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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, «donnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten NnterhaltungSblatte»" o» "b Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau» 1 Mark 2« Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltsne Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/,11 Uhr einzusenden. Nr. 4V. Schriftleitung, Druck unö Verlag von K. LHuvig, Bretnig 16. Jahrgang. Sonnabend den 18. Mai 1SV6. SS . — Vom neuen Truppenübungsplatz für 12. (I. Königs. Sachs.) Armeekorps. Vernehmen nach sind die Verhandlungen den Besitzern des in Frag- kommenden Drains bei Königsbrück-Schwepnitz fast gänz- ^7 abgeschloffen und ohne irgendwelche grenzen zur Erledigung gebrachr worden. in recht verschwindenden Ausnahmen sich eine zwangsweise Abtrennung not- Pfizer Arealstücke erforderlich machen. Die für den Barackenbau sind ebenfalls gestellt, so daß es nur noch an der Ge- l?Migung des Reichstages fehlt, um mit den die Herrichtung des Truppenübungsplatzes ^wendigen Arbeiten beginnen zu können, ^lese Genehmigung dürfte aber erst im Herbst "teilt werden können, da wohl in Kürze mit °wer Vertagung des Reichstages bis dahin rechnen ist. Bautzen,15. Mai. Die Unterschlagungen Bürgerschuloberlehrers Leberecht Rudolf Ludwig in Zittau, des Kassierers de» dortigen, leitens der Lehrerschaft im Jahre 1868 gegrün deten Spar- und Vorschußoereins, fanden heule die gerichtliche Ahndung. Ludwig ist Oertlickes und Sächstsche- Ueber den Verlauf der Obstblüte lauten den Berichten im praktischen Ratgeber die Nachrichten im allgemeinen günstig. E» m Aussicht auf eine sehr gute Kirschenernte, -turnen dürften reichlich weroen. Auch Aepfel tWn eine gute Mittelernte erhoffen, wenn das Wetter weiterhin günstig bleibt. Großröhrsdorf, 18. Mai. Gestern Nachmittag halb sechs Uhr ist der bei den Schieferdeckern M. u. B. Hofmann hierselbst "sichäftigt gewesene Schieferdeckergehilfe Hein- nch Neumeister während der Arbeit vom Wen Dache eines zirka K Meter hohen Wagenschuppen« des Bäckermeisters Mauksch Eürzt. Anscheinend von einem Schwäche- Wll überrascht, hat er beim Sturze schwere ^4ädel-, sowie innere Verletzungen erlitten, W den linken Arm mehrfach gebrochen, «r ist sofort in das hiesige Krankenhaus "Großmannstift" überführt worden, woselbst er am selben Tage abends an den Verletzungen gestorben ist. Neumeister, aus Lobenstein öwürtig, befand sich seit einem Vierteljahre Ml in Arbeit, ist 59 Jahre alt und wird ein guter, zuverlässiger Arbeiter geschildert, deine Frau und fünf erwachsene Kinder Philen noch in Pirna. Dhorn. Am Sonntag fand die Jahres- lierbandsversammlung der Vereine für frei- Mige Brandschädenunterstützung hierselbst l'Ott. Nachdem die Präsenzliste festgestellt Horden war, erfolgte der Vortrag des Kaffen« Lichts, nach welchem eine Einnahme von Mk. 1315,55 und eine Ausgabe von Mk 1252,99, mithin ein Kaff-nbestand von Mk. b2,5ü erzielt worden ist. Unterstützungen er hielten im Jahre 1905 5 von Brandschäden betroffene Mitglieder. Der bisherige Gesamt- Vorstand wurde wiedergewählt und als Bei der die Herren Böhme-Pulsnitz-M./S. und Wolffersdorf Lichtenberg hinzugewählt. Der Verband zählt zur Zeit 2060 Mitglieder. ^Ne gewünschte Beitragserhöhung wurde bis nächsten Verbandsversammlung vertagt. Dar Sommerfest des Verbandes wird am 24. ^uni d. I. in Ohorn in Verbindung mit der Feier des 30jährigen Bestehens des dortigen ^krstützungsvereins abgehalten werden. Die Ochste Verbandsversammlung findet im Herbst w Leppersdorf statt. 1867 Lehrer in Zittau. Er bezog zuletzt eln Gehalt von 3500 Mark. Seiner Ehefrau fielen als Erbschaften gegen 20 000 M. zu. Diese Summe wurde aber schnell verbraucht, da die Familie des Angeklagten viel Geld zu ihrer Unterhaltung erforderte. Er besaß zwei Söhne und zwei Töchter. Die Frau de« Ludwig war jahrelang krank und mußte operiert werden. Als im vorigen Jahre dem Verein einige Einlagen gekündigt wurden, konnte der Kassierer Ludwig das Geld nicht zurückzahlen. Infolge wiederholter Mahnungen versuchte der Angeklagte in Zittau ein Darlehn aufzu nehmen, was ihm aber nicht glückte. Die Angelegenheit kam zur Kenntnis des Kassen- ausschuffes und bei einer Revision stellte man einen Fehlbetrag von 17 000 Mark fest. Ferner ergab sich, daß der Angeklagte auch den dem Verein ein geräumten Bankkredit auf gebraucht hatte. Der von dem Angeklagten betrogene Spar- und Norschußverein befindet sich gegenwärtig in Liquidation. Zu seiner Verteidigung gab Ludwig an, er hätte gute Freunde gehabt und geglaubt, von diesen das Geld geliehen zu bekommen. Sein Neffe, Herr Dr- Uhlich in Zittau, würde ihm auch emen größeren Betrag gegeben haben. Einige Tage vor seiner Verhaftung ließ er die 5000 Mk., welche er sich von diesem Neffen geliehen hatte, auf sein Grundstück eintragen. Wegen Unterschlagung wurde der Angeklagte zu 3 Jahren Gefängnis und 5jährigem Ehrenrechts verlust verurteilt. 2 Monate der erlittenen Untersuchungshaft gelten als verbüßt. Wilthen, 14. Mai. Heute vormittag verunglückte der hier wohnhafte Zimmermann Julius Schöne dadurch, daß er sich auf die bei dem Baue der Industriebahn der Gebr. Friese in Kirschau verwendete Lokomotive ver- botenerweise gesetzt und von dieser herunterge fallen und überfahren worden ist, wodurch sein Tod eintrat. Löbau. Zehn Jahre ist ein Brief unterwegs gewesen, den Herr Gemeindeäitester Bretschneider in Herwigsdorf bei Löbau im Jahre 1896 an seinen Sohn in Wales (Eng land) abaesandt hatte und der erst jetzt als unbestellbar zurückkam. Dresden. Die Gründung einer Gesellschaft sächsischer Arbeitgeber zum Zwecks der Entschädigung bei Arbeitseinstellungen ist gesichert. Die Gründung 'soll am 1. Juni offiziell erfolgen. — Die erste Dresdner Gymnasiastin hat nun im Wettiner Gymnasium zu Dresden ihren Einzug gehalten. In der Unterprima sitzt seit kurzem eine junge Dame, die dem Unterricht mit Eifer beiwohnt. Auf einer gesondert aufgestellten Bank hat sie ihr Heim aufge schlagen. Sie ist geprüfte Lehrerin und will sich namentlich in der griechischen Sprache vervollkommnen, um später eine Stelle als Oberlehrerin an einer höheren Mädchenschule zu bekleiden. Riesa. Al« sich Montag abend das sechs jährige Töchterchen des Bahnwärters Hühner stein im nahen Gröba allein m der Wohnung befand, kam es dem Küchenfeuer zu nahe, da« die leichten Kleidchen erfaßte. Ehe es gelöscht werden konnte, hatte das Kind so schwere Brandwunden davongetrazen, daß e« noch einigen Stunden verstarb. — Wieder verhaftet wegen Mordverdachts. Aus Zöblitz wird gemeldet: In die Mord affäre, der in der Nacht zum 26. vorigen yeule die gerichtliche Ahndung. Ludwig ist Monats die Gasmeisters - Ehefrau Graß zum tm Jahre 1845 in Lödau geboren und seit Opfer gefallen ist, scheint Licht kommen zu wollen. Den Ehemann Graß, der wegen Mordverdachts schon einmal verhaftet, aber wieder freigelaffen worden war, hat man neuerdings festgenommen, da sich neue schwer belastende Verdachtsmomente gegen ihn er geben haben. Zschopau, 15. Mai. Jedenfalls im Anfalle geistiger Umnachtung wurde der seit dem 6. Mai mit seinem Enkelkind spurlos verschwundene Webermeister Schmidt von hier zum Mörder und Selbstmörder; er hatte erst sein 3jähriges Enkelkind, dann sich selbst er hängt. — Dem Hungertods preisgegeben. Vor dem Schwurgericht in Freiberg in Sachsen hatte sich dieser Tage die 53 Jahre alte Tischlersshefrau Marie Streller wegen Mord versuchs zu verantworten, den sie an ihrer 32jährigen Tochter Hedwig dadurch begangen haben soll, daß sie diese dem Hungertods aus liefern wollte. Kurz vor Beginn der Ver handlung wurde die Angeklagte in den Saal geführt. Sie ist schwarz gekleidet und macht nicht den Eindruck einer Frau, die schon über 50 hinaus ist. In dem Verhör wußte sie geschickt zu antworten und auf jeden Vorhalt des Vorsitzenden eine Antwort zu geben, als ob sie auch ihrer Hedwig gegenüber die liebe vollste Mutter gewesen wäre, dis es überhaupt gibt. Unter der Wucht der Zeugenaussagen brach aber später dar von ihr aufgebaute Kartenhaus zusammen, und nur ihre nächsten Verwandten hielten treu zu ihrer Seite. Der Eröffnungsbeschluß legt der Angeklagten zur Last, ihre 32 Jahre alte Stieftochter Hedwig Streller von der frühesten Kindheit an fort gesetzt mit nicht genügender Nahrung versehen, wiederholt geschlagen, zu schwerer Arbeit an- gehalten, vor ihren übrigen Kindern zurück gesetzt und in seelischer Hinsicht schlecht behan delt zu haben. Von Mitte Januar dieses Jahres ab hat dis Angeklagte ihrs Stieftochter in einem nicht heizbaren Badezimmer gehalten und ihr Nahrung nur in größeren Zeitabschnit ten zugeführt, bis das Mädchen am 21. März durch die Polizei befreit wurde. Die Ange klagte erscheint deshalb hinreichend verdächtig, vorsätzlich und mit Ueberlegung einen Mord versuch begangen und widerrechtlich vorsätzlich ihre Stieftochter eine Woche in Gefangenschaft gehalten zu haben. Die Angeklagte ist seit dem 7. Juli 1876 mit dem Tischlermeister Streller verheiratet; sie Hal sechs leibliche Kinder. Die Angeklagte wurde wegen ver suchten Mordes und Freiheitsberaubung zu 6 Jahren Zuchthaus, 6 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. — Erdrosselt in ihrem Bette aufgefunden wurde am Dienstag früh in Mülsen St. Jacob die im Hause ihres Bruders wohnende 30jäh- rige Fabrikarbeiterin Groh. Nach den bis jetzt angestellten Erörterungen soll sich dieselbe mittels ihres Schaltuches selbst ums Leben gebracht haben, da sie in letzter Zeit immer schwermütig gewesen ist. Andererseits wird aber auch die Vermutung ausgesprochen, daß eine fremde Person die Hand mit im Spiele habe, weshalb die Beerdigung behördlich unter sagt und die Schlafkammer der Groh versiegelt wurde. — Selbstmord eines Kindes. In Ober- srohna ertränkte sich der 12jährige Schulknabe Hofmann. Mehrere Knaben warfen sich auf dem Nachhausewege von der Schule mit Steinen, wobei der erwähnte Hofmann einen gleichalterigen Kollegen an den Kopf traf, jedoch ohne ihn schwer zu verletzen. Aus Furcht vor Strafe ging er nicht nach Hause, sondern lief direkt in einen unweit gelegenen Teich. Der Leichnam wurde nach längerem Suchen gefunden. — Fortuna, die launische Dame, hat sich der Stadt Chemnitz während der letzten Ziehung der sächsischen Lande«lotterte recht wenig günstig erwiesen. Sie scheint sich ihre« 'Anrechts aber bewußt zu sein und will da« Versäumte nun offenbar nachholen, denn bei der Ziehung der Lotterie der Dresdner Pferde ausstellung fielen die beiden ersten Hauptge winne auf Lose, die in Chemnitzer Kollektionen gespielt wurden. Es fiel der erste Hauptge winn, ein mit 4 Pferden bespannter Landauer, auf die Nr. 6991 in die Kollektion des Herrn Johannes Kreisig (Paul Malich Nachf.), Kronenstraße, und der zweite Hauptgewinn, eine mit zwei Pferden bespannte Equipage, auf die Nr. 3b 450, in die Kollektion des Herrn Rudolf Daniel, Neustädter Markt. Chemnitz. Aus gräßliche Weise ist die 13jähcige Tochter des hiesigen Restaurateur» Gerber verunglückt. Das Kino setzte sich, nachdem es sich in einer Wanne im Waschhause gebadet hatte, aus den Kesselrand, um sich etwas zu wärmen. Dabei verschob sich der Deckel, wodurch das Kind in .den halb mit heißem Wasser gefüllten Kessel fiel und sich erheblich verbrühte. Nach mehrtägigem Schmerzenslager starb das Mädchen. — SperlingSrachs. Ein interessanter Vor gang aus der Vogelwelt wurde kürzlich in einem Garten in Oberoderwitz beobachtet Als im Frühjahr di« Stare wieoerkehcten. entspann sich ein Kampf zwischen einem Sperlingspaar und einem Starenpaar um de» Nistkasten, wobei letzteres siegte. Dies ver gaßen die ersteren nicht. Während die Stare brüteten, konnten sie ihnen nicht beikominen, jetzt aber, wo die kleinen Stare ausgsschlüpft waren, kam der Tag der Rache- Als das Starenpaar nach Futter für die Jungen fortflog, stürzten sich die Sperlmge auf die aufsichtslosen kleinen Stare und warfen sie alle aus dem Nistkasten. Als die alten Stare zurückkehrten, fanden sie ihr Nest leer. Die Sperlinge waren auch verschwunoen. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Rogate: Vorm. 7^ Uhr Früh amt mit Beichte und heiligem Abend mahl durch k. Dittrich - Hauswalde. Vorm. 8>/z Uhr Gottesdienst. Probepredigl des Herrn Hilfsgeistlichen Gottfried Kränkel tn Königswalde bei Werdau. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Armin Walther, S. de» Fabrikarbeiters Max Armin Horn 19 b. — Rosa Elsa, T. des Tagearbeitccs Ernst Richard Zscharnack 165. — Johanna Helene, T. des Gartenarveiters Heinrich Ewald Jungnickel 120 b. — Walter Johannes, S. des Oberfärbermeisiers August Hermann Jahr reiß 270r. — Außerdem 1 unehel. Knabe. Aufgebote: WirtschaftSgehilfe Friedrich Max Angermann in RennerSvorf mit Liddi Camilla Eisold 222. Todesfälle: Alfred Max, S. de» Fabrikarbeiters Emil Erwin Freudenberg Nr. 302d, 5 M. 27 T. alt. — Emilie Selma Roch, Ehefrau des Scharwerksmaurers August Wilhelm Roch Nr. 227, 54 I. 2 M. 17 T. alt. — Marie Erna, T. d. Zimmermanns Friedrich August Buder Nr. 260 c, 7 T. alt, — Sebald Otto Fritz, S. d. Zigarrenfabri kanten jPaul Otto Senf Nr. 182 b, 7 I. 2 M. 27 T. alt.