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Allgemeiner Anzeiger : 19.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190605196
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-19
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.05.1906
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politische Kunäschau. Deutschland. *Der Kaiser wird sicherem Vernehmen nach Ende Mai eine Zusammenkunft mit dem Zaren haben. Der Besuch des Monarchen in Cadinen, der auf mehrere Tage berechnet war, ist deshalb auf einen Tag verkürzt worden. * Graf Posadowsky ließ dem deutschen Weinbauverein mitteilen, daß nach Schluß deS Reichstags eine Sachverständigen- Kommission als Weinparlament tagen soll. *Der Großadmiral v. Köster be findet sich mit seinem Stabe auf dem Flotten flaggschiff »Kaiser Wilhelm H." bei Helgoland, wo unter seinem Kommando die Frühjahrs- vbungsflotte gebildet wurde. Diese um faßt 16 moderne Linienschiffe, 8 moderne Kreuzer, 2 Avisos und 30 Torpedoboote. Die Übungen enden am 9. Juni. *JnderbadischenZweitenKammer gab Finanzminifter Becker interessante Auf schlüsse über die finanzielle Wirkung des neuen Zolltarifs. Im Monat März beläuft sich der Ertrag für Baden, nach Abzug der Rück stände, au? 2 822 000 Mk-, also 306 000 Mk. weniger als im März vorigen Jahres. Im Monat April beträgt die Mindereinnahme rund eine halbe Million. Der Finanzminister erklärte jedoch, daß ein sicheres Urteil über die finan zielle Wirkung des neuen Zolltarifs vor Ablauf eines JahreS nicht möglich ist. x Ein weiterer Truppentransport nach Südwestafrika ging am 15. d. an Bord der beiden Dampfer »Montevideo* und „Eduard Woermann* von Hamburg ab. Der Transport umfaßt eine Stärke von etwa 300 Mann mit 1000 Pferden. Österreich-Uxgar«. * Die Lage in Österreich ist überaus miß lich. Prinz Hohenlohe ist nicht imstande, daS Übereinkommen mit den Parteien in der Wah l- reformfrage herbeizuführen. Der Wider- fiand der Tschechen ist so groß, daß man die Auflösung des Abgeordnetenhauses ins Auge faßt. Der sozialistische Abgeordnete Schumeier erklärte in einer Rede, wenn die Wahlreform nicht durchgehe, werde ein General streik ausbrechen. *Der neue ungarische Handelsminister Franz Kossuth, hat sich über die Be ziehungen Ungarns zu Deutschland, die in den letzten Wochen von den Budapester Blättern vielfach in wenig freundlicher Weise erörtert worden find, dahin geäußert, daß gute Be ziehungen zwischen Deutschland und Un garn ein hervorragendes Interesse Ungarns seien. Von diesem Gesichtspunkt lasse sich die ungarische Politik leiten, ohne sich an die deutschfeindlichen Preßstimmen, die durchaus nicht die Stimmung des Landes widerspiegeln, zu kehren. ^fraukretch. * Dem obersten Kriegsrat liegen zwei Vorschläge über eine neue Jnfanterie- bewaffnung vor. Nach dem einen soll ein dem japanischen Gewehr nachgebildetes kleinkalibriges Modell allgemein eingeführt werden; der andre verlangt eine Doppel bewaffnung, so daß die Hauptmasse der In fanterie daS kleinkalibrige Gewehr erhält, ein Teil aber mit einem 8 Kilogramm wiegenden Repetiergewehr nach dem Syft m Hotchsts aus gerüstet und dafür von dem Rucksacktragen befreit wird. England. * Im Oberhause erklärte der Unter- staatssekretär des Krieges, daß von der Regierung alle Maßnahmen getroffen seien, einen plötzlichen Angriff abzuwehren, daß Eng land nach dem bestehenden Landesver teidigungsplan ebenso schnell wie jede andre Macht mobil machen könne und daß daher keine Notwendigkeit vorliege, das Miliz- syftcm zur allgemeinen Wehrpflicht umzu wandeln. * Englische Blätter berichten, daß Deutsch land seine Teilnahme an der künftigen Friedenskonferenz nur unter der t Bedingung zugesagt habe, daß die Abrüstungs frage nicht berührt werde. In England scheint man nicht zu wissen, daß seit dem Tage jener Erklärung Deutschlands sich die allgemeine Lage wesentlich verändert hat. Außerdem aber ist jene Bedingung vor der ersten Konferenz ge stellt worden. * Als Vertreter der deutschen Städte find in London eingetroffen: Oberbürgermeister Weltmann (Aachen), Regie- rungsassefsor Küster (Frankfurt), Stadtrat Böhm, die Stadtverordneten Cassel, Rosenow und NamSlau (Berlin), Beigeordneter Ebbing, Geheimrat Delius, Kommerzienrat Vossen (Aachen), Stape und Dr. Münsterberg (Berlin). — Der Besuch wurde von Lord Lyvedon und den übrigen Mitgliedern des englischen Empsangsausschusses empfangen. Schweden. * Die Erste Kammer des Reichstages verwarf mit 126 gegen 18 Stimmen den Wahlrechtsentwurf der Regierung und nahm mit 119 gegen 26 Stimmen einen An trag betr. das allgemeine Wahlrecht mit Pro portionalwahlen zu beiden Kammern von neuem auf sechs Jahre an. Russland. * über die Amnestie gehen imReich 8 - rat die Meinungen auseinander. Graf Witte sprach für die Amnestie, die daS einzige Mittel zur Beruhigung der Gemüter sei. Die Amnestie werde nicht, wie manche be fürchten, der Anlaß einer revolutionären Be wegung werden; es sei Zeit, die Beamten willkür auszuheben. Wenn der Reichsrat um Amnestie bitte, werde der Kaiser ihm nicht sein Gehör versagen. * Konteradmiral Kusmitsch, der Chef der neuen Admiralitäts-Schiffswerft von Petersburg, wurde am 14 d., kurz nachdem er auf der Werft etngetroffen war, von einem Arbeiter mit einer schweren Eisenstange erschlagen. Der Admiral, der wegen seiner grausamen Härte bei allen Arbeitern verhaßt ist, hatte den Versuch gemacht, die Arbeiter von der Feier des 1. Mai (der nach dem russischen Kalender auf unsern 14. Mai fällt) abzuhalten. Im darauffolgenden Streit wurde der Admiral niedergeschlagen. *DaS Rätsel, wohin die Leiche des von den Revolutionären zum Tode verurteilten und Hingerichteten ehemaligen Arbeiterführers Gapon, den sie als einen „Spion der Polizei* bezeichneten, gekommen ist, ist nun mehr aufgeklärt. Man sand den toten Körper deS Verschwundenen in einer verschlossen ge wesenen Villa in der bei Petersburg gelegenen Sommerfrische Oserki. Danach ist G^pon jeden falls auf russischem Boden, vermutlich in Finn- > land, getötet worden, mrd seine von Berlin aus nach Petersburg gesandten Briefschaften waren nur dazu bestimmt, die Spuren der Tat zu verwischen. Wie es heißt, ist man den Ver brechern bereits auf der Spur, wenigstens ist der Mann ermittelt, der wenige Tage vor dem Morde die Villa mietete. Balkanstaaten. * Entsprechend dem Inhalt der Note, die die türkische Regierung als Antwort auf das englische Ultimatum nach London ge richtet hat, ist die Besatzung des Sinai? Ories Tabah auf Befehl des Sultans zurück gezogen worden. Der Sultan hofft jedoch trotz seines augenblicklichen Nachgebens seine Ansprüche gelegentlich durchsetzen zu können. Die türkisch-ägyptische Streitfrage ist vorläufig jedenfalls zu allseitiger Zufriedenheit erledigt. Amerika. * Karl Schurz, der bekannte Deutsch- Amerikaner, ist im Alter von 77 Jahren g e- storben. Schurz hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er studierte in Bonn Philologie und Geschichte, beteiligte sich an der Be wegung der Jahre 1848 und 49, fiedelte nach Amerika über, machte dort den Sezessions krieg mit und wurde unter Lincoln Staats sekretär des Innern. In Amerika besaß er einen bedeutenden Einfluß und genoß allge meines Ansehen, namentlich unter den Deutsch- Amerikanern. Afrika. *Jn Natal hatten die Engländer ein siegreiches Gerecht gegen die aufständischen Kaffern, ohne selbst Verluste zu erleiden. Zus ciem Aeickstage. Der Reichstag erledigte am Montag zunächst die zweite Lesung der Stempelstemrnovclle, die dem Börsenverkehr einige kleine Erleichterungen ver schafft. Dagegen wirb auch dann bei Aktiengesell schaften Stempel erhoben, wenn gar keine Aktien ausgegeben werden. Die Kommission hat dieser Neuerung noch rückwirkende Kraft gegeben. Bezüg lich des St-mpeltarifS blieb eS bei den von der Kommission angenommenen Ermäßigungen und Be freiungen, so daß also insbesondere die Geschäfte in Reichs- und Staatspapieren von der Stempelsteuer befreit sind. Das Gesetz tritt am 1. Juli d. in Kraft. Darauf wurde in erster Lesung die Novelle zum ReichSkaffenscheingesetz beraten. Danach werden in Konsequenz der Novelle zum ReichSbankgesetz die Reichskassenscheine zu 20 und 50 Mk. ein gezogen und solche neu im Werte von 10 Mk. auSgegeben. Da ein Antrag auf KommisfionSberatung abgelehnt wurde, folgte der ersten alsbald die zweite Beratung, die jedoch nicht zu Ende geführt werden konnte, da Abg. Arendt (freikons.) bei der Abstimmung über 8 1 die Beschlußfähigkeit des Hauses bezweifelte. Am 15. d. steht auf der Tagesordnung die dritte Lesung der DiStenvorlage und die Vorlage über die Änderung der Artikel28und 32 der Reichsverfassung. Ein neu eingegangener Antrag Gröber (Zentr.) will eine Staffelung der Rat-nzahlung eintührcn (am 1^ Dezember 200 Mk , am 1. Januar 300 Mk., am 1. Februar 400 Mk., am 1. März 500 Mk, am 1. April 600 Mk., am Schluß der Session 1000 Mark). Das Strafgeld soll pro Kopf und Tag 25 Mk. betragen, ebenfalls das TageSgeld für neu eintretende Abgeordnete. Staatssekretär Graf Posadowsky: Da alle Parteien die Diäten erhalten, so hat jede Partei Gelegenheit, sie zur Agitation zu verwenden. — Mir werden zahlreiche Parteiführer bestätigen können, baß ich sie dringend gebeten habe, bei einer be stimmten Debatte hier zu bleiben. Die von dem Vorredner wieder angezweifelte Verfassungsmäßigkeit des 8 5 steht für mich außer Frage. Von einem Eingriff in die elnzelstaatlich-n Verfassungen kann keine Rede sein. Redner bittet schließlich um mög lichst unveränderte Annahme der Regierungsvorlage. 8 1a der eigentlichen Diätenvorlage wird ange nommen. Vom Antrag Gröber wird die Staffelung angenommen. Schließlich wird die Vorlage nach venKommisfionS- beschlüffen unverändert angenommen. Es folgen die Schlußabßimmungen über das Gesetz betr. die Änderung des Artikels 28 der Reichsberfassung und die Diäten vorlage, die beide namentlich find. Die Vorlage betr. die Änderung deS Artikels 28 der ReichSberfaffung (Herabsetzung der Beschluß- fähigheitsziffer) wird mit 224 gegen 41 Stimmen bei einer Stimmenenthaltung abgelehnt. Hierauf wird die eigentliche Diätenvor- lage mit 210 gegen 52 Stimmen bei drei Stimmern enthaltungen angenommen. Es folgt die zweite Beratung des Mantel gesetzes. Dies Gesetz enthält die allgemeinen Bestimmungen für die bereits beschlossenen neuen Steuern. Van der Erbschaftssteuer soll das Reich zwei Drittel, die Einzelstaaten ein Drittel erhalten- Die MatrikularbeitrSge, die das Kontingent von 24 Millionen Mk. jährlich übersteigen, werden den Einzelstaaten bis zum dritten Rechnungsjahre ge stundet. Abg. Schrader (freis. Vgg.): Der Ausdruck Mantelgesetz bedeutet hier, daß man über eine ver kehrte Steuerpolitik den Mantel der Liebe breiten soll. Gesunde Grundsätze find überhaupt in der ganzen Finanzwirtschaft nicht zu finden. Nach Art halbbankrotter Staaten werden immer neue Steuer quellen gesucht, weil wir außer den Mairikular- beiträgen keinen beweglichen Faktor der Reichsein nahmen haben. Wir kommen daher immer wieder auf den Punkt, daß die Ausgaben die Einnahmen übersteigen, worauf wir dann eine sogenannte Finanzreform schaffen. Eine wirkliche Finanzrefora kann nur auf der Grundlage einer Reichseinkommen- oder Reichsvermögenssteuer aufgebaut werden. Diese sogenannte Finanzreform müssen wir ab lehnen und der Regierung überlassen, eine wirkliche Finanz reformvorlage einzubringen. Abg. Wiemer (Keis. Vp.): Abgesehen vo« 8 1, der die neuen Steuern entbält, können wir den Beschlüssen der Kommission zustimmen; sie bat die Bindung der MatrikularbeitrSge, wie die Re gierung sie wünschte, abgelehnt. Auch wir könnte« einer solchen Bindung niemals zustimmen. Preuß. Finanzminister Frhr. v. Rhein- babrn: Durch die Stundung der über einen be stimmten Betrag hinauSgebenden MatrikularbeitrSge ist die Kommission den Wünschen der Einzelstaaten entgegengekommen. Und ich bitte Sie, es bei diese« Beschluß zu belassen. Noch besser wäre die Be grenzung der MatrikularbeitrSge, nicht nur im Inter esse der Einzelstaaten, sondern auch des ReiLS. Nicht in einer anderen Organisation der Reichs- Verwaltung ist ein Weg zur Sparsamkeit zu finden, sondern darin, daß der ReichSschatzsekretar sagen kann: Ich habe kein Geld. Dann müssen die Wünsche der einzelnen Ressorts zurücktreten. Heute, bei dem Zustande der beweglichen MatrikularbeitrSge kann der Reichkschatzsekretär eine solche Antwort niemals geben Wenn der Reichstag auch jetzt die Bindung der MatrikularbeitrSge ablehnt, hoffe ich, daß er sie später annehmen wird, und daß er sie bis dahin wenigstens tatsächlich innehält. Damit würde er der Wohlfahrt des Reiches und der Bundesstaaten dienen. Abg. Graf Bernstorff (Welse): Wir müsse« da« Gesetz ablehnen, weil es mit der ReiÄSerb- schastssteuer den verderblichen Weg der direkten ReichS- steuer betreten Hot. Abg. Bernstein (soz.): Gerade die Erbschafts steuer macht uns daS Gesetz in erster Reihe an nehmbar. Mehrfach hat man von einer Finanz reform gesprochen. Eine organische Reform aber ist in dem Gesetz keineswegs geschaffen, man hat einfach ziemlich wahllos Geld genommen, wo man es fand, um die vorbandenen Löcher zu stopfen, ohne Rücksicht auf die Wohlfahrt weiter Volkskreise und die Grundsätze gesunder Volkswirtschaft. Sehr viel sprach man von der Mittelstandsretterei, aber diese Steuern werden mehr Leute MS dem Mittel stände ruinieren als retten. Die Ursache unsrer Finanzmisere bleibt bestehen, nämlich die gesteigerten Ausgaben für Heer, Flotte und Kolonialpolitik. Z« einer wirklichen Tilgung der Reichrschuld werde« wir erst kommen, wenn der alte bürgerliche Grund satz, der heute nur von den Arbeitern aller Länder vertreten wird, wieder zur Geltung kommt: Friede, Freiheit und Einschränkung der Rüstungen. Abg. Raab (Antis.): Unsre sozialen Ideale find durch diese Finanzreform nicht erfüllt, wir werben aber trotzdem für den 8 1 des MantelgesetzeS stimmen. Hiermit schließt die Debatte. 8 1 wird gegen die Stimmen der Linken, Polen, Welfen und einiger Antisemiten angenommen, ebenso 88 2 und 3. 8 4 setzt den Beginn der Tilgung der Reichrschuld mit 3/» Prozent auf das Jahr 1907 fest. „Ei« Antrag Büsing (nat-lib.), Dietrich (kons)> v. Ortzen (freik.) und Spahn lZentr.) will 1908 statt 1907 setzen. 8 4 wird mit diesem Amendement angenommen. Der Rest des Gesetzes wird in der Fassung der Kommission debattelos angenommen. Hierauf vertagt sich das Haus. Von jVab und fern. ^ensrSbruvst. In Magdeburg ist da? Gebäude der Zuckerfabrik Felsche total nieder- gebrannt. Der Schaden beträgt 700 000 Mk. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. K Vie Mage äer Gerechtigkeit. Lj Roman von Maximilian Brytt. <8ortsetz»o») »Aber das ist es ja gerade, was ich ver hindern will!' entfuhr es der alten Dame in aufgeregtem, ängstlichem Tone. „Was Sie — verhindern wollen?' fragte der Ingenieur befremdet. »Mit welchem Recht verhindern?* „Nun, Herr Struck,' sagte die alte Dame fast atemlos, „ich richte die Bitte au Sie, meiner Nichte heute und in den falzenden Tagen nicht zu begegnen — auch in den näch sten Wochen und Monate» nicht — und, nm auch eine zufällige Begegnung auszuschlteßen, lieber sofort wieder zurückzureiseu.' Der Ingenieur blieb steheu. Tin bitteres Lächeln tauchte in seinem Antlitz auf. „Das ist nicht wenig verlangt, mein gnädiges Früu- lein, wenn Sie bedenken, daß ich seit drei Monaten, seitdem ich in Singavvre die mir ganz ungeheuerlich erscheinende Nachricht von der Verlobung Ihrer Nicht« mit diesem Herrn Salwoda erhalten hatte, jeden Tag, jede Stunde zählte, die mich Berlin und einer Aussprache mit Stephanie näher brachte!' „Nirn könnte ja ich fragen, mit welchem Recht Sie auf dieser Aussprache bestehen?* „Mit dem Recht des Freunde-, Fräulein van Reck!' erwiderte er mit Nachdruck. „Und ich nehme an, daß Sie an der Aufrichtigkeit «einer Gefühle für Stephanie nicht zweifeln.' „Nein, Herr Struck. Sie haben meiner Cousine manchen großen Dienst geleistet — zu Zetten, als es ihr sehr schlecht ging. Noch in ihren letzten Tagen hat meine arme Cousine Ihrer gedacht — mit einer rührenden Dankbar keit, darf rch wohl sagen. Aber das hindert nicht, daß sie in einem gewissen Punkte ihre ganz bestimmte Absicht hatte und auch bis zu ihre« Tod« beibehielt.' Arnold erhob das Antlitz zu dem bleigrauen Novembechimmel. „Mein Sott, Fräulein von Reck, Sie wissen, wie innig, wie zärtlich ich Stephanie geliebt habe. Sie war mir schon ans Herz gewachsen, alS sie noch ein halbes Kind vor. Es war ja Torheit von mir, daß ich mich so früh Ihnen und der Majorin offenbarte. Ich war damals noch in den Anfängen meiner Karriere, unfähig, einen Hausstand begründen zu können. Und da Sie von einem langen Brautstand nichts wissen wollten, so war mir als einem ehelichen Menschen die Gelegenheit abgeschuitten, mich Stephanie zu offenbaren ... Aber daß Sie, Fräulein von Reck, Sie, die Sie meine heiße, zärtliche Liebe zu Stephanie kannten, eS zugeben konnten, daß sie sich arü>erweit band, noch bevor mir die Möglichkeit gegeben war, mich ihr anzuvertrauen, — daS — daS ist eben unverständlich für mich. Das beweist mir, daß die Freundschaft nm einseitig geblieben ist.' „Ja, Vorwürfe, Vorwürfe I* seufzte daS alte Fräulein. „Ich dacht' mir's ia. Sie find noch immer der stürmische, trotzige Mensch von früher. Und deshalb fürchte ich ja auch so für Stephanie.' Arnold ward immer erregter. „Fräulein von Reck, indem Sie mir daS sagen, geben Sie zu, daß Stephanie mehr für mich übrig hat, als in Ihrem und im Sinne der Majorin gelegen haben mag. Und Sie geben auch damit zu, daß ihr Bräutigam ihr Herz nicht in dem Maße auS- füllt. . .' „Das hab' ich nicht gesagt!' verwahrte sich die alte Dame lebhaft. „Kalwoda ist ein vor trefflicher Mensch — er liebt, er verehrt unsre Stephanie über alle Maßen; er verwöhnt sie, liest ihr und ihrer ganzen Umgebung jeden Wunsch von den Augen ab — und eS ist ganz natürlich, daß Stephanie ihm dankbar dafür ist!' „Dankbar — ah, so!* „Und auch gut ist sie ihm, wirklich gut!* Sie schritten am Geländer des Kanals Wetter, vom Lehrter Bahnhof zum Tiergarten. Arnold hing bitteren Gedanken nach. Rach längerem Schweigen fragte er plötzlich: „WaS sagte denn Stephanie, als sie meinen Brief auf ihre Berlobungsanzsige bekam?' Fräulein von Reck kämpfte mit sich. End lich ließ sie sich vernehmen: „Nun, Herr Strnck, Sie mögen ja auch dann wieder meine gute Absicht verkennen; aber da Sie direkt danach fragen, muß ich's Ihnen eiugestehen: Stephanie hat diesen Brief nicht gelesen.* „Nicht gelesen?* „Ich habe ihn ihr nicht ausgehändigt — wer« Sie ein häßliches Wort gebrauchen wollen, mögen Sie auch sagen: ich habe ihn unterschlagen.' Überrascht war der Ingenieur stehen ge- blieben. „Aber . . . Fräulein von Reck — ja, wissen Sie denn, was Sie da getan haben? Wollen Sie das etwa auch damit entschuldigen, es sei zu Stephanies Wohl geschehen?' „Ja, Herr Struck, daS will ich. Sie er innern sich, daß meine Cousine seinerzeit dB Briefwechsel zwischen Ihnen und Stephanie «B unt«r der Bedingung zugegeben hat, daß voa Ihrer Seite alles unterblieb, WaS Stephans irreletten konnte. Sie hatten der Majori» ja sogar Ihr Wort darauf gegeben. Trotzde* lasen wir stets alle Briefe, die Sie von Ihre» Reisen auS an Stephanie schrieben, bevor wd sie ihr auShändigten. So hielt ich's auch noch dem Tode meiner Cousine. DaS war meiu» Pflicht. Und da ich auf diese Weise Kenntnis auch von jenem Schreiben erhielt, daS nur zu sehr geeignet war, Stephanie wieder wankend zu machen, so vernichtete ich's, ehe «S fie i» neue Kämpfe trieb.' „Neue Kämpfe, sagen Sie? . . . Ar«« Stephanie, WaS mag man dir zugesetzt haben: „Zugesetzt? — wir? Etwa Benjamin nutz ich? Wenn fie uns um Rat fragte und wK ihr nach bestem Wissen und Gewissen ant worteten? ... Sie versuchten eine Beein flussung in Ihrem Briefe, Herr Struck, Gis ganz allein!* „Ja, mein verehrtes Fräulein, mit der ganzen Leidenschaft, deren ich fähig bin, draiH ich in meinem Schreiben daraus, daß Stephanie sich prüfen möge, bevor fie den verantwortungs reichen Schritt wirklich auSsührt. Gewiß, ich sprach wie der Liebende, wie der Verzweifelnd«, wie der um sein eigenes LebenSglück Be trogene, der wenigstens verhüten will, daß sein Liebstes, sein Teuerstes auf der Erve ins Unglück rennt!* „Und daS eben — durften Sie nicht! Sl« M N<t '»Gold oz^arg Mb,r d? tz? Auen mr „r btephq Udo ö 'S Achte beeist Are'? Hierhx haben, ?? je« Sin stusdehn Pfunden Mier E «unq ha w 2 D Röt Großind er ieinei «och Urd tntrkaw Laudon» X S »ahm d «Mßu Hraians T H. Iwgener »°n Sch sich nun die La>i diese W, »dann La jein i-ßfich sr anfto Mes T >° Gröl Herzog «udreiß, !>»r ein dems betret, ^e« n Uft Wew Dressel der Mn Mes. "ruikrai Lutere! 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