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Truppen auf der Front Gadji—Beri—BImba angegriffen. Gadji wurde von den Deutschen geräumt. Werden die Dentschcn jetzt besser behandelt's Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nach einer neueren Mitteilung der hiesigen amerikanischen Botschaft sind die bisher in Casabianda aus Corsica untergebracht gewesenen deutschen Kriegsgefangenen zum Teil nach Lervione auf Corsica, zum Teil nach Depots in Frankreich gebracht worden. Die Verbringung von Kriegsgefangenen von dort nach Algier, die srtiher ge meldet worden war, hat offenbar nicht stattgefunden. DaS Verkrallen Polens zn den Siegern. Der polnisch - russische Sozialistcuftihrcr Dr. Wodko, gegenwärtig in Stockholm wohnend, erklärte, die Polen glaubten nicht an die russischen Versprechungen während des Krieges, dagegen seien sic Überzeugt, von den Mittel mächten Freiheit zu erhalte», wenn diese siegen wiirdcn. In ganz Polen herrsche vollkommenes Vertrauen zu den Mittelmächten. Ein unendlich schwerer Angenblirk für Russland. Die „Njctsch" enthält einen Artikel, in dem cs heißt: Die Duma versammelt sich iu einem unendlich schweren Augenblick siir das Volk Der Jahrestag des Krieges brachte nicht die erwarteten Friichte. Nach den aller größten Anstrengungen und dem Verluste unendlich vieler teurer Menschenleben stehen die Nüssen heute auf der selben Linie, auf der sie seinerzeit den Krieg beginnen wollten. Die Berechnung des Feindes, uns und unsere Alliierten unfertig vorzufinden, erwies sich als vollständig richtig. Wir wollen uns nicht verheimlichen, daß unsere Ausgabe sich als viel größer, verwickelter und schwieriger erwiesen hat, als wir erwartet hatten. Nur eins kann Nußland retten, nämlich die Organisation. „Fricdensbedittftttttften." Ein Beweis englischen Größenwahns verdient der Vergessenheit entrissen zu werden, denn der gegenwärtige Stand der Weltkriegslngc läßt die englische Gedankcu- richtung in einem besonders scharfen Lichte glänzen. Dier Tage, nachdem England in den Krieg getreten war, standen in englischen Blättern die „Friedcnsbedingungcn", unter denen die Alliierten mit den beiden Zentralmächten Frieden machen wollten. Sie lauteten auf Auslösung des Deutschen Reiches in einzelne Bundesstaaten; Ent thronung des Deutschen Kaisers und seine Verbannung nach St. Helena; Nllckgabe von Elsaß - Lothringen an Frankreich; Nllckgabe von Schleswig-Holstein an Däne mark; Abtrctcn der ostpreußischen Provinzen und Preußisch- Polens an Nußland, behufs Gründung eines selbständigen Königreichs Polen; die Außcrdicnststellung der deutschen Flotte; vollständige Abröstung der deutschen Armee unter Beibehaltung einiger Bataillone — siir den Hausbedarf; Zahlung einer Kriegsentschädigung von 5 000 000 000 M. Gerade jetzt, wo der Siegcszug unserer Heere immer rascher fortschreitet, wirkt dieses Dokument englischen Wahnsinns doppelt lächerlich. Kriegsbrot auch in Frankreich. Die französischen Kammern haben nun auch die Ein- siihrung ciuer Art Kriegsbrotes beschlossen, damit das Brot in Frankreich keine allzugroße Preissteigerung er- sährt. Die französischen Kammern haben auch mit großer Mehrheit die Regierungsvorlage angenommen, welche sowohl den Ankauf als auch den Verkauf von Getreide und Mehl zur Versorgung der Zivilbevölkerung durch den Staat regelt. Man hat damit in Frankreich ein Getreidcmonopol eingesllhrt. Eine amerikanische Enthüllung. Daß jetzt selbst den Amerikanern eine Ahnung dämmert, welche unverantwortliche Nolle ihr Präsident spielt, geht aus den Betrachtungen eines schlagfertigen ve; einen Licht - äe; anSem Schatten. In der „B. M." war dieser Tage ein hochinteressanter Artikel zu lesen. Er behandelte eingehend das zeitgemäße Thema der hohen Gewinne, welche einzelne Personen oder Betriebe während oder vielmehr infolge des Krieges cinhcimscn. Nach einer angeführten Statistik haben verschiedene Firmen weit über 100 o/g Dividende mehr auszahlen und außerdem hohe Abschreibungen vornehmen und große Rücklagen gegen das Vorjahr bewerkstelligen können. So haben z. B. die Berliner Dampsmühlen 1914 keine Dividende zahlen können, während sie diesmal 8 o/g bewilligen konnten; bei der Bremer Nolandsmüyle ist das Verhältnis 11 zu 17 und bei der Hermannsmühle in Posen 9 zu 18. Die Wittener Walzmühle zahlte statt 6 o/g 10, trotz zehnfacher Abschreibung und sechs facher Rücklagen. Die Lederfabrik Spicharz konnte statt 5 o/g 12 ge währen, die Gladbacher Textilwerke statt 0 o/g 15, die Oberschlesische Schietzwollfabrik statt 10 o/g 25, Mannes mann statt 10 o/g 15 und Ludwig Löwe statt 18 o/g 30; den Vogel schossen die Sprcngstofswerke „Glückauf" ab, indem sie im Vorjahre keine, aber in diesem Kriegs jahr 40 o/g Dividende zahlen konnten. Da werden sich die Aktionäre wohl eins ins Fäustchen gelacht haben. Eine Wafsenfabrtk hat die Dividende absichtlich niedrig bemessen, damit — wie sic in ihrem Bericht schreibt — die „Begehrlichkeit der Abnehmer in bezug aus die Preise und die Begehrlichkeit der Arbeiter in bezug auf die Löhne" nicht gesteigert werde. (So wird den Außenstehenden Sand in die Augen gestreut!) Auf Grund einer Statistik des Schöneberger Dr. Kuczynski, die er aus Angaben aus fünfzig Städten Amerikaners hervor, der Wilsons Stellungnahme zum deutschen U-Bootskrieg miss schärfste verurteilt. Dabei gibt er offeu einige Tatsachen zu, die für das „neutrale" Amerika ebenso beschämend wie anklagend sind. Seit vielen Monaten, sagt er, hat sich die britische Negierung bemüht, Amerikaner zum Kampf gegen Deutschland zu werben. Sie werden als englische Soldaten ausgerüstet, leisten den üblichen Eid und gehen zur Front, um aus amerikanischen Gewehren amerikanische Patronen aus deutsche Soldaten zu verfeuern. Wenn diese amerikani schen Bürger bei Ausübung ihres „Rechts" von einem deutschen Geschoß getötet werden, hat dann Deutschland einen unfreundlichen Akt begangen? Das Rekrutlcruugs- geschäst wurde ganz offen ohne jede Hinderung durch die Behörde» betriebe». Wiederholt wurde ihre Aufmerk samkeit auf die Verletzung des amerikanischen Gesetzes durch britische Agenten gelenkt, aber es wurde nichts gegen die schuldigen Teilnehmer oder Negierungen unter nommen. Der amerikanischen Presse zufolge dauern die Anwerbungen an. Viele Tausende geborener amerikanischer Bürger tragen In der Front in Frankreich Waffen und in Amerika gefertigte britische, mitunter auch französische Uniformen, und tun ihr bestes, deutsche Soldaten mit ebenfalls in Amerika gefertigten Waffen und Munition zu töten. Viele von ihnen sind gefallen; die Namen sind in amerikanischen Plättern veröffentlicht worden. Wäre cs angesichts dieses amerikanischen Ein geständnisses nicht vielleicht angebracht, einmal unsere englischen Kriegsgefangenenlager nach Soldaten ameri kanischer Herkunft abzusuchen? (Wie wäre es, wenn vor solchen Schützengräben, in welchen „neutrale" Amerikaner gegen uns Kämpfen, ein Plakat: „Nicht schießen, Amerikaner!" angebracht würde, damit Deutsch land Herrn Wilsons strenger „Neutralität" gerecht wird?!) Politische Tagesüberficht. Börsenstimmnnftsbild. (W. T. B.) Berlin, 10. August. Die aus eine Einschränkung allzulebhaster Geschäftstätigkeit im freien Börsenverkehr abzielenden Warnungen scheinen weiter zu fruchten, denn auch heute waren die Umsätze wesentlich geringer. Die Grundstimmung erwies sich aber auf fast allen Märkten als gut behauptet. Für Montan- und Elektrizitätswcrte zeigte sich zeitweise größeres Interesse. Kriegsanleihen blieben unverändert fest. Devisen sehr still. Geldsätze unverändert. Der deutsche Polizeipräsident von Warschau, Herr v. Elaseuapp, steht im 54. Lebensjahre, er bekleidete das Amt eines Polizeipräsidenten von Köln seit dem April 1914, nachdem er vorher In gleicher Eigenschaft sieben Jahre lang In Neukölln bei Berlin tätig gewesen war und sechs Jahre lang als Landesdirektor der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont gewirkt hatte. Aus mehrjähriger erfolgreicher Wirksamkeit als Landrat des zu zwei Dritteln von Polen bewohnten Kreises Tuchcln kennt er die polnischen Ver hältnisse sehr gründlich und ist daher sür de» Warschauer Posten besonders geeignet. Mordversuch Heften Sasonow. Ein Sonderberichterstatter des „Secolo" drahtet aus Petersburg, daß ein ehemaliger Beamter des Ministeriums des Auswärtigen das Arbeitszimmer des Ministers be treten und diesen mit einem Beil zu töten versucht hat. Die Diener nahmen ihn sofort gefangen. Der Urheber des Anschlages scheine nervenkrank zu sein. Lin fielüenkampf in üer Mria. Dor Jahresfrist, am 16. August, trafen französische Kriegsschiffe in der Adria aus den österreichisch-ungarischen Kreuzer „Zenta" und das Torpedosahrzcug „Ulan". zusammentrug, hat dieser folgende himmelschreienden Preis steigerungen berechnet: Durchschnittlich kostete: 1 Kilogramm: April 1914 April 1915 Steigerung Noggcnmehl. . 28,9 48,8 Pf. 69 Proz. Weizenmehl. . 37,3 55,3 48 Eßkartofscln. . 7,2 15,2 111 Schweinefleisch . 166,0 245,0 48 gelbe Erbsen. . 39,8 121,8 206 weiße Bohnen . 44,7 123,3 176 Neis . . . . 48,6 117,3 141 Buchweizengrütze 50,3 128,8 156 Linsen. . . . 53,9 146,4 ,, 172 Inzwischen haben diese Preise z. T. noch wesentliche Steigerungen erlebt. Bedenkt man nun, daß in sehr vielen Familien der Ernährer fehlt, weil er den Feind abwehrt von der heimatlichen Schwelle, bedenkt man weiter, daß in vielen Fällen die Derdienstmöglichkcit sehr herabgedrllckt ist infolge des Krieges, so kann man diese Tatsache nur mit Betrübnis feststellcn. Aus der einen Seite werden Niesenprofite heraus- gewirtschastet, auf der andern Seite müssen die Menschen darben. Sollte es nicht möglich sein, jetzt in dieser schweren Zeit, wo cs gelungen ist, stark auseinander platzende politische Meinungen unter einen Hut zu bringen, auch in hier angeführter Hinsicht harmonische Akkorde hervor zubringen? * 4 4 Erfreulich ist folgender Erlaß, und ist von Herzen zu wünschen, daß er auch die nötige Beachtung an den in Frage kommenden Stellen findet. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt unter dem Titel „Gegen übermäßige Preissteigerungen" folgenden Erlaß des Ministers für Handel und Gewerbe an die Handels vertretungen: Sechs große französische Panzer begannen den Kamps mit der „Zenta". Mutig wehrte sich der Kreuzer. Plötzlich aber quoll eine dichte weiße Nauchwolke aus der Backbordscite der „Zenta" und zugleich neigte sich das Schiff nach links. Feuer mar an Bord ausgebrochen, wahrscheinlich als Folge eines schweren Treffers. Doch die Kanonen der „Zenta" blieben in voller Tätigkeit, obwohl sie nur «och aus einem Wrack stand, dachte die heldenmütige Besatzung doch keinen Augenblick an Er gebung. Da fielen zwei Granaten gleichzeitig auf das Verdeck des Kreuzers und krepierten. Furchtbar er schüttert, schmauktc die „Zenta" mehrmals hin und her. Dichte Nauchwolken stiegen empor und aus ihrer Mitte züngelten die roten Flammen. Der Kreuzer brannte an mehreren Stellen, aber noch immer donnerten seine Kanonen. Endlich senkte sich der Bug ins Wasser. Das Leben des Schiffes zählte nur noch nach Sekunden. Schon schlugen die Wellen über das Deck. Nun erst schwieg die französische Artillerie. Die Tragödie neigte sich ihrem schauerlichen Schluffe zu. Von den Wogen gepeitscht und von Nauch umzogen war die „Zenta" kaum noch über dem Wasser sichtbar. Da ging plötzlich das Heck empor und von diesem Heck flammte noch einmal, wie ein letzter grimmiger Salut, ein Kanonen schuß gegen den Feind. Dann unter wehender Flagge versank die „Zenta", versanken mit ihr 280 Helden der österreichisch - ungarischen Kriegsmarine In den blauen Fluten der Adria an Dalmatiens Küste. Aus Stadt und Land. —* In Nr. 183 der „Sächs. Staatszeitung" ver öffentlichen die stellvertretenden Generalkommandos XII. und XIX. Armeekorps eine Bekanntmachung über die Verwendung von Benzol und Solventnaphtha sowie über Höchstpreise für diese Stoffe. —* Klirthcatcr. Am nächsten Sonntag, den 15. d. M., findet das 6. und letzte der geplant gewesenen Gast spiele der Dresdner Künstler-Vereinigung statt. Gegeben wird Hermann Hcrsch's historisches Lustspiel in 5 Auszügen „Die Anna-Lise", in dessen Mittelpunkt die berühmte Gestalt eines der im Kern seines Wesens deutschesten Helden steht, des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, des „alten Dessauers". Das Stück spielt um die Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts. Es wirken mit die Damen Hede Gruhl, welche die Anna-Lise spielt, Frau Neumeister und Hertha Niels, ferner die Herren Iohannes Schrader, der den Fürsten Leopold von Dessau gibt und zugleich wieder die Regie führt, Friedrich Leo, Iohannes Glaser vom Zentraltheatcr Dresden, Carl Römer und Fritz Wunderlich. — Der Vorverkauf ist wie stets bei Clemens Eißner, Am Markt 2. —* Postnlischts. Postsendungen der in Schweden festgehaltenen deutschen Heeres- und Marineangehörigen sind wie die Sendungen der Kriegsgefangenen von allen Postgebühren befreit. Auskunft Uber diese Personen erteilt das Högkoarterets personalbyra Kungl. Krigsarkivet, Arofurstens palats, Stockholm 2. — Postanweisungen im Verkehr mit den deutschen Postanstalten in Russisch- Polen sind auf Vordrucken für den Auslandsverkehr auszusertigen- —* Elbschiffqhrtönotizcn. Von, 2. 8. bis 8. 8. d. I. passierten das Königliche Zollamt für den Schiffs verkehr in Schandau 58 mit Braunkohlen, Sand- und Basaltsteinen, sowie 35 mit Stückgütern beladene Fahr zeuge. Vom 1. 1. bis mit 8. 8. d. I. sind insgesamt 2537 beladene Fahrzeuge bei dem genannten Zollamte zur Abfertigung gelangt. —* Beim Einsammeln der Pilze in unseren Waldungen sei darauf hingewiesen, die dem Sammler unbekannten Arten stehen zu lassen und nicht umzustoßen, wie es ge- Die fortgesetzte Steigerung der Preise sür Gegenstände des täglichen Bedarfs birgt für die Lebensführung und die Zufriedenheit großer Schichten der Bevölkerung Gefahren in sich, denen mit allem Nachdruck entgegen gewirkt werden muß. Dieses Ziel verfolgt die Bekannt machung des Bundesrats gegen übermäßige Preis steigerung vom 23. Juli d. I. (N. G. B. Sette 467). Sic gewährt die Möglichkeit, Gegenstände des täglichen Bedarfs, die zur Veräußerung bestimmt sind, aber dem Verbrauche vorcnthalten werden, dem Besitzer zu entziehen und durch Vermittelung geeigneter Stellen (Kommunal- vcrbände, Konsumvereine, Handeltreibende) zwangsweise dem Verkehr zu einem Preise zuzuführen, der ohne Ge nehmigung der Landeszentralbehörde den Einkaufspreis um 5 o/g nicht übersteigen darf. Die Zurückhaltung von Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie von Gegenständen des Kriegsbedarfs wird ferner mit empfindlichen Geld- und Freiheitsstrafen bedroht, wenn ihr die Absicht, einen übermäßigen Gewinn zu erzielen, zu Grunde liegt. Das Gleiche gilt sllr alle Arten unlauterer Machenschaften, bei denen eine Preis steigerung dieser Gegenstände bezweckt wird. Schließlich wird sür jeden Strafe angedroht, der sür die erwähnten Gegenstände Preise fordert, die nach der Lage der Verhältnisse einen übermäßigen Gewinn enthalten, oder solche Preise einem anderen gewähren oder ver sprechen läßt. Das Geltungsbereich der Bekanntmachung voni 23. Juli v. I. umfaßt in gleicher Weise die Güter erzeugung und die Güterverteilung. Inwieweit sich ihr Anwendungsgebiet auf Handel und Gewerbe erstreckt, lege ich den Handelskammern und den kaufmännischen Korporationen als den gesetzlich berufenen Vertretungen dieser Erwcrbsstände ans Herz, sich in den Dienst der Bestrebungen zu stellen, die mit der Bekanntmachung verfolgt werden. So bereitwillig die Volksgesamtheit die ihr durch den harten und lang dauernden Krieg aufgelegten wirtschaftlichen Opfer aus