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Allgemeiner Anzeiger : 04.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190607040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060704
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060704
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-04
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 04.07.1906
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politische AcmäscbM. Deutschland. * Der Kaiser empfing 10 Mitglieder des Vorstandes der Baumwollspinner- und Weber vereinigung in Audienz. *Die Verlängerung des deutsch-spa- ruschen Handelsabkommens bis zum Schluß dieses Jahres wird amtlich bestätigt. * Der Bund es rat hat den Ausschuß- antrag betr. Abänderung und Ergänzung der Branntweinsteuer- Ausführ u n g s - destimmungen sowie den Ausschußbericht betr. das Abkommen mit Holland vom 18. Mai d. über den Verkehr mit Branntwein an der deutsch holländischen Grenze angenommen. * Über den Fortgang der württem- bergischen Verfassungsrevision lauten die Nachrichten sehr günstig. Das wichtige Werk ist zwar noch nicht beendet, denn in mehreren Punkten weichen die beiden Kammern der Volksvertretung noch erheblich voneinander ab. Aber man hofft auf baldige befriedigende Erledigung aller strittigen Punkte. * In der R ei ch s ta g s e rs a tz w ah l in Altena-Iserlohn muß eineStichwahl zwischen dem Kandidaten der Zentrumspartei und dem der Sozialdemokratie stattfinden. Von 34 188 Stimmen erhielt Haberland (Soz.) 10 546 und Klocke (Zentr.) 7774. Die amtliche Be stätigung des Wahlergebnisses steht noch aus. *Die Zweite badische Kammer stimmte für die Tarifreform mit 50 gegen 17 Stimmen. *JnDeutsch-Ostafrika haben wieder einmal die so sehr gesürchteten Zauberer eine örtliche Erhebung von Eingeborenen veranlaßt. Von den Aufständischen in Irak» wurden einem andern Häuptling über 3000 Rinder geraubt und sechs Leute getötet. Auch ein Inder ist be raubt worden. Ein Mongi-Häuptling ist der Führer der Rebellen. Andere Mongi haben sich ihm angeschlossen. Welche Ausdehnung dieser neue Aufstand in einem schon scheinbar ruhigen Gebiet angenommen hat, läßt sich zur Zeit noch nicht beurteilen. Osterreich-Ungarn. * Die österreichische Regierung hat sich dafür entschieden, daß die früheren Minister v. Körber, Call und Böhm- Bawerk am nächsten Mittwoch vor dem Budgetausschuß erscheinen und Auf klärungen über dieTriesterHafenbauten geben. * Die ungarischeDelegationhat in dritter Lesung das Budget des Äußern und in zweiter Lesung das Marinebudget angenommen. Frankreich. *Der Minister rat beschloß im Hinblick auf die Erhöhung der Sätze des spanischen Zolltarifs, das gegenwärtige Abkommen zu kündigen und nach Ablauf der erforderlichen Frist von drei Monaten seine Handlungs freiheit wieder aufzunehmen, wenn ihm nicht bald die Zusicherung gegeben worden ist, daß die neuen spanischen Zollsätze für die aus Frankreich nach Spanien ansgeführten Waren nicht höher sind als die gegenwärtig an gewendeten. * Im Dreyfusprozesse erklärte der Generalstaatsanwalt im weiteren Verlaufe der Verhandlung die Entstehung des Dossiers, kommt zu der Schlußfolgerung, daß kein Schriftstück die Verurteilung Dreyfus' rechtfertige und daß das Dossier aus einem Haufen himmelschreiender Schandtaten bestehe. England. *Die in London zwischen England, Frankreich und Italien geführten Ver handlungen über Abessinien haben das Er gebnis gehabt, daß dort der bisherige Zustand aufrechterhalten werden soll. Sollten jedoch unvorhergesehene Ereignisse seine Fortdauer un möglich machen, so verpflichten sich die drei Mächte, nichts ohne vorherige gegenseitige Ver ständigung zu unternehmen. Schweiz. *Die Genfer Konferenz hielt ihre erste Plenarsitzung ab, in der über den end ¬ gültigen Wortlaut des neuen Vertrages beraten wurde. — Die erste Kommission beschäftigte sich mit dem Verfahren gegenüber Verletzten, Kranken und Toten. Italien. * Die Regierung unter Leitung des reformen freundlichen Giolitti ist eifrig am Werk, ihr in der Kammer verlesenes Programm zu ver wirklichen. Sie brachte einen Gesetzentwurf zu gunsten der Südprovinzen Siziliens und Sar diniens vor die Deputiertenkammer, der genehmigt wurde. Sodann begann die Be ratung über die Reformen in der Kriegs marine. Spanien. * Es bestätigt sich, daß in Ubeda ein als Pilger verkleideter Anarchist verhaftet und als Urheber des auf den Präsidenten Loubet und den König von Spanien verübten Attentats festgestellt wurde. * Der General st aatsanwalt in Madrid bereitet eine Denkschrift vor, die gesetz geberische Maßnahmen gegen Anarchisten ver langt. (Der junge König hatte sofort nach dem Attentat auf seinem Hochzeitszuge erklärt, daß er keine Ausnahmegesetze wünsche. Es scheint, als ob aus diesem Zwiespalt der Ansichten sich die gegenwärtige Ministerkrise entwickelt hat.) Rußland. * Unter dem Eindruck der Erkenutnis, daß die bis dahin treuesten Truppen nicht mehr durchaus zuverlässig sind, soll nun endlich die Umgebung des Kaisers den Entschluß zur Nachgiebigkeit gegenüber den Forderungen der Duma gefaßt und die einleitenden Schritte zur Bildung eines volkstümlichen Ministeriums getan haben. Wie es heißt, wurde der Präsident der Reichsduma Professor Muromzew nach Peterhof entboten, wo ihm die Bildung eines Kabinetts aus Mitgliedern der Duma-Mehrheit übertragen wurde. Muromzew erklärte je doch, die Bildung eines Parlaments-Kabinetts sei ihm unmöglich, da er keine Mehrheit hinter sich habe. Die Hauptfraktion der Duma, die „Kadetten", die konstitutionell - demokratische Partei, wiesen nur 160 Deputierte auf, bildeten mithin keine Majorität. Ein Abkommen mit der Linken und den rechtsstehenden Parteien zu treffen, sei für ihn aber unmöglich. Das unhalt bare Ministerium Goremykin muß also weiter auf seinem verlorenen Posten bleiben. * Durch kaiserlichen Tagesbefehl vom 28. v. ist das erste Bataillon des Preobräschenskischen Leib - Garde - Regiments wegen der in den letzten Tagen vorgekommenen Gehorsamsverweigerungen in ein besonderes Infanterie-Bataillon umgewandelt, und die der Garde zustehenden Rechte sind ihm entzogen worden. Balkanstaaten. * Die Frage, woher Serbim sein Artillerie- Material beziehen soll, die schon wiederholt in der Skupschtina und im Belgrader Kabinett zu den widerstreitendsten Beschlüssen geführt hat, scheint jetzt durch ein privates Abkommen der dabei in Be tracht kommenden industriellen Werke endgültig gelöst zu sein. Wie verlautet, wurde die serbische Regie rung davon benachrichtigt, daß zwischen Krupp und Creuzot (Frankreich) ein Einverständnis in der Kanonenfrage erzielt sei, so daß, wenn die eine oder die andre von diesen Fabriken mit der Bestellung betraut wird, diese Bestellung zwischen beiden geteilt werden muß. Dieses Einverständnis dürfte in Belgrad nicht ganz angenehm überraschen, da er der freien Selbstbestimmung der serbischen Negierung enge Schranken zieht. Wie sich in Wirk lichkeit die Herstellung des Kanonenmaterials je zur Hälfte in Frankreich und Deutschland nüi der Ein heitlichkeit der taktischen Ausbildung in der serbischen Artillerie vertragen wird, bleibt abzuwarten. Sluch daß dabei die österreichischen Werke von Skoda, um deren Berücksichtigung seinerzeit ein heißer Streit tobte, gänzlich ausfallen, berührt eigentümlich. Amerika. -"Präsident Roosevelt hat verfügt, daß der Beschluß des Kongresses, der dem Ab scheu des amerikanischen Volkes über die Juden Metzeleien in Rußland Aus druck gegeben hat, dem Staatsdepartement amt lich übermittelt werde. -"Obgleich sich der Kongreß vertagen sollte, hatte sich das von beiden Häusern eingesetzte Konferenzkomitee kurz vor Schluß der U Vie ALsge äer Gerechtigkeit. 14s Roman von Maximilian Brytt. lFortlttzuag.) Eine trotzige Unruhe hatte sich des jungen Mannes bemächtigt. Er mußte wohl bereuen, seine Schwester so lange darüber im unklaren gelassen zu haben, was er an jenem unseligen Morgen dem Freund Bonzianis beschämt hatte einpestchen müssen: daß er mit der „Levan« tina" niemals tn nähere Beziehungen getreten war, daß all seine Berichte über den freund lichen Empfang im Hause Bonzianis aus der Lust gegriffen waren, ja, daß er den reichen Genueser persönlich noch nicht einmal kannte! Von Stunde zu Stunde hatte er die Beichte, die er der Schwester schuldete, verschoben; auch auf der letzten Strecke von Mailand hierher, für die er sein Geständnis aufgespart hatte, war er nicht dazu gekommen. ES hatten sich Deutsche im Coups befunden, von denen er nicht gehört sein wollte. Immer wieder hatte er sich auf später getröstet. Aber auch auf der Fahrt vom Bahnhof hier herauf hatte er den Mut nicht gefunden. Nach der Ankunft im Hotel — droben tn ihrem Zimmer — wollte er sich nun ihr offenbaren. Da machte ihm die energische Forderung Stephanies, sie sofort zu Bonziani zu führen, von neuem eisten Sirich durch die Rechnung. ,Du sollst dich erst arrsruhen droben!" sagte er mit unsicherer, fast erloschener Glimme. „Ich dulde es nicht, daß du durch eine solche Hast dich vollends zu Grunde richtest!" Sie sah allerdings mitleideitkgend auL. Ihre Gesichtsfarbe war blaß, dunkle Schallen lagen unter ihwn großen Augen. Gequält schüttelte sie das Haupt. „Nenne dem Kutscher daS Ziel, Benjamin!" Zornig an den Lippen nagend, stand Ben jamin am Wagenfchlag. Unschlüssig stammelte er dann: die Adresse sei ihm enfallen, sie solle doch nur für ein paar Minuten mit ihm hinauf gehen, er habe ihr, gerade bezüglich Bonzianis, zuvor noch eine orientierende Mitteilung zu machen. Da wandte sich Stephanie kurz entschlossen an den abseits stehenden Geschäftsführer des Hotels, ihn ersuchend, dem Kutscher die Privatvilla des Signor Ermete Bonziani zu nennen. „Signor Bonziani besitzt keine Wohnung hier in Genna l" lautete der Bescheid. „Seine berühmte Villa liegt in Pegli, von wo er nur selten nach der Stadt herüberkommt I" Betroffen sah Stephanie den Bruder an. „Erzähltest du mir nicht, Benjamin, daß du hier in Gerua sein Gast gewesen seist?" Benjamin stieß trotzig hervor: „Ich bin niemals bei Bonziani gewesen, kenne ihn über haupt nicht!" Stephanie fuhr empor. „Du kennst ihn nicht?" „Folge mir! Zum letzten Male bitte ich dich darum." Es war eine böse Stunde, die sie droben verlebte. Stephanie warf sich, nachdem der Bruder ihr voll Zerknirschung das Geständnis abgelegt Halle, in einen Fauteuil am Fenster, preßte Sitzung noch nicht über die Fleischbeschau vorlage geeinigt. Das Komitee des Unterhauses verlangte, daß die Regierung die Jnspektionskosten tragen solle, während das Komitee des Senats den Fleischtrust damit belasten wollte. An diesem Punkt scheiterte die Konferenz. Das Senatskomitee ver langte ferner, daß die auf Konservenbüchsen anzu- bringcnden Etiketten das Datum der Konservierung enthalten müßten, doch wurde die Konferenz abge brochen, bevor sie zu dieser zweiten Streitfrage ge langte. Wenn der Senat nicht nachgibt, wird aus dem neuen Fleischbeschaugesetz nichts, woraus die „Fleischbarone" ja sehnlich hoffen. Betrugsprozeß v. Zander. Im Schwurgerichtssaal des Landgerichts zu Breslau spielt sich in diesen Tagen ein Drama ab, wie es wohl selten gesehen worden ist. Weit über die Mauern Breslaus hinaus dringt man dem Prozeß, zu dem mehr denn 250 Zeugen und Sach verständige aufgeboten worden sind, das größte Interesse entgegen. Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen die Angeklagten: der Bezirks- kommandcur und Major a. D. Maximilian von Zander aus Ohlau, seine Frau Maria, geb. Grothe und der Rittergutsbesitzer und Hauptmann a. D. Lüttich, v. Zander, der Jura studiert und dann eine rasche militärische Karriere gemacht hat, In haber des Noten Ndlerordens 2. Klaffe und mehrerer andrer in- und ausländischer Orden ist, hat seit feiner Verheiratung in den 89 er Jahren trotz beschränkter Mttel sehr verschwenderisch gelebt. Er ist seit langer Zeit sehr stark verschuldet. Obwohl er vor einiger Zeit 300 000 Mk. dadurch verdient hatte, daß er einem andern Rittergutsbesitzer und Amtmann den erblichen Adelstitel verschaffte, hat er sich seit vielen Jahren nur durch Kreditschwindcleicn größten Umfangs, die sich über ganz Deutschland erstreckten, über Wasser halten können. Seine Methode soll diese Schwurgerichtstagung im einzelnen aufdeckcn. Die Anklage ist erhoben wegen Betruges, Unter schlagung, strafbaren Eigennutzes, betrügerischen Bankrotts, Meineids und Abgabe falscher eides stattlicher Versicherungen sowohl gegen v. Zander als auch gegen seine Frau. Der Angeklagte Lüttich soll bei der Entziehung des Rittergutes Schmögerle aus der Konkursmasse Beihilfe geleistet haben. Bei der Bildung der Geschworenenbank, zu der sehr viel Standesgenossen der Angeklagten, Rittergutsbesitzer und ehemalige Offiziere berufen sind, ereigneten sich mehrere Zwischenfälle. So er klärte sich ein Geschworener für befangen, weil er früher in einem militärischen Untergebenenverhältnts zu dem Angeklagten Zander gestanden habe. Auch andre Geschworenen entschuldigten sich, weil sie zu den Angeklagten in geschäftlichen und gesellschaft lichen Beziehungen gestanden hätten. Das Gericht ließ aber die Ablehnungsgründe nicht gelten. Die Verhandlung begann mit dem Anträge der Verteidigung auf Ladung von noch mehr Zeugen. Rechtsanwalt Lcvhson beantragte, zur Entlastung des Angeklagten Lüttich die nationalliberalen Reichstagsabgeordneten v. Kaufmann und Horn sowie eine Reihe seiner Gutsarbeiter zu laden. Der Landrat des Kreises, in dem das Gut Lüttichs liegt, Geh. Rat Brett, habe den Ange klagten in einem schriftlichen Leumundszeugnis fälschlich dadurch belastet, daß er behauptete, Lüttich behandle seine Angestellten sehr schlecht. — Justizral Mamroth beantragt die Ladung des Generaldirektors Wiefel vom Kalibergwerk „Her- cynia". Dieser soll bezeugen, daß der Angeklagte v. Zander ihm angeboten habe, für den Fall des Nichtzustandekommens des Kalisyndikats oder des Ankaufs des Bergwerks durch den preußischen Staat den ganzen Ertrag des Werkes an eine amerikanische Firma zu verkaufen. Die Provision für diese Vermittelung hätte mehrere hunderttausend Mark betragen. — Die psychiatrischen Sachverständi gen baten, während eines großen Teils der Ver handlung cntlafsen zu werden. Das Gericht lehnte den letzten Antrag ab, stimmte aber den Anträgen der Verteidigung zu. Es wird nunmehr der Er öffnungsbeschluß verlesen. Dem Angeklagten von Zander werden 68 Fälle von Kreditschwindelei, die eine Summe von 155 000 Mk. umfassen, und andre Straftaten zur Last gelegt. Er ist ein Mann von 53 Jahren. Er gibt an: Ich sitze seit 14 Monaten in Untersuchungshaft. Das hat mich geistig und körperlich zugrunde gerichtet. In meiner Er innerung — ich bekam ganze Kisten voll Brief schaften, durfte nur lesen, nicht schreiben — stellt sich alles ganz anders dar, als es wirklich gewesen sein mag. Ich weiß nur noch das eine gaüz genau: ich habe nach meinem besten Wissen als Kavalier gehandelt, was ich vor Gott und meinem Gewissen verantworten kann. Ich will alle meine Kraft daran setzen, alle Dinge vollständig und so genau wie möglich aufzuklären. Aber ich bin konfus nicht nur infolge eines schweren Sturzes, sondern auch infolge der vielen seelischen Anstren gungen. 'Nehmen Sie also mehr Rücksicht aus mich > als der Untersuchungsrichter getan hat. — Eine Vernehmung der Angeklagten über den ganzen Um fang der Anklage kann nicht stattfinden. In jedem einzelnen Fall soll sich an ihre Aussagen sofort die Beweisaufnahme knüpfen. Die bisher 10 volle Tage währende Verhandlung hat ergeben, daß Major v. Zander und seine Frau in allen größeren deutschen Städten Kreditschwinde leien in großem Maßstabe betrieben haben. Zi garren, Zigaretten, Bier, Wein, Pferde, Wagen, Pclzwerk, Juwelen, ja sogar Liegenschaften wurden ihnen ohne Bezahlung überlassen. Major v. Zander, der behauptet, seine Frau sei nicht völlig zurech nungsfähig, gibt an, daß er von den umfangreichen Bestellungen derselben nie eine Ahnung gehabt^haK und immer bemüht gewesen sei, ihre maßlosen Schul den zu bezahlen, bis ihre Verschwendungssucht die Katastrophe Herbeigeführt hätte. Der 11. Verhandlungstag beschäftigte sich uw dem Punkte der Anklage, der sich auf den Verlaut des Gutes Schmögerle durch den Angeklagten v. Zander an den zlveiten Angeklagten, Hauptmann Lüttich bezieht. Die Anklage behauptet, v. Zander sei zurzeit jenes Gutsverkaufes zahlungsunfähig und im Konkurs gewesen. Ter Staatsanwalt stützt seine Behauptung durch Vorlegung von Briefen des Angeklagten an seine Frau, s" denen es u. a. heißt: „Ich habe Lüttich veranlaßt, die Sachen in Besitz zu nehmen, um sie der Pfändung zu entziehen. Wir müssen uns das sichern, was wir init größter Anstrengung erjagt und ersorgl haben. Ich bin ohne Geld. Wir stehen dicht dem Konkurs. Meine Sachen habe ich im Hotel zurücklassen müssen. Bete demütig zu Gott." Der Angeklagte Lüttich gibt auf Befragen zu, der Jugend' freund von Zanders zu sein. Er habe aber nm gewußt, wie die Verhältnisse seines Freundes lagen, sonst hätte er ihn mit der Reitpeitsche davon gejagt als er ihm den fraglichen Gutsverkauf anbot. Von unä fern. Blitzschlag in ein Geschütz auf dein Schieftplatz Däberitz. Während des gßoßen Unwetters am Freitag schlug ein Blitz in eine Protze der sechsten Batterie des 1. Garde-FeÜ>- artillerie-Negiments, die auf dem Schießplatz z" Döberitz exerzierte. Die Pferde gingen infolge dessen durch; ein Kanonier wurde von ihnen getötet, und ein Hauptmann sowie ein zweiter Kanonier schwer verletzt. Eisenbahnunfall. Auf der eingleisige" Bahn Hamm—Osterfeld ist bei der Station Waltrop ein Güterzug infolge der Reperatur arbeiten am Bahnkörper verunglückt. Es ent gleisten 12 Wagen, von denen sechtz vollständig zersplittert wurden. Personen sind nicht verletzt Zn lebenslänglichem Zuchthaus be gnadigt wurde der Straßenanfseher JltenM in Köln, der jüngst seine Geliebte unweit Ven-d ermordete und hierfür zum Tode verurtew worden war. Sein Rechtsbeistand betreibt d" Wiederaufnahme des Verfahrens. Zwei Spiritus - Explosionen. Bügeln explodierte in Köln ein SpirituSplätteistw infolgedessen die plättende junge Frau derartig' Brandwunden erlitt, das; sie alsbald verstarb- "s Ein Bahnassistent ans Köln ringt aus ähnlicher Ursache mit dem Tode. Er hatte einem brennens den Spiritusofen Spiritus zusetzen wollen, die Flasche explodierte. Grausiger Kund. Bei Mehrheim a. wurde in einer Pappschachtel der Schädel E Kindes aufgefunden; die Polizeibehörde beE sich, die Spuren des Verbrechens aufzudecken. Auffindung eines vermißten Tourist^ nach zwei Jahren. Wie aus Bad Reichens gemeldet wird, ist der Wiener Professor AleM^ Straubinger an einer Steinwand des UntersbeE aufgefunden worden. Der Gelehrte unternahm Juli 1904 von Bad Neichenhall aus einen ausflug auf den Untersberg und wurde seither oer mißt. Es wurden damals umfassende Maßnahme eingeleitet, um irgend welche Spuren von ihm E entdecken, jedoch vergeblich. Nun kommt die M düng von der Auffindung der Leiche des Ps" feffors. Der Jäger Kliner stieß an der crwähwfi Stelle auf einen männlichen Leichnam, eigelm^ schon mehr Skelett, mrd durch eine Visitenkarte m wie durch eine Photographie, die man in d' Taschen des Toten sand, wurde er als der vernaN Professor Straubinger erkannt. In den TMA des Toten fand man ferner einen Betrag von lsfl Kronen. Offenbar ist er gegenüber dem HallturM adgestürzt. Dort wurden auch der Hut, ein Opern glas und der Bergstock des Touristen gesund^ Professor Straubinger war 53 Jahre alt und heiratet. die Stim in ihre Hände und starrte wie wesen los über die zu Füßen deS Hauses bis zum blauen Golf in märchenhafter Pracht sich aus breitende Stadt hin. Sie sah die bunten, üppigen Farben der dunkelgrün erglänzenden Lorbeerbüsche, der feurigen Orangen und Granaten nicht, sie sog nicht den berauschenden Balsam der die ganze Atmosphäre durchziehen den Pflanzendüfte ein, sie empfand nicht die südliche Wärme der Novembersonne, die auf ihr winterliches Tuchkostüm einbrannte; t«- nahmslos saß fie da, nicht einmal mehr säM sich zu entrüsten. Eine wehmutsvolle Trauer legte sich allmählich auf ihr bleiches Antlitz. Immer von neuem wachte Benjamin einen Versuch, die Schwester wenigstens zum Reden zu bringen. Er kniete schließlich neben ihr nieder und küßte ihre eiskalten Finger. „Fanny, aber so mach mir's doch nicht so entsetzlich schwer! ... Ich leide unter dieser Qual schon fast ein Jahr. Ich weiß ja, daß ich nicht allein gegen Franz gefrevelt habe, sondern auch gegen dich; aber versetze dich doch einmal in meine Lage. Sellien hatte mich in seiner Hand. Wie in einem Schraub stock saß ich fest. Nicht einmal, hundertmal war ich der Versuchung nahe, mich Fran- zu Füßen zu werfen und ihm meinen törichten Leichtsinn zu gestehen. Aber — die Rücksicht auf dich - auf ihn . . Er zauderte, in seiner Rede fortzufahren: denn es war ein gequälter jammervoller Blick, mit dem ihn seine Schwester streifte. Nun stürzten ihm endlich die Tränen aus den Tilgen. Er umklammerte die zitternde Gestalt der Schwester und ließ sein Haupt auf Schoß finken. „Wie elend, wie unglücklich bin ich! '' Ach, mein Traum war's von jeher gM""' den Herd des Vaters wieder zum alten Kra«- aufzurichten! Ich wagte und wagte und ve> lor. Ich setzte meine Ehre aufs Spiel -- auch fie verlor ichI . . . Stephanie und dm> sah ich dich glücklich an KalwodaS Seite wußte, wie innig er dich liebte —, ich schwärm für euer Glück! Ach, und da hätte ich E in so abenteuerlicher Weise mit meinem ftändnis überraschen sollen? Nein, das bra« ich nicht übers Herz! Ich glaubte, er "">1 mich verachten und in seinem Zorn werd« unS allen den Rtzcken wenden!" , „Erkläre mir nichts mehr, Benjamin, A schuldige nichts! Ich glaube dir, daß du ww mein Unglück wolltest. Aber du änderst ft* nichts mehr." Lange verharrten fie schweigend beftincmvc, Stephanie hatte das Fenster geschloffen uv sich in ihren Winterumhang gehüllt, denn * fror fie. Allmählich vermochte fie den Enthüllung', Benjamins in größerer innerer Ruhe natA hängen; ein wunder Schmerz blieb ja dabei; aber wenigstens war ihr durch den M., Tod des soeben angetrauten Gatten die volle Beschämung vor ihm erspart worden. . Aus Rücksicht auf ihr Glück, daS fi- Franzens Seite finden sollte, hatte Benj^, geschwiegen — sogar den Betrug hatte er W gescheut, wo es seiner Meinung nach galt, dm armselige Glück zu schützen! Messe NAgosünl römischen Präses de- Sekretär d sorrespondk der Stn einem un gründen n itino Vicer wuchtigen log soglei uni. Der -Aschen, Hube es i iteäir die Wrend i ^schwand einem das Morrage 'n der W "ngenblick Semachy ^en Sch 'r sich in ^rde in Luniy "" seinem
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