf diese Weise a"« in die Zeitung kam, reiste gar nichr mehr nach Hause zurück, sondern blieb gleich aa"» . Berlin, um nach feinen Kiä ten zur Klär», der Angelegenheit beizutragen. Auch der mA Behr, dessen Zweiradrevolver eine so erschiess > Berühmtheit erlangt hatte, ward, wohin er» « immer kam, mit unfehlbarer Sicherheit über" Drama seines Hauses ausgesragt. . Die Verhöre mehrten sich, je näher die D, den Monat Januar anberaumte SchwurgeN"^ Periode heranrkckte, innerhalb deren dre I
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