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Allgemeiner Anzeiger : 15.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190609157
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060915
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060915
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-15
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.09.1906
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politische Aunäscbau. Deutschland. * Der Kaiser traf aus dem Manöver gelände in Liegnitz ein, wo er von der Bevölke rung stürmisch begrüßt wurde. * Prinz Albrecht von Preußen, der greise Regent von Braunschweig, wurde auf seinem Schloß Kamenz in Schlesien von einem Schlaganfall betroffen, der die rechte Seite lähmte und teilweise die Sprache raubte. * Der neue KolonialdirektorBern- hard Dernburghat seinen Einzug in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts ge halten. Er gedenkt zunächst auf Urlaub zu gehen und sich nach Beendigung dieses Urlaubs den im neuen Amt an ihn herantretenden Auf gaben eingehend zu widmen. *Die bayrische Regierung erklärt, daß an einen Ministerwechsel infolge der vor einiger Zeit im Ministerium ausgebrochenen Streitigkeiten nicht gedacht wird. Vielmehr ist nach Beilegung der Unstimmigkeiten die fernere friedliche Zusammenarbeit durchaus gesichert. *Die Fahrkarten st euer wird, soweit sich bisher übersehen läßt, gegen den Anschlag für 1906 einen großen Uberschuß ergeben. * Die Regierung hat nunmehr mehrere Härten des Frachturkundenstempel- gesetzes durch eine mildere Auslegung, die amtlich in der Mord. Allgem. Ztg/ bekannt gemacht wird, beseitigt. * Der 23. deutsche Weinbaukongreß, der in Berncastel tagte, beschloß, dem Bundes- r a t sowie dem Reichstag das Ersuchen zu unterbreiten, auf die Tagesordnung des Wein- parlamentes die wichtige Frage des Markenschutzes zu setzen. Osterreich-Ungarn. * Der österreichische Minister präsident Frhr. v. Beck hat sich zur Er örterung von Ausgleichsfragen nach Budapest begeben. Seine Verhandlungen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Wekerle haben insofern zu einem vorläufigen Ergebnis geführt, als vereinbart wurde, die den Aus gleich betreffenden Fragen einer aus ungarischen und österreichischen Fachleuten zusammengesetzten Kommission zu überweisen. Die erste Beratung wird am 18. September in Wien stattfinden. (Kommissionsberatungen über diese Fragen finden schon seit Jahren statt!) Frankreich. * Dieser Tage wird ein Minister rat abgehalten werden, der darüber beraten wird, wie das Tr ennun g s g e s etz für den Fall, daß die Kirche sich endgültig weigert, Kultus gemeinschaften zu bilden oder solche anzu erkennen, ausgeführt werden soll. Der Beschluß der Bischöfe, passiven Widerstand zu leisten, läßt Verwickelungen voraussehen, mit denen die Re gierung sich schon fetzt befassen muß. Ander seits muß die Regierung Vorbereitungen treffen, um dem Parlament sofort bei seinem Wieder zusammentritt vollständige Aufklärung geben zu können. England. *Der König von England hat den japanischen Botschafter Komura emp fangen, der sein Beglaubigungsschreiben über reichte. In Japan hofft man, daß es Baron Komura gelingt, die Beziehungen zwischen Eng land und Japan, die in letzter Zeit durch Japans Auftreten in Korea nicht gerade herzlich waren, wieder freundlicher zu gestalten. Italien. *Der Papst, der wieder völlig hergestellt ist und sich überaus wohl befindet, hat den neugewählten Jesuitengeneral Ist Wernz emp fangen. Belgien. * Der zurzeit inBrüssel tagende Polar kongreß hat beschlossen, einen Polar rat zu schaffen, der aus Mitgliedern aller Negie rungen bestehen soll, die schon einmal eine Polarexpedition ausgerüstet oder auch nur irgendwie unterstützt haben. Für den neuen Geist der Zeit bezeichnend ist, daß auch Japan, das noch nie sich um Polarforschungen kümmerte, auf dem Kongreß vertreten ist. Holland. *Der Aufstand auf der Insel Bali (Java) macht der Regierung viel zu schaffen. Wie erst jetzt bekannt wird, befindet sich die Ansiedlung schon seit langer Zeit in Hellem Aufruhr. Infanterie, Kavallerie und Pioniere wurden nun in Priok (Java) eingeschifft, um endlich die Ruhe wiederherzustellen und damit den Besitz der kleinen Insel Bali zu sichern. Norwegen. *Dem Storthing wird eine Gesetzes vorlage unterbreitet werden, nach der in allen Schulen Norwegens der pflichtmäßige Unterricht in der französischen oder englischen Sprache ein geführt wird. Spanien. * Der Ministerrat beschloß, das B er g- werksgesetz mit großer Beschleunigung aus zuarbeiten, damit es unter den ersten Gesetzes entwürfen den Cortes vorgelegt werden könne. Rußland. *Die im östlichen Teile von Russisch- Polen gelegene Stadt Siedlce ist der Schau platz eines blutigen Straßen kampfes ge worden. Als die Revolutionäre in mehreren Straßen Revolverschüsse abgaben, wurden alle Häuser plötzlich vom Militär beschossen. Damit war das Signal zu einem allgemeinen Blutbad gegeben, das sich hauptsächlich gegen die Juden richtete. Gegenüber dem Polizeiamt wurden vier Kanonen aufgestellt, die mehrere Privat häuser, aus denen gegen Soldaten geschossen worden war, gänzlich zerstörten. In fünf Straßen sind ungefähr 150 jüdische und einige polnische Läden zerstört und beraubt worden. Die Soldaten verkaufen die geraubten Gegenstände halb umsonst. Die Zahl der er schossenen und ermordeten Juden wird Ms 100 geschätzt, die der Verletzten ist viel größer. Das Verlassen der Stadt wird durch den Truppenkommandanten nur wenigen Christen gestattet, den Juden wird es untersagt. Etwa 1000 Personen wurden verhaftet. * In dem letzten Ministerrate befürwortete FinanzmiNi st er Kokowzew eine frühere Einberufung der Duma, und zwar aus finanziellen Gründen. Er hob hervor, daß die russischen Werte an den westlichen Börsen sich dann bedeutend bessern würden, wo durch die Möglichkeit einer neuen Geld beschaffung erleichtert würde. Mehrere Minister, unter ihnen Stolypin, schlossen sich dieser Ansicht an, bezweifeln aber die Möglichkeit einer schnelleren Einberufung, da die Aufstellung der Wahllisten zu viel Zeit erfordere. *Jn einem Fabrikörte in der Nähe War schaus wurden gegen Schutzleute von Un bekannten zwei Bomben geworfen, durch die zwei Beamte tödlich und acht andre leichter ver letzt wurden. Von dem Militär, das sofort zur Stelle war, wurde darauf auf die Menge, die sich am Tatorte angesammelt hatte, geschossen, und vierzig Personen sollen den Kugeln der Truppen -zum Opfer gefallen sein, die sich auch noch unerhörte Grausamkeiten gegen die Ver wundeten zuschulden kommen ließen. Amerika. * Während die amerikanische Regierung noch immer bemüht ist, dem Aufstande auf Kuba eine ernstere Bedeutung abzustreiten, sprechen sich die Berichte der Augenzeugen über die dortige Lage recht düster aus. Ein kuba nischer General traf in geheimer Mission an die Regierung von Washington in New Jork ein. Zugleich kamen Flüchtlinge, die die Lage auf Kuba als sehr ernst schildern und erzählen, daß die Rebellen in der Provinz Havanna über aus stark und gut bewaffnet sind. Afrika. * Die Hafenstadt Mogador in Marokko ist jetzt vollständig im Besitz des aufrührerischen Äerberhäuptlings Anfloos; Wider stand wurde ihm nicht geleistet, und die von Tanger abgesandten Sultanstruppen sind ebenso wie der französische.Kreuzer „Galilee" noch nicht eingetroffen. Ter englische Konsul protestierte gegen die Ausschreitungen Anfloos' und fragte ihn, ob er die Vollmacht des Sultans dazu habe, worauf Anfloos erwiderte, er erkenne keinen Sultan an. Die gesamte Garnison ging zu Anfloos über. Menschenleben scheinen glücklicherweise nicht geopfert zu sein. Asien. * Die chinesische Regierung hat in einem Rundschreiben an die Mächte mitgeteilt, daß Antung und Tatungtau für den fremden Handel geöffnet sind, und daß ein Zollamt für beide Plätze in Antung eingerichtet wor den ist. * Chi na erhebt von neuem Protest gegendieErrichtung japanischerGerichts- höfe in Kwangtung mit der Begründung, daß nach den früheren Abmachungen mit Rußland die chinesischen Staatsangehörigen nicht gehalten gewesen seien, den Gesetzen des Staates, an den das Gebiet verpachtet sei, zu gehorchen. China protestiert auch gegen den Titel eines Generalgouverneurs, der dem obersten japani schen Beamten in der Provinz Kwangtung bei gelegt wird. (In der Provinz Kwangtung liegt Port Arthur, die Japaner haben sich dort ebenso eingenistet, wie seinerzeit die Russen, und sie werden drin bleiben, mag China protestieren so viel eS will.) Japan unä Xorea. Japans Zwangspolitik in Korea wird in einem Londoner Blatt in einer Weise gekenn zeichnet, die vielen Politikern in England als ein nicht mißzuverstehendes Zeichen der gegen wärtigen Beziehungen zwischen London und Tokio gilt. Das Blatt gibt seinem Korrespon denten in Korea, der eben nach London zurück gekehrt ist, das Wort, um die japanfreundlichen Darstellungen der ,Times'' Lügen zu strafen. Der Korrespondent erklärt, daß seine Depeschen, die seinerzeit die Gewaltmaßregeln der Japaner und des Marquis Ito festgenagelt haben, sich auf tägliche eingehende Mitteilungen stützten, die der Marschall des kaiserlichen Palastes in Söul selbst ihm täglich sofort nach den Konferenzen Itos und Viscount Hayaschis mit dem Kaiser und dessen Räten in die Feder diktierte, über dies brachte der Korrespondent ein Original schreiben des Kaisers, mit dem er regelmäßig verkehrte, mit dessen Staatssiegel versehen, mit, das ausdrücklich erklärt: 1) Der Kaiser hat weder den Vertrag, den Mr. Hayaschi und Pak Tichi Soon am 17. No vember 1905 vollzogen haben, unterzeichnet, noch auch dieser gewaltsam durch militärische Drohungen dem koreanischen Minister abgerungenen Urkunde je seine Zustimmung oder Sanktion gegeben. Sie trägt nicht das kaiserliche Siegel. 2) Der Kaiser mißbilligt auch die Einzel heiten dieses Vertrages, wie ihn die Japaner veröffentlicht haben. 3) Der Kaiser hat die Souveränität Koreas proklamiert und bestreitet, durch irgend eine Handlung diese seine Souveränität irgend einer auswärtigen Macht (das heißt Japan) Übermacht zu haben. 4) Er hat insbesondere niemals die Über nahme der Kontrolle der inneren Verwaltung des Landes durch Japan sanktioniert. 5) Er hat auch nie der Ernennung eines japanischen General-Residenten zugestimmt noch auch je an die Möglichkeit einer Ernennung eines Japaners gedacht, der die kaiserliche Macht in Korea auszuüben hätte. 6) Der Kaiser fordert schließlich die Groß mächte auf, ein gemeinsames Protektorat über Korea auf eine Periode von nicht mehr als fünf Jahren zu übernehmen, und zwar bezüglich der Kontrolle der auswärtigen Beziehungen Koreas. Dieses interessante Dokument datiert vom 29. Januar 1906. Die erwähnte Konvention vom 17. November 1905, auf die bekanntlich Japan sich stützt, ist weder von dem koreanischen Ministerpräsidenten noch von den Ministern der Justiz und der Finanzen unterzeichnet, die alle trotz der Drohung des Marquis Ito in jener historischen Nachtsitzung bei ihrer Weigerung be harrten und deshalb schließlich ins Gefängnis und ins Exil wandern mußten. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Koreas seiner-! seits bezichtigt die Japaner, ihm sein Amtssiegel I mit seinem Namenszuge aus dem Ministenum gewaltsam entwendet zu haben, um es dann fälschlicherweise zur Ausfertigung dieses angem liehen „Friedens- und Freundschafts-Vertrages zu verwenden. Es ist Wohl nicht allzu schwarz gesehen, wenn man behauptet, daß „Korea noch häufig ein Streitobjekt für die beiden Ver bündeten England und Japan sein wird. Von !^ak uncl fern. X Ei» einträglicher Beruf. Die Hebamme des jüngsten Hohenzollernsprossen, Frau verwitwete Oberpostassistent Kotzler m Steglitz, hat aus Anlaß der Geburt des Prinzen Wilhelm von dem Kronprinzen 1500 Mark, von der Kronprinzessin 300 Mark und eine kostbare Brosche mit dem Bildnis des Kronprinzenpaares zum Geschenk erhalten. Diesen Präsenten fügte die Kaiserin eine sehr wertvolle Brosche mit de« Bildnis des Kaiserpaares hinzu. X Eine Stadtratssitzunfl im Freie» fand letzthin in Höhscheid (Westfalen) statt. M Rücksicht auf die ungewöhnlich große Hitze, die im Sitzungssaale herrschte, stellte Beigeordneter Neeff vor Eintritt in die Tagesordnung dec Stadtratssitzung den Antrag, die Sitzung i» einem benachbarten Restaurationsgartcn abzu halten, der an den Wochentagen vom Publikum nicht besucht wird. Der Antrag wurde, nachdem der Vorsitzende erklärt hatte, daß er mit der Städteordnung nicht im Widerspruch stehe, da die Sitzung ja nicht in einem Wirtshause statt' finden sollte, zum Beschluß erhoben. Das Kollegium brach sofort auf und tagte sodann im Garten unter schattigen Bäumen. Ein Bubenstreich. Der sog. „Molken baum" auf dem Meißner bei Frankershausen, in dessen Schatten so mancher Meißnerwandcer rastete, um den herrlichen Ausblick in d>e malerische Umgebung zu genießen, ist durch ein von Frevlerhand in seinem hohlen Stamm ent zündetes Feuer eingeäschert worden. Nach zwei tägigem Brande stürzte die mächtige, 600 Jasste alte Linde, der stärkste Baum im ganzen Esch weger Kreis, in sich zusammen. Der Doppelmord in Osterode a. H " dem die Rentiere Witwe Reinhardt und W Nichte Fräulein Gundelach zum Opfer fielen, hat nun eine teilweise Aufklärung gefunden. Der Täter wurde in der Berson des aus Amerika zurückgekehrten Pflegesohnes der Ren tiere Reinhardt ermittelt. Ein Verhaftsbefeh' gegen den nach Amerika zurückgereisten Mörder ist erlassen worden. Da nach dem bisher fest- gestellten Befunde ein Raubmord ausgeschlossen ist, so bleibt nur die Annahme übrig, daß die grausige Tat in einem Anfall von Irrsinn aus geführt wurde. Kirchcndiebstahl. Bei den Wiederhec- stellungsarbeiten der Katharinenkirche in Ham burg wurden von einem Gehilfen zwei wertvolle Altarleuchter gestohlen und bei einem Trödler verkauft. Der Täter wurde verhaftet. Ei» schreckliches Unglück ereignete iich auf den Kruppschen Werken in Rheinhausen- Dort rangen zwei Arbeiter scherzweise mit einander, wobei sich einer aus einer Kanne, die er in der Hand hielt, mit Benzin bespritzte. In dem Handgemenge kam er dann schließlich einer herabgelassenen und geöffneten elektrische» Bogenlampe zu nahe und stand sofort in Hellen Flammen. An den schrecklichen Verletzungen ist der Unglückliche nach kurzer Zeit gestorben. x Eine Beerdigung ohne — Leiche. Ein peinlicher Vorfall hat sich in Köslin i. P- ereignet. Eine im dortigen städtischen Kcanken- hause verstorbene Frau von auswärts sollte beerdigt werden. Trauernde Hinterbliebene hatten sich zahlreich eingefunden und der zu ständige Geistliche hielt nm Sarge die übliche Leichenrede, worauf die Beisetzung erfolgte. AM Tage darauf wurde in einer Kammer des Krankenhauses eine weibliche Leiche anfgefunden, die man als diejenige der vermeintlich begra benen Frau erkannte. Das Grab und der SasS wurden geöffnet und dieser war — leer. Dir Leiche wurde nun in aller Stille in den ScH gelegt und ordnungsgemäß auf dem Fricdhost beerdigt. Ä Sm frauenieben. 9) Erzählung von Fritz Reutter. (Fortsctzung.l Erschöpft ruht Bruno endlich in einem kleinen Gasthof an der Straße aus und wendet von da seine Schritte wieder nach dem Landhaus zurück. Er muß zurückkehren und muß auch eine Entschuldigung für seine lange Abwesenheit finden. Aber er ist entschlossen, am Morgen das gastliche Haus für immer zu verlassen. Das Leben in Japan hatte ihn größerer körperlicher Anstrengungen unfähig gemacht und als er nach Lindenhorst zurückkehrt, ist er so reisemüde und erschöpft, daß er den erstaunten Blick des ihm öffnenden Dieners wohl bemerkt. „Herr Baumbach ist in seinem Arbeits zimmer und wMcht Sie zu sprechen, Herr Doktor," spricht der Diener. Bruno begibt sich unverweilt dorthin. Im matten Schein der beschirmten Lampe sind seine Augen ganz geblendet, und erst nach einigem Zögern erblickt er Baumbach am Schreibüsch sitzend, den Kopf in die Hände gestützt, während Gertrud in der Nähe des Ofens steht. Im gleichen Augenblick fühlt er auch, was seiner harrt. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür hat sich Baumbach erhoben und eilt Bruno mit einem Brief in der Hand entgegen. „Ich habe auf dich gewartet," spricht er mit einer Stimme, die Bruno kaum noch als die seines Freundes erkennt. „Dieser Brief hier bedarf einer Erklärung von dir. Du wirst sie mir geben müssen." In den Worten klingt weder eine Anklage noch ein Vorwurf; dennoch wendet sich Bruno Stauffer der Lampe zu im Gefühl, als hätte er einen unerwarteten Schlag von Freundes hand erhalten. Im Zimmer ' herrscht peinliches Süllschweigen. Wie er mit dem Briefe in der Hand im Lichte der Lampe steht, werden seine Augen so trübe und verwirrt, daß er die Buchstaben gar nicht mehr sieht. Seine Hand zittert. Erst nach einer Weile gelingt es ihm, sich zu fassen, und langsam liest er. Die klare, leicht lesbare Handschrift ist ihm von früher her bekannt; auf diesem Briefe aber erscheint sie undeutlich, mit Tränen verwischt. Er liest: „Mein lieber Freund! Ich gehe fort. Ich kann Sie nicht heiraten, und die einzige Freundlichkeit, um die ich Sie bitten möchte, ist die, daß Sie nie versuchen, mir zu folgen. Die Erklärung dafür müssen Sie von Ihrem Freunde, Herrn Stauffer, ver langen, mir fehlt der Akut dazu. Er wird Ihnen sagen, wer und was ich bin. Er wird Ihnen sagen, daß ich kein Recht habe, mich in Ihrem Hause aufzuhalten — daß ich Ihre Güte, Ihre Freundlichkeit, Ihre Liebe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ange nommen habe. Indem er Ihnen das alles sagt, begeht er gegen mich durchaus kein Un recht — er wird nur gerecht handeln. Wenn Sie je unfreundliche, bittere Gedanken gegen mich hegen sollten — und gewiß werden sie kommen — so denken Sie auch daran, wie schwer ich versucht wurde durch Ihre Liebe und durch Gertruds Wohlwollen. Sie ist die einzige Frau, die sich mir je freund lich erwiesen — sagen Sie ihr das, damit sie es nie vergißt. Verzeihen Sie mir, Sie und Gertrud, und vergessen Sie für immer die unglückliche Frau, deren Schatten Ihr glück liches Leben eine Weile verdunkelte." Der Brief war mit „M. F." unterzeichnet, den Jniüalen, die für beide Namen, den echten und den falschen, standen. Als er zu Ende gelesen, bleibt er, die Augen immer noch auf den Brief geheftet, regungslos stehen. Baumbach kommt einen Schritt näher. „So sag' mir doch," ruft er mit heiserer, scharfer Sümme und zitternden Lippen, „was war sie dir, oder du ihr, daß du zwischen uns treten mußtest?" Bruno blickt in die wilden Augen, die ihn haßerfüllt anstarren. „Bei Gott! Ich kann es nicht länger er wägen!" ruft er leidenschaftlich. „Sie selbst soll es dir erklären. Warum fragst du sie nicht?" „Sie verließ uns heute nachmittag," ant wortet Georg etwas weniger heftig. „Der Brief lag auf meinem Schreibtisch, und ich fand ihn erst vor etwa einer Stunde. Ich ritt nach ihrem Haus hinüber fand es aber geschlossen, und als ich läutete und klopfte, erschien endlich ein altes Weib, ihre Dienerin, an einem Fenster und ant wortete mir, ihre Herrin wäre bereits zu Bette gegangen und dürfte nicht gestört werden. Willst du es mir also jetzt sagen ?" „Sie kann es dir morgen früh sagen," ver setzt Stauffer eigensinnig. „Warte bis dahin." „Warten! — Willst du mich zur Ver zweiflung treiben I" und er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Sprich — hörst du, sprich!" „Georg, Georg!" ruft Äerwud schluchzend, ihn zurückhaltend. Ihre Stimme mildert Brunos Zorn. Ec blickt seinen Freund fast mitleidig an. Schließ lich mußte es ihm doch gesagt werden. „Die Frau war und ist mir gar nichts," be ginnt er endlich langsam, als müßte man Hs" die Worte entreißen; „unglücklicherweise aber bin ich mit dem Geheimnis ihres vergangenen Lebens verstaut." Er sieht, wie Baumbach ein wenig schwankt und sich dann schwer und steidebleich auf den Schreibtisch stützt. „Ihr vergangenes Leben . . ." wiederholt er heiser. Bruno erkennt, daß das, was er jetzt zu sagen hat, am besten rasch gesagt wird, so fährt er fort: „Du erinnerst dich vor fünf Jahren an den großen Prozeß Forster. Du selbst interessierten dich dafür. Du bemitleidetest jene Frau — du bemitleidest sie jetzt. Damals kanntest du sie al^ Mathilde Forster, jetzt ist sie dir auch unter dem Namen Martha Falkner bekannt." Er' wendet sich weg. Die Wirkung dieser Worte möchte er nicht sehen. Totensülle liegt im Zimmer. Nur Gertruds Schluchzen unter bricht das Schweigen. Sie blickt ihren Bruder an, wagt aber nicht, ihn anzureden oder zu be rühren. , „Der Prozeß Forster — ich erinnere mich, Pols dort einer Chris und gewo noch die e 3 sind heim Schv Z Nied, MI Blich Selb > Selt Tage Genu Bühn den! bereit über sich, Füed U fache die L> arme suchur Schai unter; Vaste Marx ein H Halter L auuqo benchl lund, residie Herr, Äasen Nädä Wren Kindei nicht Worai »Entsc ohne Friedr Alerar Null - Ei warst Duell- Alfon- Herzo; Meinte Onkelt dulde heilen; Darau der T< toll ge ersucht, Villav DasZ krhiw erhielt . Ei Manisä desond Das? 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