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Allgemeiner Anzeiger : 26.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190605264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19060526
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19060526
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-26
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.05.1906
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politische Kunäfchau. Deutschland. * DerKaiser ist zu kurzem Jagdaufent halt in Prökelwitz eingetroffen. * DerKatser wird am 8. September dem Grasen Pückler in Rogau einen' Besuch ab statten, am 9. das durch daS preußische Heer lager von 1761 bekannte Dorf Bunzelwitz be sichtigen und am 10. nach Liegnitz reisen. In Liegnitz wird der Kaiser die Piastengruft sowie die Kaiser Friedrich-GedSchtniskirchr in Augen schein nehmen. Nach Beendigung der Manöver besucht der Kaiser den Fürsten Solms in Klitzschdorf. *Jm Bundesrat wurden die Aus schußantrüge Letr. die zweite Ergänzung zum Neichshaushaltsetat und die Ergänzung zu dem Entwürfe des Haushalts- etatS für die Schutzgebiete auf das Rechnungs jahr 1906, angenommen. *Der Staatssekretär des Reichs- schatzamts Frhr. v. Stengel ist er krankt. Das Leiden Stengels, das man anfänglich für eine Erkältung hielt, scheint nervöser Natur zu sein, was ja aus den mannig fachen Aufregungen erklärlich wird, die die Be ratung der Reichtzfinanzreform mit sich ge bracht hat. * Die Annahme der SchulvorIage im Preuß. Abgeordnetenhause erscheint infolge Einbringung eines nationalliberalen VermittelungsantrageS zur Frage der Anstellung der Rektoren als gesichert. "Die evangelischen Kirchen regierungen Deutschlands werden am 14. Juni zu achttägiger Konferenz in Eisenach zusammentrrten. * Der ReichStagS-Abgeordnete Graf Reventlow (Wirtschaft!. Vgg.), Ver treter des Wahlkreises Rinteln-Hofgeismar, ist in der Nacht zum Dienstag im städtischen Kranken hause zu Wiesbaden gestorben. Österreich-Ungar». * Ein neuer Streit ist zwischen Österreich und Ungarn wegen desZolItarifes ausge- Lrochen und droht eine sehr ernste Wendung anzunehmen. Die ungarische Negierung ver tritt den Standpunkt, daß der Inhalt des Zoll tarife? dadurch, daß ihm seitens Ungarns der Charakter eines Vertrages gegeben wird, keinerlei Änderung erleide; die Besorgnisse des österreichischen Ministerpräsidenten Prinzen Hohenlohe seien nur dadurch verursacht, daß der Zolltarif vom österreichischen Reichsrate bereits als gemeinsamer Zolltarif angenommen worden sei und daß er als solcher auch die Grundlage für die auswärtigen Handelsverträge gebildet habe. Wenn nicht in den nächsten Tagen ein Einverständnis erzielt wird, dann kann es, je nach der Entscheidung deS Kaisers, entweder zu einer ungarischen oder zu einer österreichischen Ministerkrise kommen. (Es ist also noch alles beim alten, obwohl Kaiser Franz Joseph in Budapest, wohin er sich zur Eröffnung des Reich 8 ratS begab, mit ungeheurem Jubel empfangen wurde.) * Der Chef des russischen General stab e S wird am 19. Juni in Wien eintreffen, um die Einrichtungen der österreichischen Armee näher kennen zu lernen. Italien. * Da eine lange Besprechung desKönigS mitGiolitti vermuten läßt, daß dieser, dem seine Parteigenoffen unermüdlich zureden, der kommende Mann sei, werden gerüchtweise seine Kollegen bereits genannt. Es heißt, Giolitti, als Parteigänger des Privstcisenbahnbetriebes, werde sich sür den Rückkauf der Südbahn nicht erhitzen, gegen den auch die Gesellschaft Gleich gültigkeit bekundet. Andre Berichte besagen, der König habe schon tatsächlich Giolitti mit der Kabinettsbildung beauftragt. Und dieser wieder habe Tittoni, dem jetzigen Bot schafter in London, das Portefeuille deS Nutzeren angcboten. Bei der allgemeinen Un sicherheit der parlamentarischen Lage läßt sich aber die Zusammensetzung deS kommenden Kabinetts schwer übersehen. * DaS Befindendes Papstes bessert sich mehr und mehr. Das Fieber ist gänzlich bis auf weiteres verschwunden. Der Leibarzt Professor Lapponi riet jedoch dem Papst, noch vorsichtshalber das Bett zu hüten. Doch empfing der Papst schon den Kardinal Merry del Val in Audienz. Rtchlavd. * Weite Kreise der russischen Gesellschaft find infolge des unerwarteten Schicksals, das der ZarderDuma - Adressehat zu teil werden lassen, recht niedergeschlagen. Mit Ausnahme der Gemäßigten erblicken alle Abgeordneten in der Ablehnung der Adresse durch den Zaren eine vorsätzliche und schwere Beleidigung der neuen Volksvertretung. Obwohl die Mit glieder der Duma jetzt schon wissen, daß die Auslösung des jungen Parlamentes unvermermeidlich geworden ist, so wünschen sie doch, daß der endgültige BruL mit Krone und Negierung auf Grund der Agrar reform erfolge, damit bei den Neuwahlen die gesamte Bauernschaft sür die Parteien der Linken Kimme. Gerüchtweise verlautet, General Trepow habe geäußert, die Regierung werde die Duma nicht auf lösen, aber fie werde solche Verhältnisse schaffen, daß die Abgeordneten von selbst auseinandergeheu würden. (Das sieht dem Lenker des Knutenregiments ähnlich.) * Die Agrarkommis sion der Kadetten beschloß, einen von 30 Abgeordneten unter zeichneten Antrag über unverzügliche Beratung der Agrarfrage durch die Duma etnzubringen. Die Frage soll einer 33gliedrigen Kommission übergeben werden. Ferner wurde beschlossen, im Reichsrate eine Fraktion der Kadetten zu bilden. * Auf eine Anfrage über Mißstände im russischen Polizeidepartement ließ der Minister des Innern in der Duma erklären, daß er innerhalb der gesetzlichen Frist von vier Wochen antworten werde. (Ob dann das Parlament noch im Taurischen Palast tagt?) * In Batum wurde der amerika nische Vizekonsul Stuart, von Geburt Engländer, in einer Villa ermordet aufge funden. Der Mörder entkam. Balkanstaate«. * Zum griechischen Kammerprä sidenten wurde Bufsides (Anhänger der Regierungspartei) mit 106 gegen 41 Stimmen gewählt. Amerika. "Den Revolutionären auf San Domingo geht nun die amerikanische Negie rung mit allem Nachdruck näher zu Leibe. Bis jetzt haben vier kriegsmäßig ausgerüstete Kanonenboote die Fahrt nach San Domingo angetreten. Afrika. *Ein marokkanischer Seeräuber Valiente griff, wie Londoner Blätter melden, das in Gibraltar beheimatete Segelschiff „Con- suela" südlich von Ceuta auf. Drei Munn der Besatzung wurden gefangen genommen. Der Eigentümer der „Consuela" erhob bei der Regierung energische Vorstellungen und ver langte sofortige Hilfe und Schutz. Die See räuber binden sich augenscheinlich absolut nicht an die Beschlüsse von Algeciras und benutzen eifrig die ihnen bis zum Amtsantritt der neuen Polizeitruppe noch verbleibende Zeit. Afie«. * In gut unterrichten Kreisen Tokios wird lebhaft besprochen, daß es zwischen Japan und Rußland zu einem neuen Zwischenfall bezüglich Korea gekommen ist. Rußland soll weder den zwischen Japan und Korea geschlossenen Vertrag, noch die Ober herrschaft Japans über diese Halbinsel aner kennen wollen. Rußland stützt sich darauf, daß der Venrag von Portsmouth die Unabhängigkeit Koreas anerkenne. Deutschland und Eng land unterstützen angeblichdenjapanischenStand punkt, während Frankreich und die Ver. Staaten weder für die eine noch für die andre Partei sich entscheiden. Auch in der Mandschurei gestaltet sich die Lage von Tag zu Tag ernster; den vor einigen Tagen angekün- l digten diesbezüglichen Notenkrieg hat die russische Regierung nunmehr begonnen. *Der englische Geschäftsträger überreichte dem Waiwupu (Auswärtigen Amt) eine zweite Protestnote gegen dieNeugestaItung des Zollamts. Die französische Botschaft ist angewiesen, die englische Regierung auch diesmal zu unterstützen. Auch die deutsche Bot schaft erhielt nunmehr die Weisung, den chine sischen Erlaß zu bekämpfen. * Der Schah von Persien ist völlig wieder hergestellt. > ... Hemieder Reichstag. Am 22. d. wurde zunächst eine Reihe von Rechnungssachen nach den ausführlichen Be richten der Referenten ohne Debatte erledigt. Auf Antrag des Abg. Erzberger (Zentr.), der von allen Parteien unterstützt wird, tritt das Haus zunächst in die zweite Beratung des Pensionsgesetzes für die Unterklassen de» Reich Sh eereS ein. Abg. Südekum (soz.): DaS vorgelegte Gesetz bringt manche Verbesserungen für die Zukunft, doch bleiben viele Wünsche unerfüllt. Vor allem steht die Sorge für die Unteroffiziere und Mannschaften in gar keinem Verhältnis zu der für die Offiziere. ES erweckt den Anschein, als ob das Gesetz sür die unteren Klaffen nur eingebracht ist, um das für die Offiziere durchzubringen. Besonders kraß tritt der Unterschied der beiden Gesetze bei den Verstümwe- lungSzulagen hervor, bei den Offizieren 900 bis 1800 Mark, bei den Mannschaften 27 bis S4 Mark. Wir haben vergebens versucht, die Renten aus reichend zu gestalten und haben nur einige kleine Verbesserungen durchsetzen können. Trotzdem werden wir für das Gesetz stimmen, wenn das Plenum keine Verschlechterungen hineinbringt. Kriegsminister v. Einem bemerkt auf eine Äußerung des Vorredners, daß wegen schwerer Mißhandlungen bestrafte Unteroffiziere gar nicht in die Lage kommen, den Zivilversorgungsschein zu erlangen. Die Soldaten und diejenigen Leute, die sonst systematisch mißhandeln, werden derartig be straft, z. B. mit Degradation, mit mehrmonatlicher Gefängnisstrafe usw-, daß die Folge davon ist, daß kein Vorgesetzter mit diesen Leuten mehr kapituliert. Sobald ihre Kapitulationsperiode abgelaufen ist, gehen sie jedes Anspruchs auf Versorgung verlustig. Dies wollte ich hier nur konstatieren. Abg. Graf O r i o l a (nat.-lib.): Selbst der Abg. Südckum, dem es sonst nahe liegt, eine scharfe Kritik zu üben, hat anerkennen müssen, daß in der Vor lage eine große Zahl von Verbesserungen en-halten find. Da» System der Abstufung nach der Erwcrbk- fähigkeit verdient einen wesentlichen Vorzug vor dem alten Schema. Ich bedaure es, gerade mit bezug auf dre Höhe der Verstümmelungszulage der Offi ziere, die Berstümmelungszulage für Mannschaften nur in der Höhe derjenigen Zulage gewährt wird, die bisher den Kriegsinvaliden zufiel. Abg. Erzberger (Ztr.) setzt auseinander, daß die Kommission keine besseren Beschlüsse hätte fassen können, als sie gefaßt hat. Anträge wurden der Abmachung gemäß im Plenum nicht gestellt. Die verschiedenen Redner, die zu Worte kamen, bedauerten, daß nicht noch wehr Härten durch das Gesetz beseitigt würden. Sie erklärten sich aber sämtlich für die Annahme der Vorlage. rz Von I^ab unä fern. X Der Kaiser l« der Schützenlinie. In wie hohem Maße sich der Kaiser auch mit den kleinsten Details der militärischen Einzel ausbildung besaßt, bewies der Monarch, wie nachträglich bekannt wird, gelegentlich der Ge fechtsübung des Königsregiments auf dem großen Exerzierplätze Freskaty unweit Metz. Der Kaiser legte sich hinter die auf dem Boden liegenden Schützenlinien und sah nach, ob die Mannschaften die Division richtig gestellt hatten. Hierbei bemerkte der Monarch, wie aus zuver lässiger Quells gemeldet wird, daß einer der Schützen zum Schuß anlegte, ohne das Visier, dem Befehls gemäß, sorgfältig eingestellt zu haben. Da tönt plötzlich neben ihm aus dem Munde seines Allerhöchsten Kriegsherrn: „Du, das kostet mindestens drei Tage, wenn's ein andrer sieht I" Zur Besser««- der ««glisch deutsche« Vezrehungr« werden nach Meldungen eng lischer Blätter seitens eines Londoner Vereins Voidereriungeu für den Besuch von etwa 30 Verlegern und Redakteuren deutscherZeitungen in der Zeit vom 20. bis 27. Juni d. getroffen. Reiche- Vermächtnis. Der verstorbene Ingenieur Johann Ahl hat der Stadt Düssel« dorf eine Million Mark testamentarisch zu Studienunterstützungszwecken vermacht. Die Bergung de- Torpedobootes „8 IS««« ist nach unendlicher Mühe nunmehr gelungen. Die Fahrzeuge des Nordischen Bergungsvereins find mit dem Torpedoboot in der Kieler Außenföhrde eingelausen. Dor Wrack wird zunächst auf den flachen Strand gesetzt und später iv der Kaiserwerst eingedockt. X Eine teuere Brosche. Nach einer Be kanntmachung des Aachener Polizeipräsidenten ist einer Dame auf der Reise von Monte Carlo über Frankfurt, Köln nach Aachen, oder in dieser Stadt eine Ileeblattsörmige Brosche um drei großen Brillanten in Verlust geraten. DS Wert des Schmuckstücks wird auf etwa 20 M Mark angegeben. Die Brillanten haben d>e Größe eines Fünfpfennigstücks. Die Brosche befand sich in einem gelblich-weißen Waschleder- Etui mit Druckknopf. Ein «eurS Waisenhaus in Lahr. Dee Jntendcmtursekretär Hauptmann Thäder au» Halle a. S. vermachte dem Reichswaisenhaust zu Lahr 583 000 Mk., wovon ein neues Reichs- Waisenhaus am Berge Altvater sür 50 Waisen- Mädchen erbaut werden soll. Durch eine Benzinexpkofio« in der Schuhfabrik Heß in Erfurt find zwei Arbeiter getötet, drei Frauen und ein Arbeiter lebens gefährlich verbrannt worden. Beide Auge« verbräunt. In Strecknn bei Halle schlug der Blitz in die elektrisch" Leitung der Grube „Emma", an der Arbeit« beschäftigt waren. Den Ärmsten wurden die Augen vollständig ausgebrannt, so daß m völlig erblindeten. X Ein schwerer Automobilurifall er eignete sich gelegentlich der vom Norddeutschen Automobilklub in Hamburg veranstalteten Z"' verläsfigkeitssahrtHnmburg-Ellersburg'Sond^s- bürg und zurück. Kurz vor Flensburg bra" an einem viersttzigen Motorwagen eine AW infolgedessen der Wagen mit voller WE gegen einen Baum anfuhr und die Insassen herausgeschleudert wurden. Hierbei erlitt ein Oberleutnant schwere Verletzungen, während cB mitfahrende Dame mit leichten Kontusionen davonkam. » Diebische Rückwanderer. Um 2080 B bestohlen wurde auf dem Bahnhofe in do Lippeltstraße in Hamburg ein Rückwanderer Dieser war mit einem Farmarbeiter Bloomington im Staate Illinois, in dessen Begleitung sich noch ein zweiter Mann besann- soeben mit dem Dampfer „Pretoria" in M bürg eingetroffen. Die beiden Männer liM nun den Rückwanderer, von dem fie wuM daß er ein kleines Vermögen bei sich trug, dem genannten Bahnhof und stahlen ihm 509 Mk. Bargeld und drei auf dem NmA „Wilhelm Brücket" lautende SvarkassenbE in Höhe von je 180, 550 und 850 Mk. nach erstatteter Anzeige gelang es der Ha'" burger Polizei, den Farmarbeiter zu verhalf sein Komplice aber war inzwischen mit Beute entkommen. Eine Dynamitexvlofio« ereignete sich Ä Rotthausen auf der Zeche Dahlbusch SM zwei und fünf. Dort war vor einiger of von einigen Arbeitern mit Dynamit geschah worden. Nun bohrten die Unvorsichtigen ° derselben Stelle wieder an, wobei ein gebliebener Schuß losging, der die Le", mehrere Meter zurückwarf und fie teilw ^ schwer verletzte. An dem Aufkommen MU der Bergleute Drittelführer und Florczak, in das neue Knappschaftskrankenhaus U Ueckendorf gebracht wurden, wird gezwel!' Für einen dritten, Tischer, hegt man HoffE auf Erhaltung des Lebens, ein vierter, Kowals»' ist leicht verwundet. Spielerei mlt dem Gewehr. In dorf bei Glauchau erschoß der zwölsjiW Sohn des Gutsbesitzers Müller seine SchE auf die er im Scherz ein Gewehr angelegt N Vie Mage äer Gerechtigkeit. 4s Roman von Maximilian Brytt. cF-rtseyung.) Es glänzte feucht in ihren Augen, von deren stahlblauer Regenbogenhaut Arnold in dieser Sekunde überhaupt nichts wahrnahm; er sah nur die großen Pupillen, in denen sich das Fenster mit dem Lehnstuhl und seinem Bilde widerspiegelte. Eine Weile schwieg er. „Ja, Stephanie," kam es dann in leisem, etwas verzagtem Ton von seinen Lippen, „ich liebte." Sie nickte vor sich hin und nahm einen Gang durchs Zimmer auf. An Benjamins großem Schreibtisch blieb fie stehen und spielte mit einem dolchartigen Brieföffner, scheinbar ganz in diese Beschäftigung vertieft. „Und es war eine unglückliche Liebe, Arnold?" „Ja — es war eine unglückliche Liebe." Abermals eine Pause. „Und weil Sie glaubten, daß ich unglücklich liebte, hielten Sie mich für befangen und wollten sich mir nicht offenbaren? Auch nicht — vor Ihrer Verlobung?" fragte er mit merklich zit ternder Stimme. Stephanie bejahte stumm. „Ich hätte es für den Beweis einer großen Freundschaft gehalten, Stephanie. Denn wie es so ganz unerwartet geschah, da erschien es mir unfaßbar, unerklärlich. Ich ... ich verzweifelte damals an Ihnen, Stephanie." Sie stützte das Antlitz in die Hände, sich halb über die Schreibtischplatte lehnend. An den Erschütterungen ihrer Schultern sah Arnold, daß sie weinte. Nun nahm er ihr eine Hand vom Antlitz und hielt fie in der seinen. „Sprechen Sie sich aus, Stephanie. Erklären Sie mir das Unerklärliche. — Ich glaubte Sie nach dem Tode Ihrer Mutter durch die gut angelegte Pension materiell ziemlich gesichert, und da plötzlich höre ich von einer Verlobung, die — Sie werden mir das häßliche Wort verzeihen — die mir den Eindruck einer Geldheirat machen mußte!" Sie hatte ihm in ziemlicher Erregung ihre Hand entzogen; ihre Tränen trocknend erhob fie sich vom Schreibtischstuhl. „Gut, Sie sollen alles erfahren. Sie sollen mich verstehen lernen." Sie atmete tief auf. „Natürlich glauben Sie, ich könnte meinem Bräutigam keine aufrichtige Neigung entgegenbringen, weil er um mehr als zwanzig Jahre älter ist als ich, nicht wahr? Nun, ich will Ihnen gestehen: ich habe in tausend Wechselfällen des Lebens seinen lauteren Ckarakter schätzen gelernt. Und denken Sie sich den Eindruck, den sein Antrag gerade in jener schweren Zeit auf mich machen mußte, als unser ganzer Hausstand durch dis unglückliche Spekulation Benjamins zusammen zubrechen drohte!" Bei den letzten Worten Stephanies hatte Arnold sein Haupt rasch erhoben. „Wie soll ich das verstehen?" „Das Patentbureau, in dem Benjamin sich eine sichere Existenz zu gründen gehofft hatte, mußte Konkurs anmelden — Klagen kamen — man wollte zur Pfändung schreiten. Da war cs Franz, der sich unsrer annahm. Er löste Benjamins Verbindlichkeiten. Und — trug mir Herz und Hand an. Das waren qualvolle Tage des Zweifels. Ich sah ein, daß ich ja nicht über mein Schicksal allein zu entscheiden hatte: mit dem meinigen war auch das der unpraktischen, hilflosen, in vornehmer Nichts tuerei und in Armut ausgewachsenen Tante Gusti innig verquickt!" Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Antlitz. „Warum sollte ich nicht glücklich werden an Franzens Seite? Er liebt mich — ich achte ihn. Es ist nicht das stürmische, jauchzende Glück, von dem ich früher — ein halbes Kind noch — einmal geträumt habe; aber gehen denn alle Märchenwünsche in Erfüllung ? Sagten Sie vorhin nicht ebenfalls, daß Sie unglücklich geliebt haben? . . . Nun, sehen Sie, Arnold, Sie werden diese Wunde, die das Schicksal Ihrem Herzen schlug, auch einmal vernarben sehen — und dann erblüht Ihnen gewiß ein andres, wenn auch stilleres Glück!" Fest sah er ihr ins Antlitz, so daß fie eine leise, seltsame Verwirrung überkam. „Nie, nie wird das geschehen, Stephanie. Ich habe nur einmal geliebt — und das wird der Inhalt meines Lebens bleiben!" Sie wußte sich seinen rätselhaften Blick, der etwas unsagbar Leidensvolles, dabei aber auch Vorwurfsvolles besaß, nicht zu deuten. „Was ist Ihnen nur, Arnold?" Sie jagen mir Furcht ein l" sagte Stephanie immer ängst licher. „Eine seltsame Jdeenverbindung!" sagte er mit einem seltsamen Lächeln. „Ich dachte da eben an Benjamin . . . Erklären Sie mir do^ Stephanie, was Ihr Bruder mit der „Levans zu tun Hal!" „Benjamin — ach, an den dachten Sie - Es lag eine so hörbare Enttäuschung in ihr«" Ton, daß Arnold annehmen mußte, fie ha"' etwas ganz andres aus seinem Munde erwart« Draußen klingelte es in diesem Äugend»" zweimal hastig hintereinander. Man hörte d"» Mädchen die Tür öffnen — dann vernap man lebhaftes Durcheinandersprechen: die liest' gemütliche Stimme des Bräutigams, das scharst' schneidige Organ Benjamins, und die aufg« regte Stimme der Tante Gusti. , „Franz hat ihm ein Kapital vorgeschossen, sagte Stephanie, „eine hohe Summe, durch d«> Benjamin Teilhaber der „Levantina" geworden ist. Ende Oktober ist das Geschäft zustand' gekommen." Arnolds Augen hatten sich immer mehl vergrößert — gleichzeitig nahm sein Gefich«' ausdruck eine derartige Verwunderung a^ während sich tiefe Falten auf seiner Stil" bildeten, daß Stephanie, selbst verwirrt geworden, ihn nach dem Grund seiner Überraschung fragen wollte. . Doch da öffnete fich bereits die Tür, »»" die Verwandten traten ein. Zufällig hatten Franz und Benjamin, dl« fich auf einer Einkaufsfahrt durch die Stad» befanden, die Tante, die gerade in ein« Droschke einsteigen wollte, um nach Hause zu fahren, entdeckt und trotz ihres Protestes mit genommen. . Weder Arnold noch Fräulein von Res «und. dam von d Alp, Klub Alte t ^esch, Sern - diel r sinen Mne gäbe vorh Arm den Aq heil noch Ihrer Suat dem Aer Sie 3n» Ali kl-d! auf hier ist d Kchl Wol zieren Thorn und N OWe der Z nichtig bei drc Ansteck Woche Nono fordert «aßre; «eisten iund, Ichließl oufgen Behm Unter T da dorgek Ei Md ai ding r Bürge stidtisi ihr vi dosW «scher Die r kleine! denn i Seid die S erste; X Legen Nasch Mine; An V «ar, sofort dor. noch nanier «aren Md § d««u «ei de iodsc . T der I' «etter haben Snichi Blitze Aicha! Sinde ^chuj Sa« 'Mdte ein > schien, »ZN 0 de! sp mau. alter ja. M Ton Ing aber
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