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für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig Lokal-Niizeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die 4gespaltene Korpurzeile io Pfg-, sowie Bestellungen auf den All« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag »/,!! Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Schriskleilung, Druck unö Vertag van N. Schurig, Bretnig Rr. 61. 16. Jahrgang Mittwoch den 1. August 1SV6 Zuber.' sen >»^ ;r 1, W si- er i Naffc' leistungen auf volkskundlichem Gebiete ver loren zu gehen drohen. — Ein abermaliger Besuch Sr. Majestät des König» in Zittau, der vierte seit dem Regierungsantritt des Monarchen, steht be- bor, und zwar während der Korpsmanöver, die sich vom 20. bi» 22. September in der näheren und weiteren Umgebung Zittau» ab spielen werden. — Tschechischer Uedermut in Dresden. Wo die Tschechen in ihrem Sprachgebiet die Mehrheit haben, da benehmen (sie sich recht unduldsam gegen Anderssprechende. Für sich scheint ihr Dünkel aber auch im Deutschen Reiche eine Ausnahmestellung zu beanspruchen. So wird jetzt Klage darüber geführt, daß abends im Großen Garten zu Dresden Tschechen mit tschechischen Dienstmädchen trupp weise austreten, anderen Spaziergängern keinen Platz machen und sie obendrein anrempeln. Geradezu herausfordernd stimmen solchescharen auf dem Wege nach der Stadt tschechische Lieder an. Man könnte beim Zuhören glauben, in Prag in den Anlagen am Franz Josephs« Bahnhofe zu sein, nicht aber im deutschen Dresden. Ein derartig herausforderndes Auftreten verletzt denn doch die Pflichten der ausländischen »Gastfreunde" in starker Weise. — Vom Mörder Michel. Die in der Seb nitzer Gegend verbreiteten Gerüchte von der Festnahme des Raubmörders Michel und seiner Genoffen entsprechen nicht der Tatsache, diese erfreuen sich leider nach wie vor der goldenen Freiheit. Bei Schöna an der Elbe hatte man allerdings 4 Stunden einen Mann fest- gehalten, den man anfänglich für den Michel hielt. Telephonische Nachfrage in Dresden ergab aber, daß es ein harmloser Schweizbe« sucher und Lithograph au» der Residenz war. Derartige Vorfälle können sich leicht wieder holen, sie lassen sich beim besten Willen und aller Vorsicht nicht vermeiden. Ebenfalls un wahr sind die kolportierten Erzählungen von neuen Einbruchsdiebstählen und die Nachricht einer Verstärkung de» Forstschutzes auf Otten dorfer Revier. Die drei Verbrecher haben sich die letzten Tage völlig passiv und unsicht bar gehalten. Von der Staatsanwaltschaft in Bautzen werden jetzt außer den 500 Mk. auf die Ergreifung des Michel noch 200 Mk. für Festnahme der anderen beiden Täter aus gesetzt. Daß sie sich noch in den Wäldern der Sächsischen Schweiz aufhalten, ist wohl zweifellos, ebenso klar ist aber auch, daß man ihnen weniger mit Säbel und Flinte, als durch List beizukommen suchen muß. Von unsere» Sicherheitsbehörden wohl zu überlegen wäre der Vorschlag, die Verfolgung der Buben durch Detektivs mit Hilfe von Polizeihunden, welch letztere ja schon oft durch ihren Spür sinn ganz wesentliche Dienste geleistet haben, aufzunehmen. Lommatzsch. In Oberlommatzsch wurde ein Gutsvogt von einer Fliege gestochen, worauf sich bei dem Manne Blutvergiftung einsteüte, an der er starb. Die Fliege hatte zuvor an milzbrandkranken Tieren geseffen. Falkenstein, 29. Juli. (Defizit im Konsumverein.) In den Kreisen der hiesigen Kousumoeceinsmitglieder erregt ein Defizit von etwa 20 000 Mk. großes Aufsehen, das bei der jetzigen Aufnahme und Berechnung der Inventur entdeckt worden ist. Das Defizit ist hauptsächlich im Abhandenkommen von Waren zu suchen. Der Schuldige an dem kolossalen Manko soll der frühere Lagerhalter Händel sein. — Innerhalb der sächsischen nationalliberalen Partei scheinen wegen der Kandidatur de» Prof. Dr. Haffe im Reichstagswahlkret» Döbeln - Roßwein ernste Schwierigkeiten in Aussicht zu stehen. Die linksliberale „Dresd ner Zeitung" warnt vor Haffes Kandidatur und fordert die Aufstellung eine» linksliberalen Kandidaten. Dagegen ist das linksliberale „Lsipz. Tagebl." für die Kandidatur eingetreten. — Prinz Ludwig und der Sachse. Vom Münchener Schützenseste wird folgende heitere Episode berichtet: In der Festhalle kamen mehrere Berliner Herren aus den Prinzen Ludwig von Bayern zu und baten ihn, einen kleinen Sekt mrt ihm auf die Verbrüderung von Nord und Süd leeren zu dürfen, was der Privz mit freudiger Bereitwilligkeit tat. Ein Sachse kam breitbeinig auf den Prinzen zugewackelt, streckte ihm beide Hände entgegen und rief: „Geenigliche Hoheit, ich gan mer nicht Helsen, ich muß Ihnen de Hand drickenl Geben Se se mir halt her!" — „Wenn Sie sonst nichts wollen, herzlichst gern!" erwiderte der Prinz unter dem Halloh der Umstehenden, während ihm der sächsische Verehrer den Arm fast ausrenkte — Schweres Sittlichkeitsverbrechen. Sieben Burschen im Alter von 17 und 19 Jahren verschleppten ein 16jähriges Mädchen nach den Wiesen auf Flur Groß - Zschocher bei Leipzig und vergewaltigten dort die Unglückliche. Die Burschen wurden ermittelt und verhafte!. Chemnitz. Vom Schöffengericht wurde ein streikender Steindrucke: wegen Hausfriedens bruchs und Vergehens gegen § 153 der R.-G.-O. zu zwei Wochen drei Tagen Gefäng nis verurteilt. Er war in das Hausgrund stück seines früheren Arbeitgeber» gegangen und hatte, um nach Arbeitswilligen sich um- zusehen, den Hof betreten. Nach Ansicht des GerichlS hätte er annehmen muffen, daß sein früherer Prinzipal ihm nach Lage der Sache das nicht gestattete. Ferner hatte er einige Male vor einem Arbeitswilligen aus gespuckt und pfui! gerufen, um ihm seine Verachtung zu beweisen. Plauen i. V. Im Walds wurden zwei Lager, mit allerhand Diebesdeute ausgestattet, vorgefunden. Die Bewohner der Räuberhöhlen waren indes ausgeflogen. Sie wurden später in einem Dienstknecht aus GroßkamSdors und einem Buchdrucker aus Sulza ermittelt und festzenommen. Mit ihnen zusammen benutzte das „Lager" auch ein Frauenzimmer. Zehn Gartenhauseindrüche sind den Spitzbuben bis jetzt nachgewiesen worden. — Dre Hinrichtung des Doppelmörders W. Winkler aus Golmsdorf fand Freitag früh 6 Uhr in dem kleinen Hof des Landge richts zu Erfurt durch den Scharfrichter Hirsch statt- Ohne Erregung, teilnahmlos ist der Äerurteüte zum Schafott gegangen und ge storben. Der 23jährige Mörder überfiel, wie seinerzeit berichtet, in Golmsdorf am 28. März den 60jährigen Landwirt Hanemann in dem Hofe seines Anwesens, schlug ihm mit einem Maurerhammer den Schädel ein und schleppte den noch Lebenszeichen von sich ge benden alten Mann in dre Wohnstube, um rhn dort vollends totzuschlagen. Die im Hofe anwesende 80jährige Ehefrau oes Ermordeten erstach der Verbrecher, damit sie nichts ver raten konnte. Der Mörder halte es auf Raud abgesehen. Winkler hat nun vor dem Schwurgericht und drs an fern Ende den Raub bestritten, den doppelten-Mord hat er duld eingestanden. nach dem Bahnhofe in Hamburg und von der letzten Bahnstation nach dem Begräbnisplatz. — Das eingenickte Brautpaar. Man schreibt: „Es soll alles schon dagewesen sein. Sollte aber schon geschehen sein, was sich an einem der letzten Sonntage auf einem Dorfe in der Nähe von Stolpen ereignete? Dort waren während einer Trauung sowohl der Bräutigam als auch die Braut fest einge« schlafen. Durch ein tiefes Nicken de» Kopfes erwachte die Braut und sah zu ihrem Schrecken den amtierenden Pfarrer vor sich stehen. Mit einem gelinden Rippenstöße seitens der Braut wurde schnell der schlummernde Bräutigam geweckt. Kaum glaublich und doch buchstäblich wahr!" Neustadt. Auf dem Schützenfestplatz kaufte ein Fremder für ein größeres Geldstück eine Kleinigkeit. Während die Verkäuferin auf das letztere herausgab, ließ er es wieder verschwinden. Eine Revision seiner Taschen u. s. w. war erfolglos, so daß man sich das Verschwinden des Geldstückes nicht erklären konnte. Beim Weggehen des Fremden mit dem zucückerhaltenen Gelde merkte man aber, daß er das verschwundene Geldstück auf der Rückseite der Hand zwischen den Fingern ver borgen hielt. Es wurde seine Festnahme ver anlaßt, der er sich aber heftig widersetzte. Der Schwindler nennt sich Lippmann und will aus Heidelberg sein. Er besitzt keinerlei Ausweis. Er befand sich in Gesellschaft eines Kumpans, der aber das Weite gesucht hat. Ob Lippmann mit den Straßenräubern, die jetzt in der Sebnitzer Gegend ihr Unwesen treiben, in Verbindung zu bringen ist, wird die Untersuchung ergeben. Seinen Verbleib während der letzten Nächte vermag er nicht uachzuwcisen. Zittau. Ein unheimlicher Gast hat sich plötzlich in den hiesigen Waldungen eingefunden, die Nonne, wohl das gefährlichste der forst schädlichen Insekten. Seit den letzten Nächten hat ein massenhaftes Ueberfliegen in nach vielen Tausenden zählenden Schwärmen in unserer Gegend stattgefunden. Um einer dann im nächsten Jahre drohenden Raupenkalamität vorzubeugen, werden jetzt auf den städtischen Waldrevieren alle Arbeitskräfte, die irgendwie verfügbar sind (auch Schulkinder werden mit verwendet), zusammengenommen, um die Non« nenfalter zu sammeln und zu töten. Dresden, 30. Juli. Der bekannte Rennfahrer Rosenlöcher ist auf der hiesigen Rennbahn dadurch schwer verunglückt, daß er von seinem Schrittmacher angefahren und zu Boden geschleudert wurde. Er mußte vom Platze getragen werden. — 3. Deutsche Kunstgewerbe« Ausstellung Dresden 1906. Von den vielen Quellen, aus welchen der moderne Künstler in ver Ab teilung Volkskunst der 3. Deutschen Kunst« gewerbe - Ausstellung gleich einem nie ver« siegenden Borne schöpfen kann, nimmt die Sammlung ostfriesischen Schmucke» von Herrn Postdirektor Eßlinger in Lehr unstreitig eine der ersten Stellen ein. Die materialechte Be handlung und reizvolle Anordnung der einzelnen Schmuckgegenstände, die Treffsicherheit in der Wirkung überrascht bei eingehenderem Studium jedesmal aufs neue und es dürfte wohl nicht zu viel gesagt sein, wenn man gerade diese Abteilung als mustergiltig für modernen Schmuck bezeichnete. Zugleich gibt die Samm lung aber einen erneuten Beweis dafür, welche wirklichen Schätze uns mit dem Ab handenkommeir dieser hervorragenden Einzel Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt Oerttickes und Sächsisch--. Bretnig. Am Sonnabend nachmittags gegen 2 Uhr konnte man einen über unseren Ort sich bewegenden Luftballon mit Insassen beobachten, welche, um in die höheren Regionen iu gelangen, mehrere Male Sand heradfallen ließen. Dar Luftschiff ist, von Berlin kom- Kend und jedenfalls der Luftschiffer-Abteilung angehörend, in Steinigtwolmsdorf gelandet. Großröhrsdorf. Ein tiefbedauerlicher KNglückSfall mit tödlichem Ausgange ereignete "4 am Sonnabend nachmittag zwischen 3 und Uhr in der Familie des Strickgarnhändlers «Wald Senf hier. Das 3jährige Söhnchen des Genannten hatte mau in der Kammer zum schlafen niedergelegt. Nach einiger Zeit bernahmen Nachvarsleute in diesem Raume iWges Schreien und als die Türe geöffnet wurde, da bot sich den Eintretenden ein gräßlicher Anblick dar: das Kind stand in Wmmen. Obwohl dieselben sofort erdrückt Wurden, hatte das arme, unschuldige Geschöpf derartige Brandwunden erhalten, daß es noch Uachts unter unsäglichen Schmerzen verstarb. Vermutlich hat das Kino, als es er achte, mit Streichhölzchen gespielt und die selben entzündet, wodurch bas kleine Hemd in «rand geraten ist. Großröhrsdorf. Bei prächtigem Aetter hielt am Sonntag und Montag der herein „Einigkeit" sein Sommer- bez. Kinder- «est auf dem bekannten Festplatze ab, zu dem Uch wiederum eine große Zahl Besucher ein- gefunden hatte. Einen recht imposanten Ein druck machte am Sonntag namentlich der 8esizug, welcher von acht einheitlich gekleideten berittenen eröffnet wurde. Durch ein bril- lontes FeuerwerF am Montag fand das Fest leinen Abschluß.' — Nach dem Vorgänge Preußens ist den älteren sächsischen Forstassefforen Titel und Hang Königl. Oberförster verliehen worden. Es werden in Zukunft etwa vierzig derartige Oberförster ohne Revier in Sachsen vor Händen sein. Seidau, 27. Juli. Eine hiesige Witwe hatte sich an den Kaiser mit der Bitte gewen det, ihren in Südwesiafrika gefallenen Sohn in der Heimat beerdigen zu dürfen. In dem darauf erfolgenden Antwortschreiben des Over- lannnandos der Schutz! ruppe in Berlin, das die Witwe dieser Tage erhielt, wird zunächst 'bitgeteilt, daß eine Uederführung der Leiche Urzeit nicht möglich sei, da der im Schutzge- diel befindliche Fuhrpark für militärische Zwecke vollauf in Anspruch genommen sei. jedoch sei der Kaiserlichen Schutztruppe Wer- i»ng gegeben, baldigst zu melden, ob eine Uederführung schon jetzt ausnahmsweise mög "4 sei. Soweit für den Transport des karges im Schutzgebiet durch Privatfuhrwerk Lasten entstehen, seien diese von den Ange- Arigen zu bestreiten. Kostenfrei sei der ^ansport zu Lande im Schutzgebiet nur, wenn er mit amtlichen Transportmitteln sich aursühren läßt. Vor Niederwerfung des Auf aanbeS würde dies aber kaum der Fall fern. Aus den Staatsbahnen, wie ferner auf dem Seewege mit Dampfern der Woermann-Linie Werden die Leichen von in Südwestasrika ge fallenen Mitgliedern der Schutztruppe frachtfrei fördert. Von den Angehörigen zu tragen feien die Kosten für das nach reichsgesetzlicye^ Borschrfft zu beschaffende Sargmaterial (etwa 300 Mark), die Telegrammgebühren (etwa AI—17 Mark), und endlich die Ausgaben ur die Uederführung des Sarges vom Hafen Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All- Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigrgebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»boten vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus I Mark Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld.