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Allgemeiner Anzeiger : 11.08.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190608114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060811
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060811
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-11
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 11.08.1906
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^Medenen Städten Stücke zehn bis zwölf M unter den von den großen Banken an- Vmen Preisen an. Die Folge war, daß un- Mer viele Aufträge einliefen, auf die natürlich /übliche Anzahlung geleistet werden mußte. Als sAn, die mit den Gepflogenheiten der Börse Be- HaM davon, daß ein LaMmüMi sich im Hau-e des deutschen Konsuls selbst den Tod gegeben habe. Eine dunkle Ahnung trieb mich sofort dahin. Der Körper des Selbstmör ders lag noch im Hausflur aufgebahrt, ich er kannte den Leichnam Benjamins. Hastig ließ ich mich beim Hausherrn melden, und da ver nahm ich, daß Benjamin Plügge ihm kurz zuvor ein umfassendes Geständnis über seinen an Kalwoda verübten To.schlag abgegeben hotte. Der Konsul hatte ihm bedeutet, daß er daraufhin seine Festnahme veranlassen müsse. Traurig hatte Benjamin mit dem Kopf gen ckt, nm seine Zustimmung zu erkennen zu geben Während der Konsul aber nach dem Personal klingelte, zog Benjamin eine bis dahin versteckt gehaltene Waffe — es war ein Stilett von roher Arbeit, wie sie dort am Hafen in den Gewölben der Araber feilgehalten werden —, urd ein wohlgezielter Stich ins Herz machte seinem verfehlen Dasein auf der Stelle ein Ende." Ergriffen schwieg der Ingenieur. Auch Bonziani sprach nicht. Nach einer geraumen Weile erst trug Arnold den Schluß seines Berichtes vor. Der Konsul hatte ihm versprochen, das amtlich beglaubigte Dokument, das die Beichte Benjamin Plügges enthielt, mit dem nächsten deutschen Schiff an den Berliner Gerichtshof abzusenden. Ihm selbst empfahl er, fich^ unverzüglich gleichfalls nach Berlin zu begeben und seine Ankunft telegraphisch vorauszumelden. Arnold hatte noch die Mittel für die Bestattung Benjamins Mückgelassen, fast Seidendiebstahle. Schon seit längerer Zeit war den Schweizerischen Postbehörden der rege Ver kehr in Seidenwaren zwischen Zürich und Ferrara aufgefallen, es hatten sich jedoch keine Anhaltspunkte ergeben, daß es sich um ge stohlene Waren handele. Bei dem Streit der beiden Frauen stellte sich heraus, daß diese die italienischen Agenten einer Diebesbande sind, die in einer Züricher Seidenfabrik angestellt ist und die Diebstähle in großem Umfange voll führt. Es gelang, die Bande zu verhaften. Ein Pcrlenkollier im Werte von 170 00V Mk. gestohlen. Im Kursaal von Ostende ist in der Nacht einer Dame ein Perlenkollier, das einen Wert von 170 000 Mk. hat, entwendet worden. Es befand sich in einer goldenen Börse, die mit Diamaten und Saphiren besetzt ist. Sie enthielt außerdem einen belgischen Tausendstankschein. Von dem Diebe fehlt noch jede Spur. Eine Nachricht von Sven Hedin. In Stockholm lief von Sven Hedin, der seit 1905 auf einer neuen Forschungsreise durch Persien, Indien und Tibet unterwegs ist, folgendes Telegramm ein: „Lek, 2. August. Alles wohl; die Reise gestaltet sich vielversprechend; unsre Karawane ist groß und wohl ausgerüstet; wir haben 120 Lastträger und ausgezeichnet zuver lässige Diener." (Ob Sven Hedin auch Tibet wird durchqueren können, wird von den Eng ländern abhängen, die sich bisher weigerten, irgend jemand das Hochland von Tibet betreten zu lassen.) Unfall eines New Parker Aährbootes. Dreihundert Männer, Frauen und Kinder, die der drückenden Hitze wegen in Coney Island übernachtet hatten, gerieten in furchtbaren Schrecken, als das Fährboot „Binghampton" das Fährboot „Elmira" am Dock Hoboken an rannte. Jeder lief nach dem Reitungsgürtel, viele Frauen und Kinder wurden niedergerannt. „Binghampton" erhielt ein Loch über der Wasserlinie, konnte aber die Passagiere landen. Eine große Anzahl Personen wurde verletzt. New Dork schmachtet unter einer drückenden Schwüle. Die Strandplätze sind infolgedessen überfüllt, und zehntausend New Iorker über nachteten auf Coney Island (einer benachbarten Insel) im Freien. Aus Angst am Herzschlage gestorben ist in Springfield (Amerika) der bekannte Waffen fabrikant D. B. Wesson, ein 20 facher Millionär, im Alter von 81 Jahren. Er wurde seit dem Herbst v. von der italienischen geheimen Terroristen-Gesellschaft der „Schwarzen Hand" mit Dynamit-Attentaten bedroht, falls er nicht eine große Summe zahle. Er lebte infolgedessen in ständiger Furcht, die auf ihn körperlich so schwer einwirkte, daß er jetzt einem Herzschlage erlegen ist. Gerickwkatte. Düsseldorf. Der Rangierer Wilhelm Nöhlen hier und dessen Ehefrau hatten fortgesetzt das jährige Töchterchen des Mannes aus erster Ehe mißhandelt. Das Kind wurde häufig braun und blau geschlagen, es mußte hungern und dursten und bot am Montag vor dem Schöffengericht einen mit leiderregenden Anblick. Nachbarn, die den über- handnehmcnden Grausamkeiten nicht mehr länger zusehen konnten, erstatteten schließlich Strafanzeige gegen das Ehepaar, das seine Behandlungsweise mit dem angeblichen Eigensinn des Kindes zu ent schuldigen versuchte. Die Fran wurde als Haupt schuldige zu 3 Monat Gefängnis und der Mann, der vornehmlich unter dem Einflüsse der Frau ge handelt hatte, zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. Mannheim. Ein früherer Schutzmann, der Nähmaschinenreisendc Ernst Hermann Hennig, hatte sich vor dem Schöffengericht hierselbst als Radmarder zu verantworten. Hennig hatte in kurzer Zeit hier und in der Umgegend nacheinander zehn Fahrräder, gestohlen. Es wurde auf eine Gefängnisstrafe von einem Jahr acht Monat er kannt. ZU dem Untergang des italienischen Dampfers ,Mis" eines Schriftstellers. Der Mndüche Schriftsteller Erich Salbey ermordete > E nachts seine Geliebte, die 31 jährige 8-» ^^Euferin Elise Gebhardt durch einen ' mvmchuß. Hierauf richtete der Mörder die age gegen sich selbst und verletzte sich schwer. !.Es jugendlichen Alters — er war am 1884 i» Erfurt geboren — hat Erich Talbey unter dem Pseudonym Rudy von ""d R. Lorek schon verschiedene Romane, usw. verfaßt und war auch Medakteur der in Leipzig erscheinenden ,Zeit- Mit seinen literarischen Erzeugnissen M er aber wenig Erfolg gehabt. Vor einiger «» machte er unliebsam von sich reden, indem ..^tnde Novellen mit seinem Namen ge- f »"d sie dann als sein geistiges Eigentum Ee drucken lassen. Dabei kam auch zutage, A er vor Jahresfrist mit zwei Buchbesprechun- eines Wiener Schriftstellers in gleicher Amte, verfahren war, was aber damals von dem schädigten aus Mitleid mit Salbey nicht ver- Mnmcht worden war. ^rn Raubvogel auf der Lokomotive. M seltsames „Attentat" wurde dieser Tage auf Nachtschnellzug Berlin-Mailand zwischen den Mtwum Thayingen und Herblingen verübt. ?? sich der Zug in voller Fahrgeschwindigkeit Md, flog plötzlich morgens gegen 5 Uhr, das Mter der Lokomoüve zertrümmernd, ein mäch- N Mäusebussard vor die Füße des Führers. man sich von der Überraschung einiger- Akn erholt hatte, machte der Heizer dem sich Mmd wehrenden Raubvogel mit dem Taschen- Mr den Garmis. Das prächtige Tier, das Spannweite von 1'/- Meter aufweist, ist A Firma in Konstanz zum Ausstopfen über- Uen worden. M Um 800 000 Mark betrogen. Die (Mr Behörden haben gegen einen falschen Börscn- einen Haftbefehl erlassen. Der Makler, ein Miier C., hat es verstanden, mit Hilfe von AMlen, die von dem betrügerischen Vorgehen des M keine Ahnung hatten, das französische Akum um 800 MO Mk. zu betrügen. Als im A d. die russische Anleihe in Frankreich zur Ahnung aufgelegt wurde, bot er in den /medmen Städten Stücke >°r Stephanie lumr-nen — aw der Schwelle A ereilte ihn der jähe Tod. Kalwoda halte M einmal die Hand mit der ausblitzcnden Me gesehen, die sich nach seinem Leben aus- § «Unglücklicher, unseliger Men-ch!" kam eS c/N Stöhnen gleich endlich von Bonzianis „De». „Nein, dem Armen Hal? keine Buße zl Eiden mehr; ewige Verzweiflung mußte seine Fersen Helten." rAwald nickte gedankenvoll. „Ich riet ihm zu nichts mehr, ich schwieg, zugleich «Am und zugleich entsetzt. Er aber meinte, kNrde. mir vielleicht recht sein, wenn er N Geständnis mir auch noch schriftlich mit- Ich verzichtete darauf. Ich fragte ihn N' was ich seiner Schwester sagen sollte, M ich ihr wieder begegnen würde. Da er, ohne eine Silbe zu erwidern. Ich Mte endlich das Schiff verlassen, denn die -Ar sEen gelichtet werden. Materielle Unter- .,?»ng nahm Benjamin nickt von mir an. Er -, ?uch we ne Verzeihung nicht für den ^uchleruchen Überfall, den er mir zugedacht . einmal ermahnte ich ihn, sein >u d°M erfuhrst du von dem jähen Ende, Leben bereitet hat?" forschte Arnold schüttel,» c-. w;,,j das Haupt. Munde später hörte ich aus dem deutschen Kaufleuten am L wissen, die Zuteilung zu lange währte, er- M'gten sie sich bei den Agenten, und diese wieder Men an den Inhaber, erhielten jedoch keine Ant- N Als Nachforschungen angcstellt wurden, N l'ch heraus, daß der „Chef" mit dein Gelde Nwunden war. Bisher fehlt von dem gerissenen Zindler jede Spur. i?as englische Schlachtschiff „Montagu" I Mren. Nachdem die Versuche, den bei der Mi-Insel gesunkenen Kreuzer „Montagu" Nss flott zu machen, gescheitert sind, sind die N»en Zur Befreiung des Schiffes von der Lokalität endgültig aufgcgebeu worden. N will von dem Schiff nur noch retten, was k°iim ist. -N Schreckliche Familicntragödic in Estland. Als ein Gärtner in Neilston in Nyland sein Haus verlassen und sich an die dR begeben hatte, ging seine Frau mit einem Minesser in das Kinderzimmer, zog das Ke, sechs Jahre alte Kind aus dem Bett t. schnitt ihm die Kehle durch. Durch das schrei erwachte das älteste Mädchen und rief L „Mutter, was hast du getan?" und N'e ihr das Rasiermesser wegreißen. Sie A jedoch zu spät, die Mutter, die anscheinend Ach von einem Wahnsinnsanfall betroffen Am war, schnitt sich selbst die Kehle durch A starb im nächsten Augenblick. Die drei A liefen auf die Straße, das jüngste hielt L die blutende Kehle zu, Rettung war nicht möglich, es starb noch im Hauseingang. Edclweistsuchen verunglückt. Ober- N der Station Eismeer der Jungfraubahn Ae Rudolf Baumann von Grindelwald tot Mfunden. Er ist beim Edelweißsuchen abge- ht oder vom Blitz erschlagen worden. A. Der Zufall als Entdecker groster ^stähle. Ein Streit zwischen zwei Frauen ! worden folgende weitere Einzelheiten bekannt: mrrara führte zur Entdeckung umfangreicher 1 An den Rettungsarbeiten nach dem Scheitern des italienischen Auswandererschiffes „Sirio" bei Bajas Hormijas, auf der Höhe von Kap Palos, beteiligte sich, nachdem der Dampfer „Maria Luise" aus Oran die erste Hilfe gebracht hatte, auch ein deutsches Schiff. Die Schwere der Katastrophe wird übereinstimmend darauf zurück geführt, daß der Kapitän, als der „Sirio" in folge seiner eigenen Unachtsamkeit auf eine Felsenklippe lief, sofort vollständig den Kopf verlor und sich durch einen Revolverschuß tötete. Alsbald gerieten sowohl die Besatzung, wie namentlich die zu neun Zehnteln aus Italienern der unteren Volksschichten bestehenden Passagiere völlig außer Rand und Band. Die Mehrzahl der Männer zog ihre Messer und auf dem sinkenden Schiffe entspann sich ein blutiger Zur Schiffskatastrophc bei Cartagena. Kampf um die Rettungsgürtel und um die Plätze in den Booten. Telegramme mit Äuße rungen von überlebenden Augenzeugen geben ein schaudererregendes Bild der dabei be gangenen Grausamkeiten, namentlich an Frauen und Kindern, die die Offiziere vergeblich zuerst in den Booten unterzubringen suchten. Den mit denen des ungenannten deutschen Schiffes vereinigten Anstrengungen eines französischen und eines spanischen Dampfers gelang es schließlich, ungefähr 550 Personen nach Alicante und Carta gena zu retten. Die Zahl der Opfer wird in der letzten amtlichen Meldung auf 345 beziffert, doch dürfte, da mit dem inzwischen gesunkenen Schiff sämtliche Papiere untergegangen sind, die genaue Zahl überhaupt nicht festzustellen sein. An die benachbarte spanische Küste werden fort gesetzt Leichen und Schiffstrümmer angespült. Die Geretteten befinden sich, ihrer sämtlichen Habseligkeiten beraubt, in trostlosem Zustande. Ein ganze Anzahl ist durch fallende Balken und Raaen sowie durch Messerstiche lebens gefährlich verwundet. Unmittelbar nach dem Schiffsunglück eilten alle in der Nähe des „Sirio" befindlichen Fahr zeuge zu Hilfe. Der Kapitän des „Joven Miguel" legte beim „Sirio" an und zwang mit dem Revolver in der Hand seine Besatzung zur Hilfeleistung. Dadurch konnten 300 Passa giere gerettet werden. Ein andrer spanischer Dampfer rettete 200 Personen. Amtlich wird bekannt gegeben, daß die große Mehrzahl der geretteten Passagiere Ausländer seien. Der Erz bischof von Para in Brasilien konnte gerettet werden, während der Bischof von Sao Paulo ertrank. Die Verunglückteil sind meist Frauen und Kinder, Passagiere der ersten und zweiten Kajüte. Die Zahl der Geretteten ist noch nicht mit Sicherheit anzugeben, da man solche noch. an Bord des deutschen und des englischen Dampfers vermutet, die den Schiffbrüchigen Hilfe leisteten und dann weiterfuhren. Kolonie wohl an 2 000 000 Mk. gespendet hat. Der alte, jetzt fast achtzigjährige Herr, der für diese Ansiedelung besondere Vorliebe hegt, wollte damit allen stellungslosen Deutsch sprechenden fern von der Heimat einen Sammel punkt bieten. In den ersten fünf Jahren wurden an 2500 Leute ausgenommen, von denen 900 wieder in das Vaterland zurück kehrten, 600 anderweitige Stellungen fanden und 200 durch Unterstützungen von ihren Ver wandten wieder auf eigene Füße gestellt wurden. Die übrigen verließen die Kolonie ohne Grund oder wurden als schlechte Elemente ausgeschieden. Wirkliche pekuniäre Erfolge erzielte die Kolonie erst im letzten Jahre, in der die auf ihr her gestellten Produkte einen bedeutenderen Ertrag brachten. Im Sommer sind gewöhnlich fünfzig Mann in der Ansiedelung, während im Winter die Zahl auf 90—100 steigt. Es sind Menschen der verschiedensten sozialen Stellung und der mannig fachsten Berufe, aber sie finden sich sehr schnell in ihre neuen Lebensbedingungen. Sie werden je nach Berufen beschäftigt. Besonders zahl reich sind die Kellner unter ihnen, denn diese kommen sehr zahlreich nach England, um dort die Sprache zu lernen, und wenden sich dann, wenn sie keine Stellung haben, an den Konsul. Der Konsul sendet die Leute, die ihn um Unterstützung bitten, nach der Kolonie, wo sie beschäftigt werden, bis sie eine andre Stellung finden oder so viel Geld gespart haben, um die Rückfahrt nach Deutschland bezahlen zu können. Bei der letzten Heuernte waren die Kellner besonders zahlreich in der Kolonie be teiligt, und auch jetzt wieder stellen sie bei der Kornernte das stärkste Konüngent. Zu Anfang wurde in der „Deutschen Arbeiterkolonie" nur wenig Landwirtschaft betrieben und zehn Mann konnten die ganze Arbeit bequem verrichten. Seitdem hat aber die Landwirtschaft stark an Ausdehnung gewonnen und erfordert vielmehr fleißige Hände. Auch die Korbflechterei, die bald eingerichtet wurde, hat sich sehr entwickelt, und bietet einen recht schönen Ertrag. Zwanzig Acres sind zu Obst- und noch mehr zu Gemüse gärten umgewandelt worden, die sorgfältig be stellt werden. Die weiten Kartoffelfelder be finden sich in vorzüglichem Zustande. Besonders wird viel Sauerkraut von hier nach London an deutsche Kaufleute verkauft. Deutsche in London sind überhaupt die besten Abnehmer der Kolonie und lassen sich von ihr mit Geflügel und Eiern, Butter, Milch und Schweinefleisch, sowie mit Früchten und Gemüsen versorgen. Zwei Dutzend schöner Milchkühe stehen in den Ställen, dazu zwei Ochsen und fünfzehn gute Ackerpferde. Die Kolonie hat ihre eigene Schmiede, wo alle Geräte für die Landwirtschaft gemacht und re pariert werden, ihre eigene Bäckerei, ihren Schuh macher, Schneider, Sattler, Buchbinder und ein eigenes Löschhaus mit einer Handspritze, die die Kolonisten in häufigen Feuerwehrübungen be dienen lernen. Auf der Ansiedelung werden ferner Ziegel, Zement und Abzugsröhren fabriziert. Der Genuß von Alkohol wird nicht geduldet; die Leute erhalten als Bezahlung für ihre Arbeit Coupons, mit denen sie in der Kolonie Tabak, Kleider, Bücher und alles andre Notwendige kaufen können und die ihnen in bar umgewechselt werden, wenn sie die Kolonie verlassen. So geht von dieser wohltätigen und gemeinnützigen Anlage ein reicher Segen aus, der den in Un glück geratenen. Deutschen in England vor der größten Not bewahrt. Cm äeutlckes Arbeiterkeim m England. A Eine Kolonie für arbeitslose Deutsche, die in England leben, ist im Jahre 1900 auf einem alten, schönen, fruchtbaren Nittergute, neun englische Meilen von Hertford, eingerichtet worden. Von diesem freundlichen Zufluchtsort, der schon so manchem unsrer Landsleute Rettung und Hilfe geboten hat und dessen segensreiche Wirkung sich immer weiter aus dehnt und immer schönere Früchte trägt, erzählt Percy Izzard im ,Daily Expreß'. Die Idee der Gründung ging von einem hoch herzigen Menschenfreunde, Baron Schröder, aus, der zur Erwerbung und Einrichtung der Kuntes Allerlei. ob. Die Zeiten ändern sich. George (auf dem Nachhausewege zu seiner Frau) „Was für eine jämmerliche Straßenbeleuchtung!" — Mann: „Das sagst du jetzt. Früher, als wir verlobt waren, fluchtest du jedesmal, wenn eine Straßen laterne in Sicht kam!" Immer zerstreut. Frau: „Eben ist uns die Todesanzeige von deinem Studiengenoffen L. zugekommen." — Professor: „So, denkt der auch wieder einmal an mich." (.M-gg.q Eine schwierige Sache. „Da ist wohl Revolution ?" — „I wo, es hat einer ein Zwanzig markstück verloren, und das helfen ihm die Leute jetzt suchen!" c,D°rfb.-) — gleichzeitig mit dem brutschen Schiss, dar den wichtigen Eilbrief des Konsuls sort- schafsle, hatte er sich dann selbst auf dem italienischen Dampfer nach Brindifi einge- schiss-- * * * Weder beim überschreiten der österreichi schen Grenze noch beim Betreten deutschen Ge bietes erfuhr Arnold Struck irgend eine Be lästigung. Arnold wunderte sich daher über die steigende, schließlich fast krankhafte Aufregung seines Begleiters. „WaS ist dir nur, Vater Bonziani?" fragte er oftmals in wirklich ernster Sorge. Er hatte den alten Mann im Halbschlaf häufig ver worren reden hören. Je weiter der durch die Nacht eilende Zug, der am Abend des folgen den Tages die Reichsharptstadt erreicht haben ölte, nach Norden gelangte, desto beängsti gender ward das scheue, ärgstliche Wesen Bonzianis. Der Italiener setzte ein paarmal an, um die ihn quälende Nachricht über die Lippen zu bringen, um Arnold in das große Leid einzuweihen, das Stephanie in der Zwischen zeit erfahren hatte. Aber er fand den Mut der Rede nicht Von Stunde zu Stunde schob er's hinaus. Ec duldete insgeheim Qualen unter dem Drucke der traurigen Pflicht, die ihm zu erfüllen noch oblag, bevor fie Berlin er reicht hatten. So verging die Nacht, ohne daß er dem jungen Freunde Rede gestanden hätte; auch am Morgen kam er zu keinem EaN'chluß Aut die besorgten Fragen Arnolds sand er hundert wirre Ausflüchte. Der zweite Reisctag näherte sich seinem Ende. Arnold war ernst gestimmt; aber doch lag eine gewisse Seligkeit in seinem Ausdruck, w oft er den Namen der Geliebten in den Mund nahm. Feucht schimmerte es in seinen Augen, als er dem Freunde gestand, daß er mit Siephanie damals in Pegli auch schon über die weitere Zukunf gesprochen batte: daß sie, noch ehe dieses neue Jahr schied, ein glück liches Paar werden wollten. „Dann trüben die Schatten des Todes unser Glück nicht mehr, längst decken dann die Hügel den armen Krl- woda und den bedauernswerten, verirrten Benjamin, hier oben in dem märkischen Sand und dort unten jenseits der Palmengrenze am Rande Arabiens. Bonziani erduldete alle Qualen der Spannung. Man hatte nun auch schon die preußische Grenze überschritten, ringsum bedeckte eine weiße Schneehülle das flache nordische Land, und der verzweifelnde Italiener, der furchtsam in die Ferne schaute, war noch immer un fähig, dem Freunde den grausamen Schmerz anzutun. Die stille Seligkeit in Arnolds Blicken wich nun aber doch wieder ängstlicher Erregung, als er die bleiche, verstörte Miene seines väterlichen Freundes genauer musterte. G 2ö (Schluß folgt.)
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